Mitarbeit an Newsletter August 2013 über "Reisekrankheiten"

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Lieber Therapeut,
der Sommer geht langsam zu neige und nun ist es wieder an der Zeit an unsere berühmten
Reisekrankheiten, sowie an die Parasiten zu denken.
Nicht wenige Tierbesitzer haben ihren Hund mit in den sonnigen Süden genommen, oder sich einen
Vierbeiner mitgebracht. Sie als Therapeut sind hier als Ratgeber gefragt.:
–Was soll an Gesundheitskontrolle gemacht werden?
–Was muss beachtet werden, zum Gesundheitserhalt von den Hunden?
Parasiten – ein mögliches Mitbringsel, egal wohin die Reise ging
Egal wohin, wenn der Hund in einer fremden Umgebung und auch vermehrt im Freien gewesen ist
mit direktem oder indirektem Kontakt zu anderen Hunden, dann ist es an der Zeit an eine
parasitologische Untersuchung zu denken. Ein mit Würmern und Einzellern (Kokzidien oder Giardien)
infizierter Hund ist nicht nur in seiner eigenen Gesundheit eingeschränkt, sondern stellt auch eine
Infektionsquelle für andere Tiere und teilweise auch für den Menschen in seiner Umgebung dar. Wir
denken hier besonders an Spulwürmer, Bandwürmer oder Giardien. Nicht nur Jungtiere sind
gefährdet, auch ältere Hunde können infiziert sein!
Reisekrankheiten –Screen
In allen Regionen mit mediterranem Klima, also in Italien, Frankreich, Griechenland, Spanien oder
Portugal können sich Hunde mit Krankheiten infizieren, die in Deutschland nicht oder nur selten
vorkommen. Aber auch in anderen gemäßigteren Klimazonen, wie z.B. Ungarn oder Polen ist dies
der Fall.
Da diese Krankheiten unterschiedlich stark klinisch ausgeprägt sein können und teilweise, wie bei
Leishmanien zum Beispiel, lange Inkubationszeiten aufweisen, sollte eine Überprüfung des Tieres 5 6 Wochen nach Rückkehr zur Regel werden. Dieser Zeitabstand bietet sich an, weil bis dahin der
Körper Antikörper gegen die Erreger gebildet hat, mit denen das Tier infiziert wurde. Ob bereits mit
klinischen Symptomen oder nicht, die Serumuntersuchung auf Antikörper gegen die betreffenden
Krankheitserreger deckt eine noch stumme Infektion auf und hilft rechtzeitig Maßnahmen zu
ergreifen.
Wie können diese Krankheiten am Tier aussehen?
Alle unten genannten Krankheiten sind nur schwer erkennbar. Viele der aufgeführten Krankheitserscheinungen deuten nicht klar auf eine spezielle Erkrankung hin. Spätestens dann, wenn der Hund
im Anschluss an den Urlaub müde oder nicht gesund erscheint, sollte eine eingehende
Untersuchung erfolgen. Je eher Reisekrankheiten erkannt werden, desto höher sind die Aussichten
auf Heilung.
Worauf testen wir in unserem Screen?
Babesien
sind Einzeller, die sich in roten Blutkörperchen vermehren und diese dabei zerstören. Übertragen
werden sie beim Biss bestimmter Zeckenarten. Häufig sind lediglich hohes Fieber gefolgt von
Mattigkeit und Appetitlosigkeit die Anzeichen der Erkrankung. Durch das Eindringen der Parasiten in
die roten Blutkörperchen und durch deren Zerstörung kommt es zu Blutarmut und oft zu Gelbsucht.
Dem Tierbesitzer kann neben blassen Schleimhäuten eine dunkle Färbung des Urins auffallen, die
durch die Ausscheidung des abgebauten Blutfarbstoffes entsteht. Auch Bewegungsstörungen,
Lähmungserscheinungen, Atemnot, Entzündungen der Maulhöhle oder der Augen werden zeitweise
beobachtet. Die Erkrankung ist nicht auf das Ausland beschränkt sondern ist auch in zahlreichen
Regionen Deutschland anzutreffen, beispielsweise Rheingraben / Region um Freiburg, Region um
Regensburg, Eifel, Berliner Raum.
Leishmanien
sind Parasiten, die sich von einer Stichstelle aus zunächst unter der Haut und dann über das Blut in
weitere Organe verbreiten. Übertragen werden sie durch Sandfliegen. Krankheitsanzeichen treten
oft erst Wochen oder Monate bis Jahre nach der Ansteckung im Urlaub auf. Typische Kennzeichen
sind Hautveränderungen an den Ohrrändern und dem Nasenrücken oder an anderen Körperstellen,
die häufig nur schwer oder gar nicht heilen. Oft zeigen kranke Hunde auch eine reduzierte
Belastbarkeit,
Gewichtsverlust
und
geschwollene
Lymphknoten.
Es
kann
auch
zu
Augenveränderungen und Nierenschäden kommen. Auch unstillbare Durchfälle sind beschrieben.
Häufig sind Tiere aus dem Mittelmeergebiet serologisch positiv ohne an einer Leishmaniose zu
erkranken. Der frühzeitige Nachweis von Antikörpern dient aber zur Sensibilisierung eines möglichen
Ausbruchs der Krankheit, der mit sehr großer Zeitverzögerung auftreten kann (bis zu Jahre später).
Ehrlichien
sind bakterienähnliche Erreger, die in verschiedenen Blutzellen leben. Übertragen werden sie wie
die Babesien von Zecken. Bei dieser Erkrankung tritt zunächst hohes wiederkehrendes Fieber auf;
die Tiere sind schwach und fressen nicht mehr. Erbrechen und Augenausfluss können auftreten. In
der zweiten Phase der Erkrankung, die sich über Jahre erstrecken kann, scheinen die Tiere häufig
nicht erkrankt zu sein. Ist das Abwehrsystems des Hundes nicht intakt, so kann es später zu starkem
Gewichtsverlust kommen. Blutungen können sichtbar auf der Haut und Schleimhäuten oder
unsichtbar in Gelenken auftreten. Auch Erbrechen, ein schwankender Gang, Muskelzuckungen oder
Augenveränderungen können beobachtet werden.
Filariose
Allein in Europa sind fünf verschiedene Filarienarten beim Hund bekannt. Dirofilaria immitis,
Dirofilarie repens, sowie Dipetalonema reconditum, Dipetalonema (Acanthocheilonema)
dracunculoides und Cercopithifilaria grassi. Dirofilaria immitis verursacht die kardiovaskuläre
Dirofilariose (Herzwurmerkrankung) , Dirofilaria repens die kutane Dirofilariose (Hautform). Beide
Dirofilariosen sind Zoonosen und werden durch Stechmücken übertragen, so auch durch die
Hausmücke (Culex pipiens) welche in Deutschland sehr häufig ist. Die drei anderen Filarienarten
gelten laut Literatur als apathogen.
Die ersten Krankheitsanzeichen treten erst 5 bis 7 Monate nach der Ansteckung auf. Es kommt zu
Einschränkungen der Herzfunktion, die sich in nachlassender Belastungsfähigkeit äußert. Atemnot
und chronischer Husten sind typische Krankheitsanzeichen, die im späteren Verlauf beobachtet
werden können.
Mikrofilarien von Dirofilaria immitis reichern sich zwischen 18 und 20 Uhr im Blut an (Adaptation an
das Stechverhalten der Überträgermücken) Für die anderen Filarienarten ist dieses zwar noch nicht
dokumentiert, es ist aber sinnvoll die Blutprobe nicht vor 18 Uhr zu nehmen.
Bei Verdacht ist eine Untersuchung des Blutes mikroskopisch mittels Knott-Tests ratsam. Bei einem
positiven Befund können die Mikrofilarien durch den PCR-Test ihrer Artzugehörigkeit entsprechend
differenziert werden. Der therapeutische Erfolg sollte zweimal im Abstand von drei Monaten mittels
Knott-Test-überprüft werden.
Rickettsien
Rickettsien sind kleine gram-negative Bakterien die sich obligat intrazellulär vermehren und die in
retikuloendothelialen Zellen oder Erythrozyten parasitieren. Es gibt verschiedene Rickettsienarten,
die je nach Erreger leichtere oder schwerere Erkrankungen hervorrufen.
Die Symptome sind sehr vielfältig. Charakteristisch sind Einblutungen, wie sie auch bei der Ehrlichiose
(ebenfalls Rickettsienerkrankung) vorkommen. Entzündungen der Lymphknoten, Hautauffälligkeiten,
Haarausfall, vermehrte Schuppenbildung gehören ebenfalls zum typischen Bild. Schwere Verläufe
verursachen
Organschäden,
massive
Gewebsuntergänge,
sogenannte
Nekrosen
und
Hirnhautentzündungen, abhängig vom jeweiligen Erreger. Rickettsien werden in den Mittelmeerländern
von der braunen Hundezecke übertragen. Rickettsia conorii ist der Erreger des Mittelmeerfleckfiebers und
ist vor allem in den Mittelmeerländern, Afrika, Südwestasien und Indien verbreitet. Rickettsia rickettsii, der
Erreger des „Rocky Mountain Spotted Fever“ ist in Nord- und Südamerika zu finden.
Bei entsprechender Symptomatik und Auffälligkeit, allgemeiner Schwäche und fehlenden Befunden, die
diese Symptome erklären würden, sollten Sie sicherheitshalber bei einem Hund aus dem mediterranen
Raum also nicht nur die ‚üblichen’ Mittelmeererkrankungen testen lassen, sondern das Testverfahren um
Rickettsia conorii und ggf. Rickettsia ricketsii erweitern. Wir bieten beide Antikörpernachweise über eine
Serumprobe in unserem Labor an.
Hepatozoonose
Die Hepatozoonose ist eine durch parasitäre Einzeller der Gattung Hepatozoon hervorgerufene Krankheit.
Sie verläuft unspezifisch mit Fieberschüben, Lymphknotenschwellungen, Gewichtsabnahme, blasse
Schleimhäute sind zu beobachten bei Anämie. Desweiteren sind Schmerzen in der Lendenregion nicht
selten. Gelegentlich treten blutige Durchfälle und Erbrechen auf. Die Hepatozoonose wird vor allem durch
den Erreger Hepatozoon canis hervorgerufen. Der Erreger wird oral durch Fressen, Verschlucken oder
Zerbeißen der Zecke übertragen. Empfänglich sind vor allem Hunde, jedoch auch Katzen. Hepatozoen
befallen die weißen Blutkörperchen, insbesondere die Eosinophilen und Monozyten, sowie Endothelzellen
der Milz, Leber, Muskulatur, Lungen und des Knochenmarks. In Geweben verursacht die Infektion eine
eitrig-granulomatöse Entzündung.
Bei Katzen wird der Erreger seltener nachgewiesen, verursacht als Ko-Infektion ähnliche
Krankheitserscheinungen wie beim Hund.
Hepatozoon canis/felis-Bestimmung ist bei uns mittels Direktnachweis per PCR möglich.
Natürlich verbringt nicht jeder seinen Urlaub nur in den südlichen Ländern. Daher sollte man
zusätzlich zu dem Reisekrankheitsscreen auch an die Anaplasmose, sowie an die Borreliose denken.
In Schweden, Dänemark, Norwegen, England, Deutschland, Holland, Polen, Ungarn, Österreich, Schweiz, Tschechische Republik, Slowenien, Kroatien, Bulgarien, Frankreich,
Nordspanien und Norditalien spielen auch die Anaplasmen eine große Rolle.
Anaplasmen
das gram-negative Bakterium lebt obligat intrazellulär in Granulozyten, wo es sich in
zytoplasmatischen Vakuolen vermehrt. Die Übertragung auf Menschen und Tiere erfolgt durch
Zeckenstiche: Der häufigste Überträger in Europa ist der Holzbock (Ixodes ricinus), in Nordamerika
vor allem Ixodes scapularis und Ixodes pacificus. 67 bis 75 % aller Infektionen verlaufen
asymptomatisch. Nach einer Inkubationszeit von etwa 5 bis 30 Tagen kann es jedoch zu hohem
Fieber und grippeähnlicher Symptomatik mit Kopf-, Glieder-, Muskel- und Gelenkschmerzen kommen.
Selten treten zudem Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe auf. Auch trockener Husten
und
Exantheme
wurden
beschrieben.
Als
schwere
Komplikationen
gefürchtet
sind
Multiorganversagen, Meningoenzephalitis und ein akutes Atemnotsyndrom, welche vor allem bei
immunsupprimierten Patienten auftreten. Die Letalität einer symptomatischen Anaplasmose liegt
bei 2 bis 3 %.
Auch ohne klinische Symptomatik können bei 86 % aller Infizierten typische Laborveränderungen
gefunden werden. Dazu gehören neben einem Anstieg der Lebertransaminasen auch eine
Leukozytopenie mit Lymphopenie und Neutropenie, sowie eine Thrombopenie. C-reaktives Protein
(CRP) und Blutsenkung sind erhöht. Auch die Kreatinkinase (CK) kann erhöht sein. Bei Verdacht auf
Vorliegen einer Anaplasmose wird der Nachweis von Antikörpern über Immunfluoreszenztest
durchgeführt. Spätere Titeruntersuchungen sind als Kontrolle nicht nutzbar, weil Antikörper auch
noch lange nach Eliminierung der Erreger bestehen bleiben können. Eine PCR-Untersuchung ist
zuverlässiger, aber auch sie bietet keine 100 %ige Sicherheit.
Die Borreliose tritt global betrachtet in der nördlichen Hemisphäre auf, d.h. in Nordamerika, Europa
und Asien
Borreliose
sind Bakterien die von Zecken übertragen werden und stets verschiedene Symptome hervorrufen.
Zwar kann diese Erkrankung, im Anfangsstadium, mittels verschiedener Antibiotika behandelt
werden, allerdings besteht das Problem in vielen Fällen darin, die beim erkrankten Tier auftretenden
Symptome überhaupt als Borreliose Symptome zu identifizieren und somit die Krankheit
diagnostizieren zu können.
Der Grund für die oftmals sehr späte Diagnose der Borreliose ist unter anderem die vielen möglichen
Symptome, die zudem meist nicht sehr spezifisch sind, sondern auch Symptome anderer
Krankheiten sein können.
Es wird beschrieben, das nur ca. 5 % aller infizierter Hunde überhaupt klinische Symptome
entwickeln. Im Gegensatz zum Menschen ist eine Erythema migrans (Wanderröte) bei Hunden eher
selten. In der frühen Infektionsphase findet sich eher Fieber bis zu 40,5 ° C, Inapettenz sowie
Abgeschlagenheit für ein bis zwei Tage. Danach folgt eine mehrwöchige (bzw. mehrmonatige)
asymptomatische Phase. Im Anschluss zeigen die Tiere häufig zum ersten Mal für einige Tage eine
Lahmheit, die oft auch ohne eine Behandlung wieder abklingt. Meist werden die Patienten zu diesem
Zeitpunkt erstmalig in der Praxis vorgestellt. Der Schweregrad der Lahmheit variiert von hochgradig
bis geringgradig intermittierend. Die Lahmheit kann wechselseitig auftreten.
Neben Arthritissymptomen wird auch über eine kardiale und nervale Organbeteiligung berichtet.
Eine schwerwiegende Komplikation ist die Entstehung einer Nierenkörperchenentzündung
(Gomerulonephritis) mit nachfolgendem Nierenversagen (durch Ablagerung von AntigenAntikörperkomplexen an der Basalmembran). Diese Tiere zeigen Lethargie, Abmagerung, Erbrechen
und entwickeln aufgrund des Albuminverlustes periphere Ödeme. Über Todesfälle wird berichtet.
Labordiagnostisch dominieren Azetonämie (Azetongehalt in Blut und Harn in krankhaftem Maße),
Mikroalbuminurie (Albuminausscheidung in geringem Maße über den Urin), sowie Proteinurie
(übermäßige Ausscheidung von Proteinen über den Urin).
Eine Häufung der Glomerulonephritiden als Komplikation einer Borrelieninfektion wird bei Golden
Retrievern und Labrador-Retrievern sowie bei Berner Sennenhunden beobachtet.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesem kleinen Leitfaden weiterhelfen konnten. Bei Fragen, können
Sie sich gerne nochmal bei uns melden. 0971/78597902
Wenn Sie uns einmal persönlich kennen lernen möchten, hier unsere nächsten Kongresstermine, auf
denen wir vertreten sind:
- FNT-Kongress Bad Segeberg
07. - 08. September 2013
- Symposium Artgerecht Bad Salzschlirf
13. bis 15. September 2013
-Tierheilpraktiker Tagung in Billerbeck
27. bis 29. September 2013
- Paracelsusschule Hannover
19. bis 20. Oktober 2013
Mit herzlichen Grüßen aus Bad Kissingen
Ihr Vetscreen-Team
Ein persönliches Dankeschön geht an Frau Michaela Wolf (www.hundkatzewolf.de), die uns mit
Verbesserungsvorschlägen zu diesem Thema hilfreich zur Seite stand.
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