38 2 Untersuchung keiten (z.B. Schuppen, Petechien u.Ä.). Verfärbungen der Haut können z.B. Blauverfärbungen der Ohren oder ganzer Hautareale oder Blässe sein (besonders bei Ferkeln oder Eisenmangelanämie; siehe Kap. 11.2). Ferkel sollten niemals unter der Rotlichtlampe beurteilt werden, da hier natürlich eine starke Veränderung der Hautfarbe erfolgt. • • Haare: Die Haare sollten glatt, glänzend und anliegend sein. Ein struppiges Haarkleid deutet auf ein chronisch erkranktes Tier hin. Körperöffnungen: Untersuchen Sie die Körperöffnungen systematisch (z.B. von vorne nach hinten). Achten Sie dabei auf Ausfluss und eventuelle Umfangsvermehrungen. Ein Augenausfluss kann ein Zeichen für Atemwegserkrankungen sein. Gleichzeitig sollte möglichst die Kotkonsistenz beurteilt werden, was allerdings auch schon bei der Untersuchung der Tiergruppe erfolgt sein kann. Durchführung der Auskultation Zur Auskultation im Schweinebestand muss unbedingt ein sehr hochwertiges Stethoskop verwendet werden. Es sollte einen Schallkopf wie zur Untersuchung eines großen Hundes aufweisen. Große Schallköpfe wie zur Auskultation von Rindern sind ungeeignet. Der Schlauch muss möglichst dick und kurz sein, um eventuelle Störgeräusche und eine Verminderung des Schalls zu reduzieren. Die Ohroliven müssen sehr dicht sitzen. Die Auskultation ist beim Schwein zur Lösung von Bestandsproblemen selten notwendig. Auskultation der Lunge Es gibt beim Schwein nur einen Auskultationspunkt, an dem eine gute Beurteilung der Lunge möglich ist. Dieser liegt kaudodorsal des Ellbogenhöckers, d.h. unter diesem Punkt befindet sich die Bifurcatio tracheae. • Nähern Sie sich dem Schwein möglichst ohne es zu berühren und damit zu beunruhigen. Hier ist unbedingt Geduld gefragt. • Eine Beurteilung sollte folgende Punkte umfassen: – Frequenz, – Abgesetztheit, – Rhythmus, – Tiefe, – Nebengeräusche. 2.2 Untersuchung des Schweins 39 Nebengeräusche Es können sowohl feuchte als auch trockene Nebengeräusche festgestellt werden. Feuchte Nebengeräusche werden durch Schleim und Eiter (aus Entzündungen) verursacht, d.h. man kann z.B. das Platzen von Sekretbläschen hören. Trockene Nebengeräusche werden durch ein sehr zähes, festes Sekret verursacht, so kann das sog. Giemen (hohe pfeifende Töne) gehört werden. Ist ein Großteil der Lunge bereits verändert und wird nicht mehr belüftet, kann ein sog. Röhrenatmen gehört werden (weil es sich wie das Atmen durch ein Rohr anhört). Das kommt dadurch zustande, dass nur noch die luftführenden Wege belüftet sind. Auskultation des Herzens • Den Auskultationspunkt des Herzens finden Sie, wenn Sie in einem Winkel von 45° zum kaudalen Brustbeinende in kraniodorsaler Richtung bis in die Höhe des Ellbogenhöckers vorgehen. Dort können die Herztöne sehr gut beurteilt werden. • Es erfolgt eine Beurteilung wie bei anderen Tieren (Merkwort: FIRAN = Frequenz, Intensität, Rhythmus, Abgesetztheit, Nebengeräusche). Die Beurteilung der verschiedenen Klappen ist meist sehr schwierig. Durchführung der Palpation Auch hier ist es hilfreich, einem systematischen Schema zu folgen und die Untersuchung von vorne nach hinten durchzuführen. Gerade größere Schweine können beißen und dabei gefährliche Wunden verursachen. Daher sollte eine Palpation des Kopfes von älteren Tieren (ab 30 kg) nur sehr vorsichtig erfolgen oder die Tiere müssen hierfür fixiert werden (Oberkieferschlinge; siehe Kap. 3.1). • Rüsselscheibe: Hier kann bei kleinen Ferkeln ein Ausstreichen von Sekret aus der Nase versucht werden. Dabei streichen Sie mit dem Zeigefinger und dem Daumen einer Hand vom Augenwinkel in Richtung Nase. Die Finger gleiten dabei in einer fühlbaren Rinne. Bei größeren Schweinen besteht hierbei Gefahr für den Untersucher! • • Stirn und Lider: Achten Sie hier besonders bei abgesetzten Ferkeln auf Ödeme (Anzeichen für Enterotoxämie). Sklera: Zur Beurteilung der Sklera führen Sie die Hand von hinten kommend über das Auge und ziehen mit dem Daumen das Oberlid nach oben. Beurteilen Sie die Farbe die Episkleralgefäße (Abb. 2.5). 40 • • • 2 Untersuchung Konjunktiven: Wenden Sie den gleichen Griff wie zur Beurteilung der Sklera an (Abb. 2.6). Zusätzlich führen Sie mit dem Daumen der anderen Hand das Unterlid über den Augapfel und drücken dort in die Augenhöhle bis die Konjunktiven vorfallen. Inguinallymphknoten: Zwar können beim Schwein verschiedene Lymphknoten untersucht werden, jedoch ist in der Regel die Untersuchung eines Lymphknotens ausreichend. Zum Auffinden des Inguinallymphknotens greifen Sie von vorne in den Schenkelspalt und können dort mit Zeigefinger und Daumen einer Hand einen Zangengriff durchführen. Kleine Ferkel können dafür von einer Hilfsperson auf dem Arm gehalten werden (Abb. 2.7). Palpation der Gelenke: Auch hier gilt, dass theoretisch eine Untersuchung von verschiedenen Gelenken möglich ist. Meist ist es aber ausreichend, den Füllungszustand eines Gelenkes zu bestimmen, wenn nicht sogar schon adspektorisch eine Füllung auffällig ist. Daher beschreiben wir hier nur die Untersuchung des Tarsalgelenks (Abb. 2.8): – Drücken Sie mit dem Mittelfinger der rechten Hand von medial in den Gelenkspalt und mit dem Zeigefinger der rechten Hand zwischen die langen Zehenstrecker in den Gelenkspalt. – Der Daumen und der Zeigefinger Ihrer linken Hand drücken beidseits des Fersenbeinhöckers tief nach unten in den Gelenkspalt. – Ziel dabei ist es, alle Flüssigkeit im Gelenk an einer Stelle zu sammeln. Dann können Sie mit dem Daumen der linken Hand den Füllungszustand prüfen. Temperaturmessung • • Zur Messung der Körperinnentemperatur führen Sie das Thermometer rektal ein. Es gelten folgende Referenzwerte (+/- 0,3 °C): – Saugferkel: 39,2 °C, – Aufzuchtferkel: 39,0 °C, – Mastschweine: 38,8 °C, – Zuchtsauen: 38,8 °C, – Eber: 38,5 °C.