Leichter werden ist nicht schwer ... Was tun gegen Pauke und Pirellis? Ernährungswissenschafter sind sich einig: Der Erfolg liegt auf dem Teller. Der Body des modernen Menschen ist definiert. Die Ikonen der Modewelt verkörpern die Masse, die den Schönheitsbewussten den Weg diktieren. Zunehmend werden auch die Männer vom Schlankheits-Spleen erfasst und auf ihren Waschbrettbauch reduziert. In den USA kommen schon die ersten Hormonpräparate auf den Tisch, wenn Schmalkost und Bewegung nicht zu den gewünschten Formen führen. Dabei ist schlank gar kein Synonym für fit und Schönheit hat überhaupt nichts mit Gesundheit zu tun. "Ich hab's langsam satt, über Fettpölsterchen zu diskutieren", sagt Christof Mannhart, Lebensmittelingenieur und Ernährungswissenschafter. Über-flüssige Pfunde beeinträchtigen vielleicht die Psyche eines Menschen und sein Selbstwertgefühl, nicht aber seine Gesundheit. Denn das Gewicht sagt wenig aus. Vom gesundheitlichen Standpunkt aus massgeblich ist vielmehr der Fettanteil im Körper und dessen Verteilung und die Frage:"Wie fühle ich mich?". Gefährliche Bierbäuche Auch viele jüngere Menschen tun sich schwer, ihr Gewicht zu halten, wenn sie nicht bereit sind, die Ernährung umzustellen und sich genügend zu bewegen. "Wir sind körperlich inaktiv geworden, verbrauchen weniger Energie und essen trotzdem noch wie der Mensch vor fünfzig Jahren", sagt Christof Mannhard. Im Gegenteil, das Stre-ben nach Sinneslust, der Hang zum Frugalen ist bei all den Versuchungen sogar noch grösser geworden. Das führt zu einem täglichen Überschuss an Kalorien, was sich im Körper in Form von Übergewicht niederschlägt. Bezüglich Fettanteil und -verteilung bestehen zwischen Mann und Frau markante Unterschiede. Die Frau, die zwar genetisch bedingt über einen höheren Fettanteil verfügt, ist generell weniger gefährdet. Dies ist umso kritischer, als sich Männer bislang eher weniger um ihre Figur kümmerten. Risikofaktor Nummer Eins beim Mann ist die Pauke, der Bierbauch. Selbst über dem imposantesten Waschbrett kann eine Fettschicht lagern oder - noch tückischer - darunter und rund um die Organe. Zuviel Fett an kritischer Stelle erhöht deutlich das Risiko zum Beispiel von Herz-kranzgefäss- oder Krebserkrankungen. Gesundheitlich bedenklich wird's beim Mann bei einem Bauchdurchmesser ab 102 Zentimetern. Bei der Frau liegt der Alarmwert bei 88 Zentimetern. Beim Abnehmen nicht aufs Gewicht schauen Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Fett zu verlieren, von einer gesunden Ernährung, kombiniert mit einer sportlichen Betätigung bis hin zu medikamentösen Be-handlungen oder gar chirurgischen Eingriffen. Für den gesunden Menschen bietet sich allerdings keine Alternativen. Hormonelle Behandlungen stehen nur bei patholo-gischem Übergewicht zur Diskussion, weil Wachstumshormone auch Krankheitskei-me fördern können. Und kosmetische Eingriffe wie Fettabsaugen bringen nichts, wenn jemand nicht gleichzeitig und auf Dauer sein Essverhalten umstellt. Bleibt als einfachste, vernünftigste, billigste und hoffnungsvollste Formel: Sich bewegen und gesund Essen. Nur wer sein Verhalten ändert, hat langfristig eine Erfolgsgarantie. Der Körper benötigt Zeit, um überschüssige Fettzellen abzubauen. "Du kannst nicht in wenigen Wochen abnehmen, was du dir in zehn Jahren angefressen hast", sagt ASVZ-Ernährungsberater Markus Burri. Von Runterhungern hält der Biologe und Ernährungswissenschafter nichts. Denn was jemand am Anfang einer Nahrungsum-stellung vor allem verliert, ist Wasser. Erst mit der Zeit geht es an den Speck. Wer zu schnell abbaut, verliert auch Muskelmasse. Wer sein Gewicht langfristig tiefer halten will, nimmt nicht schneller ab als vielleicht ein halbes bis ein Kilogramm pro Woche. Die Waage ist indessen ein schlechter Ratgeber. Denn wenn es gelingt, den lästigen Fettanteil mit körperlicher Betätigung durch wertvolle Muskelsubstanz zu ersetzen, verliert jemand beim Abnehmen im Idealfall gar nicht viel an Gewicht! Verlässliche Informationen liefert nur ein Diagramm, das den Körperfettanteil und die Verteilung aufzeichnet. Solche Messungen, genannt Body Composition, bietet auch der ASVZ an, und zwar in der Polyterrasse am Donnerstag (12-14 Uhr) für Frauen und diens-tags (16-18 Uhr) für die Männer. "Noch immer kümmern sich die meisten zuviel um ihr Gewicht und zuwenig um die gesunde Ernährung", sagt Christof Mannhart. Alle wissen um den Wert von Salat, Gemüse und Früchten, und doch dominiert allenthalben der denaturierte Designer Food: Chips statt Tomaten, Schokoladebarren statt Äpfel, Energiedrinks anstelle von Mineralwasser. Man führt dem Körper mehr Kalorien zu, als er verbrennen kann und enthält ihm wertvolle Spurenelemente und Nahrungsfasern vor. "Ohne körperliche Betätigung wie Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit", sagt Hoch-schulsportlehrer Heiner Iten, "verbunden mit einem veränderten Essverhalten ist es kaum zu schaffen, auf Dauer sein Gewicht tief zu halten". Denn leichter werden ist nicht schwer, leichter bleiben dagegen sehr. Die Statistik ist ernüchternd: Nur fünf von hundert brachten nach fünf Jahren noch ihr Wunschgewicht auf die Waage. Alle andern haben sich bald wieder ihren Schwimmgurt zugelegt. Text: Hansjörg Egger