Alphabetisierungscurriculum Theoretische und praktische Ansätze zur Alphabetisierung von jungen unbegleiteten AsylwerberInnen Mag.a Petra Eyawo-Hauk Mag.a Irene Prix Julia Schönwiese Johannes Schrettle Graz, Oktober 2004 EPIMA ist eine EQUAL-Entwicklungspartnerschaft, gefördert aus Mitteln des BMWA und des esf. Inhaltsverzeichnis VORWORT ................................................................................................................................................... 4 1. DEFINITIONEN SCHRIFTSPRACHLICHER KOMPETENZ ................................................................... 5 1.1.SCHRIFTSPRACHENKOMPETENZ ALS MESSBARE VARIABLE...................................................................... 5 1.2. FUNKTIONALER ANALPHABETISMUS ...................................................................................................... 7 1.3. ANALPHABETISMUS IN SOZIOKULTURELLEN ANSÄTZEN........................................................................... 8 1.3.1. Das ökologische Modell............................................................................................................. 8 1.3.2. Alphabetisierung als politische Bewußtwerdung ....................................................................... 9 2. ALS ANALPHABETIN IN EINER ALPHABETISIERTEN GESELLSCHAFT...................................... 13 3. ZUM SPRACHLICHEN KONTEXT DER ALPHABETISIERUNG ......................................................... 17 3.1. SPRACHE UND SCHRIFT ..................................................................................................................... 17 3.2. ALPHABETISIERUNG IN DER ERST- ODER ZWEITSPRACHE? .................................................................. 17 3.3. FREMDSPRACHLICHE ALPHABETISIERUNG IM KONTEXT VON DOPPELTER HALBSPRACHIGKEIT ................ 19 4. PÄDAGOGISCHE ASPEKTE DER ALPHABETISIERUNG AUSLÄNDISCHER ERWACHSENER... 22 5. SCHLUSSFOLGERUNGEN FÜR DIE ALPHABETISIERUNG JUNGER ASYLWERBERINNEN ...... 24 5.1. ZIELGRUPPENSPEZIFISCHE ALPHABETISIERUNG ALS PROBLEMFORMULIERENDE BILDUNGSARBEIT ......... 24 5.2. EXKURS: ALS ANALPHABETIN/ ALS ASYLWERBERIN IN ÖSTERREICH .................................................... 25 5.3. ALPHABETISIERUNG IN DER ZWEITSPRACHE DEUTSCH......................................................................... 27 5.4. PÄDAGOGISCHE ASPEKTE DER ALPHABETISIERUNG JUNGER ASYLWERBERINNEN ................................. 28 6. KONZEPTZUSAMMENFASSUNG ALPHABETISIERUNG EPIMA ................................................... 29 7. PROZESSBESCHREIBUNG ANHAND EINES EXEMPLARISCHEN BEISPIELS.............................. 34 7.1. ALPHABETISIERUNG UND WORTSCHATZERARBEITUNG ......................................................................... 36 7.1.1. Lernvoraussetzungen und schulische Vorerfahrungen ........................................................ 36 7.1.2. Alphabetisierung ..................................................................................................................... 38 7.1.3. Übungen zum Verstehen und Sprechen von Wörtern............................................................. 42 7.1.4. Arbeiten und Spielen mit Bildern und Wörtern ....................................................................... 45 7.1.5. Übungen zum Schreiben von Wörtern .................................................................................... 48 7.2. FREMDSPRACHENDIDAKTISCHE AKTIVITÄTEN ...................................................................................... 51 7.2.1. Dialoge..................................................................................................................................... 51 7.2.2. Authentische Texte – Werbetexte, Prospekte ......................................................................... 52 7.2.3. Aufgabe oder Übung?.............................................................................................................. 53 7.2.4. Texte schreiben ....................................................................................................................... 54 7.2.5. Themen in Alphabetisierung und Deutschkurs (exemplarisch) ............................................... 55 7.3.ELEMENTARBILDUNG .......................................................................................................................... 61 7.3.1.Mathematik ............................................................................................................................... 62 2 7.3.2.Einkaufen/Ernährung/Kochen................................................................................................... 66 7.3.3. Unterrichtsablauf...................................................................................................................... 67 7.3.4.Unterrichtsmaterialien............................................................................................................... 70 7.3.5. Themen und Inhalte des Elementarbildungsunterrichts .......................................................... 71 8. ZUM EINSATZ DES INTERNETS IM SPRACHLERNPROZESS ......................................................... 74 8.1.1.Das Internet als Informationsquelle .......................................................................................... 74 8.1.2.Das Internet als Interaktionsmedium ........................................................................................ 74 8.1.3.Das Internet als Kommunikationsmedium ................................................................................ 75 8.2. LINK LISTE ..................................................................................................................................... 76 8.2.1.DAF – Lehrwerke...................................................................................................................... 76 8.2.2.Alphabetisierung und Teilleistungen......................................................................................... 76 8.2.3.Onlineübungen und Arbeitsblätter im Internet ......................................................................... 77 8.2.4.Internetseiten für die Volksschule............................................................................................. 86 8.2.5. Internetseiten und Online – Übungen zu Nahrungsmitteln und Einkaufen ............................. 87 9. LITERATURVERZEICHNIS ................................................................................................................... 89 10. MATERIALLISTE................................................................................................................................. 95 11. ANHANG: MATERIALAUSWAHL ZUR ELEMENTARBILDUNG ...................................................... 97 3 Vorwort Das vorliegende Curriculum dokumentiert die Arbeit des EPIMA Projektteams des Verein Zebra im Rahmen der Entwicklungspartnerschaft EPIMA. Es sollen einerseits theoretische Vorüberlegungen, andererseits Erkenntnisse und Erfahrungen, die während der zweijährigen Laufzeit des Projekts gesammelt wurden, dargestellt werden. Es wurde nicht versucht, die Lücke, die immer wieder zwischen Theorie und Praxis sichtbar wird, zu kaschieren, und es kann kein Patentrezept für die Bildungsarbeit mit jungen unbegleiteten AsylwerberInnen angeboten werden. Nicht zu guter Letzt kann auch die beste Bildungsmaßnahme die Defizite nicht ausgleichen, die das Leben von AsylwerberInnen in der momentanen österreichischen Gesellschaft aufweist, und die auf politischer und nicht auf pädagogischer Ebene abzuhandeln wären. Auch sie kennzeichneten die Rahmenbedingungen unserer Arbeit. Unser Dank gilt Irene Prix für den maßgeblichen Anteil an den theoretischen Ausführungen, sowie allen KollegInnen, mit denen wir in der Zeit zusammen gearbeitet haben und die mittlerweile nicht mehr dabei sind, außerdem allen TeilnehmerInnen die uns zwei Jahre voll interessanter Erfahrungen beschert haben. 4 1. Definitionen schriftsprachlicher Kompetenz Keine Diskussion über Alphabetisierung kann sich einer Definition ihres Gegenstandes entziehen. Betrachtet man den (insbesondere englischsprachigen) wissenschaftlichen Diskurs über den Erwerb schriftsprachlicher Kompetenzen, so wird die hohe ideologische Ladung der Begriffe deutlich. Jede Definition von Analphabetismus (oder seinem Gegenteil, wie dies in der englischsprachigen Literatur üblich ist) problematisiert unterschiedliche Aspekte dieses Phänomens. Gleichzeitig enthält jede derartige Begriffsbestimmung implizit auch spezifische Sichtweisen auf zu ergreifende didaktische Maßnahmen und Wertungen der soziale Stellung von nicht schriftkundigen Menschen. In dieser Debatte um die Bestimmungskriterien von Analphabetismus lassen sich Sandra L. McKay zufolge zwei Hauptströmungen unterscheiden.1 Zum einen unterscheiden sich die Ansätze in ihrer Bewertung der sozialen und psychologischen Dimension von Analphabetismus, des weiteren gehen sie von unterschiedlichen Graden kontextueller Abhängigkeit aus. 1.1.Schriftsprachenkompetenz als messbare Variable Das traditionelle und bisher am weitesten verbreitete Konzept von Analphabetismus versteht schriftsprachliche Kompetenz als eine genau zu bestimmende Reihe von individuellen Fertigkeiten, deren defizitäre Beherrschung eine nicht schriftkundige Person charakterisiert. In diesem Zusammenhang werden oft Stufen von Analphabetismus als pädagogische Orientierungshilfen formuliert, etwa:2 • Analphabet: weniger als 3 Jahre an formaler Schulbildung • Semi-Analphabet: weniger als 8 Jahre formaler Schulbildung in der Erstsprache, aber mangelhafte Lernstrategien • Funktionaler Analphabet: Nur elementare schriftsprachliche Kompetenz, inklusive das linguistische Konzept von Wörtern und Sätzen. 1 McKay, Sandra Lee, Agendas for Second Language Literacy, Cambridge 1994, S. 7-9 2 Vgl. ebenda, S. 10 5 Analphabetismus erscheint damit als exakt messbare Variable, die autonom von ihrem sozialen und kulturellen Kontext in jeweils fest zu umreissenden Ausprägungen zu beobachten sei. In diesem Zusammenhang betonen Vertreter dieser Theorie meist die kognitiven Aspekte schriftsprachlicher Kompetenz und stellen die grundlegende Verschiedenheit schriftlicher und mündlicher Sprache fest. Demzufolge unterscheiden sich auch Analphabeten und jene, die über schriftsprachliche Fertigkeiten verfügen, auf fundamentale Weise, nicht zuletzt in ihrer kognitiven Entwicklung. So entwickle die Vertrautheit mit Schriftsprache die Abstraktions-, Reflexions- und logische Denkfähigkeit sowie Problemlösungsstrategien.3 Diese Perspektive auf Analphabetismus hat im zeitgenössischen wissenschaftlichen Diskurs zahlreich Kritik erfahren. Wie Brian Street betont, könne Untersuchungen zufolge notwendigerweise mit aufrechterhalten werden. die Annahme, schriftsprachlicher dass höhere Kompetenz kognitive Fähigkeiten korrespondieren, nicht Letztere sei nicht an sich für eine solche Entwicklung verantwortlich, sondern sei in hohem Maße von der Art ihrer pädagogischen Vermittlung abhängig. Zum anderen habe die anthropologische Forschung bestätigt, dass die Mitglieder analphabetischer Gesellschaften ebenso über komplexe kognitive Kompetenzen wie Reflexions- und Abstraktionsfähigkeit verfügen.4 Diese Ergebnisse legen die Schlussfolgerung nahe, dass in der Diskussion um Alphabetisierung auf soziale und kulturelle Aspekte des Phänomens Analphabetismus nicht verzichtet werden Rahmenbedingungen kann. Eine Annäherung an schriftsprachlicher Kompetenz bietet die gesellschaftlichen das Konzept des funktionalen Analphabetismus, welches der folgende Abschnitt diskutiert. 3 Vgl. Street, Brian V., Social Literacies: Critical Approaches to Literacy in Development, Ethnography and Education, London und New York 1995, S. 21, sowie McKay 1995, S. 15 4 Vgl. Street 1995, S. 22 6 1.2. Funktionaler Analphabetismus Den Alphabetisierungskampagnen der UNESCO liegt das Konzept des funktionalen Analphabetismus zugrunde, das erstmals 1956 von William S. Gray formuliert wurde. Demzufolge ist eine Person dann als Analphabet einzustufen, wenn sie den schriftsprachlichen und rechnerischen Anforderungen ihres Alltags nicht gewachsen ist: „ ... Analphabet ist eine Person, die sich nicht beteiligen kann an all den zielgerichteten Aktivitäten ihrer Gruppe und Gemeinschaft, bei denen Lesen, Schreiben und Rechnen erforderlich ist, und an der weiteren Nutzung dieser Kulturtechniken für ihre eigene Entwicklung und die ihrer Gemeinschaft.“5 Umgekehrt weisen Personen dann funktionale schriftsprachliche Kompetenz auf, wenn diese für die Bewältigung ihres jeweiligen Alltags ausreichend ist. Diesem Ansatz gemäß ist die Fähigkeit, mit geschriebener Sprache umgehen zu können, nicht als universelle statische Gegebenheit aufzufassen, sondern nur in Abhängigkeit vom jeweiligen situativen Kontext zu betrachten. Das Verdienst dieses Konzepts anerkennend, räumt David Barton dennoch ein, dass die Erkenntnis der relativen Natur schriftsprachlicher Kompetenz keinerlei signifikante pädagogische Reformen herbeigeführt habe. Desweiteren meint er auch in der funktionalen Definition von Analphabetismus entscheidende Mängel zu entdecken.6 Wenn nämlich die schriftsprachlichen Anforderungen, denen die Individuen in ihrem Alltag genügen müssen, als universal zu bestimmende Funktionen aufgefasst werden, beinhalte ein solches Konzept des funktionalen Analphabetismus keinen begrifflichen oder didaktischen Fortschritt gegenüber der rein kognitiven Bestimmung schriftsprachlicher Kompetenz. Diese Kritik teilen auch andere Autoren, wie McKay berichtet.7 5 Zitiert bei Giere, Ursula, „Alphabetisierung weltweit“, in: UNESCO-Institut für Pädagogik Hamburg (Hrsg.), Die Welten der Wörter. Plakate zur Alphabetisierung. Eine internationale Ausstellung, Stuttgart Dresden 1992, S. 21 6 Vgl. Barton, David, Literacy. An Introduction to the Ecology of Written Language, Oxford Cambridge 1994, S.192-195 7 Vgl. McKay 1994, S. 4f. 7 Barton bezweifelt die Möglichkeit einer überindividuellen Bestimmung der alltäglichen Verwendung von Schriftsprache. Zwar sei es möglich, die Bedeutung geschriebener Sprache für einzelne Situationen im Alltagsleben eines Individuums zu ermitteln. Insgesamt seien die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten von Schriftsprache und ihre Relevanz im Alltag der Menschen äußerst kontextgebunden und treten in unabzählbarer Häufigkeit auf. Problematische Aspekte weise auch die Entscheidung darüber auf, wer über die Funktionalität der schriftsprachlichen Kompetenz eines Individuums zu urteilen befugt ist.8 Weiters hält es Barton für notwendig, durch Alphabetisierung nicht nur die aktuellen Bedürfnisse schriftsprachlicher Kompetenz zu bedienen, sondern darüber hinaus durch die Vermittlung dieser Kenntnisse neue Horizonte und Möglichkeiten für den Alltag der Menschen zu eröffnen. 1.3. Analphabetismus in soziokulturellen Ansätzen 1.3.1. Das ökologische Modell Anstatt Analphabetismus als eindimensionales Phänomen zu betrachten, schlägt David Barton einen integrativen Ansatz vor, der soziale, psychologische und historische Aspekte schriftsprachlicher Kompetenz zusammenführt. Diese auf mehrdimensionale Wechselbeziehungen bedachte Perspektive versteht Barton als einen ökologischen Ansatz, in dessen Brennpunkt das mit seiner Umwelt interagierende Individuum steht.9 Ausgehend von der alltäglichen Verwendung schriftsprachlicher Fähigkeiten, spielen in diesem ökologischen Modell folgende Grundannahmen eine zentrale Rolle:10 1. Schriftsprachlichkeit äußerst sich stets als soziale Handlung unter spezifischen sozialen Rahmenbedingungen. 2. Der schriftsprachliche Gebrauch eines Individuums ist nicht universal und einheitlich, sondern divers und jeweils mit bestimmten Lebensbereichen verknüpft. Zusätzliche Variabilität wird durch unterschiedliche kulturelle und historische Kontexte bewirkt. 8 Vgl. Blackledge, Adrian, Literacy, Power and Social Justice, Stoke-on-Trent 2000, S. 18-22 9 Vgl. Barton 1994, S. 29-32 10 Vgl. ebenda, S. 35-52 8 3. Schriftsprachlicher Sprachgebrauch passiert innerhalb eines Netzwerkes sozialer Beziehungen und unterliegt in seiner Form und Verwendung dem Einfluss sozialer Institutionen. 4. Schriftsprache kann als symbolisches Kommunikationssystem begriffen werden, das mit anderen Systemen des Informationsaustausches in Beziehung steht. In dieser Eigenschaft stellt schriftliche Sprache ein Medium dar, um Interpretationen der Welt darzustellen. 5. Die Wahrnehmungen, Einstellungen und Haltungen von Individuen gegenüber schriftsprachlicher Kompetenz beeinflussen in hohem Maße ihr Lernverhalten: „Sometimes reading and writing are contrasted with work, at other times they are compared with leisure ... [P]eople feel that it is better to be reading than to be doing nothing, but it is better to be doing some ‚real‘ work rather than reading... This ambilvalence towards literacy seems to be a strong element in contemporary culture.“11 6. Die historische Komponente schriftlicher Sprachkompetenz betrifft sowohl das einzelne Individuum als auch gesellschaftliche Gefüge. Sowohl im Leben eines Menschen als auch in der Geschichte von Gesellschaften ist der Stellenwert geschriebener Sprache Schwankungen unterworfen. 1.3.2. Alphabetisierung als politische Bewußtwerdung Politische, ethische sowie erkenntnistheoretische Überlegungen kennzeichnen das Alphabetisierungskonzept des brasilianischen Pädagogikphilosophen Paulo Freire. Gemäß seiner dialektischen Weltsicht, welche die Dynamik der Wechselwirkung von Realität und Bewusstsein in den Vordergrund rückt, steht Bildung in engem Zusammenhang mit der Veränderung sozialer und politischer Zustände. Bezeichnend für den Menschen und gleichzeitig als dessen Berufung sieht Freire die menschliche Fähigkeit zur Praxis - durch reflektiertes Handeln verändernd in den Lauf der Welt eingreifen. Das Moment des Dialogs wirkt dabei in untrennbarer Verbindung mit Freires 11 Ebenda, S. 48 9 Begriff der Praxis als bewusstseinsbildender menschlicher Austausch. Jemanden an kritischem Denken und Handeln zu hindern, versteht Freire als Entmenschlichung und Unterdrückung.12 Ausgehend von diesen erkenntnis- bzw. moralphilosophischen Überlegungen schreibt Freire der Bildungsarbeit als einer notwendig politischen Aktivität eine entscheidende Rolle in Alphabetisierungsprogramme schriftsprachlicher sozialen setzten Kompetenz zum Transformationsprozessen sich daher nicht pädagogischen allein Ziel, zu. die sondern Seine Vermittlung zielten auf conscientização mittels Alphabetisierung ab. Darunter versteht Freire „... den Lernvorgang, der nötig ist, um soziale, politische und wirtschaftliche Widersprüche zu begreifen und um Maßnahmen gegen die unterdrückerischen Verhältnisse der Wirklichkeit zu ergreifen.“13 Vor diesem Hintergrund kritisiert Freire pädagogische Konzepte, welche Wissen als hierarchisch verteilt auffassen und von den Lernenden die widerspruchslose Speicherung lebensfremder Lerninhalte fordern. Diesem pädagogischen bzw. didaktischen Prinzip, das er auch als Bankierskonzept bezeichnet, stellt Freire ein dialogisches Bildungskonzept entgegen, das die Unterdrückten zur le- bensweltverändernden Praxis befreie. Anstatt einer einseitigen Belehrung des Lernenden durch den Lehrer treten nun alle im Bildungsprozess beteiligten Akteure als Lernende auf. Freire konzipiert seinen pädagogischen Ansatz als problemformulierende Bildungsarbeit, nach welchem die beteiligten Akteure und die Probleme ihrer Lebenswelt den zentralen Ausgangspunkt darstellen. Freires Anspruch gemäß könne dieser Dialog in den Akteuren ein kritisches Bewusstsein entwickeln, das die Wirklichkeit als dynamisch und veränderbar erkennt. Um diesem Anspruch zu genügen, stehen generative Themen im Mittelpunkt der didaktischen Konzeption des Freire'schen Alphabetisierungsansatzes. Solche Themen betreffen Aspekte der unmittelbaren Lebenswirklichkeit der Akteure, deren Diskussion 12 Vgl. Roberts, Peter, Education, Literacy, and Humanization. Exploring the Work of Paulo Freire, Westport London 2000, S. 42-48 13 Freire, Paulo, Pädagogik der Unterdrückten. Bildung als Praxis der Freiheit, Stuttgart 1971, S. 25 (Fußnote 1) 10 neue für die Lernenden relevante Fragestellungen und Problembereiche zutage fördert. Freire zufolge stehen generative Themen stets in einer Wechselbeziehung mit Grenzsituationen, in welchen die Menschen die Begrenzungen ihrer realen Möglichkeiten erfahren.14 Entscheidend scheint ihm jedoch folgender Hinweis: „So sind es nicht Grenzsituationen an und für sich, die ein Klima der Hoffnungslosigkeit schaffen, sondern vielmehr die Weise, wie sie von Menschen in einem bestimmten historischen Moment begriffen werden: ob sie nur als Schranken erscheinen oder als unüberwindbare Barrieren. Da sich kritisches Verständnis in Aktion verkörpert, entwickelt sich ein Klima von Hoffnung und Zuversicht, das die Menschen zu dem Versuch führt, die Grenzsituation zu überwinden.“15 Zur didaktischen Umsetzung dieser Überlegungen empfiehlt Freire folgende Schritte, die er in seinen Alphabetisierungskampagnen in Brasilien während der sechziger Jahre zur Anwendung brachte:16 1. Vorbereitung: Die sozialen und ökonomischen Bedingungen der Lernenden, ihr Lebensumfeld und ihre alltäglichen Bedürfnisse wurden untersucht. Um die Alltagssprache der Zielgruppe kennenzulernen, lebte Freire für eine begrenzte Zeit mit den Lernenden und erfasste in ausführlichen Gesprächen für sie emotional und existenziell bedeutsames Vokabular. 2. Aus der Alltagssprache der Lernenden werden 15-18 generative Wörter als Ausgangspunkt des Alphabetisierungskurses gewählt. Diese Wörter zeichnen sich durch hohe emotionale Ladung auf und betreffen fundamentale Lebensaspekte der Lernenden. Gleichzeitig eröffnen diese Begriffe ein hohes Diskussionspotential sozialer, politischer und kultureller Fragestellungen. Ein weiteres Auswahlkriterium der generativen Wörter war darüber hinaus auch ihre phonemische Zusammensetzung. 14 Vgl. ebenda, S. 71-86 15 Ebenda, S. 82 16 Vgl. dazu Roberts 2000, S. 75-86 sowie Freire 1971, S. 91-105 11 3. Nach der Auswahl der generativen Wörter wurden diese als bildliche Darstellung oder auf andere mediale Weise kodiert. Die derartig visuell kodierten generativen Wörter dienen daraufhin als Diskussionsgrundlage in der Gruppe der Lernenden. 4. Erst nach fortgeschrittener Diskussion wurde das Schriftbild des diskutierten Wortes eingeführt. Die bildliche Darstellung des Begriffs wurde nun als semantisches Verbindungsstück zu seiner schriftlichen Darstellung gebraucht. Das Wort selbst wurde daraufhin in seine Silben aufgebrochen. 5. Wenn die Lernenden die einzelnen Silben des Wortes wiedererkannten, wurden diese in neuen Kombinationen präsentiert, wodurch neue Wörter entstanden. Die Lernenden wurden dazu angehalten, auf diese Weise selbst neue Wörter zu schaffen. Die so entstandenen generativen Wörter wurden abermals in der Gruppe diskutiert. Mittels dieser Methode gelang es Freire, grundlegende Kenntnisse des Lesens und Schreibens an vormalige Analphabeten zu vermitteln. Dies könne laut Freires Alphabetisierungsansatzes jedoch noch nicht als Endpunkt der Bemühungen angesehen werden, denn große Bedeutung misst er der post-alphabetischen Stufe bei. Nachdem in den bisherigen Schritten das Augenmerk auf generativen Wörtern lag, so gelte es nun, generative Themen zu diskutieren, die den Lebensumständen und dem Erfahrungshorizont der Lernenden zugrunde liegen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass Paulo Freires Verständnis schriftsprachlicher Kompetenz weit über die technischen Aspekte des Schreibens und Lesens hinausgeht: „A Freirean notion of critical literacy is, in short, concerned with the development of a particular mode of being and acting - not simply a way of dealing with books [..] In many ways, the actual reading of texts is secondary to the emergence of a new epistemological, ontological, and ethical consciousness in a literacy program.“17 17 Ebenda, S. 95 12 2. Als AnalphabetIn in einer alphabetisierten Gesellschaft Die sozialen und psychologischen Aspekte des Alltags für AnalphabetInnen in einer westlichen, stark von Schriftsprache geprägten Gesellschaft, werden in der Literatur meist unterschiedlich eingeschätzt und bewertet. Wie die Kursteilnehmerinnen der Alphabetisierungsprogramme für Migrantinnen des Grazer Vereins DANAIDA berichten, bereitet ihnen zusätzlich zu sprachlichen Barrieren die mangelnde schriftsprachliche Kompetenz bei alltäglichen Verrichtungen erhebliche Erschwernisse. Durch wenig Vertrautheit mit Zahlen und Ziffern sowie einfachen Rechenoperationen stellt schon das Einkaufen für den täglichen Bedarf eine Herausforderung dar, aber auch die Bedienung des Telefons und damit die Pflege sozialer Kontakte gestaltet sich schwierig. Bürokratische Angelegenheiten können nicht selbständig erledigt werden; weiters fühlen sich die Teilnehmerinnen nicht imstande, den schulischen Fortschritt ihrer Kinder zu unterstützen. Die eigene Abhängigkeit und Unselbständigkeit im Alltagsleben werden von den Migrantinnen als hauptsächlich belastend an ihrer Situation als Analphabetinnen wahrgenommen.18 Auch 300.000 ÖsterreicherInnen kennen die Schwierigkeiten eines Alltags als AnalphabetIn aus eigener Erfahrung. Aus Medienberichten kennt man vielfach die erfindungsreichen Vermeidungsstrategien, die AnalphabetInnen im Alltagsleben zur Kaschierung ihrer mangelnden Lese- und Schreibfertigkeit anwenden: „In den Finger geschnitten, Kopfschmerzen, Brille vergessen - Analphabeten sind Meister der Tarnung.“19 „Sie wickeln sich dicke Bandagen um den Arm oder behaupten, sie müssten die Angelegenheit mit ihrem Partner besprechen, um sich ja keine Blöße zu geben.“20 18 Vgl. Hammani-Birnstingl, Marianne und Sprung, Annette, lesen. schreiben. Alphabetisierungsarbeit mit Migrantinnen, Graz 1996, S. 20-22 19 „Von der Fibel überfordert“, Die Zeit, 30/2002, Online-Ausgabe: http://zeus.zeit.de/text/archiv/2002/30/200230_b-analphabet.zus.xml 13 Brian V. Street und David Barton erheben jedoch Einwände gegen dieses medial vermittelte Bild von Analphabeten, die in ständiger Tarnung ihrer Behinderung ein auf Notlügen aufgebautes Doppelleben führen und sich selbst dabei als Problemfälle wahrnehmen. Barton weist daraufhin, dass sich der Alltag von AnalphabetInnen nicht von jenem anderer Menschen in der Gesellschaft unterscheidet, und betont, dass AnalphabetInnen sich selbst nicht notwendigerweise als behindert oder ausgegrenzt wahrnehmen. Entgegen der herkömmlichen Darstellung, nach der AnalphabetInnen stets auf andere angewiesen seien um alltägliche Tätigkeiten zu verrichten, unterstreichen sowohl Barton als auch Street, dass sich die Betroffenen selbst meist nicht als abhängig oder hilfsbedürftig empfinden.21 In dieser Haltung beziehen sich beide Autoren auf eine Studie aus dem Jahr 1983 von Hannah Arlene Fingeret, die sich ein Jahr lang intensiv mit der Lebenssituation von 43 AnalphabetInnen in einer amerikanischen Stadt beschäftigt hat. Ihren Ergebnissen zufolge lebt dort die überwiegende Mehrzahl der AnalphabetInnen weder unselbständig noch in Abhängigkeit ihrer schriftkundigen Mitmenschen. Ihr soziales Netzwerk, das wie jenes anderer Menschen aus Beziehungen zu Freunden, Verwandten, Arbeitskollegen und Nachbarn besteht, funktioniert auf der Grundlage des wechselseitigen Austausches von Hilfsdiensten und Fertigkeiten: „Someone is known for fixing cars, someone else for good haircuts, a third person might 'help you figure out your problems'. Being able to fill in forms or understand the letter from the bank is another of these exchangeable skills which are the fabric of social life.“22 Aufgrund dieser Interdependenz sind die AnalphabetInnen dieser Studie in ihrem täglichen Leben nicht beeinträchtigt und nehmen den Umstand, mangelhaft lesen und schreiben zu können, nicht als Behinderung wahr. Fingeret zufolge werden sie auch von ihren Mitmenschen als gleichberechtigt angesehen. Für das Arbeitsleben schätzt Street die direkten Nachteile, die aus mangelhafter schriftsprachlichen Kompetenz eines Bewerbers entstehen können, als äußerst gering 20 „Hilfe: 300.000 Österreicher Analphabeten“, Die Presse, 31.07.2004, Online-Ausgabe: http://www.diepresse.at/textversion_article.aspx?id=435217 21 Vgl. Barton 1994, S. 200 und Street 1995, S. 18 22 Barton 1994, S. 201 14 ein. Auf der Suche nach einer Anstellung seien Schichtungsmerkmale wie Klassenzugehörigkeit, Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit für die Erfolgsrate von weitaus höherem Einfluss als die schriftsprachliche Fertigkeiten der KandidatInnen, so Street. Demgemäß sei die sozialökonomische Randlage von schreibunkundigen Menschen nicht maßgeblich auf ihren Analphabetismus zurückzuführen, sondern letzteres sei in der Tat eine Konsequenz aus ersterem: „[L]ack of literacy is more likely to be a symptom of poverty and deprivation than a cause...“23 Nach Ansicht Streets erschweren in erster Linie nicht die mangelnde schriftsprachlichen Fertigkeiten das Alltagsleben der AnalphabetInnen, sondern ihr soziales Stigma als gesellschaftlichen Randerscheinung. Dieses würde gerade durch solche Medienberichte verstärkt, welche die Abhängigkeit, Unselbständigkeit und Hilflosigkeit von AnalphabetInnen hervorstreichen.24 Mit diesen Ansichten will Street die Bedeutung von Lese- und Schreibfertigkeiten jedoch keineswegs relativieren oder leugnen. Vielmehr geht es ihm darum, die Kontextabhängigkeit des Phänomens Analphabetismus hervorzustreichen und die Bedeutung von zielgruppenspezifischen Alphabetisierungsprogrammen gegenüber der Idee universal einsetzbarer Lese- und Schreibtrainings zu betonen.25 Einig sind sich die Autoren mit der auch in den Medien meist vertretenen Ansicht, dass Analphabetismus nicht im Zusammenhang mit niedriger Intelligenz oder Entwicklungsstörungen stehe, sondern soziale Ursachen für dieses Phänomen verantwortlich zu machen seien. „Lese- und schreibschwache Kinder kommen fast durchweg aus ‚bildungsfernen Familien in sozialer Randständigkeit‘ ... Aus Migrantenfamilien, kaputten Beziehungen, sozial schwachen Familien, in denen nicht vorgelesen wird, wo kein Memory und kein Puzzle gespielt wird und keine Bücher im Regal stehen wesentliche Bestandteile, um Sprachbewusstsein zu schaffen.“26 23 Street 1995, S. 18 24 Vgl. Street 1995, S. 19 25 Vgl. ebenda, S. 24 26 Die Zeit, 30/2002, ebenda 15 Im Hinblick auf die dargelegten Standpunkte ist festzuhalten, dass die meisten der erwähnten „Hilfsmittel“ derer sich Analphabeten bedienen, für AsylwerberInnen nicht oder nur in sehr eingeschränktem Maße verfügbar sind. Vor allem das genannte stabile Netzwerk, das auf der wechselseitigen Hilfe und dem Austausch von Leistungen beruht, ist in ihrer Situation kaum gegeben, da der Ausbau bzw. die Verwendung ihrer (etwa handwerklichen etc.) Stärken und Ressourcen in der Regel unterbleibt. Zudem haben es AsylwerberInnen hier mit einem extrem individualisierten System zu tun, das bei Fragen des alltäglichen Lebens (Asylverfahren, Krankenschein, Versorgungszuteilung) auf Individuen zugreift und von diesen erwartet, für sich selbst zu sprechen. 16 3. Zum sprachlichen Kontext der Alphabetisierung 3.1. Sprache und Schrift Lesen und Schreiben zu können sind Fertigkeiten, die nur in einem spezifischen sprachlichen Kontext zur Anwendung kommen. Die Entscheidung, jemanden als Analphabeten zu klassifizieren, wird zu einer überaus komplexen Angelegenheit, wenn man sich der sprachlichen Dimension dieser Fragestellung bewusst wird. Denn ist ein vietnamesischer Techniker ohne Deutschkenntnisse, der nach Österreich immigriert, hier tatsächlich als Analphabet einzustufen, auch wenn er in seiner Muttersprache alphabetisiert ist? Karen Schramm steht der Vermischung der Begriffe ‚Alphabetisierung‘ und ‚Sprachunterricht‘ durchaus skeptisch gegenüber.27 Ebenso fordert Richard Venezky die klare Trennung dieser Begriffe. Er sieht die Kenntnis einer Sprache als Voraussetzung, um über die produktive Beherrschung ihrer schriftlichen Erscheinungsform urteilen zu können. Demnach wäre der vietnamesische Immigrant ohne Deutschkenntnisse Venezky zufolge nicht als Analphabet einzustufen.28 3.2. Alphabetisierung in der Erst- oder Zweitsprache? Die Entscheidung, ob es sich für die Lernenden empfiehlt, schriftliche Schreibkompetenz in ihrer Muttersprache oder der Zweitsprache zu erwerben, hängt in erster Linie von der sozialen und kulturellen Alltagssituation sowie der individuellen Motivation der Lernenden ab. Für multilinguale Menschen in einer Auslandssituation sind die verschiedenen Sprachen meist mit speziellen Bereichen des Alltagslebens verknüpft. Im öffentlichen 27 Vgl. Schramm, Karen, Alphabetisierung ausländischer Erwachsener in der Zweitsprache Deutsch, Münster New York 1996, S. 29 28 Vgl. McKay 1994, S. 3f. 17 Leben dominiert meist die Zweitsprache, während der private Alltag häufig von der Erstsprache oder einer Kombination aus Muttersprache und Zweitsprache bestimmt wird.29 Vor diesem Hintergrund kann die Alphabetisierung in der Muttersprache den Lernenden aus anderen Kulturen die Möglichkeit eröffnen, die eigenen kulturelle Identität zu stärken und Kontakte mit Freunden und Verwandten im Herkunftsland zu intensivieren. Desweiteren gibt es auch motivationspsychologische Gründe, welche für eine Alphabetisierung in der Muttersprache sprechen, da die Scheu vor muttersprachlichen Kursen dieser Art im Allgemeinen geringer ist als vor Alphabetisierungskursen in der Zweitsprache. Zum anderen ist bei der muttersprachlichen Alphabetisierung gleichzeitig eine Sprache zur allgemeinen Verständigung festgelegt, während es bei Kursen in der Zweitsprache nicht notwendigerweise eine Metasprache gibt, in welcher Erklärungen komplizierter Sachverhalte für alle TeilnehmerInnen verständlich transportiert werden können.30 Auch aus linguistischer Sicht erscheint die muttersprachliche Alphabetisierung sinnvoll: Studien zufolge kann die Kenntnis des muttersprachlichen Schriftsystems, auch wenn dieses nicht auf lateinischen Buchstaben beruht, die Lernfortschritte im Erlernen der Zweitsprache und des lateinischen Alphabets positiv beeinflussen, wobei manche Autoren diesen Effekt jedoch nur bei Lernenden mit bereits fortgeschrittenem Sprachniveau der Zweitsprache beobachten.31 Mögliche Nachteile bzw. Schwierigkeiten einer Alphabetisierung in der Muttersprache formuliert Barton: „Teaching in the vernacular needs language to have a written form, but it also needs an infrastructure of literacy, including books and other reading materials, publishing, teachers and, in the long term, institutions to sustain literacy. Teaching in the vernacular can also be very expensive, especially if there are few reading books, and no higher level textbooks.“32 29 Vgl. Barton 1994, S. 70-74 30 Vgl. Schramm 1996, S. 30-32 31 Vgl. McKay 1994, S. 6 32 Barton 1994, S. 204f. 18 Im Allgemeinen bietet die Alphabetisierung in der Zweitsprache wesentliche Erleichterungen für den Alltag im Zielland. Einkaufen, die Benutzung des öffentlichen Verkehrs, Amtswege etc. können von den Lernenden einfacher bewältigt werden, wenn sie auch schriftliche Sprachkompetenz aufweisen. Ein Alltag, in dem die Schrift der Zweitsprache dominiert, sichert für die Lernenden darüber hinaus auch den Erhalt ihrer schriftsprachlichen Kompetenz durch den alltäglichen Kontakt mit der geschriebenen Zweitsprache. Ihre existenzielle Bedeutung für den Alltag der Lernenden wirkt in den meisten Fällen motivierend für die Teilnahme an Alphabetisierungskursen in der Zweitsprache. Eine Entscheidung darüber, welche Sprache der Alphabetisierung als Grundlage dienen soll, muss stets die Lernenden und ihren Bedürfnisse als Ausgangspunkt nehmen und kann nicht allgemeingültig getroffen werden. Als verbindende Lösung zieht Karen Schramm folgende in Betracht: „Für die Zukunft erscheint neben muttersprachlichen und zweitsprachlichen Kursen als drittes Angebot koordinierte Alphabetisierungskurse wünschenswert, die auf stabile Zweischriftlichkeit zielen.“33 3.3. Fremdsprachliche Alphabetisierung im Kontext von doppelter Halbsprachigkeit Für die Praxis der hier konzipierten Kursmaßnahme muss allerdings auf die in vielerlei Hinsicht gesonderte Situation hingewiesen werden: Die meisten der jungen AsylwerberInnen verfügen bereits zumindest über eine Zweisprachigkeit, da in ihren (westafrikanischen) Herkunftsländern Amts- und Umgangssprache nicht identisch sind. So werden etwa viele NigerianerInnen in der Familie in einer afrikanischen Sprache (z.B. Ibo) sozialisiert, verwenden aber im offiziellen Kontext die Amtssprache Englisch, wobei in den Grundschulen auch die afrikanischen Erstsprachen unterrichtet werden, während etwa in der Demokratischen Republik Kongo alle offiziellen Institutionen (auch Schulen, Unis) auf Französisch geführt werden und das Lingala rein auf den privaten Bereich beschränkt bleibt. 33 Schramm 1996, S. 43-45 19 Jedenfalls ist in der Praxis zu beobachten, dass diese Zweisprachigkeit einerseits als Ressource genutzt werden kann, sie bei Personen mit wenig Bildung auch oft als “doppelte Halbsprachigkeit“ auftritt, also durch das unsystematische und unzureichende Erlernen eine nicht vollständige Kompetenz in beiden Sprachen die Folge ist. In diesem Fall führt die Zweisprachigkeit also eher zu negativen denn zu positiven Folgen für die Spracherwerbsbiographien. In jedem Fall muss oft von einem komplexen Zusammenspiel zweier Sprachen ausgegangen werden. Ein TN etwa berichtete, dass er für Familienbeziehungen und Gefühlsäußerungen hauptsächlich Ibo-Bezeichnungen präsent habe, für Amtssituationen und die damit verbundenen lexikalischen Felder allerdings immer das Englische bevorzuge. Die Situationen, in denen die Sprache verwendet wird, ist oft entscheidend für das Prestige einer bestimmten Variante, so gilt etwa das Französische in der Demokratischen Republik Kongo als Zeichen für hohe Bildung. Jedenfalls ist eine entscheidende Erfahrung in diesem Bereich das Fehlen von explizitem Sprachstrukturwissen in beiden Sprachen und die damit einhergehende Erschwerung bzw. teilweise Unmöglichkeit von kontrastivem Lernen. Grammatische Kategorien (Wortarten, Kasus, etc…) sind in den meisten Fällen nicht nur in ihren Bezeichnungen unbekannt, sondern in vielen Fällen (bei Personen niedrigen Bildungsstandes, wie sie in der Kursmaßnahme vorzufinden waren) auch als gedankliches Konzept kaum vorhanden. Die Abstraktion von (teilweise mangelhaft) automatisierten Sprachmustern ist oft eine Überforderung für solche LernerInnen. Darüber hinaus muss das selbstverständliche Faktum beachtet werden, dass die Erstsprache für den Lehrer meist nicht oder kaum kenntlich ist, das heißt, dass kontrastive Probleme oft nicht antizipiert oder nachvollzogen werden können. Bei Personen mit niedrigem Bildungsstand wird auch immer wieder die Beobachtung gemacht, dass im Umgang mit der Zweisprache oder oft Amtssprache eine Sprachvariante verwendet wird, die man etwa als „broken english“ bezeichnen könnte. Oft ist dies eine Art pidgin die die Regeln des Englischen stark vereinfacht, was von den SprecherInnen selbst oft nicht reflektiert wird. So wird oft, wenn bei westafrikanischen LernerInnen der Versuch gemacht wird, in einem Akt des kontrastiven Lernens auf 20 Strukturen im Englischen zurückzugreifen, die Beobachtung gemacht, dass diese nicht vorhanden sind, der Lerner aber das Gefühl hat die englische Sprache quasi muttersprachlich zu „beherrschen“. Ein Lerner etwa wurde bei der Erklärung der Verbkonjugation immer wieder auf das englische Paradigma I come – he comes verwiesen. Es stellte sich allerdings heraus dass in seiner Varietät des Englischen dieses Konzept schlicht nicht verwendet wurde, die Form *he come von ihm als akzeptable und korrekte Form produziert und rezipiert wurde. Der Hinweis des Lehrers, dass dies „falsch“ sei, führte zu großer Verstimmung, da der Lerner sich (im Gegensatz zum Lehrer) als „native speaker“ verstand. Aus der Sicht des Lerners bestand Sprachkompetenz sichtlich in dem Bewältigen aller notwendigen pragmatischen Situationen in der jeweiligen Sprache, was durchaus logisch und sinnvoll ist, aber beim gesteuerten Lernen zum Verkennen vom Nutzen von Strukturen und Sprachwissen führen kann. Logische Konsequenz aus diesem Befund war für die Konzeption des Curriculums eine deutliche Verlangsamung der grammatischen Progression nach dem ersten „Durchgang“ und eine Hinwendung zu einer stärkeren Betonung auf kommunikativpragmatische Kompetenz im Gegensatz zu sprachlicher Korrektheit. 21 4. Pädagogische Aspekte der Alphabetisierung ausländischer Erwachsener Erst in den letzten Jahren ist im deutschsprachigen Raum der Analphabetismus im eigenen Land zum Thema öffentlicher Diskussionen geworden. Die Anstöße zur Beschäftigung mit Analphabetismus kamen dabei wiederholt von Außen, etwa durch die Schätzungen der UNESCO, welche von einer Zahl von 300.000 österreichischen AnalphabetInnen ausgeht, oder den wenig zufriedenstellenden Ergebnissen der PISAStudie. Dennoch zeigt sich Österreich noch stets wenig sensibel gegenüber dem Phänomen des Analphabetismus und zog es beispielsweise vor, an der International Adult Literacy Survey nicht teilzunehmen.34 Auch aus diesem Grund ist die Datenlage zum Analphabetismus in Österreich äußerst lückenhaft. Bezüglich der didaktischen Konzeption von Alphabetisierungsprogrammen weist Barton darauf hin, dass sich die methodischen Prinzipien aus der Erstalphabetisierung von Schulkindern nicht für den Erwachsenenunterricht eignen: „A social approach to literacy underlines some of the differences between adults and children: adults have a range of ways of learning acquired in everyday life; they have their own experiences of culture and they have their own needs and purposes for learning.“35 Die Schätzungen der Vereinten Nationen betreffend den Analphabetismus in Österreich beziehen sich allerdings nur auf die österreichische Wohnbevölkerung und geben keinerlei Auskunft über die Zahl der AnalphabetInnen unter den MigrantInnen in Österreich. Für die Alphabetisierung stellen MigrantInnen jedoch eine eigene Gruppe mit spezifischen Bedürfnissen dar. So sind Programme, die für österreichische AnalphabetInnnen konzipiert sind, für MigrantInnen nur unter Vorbehalten geeignet, wie Befunde von Karen Schramm nahe legen. Schramm betont die Bedeutung einer zielgruppenorientierten Alphabetisierung und verweist auf den unterschiedlichen Lern- 34 Vgl. Netzwerk Alphabetisierung.at, http://www.alphabetisierung.at/info/info_3.htm 35 Barton 1994, S. 190 22 hintergrund von MigrantInnen und deutschen Muttersprachlern.36 Die inländischen AnalphabetInnen haben meist trotz Pflichtschulbesuchs keine stabilen schriftsprachlichen Kenntnisse erworben. Ihr Selbstbild ist meist vom Gefühl persönlichen Scheiterns geprägt. Die MigrantInnen unter den AnalphabetInnen in Österreich dagegen haben in ihrem Herkunftsland in vielen Fällen nie Lesen und Schreiben gelernt oder sind in einem anderen Schriftsystem alphabetisiert. Da fehlende schriftsprachliche Kenntnisse auch in vielen Herkunftsländern nicht im selben Ausmaß soziale Stigmatisierung hervorruft, empfinden die ausländischen AnalphabetInnen meist keine Belastung oder Minderung ihres Selbstwerts. Diese positiven psychologischen Voraussetzungen der MigrantInnen wirken sich auch auf positiv auf ihren Lernfortschritt aus, so Schramm.37 Ein weiterer ausländischen bedeutender TeilnehmerInnen Unterschied von zwischen österreichischen Alphabetisierungsprogrammen betrifft und ihre sprachliche Ausgangssituation. In nicht speziell auf MigrantInnen abgestimmten Kursen können Probleme, die spezifisch für die Alphabetisierung in der Zweitsprache sind, weniger intensiv behandelt werden als in einer zielgruppendifferenzierten Alphabetisierung. Für eine effektive und motivierende Alphabetisierungsarbeit scheint die besondere Berücksichtigung der sozialen, kulturellen und sprachlichen Ausgangsbedingungen der TeilnehmerInnen daher unumgänglich. Darauf versucht vorliegendes Curriculum in dem die Praxis beschreibenden Teil gesondert einzugehen. 36 Vgl. Schramm 1996, S. 12-17. Zwar beziehen sich ihre Ausführungen auf den bundesdeutschen Raum, doch kann von einer analogen Situation in Österreich ausgegangen werden. 37 Vgl. ebenda, S. 13 23 5. Schlussfolgerungen für die Alphabetisierung junger AsylwerberInnen 5.1. Zielgruppenspezifische Alphabetisierung als problemformulierende Bildungsarbeit In der Diskussion um die definitorische Erfassung des Phänomens Analphabetismus wurde deutlich, dass eine rein auf die technischen und kognitiven Aspekte bedachte Perspektive der Multidimensionalität schriftsprachlicher Kompetenz nicht gerecht wird. Die Kulturtechniken Lesen und Schreiben sind mit ihrem sozialen und kulturellen Kontext verwoben und nicht als absolut zu bestimmende, exakt messbare Fertigkeiten zu betrachten. Für die praktische Durchführung eines Alphabetisierungsprojekt ergibt sich daraus, dass die didaktische Umsetzung dieses Vorhabens auf einer genauen Analyse der sozialen, kulturellen und psychologischen Voraussetzungen der Zielgruppe beruhen muss. Die Lernbiographie der TeilnehmerInnen ist dabei ebenso zu beachten wie ihre persönlichen Zielsetzungen und Bedürfnisse. Ein derartiger integrativer Ansatz in der Vermittlung schriftsprachlicher Fertigkeiten kann für alle beteiligten Akteure neue Perspektiven auf ihren Alltag und ihr Lebensumfeld eröffnen. Alphabetisierung wird dadurch zur problemformulierenden Bildungsarbeit, die nicht nur Lesen und Schreiben lehrt, sondern die eigene Lebenssituation als veränderbar begreifbar macht. Insbesondere für die Zielgruppe junger AsylwerberInnen, die im täglichen Leben mit einer Vielzahl von Grenzsituationen konfrontiert ist, kann ein solcher Ansatz entscheidende Veränderungen bewirken. In methodischer Hinsicht kann das Freire’schen Alphabetisierungskonzept durch die spezifische Lebens- und Lernsituation der jungen AsylwerberInnen nicht dogmatisch übernommen werden. Zum einen stellt Deutsch durch seine andersgeartete Silbenstruktur andere linguistische Bedingungen an die Alphabetisierung, zum anderen unterscheidet sich sowohl die Lebens- als auch die sprachliche Situation der AsylwerberInnen von Freires Zielgruppe. 24 5.2. Exkurs: Als AnalphabetIn/ als AsylwerberIn in Österreich Als AnalphabetIn in einer alphabetisierten Gesellschaft zu leben, muss nicht notwendigerweise bedeuten, hilflos und unselbständig als AußenseiterIn stigmatisiert zu sein – so Bartons und Streets Schulssfolgerungen aus Arlene Fingerets Studie der sozialen Netzwerke von AnalphabetInnen. Dem entgegen steht eine Vielzahl von Berichten über den schwierigen Alltag von ÖsterreicherInnen und MigrantInnen in Österreich, die nur begrenzt mit schriftsprachlichem Deutsch umzugehen wissen. Diese widersprüchlichen Erfahrungen belegen abermals die Kontextabhängigkeit des Phänomens Analphabetismus, welche auch bezüglich seiner sozialen Effekte keine absoluten Aussagen zulässt. Gleichzeitig deutet die Ambivalenz der Schilderungen darauf hin, dass Analphabetismus dann nicht als behindernd wahrgenommen wird, wenn er in stabilen sozialen Netzwerken auftritt und durch den gegenseitigen Austausch von Fertigkeiten kompensiert wird. Wenn ein derartiges Netzwerk jedoch nicht ausreichend etabliert ist, kann in einer stark alphabetisierten Gesellschaft die unzureichende schriftsprachliche Kompetenz eines Individuums entscheidende Erschwernisse im Alltag sowie hohe stigmatisierende Wirkung haben. Gerade junge AsylwerberInnen sind im Alltag häufig darauf angewiesen, in einem Konkurrenzkampf um die wenigen Chancen auf Arbeit, ansprechende Wohnversorgung, kompetente Betreuung etc. zu bestehen. Im Gegensatz zu anderen sind minderjährige unbegleitete AsylwerberInnen zwar derzeit noch relativ gut in Wohnheimen oder betreuten Wohngemeinschaften untergebracht, dennoch ist ihr Alltag geprägt von Ungewissheiten und fehlenden Strukturen. Asylverfahren können immer noch Jahre dauern, in denen den AsylwerberInnen echte Integrationsschritte nicht oder kaum möglich sind. Diese werden durch die rechtliche Lage nicht nur erschwert, sondern sind vom Gesetzgeber auch explizit unerwünscht, würden sie doch die Durchsetzung eines etwaigen negativen Bescheids (d.h. die Abschiebung) erschweren. So ist es Asylsuchenden in Österreich nicht möglich, einer legalen Arbeit nachzugehen. Prekäre geringfügige Beschäftigungen ohne jegliche Art von Arbeitnehmerrechten wie etwa Zeitungen austragen bilden kleine Ausnahmen. So sind sie auf die Grundversorgung, die ihnen von Staats wegen gewährt wird, angewiesen, und leben demzufolge meist in sehr großen Einheiten, soziale Kontakte zu ÖsterreicherInnen sind selten, sprachliche Kontakte beschränken sich auf allernotwendigste Situationen wie 25 Einkaufen gehen oder hin und wieder Arztbesuche. Dazu kommen generelle Hemmungen, mit der fremden Umgebung in Kontakt zu treten, da neben der Sprache auch die Kultur eine fremde ist, die erst mühsam "erlernt" werden müsste. Selbstverständliche Fragen wie "wie kann ich jemandem signalisieren, dass ich ihn gerne näher kennen lernen möchte", oder "wie laut spricht man in der Straßenbahn", können zur täglichen Herausforderung werden, wenn nur wenig an Helfersystemen oder Einbindung vorhanden ist. Dazu kommt die oft verständnislose, bis offen ablehnende Haltung von Teilen der österreichischen Bevölkerung, die - angeheizt von Boulevardberichterstattung und reißerischer Politik - in den Asylsuchenden primär Gefahrenquellen für Wohlstand, Sicherheit und Gesundheit für die Ansässigen sieht (Stichwort Drogen, Kriminalität, Arbeitslosigkeit). In diesem Kontext ist die hauptsächliche Tätigkeit der AsylwerberInnen das Warten. Auf Gesetzesänderungen, auf irgendeine Chance, etwas Geld zu verdienen, auf den Bescheid der Asylbehörden. Dieser kann wenige Wochen oder Monate nach der Antragstellung erfolgen, jedoch können auch Jahre bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens vergehen. Die derart in die Passivität gezwungenen äußern meist als vordringlichen Wunsch, einfach nur legal in Österreich arbeiten zu dürfen, da auch das Gefühl, dem österreichischen Staat "auf der Tasche zu liegen" als Belastung erlebt wird. Es ist oft in geradezu konträrem Verhältnis zu ihren Vorstellungen und Zukunftshoffnungen, mit denen sie hergekommen sind. So ist der Bericht dieser Kursmaßnahme auch Zeugnis von permanenter enttäuschter Hoffnung und Frustgefühlen. Die Möglichkeit, in einer „(Kurs)maßnahme“ zu sein, ist meist höchstens ein schwacher Ersatz für die Chance, sein Leben in die Hand zu nehmen. Zukunft, Wohlstand, Eigenverantwortung sind für viele Jugendliche, die die lange Flucht nach Europa auf sich genommen haben, oft nicht mit „Bildung“ in unserem Sinne verbunden, auch hat „Lernen“ in den einschlägigen comunities meist weit weniger Prestige als Geld zu verdienen und womöglich der Familie zuhause eine bescheidene Unterstützung zukommen zu lassen. Die soziale Identität junger AsylwerberInnen in Österreich ist also durch eine Vielzahl von Faktoren mit Unsicherheit belastet: wenig Rechte, die ständige Ungewissheit 26 bezüglich der Dauer ihres Aufenthalts in Österreich aufgrund des laufenden Asylverfahrens, sprachliche Barrieren, wenig intensive Kontakte zu ÖsterreicherInnen sowie die Stigmatisierung und Diskriminierung aufgrund der Herkunft und dem kulturellen Hintergrund der AsylwerberInnen machen den Alltag in Österreich zur täglichen Herausforderung. Analphabetismus und wenig Kenntnisse im Umgang mit Zahlen können in einer solchen Situation ein zusätzliches Erschwernis bedeuten. 5.3. Alphabetisierung in der Zweitsprache Deutsch38 Für die Gruppe junger AsylwerberInnen aus unterschiedlichen Herkunftsländern mit heterogenem sprachlichen Hintergrund kann die Alphabetisierung in der Erstsprache in der Regel nicht zur Anwendung kommen. In manchen Fällen existiert die Erstsprache nicht in schriftlicher Form, des weiteren besteht in Österreich zumeist kein geeignetes didaktisches Material in der Erstsprache, auch sind die TeilnehmerInnen in ihrem Alltag überwiegend mit deutscher Schriftsprache konfrontiert. Abgesehen von den praktischen Schwierigkeiten, die eine Alphabetisierung in der Erstsprache mit sich brächte, besteht ein eingeschränktes Anwendungsfeld der muttersprachlichen Schriftkompetenz, was sich meist negativ auf den Erhalt dieser Fertigkeit auswirkt. Viele Gründe sprechen gegen eine Alphabetisierung in der Zweitsprache Deutsch. Sich in der deutschsprachigen Umgebung zurechtzufinden kann durch Kenntnisse im Lesen und Schreiben des Deutschen erleichtert werden und zu mehr Selbständigkeit verhelfen. Dies gilt insbesondere für AsylwerberInnen, deren Alltag zu einem hohen Grad von amtlicher Kommunikation geprägt ist. In ihrer unsicheren Lage in Österreich kann schriftsprachliche Kompetenz ein Instrument der Emanzipation und der verstärkten Teilnahme am österreichischen Alltag bedeuten. 38 Die hier dargelegten Folgerungen schließen im Wesentlichen an Punkt 3.3. an. 27 5.4. Pädagogische Aspekte der Alphabetisierung junger AsylwerberInnen Als homogene Gruppe können junge AsylwerberInnen jedoch nicht aufgefasst werden. Zwar ist die Gegenwart ihrer Lebensumstände in Österreich in vielen Fällen vergleichbar, doch sind ihre Erfahrungen und Einstellungen gegenüber formaler Bildung und schriftsprachlicher Fertigkeit meist sehr heterogen. Die individuelle Lernbiographie und die persönlichen Erwartungen an Bildung und ein Alltagsleben in Österreich beeinflussen ihre Motivation und ihr Lernverhalten in hohem Maße und müssen daher bei der didaktischen Konzeption der Alphabetisierung berücksichtigt werden. An dieser Stelle werden wir nun aus den theoretischen Überlegungen heraustreten und in den folgenden Kapiteln die Herangehensweise an die Konzeption und die Umsetzung der Alphabetisierungskurse im Rahmen des Modul 5 der Entwicklungspartnerschaft EPIMA genauer betrachten. 28 6. KONZEPTZUSAMMENFASSUNG ALPHABETISIERUNG EPIMA „.... Analphabet ist eine Person, die sich nicht beteiligen kann an all den zielgerichteten Aktivitäten ihrer Gruppe und Gemeinschaft, bei denen Lesen, Schreiben und Rechnen erforderlich ist, und an der weiteren Nutzung dieser Kulturtechniken für ihre eigene Entwicklung und die ihrer Gemeinschaft.“ Wie bereits in den einführenden Kapiteln beschrieben , bedeutete Alphabetisierung für unsere Kurse weit mehr als den rein mechanischen Prozess des Schriftspracherwerbs, sondern auch die Befähigung der TeilnehmerInnen zur Bewältigung des Alltages in einer für sie neuen Umgebung. Dieser Ansatz impliziert die Verknüpfung des Schriftspracherwerbs mit der Aneignung von Basiswissen aus dem Bereich der Mathematik und der Natur- und Geisteswissenschaft sowie die Annäherungen an alltagsbewältigende Strukturen, die sich auf kulturelle Verständnisse, Normen, Werte, Gesellschaftssysteme und soziale Umgangsformen beziehen. Unser Alphabetisierungskonzept ist somit ein ganzheitlicher Prozess, in dem auch und vor allem persönlichkeitsbildende Elemente eine wesentliche Rolle spielen. Resümierend aus der Auseinadersetzung mit verschiedenartiger Literatur zum Bereich der Alphabetisierung, den Erfahrungen im Kontakt mit der Zielgruppe der unbegleiteten minderjährigen und jungen erwachsenen AsylwerberInnen und den didaktisch – methodischen Vorerfahrungen im Bereich der Sprachvermittlung entstand im Jahr 2002 im Rahmen der Entwicklungspartnerschaft EPIMA ein zu erprobendes Alphabetisierungskonzept, das an dieser Stelle kurz beschrieben werden soll. Projektname: EPIMA – Modul 5 Projektumsetzung: Verein Zebra Dauer der Kurse: 2 Durchgänge zu je neun Monaten Anzahl der TeilnehmerInnen/Durchgang: 8 29 In Anlehnung an unterschiedliche Ansätze zur Alphabetisierung, wie beispielsweise das Modell Paolo Freires oder auch Morbals, hat sich der Spracherwerb stets an der für die Zielgruppe relevanten Umwelt und den sich daraus ergebenden Themenbereichen, Motiven und Interessen der Zielgruppe zu orientieren. Daraus resultieren der zu erarbeitende Wortschatz (generative Wörter – Basiswortschatz – erweiterter Wortschatz), die Vermittlung unterschiedlichster Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie die Erarbeitung verschiedenster Wahrnehmungsmöglichkeiten und Handlungskompetenzen. Dabei wurden in einem ersten Schritt mit den TeilnehmerInnen gemeinsam relevante Inhalte für den Alphabetisierungskurs gesucht (Familie, Rassismus, Wohnen, Ausbildung und Arbeit, Alltagsbewältigung, etc.) Die Bearbeitung der Themen verlief in unterschiedlichen Ansätzen. Der erste Ansatz lässt sich am Besten als Elementarbildung bezeichnen und beinhaltete drei verschiedene Schwerpunkte: a) Auseinandersetzung mit relevanten Themen auf einer individuellen, aber auch gruppenbezogenen, lebensnahen Ebene b) Elementare Bildungsinhalte aus unterschiedlichen Sachbereichen der Natur- und Geisteswissenschaften c) Mathematik ad a) Unter relevanten Themen sind jene Inhalte zu verstehen, denen die TeilnehmerInnen zu diesem Zeitpunkt besondere Relevanz zuordneten, z.B.: Kontakt zu ÖsterreicherInnen, Amtswege, Kriminalisierung von AsylwerberInnen durch Polizei und Medien, Drogen, Freizeitgestaltung, Aids, Familiensysteme, Einkaufen, Arbeit, Zukunftsgestaltung, etc. 30 Relevante Inhalte und Themen wurden in Form von Diskussionen, kulturellen Vergleichen, persönlichen und sachlichen Themenzugängen zunächst thematisiert, differenziert und konkretisiert. Dafür wurden auch methodisch unterschiedliche Zugänge geschaffen: ExpertInnenreferate, Einzelcoachings, Empowerment - Training, Outdoortraining, Self – Schulkooperationen, Impulsmaterial, Auseinandersetzung mit authentischen Texten, etc. Diese Prozesse waren oft mit großer emotionaler und aktiver Spannung verbunden, die das Kursgeschehen jedoch mit sehr viel Bewegung und Auseinandersetzung bereichert haben. Ein wesentliches Augenmerk galt dabei auch dem Sozialen und Interkulturellen Lernen (Arbeiten im Team, Umgang mit Regeln, Gesprächskultur, Toleranz etc.). Dieser Teil der Erarbeitung fand teils in deutscher, aber auch in englischer oder französischer Sprache statt, damit der teils sehr anspruchsvolle inhaltliche Zugang nicht durch Sprachbarrieren, kulturelle oder andere Missverständnisse beeinträchtigt werden konnte. Dieses Konzept konnte so geplant werden, da alle TeilnehmerInnen der Gruppe Sprachkenntnisse in Englisch oder Französisch mitbrachten. Auf der sprachlichen Ebene bedeutete dies die Einbeziehung einer weiteren, bereits vertrauten lebenden Fremdsprache auf der Kommunikationsebene. Dieser Zugang stellte sich im Laufe der praktischen Arbeit jedoch als schwierig heraus, da die Kommunikationserleichterung, die der Sprachenpluralismus mit sich brachte, die Kommunikation auf Deutsch stark behinderte. Sprachhemmungen und das unbemerkte Abgleiten ins Englische/Französische haben uns relativ bald zu einer konzeptionellen Änderung bewogen. Im Verlauf des ersten Durchgangs wurde versucht, die deutsche Sprache als Unterrichtssprache stark in den Vordergrund zu stellen. Im zweiten Durchgang wurde die Vorgehensweise auf Grundlage der Evaluation des ersten Durchgangs verändert und versucht, den Lehrstoff so aufzubereiten, dass Deutsch von Anfang an Hauptsprache im Unterricht sein konnte. 31 ad b) Diese Inhalte umfassten vor allem Teile aus den Fachbereichen • Geographie (Landes- und Wirtschaftskunde) • Geschichte (Leben - einst und jetzt) • Biologie (Körper und Gesundheit) und • Politische Bildung (Bundes-, Landes-, und Stadtregierung, aktuelle politische Themen, Politik im Herkunftsland) • etc. ad c) Die Grundlagen der Mathematik waren elementarer Bestandteil des Alphabetisierungsunterrichts, wobei im Vordergrund der Erwerb bzw. die Festigung der Grundrechnungsarten sowie der Bereich der angewandten Mathematik (Lösen von Sachaufgaben, Umsetzen mathematischer Inhalte in Alltagsituation bzw. in dem Alltag nachempfundenen Situationen, Rechnen mit mathematischen Größen) stand. Dabei orientierten wir uns in erster Linie am Lehrplan der Volksschule, um den TeilnehmerInnen das mathematische Basiswissen vermitteln zu können, das für weiterführende Bildungsmaßnahmen, wie z.B.: den externen Hauptschulabschluss vorausgesetzt wird. Der zweite Ansatz galt der Überleitung der Elementarbildungsinhalte in den Alphabetisierungs- und Deutschlernprozess. Dieser Teil beinhaltete • Fehleranalysen und Erarbeiten von individuellen Hilfen zum Schriftspracherwerb (wobei es anzumerken gilt, dass die TeilnehmerInnen keine primären AnalphabetInnen waren) • den Aufbau und die Erweiterung eines speziellen Wortschatzes • Anregung des Lese- und Schreiblernprozesses • Lesen einfacher Texte • Verfassen einfacher Texte • Entdeckung grammatikalischer Gesetzmäßigkeiten • Umgang mit unterschiedlichen Medien (Zeitungen, Zeitschriften, Prospekten, Büchern, Nachschlagewerken, Internet, Computer, etc.) 32 • freie Kommunikation, erarbeitete Dialoge und Diskussionsrunden Als zusätzliches Angebot erhielten die TeilnehmerInnen • Lernbetreuung in Kleingruppen • einen Computerkurs • stützende Begleitmaßnahmen Die stützenden Begleitmaßnahmen umfassten • die Betreuung der Gruppe durch eine Psychotherapeutin • ein Self – Empowermenttraining • Einzelcoaching und Zukunftsplanung Die Umsetzung des Konzeptes war in beiden Durchgängen sehr erfolgreich, wobei die direkte Übertragung zwischen den Inhalten der Elementarbildung und des Alphabetisierungs- bzw. Deutschkurses nicht immer exakt umsetzbar war. Dies lag einerseits an der Komplexität der Elementarbildungsinhalte und der sprachlichen Differenz der inhaltlichen Auseinandersetzungsmöglichkeiten durch die Inanspruchnahme einer weiteren Kommunikationssprache und andererseits an den zeitlichen Ressourcen, da Basisinhalte des Deutschunterrichts (Strukturaufbau, Wiederholungs- und Festigungsphasen, Individualförderung, etc.) einen in sich geschlossenen Prozess erforderten. 33 7. Prozessbeschreibung anhand eines exemplarischen Beispiels Um einen umfassenderen Einblick in die Arbeitsweisen unserer Kurse geben zu können, wählten wir die Möglichkeit der detaillierteren Darstellung eines inhaltlichen Beispiels, anhand dessen wir Erläuterungen hinzufügen, die Rückschlüsse auf den gesamten Kursaufbau zulassen. Diese Form der Darstellung erlaubt eine Eingrenzung unserer sehr umfassenden und prozessorientierten Arbeit, die anhand eines praktischen Beispiels leichter zu erfassen ist, als in langen beschreibenden inhaltlichen und methodisch–didaktischen Abhandlungen. Die Grundbasis im Aufbau der Kurse bildeten sogenannte „Lernpakete“. Diese bestehen aus einer Verknüpfung von • einem aktuellen Thema • sachverwandten Inhalten aus verschiedenen natur- und geisteswissenschaftlichen Bereichen • Aufbau und Erweiterung eines Wortschatzes zum Thema • Kommunikationsmöglichkeiten zum Thema (persönlicher Bezug, Verstehen, sprachliches Handeln, Dialogarbeit, etc.) • Aufbau sprachlicher, schriftlicher, orthographischer und grammatikalischer Strukturen und der Auseinandersetzung mit Texten, die sich zu einem bestimmten Thema besonders gut anbieten 34 Zur exemplarischen Darstellung entschieden wir uns für das Thema „Einkaufen“. Der praktische Teil gliedert sich in folgende Teilbereiche, die die bereits genannten Elemente eines „Lernpaketes“ beinhalten: 1. Alphabetisierung und Wortschatzerarbeitung 2. Aufbauende Sprachübungen (Kommunikation, Hörverstehen, Leseverstehen, Verfassen von Texten, Schreiben, Orthographie und Grammatik) 3. Elementarbildung Die Quellen unserer Arbeitsweise sind im Anhang in Form von - einer Auswahl von Arbeitsblättern - einer Themenliste - einer Materialienliste - einer Linkliste - und einer Literaturliste systematisch angeführt. 35 7.1. Alphabetisierung und Wortschatzerarbeitung 7.1.1. Lernvoraussetzungen und schulische Vorerfahrungen Es ist anzumerken, dass wir in unseren Kursen keine TeilnehmerInnen betreut haben, die gar keine Vorerfahrungen im Bereich des Lesens und Schreibens mitbrachten. Am Beginn der Zusammenarbeit stand somit die Analyse der vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten der TeilnehmerInnen in Bezug auf ihre Vorkenntnisse im Bereich des Lesens und Schreibens. Dies bedeutete zunächst die Erfassung folgender Informationen: • die Dauer des Schulbesuchs im Heimatland • die Schulform der Schulen, die die TeilnehmerInnen in ihrem Heimatland besucht haben • Bildungsmaßnahmen im Aufnahmeland • Alphabetisierungsgrad inkl. Teilleistungsüberprüfung • Sprachkenntnisse Wie erwartet, war die Heterogenität in Bezug auf die Vorerfahrungen des Lernens in den Gruppen enorm. Einige Teilnehmer besuchten die Koranschule, andere TeilnehmerInnen waren in einem anderen Schriftsystem alphabetisiert (Chinesisch und Bangla) und wieder andere unterschieden sich stark in Bezug auf die Dauer des Schulbesuchs und der Zeit, die zwischen dem Schulbesuch und dem Beginn des Projektes lag. 36 Neben den lernbiographischen Faktoren kommen jene Aspekte hinzu, die in jeder Gruppe von Lernenden erfasst und berücksichtigt werden müssen: • Lerntyp (auditiv, visuell, taktil, etc.) • Lerntempo • Lernstrategien In der Alphabetisierung gilt allgemein der Grundsatz des Methodenpluralismus, worunter sich die Ausprägung unterschiedlichster methodischer Facetten in der Arbeit verstehen lässt. Jeder Mensch lernt anders. Im Hinblick auf kulturelle Unterschiede muss diesem Paradigma jedenfalls Rechnung getragen werden. Das bedeutet, den TeilnehmerInnen vielfältige und kreative Lernerfahrungen zu ermöglichen. Hinzu kommt jedoch, dass in der Arbeit mit unserer Zielgruppe nicht auf ein „gemeinsames Repertoire“ an bekannten oder artverwandten Methodiken zurückgegriffen werden kann, wie es doch zumeist im Rahmen des europäischen Bildungssystems gängig ist. Bereits im Vorschulalter werden Kinder mit Übungen und Aufgaben zu unterschiedlichen Teilleistungen vertraut gemacht, die auch als Vorbereitung auf das Lesen und Schreiben dienlich sind. Lernspiele in denen Konzentration, Differenzierungs-, Assoziierungs- und Diskriminierungsteilleistungen auf akustischer, bildhafter oder taktiler Wahrnehmungsebene trainiert werden. Ein Repertoire, auf das im späteren Unterricht zurückgegriffen werden kann. Es ist daher trotz des Anspruchs methodisch – didaktische Formen auf Methodenvielfalt nötig, klare auszuwählen und einzuführen, die wiederholend immer wieder in unterschiedlichen Facetten zum Einsatz kommen können und den TeilnehmerInnen eine Form der Sicherheit in Bezug auf die Voraussetzungen zur Lösbarkeit einer Aufgabe geben können. Es ist auch wesentlich, immer wieder zu überprüfen, ob ein Arbeitsauftrag verstanden wurde. In der ersten Zeit der Kurse haben wir sehr viel Zeit gebraucht, um den TeilnehmerInnen die Art, den Ablauf und die Regeln einer Aufgabe zu vermitteln. 37 So müssen Oberbegriffe zunächst als solche erkannt werden, damit es möglich ist, ihnen etwas zuzuordnen, so müssen die Spielregeln eines Memories zuerst bekannt sein, um spielen zu können, so muss eine Computermouse erst bedient werden können, um eine Onlineaufgabe zu schaffen, etc. Ein Hauptauftrag liegt somit auch im Systematisieren und Strukturieren auf allen Ebenen. Diese Basisarbeit ist vor allem in Hinblick auf eine weitere schulische Laufbahn und/oder die Vorbereitung auf einen möglichen Arbeitsplatz (im Sinne der Vermittlung von Schlüsselqualifikationen) wichtig. 7.1.2. Alphabetisierung Wir haben in unseren Gruppen keine „Kollektivalphabetisierung“ vorgenommen, da dies angesichts der bereits beschriebenen Vorerfahrungen der TeilnehmerInnen nicht sinnvoll gewesen wäre. Vielmehr haben wir mit dem WORT begonnen. Mit generativen Wörtern, die als Ausgangsrepertoire eines Lernpaketes ausgewählt wurden. In der Phase der Worteinführung wurde bei jedem/jeder einzelnen TeilnehmerIn besonderes Augenmerk auf die akustischen und visuellen Teilleistungen gelegt. Dabei konnte relativ schnell ein gutes individuelles „Wo steht der/die TeilnehmerIn - Profil“ entwickelt werden. In Anlehnung an das entwicklungs- und fähigkeitsorientierte Fehlertypenschema aus Drecoll39, zeigten sich Teilleistungsschwierigkeiten bei im den Lese- TeilnehmerInnen und unterschiedliche Schreiblernprozess, die ich zusammenfassend nennen möchte 39 vgl. Drecoll, F. (1988) aus Schramm, Karen (1996), Alphabetisierung ausländischer Erwachsener in der Zweitsprache Deutsch, S. 74 38 • Aufbaufehler – „diffuse Schreibungen“: Der Bezug zwischen Buchstaben und Lauten ist nicht erkennbar (Laute werden nicht gehört und einem Buchstaben zugeordnet) • Grobgliederungsfehler: Fehlen von ganzen Silben oder Verdrehung der Silbenfolge • Feingliederungsfehler: Auslassen von Übergangskonsonanten, Verdrehen von Konsonanten und Vokalen, wobei es dafür unterschiedliche Ursachen gibt • Lautunterscheidungsfehler: Verwechslung von Buchstaben durch den schriftlichen Umsetzungsversuch ähnlich klingender Laute • Buchstabenverwechslungsfehler: Verwechslung graphisch ähnlicher Buchstaben • Lauttreue, normwidrige Schreibung: Wörter werden geschrieben, wie sie gehört werden • „orthographische Fehler“: Groß-, Kleinschreibung, Dehnungs- und Schärfungsfehler, etc. Die einzelnen Phasen reichen von der willkürlichen Umsetzung von Lauten in Buchstaben, über lautorientierte Kurzschriften und lauttreues Schreiben zur phonetischen Umschrift mit ersten Rechtschreibmustern bis hin zur entwickelten Rechtschreibung. Die meisten unserer TeilnehmerInnen bewegten sich im guten Mittelfeld. Im Bewusstsein darüber, dass dieses sehr vereinfachte Modell von einem defizitorientierten Ansatz ausgeht, der eigentlich nicht am Beginn eines motivierenden Lernprozesses Lernens stehen sollte, bietet die Aufstellung jedoch einen recht guten Einblick in verschiedenste Umsetzungsversuche seitens der Lernenden, um ein gehörtes (gesprochenes) Wort in ein geschriebenes Wort transferieren zu können. So individuell diese Versuche auch sind, so individuell müssen den TeilnehmerInnen auch Übungsmöglichkeiten geboten werden, ansetzend an den bisherigen Lösungsansätzen des Transfers mit dem Ziel der orthographisch korrekten Schreibweise eines Wortes. Um den TeilnehmerInnen in ihrer Euphorie des schnellen „Lesen und Schreiben – können - wollens“ nicht demotivierend entgegenzutreten, brauchte es immer wieder den 39 berühmten pädagogisch - didaktischen Spagat zwischen Fehlertoleranz und dem schrittweisen Aufbau bzw. dem Zurückgehen zur Basis - den einzelnen Teilleistungen. Das Lesen und Schreiben setzt eine Vielzahl von Teilleistungen und vor allem die Koordination derselben voraus. Erst wenn ich einen Laut höre und erkenne und ich diesem Laut den entsprechenden Buchstaben zuordnen kann und meine Hand diesen formrichtig auf das Papier bringt, ist ein erster kleiner Transfer gelungen. Es sind visuelle, auditive und taktile Teilleistungen im Einzelnen, die Koordination der einzelnen Teilleistungen, sowie Teilleistungen zur Körper- und Raumwahrnehmung und der Serialität. Wir haben den TeilnehmerInnen in unseren Kursen immer wieder Übungen zu unterschiedlichen Teilleistungen angeboten: • Raumlageübungen • Augenkoordination/Augen – Hand - Koordination • Erkennen von Einzelteilen eines Ganzen • Orientierungsübungen in vorgegebenen Feldern • Übungen zur Gesamtbilderfassung • Übungen zur Serialität • Übungen zur Bildunterscheidung/Erkennen von Prinzipien • Mustererkennung / Feinmotorik • Übungen zur Richtungsunterscheidung • Übungen zur Figur – Grundwahrnehmung • Visuelle Teilleistungen: Erkennen, Assoziieren, Diskriminieren und Lokalisieren von Buchstaben • Auditive Teilleistungen: Erkennen, Gliedern, Diskriminieren und Lokalisieren von Lauten Vor allem das Zusammenspiel, die Koordinationsfähigkeit zwischen den einzelnen Wahrnehmungsbereichen ist wichtig. Es finden sich dazu auch eine Reihe lustvoller Übungen im Internet (siehe auch Link – Liste: Legastheniesoftware) Während es den meisten TeilnehmerInnen relativ leicht fiel, die Buchstaben unseres Alphabets zu erkennen, ihnen einen Laut zuzuordnen und diesen auf einem Blatt Papier 40 schriftlich wiederzugeben, hat Monika Ritter hat in ihrem Aufsatz „Über Ohren und Buchstaben beim Schreibenlernen“ deutlich aufgezeigt, dass vor allem dem vielmals vernachlässigten auditiven Bereich eine besondere Bedeutung zukommt. „ Bei der Alphabetisierung in einer alphabetischen Schrift ist ein zentraler erster Schritt die Fähigkeit, gesprochene Sprache auch unter dem Aspekt ihrer kleinsten Bestandteile, der einzelnen Laute, wahrzunehmen und zu betrachten. Im Alphabetisierungsunterricht erkennt man bald, dass es den Lernenden anfangs schwer fällt, die einzelnen Laute eines Wortes zu identifizieren, also sagen zu können, welche und wie viele Laute nun in dem Wort vorkommen. Auch die Reihenfolge der Laute von der zeitlichen Dimension der gesprochenen Sprache in die räumliche Dimension einer Kette von Buchstaben auf dem Papier umzusetzen ist eine Sache, die geübt werden muss. Es geht demnach um die Fähigkeit, aus einem Klanggebilde die einzelnen Laute herauszuhören und dann auch feststellen zu können, in welcher Reihenfolge die Laute zu hören sind.“40 Wie bereits erwähnt, sind wir in unseren Kursen von generativen Wörtern ausgegangen, was nun anhand des Beispiels „Einkaufen“ genauer beschrieben werden soll. In der beschriebenen Einheit lernten die TeilnehmerInnen u.a. „Obst- und Gemüsesorten“ kennen. Da die TeilnehmerInnen nicht in ihrer Muttersprache alphabetisiert worden sind, stand am Anfang des Lernprozesses die sprachliche Erarbeitung der generativen Wörter: Erfassen der Wortbedeutungen von Wörtern (anhand des realen Gegenstandes oder eines Bildes), das Verstehen des gesprochenen Wortes (Assoziation zwischen dem gehörten Wort und der Bedeutung des Wortes) und das Sprechen des Wortes. Zu den nun beschriebenen Übungen gilt es anzumerken, dass wir mit Gruppen arbeiten durften, die in Bezug auf spielerische Lernformen sehr offen und begeistert waren. 40 vgl. Ritter, Monika (2004), http://www.navigar.at/texte/artikel_ohren.pdf 41 7.1.3. Übungen zum Verstehen und Sprechen von Wörtern Den TeilnehmerInnen wurden zunächst 12 Wörter des Wortschatzes anhand von Bildkarten vorgestellt. .......... ............ • Zuordnung von Lautgefüge (Klangbild) des Wortes und Bild – Die TrainerIn zeigt das Bild und spricht das entsprechende Wort vor. Die TeilnehmerInnen hören zunächst nur zu. • Die TeilnehmerInnen schließen die Augen. Die TrainerIn spricht das Wort vor, die TeilnehmerInnen sollen sich geistig das Bild dazu vorstellen. • Wiedererkennen eines Wortes - Die TrainerIn spricht die Wörter, bei einem zuvor bestimmten Wort wird eine ausgemachte Bewegung durchgeführt: Klopfen auf den Tisch, Aufstehen, etc. • Lipreading – Die TrainerIn spricht das Wort ohne Stimmeinsatz, das heißt, sie bewegt nur die Lippen, die TeilnehmerInnen reagieren auf das gesuchte Wort durch Klopfen auf den Tisch, Aufstehen, etc. • Die TeilnehmerInnen erhalten jeweils ein Bildkärtchen – wenn das Wort der Obst- oder Gemüsesorte genannt wird, zeigen sie ihre Karte hoch. Dabei ist es besonders lustig, wenn die TrainerIn schnelle, witzige Texte liest oder spricht, in denen die Wörter enthalten sind. Das fördert die Lust am Lernen, sowie die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit der TeilnehmerInnen. 42 • Akustische Lauterkennung - Kommt ein vorgegebener Laut im genannten Wort vor? Die TeilnehmerInnen kreuzen an. A, a • Akustische Lautdifferenzierungsübungen: Wo hören die TeilnehmerInnen die einzelnen Laute der gehörten Wörter – Im Anlaut, im Inlaut oder im Auslaut des Wortes? Die TeilnehmerInnen kreuzen an. A, a 43 • Vorsprechen und Nachsprechen - Die TeilnehmerInnen Reproduzieren das Wort - Die TrainerIn muss dabei besonders gut auf die Aussprache der einzelnen TeilnehmerInnen achten. Dabei ist es für die TrainerIn von großem Vorteil, wenn sie das Lautrepertoire, das den TeilnehmerInnen durch ihre Muttersprache oder eine bereits erworbene Zweitsprache zu Verfügung steht, kennt. Wichtig ist es auch, bei Aussprachefehlern eine „sanfte Korrektur“ vorzunehmen: wiederholtes Vorsprechen, Vergleich zu bekannten Wörtern, Geduld, etc. • Lautieren von Wörtern - B A N A N E (nicht Buchstabieren: Be – a – en – a – en – e) • KIM – Spiele - Wenn Obst- und Gemüsesorten in den Unterricht mitgebracht werden, kann ein taktiles KIM – Spiel gemacht werden. Eine der sechs Obstsorten wird weggenommen, eine TeilnehmerIn soll durch Tasten herausfinden, welche Obstsorte fehlt. Dieselbe Übung funktioniert auch auf visueller Ebene mit Bildkarten. • Memory mit Bildkarten – Besonders lustvoll ist auch folgende Version des Memorys: Die Karten werden nach einem Zug nicht wieder verdeckt. Sobald die zweite Karte des Memorypaares aufgedeckt wird, sollen die TeilnehmerInnen die erste bereits aufgedeckte Paarkarte abklatschen. Diese Form erfordert Schnelligkeit und Reaktion und verlangt zunächst noch nicht die hohe Merkfähigkeit bezüglich der Position einzelner Karten. • Flashcards – Die Trainerin hält die einzelnen Bilder nur sehr kurz in die Höhe, die TeilnehmerInnen sprechen das Wort dazu. • Arbeiten mit authentischem Material - Obst- und Gemüsesorten in Prospekten suchen und benennen, Obst und Gemüsesorten im Internet suchen. • Transferieren des erworbenen Wissens in den Alltag - Beim nächsten Einkauf die erarbeiteten Obst- und Gemüsesorten im Geschäft entdecken. Im Rahmen der Elementarbildung haben die TeilnehmerInnen einen Obstsalat zubereitet. Dafür mussten sie eine Einkaufsliste schreiben, Mengen und Preise schätzen, Einkaufen gehen und die geschätzten Werte vergleichen. 44 7.1.4. Arbeiten und Spielen mit Bildern und Wörtern • Zuordnungsübungen von Wörtern und Bildern: - Großwortkarten zu Großbildkarten - Wort - Bild - Memory - Wort - Bild - Domino - Gummiringerlspiel - Elexikon - Kluppenspiel - Paare finden Alle diese Übungen sind Lernspiele, die von den TeilnehmerInnen auch selbständig ausgeführt werden können und fördern somit auch das Entwickeln individueller Merk- und Lernstrategien (wir haben die Erfahrung gemacht, dass die TeilnehmerInnen das Lernen meist erst mühsam erlernen müssen. Sie brauchten gezielte Unterstützung bei der Erarbeitung individueller Lernstrategien). Weiters können diese Spiele im Laufe des Kurses immer wieder zur Wiederholung und Festigung des bereits Gelernten herangezogen werden. Verankern und Festigen des erworbenen Wissens waren ein wesentlicher Bestandteil unserer Kurse. Der Einsatz von Materialien, mit denen die TeilnehmerInnen selbstständig arbeiten können, ermöglichte der TrainerIn auch die individuelle Betreuung einzelner TeilnehmerInnen in der Kurszeit. Die meisten Lernspiele haben wir selbst gemacht, um exakt mit jenen Inhalten weiterarbeiten zu können, die im Unterricht gemeinsam erarbeitet wurden. Die genannten Spiele sind teilweise Holzspiele, die einmal gebaut werden und deren Inhalte durch Kartontafeln beliebig ausgewechselt werden können, für die Erstellung von Memorys, Dominos, Quartetts, Quiz- und Würfelspiele verwendeten wir Blankomaterialien. Ohne Werbung machen zu wollen empfehlen wir dennoch www.winklerschulbedarf.com (preisgünstig und viele Anregungen). 45 • • • Wortordnungsübungen nach unterschiedlichsten Kriterien: - nach Obst und Gemüse - nach Farbe der Obst- und Gemüsesorten - nach Anzahl der Buchstaben der Wörter - etc. Erkennen der Wörter in Kettenwörtern und Kennzeichnen der einzelnen Wörter: - SchultascheHausKarotteBlumeApfelSamenkornSalat - DerSalatistgrünsehrgesundundschmecktgut Suchrätsel KAROTTEDSKTOAS SKFURHLADITALAS HCHSBIRNEAPJTOA • Buchstabensalat (Buchstabenabfolge durch Pfeile kennzeichnen) TA A L S SALAT 46 • KIM – Spiel mit Wortkarten: Welches Wort fehlt? Der Schwierigkeitsgrad kann durch • die Anzahl der verwendeten Karten bestimmt werden. HANGMAN – Die TrainerIn malt für jeden Buchstaben des gesuchten Wortes einen Punkt auf den Flipchart. Die TeilnehmerInnen raten, welche Buchstaben im gesuchten Wort vorkommen könnten. Kommt der von den TeilnehmerInnen genannte Buchstabe im Wort vor, wird er an seinem Platz eingetragen, wenn nicht, wird ein Teil des Hangman gezeichnet. Ziel des Spiels ist es, dass die TeilnehmerInnen das Wort erraten haben sollen, bevor der Hangman fertig ist. • Leseübungen - • Wortauf- und Abbauübungen S Salat Sa Sala Sal Sal Sala Sa Salat S - Silbenlesen / aus Silbenkarten Wörter nachbilden - Buchstabenkarten / aus Buchstabenkarten Wörter nachbilden - Silbenpuzzle, Buchstabenpuzzle - Setzkastenübungen Korrekturspiel Wenn den TeilnehmerInnen das Schriftbild der Wörter schon gut! vertraut ist, können sie nun selbst zum Rotstift greifen. In die erarbeiteten Wörter sind Fehler eingebaut, die von den TeilnehmerInnen erkannt und korrigiert werden sollen 47 7.1.5. Übungen zum Schreiben von Wörtern • Abschreiben von Wörtern – Die Buchstaben (in Druckschrift) der einzelnen Wörter wurden mithilfe von Führungslinien in ihrer Form und in ihrem Bewegungsablauf erfasst. Gerade jene TeilnehmerInnen, die nicht in unserem Schriftsystem alphabetisiert worden sind, fanden oft sehr umständliche und kreative Umsetzungsversuche bei der schriftlichen Reproduktion der Buchstaben. Das Üben von Bewegungsabläufen war daher besonders wichtig. • Lückenwörter S __ l a __ __ o m a t e Dabei werden immer weniger Buchstaben vorgegeben. • Welches Wort passt in dieses Schema? = • = Apfel Sätze schreiben und abschreiben: Vorgabe: Der ist grün. TeilnehmerInnen: Der Salat ist grün. 48 • Diktate - Dosendiktat: Die TeilnehmerInnen erhalten Wort oder Satzkarten in denen die Lernwörter enthalten sind. Die Wort- bzw. Satzkarte wird gut gelesen, zusammengefaltet und in eine Dose gesteckt. Danach soll das Wort / der Satz aufgeschrieben werden. Selbstkontrolle durch „Dosenöffner“. - Laufdiktat: Die Wortkarte/Satzkarte wird an einem Ort aufgelegt, der möglichst weit weg vom eigenen Arbeitsplatz entfernt ist. Die TeilnehmerInnen gehen zu den Karten, lesen das Wort/den Satz und müssen sich das Wort/den Satz bis zu ihrem Arbeitsplatz merken, um das Wort/den Satz aufschreiben zu können. - Partnerdiktat – die TeilnehmerInnen diktieren sich die Lernwörter gegenseitig • Eintragen der Wörter in eine Lernkartei/Lernmappe Die TeilnehmerInnen absolvierten wöchentlich einen Wiederholungstest, in dem sie einen Zusammenschnitt der im Kurs dargebotenen Übungen lösen mussten. Die Einführung der Wochentests geschah auf Wunsch der TeilnehmerInnen. 49 Obst und Gemüse Schreibe die Wörter mit Artikel ! 50 7.2. Fremdsprachendidaktische Aktivitäten Die hier umrissenen Aktivitäten schlossen dort an, wo die „Basisarbeit“ der Alphabetisierung und Wortschatzarbeit aufhörte und Strukturen und Wortschatz systematisiert und gefestigt werden mussten. Sie bilden gewissermaßen eine Spezialisierung von einem ganzheitlicheren Ansatz auf den Bereich Deutsch (als Fremdsprache) im engeren Sinne. Der Beitrag ist in Folge dessen bereits aus einer mehr linguodidaktischen als pädagogischen Perspektive verfasst. Das soll allerdings nicht den Eindruck erwecken, als würden nicht die in beiden Beiträgen durchscheinenden Ansätze permanent nebeneinander existiert und sich gegenseitig ergänzt haben. 7.2.1. Dialoge Eine immer wieder gerne verwendete Möglichkeit der Kommunikation besteht etwa darin, Teilnehmer paarweise eine Kommunikationssituation vorbereiten zu lassen, wobei einzelne Ziele klar festgelegt sein sollten, etwa „A möchte 2o dag Wurst kaufen, er hat 4 €. Er fragt B (=Verkäufer) welche Wurst er um dieses Geld haben kann“. Wesentlich ist in diesem Fall, dass auch die anderen Teilnehmer aktiv einbezogen werden, also etwa den gespielten Dialog mitverfolgen müssen, um danach inhaltliche Fragen zu beantworten (Sie kennen die Vorgaben nicht). Eine andere Variante besteht darin, den beiden Dialogpartnern unterschiedliche Kommunikationsziele in Form von “Rollenkarten“ zuzuordnen, die der andere jeweils nicht kennt. In jedem Fall ist es von großer Bedeutung, dass der Kursleiter wichtige Mängel in der Kommunikation notiert und hinterher zum Thema des Unterrichts macht, womöglich den Dialog auch wiederholen bzw. verschriftlichen lässt. Die Authentizität der Sprechsituation verlangt allerdings, dass der Kursleiter nicht in den Dialog eingreift, bzw. sprachliche Korrektheit nicht in übertriebenem Maße einfordert oder thematisiert. Das Grundprinzip des 51 Rollenspiels (das Erreichen des Kommunikationsziels ist das entscheidende, egal wie!) würde dadurch unterlaufen und die Motivation beeinträchtigt. Die Grundsituation „Einkaufen“ bietet fast unzählige Möglichkeiten zu konkreten Situationen und Konfliktpotentialen (An der Supermarktkassa, am Marktstand, beim Biobauern, Einkaufen mit der Freundin [Streit um gesunde Ernährung?], etc.), die alle den jeweiligen Wortschatz um weitere Felder ergänzen können. Nach Möglichkeit ist es eine effektive und motivierende Hilfe, die gespielten Dialoge mit Hilfe von Video bzw. Audiokassetten aufzunehmen und dann zur Korrektur mit der Gruppe zu reflektieren. In der mündlichen Kommunikation sind Hörverstehen und Sprechen die entscheidenden Fertigkeiten, auch das Schreiben kann dabei trainiert werden, wenn die Dialoge dann ins Schriftliche überführt werden, trotzdem ist die bevorzugte Fertigkeit, auf die mittels Dialogen Wert gelegt wird, das Sprechen. 7.2.2. Authentische Texte – Werbetexte, Prospekte Gerade zum Thema Einkaufen finden sich in den Medien eine Vielzahl an Werbetexten, die aufgrund ihrer Kürze oft durchaus geeignet sind, als Übungstexte auch schon für niedriges Niveau verwendet zu werden. Werbeprospekte sowie Inserate in Zeitungen oder im Internet können hier gute Dienste leisten, es sollte jedoch auf die sprachlichen Besonderheiten hingewiesen werden, die in der Werbesprache oft zu finden sind. Sortimentkataloge von Supermärkten bieten etwa die Möglichkeit zu folgender Übung: Die TN sollen mit einem bestimmten Budget (das etwa dem durchschnittlichen Haushaltsbudget eines österreichischen Arbeiters entspricht) Nahrungsmittel für eine Woche einkaufen und dabei auf ausgewogenen und gesunde Ernährung achten. Diese Aktivität schlägt Brücken zur Elementarbildung, in der das Thema „gesunde Ernährung“ bereits eingeführt ist, und auch das Rechnen mit Größen und Währungen ein Thema ist. Damit aber auch der rein linguodidaktische Wert nicht verloren geht, sollten die 52 Lernenden ihre Wahl auch begründen und aus den Werbetexten herausfiltern, mit welchen Argumenten für welche Produkte geworben wird. Die simplifizierende Art der Propagandatexte moderner Supermarktketten bietet hier guter Material. Es gilt jedoch stets die richtige Balance zwischen Unter- und Überforderung zu finden: zu schwierige Texte (wie es in unserem Fall in der Regel Zeitungsartikel sind) können zu Frust führen, wenn der Lernende sich als gänzlich inkompetent erlebt, andererseits kann das „Entschlüsseln“ eines authentischen Textes, der auf den ersten Blick sehr schwierig erscheint, eine große Motivation sein, im Gegensatz zu den didaktisiert-„gereinigten“ Texten in den diversen DaF-Lehrwerken. Die Arbeit mit dem Wörterbuch sollte in diesem Fall gezielt forciert werden und bedarf bei Lernern mit niedrigem Bildungsstand bzw. wenig explizitem Sprachwissen einiger Übung, da Lexeme oft nicht in der Form, wie sie im konkreten Sprachkontext auftauchen, im Wörterbuch verzeichnet sind. Im Anschluss an das Lesen sollte das Angeeignete unbedingt auch in die mündliche Produktion überführt werden, das heißt, die Lernenden sollten von dem Gelesenen im Plenum berichten oder/ und kleine Plakate und Texte dazu verfassen. Die Erfahrung zeigt, dass derartige Aktivitäten fast immer zu angeregten Diskussionen im Plenum führte. Die Aufgabe des Trainers ist es hierbei, Sorge zu tragen, dass diese nicht „ausufern“ sondern auf einem bestimmten semantischen Feld bleiben, in dem die Lernenden nach und nach lernen, sich sprachlich frei zu bewegen. Die Arbeit mit authentischen Text ist klarerweise prinzipiell auf die Verbesserung des Leseverstehens ausgerichtet. 7.2.3. Aufgabe oder Übung? Auch bei der thematischen Arbeit, die hauptsächlich aus dem Bewältigen von Aufgaben verschiedener Art besteht (wie die oben beschriebenen), sollte nicht auf den Wert von Sprachübungen vergessen werden, die dem Lernenden die Möglichkeit geben, sich eine Zeit lang auf eine bestimmte Struktur zu konzentrieren. Wenn diese mit einem Sprechanlass verknüpft ist, umso besser. Beispielhaft sei hier eine Übung zum Festigen 53 des Akkusativs erwähnt (siehe Themenliste): Die Lernenden müssen sich eine Einkaufsliste machen und sich dann gegenseitig erzählen, was sie einkaufen wollen. Die Lernenden gehen im Raum umher und tauschen sich aus, anschließend gilt es, zu memorieren, welcher Teilnehmer was kauft. Eine Variation davon ist das Gedächtnisspiel „Ich habe in meiner Einkaufstasche ein, eine, einen...“ bei dem reihum jeder den Satz des Vorgängers wiederholen und um ein Element erweitern muss. Entscheidend ist die fixe Struktur mit haben die, die Deklination des Substantives bzw. des Artikels verlangt. 7.2.4. Texte schreiben Das selbständige Verfassen von Texten kann für Lerner in jedem Stadium Selbstvertrauen und Motivation sein. Das Thema Einkaufen bietet zudem eine der simpelsten Textsorten überhaupt, die zunächst fast frei von grammatischen Problemen ist: der Einkaufszettel. Für neu Alphabetisierte oder dem deutschen Schriftsystem noch nicht sehr mächtige Lerner kann sie ein guter Einstieg in das Produzieren von Texten sein. Die verfassten Einkaufszettel können auch als Teil des oben erwähnten „Dialoge Spielens“ verwendet werden, sozusagen als weitere Kommunikationshürde, die überbrückt werden muss. Etwa in folgender Anordnung: Ein TN schreibt einen Einkaufszettel, ein anderer muss damit einkaufen gehen, ein dritter ist der Verkäufer und muss das Gewünschte verkaufen. Die Zuhörer müssen quasi deduktiv den Einkaufszettel erschließen. Bei höherem Niveau ist es selbstverständlich sinnvoll, die Lerner Texte auf der Höhe ihrer Reflexion schreiben zu lassen, etwa über die Unterschiede zwischen Supermärkten in Afrika oder in Europa. Wichtig ist dabei, dass genug schriftlicher Input geboten wird, an dem sich die LernerInnen orientieren können, also zuerst immer (mehrere) Texte der jeweiligen Textsorte gelesen und besprochen werden. Es kann dabei teilweise auf Texten aus Lehrwerken zurückgegriffen werden, teilweise wurden auch von den TrainerInnen selbst solche Texte verfasst, die als Vorlage dienten und gewisse einfach schriftsprachliche Strukturen veranschaulichten. 54 Texte sind, einmal eingeführt, auch als gute alte Lückentexteinsetzübung permanenter Begleiter von LernerInnen, die Strukturen oder Wortschatz festigen wollen. Auch das Hörverstehen kann mit Lückentexten und dazugehörigen Hörbeispielen trainiert werden. Teilweise wurde hier auf vorhandenes Material zurückgegriffen, teilweise mussten auch die TrainerInnen vorlesenderweise als „Hörbeispiel“ dienen, was allerdings (v.a. bei Dialogen) ungünstiger ist. Es ist hier abzuwägen, wie schwer das Verständnis der angehörten Passagen (von der Textsorte sind hier Dialoge, aber auch authentische Werbetexte, Einkaufslisten, etc.) ist und wie viel an Information der Lerner bereits hat, wenn er den Text hört. Bei leichterem Material ist es auch eine Möglichkeit, dem Lerner überhaupt kein schriftliches Material zu geben und ihn versuchen zu lassen, den Sinn vollständig zu erschließen, während dies bei zu schwierigem Material schnell zu Resignation führt. 7.2.5. Themen in Alphabetisierung und Deutschkurs (exemplarisch) Bei den Inhalten, die im Alphabetisierungs- und Deutschkurs zur Anwendung kamen, wurde einerseits auf das Kriterium der Nähe zur Lebensrealität der Lernenden geachtet, andererseits auf die damit zu verknüpfende grammatische Progression Bedacht genommen. Was hier allgemein als "Thema" bezeichnet wird, meint freilich in einigen Fällen ein tatsächliches semantisches Feld, (z.B. " Gefühle", "Traditionen") , in anderen jedoch eher eine spezifische Kommunikationssituation, die trainiert wird und selbstverständlich mit bestimmten Wortfeldern in Zusammenhang steht (z.B. "sich vorstellen", "einkaufen gehen"). Diese leichte Vermischung der Kategorien scheint sinnvoll, da sie der Praxis des Kurses entspricht. Für den Unterricht sind lexikalisch und grammatisch orientierte Übungen im Wechsel mit pragmatisch ausgerichteten Aufgaben einzusetzen. Beim Durchspielen von pragmatischen Aufgaben (etwa "jemanden in der Disco kennen lernen") stößt man als Lehrende/r auf die Möglichkeit bzw. Notwendigkeit, kulturelle Unterschiede zu thematisieren, die über die rein sprachliche Ebene hinausgehen. 55 Jedenfalls ist bei allen Inhalten die Kontexteinbettung zu beachten, da sie ein wesentlicher Motivationsfaktor ist. Den/die TeilnehmerIn in die Lage zu versetzen, "für sich selbst" sprechen zu können, über ihre/seine Situation zu berichten und den Alltag in der deutschen Sprache zu meistern, steht also im Vordergrund. Es ließ sich an ihm schnell ersehen, dass die Inhalte der meisten gesichteten DaF-Lehrwerke insgesamt gesehen nur bedingt brauchbar waren, da sie sich großteils an eine verhältnismäßig elitäre, gut gebildete Schicht von LernerInnen zu wenden scheinen. Die für uns relevanten Themen (v.a. interkulturelle Vergleiche, Reflexion) sind zwar darin teilweise enthalten, jedoch meist erst in relativ fortgeschrittenen Kapiteln, die hohes sprachliches Niveau voraussetzen. Sinnvoller erschien es, die ohnehin kursierenden Gespräche und Fragen, die das Leben der TeilnehmerInnen in Österreich aufwirft, zu systematisieren und soweit möglich zu didaktisieren, so dass neben den pragmatisch-kommunikativen Fähigkeiten auch ein Grundstock an grammatischer Kompetenz bereitgestellt werden kann. Die Verknüpfung von implementierter Grammatik und den Inhalten kann hier nicht erschöpfend dargestellt werden - eher soll beispielhaft verdeutlicht werden, wie einzelne Sprechanlässe genutzt wurden, um bestimmte Strukturen systematisch zu lehren. Diese standen jedoch selten im Vordergrund. Primär wurden die Themen in Form von Dialogen, Diskussionen und Sprechanlassübungen behandelt. Nur begleitend wurden auch explizite Grammatikerklärungen und -übungen absolviert. Außer den Anmerkungen zur Grammatikprogression finden sich auf der rechten Seite auch einige Überlegungen zur spezifischen Lernsituation und ihrer didaktischen Auswirkung: etwa, wenn die Einführung des Perfekts und des Futurs diskutiert wird. Aus diesen Überlegungen ist auch ersichtlich, dass einem Teil der Themen ein allgemein reflexiver, pädagogischer Charakter inne wohnt, die kommunikativen Teile also über den reinen Zweck des Sprachunterrichts hinausgehen und der Aspekt der Bewusstwerdung über die eigene Identität immer wieder eine Rolle spielt. Dies ist eine Konsequenz aus der Tatsache, dass der achtmonatige intensive Kurs für die jugendlichen AsylwerberInnen zweifellos eine wichtige kulturvermittelnde Funktion hat, 56 die über den des reinen Spracherwerbs hinausgeht. Es ist für viele der einzige Ort, an dem sie in eine fixe (Tages)struktur eingebettet sind. Bei der Auflistung der Themen und Strukturen muss außerdem beachtet werden, dass erst ab dem Erreichen eines gewissen Niveaus der Alphabetisierung in "Themen" gedacht werden kann, da in der ersten Phase die reine Arbeit an Silben und Einzelwörtern im Vordergrund steht, und Fremdsprachendidaktik nur rein mündlich passieren muss. Das Erlernen der Schrift steht im Vordergrund, eine parallele (zu steile) Progression in der Zweitsprache würde wohl eine Überforderung darstellen. Grammatische Basisprobleme (wie Verbkonjugation, Pluralendung...) sind selbstverständlich nicht nur bei den ihnen in der nachstehenden Liste zugeordneten Themen behandelt worden, sondern laufend und in Verbindung mit allen Themen. Die Häufigkeit der Themen mit interkulturellem Vergleichswert hat eine didaktische wie eine pädagogisch-grundsätzliche Dimension: im Spannungsfeld zwischen Assimilierung und Marginalisierung ist es wichtig, die eigenen Wurzeln und Werte zu reflektieren und auch als positive Ressource erleben und kommunizieren zu können. Die Heterogenität der Gruppe führte immer wieder zu bereichernden Diskussionen und Einsichten in die Relativität gesellschaftlicher und kultureller Normen. Immer wieder gab die Möglichkeit, zu einem Thema als "Experte" aufzutreten und über sein Land zu referieren, einen motivierenden Kommunikationsanlass. THEMA didaktische/ pädagogische Überlegungen • Der Klassenraum Das einfache Benennen und Zuordnen von Gegenständen die im Raum vorhanden sind bzw. mitgebracht werden, bietet einen konkreten Einstieg in die Wortschatzarbeit. • Kennen lernen – sich vorstellen Grundverben: sein, haben im Präsens. Einfache Satzstruktur. 57 • Personen beschreiben: Berufe, Beim gegenseitigen Kennenlernen und "Ausfragen" über bestimmte Personen wird Familienstand, Vorlieben die Inversionsfragestellung eingeführt. (Verbkonjugation im Präsens) Später auch die W-Frage (z.B. Woher kommt die Person?) • Kleidung - Wetter • Jahreszeiten, Tagesabläufe, Uhrzeit Eine frühe Möglichkeit, die Struktur und (Interkultureller Vergleich) Funktion von trennbaren Verben einzuführen. • Befindlichkeit und Gefühlszustände: Beim Erklären wird die Nebensatzstruktur mit • Wie geht es dir? Warum bist du der Verbalklammer eingeführt und geübt. traurig? • Zum Arzt gehen: Krankheiten. Helfersysteme. Körper Institutionen und Während in klassischen Lehrwerken dieses und Thema als rein lexikalisches Problem (Benennen der Körperteile) behandelt wird, tauchen im interkulturellen Unterricht auch zahlreiche Fragen "drum herum" auf: Wann kann man zum Arzt gehen?, wie kommt man zu einem Krankenschein, wie füllt man ein Formular aus, holt sich ein Rezept? Diese außersprachlichen Probleme können nicht ausgeblendet werden, hier bieten sich 58 Dialoge und Rollenspiele an, etwa um auch die verschiedenen Rollenbilder von Ärzten in diversen Kulturen zu reflektieren. • Freizeit und Hobby • Einkaufen gehen in Österreich und s. Kapitel 7.2. anderswo. Gemüse Nahrungsmittel, - Obst, Maßeinheiten, Ernährungsregeln und -traditionen. Währung und umrechnen… • Biografien • Vergangenheitserinnerungen Die Auseinandersetzung und das Befragen - des eigenen Lebenskonzeptes ist ständiger Begleiter von AsylwerberInnen. (Wichtig ist Zukunftshoffnungen es, anzumerken, dass direktes thematisieren der persönlichen Situation fast ausnahmslos weniger sinnvoll ist als das neutrale Besprechen der Problematik!). Das "in der Luft hängen" dass die Situation der Klientel charakterisiert, bringt mit sich, dass die Ressource, eigene Vergangenheit Kraftquelle, aus der (als man schöpfen kann), aber auch die Hoffnung auf eine (bessere) Zukunft zentraler sind als für andere LernerInnengruppen. Die grammatischen Kategorien Futur und Perfekt werden in der Regel von den LernerInnen selbst sehr früh eingefordert. • Wohnen in Österreich. Einrichtung, Ein traditionell sehr gutes Thema zum Üben der (Wechsel)präpositionen. Miete etc. • Der Jahreskreis (Tage, Wochen, Sowie alle Themen, bei denen sich Monate...): Traditionelle Traditionen, interkulturelle Vergleiche anbieten, die das 59 Bräuche, Feste in verschiedenen Lernen begleiten, ist auch dieses eine gute Kulturen Basis für die Implementierung des Komparativs. • Familie: Familiensysteme im Überall, wo gesellschaftliche Normen und Vergleich: Ehe und Beziehung - Regeln thematisiert unpersönliche Kennenlernen, "Paarungsverhalten" werden, Konstruktionen stehen auf dem Programm (man heiratet, es wird gefeiert…) • In ein Kaffeehaus gehen in Österreich und woanders. Ein schönes Beispiel, wie Sprachunterricht • Arbeit und Beruf von geprägt politischen wird: das Berufswünschen Betätigungsfeldern zwang uns schwierigen) Rahmenbedingungen zum Thematisieren und der von möglichen TeilnehmerInnen Einführen Konjunktivform, der sind (relativ doch Erlernen und Ausüben eines qualifizierten Berufes für Asylsuchende eher im Bereich des potentialis oder gar irrealis anzusiedeln. • Politische Systeme der Welt 60 7.3.Elementarbildung Im Folgenden sollen exemplarisch die Unterrichtseinheiten zum Themenkomplex Einkaufen mit den sich daraus ergebenden Bereichen Einkaufen, Ernährung, Kochen, Gewichte und Geld näher beschrieben werden. Der Themenkomplex wurde in beiden Durchgängen bearbeitet, die nachstehenden Ausführungen zum Unterrichtsverlauf gelten großteils für beide Durchgänge, einige Unterrichtsinhalte wurden jedoch in den beiden Gruppen unterschiedlich intensiv behandelt, einzelne Unterrichtseinheiten wurden nur in einer der beiden Kursgruppen durchgeführt. Der Themenkomplex ist ein für die TeilnehmerInnen sehr aktueller und interessanter, da sich in den meisten damit zusammenhängenden Bereichen Unterschiede zu ihren Herkunftsländern ergeben, so fiel es den meisten LernerInnen zunächst schwer, sich in einem Supermarkt zu orientieren, die Waage zu bedienen, Qualität und Preise zu vergleichen, die Produktinformationen zu verstehen etc., auch was die Ernährung und das Kochen von Speisen anbelangt, zeigten sich viele Unterschiede, was für die TeilnehmerInnen viele Fragen aufwarf, z.B. Was soll ich essen und was nicht? Was kann ich roh essen und was muss ich kochen? Wie kann ich Lebensmittel, die ich für Gerichte aus meinem Heimatland brauche, durch andere ersetzen? etc.. Am Anfang der Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Einkaufen standen also viele Fragen, für die wir im Laufe vieler Unterrichtseinheiten Antworten zu finden versuchten, was uns großteils auch gelang. Um die Unterrichtsinhalte der einzelnen Themenbereiche klarer darzustellen, wurde in der folgenden Ausführung eine Trennung zwischen den Inhalten im Bereich der Mathematik und dem des Themenkomplexes Einkaufen/Ernährung/Kochen vorgenommen. Im Unterrichtsgeschehen war dies über weite Strecken nicht der Fall, da sich die Inhalte teilweise gegenseitig bedingten bzw. ergänzten oder aufeinander aufbauten. Daraus ergibt sich, dass die Beschreibung des Unterrichtsverlaufs kein Abbild des chronologischen Ablaufs der Unterrichtseinheiten zum Themenkomplex „Einkaufen“ darstellt, die Unterrichtsinhalte wurden im Laufe von vier Kursmonaten erarbeitetet, wiederholt und vertieft. Im Bereich der Mathematik ging es um die Wiederholung bzw. die Erarbeitung des Rechnens mit den Größen Gewichte und Geld, wobei die Anwendung des Gelernten in der Praxis im Vordergrund stand. In der Vorbereitung für den Mathematikunterricht 61 orientierten wir uns am Volksschullehrplan, um für die TeilnehmerInnen eine Basis zu für weitere Kursmaßnahmen Einkaufen/Ernährung/Kochen zu schaffen. orientierten sich Die an Inhalte den der Bereiche Bedürfnissen und vorgeschlagenen Themen der jeweiligen LernerInnengruppe, wobei auch hier der Fokus auf der Verwertbarkeit der Lerninhalte im Alltag lag. 7.3.1.Mathematik Themen: • Größen: Gewichte (kg – dag – g) Geld (€ - ct) Lernziele: • Erfahrung der praktischen Nutzbarkeit von Mathematik machen • Erwerbung und/bzw. Vertiefung grundlegender mathematischer Techniken und Abläufe • Kennen lernen und/bzw. Anwenden von Größen in Sachsituationen und bei Sachaufgaben zur Vertiefung des Verständnisses für Größen • Verstehen der Zusammenhänge zwischen mathematischen Operationen, Erkennen zu Grunde liegender Rechenregeln und Finden von Lösungsstrategien • Durchdringen von Sachverhalten der Umwelt mit Hilfe von Zahlen, Größen und Operationen • Lösen von Sachproblemen mit Hilfe der Mathematik Lerninhalte: • Anwenden von Größen in Sachsituationen und bei Sachaufgaben zur Vertiefung des Verständnisses für Größen. • Herstellen von Relationen durch unmittelbares und mittelbares Vergleichen auf der Handlungsebene durch Schätzen, Messen, Zuordnen, Ordnen unter sachgerechter Verwendung der Maßeinheiten 62 • Wiederholung bzw. Einführung der Maßeinheiten Kilogramm (kg), Dekagramm (dag), Gramm (g) bzw. Euro (€) und Cent (ct) • Arbeiten mit Größen in Sachsituationen • Herstellen von Maßbeziehungen und Erfassen der Maßbeziehungen 100 zu 1 (kg – dag; € - ct) und 1000 zu 1 (kg – g) • Arbeiten mit Maßreihen (kg – dag –g) • Rechnen mit Geldwerten und Gewichtseinheiten (Maßumwandlungen) • Anwenden des Gelernten im Alltag Unterrichtsablauf: 1. Rechnen mit Größen – Gewichte (kg – dag – g) Mit den TeilnehmerInnen wurde zunächst der Wortschatz, der zum Verständnis des mathematischen Inhalts wichtig ist, erarbeitet bzw. wiederholt, wobei großteils reale Gegenstände (Waage, Lebensmittel, Lernmittel etc.) als Anschauungsobjekte verwendet wurden. Es wurden auch die Begriffe „... ist schwerer als ...“, „... ist leichter als ...“ und „... ist gleich schwer wie ...“ eingeführt. Dann wurde den TeilnehmerInnen der Umgang mit einer Küchenwaage erklärt und geübt, indem verschiedene, von den TeilnehmerInnen ausgewählte Objekte von diesen abgewogen wurden, wobei das Verhältnis des Gewichts der Gegenstände zueinander ausschlaggebend war. Es wurde eine Liste nach den Kriterien „am schwersten – leichter – am leichtesten“ erstellt. Anschließend hatten die KursteilnehmerInnen die Aufgabe, zwei Gegenstände (z.B. einen Apfel und eine Kartoffel, einen Bleistift und einen Radiergummi) mit den Händen abzuwiegen und zu schätzen, welcher Gegenstand schwerer ist. Anschließend wurde das Gewicht der Gegenstände auf der Waage überprüft und mit den Schätzungen verglichen. Als nächster Schritt wurden die Maßeinheiten Kilogramm, Dekagramm und Gramm eingeführt und mit den in den Herkunftsländern der TeilnehmerInnen verwendeten Maßeinheiten verglichen. Dann wurden andere Lebensmittel (z.B. Mehl, Zwiebeln, Nudeln, Gemüse) von TeilnehmerIn zu TeilnehmerIn weitergegeben, wobei jede/r TeilnehmerIn das Gewicht 63 des jeweiligen Gegenstandes schätzte und den Schätzwert aufschrieb. Anschließend wurden die Lebensmittel auf der Waage gewogen und mit den Schätzwerten verglichen. Gemeinsam mit den TeilnehmerInnen wurde versucht verschiedenste Waagentypen zu finden (Küchenwaage, Personenwaage, Briefwaage, etc.) Die Maßbeziehungen Kilogramm zu Dekagramm (100 zu 1) und Kilogramm zu Gramm (1000 zu 1) wurden eingeführt und anhand verschiedener Ergänzungs-, Umrechnungs-, Rundungs-, Additions- und Subtraktionsbeispielen immer wieder geübt. Dabei wurden verschiedene Möglichkeiten der mathematischen Beschreibung (1 kg 20 dag 3 g; 1,23 kg) geübt. Auch die Bezeichnungen ½ kg und ¼ kg wurden besprochen und die Maße 1 kg, ½ kg und ¼ kg anhand von Beispielen erläutert (Lebensmittelpackungen zu den angegebenen Maßen: Zucker, Butter, Salz, Brösel, Kaffee, Reis, etc.). Der Typ der Sachaufgabe wurde anhand von Einkaufsbeispielen eingeführt, wobei zunächst gemeinsam Texte erstellt, Fragen formuliert, Rechengänge erarbeitet und Antworten gefunden und niedergeschrieben wurden. Im Rahmen der Erarbeitung von Textaufgaben wurden auch formale Kriterien festgelegt. Sachaufgaben zum Thema „Einkaufen“ wurden immer wieder auf verschiedenste Weise (später wurde auch die Größe „Geld“ miteinbezogen) geübt, so wurden Rollenspiele ebenso eingesetzt wie vorgegebene Kopien mit gefüllten Einkaufstaschen oder Kopien mit leeren Einkaufstaschen, die von den TeilnehmerInnen „gefüllt“ wurden. Beim „Einkaufen auf dem Papier“ ging es immer darum, einen Text zu erstellen, eine bzw. mehrere Frage/n zu formulieren, mathematische Strukturen aus dem Text herauszuarbeiten, der Sachsituation entsprechende Rechenoperationen zuzuordnen, das Ergebnis zu errechnen, zu kontrollieren und durch das Formulieren einer bzw. mehrerer sachlich richtiger Antwort/en zu verbalisieren. 2. Rechnen mit Größen – Geld (€, ct) Zunächst wurde mit den TeilnehmerInnen die Währungen ihrer Herkunftsländer mit dem Euro verglichen. Ein sich daraus ergebendes und besprochenes Thema war das der Inflation (harte vs. weiche Währung). Anschließend wurde im Plenum gesammelt, in welchen Ländern der Euro als Zahlungsmittel verwendet wird und welche Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede es 64 bezüglich des Aussehens des Euro gibt. Die Werte der Euromünzen und –scheine sowie die Maßbeziehung von Euro zu Cent (100 zu 1) wurden benannt. Anhand einiger Ergänzungs-, Additions- und Subtraktionsaufgaben sowie Aufgaben zur Maßumwandlung wurden die Maßbeziehung und die verschiedenen Möglichkeiten der mathematischen Beschreibung (1 € 20 ct; 1,20 €) geübt. In zahlreichen Sachaufgaben wurde der Umgang mit Geld geübt (vgl. Pkt.1). Neben im Punkt 1 angeführten Beispielen bekamen die TeilnehmerInnen in Form von Arbeitsblättern Textaufgaben zum Zahlen mit dem Euro, wobei Euromünzen und – scheine vorgegeben waren. Es gab zwei verschiedene Aufgabenstellungen, einmal mussten Preis bzw. Wechselgeld berechnet und jene Münzen bzw. Scheine angekreuzt werden, welche den Rechenbetrag ergaben, andererseits mussten die vorgegebenen Geldmünzen und –scheine zusammengerechnet werden, um den Preis zu erhalten bzw. bei angegebener Geldmenge mit der bezahlt wird, das Wechselgeld und in weiterer Folge den Preis der Ware zu berechnen. 3. Rechnen mit Größen – Gewichte (kg, dag, g) und Geld (€, ct) Wie unter Punkt 1 angeführt, waren in zahlreichen Sachaufgaben die Größen Gewicht (Gesamtgewicht des Einkaufs) und Geld (zu zahlender Betrag, Restgeld) zu berechnen. Beide Größen waren auch Bestandteil von Übungen zur Umsetzung der Theorie in die Praxis (Rollenspiele, Einkauf, Kochen). 65 7.3.2.Einkaufen/Ernährung/Kochen Themen: • Einkaufen • Ernährung • Kochen Lernziele: • Entwicklung eines kritischen, überlegten Konsumverhaltens • Erkennen der Bedeutung von Pflanzen und Tieren für die Ernährung des Menschen • Erkennen der Bedeutung der Ernährung als einen Faktor für Gesundheit Förderung gesundheitsbewussten Verhaltens • Gewinnen von Kenntnissen über Arbeit, Verdienst und Geld • Verstehen wirtschaftlicher Zusammenhänge • Erwerben von Kenntnissen über die wirtschaftliche Versorgung größerer Räume – am Beispiel Handel (Import, Export) – erkennen Lerninhalte: • Schaffen von Lernsituationen mit Hilfe originaler Materialien • Besprechen von gesunder Lebensführung am Beispiel der Ernährung • Anwendung der im Unterricht gewonnenen Kenntnisse und Fertigkeiten bei der Bewältigung von praktischen Aufgabenstellungen • Besprechen der Bedeutung des Geldes für den Einzelnen und die Gesellschaft (Geld als Einkommen, Geld sparen, Geld ausgeben, etc.) • Aufzeigen des wirtschaftlichen Zusammenhangs von Erzeugung, Verteilung und Verbrauch von Lebensmitteln 66 7.3.3. Unterrichtsablauf Als Einstieg wurde im Unterricht besprochen, wo die TeilnehmerInnen was einkaufen und wie die verschiedenen Geschäfte heißen, das Hauptaugenmerk wurde auf den Lebensmittelhandel gelegt (Supermarkt, Bäckerei, Fleischerei, Türkisches Geschäft, Afrikanisches Geschäft, Markt, etc.). Anschließend erzählten die TeilnehmerInnen über die Lebensmittelmärkte in ihren Herkunftsländern. Auf Wunsch der LernerInnen wurde ein Lehrausgang in einen Supermarkt vereinbart. Es wurden verschiedene Rollenspiele zum Thema Einkaufen in den Herkunftsländern der TeilnehmerInnen bzw. in Österreich erarbeitet und gespielt, wobei teilweise reale Lebensmittel (Obst, Gemüse) gegen Spielgeld „verkauft“ wurden. Im Rahmen der Vorbereitung zur Exkursion ins Freilichtmuseum in Stübing wurde das Thema Einkaufen in seinem historischen Kontext besprochen und vor Ort, im Kaufmannsladen „erlebt“. Im Anschluss an den Mathematikunterricht zum Thema Wiegen wurde gesammelt, was in einem Lebensmittelgeschäft nach Gewicht (Obst, Gemüse, Fleisch, Wurst, Käse, Brot, etc.) verkauft wird und was davon direkt vor Ort gewogen wird bzw. gewogen werden muss. Im Verlauf der Behandlung des Themas Einkaufen wurden zwei Lehrausgänge in einen Supermarkt gemacht, auch bekamen die TeilnehmerInnen immer wieder Einkaufsaufträge zu erledigen. Beim ersten Lehrausgang lag das Hauptaugenmerk auf dem Wiegen von Obst und Gemüse (richtige Bedienung der Waage) bzw. auf dem Entziffern der Gewichtsangaben und des Preises auf abgepackten Nahrungsmitteln (Fleisch, Wurst, Käse, etc.). Jede/r TeilnehmerIn bekam außerdem einen Arbeitsauftrag, sie/er hatte die Aufgabe, ein vorgegebenes, nach Gewicht verkauftes Lebensmittel einzukaufen (Wurst, Brot, Käse, Obst, Gemüse). Zurück in den Kursräumlichkeiten wurden die Produktinformationen noch einmal genau analysiert und das Gelernte zusammengefasst. Beim zweiten Lehrausgang lag der Schwerpunkt auf dem Vergleich verschiedener Lebensmittel derselben Lebensmittelgruppe, was Qualität, Gesundheitsaspekt und Preis anbelangt (Weißer Reis – Parboiled Reis, Weißbrot – Mischbrot – Vollkornbrot, Joghurt pur – Früchtejoghurt). 67 Ernährung Zunächst berichteten die TeilnehmerInnen über ihre Lieblingsspeisen und –getränke und über ihre Essgewohnheiten im Herkunftsland und in Österreich. Dabei wurde herausgearbeitet, was sie hier nicht mehr essen, was sie hier essen, was sie in ihrem Herkunftsland nicht gegessen haben und welche Nahrungsmittel bzw. Getränke oder Speisen sie vermissen. Es entstand eine rege Diskussion über die Essgewohnheiten in verschiedenen Ländern und über gesunde und ungesunde Nahrungsmittel. In einer weiteren Unterrichtseinheit bekamen die TeilnehmerInnen die Aufgabe aufzulisten, was sie am Vortag gegessen und getrunken hatten. Die Ergebnisse wurden festgehalten. Im Anschluss daran wurden die Lebensmittelgruppen (Lebensmittel, die viel Stärke enthalten; Gemüse und Hülsenfrüchte; Obst; Getränke; Milch und Milchprodukte; Fleisch, Eier, Wurst und Fisch; Streich- und Kochfette) eingeführt und die Speisen und Getränke auf den Listen der LernerInnen den jeweiligen Lebensmittelgruppen zugeordnet. Das Ergebnis wurde anschließend in der Gruppe besprochen, wobei die Beobachtungen der TrainerInnen bezüglich des Ess- und Trinkverhaltens der KursteilnehmerInnen während der Kurszeit eingebracht wurden. Anhand eines Textes über die Voraussetzungen für ein gesundes Leben wurden bereits Besprochenes noch einmal wiederholt bzw. neue Inhalte diskutiert. In einem weiteren Schritt wurden Lebensmittel zu den jeweiligen Nahrungsmittelgruppen gesammelt und in Folge in verschiedenen Übungen wiederholt. Da von den LernerInnen auch Produkte genannt wurden, die den sieben Lebensmittelgruppen nicht zuzuordnen waren, führten wir eine zusätzliche Kategorie ein (Gewürze, Snacks und Alkohol). Anschließend wurden die Bestandteile der Nahrung (Kohlenhydrate, Eiweiß, Fett, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente) eingeführt und deren Bedeutung für den menschlichen Körper besprochen. Anhand der Ernährungspyramide und dem Ernährungskreis wurde noch einmal besprochen, was der Mensch essen sollte, um sich gesund zu ernähren. Bei einem Lehrausgang in einen Supermarkt versuchten die TeilnehmerInnen aufgrund der Produktinformationen die Inhaltsstoffe verschiedener Lebensmittel (Wurst, Fertigprodukte, Milchprodukte, etc.) herauszufiltern. 68 Im Verlauf des Unterrichts kamen immer wieder Fragen von TeilnehmerInnen zu einzelnen Lebensmitteln, u.a. die danach welches Obst und Gemüse bei uns wächst. Diese Frage wurde zum Ausgangspunkt für eine Unterrichtseinheit über Handel, Export und Import, Qualität von Waren bzw. deren Veränderung durch lange Transportwege, etc.. Kochen Zunächst wurden mit den TeilnehmerInnen typische Speisen ihrer Herkunftsländer und deren Zubereitung vorgestellt. Anschließend wurden Gerichte, die sie in Österreich kennen gelernt hatten, besprochen und die Art zu kochen verglichen. In einer weiteren Unterrichtseinheit bekamen die TeilnehmerInnen eine Einführung in die Küchenpraxis (Hygiene, Küchenutensilien, Zubereitungsarten, etc.). In einer ersten Kocheinheit wurden das bereits in anderen Bereichen der Elementarbildung und des Alphabetisierungsunterrichts erworbene Wissen erprobt. Das Ergebnis dieser Einheit sollte ein Obstsalat sein. Zunächst wurde mit den TeilnehmerInnen eine Liste mit Obstsorten erstellt, die der Obstsalat beinhalten sollte. Dann schätzten die LernerInnen die Mengen die Preise der für die Obstsalatzubereitung notwendigen Obstsorten. Anhand der Schätzungen wurde ein Einkaufszettel geschrieben. Beim anschließenden Einkauf verglichen die KursteilnehmerInnen ihre Schätzungen mit den realen Gegebenheiten. Nach dem Einkauf wurden die notwendigen Vorbereitungen in der Küche getätigt und danach der Obstsalat zubereitet und verzehrt. In einer zweiten Kocheinheit hatten die TeilnehmerInnen die Aufgabe anhand von zwei Rezepten einen Scharfen Bohnentopf mit Reis und einen Gemischten Salat zuzubereiten. Zunächst wurden die Rezepte gemeinsam gelesen und alle sich ergebenden Fragen geklärt. Danach wurde die Gruppe in Kleingruppen mit verschiedenen Aufgabenbereichen (Vorbereitungen in der Küche, Tisch decken, Einkaufszettel verfassen und einkaufen gehen) geteilt. Beim Kochvorgang selbst bekam jede/r TeilnehmerIn eine oder mehrere spezielle Aufgabe/n (Reis kochen, Salat waschen, Gurke schneiden, Dosen öffnen, Geschirr abwaschen, etc.) zu erledigen. Eine rege Diskussion entstand darüber, wie Reis gekocht gehört bzw. ob rohes Gemüse (Salat) genießbar ist oder nicht. Thema war auch, dass es sich beim Kochen „normalerweise um eine Frauensache“ handelt. Nach dem Essen wurden Kursraum und 69 Küche wieder in ihren ursprünglichen Zustand gebracht, wobei jede/r TeilnehmerIn vorgegebene Arbeiten zu erledigen hatte. Im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit der Modellschule Graz wurde von einigen TeilnehmerInnen des zweiten Kursdurchgangs gemeinsam mit SchülerInnen der Modellschule ein afrikanisch-österreichisches Menü bestehend aus Egusi Soup, Grieß und Sachertorte für die gesamte Gruppe der KursteilnehmerInnen und SchülerInnen zubereitet. Die Kochgruppe besprach die Rezepte, besorgte die notwendigen Zutaten und kochte anschließend gemeinsam. Das gemeinsame Essen bildete den Abschluss des Kooperationsprojektes. Im Rahmen dieses Projekts entstand auch eine Auswahlliste von afrikanischen Geschäften und Restaurants in Graz. 7.3.4.Unterrichtsmaterialien Die angefügten Unterrichtsmaterialien sind eine Auswahl aus den im Unterricht verwendeten. Die Materialien stammen aus beiden Durchgängen, wobei einige der Arbeitsblätter in beiden Gruppen, andere nur in einer eingesetzt wurden. Dies ergibt sich daraus, dass die verwendeten Unterrichtsmaterialien den Bedürfnissen der jeweiligen Gruppe entsprechend erstellt wurden. Ein Teil des im ersten Durchgang verwendeten Unterrichtsmaterials wurde, aufgrund einer Evaluation im Anschluss an den ersten Kurs, wenn es uns grundsätzlich auch für die zweite Kursgruppe brauchbar erschien, für den zweiten Durchgang überarbeitet bzw. neu erarbeitet. Anzumerken ist an dieser Stelle auch, dass nicht immer die ganze Gruppe mit den gleichen Arbeitsblättern arbeitete, da vor allem in der Mathematik das Vorwissen der KursteilnehmerInnen sehr divergierte und im Laufe der Zeit auch die Sprachkompetenz der LernerInnen Unterschiede aufwies, die es notwendig machte, in der Wahl der Arbeitsblätter zu differenzieren. 70 7.3.5. Themen und Inhalte des Elementarbildungsunterrichts Die folgende Liste soll einen Überblick über die im Elementarbildungsunterricht behandelten Themen mit Ausnahme der Mathematik bieten. Im Mathematikunterricht orientierten wir uns, wie bereits erwähnt, am Lehrplan der Volksschule. • Vorstellen der Herkunftsländer der TeilnehmerInnen • Graz (Orientierung, Sehenswürdigkeiten, wichtige Institutionen, Informationsbeschaffung, etc.) • Österreich (Grundlagen der Geographie und Wirtschaftskunde, Geschichte – mit Schwerpunkt Alltagsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, Politische Bildung und Recht) • Die Europäische Union (Geschichte der EU, EU-Länder, EU-Erweiterung, Bedeutung der EU, etc.) • Familie, Ehe, Partnerschaft (Familienstrukturen, Bedeutung der Ehe, Partnerschaftsformen, rechtliche Aspekte, etc.) • Körper und Gesundheit (Gesundheitsvorsorge, Österreichisches Gesundheitswesen, Beim Arzt, In der Apotheke, etc.) • Ernährung und Kochen • Mülltrennung (Mülltrennsystem, Recycling, Umweltschutz, etc.) • Wohnen (Wohnungsmarkt, Wohnungssuche, Mietvertrag, Miete, etc.) • Berufsorientierung (Berufsbilder, Österreichisches Schul- und Ausbildungssystem, Berufsinteressenstest, etc.) • Strom als exemplarisches Thema für die Veränderungen des Alltagslebens durch technische Errungenschaften • Mathematik mit den Schwerpunkten Grundrechnungsarten und angewandte Mathematik • Organisation und Vorbereitung von Veranstaltungen (EPIMA-Treffen, Tag der offenen Tür) • Der Jahreskreis unter Berücksichtigung wichtiger Feste (religiöse Feste, Familienfeste, kulturelle Feste, etc.) 71 • Zielarbeit und Zukunftsplanung (gruppendynamische Übungen, Coachinggespräche, Arbeit am Portfolio, etc.) • Informationseinheit über den MigrantInnenbeirat (früher AusländerInnenbeirat) Graz • Informationseinheit zu für die TeilnehmerInnen relevanten Inhalten des Verwaltungs- und Strafrechts • Informationseinheiten zu für die TeilnehmerInnen relevanten Inhalten des Asyl-, Aufenthaltungs- und Beschäftigungsgesetzes • Workshop mit MitarbeiterInnen der Aids-Hilfe Graz • Workshop „Self-Empowerment-Training“ • Outdoortage zu den Themen „Vertrauen“, „Teamarbeit“, „Zukunftsperspektiven“ • Stadtrundgänge mit thematischen Schwerpunkten: „Orientierung“, „Wichtige Plätze, Gebäude, Institutionen“ • Exkursion ins Freilichtmuseum Stübing • Exkursion ins Grazer Zeughaus • Exkursion zur Ausstellung „Berg der Erinnerungen“ im Schlossberg anlässlich von Graz 2003 Verwendete Methoden: • Einzelarbeit • Paararbeit • Gruppenarbeit • Vortrag • Rollenspiel • Szenisches Spiel • Methoden aus der systemischen Familientherapie • Methoden aus dem NLP • Methoden aus dem Ansatz der Integrativen Outdooraktivitäten 72 Verwendete Lehr- und Lernmittel: • Flipchart • Kopien • PC • Karten • Lernspiele (Lerntasche, Rechenrad etc.) • Übersichten • Zeitschriften- und Zeitungsausschnitte • Flugblätter • Informationsblätter und -broschüren • Fotos und digitale Bilder • Bilder aus dem Internet, Zeitungen und Zeitschriften • Spielgeld • Waage • Kartonuhr • Österrreich-Puzzle • Bausatz: Stromkreis 73 8. Zum Einsatz des Internets im Sprachlernprozess „Die spezifischen materiellen Gegebenheiten des Internet, nämlich Multimedialität, Interaktivität und Hypertextualität bieten ideale Voraussetzungen, den in der Pädagogik wurzelnden jüngeren Paradigmenwechsel des Fachs umzusetzen: weg vom `instruktionalen Paradigma´ hin zu einem Ansatz, der den Lerner selbst und seine individuellen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Lernerzentriertheit, autonomes, explorierendes, selbstentdeckendes Lernen und Binnendifferenzierung sind im Prinzip mit dem Medium Internet besser zu realisieren als mit gedruckten Lehrwerken und traditionellen Unterrichtsformen allein.“41 Mit dem Einsatz des Internet eröffnen sich den Lernenden eine Vielfalt neuer Lernmöglichkeiten: 8.1.1.Das Internet als Informationsquelle • Arbeiten mit authentischen Texten (z.B.: Online- Formulare, Online-Shopping, Nachrichten, Homepages – Bilder/Nachrichten aus den Herkunftsländern, Informationen zu einem aktuellen Thema - Recherchearbeit, etc.) • Suchen, finden und bearbeiten (gebunden an einen Arbeitsauftrag, sollen die TeilnehmerInnen spezielle Informationen im Internet suchen, finden und bearbeiten) 8.1.2.Das Internet als Interaktionsmedium • WebQuests = abenteuerliche Spurensuche im Internet. Dazu finden sich im Internet unterschiedlichste Angebote. Ein Beispiel zum Thema Einkaufen: http://www.wydown.clayton.k12.mo.us/Pub/hhitchcock/einkaufen.htm 41 Breindl, Eva: „DaF goes Internet“ Neue Entwicklungen in Deutsch als Fremdsprache“. Online-Version: http://www.ids-mannheim.de/grammis/orbis/daf/daframe1.html 74 • Online – Übungen im Internet 8.1.3.Das Internet als Kommunikationsmedium • Emails - Im Internet finden sich auch Email – Projekte, z.B.: http://www.bild-online.dk, ein Projekt für jugendliche DeutschanfängerInnen, die motiviert werden sollen, schon ab den ersten Deutschstunden in der Fremdsprache Mails zu schreiben. • Chat z.B.: http://chat.schulweb.de/index2.html • Tandem – wechselseitiges Lernen z.B.: http://www.slf.ruhr-uni-bochum.de/etandem/etindex-de.html In unseren Kursen haben wir uns unterschiedlichster Formen des Interneteinsatzes bedient, dies nicht zuletzt, da wir auf gedruckte Lehrwerke mit der vorgegebenen Progression weitgehendst verzichtet haben. Vielmehr suchten wir im Internet nach spezifischen Materialien, Online – Übungen und Arbeitsblättern, die der Aktualität der Themen, des Unterrichts und dem/der einzelnen LernerIn entsprachen. Anbei findet sich eine Linkliste jener Internetseiten, die wir dazu häufig frequentierten. 75 8.2. LINK LISTE 8.2.1.DAF – Lehrwerke Themen neu: www.themen-neu.de Stufen international: www.stufen.de Sichtwechsel: www.sichtwechsel.com Moment mal: www.langenscheidt.de/deutsch/lehrwerke/daf/momentmal/ Sowieso: http://www.sowieso.com Passwort Deutsch: http://www.passwort-deutsch.de Tangram: www.hueber.de/tangram/info/index1.asp 8.2.2.Alphabetisierung und Teilleistungen http://www.lehrerweb.at/gs/projekte/d/abc/index.html (Anlautspiel) http://www.lahe-lernen.de/html/deutsch.html (Akustische Lautdifferenzierung) http://www.wegerer.at/abc/index.htm (Optische Differenzierung von Buchstaben) http://www.lehrerweb.at/gs/projekte/d/was_ist_das/index.html (Anlautübungen) http://www.onlinespiele-1.de/lernspiele/slate/index.php?session_id= (Buchstaben mit der Mouse schreiben) http://legasthenie-software.de/game/game.htm Sprachspiele: • Memory Wort – Bild: Lese- und Konzentrationsübung • Shuffle: Lese-, Schreib- und Denkübung 76 • Wortregen: Lese-, Schreib- und Konzentrationsübung • Stolpersteine: Leseübung • Klexklick: Lese- und Konzentrationsübung • Blitzschreiben mit Bild: Schreib- und Hörverarbeitungsübung • Merkfix: Lese- und Konzentrationsübung • Scrabble: Konzentrationsübung • Bild zum Wort finden: Leseübung 8.2.3.Onlineübungen und Arbeitsblätter im Internet 1. www.deutsch-online.com - Unterrichtsmaterialien • Deutsch lernen: Grammatik, Wortschatz, Leseverstehen, Schreiben, Bildimpulse, Leseverstehen • Downloads: Arbeitsblätter, Programme, Rollenspiele • Tests • Übungsblätter 2. www.deutsch-als-fremdsprache.de Mit einer Datenbank können spezielle Übungen gesucht werden 3. www.deutsch-lernen.ws Deutsch – AnfängerInnenkurse und Fortgeschrittenkurse. Nach Lektionen Online – Lernen: Die Lektionen sind nach grammatikalischen Grundinformationen, Übungen zu den Lektionen, Printversionen, Beispielen und Wörterliste (Deutsch – Englisch) geordnet. 4. www.daf-portal.de DAF – Portal: Materialien, Übungen, Tests und Unterrichtsideen 77 5. www.klickdeutsch.com.br Unterschiedlichste Online – Übungen zum Deutschlernen aus verschiedenen Werken zum DAF – Unterricht 6. http://www.dlc.fi/~pohalone/kompass2/index.html Kompass Deutsch - Online-Übungen: Lückentexte, Kreuzworträtsel und Quizfragen. Zum Teil mit Lösungen, sonst Korrektur per E-Mail. 7. http://www.iik.com/ Übungen und Spiele Æ Neue Übungsmaterialien Daf (AnfängerInnen): - Tiere: Haustiere und Wildtiere - Sport: Sportarten und Sportgeräte - Beruf (sehr umfassend!): Berufe, Werkzeuge, Berufstätigkeiten Tätigkeiten, Computer, Medizinische Berufe, Künstlerische Berufe, Fahrzeuge und Handwerk - Alltägliches: Am Morgen, der Tag, Kleidung, Möbel, Elektrogeräte, Gebäude, Uhrzeit, Geschirr, etc. - Persönliches: Verwandte, Gefühle, Körperteile, Länder, Briefe, etc. - „Übliches“ : Grammatik/Wortarten/Satzarten - Essbares: Lebensmittel, Obst und Gemüse, Küchengeräte, Süßes, Getränke, Essen und Trinken, etc. - Festliches: Ostern, Weihnachten, Hochzeit und Feiertage - Sonstiges: Farben und Sehenswürdigkeiten - Orthographisches - Vergnügliches: Schulwitze, Redensarten, Rätsel, Scherzfragen, etc. 78 8. http://www.daf-portal.de/material/ Materialien, Übungen und Tests: Arbeitsblätter, Fachtheorie, Lehrwerke, neue Medien, Unterrichtsideen, Zusatzmaterialien – Suche nach Themen 9. http://www.interdeutsch.de/studien1.htm Interaktive Übungen - Übungen für AnfängerInnen, Mittelstufe und Fortgeschrittene Anfänger: Grammatik, Kreuzworträtsel, Spiele, Bildgeschichten, Übungen zum Textverstehen und Phonetik 10. www.quia.com/dir/german/ Für LernerInnen, die Englisch sprechen und lesen können. Die meisten Übungen sind nach folgendem Prinzip aufgebaut: Matching Flashcards (Java / non-Java) Concentration Word Search 79 11. http://members.aon.at/danaida/ Bildungspool – Übungen im Net Die Übungen für AnfängerInnen und leicht Fortgeschrittene sind nach Themen und nach grammatikalischer Struktur geordnet 13. http://www.germanfortravellers.com/learn/index2.html Learn German: Modalverben, Adjektiv- und Adverbialendungen, Artikel, Zeiten, Konjunktionen, Pronomen, Kasus. Auf Englisch. Mit Lösungen. Familie, Wohnen, Farben, Essen, Gesundheit, etc. Texte, Hörverständnisübungen, Wortschatzerarbeitung und Festigung (Kreuzworträtsel) + Grammatik 14. http://www.aufgaben.schubert-verlag.de/zga/arbeitsblatt001-099.pdf 99 Arbeitsblätter: Wortschatz: Wort - Bildzuordnungen • Wohnen • Bauwerke • Tiere • Technik • Speisen und Getränke • Bekleidung und Schmuck • Haushalt • Werkstatt • Pflanzen/Natur • Wie spät ist es? • Familie – Verwandtschaftsbeziehungen 80 Grammatik: • Konjugation: Übungstabelle • Konjugation: regelmäßige Verben • Konjugation: „haben“ oder „sein“ • Konjugation: Endungen, regelmäßige Verben • Konjugation: Endungen, regelmäßige und unregelmäßige Verben • Konjugation: Vokaländerung in der 2. und 3. Person Singular • Konjugation: Modalverben: können, möchten (mögen), dürfen • Trennbare Verben • Fragen: Wortstellung – Satzbildung • bestimmter und unbestimmter Artikel • Zeitliche Präpositionen: um, von, bis, ... • Perfekt: Umformulierung von Sätzen, Verben mit „haben“ oder „sein“ • Akkusativ: unbestimmter und bestimmter Artikel; Fragen „wen?“ oder „was?“ • Akkusativ: Verben: setzen, stellen, legen, hängen; Frage „wohin“ • Dativ: Verben: sein, sitzen, stehen, liegen, hängen; Frage: „wo?“ • Pluralbildung • Präpositionen bei Ländernamen: in, nach; Frage: „wohin“ (Wohin möchten Sie reisen?) • Präpositionen: in, auf, neben,...; Dativ, Wortschatz (Finden von Gegenständen in einer Wohnung) • Präpositionen: Dativ und Akkusativ – fragen und Antworten • Präpositionen: Wegbeschreibungen • Personalpronomen Akkusativ (Ergänzen der fehlenden Personalformen) • Kasusbestimmung der Ergänzungen: Nominativ oder Akkusativ • Präteritum: regelmäßige und unregelmäßige Verben (Wortschatz: Krankheit) • Präteritum: „haben“ und „sein“ • Adjektivendungen: Nominativ, Dativ und Akkusativ • Nebensätze: Kausalsätze: „Warum?“ • Satzbau: Verbvalenz, Verben mit Dativ- und Akkusativobjekt • Satzbau: Sätze generieren • Passiv: Singular und Plural 81 • Passiv: Berufe • Passiv: Umformung von Aktiv zu Passiv • Konjunktiv II: Konjunktiv II von „haben“ und „sein“, würde + Infinitiv • Nebensätze: denn, weil, da: Einsetzübung, Satzumformung • Nebensätze: dass, ob: Satzumformung • Nebensätze: Satzumformung • Nebensätze: weil, damit, als, sowohl, immer wenn und Relativsätze • Modalverben: Einsetzübungen Dialoge: • Rollenspiel – Gesprächssituation: „Hotel“ • Rollenspiel – Gesprächssituation: „Was gefällt mir?“ • Rollenspiel – Gesprächssituation, Partnerarbeit: „Einkaufen“ • Rollenspiel – Gesprächssituation, Partnerarbeit: „Gast – Kellner/In Restaurant“ • Dialog: „Verkaufsgespräch“ • Dialog: „Eine Verabredung am Telefon“ (mündlich und schriftlich) • Dialog: „Verhandlungsdialog“ (Partner A und B müssen zu einer Einigung kommen) - Modalverben • Sprechanlass – Pro – Contra: „Heiraten ja oder nein“ • Sprechanlass – Pro – Contra: „Drogen legalisieren?“ • Sprechanlass – Pro – Contra: „ Neue Technologien” • Sprechanlass – Pro – Contra: „Abtreibung“ • Redewendungen - Idiome Verfassen von Texten: • Bildgeschichte: „Einkaufen“ (in unterschiedlichen Zeitformen) • Bildgeschichte: „Rendevouz“ (in unterschiedlichen Zeitformen) • Bildgeschichte: „Ausflug“ (mit Zeitangaben) • Wegbeschreibung: mündlich und schriftlich • etc. 82 15. http://www.bdp.it/ictavagnacco/deutsch/index.htm Eine sehr gute italienische Homepage mit Onlineübungen in 6 Lektionen: Lektion 1: Sich vorstellen, Leute Kennenlernen, Familie und Wohnen Lektion 2: Haus, Hausaufgaben. Gäste, Herkunft Lektion 3: Schule, Essen/Einkaufen, Fernsehen, Tagesablauf Lektion 4: Sport, Sportsachen, Urlaub, Geburtstag Lektion 5: Körper und Gesundheit, Gesund essen und leben, Unfälle Lektion 6: Auskunft auf der Straße, Einladungen und Vorschläge, örtlich einordnen 16. http://vdeutsch.eduhi.at/daf_tibs/inhalt.htm Zwölf sehr gut aufbereitete Module. Die einzelnen Übungen sind ONLINE aber auch als PDF - oder WORD – DATEIEN zugänglich: Modul 1: Wortschatz: Wer bist du ? Strukturen: Aussagesatz, W – Fragen, Satzfragen Modul 2 Wortschatz: Alles für die Schule (1) Strukturen: Bestimmter und unbestimmter Artikel, Singular und Plural, Akkusativ und Dativ 83 Modul 3: Wortschatz: Alles für die Schule (2) Strukturen: Personalpronomen im Nominativ, Dativ und Akkusativ Modul 4: Wortschatz: Hobbys Strukturen : Verbkonjugationen Modul 5 : Wortschatz : Schulalltag Strukturen : Trennbare Verben Modul 6: Wortschatz: Deustchlernen Strukturen : Modalverben Modul 7 : Wortschatz : Familie Strukturen : Possesivartikel Modul 8 Wortschatz : Einkaufen Strukturen : Dativpräpositionen Modul 9 Wortschatz : Ein Stadtspaziergang in Wien Srukturen: Akkusativ – Präpositionen Modul 10: Wortschatz: Wohnen Strukturen: Wechselpräpositionen Modul 11: Wortschatz: Alltagsprobleme Strukturen : Nebensätze (dass, weil) 84 Modul 12 Wortschatz: Festtage Strukturen : Perfekt und Ordinalzahlen Modul 13: Wortschatz: Mode Strukturen : Deklination und Adjektive Modul 14 Wortschatz: Sport Strukturen : Komparation der Adjektive Modul 15 Wortschatz: Lebensgeschichten und Märchen Strukturen: 17. Präteritum http://www.enchantedlearning.com/themes/german.shtml Internetseite auf Deutsch und Englisch. Bilder und Vokabular Kalender, Uhrzeit, Küchengeräte, Jahreszeiten, Lebensmittel, Farben, Körper, Kleidungsstücke, Familie, Tiere, Obst, Wohnen, Gemüse, Werkzeuge, Gegensätze, Fahrzeuge, Pfanzen, Musikinstrumente, Spiele, Computer, etc. 18. http://schubert-verlag.de/aufgaben/index.htm Online-Aufgaben Nach Lektionen mit und Lösungen Stufen für geordnet: die Grund- Onlineübungen, bis Oberstufe. Internetaufgaben und Arbeitsblätter 85 8.2.4.Internetseiten für die Volksschule 1. http://www.klett-training.de/ Übungen für: • Frühenglisch • Vorschule • Grundschule: Deutsch (Wortarten, Sätze, Grammatik, Rechtschreibung und Verfassen von Texten) und Mathematik (Grundrechnungsarten, Textaufgaben, Rechnen mit Größen, Geometrie) 2. http://www.eduhi.at/ Große Auswahl an Übungen und Spielen zu vielen Gegenständen und Sachbereichen. Für die AnfängerInnengruppe: Deutsch und Sachunterricht 3. http://www.openwebschool.de/sub_index.html Kleine Übungen/Spiele (vor allem Zuordnungsübungen) zu Deutsch, Sachunterricht und Mathematik 86 8.2.5. Internetseiten und Online – Übungen zu Nahrungsmitteln und Einkaufen http://www.foodlexx.de/ http://www.inawe.de/don/WWWbilla2.htm Achtung! Angaben noch in ATS! http://www.inawe.de/don/WWWhofer.htm http://www.hueber.de/downloads/lehrer/daf/Einkaufsbummel.pdf http://www.inawe.de/don/artikeltraining/ess_allg.htm http://www.nthuleen.com/teach/vocab/essen.html http://www.iik.com/iik_index.html http://www.vokabel.com/langger.phtml?ID=lang_food http://www.livingathome.de/essen_trinken/ http://www.foodlexx.de/ http://www.quia.com/ws/20610.html www.hueber.de/tangram/lerner/uebungen/index.asp?v=1&u=4&e=1 http://vdeutsch.eduhi.at/daf_tibs/modul08.htm http://www.serve.com/shea/8food2.swf http://www.serve.com/shea/8food3.swf http://www.germanfortravellers.com/learn/essen1.htm http://www.germanfortravellers.com/learn/essen2.htm 87 http://www.germanfortravellers.com/learn/essen3.htm http://www.germanfortravellers.com/learn/essen4.htm http://www.germanfortravellers.com/learn/essen5.htm http://www.germanfortravellers.com/learn/hman_cake/fruit.html http://www.germanfortravellers.com/learn/hman_cake/restaurant.html 88 9. Literaturverzeichnis • Barton, David, Literacy. An Introduction to the Ecology of Written Language, Oxford Cambridge 1994 • Blackledge, Adrian, Literacy, Power and Social Justice, Stoke-on-Trent 2000 • De Cillia, Rudolf: Spracherwerb in der Migration. Hrsg. v. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. 6. unveränderte Aufl., Wien 2003 (= Informationsblätter des Referats für interkulturelles Lernen Nr. 3/2003) • Freire, Paulo, Pädagogik der Unterdrückten. Bildung als Praxis der Freiheit, Stuttgart 1971 • Fuchs, Elisa: Alphabetisierung. Entfaltung von Potentialen oder Festschreibung der Marginalität? Alphabetisierung in Mocambique und Kap Verde in ihrem Verhältnis zu Kommunikationsformen und Bildungsbedürfnissen im ländlichen Raum, Frankfurt am Main 1994 (= Erziehung und Gesellschaft im internationalen Kontext. Bd. 11) • Giere, Ursula, „Alphabetisierung weltweit“, in: UNESCO-Institut für Pädagogik Hamburg (Hrsg.), Die Welten der Wörter. Plakate zur Alphabetisierung. Eine internationale Ausstellung, Stuttgart Dresden 1992 • Hammani-Birnstingl, Marianne und Sprung, Annette, lesen. schreiben. Alphabetisierungsarbeit mit Migrantinnen, Graz 1996 • McKay, Sandra Lee, Agendas for Second Language Literacy, Cambridge 1994 • Roberts, Peter, Education, Literacy, and Humanization. Exploring the Work of Paulo Freire, Westport London 2000 • Schramm, Karen, Alphabetisierung ausländischer Erwachsener in der Zweitsprache Deutsch, Münster New York 1996 89 • Seidel, Ute: Alphabetisierung ausländischer Erwachsener. In: Deutsch als Zweitsprache in der Erwachsenenbildung. Curriculumentwicklung – Übungsmaterial – Lehrerfortbildung. Hrsg. v. Kilian, Volker; Neuner, Gerhard und Schmitt, Wolfgang. 5. Aufl., Berlin, München, Wien 1999, S. 178 – 194. • Street, Brian V., Social Literacies: Critical Approaches to Literacy in Development, Ethnography and Education, London und New York 1995 • Werner, Leokadia K.: Alphabetisierung und Bewußtwerdung. Eine Studie zur Methode Paulo Freire, verbunden mit einer Einführung in die Morphem-Methode, Mettingen 1991 Zeitungsartikel: • „Hilfe: 300.000 Österreicher Analphabeten“, Die Presse, 31.07.2004, Online-Ausgabe: http://www.diepresse.at/textversion_article.aspx?id=435217 • „Von der Fibel überfordert“, Die Zeit, 30/2002, Online-Ausgabe: http://zeus.zeit.de/text/archiv/2002/30/200230_b-analphabet.zus.xml Texte aus dem Internet: • Rieder Mario: „Interkulturelles Lernen“ Einige (Er)Klärungsversuche. aus: Mario Rieder: Bildungsprojekte der Volkshochschule Ottakring, Wien 1992 (www.navigar.at/texte.html) • Rieder, Mario: Innovative Modelle für Deutsch und Alfabetisierung im Sprachenzentrum Ottakring, Wien 2001 (www.navigar.at/texte.html) • Rieder, Mario: Positionspapier zu „Sprachenlernen und Integration“, Wien 2002 (www.navigar.at/texte.html) 90 • Rieder, Mario: Sprachen- und Integrationspolitik in Österreich: Die Grenzen von Zwangskursen und standardisierten Test, Wien 2004 (www.navigar.at/texte.html) • Ritter, Monika: Alfabetisierung für MigrantInnen in Wien: Der AlfabetisierungsLehrgang Ottakring, Wien 2001 (www.navigar.at/texte.html) • Ritter, Monika: Autonome Zugänge zur Textkompetenz in der Alphabetisierung mit MigrantInnen, Wien 2002 (www.navigar.at/texte.html) • Ritter, Monika: Die Lernenden, der Unterricht und die Kurse im Alfa-Zentrum für MigrantInnen, Wien 2004 (www.navigar.at/texte.html) • Ritter, Monika: Über Buchstaben und Ohren. Die zentrale Funktion der Ohren beim Schreibenlernen, Wien 2004 (www.navigar.at/texte.html) Internetressourcen: • Netzwerk Alphabetisierung Österreich: http://www.alphabetisierung.at Verwendete Literatur zur Unterrichtsvorbereitung und –durchführung: • Berger, Gabriele: Für dich und mich. Für Schüler mit nicht deutscher Muttersprache. Lese- und Arbeitsbuch, o. O. o. J. • Bertelsmann Weltatlas. Das neue Bild der Erde. Karten, Fotos und 3-DDarstellungen. Hrsg. v. RM Buch und Medien Vertrieb GmbH, Ostfildern 2001 • Brandt, Elke; Brandt, Karl-Heinz; Frohn, Bernd: Das Alpha-Buch. Ein Alphabetisierungskurs. 4. Aufl., Ismaning 1997 • Breuel-Steffens, Malis; Wagener-Drecoll, Monika: Tausendmal gerührt...: Kochen von Anfang an, Stuttgart 1990 91 • Brinitzer, Michaela; Damm, Verena: Grammatik sehen. Arbeitsbuch für Deutsch als Fremdsprache, Ismaning 1999 • Dallapiazza, Rosa-Maria; Von Jan, Eduard; Schönherr, Till: Tangram. Deutsch als Fremdsprache. Arbeitsbuch 1. 4. Aufl., Ismaning 2003 • De Bourgoing, Pascale: Das Wetter. übers. v. Gräfin Schönfeldt, Sybil, illustr. v. Kniffke, Sophie, Mannheim 1991 • (= Meyers kleine Kinderbibliothek) • Dreke, Michael; Lind, Wolfgang: Wechselspiel. Sprechanlässe für die Partnerarbeit im kommunikativen Deutschunterricht. Arbeitsblätter für Anfänger und Fortgeschrittene. 6. Aufl., Berlin 1990 • Gerngroß, Günter; Puchta, Herbert; Krenn, Wilfried: Der Pfeil im Schokoladekuchen. 50 Mitmachgeschichten für Deutsch als Fremdsprache. Teile 1 und 2, Wien 1998 • Lehrplan der Volksschule mit Anmerkungen und Ergänzungen. Hrsg. v. Dobart, Anton; Gruber, Heinz; Joksch, Anton u.a. 8. Aufl., Wien 1997 • Lichowski, Helmut u.a.: Politische Bildung und Recht. Ausgabe für BHS. 4. Aufl., Wien 2001 • Lonnecker, Georgia; Schödder, Beate: Lesen und Schreiben 1. Lehrbuch, Ismaning 2001 • Lonnecker, Georgia; Schödder, Beate: Lesen und Schreiben 1. Schreibmappe, Ismaning 2001 • Lonnecker, Georgia: Lesen und Schreiben 2. Lehrbuch, Ismaning 2004 92 • Lonnecker, Georgia; Robert, Anne: Lesen und Schreiben 2. Lehrerhandbuch, Ismaning 2004 • Neuner, Gerd u.a.: Deutsch aktiv Neu. Ein Lehrwerk für Erwachsene. Arbeitsbuch 1A. 13. Aufl., Berlin 1997 • Neuner, Gerd u.a.: Deutsch aktiv Neu. Ein Lehrwerk für Erwachsene. Arbeitsbuch 1A. 11. Aufl., Berlin 1997 • Ott, Ernst: Konzentrationstraining – leichter lernen – mehr Erfolg in der Schule, Augsburg 1999. • Pacher, Lieselotte; Mayr, Cornelius: Miteinander rechnen1 – 4, Wien 1988. • Pérols, Sylvaine: Der Körper. übers. v. Noroska, Friederike, Mannheim 1995 • (= Meyers kleine Kinderbibliothek) • Paleit, Dagmar: Themen. Lehrwerk Deutsch als Fremdsprache. Materialienbuch zu den Bänden 1 und 2. 5. Aufl., Ismaning 1994 • Poscharnig, Sandra: Arbeitsunterlagen zum Seminar Lernspiele selbst gemacht. Band 1 und 2., Leoben 1999 • Reimann, Monika: Grundstufen-Grammatik für Deutsch als Fremdsprache. Erklärungen und Übungen. 3. Aufl., Ismaning 2000 • Scherling, Theo; Lohfert, Walter: Wörter, Bilder, Situationen zu 20 Sachfeldern für die Grundstufe Deutsch als Fremdsprache, Berlin 1986 • Schunk, Susanne: Die neue bunte Welt von A bis Z. Kopiervorlagen, Reutlingen o. J. • Volkmar, Claudia: Projekt Alphabet. Ein Vorkurs zum Anfangsunterricht Deutsch als Fremdsprache. Lehr- und Arbeitsbuch. 4. Aufl., Berlin 1992 93 • Volkmar, Claudia: Projekt Alphabet. Ein Vorkurs zum Anfangsunterricht Deutsch als Fremdsprache. Lehrerhandreichungen. 5. Aufl., Berlin 1988 • Wäbs, Herma: Alphabetisierung in deutscher Sprache für multinationale Lerngruppen. Teil I: Arbeitsblätter zum Grundkurs. Hrsg. v. Arge Karolinenviertel e.V. 4. Aufl., Hamburg 1996 • Wäbs, Herma: Alphabetisierung in deutscher Sprache für multinationale Lerngruppen. Teil II: Arbeitsblätter zum Aufbaukurs. Hrsg. v. Arge Karolinenviertel e.V. 4. Aufl., Hamburg 1997 • Wäbs, Herma: Alphabetisierung in deutscher Sprache für multinationale Lerngruppen. Teil IIa: Sätze von A bis Z. Ergänzung zum Aufbaukurs. Hrsg. v. Arge Karolinenviertel e.V., Hamburg 1996 • Wäbs, Herma: Alphabetisierung in deutscher Sprache für multinationale Lerngruppen. Teil III: Einführung in die Grammatik. Hrsg. v. Arge Karolinenviertel e.V. 3. Aufl., Hamburg 1997 • Wie heißt das auf deutsch? Sprachhilfen für Flüchtlinge. Hrsg. v. Wilms, Heinz, Odenburg 1994 94 10. Materialliste Verwendete Materialien Bild- und Wortschatzmaterial • Schubi – Lernkästen zu den Themen Kleidungsstücke, Mensch und Familie, Wohnen, In der Schule und Früchte und Gemüse Lernspiele • Wort- und Satzbausteine • Bild-Bild-Memory • Wort-Bild-Memory • Memory-Gegensatzpaare • Silben-Domino • Wort-Bild-Domino • Einzahl-Mehrzahl-Domino • Lerntasche • Rechen- und Wortschatzrad • Gummispannspiel • Elexikon • Klammerspiel mit Selbstkontrolle Authentisches Material • Zeitschriften und Zeitungsausschnitte (Wetterseite, Kinoprogramm, Fernsehprogramm, Announcen, Artikel,...) • Flugblätter • Informationsblätter und –broschüren 95 Bildmaterial • Fotos und digitale Bilder • Bilder aus dem Internet, Zeitungen und Zeitschriften • Bildgeschichten Auditives Material • Hörkassetten (Texte und Lieder) • Hör-CDs (Texte und Lieder) Sonstiges • Spielgeld • Kartonuhr • Österreich-Puzzle (Bundesländer) • Bausatz: Stromkreis 96 11. Anhang: Materialauswahl zur Elementarbildung 97 Wir vergleichen: Der Pfeil bedeutet ist schwerer als: der Elefant die Katze das Pferd 98 Der Pfeil bedeutet ist leichter als: der Tisch der Bleistift der Sessel 99 Waagen 100 Gewicht kg dag g 1 kg 220 dag 1350 g ¼ kg 25 dag 500 g ½ kg 125 dag 750 g 2 kg 36 dag 2543 g 4, 5 kg 639 dag 101 Rechnen mit Größen 1 kg = __________ dag 7 kg = __________ dag 4 kg = __________ dag 3 kg = __________ dag 200 dag = __________ kg 500 dag = __________ kg 600 dag = __________ kg 800 dag = __________ kg 1 kg 30 dag = __________ dag 4 kg 60 dag = __________ dag 9 kg 10 dag = __________ dag 7 kg 40 dag = __________ dag 440 dag = _____ kg _____ dag 620 dag = _____ kg _____ dag 280 dag = _____ kg _____ dag 370 dag = _____ kg _____ dag 102 Einkaufen 1. Du kaufst 1 kg Äpfel, ½ kg Bananen und 1 kg Zucker. Wie viel wiegt dein Einkauf? Antwort: __________________________________________________________ 2. Du kaufst 1 kg Reis, 1 kg Grieß, ½ kg Brot, 35 dag Fleisch, 2 kg Kartoffeln und 1 ½ kg Bananen. Wie viel wiegt dein Einkauf? Antwort: 103 Bezahle mit Euro Kreuze die zum Bezahlen der Ware entsprechenden Geldscheine und Geldstücke an! Aufgabe: Bezahle das Bügeleisen für 146,59 € Bezahle die Seife für 0,46 € Bezahle den Koffer für 229,80 € Bezahle das Radio für 355,50 € Bezahle das Buch für 39,80 € Bezahle das Spiel für 118,50 € Bezahle das Geschenk für 45,45 € Bezahle die Blumen für 22,20 € Bezahle das Hemd für 82,05 € Bezahle das Fahrrad für 582,00 € Bezahle den Korb für 12,15 € Bezahle die Lampe für 52,50 € Bezahle die Schokolade für 1,05 € Bezahle den Helm für 58,55 € x xx x xx x x xx xx 104 Bezahle mit Euro Rechne alle Geldscheine und Geldstücke zur Gesamtsumme der Ware zusammen! Wie viel Euro kostet die Stereoanlage? Die Stereoanlage kostet 130,65 € Wie viel Euro kosten die Blumen? Wie viel Euro kostet die Seife? Wie viel Euro kostet das Radio? Wie viel Euro kostet das Buch? Wie viel Euro kostet das Spiel? Was kostet das Geschenk? Wie viel Euro kostet das Hemd? Wie viel Euro kostet das Fahrrad? Wie viel Euro kostet der Korb? Wie viel Euro kostet die Lampe? Was kostet die Schokolade? Wie viel Euro kostet der Helm? Was kostet das Bügeleisen? 105 Einkauf Preisliste – Obstsalat Preisliste - Einkauf 1 kg 500 g 250 g 1 kg 1 1 1 15 dag Wurst: 1 kg Brot: 1l Milch: 1 Schokolade: 1 kg Spaghetti: 1l Orangensaft: 500g passierte Tomaten: Bananen: Erdbeeren: Himbeeren: Äpfel: Melone: Kiwi: Ananas: € 1,68 € 1,99 € 2,79 € 1,48 € 3,98 € 0,49 € 3,88 € 1,49 € 2,28 € 0,99 € 0,65 € 1,56 € 0,69 € 0,79 1. Du machst einen Obstsalat. Du kaufst ½ kg Bananen, ½ kg Erdbeeren, ¼ kg Himbeeren, eine halbe Melone, 4 Kiwis, eine halbe Ananas und 1,5 kg Äpfel. a) Wie viel musst du bezahlen? b) Du bezahlst mit einem 20 EURO – Schein. Wie viel Wechselgeld bekommst du zurück? 2. Du bist gestern einkaufen gegangen. Du hast 150 g Wurst, ½ kg Brot, 2 Liter Milch, 2 Tafeln Schokolade, 500 g Spaghetti, 3 Liter Orangensaft und 1 Liter (= 1 kg) passierte Tomaten gekauft. a) Wie viel hast zu bezahlt? b) Du hast der Verkäuferin € 15 gegeben. Wie viel Geld hast du zurückbekommen? 106 Rechnen mit Größen Kilogramm und Dekagramm 1 kg = __________ dag 4 kg = __________ dag 8 kg = __________ dag 2 kg = __________ dag 100 dag = __________ kg 500 dag = __________ kg 300 dag = __________ kg 700 dag = __________ kg 2 kg 30 dag = ________ kg 1 kg 50 dag = ________ kg 6 kg 40 dag = ________ kg 5 kg 20 dag = ________ kg 460 dag = _____ kg _____ dag 780 dag = _____ kg _____ dag 390 dag = _____ kg _____ dag 910 dag = _____ kg _____ dag 107 Rechnen mit Größen Kilogramm und Dekagramm 1 kg = __________ dag 4 kg = __________ dag 8 kg = __________ dag 2 kg = __________ dag 100 dag = __________ kg 500 dag = __________ kg 300 dag = __________ kg 700 dag = __________ kg 2 kg 30 dag = ________ kg 1 kg 50 dag = ________ kg 6 kg 40 dag = ________ kg 5 kg 20 dag = ________ kg 460 dag = _____ kg _____ dag 780 dag = _____ kg _____ dag 390 dag = _____ kg _____ dag 910 dag = _____ kg _____ dag 108 Euro und Cent 1 € = __________ ct 6 € = __________ ct 4 € = __________ ct 7 € = __________ ct 100 ct = __________ € 500 ct = __________ € 300 ct = __________ € 200 ct = __________ € 3 € 45 ct = __________ € 5 € 67 ct = __________ € 7 € 78 ct = __________ € 1 € 52 ct = __________ € 745 ct = _____ € _____ ct 398 ct = _____ € _____ ct 832 ct = _____ € _____ ct 174 ct = _____ € _____ ct 109 Einkauf Faschiertes per kg € 5,99 Rispentomaten 500 g € 1,49 Extra Pikant per 100g € 0,44 Emmentaler Käse per 100 g € 0,99 Du kaufst 3 kg Fleisch (Faschiertes), 1 kg Tomaten, 30 dag Wurst und 40 dag Käse. 1. Wie viel wiegt der Einkauf? 2. Wie viel kostet der Einkauf? 3. Du bezahlst mit einer 50-Euro-Note. Wie viel Wechselgeld bekommst du? 110 Ernährung „Der Mensch ist, was er isst.“ Gesundheit ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Gesundheit Um gesund zu bleiben, sind vollwertige Ernährung, vielseitige Bewegung und ausreichende Entspannung wichtig. Tipps für ein gesundes Leben • • • • • • • • • • • • tägliche Bewegung viele verschiedene Lebensmittel, aber nicht zu viel ausreichend Flüssigkeit (wenig Alkohol) Getreideprodukte (am besten Vollkorn) Gemüse und Obst - je öfter und je bunter umso besser nicht zu viel tierische Lebensmittel (Milch, Fisch, Fleisch, ...) mehr pflanzliches als tierisches Fett (sparsam) würzig, aber nicht salzig wenig Süßigkeiten und Knabbereien - dafür mit Genuss bewusstes Essen ohne Nebenbeschäftigung Es gibt keine Verbote! Nur "gut gelaunt" in angenehmer Atmosphäre langsam essen, sich "Zeit lassen" • öfters Besteck weglegen • gründlich kauen • Bissen für Bissen fertig kauen essen. 111 Lebensmittel, die viel Stärke enthalten 112 Blatt 1 Das brauche ich zum Kochen: der Kochtopf die Kochlöffel (Pl.) das Schneidbrett die Pfanne der Dosenöffner der Bratenwender die Messer (Pl.) das Sieb die Knoblauchpresse 113 Egusi Soup Zutaten: 500 g Rindergulaschfleisch 50 g frisches oder getrocknetes, gehacktes Bitterblatt (bitterleaf) ¼ l Palmöl (red palm oil) 2 Zwiebeln 250 g frischer Fisch (fresh fish) 1 Maggiwürfel 1 EL Paprika 1 getrockneter Fisch (dried fish) 1 Tasse getrocknete, gemahlene Krabben (dried crayfish) 1 Tasse gemahlene Melonenkerne (egusi) Wasser Salz Pfeffer (red pepper) Zubereitung: Rindergulaschfleisch in Stücke schneiden und mit 1 geschnittenen Zwiebel, Chili und ½ Maggiwürfel in etwas Wasser ca. 10 min. kochen. Auf die Seite stellen. Frischen Fisch waschen und in Stücke schneiden, getrockneten Fisch waschen und in Stücke schneiden. Öl in einem Topf erhitzen, 1 geschnittene Zwiebel, Salz und gemahlene Melonenkerne hineingeben und kurz anbraten, dabei ständig umrühren. Mit Wasser aufgießen. Fleisch mit Sauce, frischen und getrockneten Fisch, gemahlene Krabben, Maggi, Pfeffer dazugeben und 20 min. kochen lassen. Bitterblatt dazugeben und noch einmal 10 min. kochen lassen. 114 Grieß Zutaten: 3 Tassen Grieß 2 Tassen Kartoffelpürreepulver 5 – 6 Tassen Wasser Zubereitung: Wasser in einem Topf zum Kochen bringen Topf vom Herd nehmen Grieß ins Wasser geben, kurz umrühren und dann Kartoffelpürreepulver dazugeben Topf wieder auf den Herd stellen und solange rühren, bis eine feste Masse entsteht. Grieß auf einen Teller geben und servieren 115