Grundlagen der Immunologie Prof. Dr. Lajos Kemény Dr. Annamária Kemény Universität Szeged Klinik für Dermatologie und Allergologie Immunologie/Immunbiologie Biologische/biochemische Grundlagen der körperlichen Abwehrmechanismen gegen - Krankheitserreger - andere körperfremde Stoffe Störungen und Fehlfunktionen dieser Abwehrmechanismen Immunitas (lat.): „befreit sein“ , „Schutz“ www.dermall.hu Wissenschaftsgeschichte I. Edward Jenner (1796): „Ein Mensch ist vor Pocken geschützt, wenn man ihn mit Kuhpocken- oder Vacciniaviren impft.” Vakzination: die Schutzimpfung einer gesunden Person mit abgetöteten oder attenuierten (lebenden, aber abgeschwächten) Krankheitserregern WHO (1979): Pocken ausgerottet Pathogene Wissenschaftsgeschichte II. Robert Koch (19. Jh.): Infektionskrankheiten auf Mikroorganismen zurückzuführen sind Pathogene (krankheitsverursachende (Mikro)organismen): Viren, Bakterien (Prokaryonten), Pilze, Protozoa und Würmer (Eukaryonten) Louis Pasteur (1890er Jahre): Choleraimpfstoff in Hühnern Impfstoff gegen Tollwut Immunsystem: „Gesundheitspolizei”; unser „sechster Sinn” Was erkennt das Immunsystem? Eigen oder fremd SNS-Model (Burnet, 1959) fremde Strukturen Krankheitserreger A) Polivirus; B) Vibrio cholerae; C) Toxoplasma gondii; D) Ascaris sp. Fremde Strukturen lösen eine Immunantwort (IA) aus: - pathogene Mikroorganismen - andere fremde Strukturen - geschädigte, anomale eigene Strukturen Eigen – fremd Problematik: Axiom der Immunologie (Hintergrund immunvermittelter Krankheiten) 1 SNS-Modell → Gefahrsignal-Modell (Burnet, 1959 – Matzinger, 1994) Erkennung Entscheidung Eigen Toleranz Nicht-eigen Immunantwort IA und Toleranz: aktive, gelernte Prozesse Erkannte Strukturen Antigen: Stoff, der die Bildung von Antikörper anregen kann Antikörper: Protein, das spezifisch an das Antigen bindet, das seine Produktion ausgelöst hat Matzinger P Science Vol 296, p301-305 (2002) Die zwei Arme des Immunsystems I. Natürliche = angeborene Immunität (natural = innate immunity) Erworbene = adaptive Immunität (acquired = adaptive immunity) - nicht Antigen-spezifisch - erkannte Strukturen: Pathogenassoziierte molekulare Muster (pathogen associated molecular patterns; PAMPs – Zellwand-und ZellmembranKomponenten der Pathogene) - Rezeptoren: PAMP recognition receptors; PRRs - Antigen-spezifisch - erkannte Strukturen: Antigene (Peptid- oder Peptid-verbundene Strukturen) - Rezeptoren: Lymphozytenrezeptoren (B- und T-Zell Rezeptor; BCR, TCR) – „Schlüssel-Schloss Modell” IA – medizinische Versorgung Natürliche Immunität: Pathogengruppen/Familien keine individuellen Erreger „Gruppendiagnose” Erworbene Immunität: individuelle Erreger Antigen: eine Peptidstruktur oder Peptid-verbundene Struktur, die vom adaptiven Immunsystem erkannt werden kann Die zwei Arme des Immunsystems II. Natürliche = angeborene Immunität (natural immunity) - die erste Linie der Immunität - frühe, sofortige IA - nicht übermittelbar - kein immunologisches Gedächtnis - humorale = lösliche (Komplementsystem, Zytokine, Proteine der akuten Phase) und zellulare Komponenten (Makrophagen, Granulozyten, NK –Zellen, DCs) Erworbene = adaptive Immunität (acquired = adaptive immunity) - die zweite Linie der Immunität - späte IA (mehrere Tage) - übermittelbar - immunologisches Gedächtnis - humorale (Antikörper, Zytokine) und zellulare Komponenten (B- und TLyphozyten) (ab Wirbeltieren) Die Hauptschritte der Immunität und die Phasen der Immunantwort Erkennung – Eliminierung – Gedächtnis (natürlich + erworben) (natürlich + erworben) (erworben) Immungedächtnis: ein Antigen bei einer wiederholten Exposition schneller und mit einer höheren Effektivität vernichten afferente Phase – zentrale Phase – efferente Phase Erkennung Informationstransfer Effektorfunktionen - Aktivierung (exekutive Maßnahmen) - Proliferation - Effektorzellen (Teilung) - Gedächtniszellen (erworbene) - Differenzierung 2 Immunologisches Gedächtnis Antigenvernichtung Effektorzelle Gedächtniszelle Antigenvernichtung Antigenreiz + Antigen Effektorzelle Lymphozyt afferente Phase zentrale Phase Gedächtniszelle efferente Phase Theorie der klonalen Selektion: Monospezifität jeder Lymphozyt weist einen Rezeptortyp von einmaliger Spezifität auf: proliferiert nur der dem Antigen entsprechende Lymphozyt Kooperation; costimulierendes Signal Ly: die klonale Expansion und Differenzierung erfördert ein weiteres Signal = costimulierendes Signal: - chemische Signalstoffe = Zytokine (lösliche) oder - membrangebundene Moleküle (Membranproteine) Zytokine: Immunmediatorproteine/Botenstoffe werden von Immunzellen produziert Lymphozyt Alle Immunreaktionen sind Kooperationsphänomene Klonal: identisch; von demselben Vorfahren Die Zusammenarbeit der zwei Arme des Immunsystems Sie sind aufeinander gebaut und hängen eng miteinander zusammen Zeitliche Anordnung: frühe IA – späte IA Natürliche Immunität: „Dirigentenfunktion”: - AG-Präsentierung - Zytokinproduktion - Bestimmung der Richtung/Stärke der adaptiven IA Natürliche Immunität: keine minderwertige, untergeordnete Immunität! Herkunft der Namen „natürlich/angeboren” und „erworben/adaptiv” Physikochemische Barrieren: Haut und Schleimhäute Haut Schleimhäute -die gesunde Haut ist den Pathogenen undurchdringlich – mechanischer Schutz - Säurenmantel (ungesättigte Fettsäuren) – antibakterielle Wirkung - Flora-Kolonisation (nichtpathogene Mikroorganismen) – verhindert die Vermehrung der Pathogene -sezernierte Produkte (Tränen, Speichel, Harn) und die Paristaltik des Darmes – mechanischer Spüleffekt und antimikrobielle Wirkung durch ihre Bestandteile (z.B. Lysosim und sezernierte Antikörper in Tränen und Speichel) - Flora-Kolonisation (Mundhöhle, Darm, Scheide) 3 Normale Immunfunktion: Gleichgewicht zwischen Immunantwort und Toleranz Normale Immunanfunktion Toleranz Immunantwort Immunpathologische Zustände I. Immunschwächen: - angeborene (Mutationen in Genen mit Immunfunktion) - erworbene (erworbene Immunabwehrschwäche/ acquired immundeficiency syndrome; AIDS) Autoimmunkrankheiten: Toleranzmechanismen sind falsch entwickelt Immunsystem erkennt eigene Strukturen als fremd (Typ I. DM, rheumatische Erkrankungen) Immunschwäche Autoimmunerkrankungen Allergien Informationen Immunpathologische Zustände II. IA zielt auf fremde, aber unschädliche Antigene; Immunreaktion ist unbegründet - Pollenallergien, Hausstaubmilbenallergie, Pelzallergien, Lebensmittelallergien usw. 13 Vorlesungen Klausur: 1x schriftlich; gegen die Mitte des Semesters Prüfung: Kolloquium schriftlich; ab 14. Unterrichtswoche Lehrbuch: 1) Immunologie auf 70 Seiten - Thieme Tumoren: 2) Allergien: „Immunüberwachung” (immunological surveillance) Ch. A. Janeway – P. Travers – M. Walport – M. Shlomchik: Immunologie www.dermall.hu/education/Degree programs/Grundlagen der Immunologie 4