Cecilia Bartoli »Mission« Donnerstag 22. November 2012 20:00 12638_KM_22-11-12_d.indd U1 20.11.12 09:48 Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Sollten Sie einmal das Konzert nicht bis zum Ende hören können, helfen wir Ihnen gern bei der Auswahl geeigneter Plätze, von denen Sie den Saal störungsfrei (auch für andere Konzertbesucher) und ohne Verzögerung verlassen können. Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt wird oder auf Fotos in Medienveröffentlichungen erscheint. 12638_KM_22-11-12_d.indd U2 20.11.12 09:48 Cecilia Bartoli Mezzosopran kammerorchesterbasel Julia Schröder Violine und Leitung »Mission« Donnerstag 22. November 2012 20:00 Pause gegen 20:55 Ende gegen 21:15 12638_KM_22-11-12_d.indd 1 20.11.12 09:48 PROGRAMM Agostino Steffani 1654 – 1728 Ouverture aus: Henrico Leone (1689) »Schiere invitte«. Arie des Alarico aus: Alarico il Baltha (1687) »Sposa, mancar mi sento« – »Deh, non far colle tue lagrime« Szene und Arie des Tassilone aus: Tassilone (1709) »Non prendo consiglio«. Arie des Ermolao aus: La superbia d’Alessandro (1690) Ouverture aus: La libertà contenta »Amami, e vederai«. Aria der Niobe aus: Niobe, regina di Tebe (1688) Ouverture aus: I trionfi del fato »Sì, sì, riposa o caro« – »Palpitanti sfere belle« Szene und Arie der Sabina aus: Alarico il Baltha (1687) »Notte amica al cieco dio«. Arie der Alcibiade aus: La libertà contenta (1693) »Più non v’ascondo«. Arie der Rotruda aus: Tassilone (1709) »A facile vittoria«. Arie des Sigardo aus: Tassilone (1709) Pause 2 12638_KM_22-11-12_d.indd 2 20.11.12 09:48 »Foschi crepuscoli«. Arie der Aspasia aus: La libertà contenta »Luci ingrate«. Arie des Alessandro aus: La superbia d’Alessandro »Morirò fra strazi e scempi«. Arie des Henrico aus: Henrico Leone »Dal tuo labbro amor v’invita«. Arie des Tassilone aus: Tassilone Ouverture aus: Orlando generoso (1691) »Ove son?« – »Dal mio petto« Szene und Arie der Anfione aus: Niobe, regina di Tebe Aires pour les nymphes de la rivière aus: La lotta d’Hercole con Acheloo (1689) Lentement – Gigue – Sarabande »Dell’alma stanca« – »Sfere amiche« Szene und Arie der Anfione aus: Niobe, regina di Tebe »Mie fide schiere, all’armi« aus: I trionfi del fato (Instrumental) »Suoni, tuoni, il suolo scuota«. Arie der Erta aus: Arminio (1707) 3 12638_KM_22-11-12_d.indd 3 20.11.12 09:48 DIE GESANGSTEXTE »Schiere invitte« Arie des Alarico aus: Alarico il Baltha (1687) Libretto von Luigi Orlandi Alarich Unbesiegbare Krieger, zögert nicht, auf, eilt zum Beutezug. Plündert das edle Rom, das schon bezwungen liegt in Schutt und Asche. Alarico Schiere invitte non tardate, su volate a’ le rapine. Dispogliate l’alta Roma, ch’è già doma, fra le stragi e le ruine. »Sposa, mancar mi sento« – »Deh, non far colle tue lagrime« Szene und Arie des Tassilone aus: Tassilone (1709) Libretto von Stefano Benedetto Pallavicini Tassilone Sposa, mancar mi sento; guidami in parte, ove mi chiuda gli occhi tua destra pia. Or che onorato, e certo moro della tua fede, moro contento. Tassilo Meine Braut, ich werde ohnmächtig; führe mich an einen Ort, wo deine fromme Hand meine Augen schließt. Jetzt, wo ich ehrenvoll und deiner Treue sicher sterbe, sterbe ich glücklich. Deh non far colle tue lagrime al mio cor la morte amara. Perché liet’io spirerò, a un pensier che t’oltraggiò, se pietade impetro, o cara. Weh, mach mit deinen Tränen meinem Herzen den Tod nicht bitter. Denn ich werde heiter sterben wenn ich für einen Gedanken, der dich kränkte, deine Gnade erlange, oh Liebste. »Non prendo consiglio« Arie des Ermolao aus: La superbia d’Alessandro (1690) Libretto von Ortensio Mauro Ermolao Non prendo consiglio, se non dal furor. Non cura periglio desio di vendetta e zelo d’onor. Hermolaus Nur von Wut lass ich mich beraten. Rachewunsch und Ehreneifer achten nicht auf Gefahr. 4 12638_KM_22-11-12_d.indd 4 20.11.12 09:48 »Amami, e vederai« Arie der Niobe aus: Niobe, regina di Tebe (1688) Libretto von Luigi Orlandi Niobe Amami, e vederai ch’Amor non ha più stral, vibrolli tutti al seno mio per te. In quei tuoi vaghi rai è l’ardor mio fatal, né v’è fede, che sia pari a mia fé. Niobe Liebe mich, und du wirst sehen, dass Amor keine Pfeile mehr hat, er schoss sie alle für dich in meine Brust. In deinen strahlenden Augen brennt meine verhängnisvolle Begierde, es gibt keine Treue wie die meine. »Sì, sì, riposa o caro« – »Palpitanti sfere belle« Szene und Arie der Sabina aus: Alarico il Baltha (1687) Libretto von Luigi Orlandi Sabina Sì, sì, riposa ò caro acciò che dorma la pena agitatrice a’ tuoi bei lumi che a’ quei del Ciel recar invidia ponno, novella Pasitea richiamo il sonno. Sabina Ja, ja, ruhe dich aus, mein Liebster, um die aufwühlende Pein in deinen schönen Augen zum Einschlafen zu bringen, Augen, die der Sterne Neid erwecken; als neue Pasithea rufe ich den Schlaf. Palpitanti sfere belle del mio sol, hor v’addormento. Riposate, e cessate per rigor d’irate stelle d’agitarvi nel tormento. Flimmernde, schöne Sphären meiner Sonne, ich besänftige euch nun. Ruht und lasst nach, wegen des erzürnten Himmels euch schmerzvoll zu quälen. Ma di vapor soave il ciglio intorno anch’io sento gravarmi. Palpitanti sfere belle del mio sol … Inebriati i sensi cedono à dolce oblio … del mio sol, hor v’addormento, hor v’addormen … Aber, umweht von süßen Schwaden werden auch meine Augen schwer. Flimmernde, schöne Sphären meiner Sonne … Trunken weichen meine Sinne süßem Schlummer. … meiner Sonne …, ich besänftige euch nun, ich besänftige euch nun … 5 12638_KM_22-11-12_d.indd 5 20.11.12 09:48 »Notte amica al cieco dio« Arie der Alcibiade aus: La libertà contenta (1693) Libretto von Ortensio Mauro Alcibiade Notte amica al cieco Dio, il mio bene a me conduci. Guidin l’ombre quelle luci che son gli Astri del cor mio. Alkibiades Nacht, du Freundin des blinden Gottes, führe meinen Schatz zu mir. Möge das Dunkel die Lichter führen, die die Sterne meines Herzens sind. »Più non v’ascondo« Arie der Rotruda aus: Tassilone (1709) Libretto von Stefano Benedetto Pallavicini Rotrude Più non v’ascondo, affetti miei: vi sappia il mondo, e son contenta. Splenda vivace la cara face; quella che aborro, quella sia spenta. Rotruda Ich verberge Euch nicht länger, meine Gefühle: die Welt soll Euch kennen, dann bin ich froh. Es strahle lodernd die liebe Flamme; die ich verachte sei ausgelöscht. »A facile vittoria« Arie des Sigardo aus: Tassilone (1709) Libretto von Stefano Benedetto Pallavicini Sigardo A facile vittoria la tromba qui m’invita. E solo amor audace, armato di sua face, la furia è che m’irrita. Sigard Zu einem leichten Sieg ruft mich hier die Trompete. Und die einzige Rage, die mich quält, ist die kühne Liebe, mit ihrer Fackel bewaffnet. 6 12638_KM_22-11-12_d.indd 6 20.11.12 09:48 »Foschi crepuscoli« Arie der Aspasia aus: La libertà contenta Libretto von Ortensio Mauro Aspasia Foschi crepuscoli, che preparate l’esequie al dì; atre caligini, deh v’affrettate per celar qui il volto amabile che m’invaghì. Aspasia Düstre Dämmerung, die du den Tag zu Grabe trägst, unheilvolle Dunkelheit, ach, beeile dich, und verberge hier das geliebte Antlitz, das mich bezaubert hat. »Luci ingrate« Arie des Alessandro aus: La superbia d’Alessandro Libretto von Ortensio Mauro Alessandro Luci ingrate, sol tempeste di martiro voi destate in questo sen. E pur quando non vi miro, luci ingrate, nulla veggo di seren. Alexander Undankbare Augen, nur Stürme von Leiden entfacht Ihr in dieser Brust. Und doch – wenn ich euch nicht erschaue, undankbare Augen, erblicke ich nichts, was mich erheitert. »Morirò fra strazi e scempi« Arie des Henrico aus: Henrico Leone Libretto von Ortensio Mauro Henrico Morirò fra strazi e scempi e dirassi ingiusti dei che salvando i vostri tempi io per voi tutto perdei. Heinrich In Mord und Zerstörung werde ich sterben, und es wird heißen, ungerechte Götter, dass ich bei der Rettung eurer Tempel wegen euch alles verlor. 7 12638_KM_22-11-12_d.indd 7 20.11.12 09:48 »Dal tuo labbro amor v’invita« Arie des Tassilone aus: Tassilone Libretto von Stefano Benedetto Pallavicini Tassilone Dal tuo labbro amor m’invita a prezzar ancor la vita, ma non so ciò che sarà. Se la rabbia del mio fato, implacabile, ostinato, o se amor trionferà. Tassilo Von deinen Lippen lädt die Liebe mich ein, das Leben noch zu schätzen, aber ich weiß nicht, was noch geschehen wird. Ob der Grimm meines Schicksals, unbefriedbar, unbeirrt, oder die Liebe siegen wird. »Ove son?« – »Dal mio petto« Szene und Arie der Anfione aus: Niobe, regina di Tebe Libretto von Luigi Orlandi Anfione Ove son? Chi m’aita? In mezzo all’ombre solo m’aggiro e abbandonato, ahi lasso in abisso d’orror confondo il passo. Niobe, ahi doglia infinita! Perduta ho l’alma, e ancor rimango, e ancor rimango in vita. Amphion Wo bin ich? Wer hilft mir? Ich eile allein und verlassen im Dunkeln umher; ach, erschöpft verlaufe ich mich im schrecklichen Abgrund. Niobe, ach, unendlicher Schmerz! Meine Seele habe ich verloren, doch ich bleibe, ich bleibe noch am Leben. Dal mio petto, o pianti, uscite in tributo al mio dolor. E in virtù de’ miei tormenti, disciogliendovi in torrenti, in voi naufraghi ’l mio cor. Tränen, erhebt euch aus meiner Brust als Tribut für meinen Schmerz. Und kraft meiner Qualen fließt in Strömen, in Euch soll mein Herz untergehen. 8 12638_KM_22-11-12_d.indd 8 20.11.12 09:48 »Dell’alma stanca« – »Sfere amiche« Szene und Arie der Anfione aus: Niobe, regina di Tebe Libretto von Luigi Orlandi Anfione Dell’alma stanca a raddolcir le tempre, cari asili di pace a voi ritorno: fuggite, omai fuggite da questo seno o de’ regali fasti cure troppo moleste, egri pensieri: che val più degli imperi in solitaria soglia, ed umil manto scioglier dal cor non agitato il canto. Amphion Um der matten Seele Qualen zu mildern, kehre ich zu dir zurück, geliebter Ruheort. Flieht nun, flieht von dieser Brust, oh allzu lästige Sorgen, trübe Gedanken über königlichen Prunk: denn mehr als Königreiche ist es wert, wenn auf einsamem Boden, in bescheidener Hülle das Lied von unbesorgtem Herzen aufsteigt. Sfere amiche, or date al labbro l’armonia de’ vostri giri. E posando il fianco lasso, abbia moto il tronco, il sasso da miei placidi respiri. Freundliche Sphären, verleiht nun den Lippen das Ebenmaß eurer Kreise. Und während mein müder Körper ruht, seien Bäume und Steine von meinem ruhigen Atem bewegt. »Suoni, tuoni, il suolo scuota« Arie der Erta aus: Arminio (1707) Libretto von Stefano Benedetto Pallavicini Erta Suoni, tuoni, il suolo scuota d’oricalchi un lieto fragore. Ed a voi amiche genti sian gl’insoliti portenti di diletto e non d’orrore. Erta Der heitere Lärm der Bläser erschalle, erklinge und lasse den Boden beben. Und für euch wohlgesonnenes Volk seien sie die ungewohnten Überbringer von Freude, nicht von Schrecken. Übersetzung: Monika Scheel 9 12638_KM_22-11-12_d.indd 9 20.11.12 09:48 Agostino Steffani Zwischen Oper und Politik – Ein bewegtes Leben Er war Diplomat an deutschen Fürstenhöfen und erarbeitete sich nicht nur als Politiker einen ausgezeichneten Ruf, sondern ebenso als Komponist von Opern und Kammermusik. In späteren Lebensjahren zum Bischof ernannt, setzte er sich für die Belange der katholischen Kirche ein. Agostino Steffani war eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Musikgeschichte an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert. Geboren wurde er am 26. Juli 1654 in Castelfranco Veneto als Sohn von Camillo Steffani und seiner Frau Paolina. Während der Schulzeit, die er bei seinem Onkel Maranto Terzago in Padua verbrachte, zeigte sich Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern auf einer Italienreise vom Gesang des dreizehnjährigen Agostino beeindruckt, der als Sopransolist zum Chor der Basilica di Sant’Antonio gehörte. Der bayerische Kurfürst beschloss, dem jungen Sänger eine fundierte Ausbildung zum Musiker in München zu ermöglichen. Steffanis Eltern stimmten dem Plan zu, da sie darin eine einmalige Chance sahen, die sie niemals hätten ermöglichen können. Vom Hofmusicus zum Abbé In München erhielt Steffani Unterricht im Orgel- und Cembalospielen und wurde bereits im Alter von 18 Jahren zum Hofmusicus ernannt. Der Kurfürst finanzierte ihm außerdem eine zweijährige Studienreise nach Rom, wo ihn Erole Bernabei, maestro di capella alla capella Giulia in Vaticano, in Kontrapunkt und Kirchenmusik unterwies. Durch den Aufenthalt im Vatikan in seinem Glauben gestärkt, ließ sich Agostino Steffani zum Priester weihen und legte Wert darauf, fortan mit Abbé angesprochen zu werden, der im 17. Jahrhundert gebräuchlichen Anrede für katholische niedrige Weltgeistliche. Als Pfründe erhielt er die bei Nördlingen gelegene Abtei Löpsingen, deren kargen Einkünfte er sich allerdings mit dem Augsburger Domkapitel teilen musste. 10 12638_KM_22-11-12_d.indd 10 20.11.12 09:48 Da zu dieser Zeit ein Geistlicher als Komponist weltlicher Musik keinen Anstoß erregte, schrieb Steffani, nachdem er nach München zurückgekehrt war, insgesamt sechs Opern, so auch 1687 die Auftragskomposition Alarico il Baltha zum Geburtstag der österreichischen Erzherzogin Maria Antonia. Die Libretti verfasste mehrfach sein Bruder Ventura, der inzwischen ebenfalls in München als Hofpoet und Privatsekretär Karriere gemacht hatte. Barocke Schauopern für Hannover 1688 folgte Agostino Steffani einem Ruf von Herzog Ernst August von Braunschweig-Calenberg an den Hof nach Hannover, um die künstlerische Leitung des neu erbauten Opernhauses zu übernehmen. Zu seinen Aufgaben gehörte ebenso die alljährliche Komposition einer Oper für den Karneval. Die Gazetten lobten seine Musik, andere Höfe spielten Steffanis Bühnenwerke nach. Die vornehmlich an antiken Mythen orientierten Texte und den dramaturgischen Aufbau seiner Opern überließ der Komponist dem Librettisten Ortensio Mauro, seines Zeichens Hofpoet. Das Ergebnis waren barocke Prunk- und Schauopern. So benötigte man 1689 für die festliche Einweihungsoper des Opernhauses Henrico Leone (Heinrich, der Löwe) unter anderem folgende Bühnenbilder und Maschinen: Ein zerbrechendes Schiff, einen Greifen, der Heinrich in sein Nest entführt, eine Wolke, die Heinrich auf den Lüneburger Kalkberg trägt, und schließlich einen Triumphwagen, den vier lebendige Pferde zogen. Da die Oper im Dienste fürstlicher Repräsentation stand, sollte die Erinnerung an den glorreichen Welfen Heinrich der Löwe gleichzeitig den Anspruch Ernst Augusts auf die Kurfürstenwürde untermauern, da ihm diese wegen seines evangelischen Glaubens bislang verwehrt geblieben war. So ernannte der Herzog seinen Hofkomponisten zum Diplomaten, um seine Ansprüche bei den katholischen Kurfürsten durchzusetzen. Agostino Steffani wurde mit der Aufgabe betraut, eine Denkschrift in italienischer Sprache zu verfassen, die er auf dem Augsburger Kurfürstentag dem päpstlichen Nuntius überreichte. Der Inhalt war eine Abhandlung über die Verdienste des Herzogs gegenüber den Christen im Allgemeinen und der katholischen Religion im Besonderen. Für diese und ähnliche Erörterungen schien Abbé 11 12638_KM_22-11-12_d.indd 11 20.11.12 09:48 Steffani auch deswegen geeignet zu sein, weil ein katholischer Geistlicher als Anwalt für die Kurwürde des Herzogs von Hannover glaubhaft wirkte. 1692 führten Steffanis Bemühungen zum Erfolg. Ernst August wurde zum Kurfürsten erhoben. Da er in den wichtigsten europäischen Städten ständige Gesandtschaftsposten unterhielt, entsandte er den nunmehr 42-Jährigen Abbé nach Brüssel, der dort sechs Jahre lang die Geschäfte eines ständigen Gesandten führte. Der gebildete und weit gereiste, zudem mehrsprachige Italiener, der von seinen Zeitgenossen als liebenswürdig und gewandt beschrieben wurde, der anschaulich über Musik und religiöse Fragen parlieren konnte (und nebenbei politische Informationen aufschnappte), zudem noch leicht singbare Kammerduette komponierte, war in Brüssel eine Bereicherung für den höfischen Zirkel. Regierungspräsident in Düsseldorf Auf Vorschlag der in Florenz geborenen Prinzessin Anna Maria Luisa de’ Medici, mit der Steffani im Briefwechsel stand, berief ihn Kurfürst Johann Wilhelm, der auch Jan Wellem genannt wurde, 1702 nach Düsseldorf. Agostino Steffani wurde als Geheimrat und Präsident des geistlichen Rats eingestellt; er erhielt 1800 Reichstaler nebst einer Zulage für vier Diener und acht Pferde. Nur ein Jahr später schuf Kurfürst Jan Wellem eigens für ihn die Stelle eines Regierungspräsidenten, zu dessen Aufgaben sowohl innere als auch auswärtige Angelegenheiten des Landes gehörten. 1703 bis 1705 bekleidete Steffani zusätzlich das Amt eines Kanzlers an der Universität Heidelberg, die Stadt gehörte wie die gesamte Pfalz zu Jan Wellems Herrschaftsbereich. Trotz seiner vielen Aufgaben stand ihm genügend Zeit zur Verfügung, um den Düsseldorfer Spielplan um drei Opern zu bereichern. Arminio, 1707 zum Karneval uraufgeführt, bestand allerdings zu zwei Dritteln aus Arien, Duetten und Chören, die Steffani aus den in Hannover aufgeführten Opern herausgefiltert hatte, die 1709 komponierte Oper Tassilone war hingegen eine Novität. 12 12638_KM_22-11-12_d.indd 12 20.11.12 09:48 Virtuose Arien Die Rolle des Vermittlers, der Steffani sich als Diplomat in kurfürstlichen, später in päpstlichen Diensten Zeit seines Lebens widmete, charakterisiert auch sein musikalisches Werk. Er schlug einen Bogen von der Oper venezianischer Provenienz mit ihren zahlreichen kurzen Arien hin zu einem Operntypus, der französische Elemente vornehmlich im Bereich der orchestralen Begleitung in die italienische Oper integrierte. Steffani gehörte auch zu den ersten Komponisten, die die Oboe neben den Flöten und Fagotten in der Oper heimisch machten. Und kaum ein Theaterkomponist seiner Zeit hat dermaßen viele Arien mit Begleitung obligater Soloinstrumente wie etwa Violine oder gar Laute geschrieben, die sich häufig mit der Singstimme zu einem Triosatz fügten. Sein Verdienst war die Vermengung des italienischen, noch in der Tradition Monteverdis stehenden Stils, mit Elementen der französischen Barockoper Lullyscher Prägung. Letzteres macht sich in der delikaten, farbenreichen Orchesterbegleitung und den eingeschobenen, spielerisch-leichten Tanzsätzen sowie an den sehr differenziert ausgestalteten Rezitativen und Monologen bemerkbar. Die Arien erinnern mit ihrem virtuosen Anspruch hingegen an italienische Vorbilder, da Steffani ganz im Stil des italienischen Barock den Sängerinnen und Sängern sowie den Kastraten artistische Verzierungen abverlangte. Apostolischer Vikar des Heiligen Stuhls Nicht nur Steffanis Karriere als Komponist und Politiker führte ihn in den Düsseldorfer Jahren steil nach oben, ebenso trieb er seine geistliche Laufbahn voran. 1707 empfing er im Bamberger Dom die Bischofsweihe durch den Mainzer Erzbischof Lothar Franz von Schönborn. Im Alter von 56 Jahren verließ Steffani Düsseldorf, um sich im Auftrag des Vatikans einer neuen Aufgabe zu widmen. Papst Clemens XI. ernannte ihn in Rom zum »Hausprälaten seiner Heiligkeit, Apostolischen Vikar und Delegaten des Heiligen Stuhls«. Steffani sollte als Apostolischer Vikar die katholische Minderheit in Norddeutschland vertreten. Damit ging seine Karriere als weltlicher Diplomat zu Ende, Steffani stellte von nun an 13 12638_KM_22-11-12_d.indd 13 20.11.12 09:48 sein Leben in den Dienst der katholischen Kirche. Er ging erneut nach Hannover, um von dort aus die Rekatholisierung einiger deutscher Fürstenhäuser voranzutreiben, ein wie wir heute wissen im lutherisch geprägten Norddeutschland aussichtsloses Unterfangen. Bischof Steffani schlug unter anderem vor, so genannte Mischehen von Katholiken und Protestanten zu erlauben, falls die Eheleute sich verpflichten würden, ihre gemeinsamen Kinder im katholischen Glauben zu erziehen, ein Vorhaben, das vom Vatikan vehement abgelehnt wurde. Somit beschränkte er seine seelsorgerische Tätigkeit auf das Abhalten von Gottesdiensten und initiierte in Celle und Hannover den Bau katholischer Kirchen. Das Komponieren gab er als Apostolischer Vikar nicht auf, wenn er auch seine kammermusikalischen Werke unter dem Namen seines Notenkopisten Gregoria Piva veröffentlichte, um Konflikten mit dem Vatikan aus dem Weg zu gehen. Als die Londoner Academy of Ancient Music ihn zum Ehrenpräsidenten ernannte, komponierte er als Danksagung eine Stabat Mater, nachdem er sich zuvor die Erlaubnis aus Rom geholt hatte. Auf der Flucht Seine letzten Lebensjahre waren von Krankheit und Existenznöten überschattet. Steffani verfügte über keinerlei gesicherte Existenzgrundlage. Zwar war ihm 1709 die Propstei Selz im Elsass überlassen worden, deren Einkünfte jedoch gering und unregelmäßig waren. Schließlich legte er sein Amt als Apostolischer Vikar nieder und reiste 1722 nach Carrara, auch um sich dem Zugriff seiner zahlreichen Gläubiger in Hannover zu entziehen. Victor Amadeus II., König von Savoyen, ernannte den nunmehr 68-Jährigen zum Präsidenten der Universität Turin. Da für seinen Posten in Norddeutschland jedoch kein geeigneter Nachfolger gefunden wurde, verfuhr der Vatikan pragmatisch und bezahlte Steffanis Schulden. 1725 kehrte dieser als Apostolischer Vikar nach Hannover zurück. Ein Jahr später trat der über Siebzigjährige nach einer schweren Erkrankung erneut zurück. Um die Heimreise nach Italien und seinen dortigen Lebensunterhalt zu sichern, entschloss er sich, seine wertvolle Kunstsammlung in Frankfurt am Main versteigern zu lassen. 14 12638_KM_22-11-12_d.indd 14 20.11.12 09:48 Tod in Frankfurt In der Nacht vom 11. auf den 12. Februar 1728 starb Agostino Steffani im Frankfurter Dompfarrhaus an den Folgen eines Schlaganfalls. Seine letzte Ruhe fand er in einer Seitenkapelle des Kaiserdoms St. Bartholomäus, die Grabstätte wurde 1867 während einer Feuersbrunst im Frankfurter Dom dem Anschein nach zerstört. 1953 wurde bei Bauarbeiten dann ein Steinsarkophag entdeckt, in dem sich seine sterblichen Überreste befanden, nebst einem Bischofsstab sowie einem Kelch aus Holz mit Silberbeschlägen. An dieser Stelle erinnert heute ein Marmorepitaph an Agostino Steffani, das die Katholiken Hannovers nach der Wiederentdeckung des Sarkophags als Dank für die Erbauung der Basilika St. Clemens stifteten, die als erstes katholisches Gotteshaus nach der Reformation von Bischof Steffani 1718 geweiht worden war. St. Clemens ist die nördlichste Kirche in Europa, die auf seine Anregung hin im venezianischen Barockstil errichtet wurde; sie wird auch der »Petersdom des Nordens« genannt. Jürgen Gauert 15 12638_KM_22-11-12_d.indd 15 20.11.12 09:48 ZUR MUSIK DES HEUTIGEN ABENDS Alarico il Baltha Libretto: Luigi Orlandi Uraufführung: 1687 München Der Librettist verlegte die Handlung in die Zeit der Völkerwanderung im vierten Jahrhundert. Stilicone, ein Heerführer vandalischer Herkunft im Dienst des weströmischen Kaisers Honorio, hat militärische Siege über die Westgoten errungen. Der Gotenkönig Alarico schmiedet Rachepläne (»Schiere invitte«). Zwischen den Fronten steht die Römerin Sabina, die Stilicone heiraten soll. Um ihren Vater nicht zu erzürnen, täuscht Sabina den Heerführer Liebe vor, obwohl sie ihr Herz längst dem römischen Kaiser Honorio geschenkt hat (»Sì, sì, riposa ò caro«). Niobe, regina di Tebe Libretto: Luigi Orlandi Uraufführung: 1688 München Amphion, Usurpator von Theben, ist seines Amtes müde und übergibt seiner ehrgeizigen Frau Niobe die Regentschaft (»Dell’alma stanca«). Als Niobe aus Liebe zu ihrem Ehemann (»Amami, e vederai«) ihren Gatten von den Thebanern als einen Gott verehren lassen will und den warnenden Latona-Priester Tiresias abweist, bestrafen sie die Götter für ihren Hochmut mit dem Tod ihrer Kinder. Niobe wird aus Gram zu Stein, ihr Gatte Amphion nimmt sich verzweifelt das Leben (»Ove son?«… »Dal mio petto«). 16 12638_KM_22-11-12_d.indd 16 20.11.12 09:48 Henrico Leone Libretto: Ortensio Mauro Uraufführung: 1689 Hannover Die Handlung spielt im 12. Jahrhundert und erzählt von der Rückkehr Henrico Leones (Heinrich der Löwe) von einem Kreuzzug, der ihn nach Palästina führte. Auf der Rückfahrt gerät sein Schiff im Mittelmeer in Seenot (Morirò fra strazi e scempi). Nachdem er glücklich in Lüneburg angekommen ist, wird seine Heimkehr gefeiert. La lotta d’Hercole con Acheloo Libretto: Ortensio Mauro Uraufführung: 1689 Hannover Aires pour les nymphes de la rivière Lentement – Gigue – Sarabande Eine schöne Frau namens Deianira hat sich in zwei Männer verliebt, in die aus der Mythologie bekannten Figuren Herkules und den Flussgott Acheloo. Ein Zweikampf bringt schließlich die Entscheidung in diesem Liebeskonflikt. La superbia d’Alessandro Libretto: Ortensio Mauro Uraufführung: 1691 Hannover Der Titelheld Alessandro (Alexander der Große) steht zwischen zwei Frauen, der persischen Prinzessin Rossane und der skytischen Prinzessin Lisaura, die ihn beide lieben. Einen Nebenbuhler um Rossane hat er im Feldherrn Ermolao (»Non prendo consiglio«). Schließlich bietet Alessandro Rossane seine Hand und Lisaura seine Freundschaft an (»Luci ingrate«), nachdem er erfahren hat, dass sie sich für den indischen König Tassile entschieden hat. 17 12638_KM_22-11-12_d.indd 17 20.11.12 09:48 Orlando generoso Libretto: Ortensio Mauro Uraufführung: 1691 Hannover Ouvertüre zu Orlando generoso Die Oper erzählt im exotischen, chinesischen Ambiente von Standesdünkel, Selbstverleugnung, Zauberei, geflügelten Pferden, blamierten Schürzenjägern und der Versöhnung sich liebender Paare – das Arsenal der barocken Theatersprache der dramatisierten Konflikte wird reich ausgeschöpft. La libertà contenta Libretto: Ortensio Mauro Uraufführung: 1693 Hannover Ouvertüre zu La libertà contenta Der Athener Staatsmann Perikles versucht um 413 v. Chr. seine Freundin Aspasia aus der verlorenen Schlacht von Dekeleia zu retten, wird dabei von den Spartanern überrascht und kann fliehen. Aspasia gibt sich als Sklavin aus, in die sich der spartanische Feldherr Alcibiade verliebt (»Notte amica al cieco dio«). In einem erneuten Rettungsversuch gibt Perikles vor, der Sklave Filemo zu sein und sucht Aspasia heimlich auf, die sehnsuchtsvoll auf ihn gewartet hat (»Foschi crepuscoli«). Die Flucht gelingt. 18 12638_KM_22-11-12_d.indd 18 20.11.12 09:48 I trionfi del fato Libretto: Ortensio Mauro Uraufführung: 1695 Hannover Ouvertüre aus I trionfi del fato Die Handlung der Oper bildet das von Vergil gestaltete Epos der Flucht des Aeneas aus dem brennenden Troja und seinen Irrfahrten, die ihn schließlich nach Latium führen, wo er zum Stammvater der Römer wird. Arminio Libretto: Stefano Bernedetto Pallavinci Uraufführung: 1707 Düsseldorf Nicht die berühmte Schlacht, in der Arminius (Hermann) die römischen Legionen des Varus besiegte, steht im Mittelpunkt des Geschehens, sondern die fiktiven Liebeswirren in der Dreieckskonstellation zwischen Arminius und seiner Gattin Erta, die, nachdem sie ihrem Gatten zum Sieg gratuliert hat (»Suoni, tuoni, il suolo scuota«), von Varus begehrt wird. Tassilone Libretto: Stefano Bernedetto Pallavinci Uraufführung: 1709 Düsseldorf Gismonda, die Tochter des durch Karl den Großen enttrohnten Langobardenkönigs Desiderius, beschließt, ihren Vater zu rächen. Ihr Ehemann Tassilone zweifelt daran, ob es sinnvoll sei, sie bei ihren Plänen zu unterstützen (»Dal tuo labbro amor m’invita«). In die Handlung verwoben ist Rotruda, die den Soldaten Sigardo liebt (»Più non v’ascondo«). Er zieht im Auftrag Karls des Großen los, um Tassilone in einem Zweikampf herauszufordern (»A facile vittoria«). Tassilone unterliegt und nimmt Abschied von der Welt (»Sposa, mancar mi sento«). Jürgen Gauert 19 12638_KM_22-11-12_d.indd 19 20.11.12 09:48 BIOGRAPHIEN Cecilia Bartoli Seit über zwei Jahrzehnten gehört Cecilia Bartoli zu den führenden Künstlerinnen der klassischen Musik. Herbert von Karajan, Daniel Barenboim und Nikolaus Harnoncourt gehörten zu den ersten Dirigenten, die mit ihr arbeiteten. Sie entdeckten Cecilia Bartolis Talent bereits, als sie kaum ihre Gesangsausbildung bei den Eltern in Rom abgeschlossen hatte. Cecilia Bartoli ist in den größten europäischen, US-amerikanischen und japanischen Konzertsälen zu hören. Jüngst debütierte sie auch in Hongkong und Australien. Sie stand auf der Bühne der New Yorker Metropolitan Opera, des Londoner Royal Opera House Covent Garden, der Mailänder Scala, der Bayerischen Staatsoper München, der Salzburger Festspiele, des Theaters an der Wien und des Opernhauses Zürich. In der letzten Zeit befasste Cecilia Bartoli sich neben dem Belcanto und der italienischen Romantik des frühen 19. Jahrhunderts vor allem auch mit der Musik des Barock und arbeitete so mit Ensembles wie der Akademie für Alte Musik, Les Arts Florissants, I Barocchisti, dem Concentus Musicus Wien, dem Freiburger Barockorchester, Il Giardino Armonico, dem kammerorchesterbasel und Les Musiciens du Louvre zusammen. Von immer größerer Bedeutung sind für sie Projekte mit Orchester, die unter ihrer künstlerischen Verantwortung verwirklicht werden. 2008 realisierte sie ein Projekt, das Maria Malibran gewidmet war. Der 200. Geburtstag der legendären Sängerin wurde in Paris mit einem »Malibran-Marathon« gefeiert, Cecilia Bartoli gab an einem Tag drei Konzerte in der Salle Pleyel. Sie stand in mehreren Opern auf der Bühne, die einst die Malibran gesungen hatte: Rossinis Cenerentola, Bellinis Sonnambula und Halévys Clari, die seit 1829 nicht mehr aufgeführt worden war. Abgerundet wurde die Hommage durch die erste Gesamtaufnahme der Sonnambula. 20 12638_KM_22-11-12_d.indd 20 20.11.12 09:48 2009 widmete Cecilia Bartoli ein Projekt der Musik der Star-Kastraten im Neapel des 18. Jahrhunderts. Neben der Veröffentlichung des Soloalbums Sacrificium sang sie in allen großen Hauptstädten Europas Konzerte mit großenteils unbekanntem Kastratenrepertoire. Für Sacrificium erhielt sie ihren fünften Grammy in der Kategorie »Beste klassische Gesangsdarbietung.« Ein weiterer Höhepunkt waren die von William Christie geleiteten Konzertaufführungen von Händel Giulio Cesare mit Andreas Scholl und Philippe Jaroussky in der Pariser Salle Pleyel. 2010 sang Cecilia Bartoli im Dortmunder Konzerthaus in einer Produktion der Norma (mit dem Balthasar-Neumann-Ensembles unter Thomas Hengelbrock). In Züricher sang sie in zwei Rossini-Inszenierungen: in Le comte Ory sowie im Otello ihr sensationelles Debüt als Desdemona. Cecilia Bartoli wurde mit vielen Auszeichnungen bedacht, darunter mehrere Goldene Schallplatten, fünf amerikanische Grammys (USA), zehn ECHOs, ein Bambi, zwei Classical Brit Awards und der Victoire de la musique. In Italien wurde sie zum Cavaliere und Accademico effettivo di Santa Cecilia ernannt, in Frankreich zum Chevalier des Arts et des Lettres und Officier de l’Ordre du Mérite. Sie ist Ehrenmitglied der Royal Academy of Music und der Königlich Schwedischen Musikakademie. Dazu kamen zuletzt der renommierte italienische Bellini d’Oro, eine Medalla de Oro al Mérito en las Bellas Artes des spanischen Kultusministeriums sowie eine Médaille Grand Vermeil de la Ville de Paris. 2009 wurde Cecilia Bartoli als Ehrenmitglied in den Fachbeirat der Stiftung Händel-Haus Halle berufen und ein Jahr darauf mit dem HändelPreis der Stadt Halle ausgezeichnet. Zudem wurde ihr 2010 der dänische Léonie-Sonning-Musikpreis verliehen. Das University College of Dublin verlieh ihr die musikalische Ehrendoktorwürde, und Ende 2012 wird Cecilia Bartoli in Baden-Baden den Herbert von Karajan-Preis entgegennehmen. 2012 wurde Cecilia Bartoli Künstlerische Leiterin der Salzburger Pfingstfestspiele. Die zweite Auflage steht 2013 unter dem Motto »Sacrifice – Opfer – Victim« und wird unter anderem Cecilia Bartolis Bühnendebüt in der Rolle der Norma bringen. In der Kölner Philharmonie war Cecilia Bartoli zuletzt im Jahr 2009 zu hören. 21 12638_KM_22-11-12_d.indd 21 20.11.12 09:48 Julia Schröder Julia Schröder ist seit 2004 Konzertmeisterin des kammerorchesterbasel. Seit 2007 ist sie Leiterin des Ensembles. Als Solistin konzertiert sie mit dem Ensemble in den großen Sälen Europas, u. a. im Musikverein Wien, der Philharmonie in Berlin, dem Concertgebouw Amsterdam und im Barbican in London. Julia Schröder ist sowohl in modernem Violinspiel als auch in der historischen Aufführungspraxis zuhause. Sie arbeitet regelmäßig mit Sol Gabetta, Pieter Wispelwey, Mariana Mijanovic, Andreas Scholl, Angela Hewitt, Nuria Rial und Cecilia Bartoli zusammen. Sie ist gern gesehener Gast als Konzertmeisterin des Freiburger Barockorchesters, des Orquestra Simfònica de Barcelona i Nacional de Catalunya und als Stimmführerin im Ensemble Il Giardino Armonico. Julia Schröder gastierte bei den Kammermusikfestivals in Gstaad, Amsterdam und Stuttgart. Zu ihren Kammermusikpartnern gehören u. a. das Trio Parnassus, Gidon Kremer, Gerard Wyss, Werner Güra, Dorothee Oberlinger, Marcel Ponseele und Christian Zacharias. Als Solistin konzertiert sie mit dem Sinfonieorchester Basel, der Camerata Stuttgart, dem Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunk Frankfurt und den Nürnberger Sinfonikern. Weitere Solo-Engagements führen Sie mit dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt und Concerto Copenhagen zusammen. 2012 wurde ihre Arbeit als Solistin und Leiterin des kammerorchesterbasel mit den Opernarien und Violinkonzerten von Telemann mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet. Seit 2010 ist Julia Schröder Professorin für Violine an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau. Bei uns war sie zuletzt im April 2010 zu Gast. 22 12638_KM_22-11-12_d.indd 22 20.11.12 09:48 kammerorchesterbasel Das kammerorchesterbasel steht für einen transparenten und flexiblen Orchesterklang, für Entdeckerlust auf der Suche nach neuen Wegen der Interpretation und die programmatische Kombination von Alter und Neuer Musik in der Tradition von Paul Sachers Basler Kammerorchester. Gegründet 1984 von Absolventen verschiedener Schweizer Musikhochschulen, gehören heute Einladungen zu den wichtigsten Konzertorten und Festivals der europäischen Klassikszene für das kammerorchesterbasel ebenso dazu wie die eigene Basler Abonnementsreihe. Neben Konzerten unter der musikalische Leitung der eigenen Konzertmeister spielt das Orchester unter wechselnden Dirigenten wie Paul Goodwin, Kristjan Järvi, Paul McCreesh und Giovanni Antonini. Mit letzterem erarbeiten die Musiker den Zyklus 23 12638_KM_22-11-12_d.indd 23 20.11.12 09:48 der Sinfonien Beethovens. Die Einspielung der Sinfonien 1 – 6 ist bereits erschienen und erhielt die Auszeichnung mit dem ECHO Klassik als »Ensemble des Jahres 2008« für die Aufnahme der Sinfonien Nr. 3 und 4. Ebenso erfuhren die CD-Edition Klassizistische Moderne unter der Leitung von Christopher Hogwood sowie die Einspielungen von Opern und Oratorien nach der Neuen Hallischen Händelausgabe unter der Leitung von Paul Goodwin uneingeschränktes Kritikerlob. Der Dokumentarfilm Bartók Quinten (2010, Regie Christine Burlet), der einen Blick hinter die Kulissen des kammerorchesterbasel gibt, wurde im Schweizer Fernsehen SF1 und auf 3sat ausgestraht. Renommiert ist die Liste der Solisten, welche gemeinsam mit dem kammerorchesterbasel konzertieren, darunter Cecilia Bartoli, Sol Gabetta, Andreas Scholl, Angelika Kirchschlager, Matthias Goerne, Sabine Meyer, Vesselina Kasarova, Angela Hewitt, Renauld Capucon, Victoria Mullova und Nuria Rial. In der Saison 2012/13 freut sich das kammerorchesterbasel auf die Zusammenarbeit mit renommierten Künstlern wie Cecilia Bartoli, Sol Gabetta, Patricia Kopatchinskaja, Khatia Buniatishwili, Angela Hewitt, Maria Joao Pires, Alison Balsom, Jean-Yves Thibaudet und Jérémie Rhorer. Seit Juli 2007 ist die Credit Suisse Hauptsponsor des kammerorchesterbasel. In der Kölner Philharmonie war das Orchester zuletzt im April 2010 zu Gast. 24 12638_KM_22-11-12_d.indd 24 20.11.12 09:48 Die Besetzung des kammerorchesterbasel Violine I Julia Schröder Fanny Tschanz Valentina Giusti Betina Pasteknik Nina Candik Flöte Shai Kribus Kerstin Kramp Oboe Kerstin Kramp Francesco Capraro Violine II Anna Faber Mirjam Steymans-Brenner Tamás Vásárhelyi Elisabeth Kohler Fagott Rhoda Patrick Trompete Simon Lilly Viola Bodo Friedrich Renée Straub Schlagwerk Michael Metzler Violoncello Martin Zeller Georg Dettweiler Cembalo Davide Pozzi Theorbe Daniele Caminiti Kontrabass Stefan Preyer 25 12638_KM_22-11-12_d.indd 25 20.11.12 09:48 10.12.12 Kölner Philharmonie TICKETS: ă www.bb-promotion.com 12638_KM_22-11-12_d.indd 26 20.11.12 09:48 KÖLNMUSIK-VORSCHAU November MO 26 20:00 SA 24 Jean-Guihen Queyras Violoncello Ensemble Resonanz Peter Rundel Dirigent 20:00 Franui Enno Poppe Wald für vier Streichquartette Frische Ware – Musik für Totengräber Ob bei der Ruhrtriennale oder den Salzburger Festspielen – wo die zehnköpfige Band Franui aus Tirol auch aufspielt, rüttelt sie Naturgewalten zwischen Klassik und Volksmusik auf. So auch bei dem Programm »Frische Ware«, bei dem nicht nur Trauermusiken von Schubert, Schumann und natürlich auch Chopins »Marche funèbre« mit der Tradition ländlicher Blaskapellen vereint wird: Unaufhörlich verwischt die Band die Grenzen zwischen Ernst und himmelschreiender Komik. Rebecca Saunders Ire (2012) Konzert für Violoncello und Streicher Deutsche Erstaufführung Oliver Schneller amber für zwei Streichquartette Rolf Wallin Ground für Violoncello und 15 Solostreicher 19:00 Einführung in das Konzert durch Stefan Fricke Kloing 2 Philharmonie für Einsteiger 3 SO 25 20:00 MI Raffaella Milanesi Sopran Kamila Mazalová Alt Sebastian Monti Tenor Tomáš Král Bass 28 20:00 Alison Balsom Trompete Collegium Vocale 1704 Collegium 1704 Václav Luks Dirigent Concerto Köln Georg Friedrich Händel Sinfonia B-Dur HWV 347 Ouvertüre aus: Atalanta HWV 35 Arrival of the Queen of Sheeba aus: Solomon HWV 67 Ouvertüre D-Dur HWV 341 Jan Dismas Zelenka Missa votiva ZWV 18 für Soli, Chor, zwei Oboen, Streicher und Basso continuo Baroque … Classique 2 Henry Purcell Suite aus »The Fairy Queen« Z 629 u. a. John Stanley Concerto B-Dur op. 2,6 für Streichorchester Charles Avison Concerto Nr. 5 für Streicher und Basso continuo d-Moll Henry Purcell Suite aus »King Arthur« Z 628 für Trompete und Orchester 27 12638_KM_22-11-12_d.indd 27 20.11.12 09:48 DO SO 29 02 20:00 Filmforum 20:00 Hilary Hahn Violine »Der Kontrakt des Zeichners« Großbritannien 1982, 103 min. Regie: Peter Greenaway Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Paavo Järvi Dirigent Dieser Film ist Teil einer dreiteiligen Reihe, die den Komponisten Michael Nyman und sein Werk würdigt. Weitere Termine: 1. und 2. Dezember. Karten an der Kinokasse Wolfgang Amadeus Mozart Ballettmusik zur Oper »Idomeneo« KV 367 Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 A-Dur KV 219 KölnMusik gemeinsam mit Kino Gesellschaft Köln Johannes Brahms Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 MI Dezember 05 20:00 SO Sally Matthews Sopran Lenneke Ruiten Sopran Werner Güra Tenor 02 15:00 Filmforum NDR Chor WDR Rundfunkchor Köln David Marlow Einstudierung Der Lieblingsfilm von … Michael Nyman Mahler Chamber Orchestra Andrés Orozco-Estrada Dirigent Anchors Aweigh (Urlaub in Hollywood) USA 1945, 143 min., OV Regie: George Sidney Arnold Schönberg Friede auf Erden op. 13 In der Reihe »Der Lieblingsfilm von …« präsentieren ausgewählte Künstler der Saison 2012/2013 Filme, die ihnen besonders viel bedeuten. Felix Mendelssohn Bartholdy »Sinfonie Nr. 2« Lobgesang. Eine Symphonie-Cantate nach Worten der heiligen Schrift op. 52 KölnMusik gemeinsam mit Kino Gesellschaft Köln Förderer der MCO Residenz NRW: Kunststiftung NRW und das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen Karten an der Kinokasse 28 12638_KM_22-11-12_d.indd 28 20.11.12 09:48 Foto: Naim Chidiac Werke von Georg Friedrich Händel, Henry Purcell, John Stanley und Charles Avison Alison Balsom Trompete Concerto Köln koelner-philharmonie.de Roncalliplatz, 50667 Köln direkt neben dem Kölner Dom (im Gebäude des RömischGermanischen Museums) 12638_KM_22-11-12_d.indd 29 Neumarkt-Galerie 50667 Köln (in der Mayerschen Buchhandlung) Mittwoch 28.11.2012 20:00 Philharmonie-Hotline 0221 280 280 20.11.12 09:48 SO SO 09 16 11:00 11:00 Barbara Gasteiger Harfe Clemens Haudum Orgel, Akkordeon Gullivers Reisen Konzert für Kinder ab 6 Tölzer Knabenchor Ralf Ludewig Leitung Mariel Jana Supka Schauspielerin Christoph Glaubacker Schauspieler Konzert mit Weihnachtsliedern und Werken von Michael Haydn, Max Reger, Georg Friedrich Händel, Wolfgang Amadeus Mozart u. a. Elbipolis – Barockorchester Hamburg Jürgen Gross Konzertmeister Jörg Jacobi Musikalische Konzeption Sabine Hilscher Regie, Bühnenbild, Kostüme Matthias Rebstock Regie, Licht SO Dieses Kinderkonzert wird von der RheinEnergie AG ermöglicht. 09 Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V. 16:00 Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker Kinder-Abo 2 Julius Klengel Hymnus G-Dur op. 57 SO Felix Mendelssohn Bartholdy/ Wilhelm Kaiser-Lindemann Terzett & Doppelquartett aus dem Oratorium »Elias« op. 70 16 16:00 Romina Lischka Viola da Gamba Sofie Vanden Eynde Theorbe Raphaël Collignon Cembalo Kaija Saariaho Neiges (Auszüge) Jean Françaix Aubade für zwölf Violoncelli Nominiert von Het Concertgebouw Amsterdam und BOZAR Brüssel u. a. Werke von Marin Marais, Robert de Visée, François Couperin, Antoine Forqueray u. a. Sonntags um vier 2 Gefördert durch die Europäische Kommission SO 09 15:00 Einführung in das Konzert durch Bjørn Woll 20:00 Kayhan Kalhor Shah Kaman Ali Bahrami Fard Bass Santur Rising Stars – die Stars von morgen 3 »I will not stand alone« Mit seiner neuen CD »I will not stand alone« erweckt Kayhan Kalhor gleichzeitig ein neues Instrument zum Leben: Die Schahkaman, eine neuartige, für ihn entwickelte Spießgeige Kamancheh. Gemeinsam mit Ali Bahrami Fard wird er improvisieren und sich dabei stets von persischem klassischem Repertoire leiten lassen. 30 12638_KM_22-11-12_d.indd 30 20.11.12 09:48 Piotr Anderszewski Klavier Foto: Virgin Classics/Robert Workman Johann Sebastian Bach Englische Suite Nr. 3 g-Moll BWV 808 für Klavier Französische Suite Nr. 5 G-Dur BWV 816 (1724 – 25) für Klavier Mittwoch 12. Dezember 2012 20:00 Leoš Janáček Auf verwachsenem Pfade II (Po za rostlém chodničku) (1910 – 11) Robert Schumann Fantasie C-Dur op. 17 (1836 – 1839) für Klavier 12638_KM_22-11-12_d.indd 31 Mit Schumann-Einspielungen gewann ECHO-Klassik-Preisträger Piotr Anderszewski in diesem Jahr gleich zwei BBC Music Magazine Awards. Nach einer kreativen Pause ist der Pianist nun zurück am Flügel und widmet sich Bach, Janáček – und Schumann. 20.11.12 09:48 Philharmonie-Hotline 0221 280 280 koelner-philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Herausgeber: KölnMusik GmbH Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln koelner-philharmonie.de 12638_KM_22-11-12_d.indd 32 Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbH Textnachweis: Der Text von Jürgen Gauert ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Fotonachweise: Grunau Musik Management S. 22; Lukas Gysin S. 23; Uli Weber S. 20 Noten: British Library, London Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Noten-Ausgabe © I Barocchisti 2011 – 2 Herausgeber: Alberto Stevanin Gesamtherstellung: adHOC Printproduktion GmbH 20.11.12 09:48 12638_KM_22-11-12_d.indd U3 20.11.12 09:48 Foto: Heike Fischer Andrés OrozcoEstrada Dirigent Sally Matthews Sopran Lenneke Ruiten Sopran Werner Güra Tenor NDR Chor WDR Rundfunkchor Köln Mahler Chamber Orchestra Förderer der MCO Residenz NRW: Kunststiftung NRW und das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen koelner-philharmonie.de Roncalliplatz, 50667 Köln direkt neben dem Kölner Dom (im Gebäude des RömischGermanischen Museums) 12638_KM_22-11-12_d.indd U4 Neumarkt-Galerie 50667 Köln (in der Mayerschen Buchhandlung) Arnold Schönberg Friede auf Erden op. 13 Felix Mendelssohn Bartholdy Lobgesang. Eine SymphonieCantate nach Worten der heiligen Schrift op. 52 Mittwoch 05.12.2012 20:00 Philharmonie-Hotline 0221 280 280 20.11.12 09:48