Institut für Klassische Archäologie Caesar – Von der Republik zur Diktatur Wiederholung einer Porträtschöpfung von etwa 40 v. Chr.(Typus Chiaramonti-Camposanto) Rom, Vatikanische Museen „Veni, vedi, vici.“ Dieser Ausspruch ist fast ebenso berühmt wie sein Schöpfer: Gaius Iulius Caesar. Der brillante Autor historischer Schriften wie „De Bello Gallico“ und „De Bello Civile“ gilt bis heute als wichtiger lateinischer Autor und römischer Staatsmann. Er ist das Symbol der untergehenden Republik und Vorbild der ihm als Herrscher folgenden Kaiser. 100 v. Chr. geboren, zog es den Sohn einer verarmten Adelsfamilie bereits früh in die Politik, Er begann eine typische Beamtenlaufbahn, wie es für Adelige üblich war. Doch geriet er in einen Konflikt mit dem herausragenden Politiker Sulla, als er Cornelia heiratete, die Tochter eines politischen Gegners Sullas. Nach dessen Tod jedoch war er bereits ein bedeutender Politiker, da er sich schon militärisch verdient gemacht hatte. Sein politisches Gewicht steigerte sich, als er 59 v. Chr. mit Crassus und Pompeius das erste Triumvirat bildete, ein außerordentliche Machtkonzentration in der Hand dreier Männer. Caesar bekam nach einem Aufenthalt in Rhodos, wo er Rhetorik studierte, 58 bis 51 v. Chr. die Chance sich für Rom im Gallienfeldzug verdient zu machen. Nach der Unterwerfung Galliens und dem Sieg in dem von ihm selbst verschärften Bürgerkrieg ehrte ihn der Senat mit vielfältigen Titeln und Befugnissen, die ihm eine herausragende Stellung im Senat sicherten. Doch nicht alle waren glücklich mit Caesars Politik, denn viele Senatsmitglieder fürchteten mir Recht eine zunehmende Aushöhlung der republikanischen Verfassung. So wurde Caesar kurz nach seiner Ernennung zum Diktator auf Lebenszeit im März 44 v. Chr. von einer Gruppe Oppositioneller im Senatsgebäude erdolcht. Caesar ist jedoch nicht nur der Begründer einer völlig neuen Politik, denn es gab zu seinen Lebzeiten auch große Veränderungen in der römischen Kunst. Nie zuvor wurde einem römischen Amtsträger noch zu Lebzeiten die Ehre zu Teil auf Münzen abgebildet zu sein, auch wenn diese erst kurz vor seiner Ermordung im Januar 44 v. Chr. geprägt wurden. Niemals zuvor wurden derart viele Ehrenstatuen im Reich gestiftet. Kein Wunder also, dass sich Caesars Gesichtszüge über das Reich verbreiteten und dass viele Porträts höherer und niederer Adeliger geschaffen wurden, die an das Bildnis Caesars angeglichen sind. Die Entstehung eines solches „Zeitgesichts“ stellt ein schönes historisches Zeugnis für die große Ausstrahlung des Dictators Caesar dar. Eine besondere Bedeutung kommt im vorliegenden Fall einer Münzprägung zu, dem nach dem Münzmeister sogenannten Mettius-Denar. Das mit Namensbeischrift und Zeitangabe versehene Profilbild auf der Münze ermöglicht, den hier ausgestellten Kopf eindeutig als Caesar zu identifizieren. Denar mit Bildnis Caesars, 44 v. Chr . Es handelt sich bei diesem Bildnis so gut wie sicher um eine posthume Schöpfung aus der Zeit des Augustus. Der Staatsmann tritt uns hier als bartloser Mann mittleren Alters entgegen. Aufgrund der langen Nase und der an dieser Mittellinie ausgerichteten Gesichtszüge sehen wir ein eindeutig die Vertikale betonendes Porträt. Leichte Alterszüge, wie die gefurchte Stirn und die eingefallen, faltigen Wangen, zeigen dem antiken Betrachter einen erfahrenen und souveränen Politiker. Anklänge an Caesars schriftstellerisches Schaffen oder sein dagegen keine unmittelbare Herausarbeitung. Bemerkenswert ist allerdings die dargestellte Haartracht. Sie ist es auch, die die genaue Datierung erlaubt. Antike Quellen und ein älteres, zu Lebzeiten geschaffenes Bildnis, der sogenannte Typus Tusculum, sprechen Caesar eine deutliche Altersglatze zu, die gewisse Abnormitäten seines Schädels auffällig zu Tage treten ließ. Er hatte einen verlängerten Oberkopf und sein Hinterkopf war ebenfalls auffallend verformt. Caesar, Porträt im Typus Tusculum Antike Autoren wie Sueton oder Plutarch schreiben auch, dass Caesar an Epilepsie litt. Er sei sehr dankbar gewesen für die Ehre, die „Corona Civica“ (einen Ehrenkranz) in der Öffentlichkeit tragen zu dürfen, denn so war er in der Lage, seine Glatze bei Auftritten zu verstecken. Das vorliegende Stück zeigt jedoch volles Haar und einen normal geformten Schädel. Im Vergleich zu der früheren Porträtschöpfung erscheint Caesar hier zudem verjüngt. Der Grund für diese Neukreation ist leicht anzugeben. Augustus verdankte seine politische Legitimation seinem Adoptivvater Iulius Caesar und nutzte jede Gelegenheit, sich als Sohn des vergöttlichten Mannes auszugeben. Indem er das Porträt Caesars, was Frisur, Kopfform, Gesichtszüge und Alter angeht, seinem eigenen angleichen ließ, wurde jedermann auf den Zusammenhang der beiden Männer aufmerksam gemacht. Doch nicht nur Augustus zollte seinem Adoptivvater Respekt. Caesardarstellungen begegnen uns durch die Antike hindurch immer wieder. Mit besonderem Nachdruck berief sich Kaiser Traian auf Caesar, indem er neue Münzprägungen mit dem Bildnis des Diktators anfertigen sowie eine Ehrenstatue aufstellen ließ, die die militärischen Qualitäten Caesars deutlich in den Vordergrund stellte. Doch Caesar war mehr als nur Feldherr oder Politiker. Seine schriftstellerischen Werke beschäftigen Menschen noch heute. Sein reiner Sprachstil, hinter dessen Schönheit historische Tatsachen manchmal auch zurückweichen, fasziniert nicht nur auf rhetorischer Ebene. Man weiß heute, wie sehr er seine Redekunst und Schriftstellerei auch für seine politische Karriere nutzte. So wurde beispielsweise das Buch über den Krieg in Gallien im Frühjahr 51 v. Chr., als er zum Diktator ernannt wurde, veröffentlicht. Es ist auch erkennbar, dass das Werk am Stück verfasst wurde und nicht Jahr für Jahr, wie es der Aufbau nahe legt. Damit wird klar, dass er für die Veröffentlichung einen Zeitpunkt wählte, der einen Wendepunkt seiner politischen Karriere markierte. Die Schriften, in denen Caesar akribisch die Ursachen und Gründe für bestimmte Handlungen seiner selbst und die Vorgehensweisen seiner politischen Gegner beschreibt, dienen dazu, dem Leser verständlich zu machen, warum er, Caesar, ein geeigneter Herrscher wäre. Auffallend ist es, dass Caesar es unterlässt, direkt über seine politischen Gegner zu urteilen. Doch er lässt seine Leser auch gern über eigene Motivationen im Unklaren, seine Darstellung zielt ausschließlich darauf ab zu zeigen, dass seine Handlungen eindeutig durch äußere Umstände bedingt waren. Es ist jedoch genau dieses signifikante Zusammenspiel von Menschenkenntnis, militärischer Strategie, geschickter politischer Verhandlung und der perfektionierte Einsatz des Mittels der Sprache, welches die Schlagworte „Veni, vedi, vici“ zur treffendsten (Selbst-) Charakterisierung des beeindruckendsten Politikers seiner Zeit machen sollte. LITERATUR: F.D. Johansen, The portraits in marble of Gaius Ilius Caesar, in: Ancient Portraits in the J.P. Getty Museum (1988) 17-40; P. Zanker: The irritating statues and contradictory portraits of Julius Caesar, in: M.T. Griffin (Hrsg.), A Companion to Julius Caesar (2009) 288-313 LISA BOLZ