Theoretische Kosmologie

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Sterne & Kosmos
Theoretische Kosmologie
Nach einer Abb. Aus dem Buch von :Cammille Flammarion: L'Atmosphère, Paris 1888
8.1
Prof. U. Walter
© 2014, LRT
Lehrstuhl Raumfahrttechnik
Sterne & Kosmos, Vorlesung
Wie verhält es sich mit der Expansion des
Weltraums?
© S. Letschnik
8.2
Lehrstuhl Raumfahrttechnik
Sterne & Kosmos, Vorlesung
Prof. U. Walter
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Hubbles Gesetz: Der Raum dehnt sich isotrop aus
Also:

Hubbles Gesetz

mit:
Hubble-Konstante
Erde
1 ly
1 ly
1 ly
1 ly
Also:
Hubble Teleskop:
8.3
Prof. U. Walter
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Sterne & Kosmos, Vorlesung
Folge der Ausdehnung: Kosmologische Rotverschiebung
Vereinfachte Herleitung:
Ein Photon (Licht) bewegt sich
zwischen zwei benachbarten
Galaxien dH  0 und wir nehmen
einen Dopplereffekt der
Wellenlängenverschiebung an:
Die Quelle Galaxy A möge sich mit dv
schneller weg bewegen. Daraus folgt für
die Verschiebung der Wellenlänge:
Die Frequenz einer Welle ist immer eine Konstante


Die Lichtwelle durchschreitet die kleine
Distanzzunahme mit Lichtgeschwindigkeit


Diese Veränderung der Wellenlänge während
der Flugzeit durch Spreizung der Welle mit
dem Raum lässt sich auch als ein
relativistischer Dopplereffekt interpretieren
(siehe nächste Folie).
Rotverschiebung z
Rotverschiebung
8.5
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Sterne & Kosmos, Vorlesung
Wie ist die Dynamik der Expansion?
© S. Letschnik
8.6
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Sterne & Kosmos, Vorlesung
Prof. U. Walter
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Friedmann Gleichung I
Wir wollen wissen, wie sich die Massen
in der Zeit unter gegenseitiger gravitativer
Anziehung voneinander weg bewegen.
Zur Gravitationskraft
beitragende Masse M
Voraussetzung: ein einheitlich radial
expandierendes Universum
 Jeder Punkt kann als Zentrum des
Universums betrachtet werden.
Masse m
beliebiger
zentraler
Punkt
Die Gesamtenergie einer Testmasse m
bzgl. eines beliebigen Aufpunktes ist:
Etot > 0:
kinetische Fluchtenergie überwiegt Gravitationsenergie
Etot < 0:
Gravitationsenergie überwiegt kinetische Fluchtenergie
Newton: Bei einer Massenverteilung tragen nur
solche Massen zur Gravitation bei, die innerhalb
einer Kugelschale um das Zentrum liegen.
Oder umgekehrt: Ein Astronaut ist im Innern
einer massenbehafteten Schale schwerelos.
8.7
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Sterne & Kosmos, Vorlesung
Friedmann Gleichung II
Comoving Coordinates
Skalenfaktor des Universums.
Dimensionslos
Galaxien bleiben an fixen
Positionen im
expandierenden r
Koordinatensystem
Etot > 0, k < 0: kinetische Fluchtenergie
überwiegt Gravitationsenergie
Etot < 0, k > 0: Gravitationsenergie
überwiegt kinetischer Fluchtenergie
 Friedmann
Gleichung
8.8
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Krümmung des Universums k
Gemäß der Einsteinschen
Gleichungen bestimmt die Energie an
einem Raumpunkt seine Krümmung
und umgekehrt. Daher entspricht die
dimensionslose Konstante
Achtung: Es geht hier um die globale Krümmung unseres
Universums als Ergebnis der mittleren Massenverteilung
im Universum. Es geht nicht um die lokale Krümmung des
Raumes, z.B. um ein Schwarzes Loch!
einer Raumkrümmung, und zwar:
k = 0: Raumgeometrie ist euklidisch
(Winkelsumme  = 180°, Kreisumfang = 2r)
k > 0: Raumgeometrie ist sphärisch
(Winkelsumme  > 180°, Kreisumfang < 2r)
k < 0: Raumgeometrie ist hyperbolisch
(Winkelsumme  < 180°, Kreisumfang > 2r)
8.9
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Krümmung des Universums k
k 0
k 0
k 0
© NASA
8.10
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Flüssigkeitsgleichung
Bei den Kosmologen ist alles, was ist, flüssig.
Wie ändert sich (a)?
Es galt:
1. Satz der Thermodynamik:
Reversible Expansion: dS = 0
Beschleunigungsgleichung
Differenzieren liefert
Beschleunigungsgleichung
Die Expansion wird abgebremst (-1) durch die Massen  im Universum plus dem dreifachen
inneren Druck. Falls der Druck negativ ist und  < 3|p|/c2, wird die Expansion beschleunigt.
8.12
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Lösungen der Friedmann-Gleichung – k = 0
1.: Materie-dominiertes Universum: p = 0
Gilt nach der Frühphase des Kosmos bis heute
konstante Materiemasse
verdünnt sich in zunehmenden Volumen a3


Ann: k = 0
Ansatz:


Das Universum kommt im
Unendlichen zum Halten
für k = 0
8.13
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Lösungen der Friedmann-Gleichung – k = 0
2.: Strahlungs-dominiertes Universum:
Gilt für Frühphase des Kosmos


Ann: k = 0
Ansatz:


Da mat  a-3 aber rad  a-4, dominiert irgendwann immer die Materie, so dass langfristig a  t-2/3
8.14
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Expansionsphasen – k = 0
strahlungsdominiertes
Universum
materiedominiertes
Universum
Frühphase des
Universums
8.15
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Lösungen der Friedmann-Gleichung – k  0
Das Universum expandiert
in alle Ewigkeiten weiter
k < 0:
k > 0:
Das Universum hält an und rekollabiert
8.16
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Kritische Dichte & Dichteparameter 
Um ein flaches Universum mit k = 0 zu erhalten,
muss die Dichte eine kritische Größe c annehmen:
Hubble‘sches Gesetz


Def.: Dichteparameter = auf kritische Dichte normalisierte Dichte


alternative Friedmanngl.
8.17
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Sterne & Kosmos, Vorlesung
Kosmologische Konstante
Die allgemeinste Form der Allgemeine Relativitätstheorie impliziert in der Friedmanngl.
einen zusätzlichen (Integrations-)Term. Einstein benutzte ihn, um das Universum
statisch zu machen, wie es für ihn damals zu sein schien.
Die Konstante  wird Kosmologische Konstante genannt.

Eine positive kosmologische Konstante beschleunigt die Expansion des Universums.
Da man heute tatsächlich eine beschleunigte Expansion des k = 0 Univerums beobachtet,
wird sie heute als Energiedichte des Vakuums interpretiert, die genau dies bewirkt.

8.18
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Lösungen der Friedmann-Gleichung – k = 0
3.: leeres Universum:
Es gibt nur Vakuumenergie

k=0

Beschleunigte Expansion. Das Vakuum wirkt wie eine negative Gravitation,
die das Universum stärker auseinander drückt.
8.19
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Evidenz eines expandieren Universums
Das Universum
expandiert schneller
als mit „nur“ Materie
8.20
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Beschleunigte Expansion
Supernovas mit großer Rotverschiebung zeigen geringere Helligkeit als
erwartet
 Sie sind weiter weg als gedacht
 Das Universum erfährt eine
beschleunigte Expansion.
© NASA/Ann Field (STScI)
8.21
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Sterne & Kosmos, Vorlesung
Alter des Universums
Unter der Voraussetzung, dass es eine Kosmologische Konstante gibt mit
also
, was sehr gut stimmt, lässt sich das Alter des Universums berechnen zu
Die heutigen besten Ergebnisse der Messung der CMB ergeben

experimentell

8.22
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Einsehbares Universum
Der Horizont bewegt sich mit Lichtgeschwindigkeit von uns weg. Daher
kann uns kein Licht jenseits des
Hubble-Horizonts erreichen.
Weil der Universum expandiert,
wächst der Raum, den ein Photon
bereits durchquert hat, während
seiner weiteren Reise an. Daher
ist die heutige Entfernung des
Horizonts etwa 46 Gly entfernt.
46 Gly
v  H r  c
© NASA/Sloan Digital Sky Survey

8.23
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Abnehmende Sichtweite durch expandierendes Universum
1
Am Anfang der
Beschleunigung sehen wir
die größte Anzahl an
Galaxien, die wir jemals
wahrnehmen können
beobachtbare
Region
Galaxie
Größe des Weltalls
2
Der beobachtbare Bereich
wächst, allerdings wächst
das Gesamtuniversum
sogar noch schneller,
sodass wir einen kleinen
Anteil von dem, was da
draußen ist, wahrnehmen
Anm.: Da sich das
können.
Universum gleichmäßig
ausdehnt, nehmen alle
Wesen in allen Galaxien
dasselbe wahr.
3
Weit entfernte Galaxien
(solche, die nicht per
Gravitation an uns
gebunden sind) verlassen
unsere Sichtweite; die
Gravitation zieht nahe
beieinander liegende
Galaxien zusammen
8.24
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4
Letztendlich ist alles, was
wir sehen können, eine
Supergalaxie und eine
unüberbrückbare Leere
© S. Kaufmann
Prof. U. Walter
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