SCHRIFTEN DER GESELLSCHAFT FÜR WIRTSCHAFTS- UND SOZIALWISSENSCHAFTEN DES LANDBAUES E.V. Nuppenau, E.-A.: Minimierung ökonomischer Verzerrung bei Ausgleichszahlungen für eine umweltschonende Landwirtschaft. In: Heißenhuber, A.; Hoffmann, H.; von Urff, W.: Landund Ernährungswirtschaft in einer erweiterten EU. Schriften der Gesellschaft für Wirtschaftsund Sozialwissenschaften des Landbaues e.V., Band 34, Münster-Hiltrup: Landwirtschaftsverlag (1998), S.493-501. Schriften der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaues e. V., Bd. 34, 1998, S. 493 -501 MINIMIERUNG ÖKONOMISCHER VERZERRUNGEN BEI AUSGLEICHS· ZAHLUNGEN FÜR EINE UMWELTSCHONENDE LANDWIRTSCHAFf von E.-A. NUPPENAU· 1 Einleitung Ausgleichszahlungen für eine umweltschonende Landbewirtschaftung sind trotz vielfach geäußerter wissenschaftlicher Bedenken (WISSENSCHAFlUCHER BEIRAT BEIM BMELF, 1992) inzwischen aktiver Bestandteil von Länderprogrammen zur Förderung einer umweltschonenden Landwirtschaft. Auch auf EU-Ebene wird verstärkt diskutiert, Prämien für eine umweltschonende Landwirtschaft einzuführen (o.V., 1997). Die in Deutschland heute existierenden Programme (MEKA, KULAP, HEKUL etc.) zeigen, u.a. auch in Folge einer zunächst zu geringen Partizipation der Landwirte, eine Tendenz zu einer ausgeprägten Differenzierung, Komplizierung und Anhebung der Prämiensätze. Generell hat sich gezeigt, daß Landwirte nur bei entsprechenden ökonomischen Anreizen in Form von nicht unerheblichen Ausgleichszahlungen an Programmen teilnehmen (BAUDoux et. al. 1997). Allein dadurch stehen die Programme immer wieder unter erheblichem Evaluierungs- und Revisionsdruck. So wird befürchtet, daß einerseits zwar beträchtliche Finanzmittel des Staates für die Zielsetzung einer umweltschonenden Landwirtschaft aufgewandt werden, daß andererseits aber die Wirksamkeit der Programme im Hinblick auf das Ziel "umweItgerecht zu produzieren" nur gering ist. Man spricht von Mitnahmeeffekten oder Renten bei Landwirten, die man eigentlich nicht haben möchte, die sich aber grundSätzlich kaum vermeiden lassen (HAMPICKE, 1995). Dieser Beitrag befaßt sich damit, wie sich finanzielle Anreize zur Teilnahme möglichst effizient gestalten, wie sich Ausgleichszahlungen mittels der mikroökonomischen Theorie konkret modellieren und wie sich unterschiedliche Prämienhöhen an verschiedenen Standorten ableiten lassen. In diesem Bezugsrahmen wird aus ökonomischer Sicht gefragt, wie mit einer optimalen PrämienausgestaItung eine umwe1tschonende Landwirtschaft zu möglichst geringen volkswirtschaftlichen Kosten erreicht werden kann. Ziel des Beitrages ist es, ein praxisnahes Konzept zu entwickeln, das es ermöglicht, die Prämienhöhe für eine umweltschonende Landwirtschaft (politische Maßnahme) unter der konkreten Zielvorgabe der volkswirtschaftlichen "Kostenminimierung" optimal zu bestimmen. Gleichzeitig soll garantiert werden, daß ökologische Zielvorgaben (Mindestflächenanteile in umweltschonender Bewirtschaftung) auch tatsächlich realisiert werden. 2 Problemabgrenzung, Problemstellung und Vorgehen Es wird nicht näher auf das Problem eingegangen, ob eine allgemeingültige Rechtfertigung der Ausgleichszahlungen möglich ist (SCHEELE und IsERMEYER, 1989). Insbesondere sind Ausgleichszahlungen dann als problematisch anzusehen, wenn ausschließlich mit öffentlichen Finanzmitteln als Entschädigungszahlung bei der Unterlassung von Verschmutzungen gearbeitet wird, d.h., negativen externen Effekten, dem Verursacher das Verschmutzungsrecht zugebilligt wird (WISSENSCHAFlUCHER BEIRAT BEIM BMELF, 1992). Von Bedeutung für die Rechtfertigung von Ausgleichszahlungen ist, was eine "ordnungsgemäße Landwirtschaft" PD Dr. Ernst-August Nuppenau, Institut filr Agrarökonomie, Christian-Albrechts-Universität, 24098 Kiel 493 darstellt BAUDOUX et. al. 1997, S. 187) und worin die Zusatzleistungen der Landwirtschaft zum Beispiel zur Arterhaltung und Landschaftserhaltung (positive externe Effekte) bestehen. Außerdem muß beim Vorliegen von positiven externen Effekten bestimmt werden, ob die Güter aus gesellschaftlicher Sicht knapp und öffentlich sind (SCHEELE und IsERMEYER, 1989). Das Konzept der Gewährung von Ausgleichszahlungen basiert dagegen auf der vereinfachten Vorstellung, daß die Landwirtschaft ökologische Leistungen erbringt, die in der Vergangenheit als kostenlose, nicht-knappe Nebenprodukte angefallen sind, daß diese Leistungen bei veränderten Rahmenbedingungen von der Landwirtschaft größtenteils nicht mehr kostenlos bereitgestellt werden und eine erweiterte Bereitstellung nur über einen finanziellen Ausgleich erfolgt (HEmENHUBER, 1995). Der Begriff Ausgleichszahlung wird dabei als Entschädigungszahlung für Gewinne durch den Produktionsausfall bei der Einhaltung von Auflagen aufgefaßt Aus volkswirtschaftlicher Sicht handelt es sich dagegen um Subventionen (SCHEELE und IsERMEYER, 1989, ÜAMPICKE, 1995). Außerdem soll mit dem Begriff Ausgleichszahlungen suggeriert werden, daß Informations-, Betrugs- und Kontrollprobleme eigentlich nicht auftreten (KARL und URFEI, 1996). Diese Probleme werden allerdings in diesem Beitrag nicht diskutiert. Der vorliegende Beitrag entwirft vielmehr ein Konzept, wie die Prämienausgestaltung und höhe im Zusammenhang mit der Ausdehnung von Flächen mit ästhetischen und Naturschutzleistungen (NELLINGER, 1996) zu gestalten ist. 3 Anreize für eine ReaUokation von Land zu umweltschonender Landbewirtschaftung und Änderung der Gewinnfunktion Im Falle einer freiwilligen Teilnahme an Programmen für eine umweltschonende Landwirtschaft stellt die Prämienhöhe für Landwirte einen expliziten Anreiz zur Programmteilnahme dar. Dazu ist die jeweils relevante Form der umweltschonenden Landwirtschaft zu spezifizieren (beispielsweise auch als Unterlassung: Stickstoffgabe nur 120 kg N, siehe dazu LATACZLoHMANN, 1993). Im Falle einer Ausdehnung der Fläche für eine umweltschonende Bewirtschaftung, ist ferner zu bedenken, daß nach wie vor in allen Produktionsrichtungen einen Erlös erzielt wird, auch mit Prämie. Die Gesamterlössituation des Landwirtes mit umweltschonender Landwirtschaft auf Teilflächen bei simultaner Aufrechterhaltung der "normalen" Bewirtschaftung auf der Restfläche ergibt sich aus den 3 Teilen: Markterlös auf Fläche mit "nichtmodifizierter" Technologie, Markterlös in umweltschonender Landbewirtschaftung (mit teilweise besseren Preisen für bessere Qualität) und der Subventionszahlung. Außerdem müssen die modifizierten Kosten in beiden Produktionsrichtungen abgezogen werden, so daß sich ein neuer Gewinn (x) entsprechend der folgenden Aufstellung ergibt: (I) 7t= PI QI+P2 Q2 + S ~ - (AI+A2) W- ~ rl - (XI+X'2) r2 mit: = Gewinn (detenninistisch) Preis für Produkte in der Produktion ohne Auflagen (kann auch Deckungsbeitrag, z.B. pro Rind, sein) P2 = Preis für Produkte aus umweltschonender Bewirtschaftung w = Faktorkosten für Arbeit Faktorkosten für Ersatzstoffe, z.B. biologische Schädlingsbekämpfung r, r2 Faktorkosten für Stickstoff Q, = Produktion aus konventioneller Bewirtschaftung ~ = Produktion aus umweltschonender Bewirtschaftung variabler Faktoreinsatz (Arbeit) in den Produktionsrichtungen i I und 2 Au ~ Zukauf von Ersatzstoffen in umweltschonender Bewirtschaftung = variabler Stickstoffeinsatz in Produktion ohne Auflagen X, Stickstoffeinsatzauflage in umweltschonender Landbewirtschaftung (kann auch null sein: X' 2 Ökolandbau) S = Subventionssatz; kann auf die Grundrente g mit Satz s gewährt werden. Dann ist S ~= s g ~ ~ = Landallokation für umweltschonende Landbewirtschaftung aus ~ = L*- L" mit It p, = = = = = = 494 = L* = gesamte verfügbare Landmenge und LI :Land in konventioneller Bewirtschaftung Diese Gewinndefinition kann nur unter der Nebenbedingung der Produktionsfunktion (allgemeiner Technologie inkl. der Lieferung des öffentlichen Gutes "umweltschonende Landwirtschaft auf der Teilfläche Lz", siehe auch WEAVER, 1996) optimiert werden. Beispielsweise kann für eine analytische Lösung als Nebenbedingung vereinfachend eine Cobb-Douglas Technology ("CD"-Gleichung (2» herangezogen werden, deren Koeffizienten die Technologie bereits hinreichend beschreiben (Lösungsweg nach V ARIAN, 1984) (2) F(Ol,Qz,AIA2,4kZ2XI,x2,i,~~ O:ZI Q~2 AfZ3 A~4 LfZ5 L,a 6 Z~7 XfZ8 X~9 ia\O=T Bei der Beschreibung der Technologie ist zu berucksichtigen, daß für die umwe1tschonende Landwirtschaft verschiedene Auflagen existieren. So kann annahmegemäß die Relation zwischen Input und Output (Bestandsobergrenzen in der Viehhaltung mit "tl") beschränkt und der Inputeinsatz (Stickstoff) pro Fläche als Intensitätsobergrenze (beispielsweise mit 120 kg N "ti") festgelegt sein. Mit den Bedingungen Qz/Lz~tl und X3z/Lz~ti. bei Einhaltung von tl und ti (explizit als Obergrenze, was aus Sicht der Landwirte die sinnvollste Strategie ist) folgt Qz/Lz=tl ~ Q2=tILz bzw. Xz/Lz=ti ~ Lz= X;!Iti und durch Einsetzen der zweiten Gleichung ist demnach X2=tiftl Q2. Diese Beziehung kann in die Produktionsfunktion eingesetzt werden, so daß X 2 wegf"lillt, sich (Xl ergänzt zu (Xl *=(Xl + <XI} und die Technologie jetzt die Beschränkungen erfassen kann T*=(tiftl) ... 9 T. (2')F(0l,Qz,AI.A2,LlkZ2XI,i,T*)=Q~' Q~"+U' A~' M' L~' V:' Z~' X~o jU"(l/ll j )U9 /T Außerdem sind jetzt die Ausgaben für mineralischen Dünger in der umweltschonenden Landwirtschaft fix. Sie betragen Q2 tiftl rl und können damit direkt vom Produktpreis P2 abgezogen werden. Als neue Zielfunktion des Landwirtes ergibt sich sodann mit den Lagrangemultiplikatoren für die Nebenbedingungen "Landrestriktion vl"und "Technologie V2": . (3) 7t=pIQl+[P2 -toItir21 Q2 +8 Lz -(AI+A2)w - ~ r2- Xlrl +VI [L- LI+Lzl +V2[ Q~l Q~2 AfZ3 A~4 LF5 L?6 Z?7 XF8 jalO_T' ] Diese Zielfunktion ist aus Sicht des Landwirtes zu optimieren. Als nächstes wird durch die optimalen Mengen, wiederum eingesetzt in die Zielfunktion, die Gewinnfunktion als Funktion der Argumente "Preise, Subventionssatz und Landrestriktion" beschrieben (VARIAN. 1984): (4) X= Xf (pt. pk2,w ,rt.r2,L·,i, s) mit pk2 = korrigierter Preis für umweltschonende Produkte Aus dieser Gewinnfunktion können direkt Faktornachfrage- und Produktangebotsfunktionen abgeleitet werden (CHAMBERS, 1988). Dies gilt auch für die in der Debatte um umweltschonende Landbewirtschaftung wichtige Frage der Landreallokation zu " Lz". 4 8ubventionierung umweltschonender Landwirtschaft und Messung der gesamtwirtschaftlichen VerzerrungsetTekte in einer graphische Darstellung Nachfolgend wird auf graphischer Ebene und mit der theoretisch abgeleiteten Gewinnfunktion (4), aber aus Sicht einer bereits erfolgten Allokationsentscheidung. argumentiert. Mit Hilfe der Abbildung 1 wird zunächst gezeigt, wie die Reallokation durch die Subvention aus gesamtwirtschaftlicher Sicht (unter Weltrnarktbedingungen) zu bewerten ist. Abbildung 1 stellt eine Situation dar, bei der bereits ein Teil der Fläche Lz°1L (abgetragen auf der x-Achse von rechts) auch ohne Subvention umweltschonend bewirtschaftet wird. Um mehr Fläche Lz I zu bekommen, wird eine Subvention mit dem Satz "s" gezahlt. Dabei entstehen für den Landwirt Einkommenssubventionen in Form der Fläche ACGF. Diese Einkommenssubventionen können aber nicht mit den Kosten der Politik, die sich aus der ökonomischen Verzerrung der Anreize 495 in Folge einer Fehlallokation auf volkswirtschaftlicher Betrachtungsebene ergeben, gleichgesetzt werden. Vielmehr ist nur der Teil ABC anzurechnen. Es ist dies die verringerte Wertschöpfung in der Produktion ohne Auflagen als Fläche unter der WGPp-Kurve minus der Restwertschöpfung als Fläche unter der WGPu-Kurve (umweltschonende Produktion). AbbUdung 1: Ableitung und Quantifizierung der gesamtwirtschaftlichen Verzerrung durch A1lokatfon.entschefdungen und Faktorsubventron WertgrwlZprodukt profitablere PnocIuktibn WGP p Wertgrwlzprodukt umwellfreundIIbM Produktlbn WGPu } BodenpreIIo r, SubventIDna8Cltzaa I--------------------~ ro~------------~~~--- FllfohenoMen LVL Ausgangs FllI"cmenoliOkotlbn Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an lfBNJucHsME\'J! und WrrzKl!, 1994 Demnach ist es nicht richtig, die volkswirtschaftlichen Kosten von Programmen für eine umweltschonende Landwirtschaft auf der Basis von Staatsausgaben zu berechnen, da diese in großem Umfang Transferzahlungen enthalten. Vielmehr ist aus volkswirtschaftliche Sicht auf die Reaktionsfunktionen der Landwirte (Verlauf der WGP-Kurven) und abstrakter die Spezifikation der Gewinnfunktion zu achten, auf deren Basis dann die ökonomischen Verzerrungen als Verlust von Wohlstand in der GUterproduktion berechnet werden können. In Abbildung 2 wird die vorangegangene Argumentation aufgenommen. Jetzt werden allerdings 2 Regionen miteinander verglichen. In Region A kann die gleiche Ausweitung umweltschonender Landbewirtschaftung augenscheinlich zu geringeren volkswirtschaftlichen Kosten (wiederum die doppelt gestrichelte Fläche als Dreieck) erfolgen. Es wäre demnach falsch, die gleiche Ausdehnung der umweltschonenden Landwirtschaft an beiden Standorten zu fordern. Es resultierte ein ökonomisches Problem für die Subventionsgestaltung, da nicht von vornherein Standortwahl und Höhe der Subvention isoliert betrachtet werden können. 496 Abbildung 2: Regional differenzierte gesamtwirtschaftliche Verzerrung durch unterschiedliche Reaktionsfunktionen der Landwirte Regton A ~.I--------" ':'1-----1- Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an 5 HENRICHSMEYER und WrrzKE, 1994 Algebraische Formulierung der gesamtwirtschaftlichen Verlustfunktion auf der Basis des sozialen Kostenansatzes und der Reaktionsfunktion der Landwirtschaft Zuvor ist argumentiert worden ist, daß nur eine Bestimmung der Flächen unter den WGP-Kurven es ermöglicht, einen Maßstab zur Quantifizierung der volkswirtschaftlichen Verluste zu konstruieren. In diesem Kapitel wird skizziert, wie die Subventionsdifferenzierung algebraisch her zu leiten ist. Dazu wird auf das Konzept zurückgegriffen: Volkswirtschaftliche Kosten = Änderung der Gewinnfunktion durch Subvention Subventionsausgaben für die Reallokation zu umweltfreundliche LAndwirtschaft Jetzt wird jedoch mit der mathematischen Formulierung der Gewinnfunktion (4) als der dualen Funktion von (I) und (3) argumentiert. Man erhält demnach bei volkswirtschaftlicher Betrachtung die Kosten der Maßnahmen "C t( ... )" in einer Region I, wenn die Subventionsausgaben für die Maßnahme von der Gewinnfunktion mit Subventionierung 7tt(.) abgezogen werden. Die Kosten sind die Gewinnfunktion mit Subvention (4) minus Subvention: (5) C t( ... )= 7tt(Pt t, pk2t,W, rt t. r2t. L\ it. St)- St gt Ct für die Region I (zusätzliches Subscript I) und außerdem mit i, = agrarökologische Faktoren, die die Intensität der Landwirtschaft in Region I bestimmen g, = Grundrente. Ein Vorteil der Benutzung der Gewinnfunktion als Instrument für die Quantifizierung der Verluste aus Umweltzahlungen ergibt sich dadurch, daß die Faktomachfrage für Fläche in der umweltschonenden Landbewirtschaftung direkt abgeleitet werden kann. Im vorliegenden Fall erhält man die Faktomachfrage ~ in einfacher Weise, indem die Produktionsmenge in der umweltschonenden Landwirtschaft bestimmt und die Nebenbedingung der restringierten Erzeugungsmenge Ql=lt L l .(Kap.3) beachtet wird. Durch diese Ableitung bestimmt sich L l1 : (6) fut t (.) /0 pk 2t = Q21 <=> L l1 = IIt tt 07t1( Pli, p\t. rt t. r2t. L' t, it, St) /0 p\t Um die Faktoreinsatzmenge L l1 unter der Reformulierung der Gewinnfunktion mit Restriktionen (4) als "revealed preference" und funktional zu bekommen (d.h. Operationalisierung von Gleichung (6», ist eine parametrisierte Formulierung der Gewinnfunktion (4) notwendig. Hierzu wird von einer quadratischen Gewinnfunktion ausgegangen (OUDELANSING, 1996). (4') 7tt(Pt t, p\t,W, rt t. r2t. L\ it, St)= 1to1 Pt t+O.57tt t Pt? +7t2t p\t Pt t + 7t3t rt t Pt 1+ 1t4t r2t Pli + 7tSt L' t Pt t+11:6t it Pt t + 7t7t Pt tS1+ ( ... ) 497 Dabei wird wiederum aus Vereinfachungsgründen an dieser Stelle nur derjenige Teil der Gewinnfunktion 1t1(.) explizit benannt, der auch für die weitere Darstellung relevant ist. Prinzipiell handelt es sich um ein System von Koeffizienten 1t;j, die aus den korrespondierenden Faktomachfrage- und den Outputangebotsfunktionen als System geschätzt werden können. Dann resultiert als Ableitung für die Gewinnfunktion: (7) 00: 1 (.) ''0 pk21 = 1t 01 + 1t11 PII+1t21 pk21 + 1t31 rll+ 1141 r21+1t51 L· I+1t61 il + 1t71 SI = Q21 . Bei Einsetzen von Q21= tu Ln (Kap.3) erhält man die gewünschte Landallokation (6) in Abhängigkeit von der Subvention und den exogenen Faktoren (Preise, Land und Technik). (6') L21 = lItu[ 1t 01 + 1t1l PII+1t21 pk21 + 1t31 rll+ 1141 r21 + 1ts1 L't + 1t61 il + 1t71 SI] In Kenntnis der Bestimmungsgleichung (6') für die Landmenge in L 1l kann eine Verknüpfung von zu verwirklichenden ökologischen Zielen, also "Ln", mit dem Verhalten der Landwirte "Pli etc." und dem nachfolgend zu bestimmenden Subventionssatz "SI" algebraisch erzielt werden. Gleichung (6') stellt eine Verallgemeinerung für eine einfache Punktbetrachtung des Kostenausgleichs dar und ist einer ökonometrischen Schätzung zugänglich. 6 Ökologische Zielsetzung als planerische Vorgabe Bei einer Reallokation von Land mit Subventionszaltlungen für eine umweltschonende Landwirtschaft, und damit der Realisierung der ökologischen Ziele in mehreren Regionen, ist eine Gesamtvorgabe für ökologisch wertvolles Land, d.h. mit umweltschonender Bewirtschaftungsweise "L" von politischer Seite notwendig. (wobei L = ö L*, mit L*= Gesamtfläche, ö=Prozentsatz, z.B. als lO%ige Vorgabe. Die "Nutzenfunktion" ist dann auf der Ebene der Gesamtleistungserbringung für ökologische Zwecke starr.) Diese Fläche L kann als Vorgabe (Neben bedingung) für den Planer somit variable nur in 2 Regionen erzielt werden. Allerdings bekommt der staatliche Planer noch die weitere Vorgabe, daß unterschiedliche Gewichte für Land in Region I "L21" und Region 2 " L22" aus ökologischer Sicht relevant seien. (8) L = 11· L II + 12· L I2 Als nächstes kann die Verhaltensgleichung der Landwirte (Gleichung (6') in Gleichung (8» eingesetzt werden und man erhält eine Gleichung, die die zu erzielenden ökologischen Vorgaben als zusätzliche Flächen, die umweltschonend bewirtschaftet werden sollen, in eine Waltlmöglichkeit der regional zu wählende, Subvention SI und Sl umwandelt. (8')L=YI·'111t7t!tIISl+"(2·'111tnlt I2S1+"(1·'111t1l [1to1+1tIlPI I+1t21 pk21+1t3Irll+1I4I r21+1t5IL·I+1t61 tl +"(2·'11ltd1to2+1tI2PI2+1tz2pk22+1t32rl2+1I42r22+1t52L•2+1t62iz] Unter Zusammenfassung der Koeffizienten kann Gleichung (8') verkürzt als Funktion der Subventionssätze SI und Sl wiedergegeben werden: (9) L = 1/·S1 + 12··S2 + 13'*(. .. ) Diese Bedingung ist bei der Minimierung der volkswirtschaftlichen Kosten zu beachten. 7 Minimierung der Produktionsverzerrungen bei Vorgabe eines Gesamtflächenziels Aus Sicht der Optimierung ist sodann die soziale Kostenfunktionen der Subventionierung, die aus der Kostenfunktion in den Teilgebieten (Gleichung 5) besteht, unter der Nebenbedingung der Gesamtzielsetzung zu minimieren. Die sozialen Kosten in Teilgebieten sind.: .. • • • (lOa) CI(SJ, ... )= 1t 01 SI+ [1t 11 *k •••• • .. * . • PII+1t 21 P 21 + 1t 31 rll+1t 41 r21+1t 51 L 1+1t 611tlSl+ O,51t 71 SI k • ..... • 2 2 (lOb) C 2(S2, .. )= 1t 02 SI+ [1t 12 PI2+1t 22 P 21 + 1t 32 r11+1t 42 r22+1t 52 L 2+1t 6212]S2+ O,51t nS1 . 498 Die Wahl der modifizierten Koeffizienten 7t"ij ergibt sich daraus, daß jetzt nicht direkt die Gewinnfunktion (4'), sondern die volkswirtschaftliche Kostenfunktion (5) benutzt wird, in der die Ausgaben als Produkt von Subventionssatz und Menge abgezogen werden. Außerdem lautet die ökologische Nebenbedingung: (IOc) L=YI"'SI+Y2"S2+Y3"[ ... ] Daraus folgt die Optimierungsaufgabe: Minimierung der ökonomischen Verzerrungen bei Allokation der ökologischen Leistungen auf 2 Standorte mit dem Lagrangefaktor IJ.: (10) CS = CI(S..... ) + C2(S2, .. ) + ~{ L - YI""SI + Y2"S2+ Y3"[ ... ]} Ist die Zielfunktion minimiert, ergibt sich ein Gleichungssystem mit 2 endogenen Variablen s .. s .. den lokalen Subventionssätzen, und ~ als Schattenpreis für die Restriktion: (11a) öCS/&I= 7t"71S1 +7t"OI+7t"11 PII+7t"21 pk21 +7t"31 rll+7t"41 r21+7t"s1 L"I+7t"61 il-YI"~O! (11a) öCS/&2= +7t"n S2+7t"02+7t"12 P12+7t"22 pk21+7t\2 rI2+7t"42 r22+7t"s2 L" 2+7t"62 iz- Y2"" ~O! (l1c) öCS/ö~= Y'" SI +12"" S2 + Y3**[ ... ]- L =0 Dieses Gleichungssystem mit 3 Unbekannten läßt sich nach s .. SI und ~ lösen: 1r'91 Pli p l 2! ":'" 1 PI2 1r'92 1r 102 1r' 93 1r'103 pk 22 TI! Tl; CI C, W, ij Gleichung (11) bietet eine analytische Lösung für den Konflikt zwischen der Verfolgung von ökologischen Zielen in beiden Regionen und der Minimierung der volkswirtschaftlichen Kosten der Verzerrungen in der Güterproduktion, die durch Subventionierung der umweltschonenden Landwirtschaft entsteht. Mit Hilfe der analytischen Lösung können außerdem komparativ statische Betrachtungen werden. Die Bestimmungsfaktoren sind:(rechter Vektor): Pli = Preis für Produkte aus der nicht subventionierten Landwirtschaft, regional unterschiedliche, da unterschiedliche Produktionsstruktur existieren. pk2i = korrigierte Preis für Produkte aus der subventionierten Landwirtschaft regional w = Faktorpreis für Arbeit rli = Faktorpreis für zulässige Ersatzstoffe in der umweltschonenden Landwirtschaft rli = Faktorpreis für Stickstoffdünger L"i = Landbeschränkungen ii = naturräumliche Differenzierung der Intensitätsmöglichkeiten L = Land in umweltschonender Bewirtschaftung als ökologische Vorgabe der Planung Sicherlich kann eingewandt werden, daß die obige Formel nur 2 Regionen berücksichtigt und kompliziert ist. Insbesondere kann gefragt werden, ob die nötigen Daten zur Differenzierung der Subventionen für eine umweltschonende Landwirtschaft auf regionalem Niveau erhoben werden können bzw. welche Indikatoren am besten heranzuziehen wären. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten: Zum einen kann auf der Basis der Kenntnis der Produktionsfunktion (2) (ermittelt durch Schätzung) auf die Gewinnfunktion(6) geschlossen werden (Dualität: VARIAN, 1984), so daß die Datenbasis für die Koeffiziente 7t"ij durch Umrechnung aus den !Xj's gewonnen werden kann. Zum anderen kann in Pilotprojekten das Verhalten der Landwirte bei unterschiedlichen Prämien überprüft und daraus die Gewinnfunktion geschätzt werden. 499 Weiterhin kann gefragt werden, ob das Verhalten der Landwirte hinreichend realistisch wiedergegeben worden ist. Insbesondere sollte getestet werden, wie zufallsbedingte Schwankungen der Produktionsfunktion und Risikoeinschätzungen der Landwirte auch hinsichtlich Zahlungsaufschlägen berücksichtigt werden können. Aus Sicht des staatlichen Handels könnten zusätzliche Problemfelder wie Zuverlässigkeit der Landwirte, Kontrollkosten etc. mit dem obigen Ansatz direkt behandelt werden, was zum Prinzipal-Agent-Ansatz führt. Ferner kann durch eine einmalige Herleitung des Ergebnisses eine vereinfachte partielle Betrachtung angestellt werden. Wenn ~ bekannt ist, kann durch paarweise Vergleiche von Regionen der Komplexitätsgrad der Analyse von regionalen Programmen reduziert werden, da die Opportunitätsnutzen für ein lokales Programm dann bekannt sind. 8 Zusammenfassung Es wird ein theoretischer Ansatz für die Ableitung einer gesamtwirtschaftlichen Kostenfunktion von Umweltprogrammen auf der Basis der Messung der volkswirtschaftlichen Allokationsverluste in Folge von Subventionszahlungen vorgestellt. Ferner wird skizziert, wie eine Gewinnfunktion von Landwirten unter Berücksichtigung von Umweltprogrammen in Form einer Flächenumwidmung zu umweltschonender Landbewirtschaftung konkret hergeleitet werden kann. Neben dieser ökonomischen Fragestellung, eine Zielfunktion für Umweltprogramme korrekt zu ermitteln, wird dargelegt, wie umweltpolitische Vorgaben, die für die Ausgestaltung der Prämienhöhe wesentlich sind, unter Berücksichtigung einer regionalen Allokation von Umweltverbesserungen spezifiziert werden können. Als Ergebnis wird eine regional unterschiedliche Prämienhöhe für Umweltverbesserungen ermittelt. Dabei werden 2 Regionen mit unterschiedlichen agronomischen Voraussetzungen verglichen und es wird gezeigt, weIche Bestimmungsgrunde für eine regional differenzierte Ausgestaltung der Prämien heranzuziehen sind. Konkret werden die sqzialen Kosten der Programme unter der Nebenbedingung der ökologischen Zielerreichung minimiert. Ein analoges Ergebnis resultiert, wenn die ökologischen Ziele unter der Bedingung von minimalen Verlusten maximiert werden. Literaturverzeichnis BAUDOUX, P., KAzENwADEL, G., DoLUSCHITZ, R. 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