Lieber Therapeut, der Sommer geht langsam zu neige und nun ist es wieder an der Zeit an unsere berühmten Reisekrankheiten, sowie an die Parasiten zu denken. Nicht wenige Tierbesitzer haben ihren Hund mit in den sonnigen Süden genommen, oder sich einen Vierbeiner mitgebracht. Sie als Therapeut sind hier als Ratgeber gefragt.: –Was soll an Gesundheitskontrolle gemacht werden? –Was muss beachtet werden, zum Gesundheitserhalt von den Hunden? Parasiten – ein mögliches Mitbringsel, egal wohin die Reise ging Egal wohin, wenn der Hund in einer fremden Umgebung und auch vermehrt im Freien gewesen ist mit direktem oder indirektem Kontakt zu anderen Hunden, dann ist es an der Zeit an eine parasitologische Untersuchung zu denken. Ein mit Würmern und Einzellern (Kokzidien oder Giardien) infizierter Hund ist nicht nur in seiner eigenen Gesundheit eingeschränkt, sondern stellt auch eine Infektionsquelle für andere Tiere und teilweise auch für den Menschen in seiner Umgebung dar. Wir denken hier besonders an Spulwürmer, Bandwürmer oder Giardien. Nicht nur Jungtiere sind gefährdet, auch ältere Hunde können infiziert sein! Reisekrankheiten –Screen In allen Regionen mit mediterranem Klima, also in Italien, Frankreich, Griechenland, Spanien oder Portugal können sich Hunde mit Krankheiten infizieren, die in Deutschland nicht oder nur selten vorkommen. Aber auch in anderen gemäßigteren Klimazonen, wie z.B. Ungarn oder Polen ist dies der Fall. Da diese Krankheiten unterschiedlich stark klinisch ausgeprägt sein können und teilweise, wie bei Leishmanien zum Beispiel, lange Inkubationszeiten aufweisen, sollte eine Überprüfung des Tieres 5 6 Wochen nach Rückkehr zur Regel werden. Dieser Zeitabstand bietet sich an, weil bis dahin der Körper Antikörper gegen die Erreger gebildet hat, mit denen das Tier infiziert wurde. Ob bereits mit klinischen Symptomen oder nicht, die Serumuntersuchung auf Antikörper gegen die betreffenden Krankheitserreger deckt eine noch stumme Infektion auf und hilft rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Wie können diese Krankheiten am Tier aussehen? Alle unten genannten Krankheiten sind nur schwer erkennbar. Viele der aufgeführten Krankheitserscheinungen deuten nicht klar auf eine spezielle Erkrankung hin. Spätestens dann, wenn der Hund im Anschluss an den Urlaub müde oder nicht gesund erscheint, sollte eine eingehende Untersuchung erfolgen. Je eher Reisekrankheiten erkannt werden, desto höher sind die Aussichten auf Heilung. Worauf testen wir in unserem Screen? Babesien sind Einzeller, die sich in roten Blutkörperchen vermehren und diese dabei zerstören. Übertragen werden sie beim Biss bestimmter Zeckenarten. Häufig sind lediglich hohes Fieber gefolgt von Mattigkeit und Appetitlosigkeit die Anzeichen der Erkrankung. Durch das Eindringen der Parasiten in die roten Blutkörperchen und durch deren Zerstörung kommt es zu Blutarmut und oft zu Gelbsucht. Dem Tierbesitzer kann neben blassen Schleimhäuten eine dunkle Färbung des Urins auffallen, die durch die Ausscheidung des abgebauten Blutfarbstoffes entsteht. Auch Bewegungsstörungen, Lähmungserscheinungen, Atemnot, Entzündungen der Maulhöhle oder der Augen werden zeitweise beobachtet. Die Erkrankung ist nicht auf das Ausland beschränkt sondern ist auch in zahlreichen Regionen Deutschland anzutreffen, beispielsweise Rheingraben / Region um Freiburg, Region um Regensburg, Eifel, Berliner Raum. Leishmanien sind Parasiten, die sich von einer Stichstelle aus zunächst unter der Haut und dann über das Blut in weitere Organe verbreiten. Übertragen werden sie durch Sandfliegen. Krankheitsanzeichen treten oft erst Wochen oder Monate bis Jahre nach der Ansteckung im Urlaub auf. Typische Kennzeichen sind Hautveränderungen an den Ohrrändern und dem Nasenrücken oder an anderen Körperstellen, die häufig nur schwer oder gar nicht heilen. Oft zeigen kranke Hunde auch eine reduzierte Belastbarkeit, Gewichtsverlust und geschwollene Lymphknoten. Es kann auch zu Augenveränderungen und Nierenschäden kommen. Auch unstillbare Durchfälle sind beschrieben. Häufig sind Tiere aus dem Mittelmeergebiet serologisch positiv ohne an einer Leishmaniose zu erkranken. Der frühzeitige Nachweis von Antikörpern dient aber zur Sensibilisierung eines möglichen Ausbruchs der Krankheit, der mit sehr großer Zeitverzögerung auftreten kann (bis zu Jahre später). Ehrlichien sind bakterienähnliche Erreger, die in verschiedenen Blutzellen leben. Übertragen werden sie wie die Babesien von Zecken. Bei dieser Erkrankung tritt zunächst hohes wiederkehrendes Fieber auf; die Tiere sind schwach und fressen nicht mehr. Erbrechen und Augenausfluss können auftreten. In der zweiten Phase der Erkrankung, die sich über Jahre erstrecken kann, scheinen die Tiere häufig nicht erkrankt zu sein. Ist das Abwehrsystems des Hundes nicht intakt, so kann es später zu starkem Gewichtsverlust kommen. Blutungen können sichtbar auf der Haut und Schleimhäuten oder unsichtbar in Gelenken auftreten. Auch Erbrechen, ein schwankender Gang, Muskelzuckungen oder Augenveränderungen können beobachtet werden. Filariose Allein in Europa sind fünf verschiedene Filarienarten beim Hund bekannt. Dirofilaria immitis, Dirofilarie repens, sowie Dipetalonema reconditum, Dipetalonema (Acanthocheilonema) dracunculoides und Cercopithifilaria grassi. Dirofilaria immitis verursacht die kardiovaskuläre Dirofilariose (Herzwurmerkrankung) , Dirofilaria repens die kutane Dirofilariose (Hautform). Beide Dirofilariosen sind Zoonosen und werden durch Stechmücken übertragen, so auch durch die Hausmücke (Culex pipiens) welche in Deutschland sehr häufig ist. Die drei anderen Filarienarten gelten laut Literatur als apathogen. Die ersten Krankheitsanzeichen treten erst 5 bis 7 Monate nach der Ansteckung auf. Es kommt zu Einschränkungen der Herzfunktion, die sich in nachlassender Belastungsfähigkeit äußert. Atemnot und chronischer Husten sind typische Krankheitsanzeichen, die im späteren Verlauf beobachtet werden können. Mikrofilarien von Dirofilaria immitis reichern sich zwischen 18 und 20 Uhr im Blut an (Adaptation an das Stechverhalten der Überträgermücken) Für die anderen Filarienarten ist dieses zwar noch nicht dokumentiert, es ist aber sinnvoll die Blutprobe nicht vor 18 Uhr zu nehmen. Bei Verdacht ist eine Untersuchung des Blutes mikroskopisch mittels Knott-Tests ratsam. Bei einem positiven Befund können die Mikrofilarien durch den PCR-Test ihrer Artzugehörigkeit entsprechend differenziert werden. Der therapeutische Erfolg sollte zweimal im Abstand von drei Monaten mittels Knott-Test-überprüft werden. Rickettsien Rickettsien sind kleine gram-negative Bakterien die sich obligat intrazellulär vermehren und die in retikuloendothelialen Zellen oder Erythrozyten parasitieren. Es gibt verschiedene Rickettsienarten, die je nach Erreger leichtere oder schwerere Erkrankungen hervorrufen. Die Symptome sind sehr vielfältig. Charakteristisch sind Einblutungen, wie sie auch bei der Ehrlichiose (ebenfalls Rickettsienerkrankung) vorkommen. Entzündungen der Lymphknoten, Hautauffälligkeiten, Haarausfall, vermehrte Schuppenbildung gehören ebenfalls zum typischen Bild. Schwere Verläufe verursachen Organschäden, massive Gewebsuntergänge, sogenannte Nekrosen und Hirnhautentzündungen, abhängig vom jeweiligen Erreger. Rickettsien werden in den Mittelmeerländern von der braunen Hundezecke übertragen. Rickettsia conorii ist der Erreger des Mittelmeerfleckfiebers und ist vor allem in den Mittelmeerländern, Afrika, Südwestasien und Indien verbreitet. Rickettsia rickettsii, der Erreger des „Rocky Mountain Spotted Fever“ ist in Nord- und Südamerika zu finden. Bei entsprechender Symptomatik und Auffälligkeit, allgemeiner Schwäche und fehlenden Befunden, die diese Symptome erklären würden, sollten Sie sicherheitshalber bei einem Hund aus dem mediterranen Raum also nicht nur die ‚üblichen’ Mittelmeererkrankungen testen lassen, sondern das Testverfahren um Rickettsia conorii und ggf. Rickettsia ricketsii erweitern. Wir bieten beide Antikörpernachweise über eine Serumprobe in unserem Labor an. Hepatozoonose Die Hepatozoonose ist eine durch parasitäre Einzeller der Gattung Hepatozoon hervorgerufene Krankheit. Sie verläuft unspezifisch mit Fieberschüben, Lymphknotenschwellungen, Gewichtsabnahme, blasse Schleimhäute sind zu beobachten bei Anämie. Desweiteren sind Schmerzen in der Lendenregion nicht selten. Gelegentlich treten blutige Durchfälle und Erbrechen auf. Die Hepatozoonose wird vor allem durch den Erreger Hepatozoon canis hervorgerufen. Der Erreger wird oral durch Fressen, Verschlucken oder Zerbeißen der Zecke übertragen. Empfänglich sind vor allem Hunde, jedoch auch Katzen. Hepatozoen befallen die weißen Blutkörperchen, insbesondere die Eosinophilen und Monozyten, sowie Endothelzellen der Milz, Leber, Muskulatur, Lungen und des Knochenmarks. In Geweben verursacht die Infektion eine eitrig-granulomatöse Entzündung. Bei Katzen wird der Erreger seltener nachgewiesen, verursacht als Ko-Infektion ähnliche Krankheitserscheinungen wie beim Hund. Hepatozoon canis/felis-Bestimmung ist bei uns mittels Direktnachweis per PCR möglich. Natürlich verbringt nicht jeder seinen Urlaub nur in den südlichen Ländern. Daher sollte man zusätzlich zu dem Reisekrankheitsscreen auch an die Anaplasmose, sowie an die Borreliose denken. In Schweden, Dänemark, Norwegen, England, Deutschland, Holland, Polen, Ungarn, Österreich, Schweiz, Tschechische Republik, Slowenien, Kroatien, Bulgarien, Frankreich, Nordspanien und Norditalien spielen auch die Anaplasmen eine große Rolle. Anaplasmen das gram-negative Bakterium lebt obligat intrazellulär in Granulozyten, wo es sich in zytoplasmatischen Vakuolen vermehrt. Die Übertragung auf Menschen und Tiere erfolgt durch Zeckenstiche: Der häufigste Überträger in Europa ist der Holzbock (Ixodes ricinus), in Nordamerika vor allem Ixodes scapularis und Ixodes pacificus. 67 bis 75 % aller Infektionen verlaufen asymptomatisch. Nach einer Inkubationszeit von etwa 5 bis 30 Tagen kann es jedoch zu hohem Fieber und grippeähnlicher Symptomatik mit Kopf-, Glieder-, Muskel- und Gelenkschmerzen kommen. Selten treten zudem Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe auf. Auch trockener Husten und Exantheme wurden beschrieben. Als schwere Komplikationen gefürchtet sind Multiorganversagen, Meningoenzephalitis und ein akutes Atemnotsyndrom, welche vor allem bei immunsupprimierten Patienten auftreten. Die Letalität einer symptomatischen Anaplasmose liegt bei 2 bis 3 %. Auch ohne klinische Symptomatik können bei 86 % aller Infizierten typische Laborveränderungen gefunden werden. Dazu gehören neben einem Anstieg der Lebertransaminasen auch eine Leukozytopenie mit Lymphopenie und Neutropenie, sowie eine Thrombopenie. C-reaktives Protein (CRP) und Blutsenkung sind erhöht. Auch die Kreatinkinase (CK) kann erhöht sein. Bei Verdacht auf Vorliegen einer Anaplasmose wird der Nachweis von Antikörpern über Immunfluoreszenztest durchgeführt. Spätere Titeruntersuchungen sind als Kontrolle nicht nutzbar, weil Antikörper auch noch lange nach Eliminierung der Erreger bestehen bleiben können. Eine PCR-Untersuchung ist zuverlässiger, aber auch sie bietet keine 100 %ige Sicherheit. Die Borreliose tritt global betrachtet in der nördlichen Hemisphäre auf, d.h. in Nordamerika, Europa und Asien Borreliose sind Bakterien die von Zecken übertragen werden und stets verschiedene Symptome hervorrufen. Zwar kann diese Erkrankung, im Anfangsstadium, mittels verschiedener Antibiotika behandelt werden, allerdings besteht das Problem in vielen Fällen darin, die beim erkrankten Tier auftretenden Symptome überhaupt als Borreliose Symptome zu identifizieren und somit die Krankheit diagnostizieren zu können. Der Grund für die oftmals sehr späte Diagnose der Borreliose ist unter anderem die vielen möglichen Symptome, die zudem meist nicht sehr spezifisch sind, sondern auch Symptome anderer Krankheiten sein können. Es wird beschrieben, das nur ca. 5 % aller infizierter Hunde überhaupt klinische Symptome entwickeln. Im Gegensatz zum Menschen ist eine Erythema migrans (Wanderröte) bei Hunden eher selten. In der frühen Infektionsphase findet sich eher Fieber bis zu 40,5 ° C, Inapettenz sowie Abgeschlagenheit für ein bis zwei Tage. Danach folgt eine mehrwöchige (bzw. mehrmonatige) asymptomatische Phase. Im Anschluss zeigen die Tiere häufig zum ersten Mal für einige Tage eine Lahmheit, die oft auch ohne eine Behandlung wieder abklingt. Meist werden die Patienten zu diesem Zeitpunkt erstmalig in der Praxis vorgestellt. Der Schweregrad der Lahmheit variiert von hochgradig bis geringgradig intermittierend. Die Lahmheit kann wechselseitig auftreten. Neben Arthritissymptomen wird auch über eine kardiale und nervale Organbeteiligung berichtet. Eine schwerwiegende Komplikation ist die Entstehung einer Nierenkörperchenentzündung (Gomerulonephritis) mit nachfolgendem Nierenversagen (durch Ablagerung von AntigenAntikörperkomplexen an der Basalmembran). Diese Tiere zeigen Lethargie, Abmagerung, Erbrechen und entwickeln aufgrund des Albuminverlustes periphere Ödeme. Über Todesfälle wird berichtet. Labordiagnostisch dominieren Azetonämie (Azetongehalt in Blut und Harn in krankhaftem Maße), Mikroalbuminurie (Albuminausscheidung in geringem Maße über den Urin), sowie Proteinurie (übermäßige Ausscheidung von Proteinen über den Urin). Eine Häufung der Glomerulonephritiden als Komplikation einer Borrelieninfektion wird bei Golden Retrievern und Labrador-Retrievern sowie bei Berner Sennenhunden beobachtet. Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesem kleinen Leitfaden weiterhelfen konnten. Bei Fragen, können Sie sich gerne nochmal bei uns melden. 0971/78597902 Wenn Sie uns einmal persönlich kennen lernen möchten, hier unsere nächsten Kongresstermine, auf denen wir vertreten sind: - FNT-Kongress Bad Segeberg 07. - 08. September 2013 - Symposium Artgerecht Bad Salzschlirf 13. bis 15. September 2013 -Tierheilpraktiker Tagung in Billerbeck 27. bis 29. September 2013 - Paracelsusschule Hannover 19. bis 20. Oktober 2013 Mit herzlichen Grüßen aus Bad Kissingen Ihr Vetscreen-Team Ein persönliches Dankeschön geht an Frau Michaela Wolf (www.hundkatzewolf.de), die uns mit Verbesserungsvorschlägen zu diesem Thema hilfreich zur Seite stand. Falls Sie in Zukunft keinen Newsletter mehr erhalten wollen, senden Sie uns eine kurze Rückmeldung mit dem Betreff "Newsletter abbestellen".