V 21 Linsengesetze und Linsenfehler

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V 21
A)
Linsengesetze und Linsenfehler
Stichworte zur Vorbereitung
Geometrische Optik, Hauptebenen von Linsen, Brechungsgesetz, Dispersion des Lichts,
Farbfehler, Öffnungsfehler, Astigmatismus.
B)
Literatur
Harten: Physik für Mediziner
Trautwein, Kreibig, Oberhausen: Physik für Mediziner, Biologen, Pharmazeuten
Ludwig Bergmann, Clemens Schaefer: Lehrbuch der Experimentalphysik. Bd. 3:
Heinz Niedrig (Hrsg.): Optik. Berlin: de Gruyter, 9. Aufl. 1993.
Gerthsen, Meschede: Gerthsen Physik
C)
Motivation
Der Gesichtssinn ist einer der wichtigsten Sinne des Menschen. Als erster Schritt
bei der Verarbeitung der Lichtsignale wird durch das Linsensystem des Auges ein
Bild der betrachteten Umgebung auf die Netzhaut geworfen. Auch zur Korrektur
von Sehfehlern des Auges durch Brillengläser oder Kontaktlinsen ist die Kenntnis
der physikalischen Eigenschaften optischer Linsen entscheidend.
Der vorliegende Versuch behandelt neben der geometrisch-optischen Abbildung durch
Sammellinsen auch die wichtigsten Fehler, die bei der Abbildung durch Linsen auftreten, nämlich den Öffnungsfehler (sphärische Aberration), den axialen Astigmatismus, der insbesondere beim Auge auftritt, und den Farbfehler (chromatische Aberration).
D)
Grundlagen
Für die Behandlung von Linsen ist es ausreichend, das Licht als Strahlen anzusehen.
Man spricht hier von der geometrischen Optik oder Strahlenoptik. Solange die Strahlen sich innerhalb ein und desselben Mediums bewegen, breiten sie sich geradlinig
und mit fester Geschwindigkeit aus. Die Grundlage für die Wirkung von Linsen ist
die Brechung, welche auftritt, wenn das Licht auf die Grenzfläche zweier Medien
trifft. Wir wollen daher zuerst betrachten, was passiert, wenn ein Lichtstrahl auf
solch eine Grenzfläche fällt.
1.
Reflexion
Trifft ein Lichtstrahl auf die Grenzfläche zwischen zwei verschiedenen Medien, so
wird – wie beim Schall (siehe V 14) – ein Teil der Intensität reflektiert, der andere
Teil tritt in das angrenzende Medium ein. Wie beim Schall liegen der einfallende
und der reflektierte Strahl in einer gemeinsamen, senkrecht auf der Grenzfläche stehenden Ebene, und der Einfallswinkel ist gleich groß wie der Ausfallswinkel.
62
Der reflektierte Teil des Lichts bedeutet bei der Abbildung durch Linsen einen unerwünschten Intensitätsverlust. Um den Anteil des reflektierten Lichts zu verringern, werden Linsen vergütet, indem hauchdünne Schichten bestimmter Dicke und
mit bestimmtem Brechungsindex auf sie aufgebracht werden. (Die Wirkungsweise
der Vergütung beruht auf der Interferenz, einer Eigenschaft des Lichts, die sich in
dem hier verwendeten Modell des Lichts als Strahl nicht erklären läßt; siehe V22.)
2.
Brechung
Wiederum wie beim Schall ändert der durchgehende Anteil des Lichts an der
Grenzfläche zweier Medien seine Ausbreitungsrichtung gemäß dem Snelliusschen
Brechungsgesetz:
c1
n2
sin α1
,
(1)
=
=
sin α2
c2
n1
wobei α1 bzw. α2 den Winkel gegen das Einfallslot, c1 bzw. c2 die Ausbreitungsgeschwindigkeit und n1 bzw. n2 den Brechungsindex der beiden Medien bezeichnen.
Die Sinus der Winkel verhalten sich also wie die Ausbreitungsgeschwindigkeiten in
den beiden Medien, aber gerade umgekehrt wie die Brechungsindizes in diesen. Dies
liegt daran, daß der Brechungsindex definiert ist als Quotient aus der Lichtgeschwindigkeit c0 im Vakuum und der Lichtgeschwindigkeit c1 bzw. c2 im Medium:
n :=
c0
.
c
(2)
Die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum beträgt circa 300 000 km/s, genauer:
2,99792458 · 108 ms .8
c1 (n1 )
c2 (n2 )
✿
✘✘
✘✘✘α2
✘
✘
✸
α1✑✑
✑
✑
✑
✻
Grenzfläche
Abb. 1: Brechung des Lichts an der Grenzfläche zweier Medien mit
unterschiedlichen Fortpflanzungsgeschwindigkeiten c1 und c2 .
Medien mit großem Brechungsindex werden als optisch dichter bezeichnet als solche,
die einen kleineren Brechungsindex haben. Aus dem Snelliusschen Brechungsgesetz
erkennt man, daß Strahlen in optisch dichteren Medien zum Einfallslot hin gebrochen werden.
In Luft hat das Licht nahezu die gleiche Geschwindigkeit wie im Vakuum, der Brechungsindex von Luft ist also in sehr guter Näherung gleich 1. Daher vereinfacht
8
Dieser Wert für die Lichtgeschwindigkeit ist exakt, denn das Meter ist seit 1983 gerade als
die Länge jener Strecke definiert, die das Licht im Vakuum während der Dauer von 1/299792458
Sekunde durchläuft.
63
sich das Brechungsgesetz für den Übergang zwischen Luft (Einfallswinkel α1 ) und
einem Medium mit Brechungsindex n (Winkel α2 ) zu
c0
sin α1
=
=n.
sin α2
c
Aus dem Brechungsgesetz kann man auch ersehen, daß wenn Licht aus dem optisch
dichteren (Brechungsindex n1 ) in ein optisch dünneres Medium (Brechungsindex n2
mit n2 < n1 ) einfällt, nur bis zu einem maximalen Einfallswinkel α1 , welcher als
Grenzwinkel der Totalreflexion αg bezeichnet wird, überhaupt ein Strahl in das angrenzende Medium eindringen kann. Dieser Winkel ist gegeben durch die Beziehung
sin αg =
c1
n2
=
.
c2
n1
(3)
Ist nämlich der Einfallswinkel größer als αg , so müßte nach Gleichung (1) der Sinus
von α2 größer als 1 werden, was nicht erfüllbar ist, und der gesamte Strahl wird
reflektiert.
3.
Linsen
Linsen werden üblicherweise durch zwei Kugelflächen begrenzt. Die Symmetrieachse
der Linse wird als optische Achse bezeichnet. Man unterscheidet nach ihrer Form
zwischen Konvexlinsen (sind in der Mitte dicker als am Rand: bikonvex, plankonvex,
konkavkonvex) und Konkavlinsen (sind in der Mitte dünner als am Rand: bikonkav,
plankonkav, konvexkonkav) (siehe Abb. 2). Konvexlinsen wirken als Sammellinsen, d.h. sie bündeln einfallendes Licht, Konkavlinsen dagegen weiten ein Strahlenbündel auf, sie wirken als Zerstreuungslinsen.9
bikonvex plankonvex konkavkonvex
bikonkav
plankonkav konvexkonkav
Abb. 2: Konvexlinsen (links) und Konkavlinsen (rechts)
Beim Eintritt des Lichts in die Linse und wieder beim Austritt tritt Brechung auf.
Wenn wir die Brechungsindizes des Mediums vor der Linse, der Linse selbst und des
9
Merkhilfe für Urschwaben zur Identifizierung einer Konvex- bzw. Konkavlinse: Konvex hat
einen Buckel wie eine Hex’, Konkav hat einen Buckel wie ein Haf ’ (Hafen, gemeint ist Topf).
Merkhilfe für Römer: konvex kommt von lat. convehere – zusammenbringen, konkav von lat. cavare
– aushöhlen. Bei Spiegeln ist die Bezeichnung bezüglich der geometrischen Verhältnisse analog:
Die nach außen gewölbte Fläche ist der Konvexspiegel, die nach innen gewölbte der Konkavspiegel.
Aber die Wirkung ist gerade umgekehrt wie bei den Linsen: Der Konvexspiegel wirkt zerstreuend,
während der Konkavspiegel sammelnd wirkt. Im Konvexspiegel (z.B. der nach außen gewölbten
Seite eines Löffels) steht Ihr Spiegelbild immer aufrecht, so wie bei der Zerstreuungs- (Konkav -)
linse.
64
Mediums nach der Linse kennen, können wir also mit Hilfe des Snelliusschen Brechungsgesetzes den Strahlenverlauf konstruieren. Dies ist jedoch relativ umständlich,
und es stellt sich heraus, daß – zumindest für achsennahe Strahlen – eine vereinfachende Konstruktion des Strahlengangs außerhalb der Linse möglich ist:
3.1
Dünne Linsen
Für dünne Linsen kann man folgende ausgezeichneten Ebenen und Punkte ( Kar”
dinalelemente“) einführen, mit deren Hilfe sich die Konstruktion des Strahlengangs
vereinfachen läßt:
• Die Hauptebene H. Sie steht senkrecht zur optischen Achse. Bei symmetrischen Linsen (Radien der beiden Kugelflächen gleich groß) ist die Hauptebene
gleich der Symmetrieebene der Linse, falls auf beiden Seiten der Linse das
gleiche Medium vorhanden ist.
• Der Hauptpunkt ist der Schnittpunkt der Hauptebene mit der optischen
Achse.
• Die Brennpunkte F und F’. In ihnen vereinigen sich achsenparallel einfallende Strahlen. Auf jeder Seite der Linse liegt ein Brennpunkt.
• Die Brennebenen sind diejenigen Ebenen senkrecht zur optischen Achse, in
denen die Brennpunkte liegen.
• Als (Beträge der) Brennweiten f und f ′ werden die Abstände der Brennpunkte von der Hauptebene bezeichnet. Falls auf beiden Seiten der Linse das
gleiche Medium vorhanden ist,10 sind die beiden Brennweiten gleich groß. (Ein
Beispiel für eine Linse, bei der auf den beiden Seiten unterschiedliche Medien
angrenzen, ist das menschliche Auge.)
Nun gelten die folgenden Regeln für die Konstruktion des Verlaufs achsennaher
Strahlen:
• für Sammellinsen:
– Strahlen, die parallel zur optischen Achse einfallen, gehen durch den auf
der anderen Seite der Linse liegenden Brennpunkt: Achsenparallele
Strahlen werden zu Brennstrahlen.
– Strahlen, die durch den gegenstandsseitigen Brennpunkt verlaufen,
(Brennstrahlen) werden zu achsenparallelen Strahlen.
– Strahlen, die auf den Hauptpunkt zulaufen, (Mittelpunktsstrahlen
oder Zentralstrahlen) verlaufen geradeaus weiter, falls sich auf beiden
Seiten der Linse das gleiche Medium befindet. (Andernfalls ist hierfür der
sog. Knotenpunkt ausschlaggebend.)
– Strahlen, die parallel zueinander (aber nicht parallel zur optischen Achse)
einfallen, vereinigen sich in einem Punkt der Brennebene (aber eben nicht
im Brennpunkt).
10
genauer: Falls die Medien auf den beiden Seiten der Linse den gleichen Brechungsindex
haben, ...
65
• für Zerstreuungslinsen:
– Achsenparallele Strahlen werden so gebrochen, daß sie von demjenigen
Brennpunkt herzukommen scheinen, der auf der Einfallsseite des Lichts
liegt.
– Strahlen, die auf den der Einfallsseite des Lichts gegenüberliegenden
Brennpunkt zulaufen, werden zu achsenparallelen Strahlen.
– Mittelpunktsstrahlen verlaufen geradeaus weiter, falls sich auf beiden Seiten der Linse das gleiche Medium befindet.
– Strahlen, die parallel zueinander (aber nicht unbedingt parallel zur optischen Achse) einfallen, scheinen von einem Punkt in der auf der Einfallsseite gelegenen Brennebene herzukommen.
Für Zerstreuungslinsen sind die Rollen der beiden Brennpunkte gegenüber dem Fall
von Sammellinsen also gerade vertauscht. In jedem Falle wird so getan, als würde der
Strahl, der eigentlich an den Grenzflächen der Linse gebrochen wird, seine Richtung
an der Hauptebene ändern.
Die Hauptebenen von Linsen sind also Hilfsgrößen. Sie werden eingeführt, damit man
den Strahlengang in einer Linse durch eine einmalige Brechung darstellen kann.
3.2
Dicke Linsen
Beim Auge kann man nicht mehr von dünnen Linsen ausgehen. Daher müssen wir
leider auch den Fall dicker Linsen behandeln.
Von dicken Linsen spricht man, wenn die Brennweite der Linse nicht mehr groß gegen
ihre Dicke ist. Auch für solche Linsen kann man wiederum Brennpunkte und Brennebenen einführen. Statt einer einzigen Hauptebene und einem einzigen Hauptpunkt
hat man nun aber zwei. (Ebenso gibt es nun zwei Knotenpunkte.)
Bei der formalen Strahlenkonstruktion läßt man den Strahl einfach zwischen den
beiden Hauptebenen achsenparallel weiterlaufen (Abb. 3).
H
G’
G ❡
✛
F
❡
✛ f
g
S1
H’
❡F’
S2
✲
✲
✛ f′
✛
❡
✲
b
B
B’
✲
Abb. 3: Bildkonstruktion bei einer dicken Linse mit den Hauptebenen
H und H’. Der tatsächliche Strahlverlauf ist gestrichelt angedeutet.
Die Hauptebenen einer Linse rücken umso weiter auseinander, also näher an die
Scheitelpunkte S1 und S2 , je dicker die Linse ist.
66
3.3
Abbildung
Unter einer Abbildung versteht man, daß sich die Strahlen, die von einem Punkt
im Objekt ausgehen, wieder in einem Bildpunkt vereinigen (d.h. die Strahlen treffen
sich dort wirklich, oder ihre rückwärtigen Verlängerungen tun dies). Eine Linse hat
nun gerade diese Eigenschaft (zumindest für achsennahe Strahlen), siehe für den
Fall einer Sammel linse Abb. 4!
Hauptebene
G
B
✛
g
✲✛
b
✲
Abb. 4: Abbildung eines Punktes mit Hilfe einer dünnen Sammellinse
Den Abstand des Objekts von der (entsprechenden) Hauptebene bezeichnet man als
Gegenstandsweite g, den Abstand des Bildes von der (bei dicken Linsen: anderen)
Hauptebene als Bildweite b.
Es besteht nun die folgende einfache Beziehung zwischen Gegenstands-, Bild- und
Brennweite, die Linsengleichung:
1 1
1
= + .
f
g b
(4)
Hierbei ist zu beachten, daß für Zerstreuungslinsen die Brennweiten als negativ definiert werden. Negative Bildweiten bedeuten dann, daß sich das Bild auf der gleichen
Seite der Linse wie der Gegenstand befindet.
Man hat also im Prinzip 3 Möglichkeiten (abgesehen vom Experiment), den Ort des
Bildes bei der Abbildung durch eine Linse zu bestimmen: durch Konstruktion des
tatsächlichen Strahlengangs (Brechung an der Linsenoberfläche), durch Konstruktion des formalen Strahlengangs (Brechung an den Hauptebenen) und durch Rechnen
mit der Linsengleichung.
Die Größe 1/f bezeichnet man auch als Brechkraft D der Linse. Die Einheit der
Brechkraft nennt man Dioptrie ([D]= m1 = 1 dpt).
Je nachdem, ob sich die von einem Gegenstandspunkt ausgehenden Strahlen in einem Bildpunkt tatsächlich treffen oder aber nur deren rückwärtige Verlängerungen, spricht man von einem reellen oder aber virtuellen Bild. Dieser Unterschied
äußert sich darin, daß ein reelles Bild auf einem Schirm oder einer Photoplatte aufgefangen werden kann, ein virtuelles Bild dagegen nicht, dieses kann nur mit dem
Auge oder mit z.B. einem Photoapparat betrachtet werden.
67
Insbesondere für den Fall eines reellen Bildes ist es sinnvoll, den Abbildungsmaßstab β einzuführen. Dieser ist – naheliegenderweise – definiert als Quotient aus
Bildgröße B und Gegenstandsgröße G. Falls das Medium hinter der Linse den gleichen Brechungsindex hat wie das Medium vor ihr, kann der Abbildungsmaßstab
aufgrund des Strahlensatzes auch ausgedrückt werden als Quotient aus Bild- und
Gegenstandsweite:
b
B
=
β :=
.
(5)
G
g
(Wenn sich das Bild auf der gleichen Seite wie der Gegenstand befindet – was
natürlich nur für den Fall eines virtuellen Bildes möglich ist, wofür die Angabe
des Abbildungsmaßstabes ohnehin wenig sinnvoll ist –, ist b negativ, und B wird
dann auch negativ gerechnet, da das Bild dann aufrecht statt auf dem Kopf steht.)
Im Falle, daß ein optisches Instrument ein virtuelles Bild erzeugt, das ja mit dem
Auge oder einem Photoapparat angeschaut werden muß, macht es dagegen mehr
Sinn, die Vergrößerung V zu definieren als Verhältnis der subjektiv empfundenen
Bildgröße zur Gegenstandsgröße. Die subjektiv empfundene‘ Bildgröße ist gegeben
’
durch die Größe des reellen Bildes, das das Auge auf der Netzhaut bzw. der Photoapparat auf dem Film entwirft. Daraus ergibt sich, daß die Vergrößerung der Quotient
aus dem Tangens des Sehwinkels ε mit optischem Instrument und dem Tangens des
Sehwinkels ε0 ohne Instrument (wobei sich für Lupe und Mikroskop - nicht aber
für Fernrohr oder Fernglas - der Gegenstand in der sog. deutlichen Sehweite l0 von
25 cm vor dem Auge befinden soll) ist:
V :=
tan ε
tan ε0
mit
tan ε0 =
G
.
l0
(6)
(Wenn man ein reelles Bild im Abstand l0 betrachtet, ergibt sich als Vergrößerung
nach dieser Definition gerade der Abbildungsmaßstab.)
Je nach Art der Linse (Sammel- oder Zerstreuungslinse) und Abstand des Gegenstands von der Hauptebene ist das entstehende Bild reell oder virtuell, steht es
aufrecht (und befindet sich auf der gleichen Seite von der Linse wie der Gegenstand)
oder auf dem Kopf, ist es vergrößert oder verkleinert (im Sinne des Abbildungsmaßstabs). Nachfolgend sind alle Möglichkeiten tabellarisch zusammengestellt:
Gegenstandsweite
0 < g < |f |
g = |f |
|f | < g < 2 |f |
g = 2 |f |
g > 2 |f |
4.
Konvexlinse
(Sammellinse)
virtuell
aufrecht
|β| > 1
kein Bild im Endlichen
reell
auf dem Kopf β > 1
reell
auf dem Kopf β = 1
reell
auf dem Kopf β < 1
Konkavlinse
(Zerstreuungslinse)
virtuell aufrecht |β| < 1
virtuell aufrecht |β| < 1
virtuell aufrecht |β| < 1
virtuell aufrecht |β| < 1
virtuell aufrecht |β| < 1
Hintereinanderschaltung‘ von Linsen
’
Bei einer Hintereinanderschaltung‘ von Linsen addieren sich deren Brechkräfte, falls
’
der Abstand der Linsen voneinander vernachlässigbar klein ist.
68
5.
Linsenfehler
Wir wollen hier nur drei Linsenfehler behandeln, und zwar die zwei geometrisch
bedingten Fehler, den Öffnungsfehler (sphärische Aberration), welcher bei ideal kugelförmig geschliffenen Linsen auftritt, und den axialen Astigmatismus, welcher bei
Abweichungen von der Kugelgestalt (beispielsweise in ellipsoider Form) vorkommt,
sowie den durch die sog. Dispersion bedingten Farbfehler (chromatische Aberration).
5.1
Öffnungsfehler (sphärische Aberration)
Abb. 5 zeigt eine einfache sphärische Linse, auf die außer achsennahen Strahlen auch
Strahlen treffen, die in einem großen Abstand von der Achse auf die Linse fallen.
FR
F
Abb. 5: Sphärische Aberration und ihre Verringerung durch eine Blende
Die Randstrahlen schneiden sich in einem Punkt FR , der näher an der Linse liegt
als der Brennpunkt F für achsennahe Strahlen. Je näher die Strahlen an die Achse heranrücken, desto näher rückt der Punkt FR an F heran. Die unterschiedliche
Brennweite verschiedener Linsenzonen bezeichnet man als Öffnungsfehler. Um ein
genügend scharfes Bild eines Gegenstandes zu erhalten, muß man also Randstrahlen, die auf eine Linse fallen, ausblenden, falls die Linse keine sphärische Korrektur
aufweist.
5.2
Axialer Astigmatismus
Wird eine Linse statt von einer Kugelfläche von einer Fläche mit zwei verschiedenen
Krümmungen in zueinander senkrechten Meridianschnitten begrenzt, so vereinigt sie
nicht alle achsenparallelen Strahlen in einem Punkt, sondern günstigenfalls in zwei,
in verschiedenen Ebenen liegenden zueinander senkrechten Brennlinien ( Zigarren“)
”
F1 und F2 (siehe Abb. 6; die sphärische Aberration wurde in dieser Zeichnung vernachlässigt). Dieser Fehler kann durch Hinzufügen einer Zylinderlinse geeigneter
Brechkraft, deren Zylinderachse in Richtung einer der beiden Brennlinien orientiert
ist, korrigiert werden (in der Abb. 6 links angedeutet).
69
fkurz ≡ f1
Linse
F2
flang ≡ f2
F1
Abb. 6: Bildverzerrung durch eine astigmatische Linse
Die Größe des Astigmatismus des menschlichen Auges liegt meist unter 1 Dioptrie
bei einer Gesamtbrechkraft von 55 bis 70 Dioptrien, je nach Akkomodationszustand.
Bei etwa 1 % der Patienten erreicht der Astigmatismus 4 Dioptrien.
5.3
Farbfehler (chromatische Aberration)
Verantwortlich für diesen Fehler ist die Tatsache, daß verschiedene Farben des sichtbaren Lichts beim Übergang zwischen Luft und Glas unterschiedlich stark gebrochen
werden. Im vorliegenden Modell des Lichts als Strahl kann man dies einfach so formulieren, daß die Ausbreitungsgeschwindigkeit und somit der Brechungsindex von
der Farbe“ des Lichts abhängt.
”
Wir wollen aber an dieser Stelle etwas vorgreifen auf V 22, wo das Licht als Welle aufgefaßt wird. Dann sind nämlich die verschiedenen Farben des Lichts mit verschiedenen Wellenlängen und somit verschiedenen Frequenzen verknüpft. (Rotes Licht hat
die größte Wellenlänge des sichtbaren Lichts, über Orange, Gelb, Grün, Blau nimmt
die Wellenlänge ab bis zu Violett.) Die Abhängigkeit der Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Welle von deren Wellenlänge (allgemeiner auch die Wellenlängenabhängigkeit irgendeiner physikalischen Größe) wird als Dispersion bezeichnet. Somit ist die
Ursache der chromatischen Aberration die Dispersion des Lichtes in Materie (genauer: im Linsenmaterial Glas).
70
Die Lichtgeschwindigkeit in Materie nimmt i.a. (Ausnahme: Fuchsin) mit sinkender Wellenlänge (rot – gelb – blau – violett) stetig ab. Daraus ergibt sich nach
der Definition des Brechungsindex (Gleichung (2)) für kleiner werdende Wellenlänge
ein zunehmender Brechungsindex n und damit eine stärkere Brechung. (Beachte:
Die Lichtgeschwindigkeit hat im Vakuum ihren größten Wert und ist dort auch unabhängig von der Wellenlänge des Lichts, in jeglicher Materie ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts geringer, d.h. alle Materialien haben einen Brechungsindex
n > 1.) Merke: Blaues Licht wird stärker gebrochen als rotes.11 Der Brechungsindex
von Gläsern wird im allgemeinen für die Lichtwellenlänge der gelben Natrium-DLinien angegeben. Diese Zusammenhänge erklären, daß nach Abb. 7 der Brennpunkt
für den blauen Anteil eines durch die Linse fallenden weißen Lichtbündels näher an
der Linse liegt als der Brennpunkt für den roten Anteil.
Die Brennweitenunterschiede einer Linse im sichtbaren Spektralbereich betragen je
nach Glassorte um 2 bis 4 %.
Fokus
für Blau
Weiß
Fokus
für Rot
Rot
Blau
✒
✗✔
Schirmbild: gelblicher Kern,
❧
purpurfarbener, nach außen ✖✕
blau werdender Hof
Schirm
Abb. 7: Chromatische Aberration und Fehlerfigur auf dem Schirm.
Liegt der Schirm, auf den der Brennfleck weißen Lichts abgebildet wird, wie in Abb. 7
eingezeichnet, so entsteht ein im Zentrum heller Punkt, umgeben von einem Hof.
Der helle, gelbliche Punkt besteht aus den Farbanteilen rot, orange, gelb und grün.
Der Hof ist wegen der blauen Randstrahlen purpur (Mischung aus blau und rot).
Wird der Schirm in Richtung zur Linse verschoben, so wird der Mittelpunkt blau;
wird er weiter von der Linse entfernt, so wird er rot.
In der folgenden Abb. 8 ist angenommen, daß ein links von der Linse befindliches
Objekt rechts von ihr vergrößert dargestellt wird. Das Bild für Rot fällt größer aus
als das für Blau, das Bild hat einen roten Rand. Die Größendifferenz wird Farbvergrößerungsfehler genannt.
11
Als Eselsbrücke kann hierbei der Zustand der Trunkenheit dienen: Blau bricht stärker.
71
Rot
Rot
Blau
Blau
Weiß
Abb. 8: Farbvergrößerungsfehler: Infolge der chromatischen Aberration
hat das Bild einen roten Rand
Überraschenderweise stellte man am Ende des vorigen Jahrhunderts fest, daß auch
das menschliche Auge einen erheblichen chromatischen Abbildungsfehler von etwa
2 Dioptrien aufweist. Da eine optische Korrektur nicht vorliegt, wird beim Auge der
Fehler durch ein kompliziertes physiologisches Korrektursystem ausgeglichen.
6.
Brennweitenbestimmung einer Linse nach der Besselschen
Methode
Zur Brennweitenbestimmung von Linsen kann – insbesondere auch für dicke Linsen
und Linsensysteme – das sog. Besselsche Verfahren angewendet werden (Abb. 9).
Dieses Verfahren zeichnet sich dadurch aus, daß die Lage der Hauptebenen der Linse
oder des Linsensystems zur Brennweitenbestimmung nicht bekannt sein muß. Zur
Durchführung dieses Verfahrens wählt man eine Entfernung e zwischen Bild- und
Gegenstandsebene, von der man annehmen kann, daß sie größer als die vierfache
Brennweite f der zu vermessenden Linse ist. Aus der Vertauschbarkeit von Gegenstandsweite g und Bildweite b in der Linsengleichung (4) folgt dann, daß man bei
zwei Linsenstellungen ein scharfes Bild erhält.
Linsenstellung 1
✛
Linsenstellung 2
e
✛
Schirm (B)
✲
✲
a
G
✛
✛
g
✲d✛
g′
b
✲d✛
b′
✲
✲
Abb. 9: Schematischer Versuchsaufbau zur Brennweitenbestimmung
nach der Besselschen Methode
Man kann in der Linsengleichung (4) für ein bestimmtes f bei festgehaltener Bildebene B die Gegenstandsweite g und die Bildweite b vertauschen. Man erhält folglich
72
auf dem Schirm einmal ein vergrößertes und in der zweiten Stellung ein verkleinertes Bild. Die beiden Linsenstellungen sind in Bezug auf G und B symmetrisch. Der
Abstand der beiden Einstellungen sei a, die Entfernung BG = e, der Abstand der
Hauptebenen d. Da e ≫ d, kann man d gegenüber e vernachlässigen und erhält12 :
f=
e2 − a2
4e
(7)
Gemessen werden müssen also lediglich die Abstände a und e.
E)
1.
Versuchsdurchführung und -auswertung
Messung der Brennweite einer Linse unter Anwendung
des Besselschen Verfahrens
Dazu wird der folgende Versuchsaufbau verwendet (Abb. 10):
e
LQ
Objektiv
G
L
Schirm
Abb. 10: Bessel–Verfahren zur Brennweitenbestimmung
Achtung: Berühren Sie die Linsen des Photoobjektivs nicht mit den Fingern!
1.1 Bestimmung von e: Die Wendel der Halogenglühlampe wird mit Hilfe eines
Photoobjektivs in die Ebene G herausprojiziert. Dieses Bild der Wendel dient bei
der Durchführung des Bessel–Verfahrens als Gegenstand G. Man muß also zunächst
die Lage dieses Bildes G auf der Skala der optischen Bank genau bestimmen. Dazu
verschiebt man den Schirm auf der optischen Bank, bis die Wendel scharf abgebildet
erscheint. Danach stellt man den Schirm nach Abb. 9 in einer Entfernung von G
auf, die größer ist als die 4fache Brennweite der zu vermessenden Linse. Messen Sie
den Abstand e des Gegenstandsorts vom Schirm. Dieser Wert ändert sich bei der
nachfolgenden Brennweitenbestimmung nicht mehr.
1.2 Bestimmung von f : Führen Sie das im Kapitel D) 6. beschriebene Bessel–
Verfahren durch. Um zu genaueren Werten der Brennweiten zu kommen, ist die
Messung der Größe a 4mal durchzuführen, indem Sie immer wieder die beiden Orte
12
Aus Abb. 9 erkennt man, daß b + g = e − d (I) ist. Da b′ = g und b − b′ = a ist, gilt b − g = a
(II). Durch Addition bzw. Subtraktion der Beziehungen (I) und (II) erhält man die Bildweite
2b = a + e − d bzw. die Gegenstandsweite 2g = e − d − a, welche man in die Linsengleichung 1/f =
1
·(e−d−a)+ 12 ·(a+e−d)
(e−d)
(e−d)2 −a2
= 1 ((e−d)
.
(g + b)/(g · b) einsetzt und erhält 1/f = 12 ·(a+(e−d))·((e−d)−a)
2 −a2 ) , also f =
4(e−d)
4
4
73
der Linse suchen, bei denen ein vergrößertes bzw. verkleinertes Bild des Gegenstands
auf dem Schirm zu beobachten ist. Notieren Sie sich in einer Tabelle diese beiden
Orte für jede der 4 Messungen.
Bei der Auswertung bestimmen Sie aus jedem dieser Wertepaare die Größe a und
berechnen dann den Mittelwert a aus diesen 4 Werten. Diesen setzen Sie in Glg. (7)
ein, um die Brennweite zu berechnen.
Aus der Brennweite f berechnen Sie dann die Brechkraft der Linse.
2.
Messung des Farbfehlers
Zur Messung des Farbfehlers wird derselbe Versuchsaufbau wie unter 1. verwendet.
Für jede Farbe ist e erneut zu messen. Wie in 1. ist a 4mal zu bestimmen und daraus
der Mittelwert a zu berechnen.
2.1 Bestimmung von fBlau : Das in diesem Versuch verwendete Filter für blaues
Licht ist für Wellenlängen durchlässig, die kleiner als 400 nm sind. Schrauben Sie das
blaue Filter auf das Objektiv, und bestimmen Sie nun die Brennweite der Linse für
blaues Licht mit Hilfe des unter 1. beschriebenen Verfahrens. Berechnen Sie daraus
die Brechkraft für blaues Licht.
2.2 Bestimmung von fRot : Ersetzen Sie das blaue durch das rote Filter, welches für Lichtwellenlängen größer als 750 nm durchlässig ist, und bestimmen Sie so
die Brennweite der Linse für rotes Licht. Berechnen Sie daraus die Brechkraft für
rotes Licht.
2.3 Vergleich rotes, blaues und weißes Licht: Berechnen Sie die Brennweiten–
und Brechkraftunterschiede, und formulieren Sie einen Ergebnissatz.
3.
Messung des axialen Astigmatismus
Zur Messung des axialen Astigmatismus ersetzt man die unter 1. verwendete Linse L durch eine Kombination aus einer astigmatischen Linse (Brillenglas) mit einer
in ihrer Stärke und Richtung veränderlichen Zylinderlinse (Astikorrekt). Man stellt
zunächst die Stärke des Astikorrekt auf den Wert 0 ein und beobachtet durch Verschieben der Linse die beiden astigmatischen Bilder der Glühwendel auf dem Schirm.
Die Korrektur des Astigmatismus kann man auf zwei Arten durchführen:
Ausprobieren: Man wählt den Abstand zwischen G und der astigmatischen Linse
derart, daß auf dem Schirm ein vergrößertes Bild entsteht. Dann verändert
man Brechkraft und Richtung der variablen Zylinderlinse (möglicher Einstellbereich 0 bis 4 Dioptrien) unter gleichzeitigem geringem Verschieben der Linsenkombination, bis man eine scharfe Abbildung der Glühwendel beobachtet.
Das Verschieben der Linsenkombination ist deshalb notwendig, weil es sich
bei der veränderlichen Zylinderlinse nicht um eine reine Zylinderlinse handelt.
Vielmehr erhält man bei Einstellung einer bestimmten Zylinderstärke immer
zusätzlich noch einen sphärischen Brechkraftanteil der halben eingestellten Zylinderstärke. Beispielsweise bei Einstellung auf −2 Zyl. hat man gleichzeitig
einen sphärischen Brechkraftanteil von +1 Dioptrie.
74
Systematisch: Wählen Sie den Abstand zwischen G und der astigmatischen Linse
möglichst groß, damit nur Strahlen, die nahezu parallel zur optischen Achse verlaufen, die Linsenkombination treffen. Jetzt kann man zigarrenförmige,
verzerrte Bilder ähnlich den Brenn-Zigarren“ in Abb. 6 beobachten. Da die
”
Brechkraftangabe der Korrekturzylinderlinse negativ ist, haben wir eine Zerstreungslinse zur Korrektur, weshalb wir die Linse so aufstellen, daß sich der
Schirm am Ort der linsennahen Bildebene (vgl. Abb. 6) befindet. Nun verdrehen wir die Korrekturlinse, bis die weiße Markierung auf der Korrekturlinse
entlang des zigarrenförmigen Bildes zeigt. Durch Variation der Linsenstärke
machen wir nun aus der Zigarre einen schönen runden Kreis. Nach der Korrektur den Schirm verschieben, bis das Bild der Glühwendel scharf ist.
Achtung: Beim Einstellen der Richtung der veränderlichen Zylinderlinse keine Gewalt anwenden! Evtl. Assistenten fragen.
3.1
Messung:
• Führen Sie die Korrektur des Astigmatismus durch, und notieren Sie sich von
zyl
der Korrekturlinse die Richtung des Zylinders und die Brechkraftangaben (DK
sph
und DK ).
4.
Messung des Öffnungsfehlers
Zur Messung des Öffnungsfehlers wird ein Laserstrahl mit Hilfe eines Strahlteilers,
der aus zwei Spiegeln besteht, in die zwei Strahlen 0 und 1 aufgeteilt. Der Strahlteiler ist in der Abb. 11 dargestellt.
Sp2
1
Laser
✎☞
✍✌
0
Sp1
Abb. 11: Strahlteiler
Der Spiegel 1 ist halbdurchlässig. Der am Spiegel 1 reflektierte Anteil des Lichts fällt
auf den Spiegel 2 und wird dort vollständig reflektiert. Der Abstand von Spiegel 1
und 2 ist beliebig einstellbar. Wenn der obere Spiegel richtig justiert ist, kommen
aus dem Strahlteiler zwei in ihrem Abstand veränderliche parallele Lichtstrahlen.
Zur Messung des Öffnungsfehlers wird nun der folgende Versuchsaufbau verwendet:
75
l1 (6= f1 )
l2 (6= f2 )
x2 x1
Laser
Strahlteiler
Linse: plan-konvex
konvex-plan
Abb. 12: Versuchsaufbau zur Messung des Öffnungsfehlers
• Stellen Sie zuerst nur den Laser und den Schirm auf die optische Bank. Justieren Sie den Laser so, daß der Laserpunkt nicht wandert, wenn der Schirm
bewegt wird. Dadurch wird erreicht, daß der Laserstrahl parallel zur optischen
Bank verläuft.
• Danach Strahlteiler zwischen Laser und Schirm stellen. Der Teilstrahl, der
durch den halbdurchlässigen Spiegel hindurchgeht, muß wieder auf den gleichen Punkt treffen wie vorhin.
• Der reflektierte Strahl 1 und der durchgehende Strahl 0 (siehe Abb. 11) sollen
parallel zueinander und senkrecht übereinander verlaufen. Dann müssen ihre
Auftreffpunkte auf dem Leuchtschirm also den gleichen Abstand wie die beiden Spiegel haben und senkrecht übereinander liegen. Dies ist mit den beiden
Schrauben am oberen Spiegel einzustellen. Wird der Schirm bewegt, muß der
Abstand der Lichtpunkte auf dem Schirm konstant bleiben.
4.1 Messung 1 (plan-konvex): Die plankonvexe Linse, deren Öffnungsfehler
gemessen werden soll, wird zunächst in derjenigen Orientierung vermessen, bei der
das Laserlicht zuerst auf die ebene (plane) Fläche trifft.
• Die Linse wird zwischen Strahlteiler und Schirm in den Strahlengang gestellt.
Für diese erste Messung muß sie so orientiert sein, daß die plane Seite der
Linse zum Strahlteiler zeigt. Die Linse wird so justiert, daß der untere Strahl
0 (siehe Abb. 12), welcher durch den halbdurchlässigen Spiegel tritt, genau auf
die Linsenmitte trifft, deshalb ungebrochen durchtritt und auf dem Schirm die
optische Achse markiert. Der Laserpunkt vom Zentralstrahl darf seine Position
beim Einbringen der Linse also nicht verändern.
• Stellt man nun am Strahlteiler den Abstand x zwischen den beiden Spiegeln
ein, so daß also der obere Strahl die Linse im Abstand x von deren Mitte
trifft, dann ergibt sich in einem Abstand l von der Linse ein Kreuzungspunkt
dieses Strahls mit dem unteren, die optische Achse markierenden Strahl. l ist
ein Maß für die Brennweite derjenigen Linsenzone, die den Abstand x von der
optischen Achse (und somit der Linsenmitte) hat.
Vorsicht: Da die Lage der Hauptebene bzw. der Hauptebenen nicht bekannt
ist, ist auch die Brennweite f , welche ja als Abstand zwischen Brennpunkt
und der entsprechenden Hauptebene definiert ist, nicht bekannt! l ist nicht
unbedingt gleich f . l gibt lediglich die Änderung der Brennweite wieder.
76
• Tragen Sie in eine Tabelle die für die Wanderung des Brennpunkts charakteristische Länge l in Abhängigkeit vom Abstand x ein. Führen Sie 10 Messungen
durch, wobei x zwischen 1 cm und 4 cm variiert werden sollte.
• Stellen Sie bei der Auswertung das Ergebnis in einem Diagramm, l in Abhängigkeit von x, dar.
4.2 Messung 2 (konvex-plan): Nun soll die Linse in der umgekehrten Orientierung (konvex-plan) vermessen werden.
• Drehen Sie die Linse um, so daß der Laserstrahl auf die gekrümmte Fläche
fällt und aus der planen Fläche austritt.
• Führen Sie die Messung wie in 4.1 durch.
• Tragen Sie bei der Auswertung die graphische Darstellung in das Diagramm
ein, das Sie in 4.1 für die plan-konvex-Orientierung der Linse erstellt haben.
• Gibt es einen Unterschied des Öffnungsfehlers zwischen der plan-konvex- und
der konvex-plan-Orientierung der Linse im Strahlengang? Formulieren Sie einen
Ergebnissatz.
Abb. 13: Versuch zur Messung des Öffnungsfehlers. Die Abbildung
demonstriert die nach außen zunehmende Brechkraft der Linsenzonen.
Die Aufnahme wurde durch eine 4fache Belichtung erhalten. Die
Strahlverläufe wurden durch Streuung des Lichts an Rauchpartikeln
sichtbar gemacht.
77
F)
Fragen
21.1 Skizzieren Sie den Lichtweg durch eine Konvex- und Konkavlinse unter
Berücksichtigung der Brechung an den Grenzflächen Luft–Glas.
21.2 Konstruieren Sie das virtuelle Bild, das durch eine Zerstreuungslinse entworfen wird, wenn der Gegenstand zwischen einfacher und doppelter
Brennweite liegt.
21.3 Zeichnen Sie den Strahlenverlauf bei einer Lupe.
21.4 Konstruieren Sie den Strahlengang im astronomischen (Keplerschen) und
holländischen (Galileischen) Fernrohr.
21.5 Erklären Sie den Unterschied zwischen reellem und virtuellem Bild.
21.6 Eine Lupe wird üblicherweise so benutzt, daß das (gesunde) Auge völlig
entspannt ist. Wie groß ist in diesem Fall die Vergrößerung, und welcher
Wert würde sich für den Abbildungsmaßstab ergeben?
21.7 Wie funktioniert das menschliche Auge?
21.8 Will man nachts einen lichtschwachen Stern sehen, ist es von Vorteil,
wenn man ihn nicht direkt fixiert, sondern ein wenig an ihm vorbei schaut.
Weshalb?
21.9 Der Maler El Greco malte unnatürlich lange Menschen und Gesichter.
Kann es sein, daß seine Augen hochgradig astigmatisch waren?
21.10 Ein Verkäufer preist einen Laser an, der weißes Licht aussendet“. Was
”
entgegnen Sie ihm?
21.11 Zeichnen Sie analog zu Versuchsteil 4 (Messung des Öffnungsfehlers) groß
den Strahlengang von je zwei, nicht weit voneinander entfernten, achsenfernen, achsenparallelen Strahlen durch eine plankonvexe oder eine
konvexplane Linse ein. Zeichnen Sie hierzu nur den oberen Teil der entsprechenden Linse bis zur optischen Achse inklusive der Brennpunkte.
Berücksichtigen Sie hierbei die Brechung beim Einfallen in die Linse, wie
auch beim Austritt aus der Linse (vgl. Abb.1). Zeichnen Sie alle nötigen
Winkel, sowie die Tangenten und die Einfallslote an den Grenzflächen ein.
Die Eintrittswinkel sind hierbei ab zumessen, der Austrittswinkel daraus
zu berechnen und entsprechend einzuzeichnen. Für die Luft, welche die
Linse umgibt ist ein Brechungsindex von 1 anzunehmen. Für das Glas
der Linse einer von 1,5.
21.12 Wieso sehen Sie auf dem Schirm zwei Glühwendeln?
21.13 Die kleine Viktoria sitzt mit ihren Eltern am Mittagstisch und löffelt ihre
Suppe aus. Da fragt sie auf einmal ihre Eltern: Warum stehe ich auf
”
dem Kopf, wenn ich in den Löffel schaue?“. Die Eltern sind überfragt.
Erklären Sie nun dieses Phänomen in Worten und mit einer Skizze.
21.14 Warum kann man unter Wasser nur verschwommen sehen? Was bewirkt
eine Taucherbrille?
78
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