04. Morphologische Strukturen

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Syntax und Morphologie
Einführungskurs
. Vorlesung
Überblick über die traditionelle
Sprachtypologie
Sprachtypologische Aspekte
Sprachen variieren dahingehend, welche Information
morphologisch ausgedrückt wird
Sprachen können nach ihrer morphologischen Struktur
klassifiziert werden.
Traditionelle Typologie (Bloomfield 1933) unterscheidet:
•
•
•
•
Isolierende Sprachen
Agglutinierende Sprachen
Flektierende Sprachen
Polysynthetische Sprachen
Sprachtypologische Aspekte
Flektierende Sprachen (Indoeuropäische Sprachen)
• Grammatische Merkmale werden über Flexion ausgedrückt (stark:
Latein, Russisch - schwach: Englisch)
• Mehrere distinkte morphologische Merkmale können in einem
gebundenem Morphem stecken
Polysynthetische Sprachen (Inuit-Sprachen)
• Strukturelle Information wird morphologisch ausgedrückt, z.B. die
Argumente eines Verbs (= Inkorporation)
• Yupik:
qayá:liyú:lú:ní
„er konnte sehr gut (-yu) Kajaks (qaya:-) bauen“
Sprachtypologische Aspekte
Isolierende Sprachen: (Mandarin, Vietnamesisch)
• Keine gebundenen Formen (keine Affixe)
• Keine Flexion
• Komposition als einzige morphologische Operation
Agglutinierende Sprachen: (Finno-Ugrisch, Türkisch)
• Alle gebundenen Formen sind zum Stamm hinzugefügte Affixe
• Jeder Affix repräsentiert ein distinktes morphologisches Merkmal
Türkisch:
cöp+lük+ler+imiz+de+ki+ler+den+mi+y+di
Abfall+AFF+PL+1P/PL+LOC+REL+PL+ABL+INT+AUX+PAST
Probleme der traditionellen
morphologischen Typologie
Inkohärent, weil...:
ƒ Kontinuum anstatt 4 diskrete Typen
Bsp. Englisch: kaum Flexion --> isolierend
Derivation --> agglutinierend
Komposition --> teilweise polysynthetisch
ƒ
Verhältnis Morphologie - Syntax bleibt offen
z.B. Frage nach der Beziehung zwischen Komposition und Syntax
ƒ Frz. + Dt. haben Flexion,
aber frz. Komposita sind Reflexe der syntaktischen
Phrasenstruktur (Verb + Objekt),
dt. Komposita sind meist Nomen-Nomen-Komposita
=XUMorphemklassifikation
Morphemklassen I
ƒ
Freies Morphem
ƒ Kann ohne direkte Bindung an ein anderes Morphem frei im
Satz auftreten
ƒ lexikalisch autonom, wortfähig
ƒ Bsp.: Tür
ƒ
Gebundenes Morphem
ƒ Tritt immer nur zusammen mit anderem Morphem auf
ƒ Nicht allein wortfähig
ƒ Bsp.: Tür- en, fanat-isch,
Morphemklassen II
„
Basismorpheme (Grundmorpheme, Wurzel) - BM
•
Ausgangspunkt für Flexion und Derivation
ge-les-en, les-bar
„
Wortbildungsmorpheme(Wortbildungsaffixe) - WBM
les-bar, Eitel-keit
„
Grammatische Morpheme (Flexive, Flexionsaffixe) -GM
les-bar-e, sag-t
„
Stamm
•
Morphem (BM) oder Morphemgefüge (BM+WBM), an die ein
GM treten kann.
Haustür-e
Basismorpheme und Flexive
„
Basismorpheme
•
•
•
„
Träger einer lexikalisch-begrifflichen Bedeutung
Prinzipiell wortfähig
Kompositionsgliedfähig bzw. basisfähig (Derivation)
Flexive (Flexionsmorpheme)
•
Synchron gesehen: geschlossener Bestand
(vollständig aufzählbar)
Morphologische Operationen
„
Flexion
•
„
Bildung von Wortformen
Wortbildung
•
•
Erweiterung des Wortinventars
Zentrale Wortbildungsprozesse:
a. Komposition
Zusammensetzungen aus sonst frei vorkommenden
Morphemen
Bsp.: Donaudampfschiffskapitänsmützenabzeichen
b. Derivation
Ableitung durch Affigierung
Bsp.: Beschreibung, ausfragen, sachlich
Wortstrukturtypen
„
Einfache Wörter:
•
Basismorphem (+ optionales grammatisches Morphem)
Fach-(+GM)
„
Abgeleitete Wörter:
•
Mit Hilfe von WB-Morphem von Basis abgeleitet
(+ optionales grammatisches Morphem)
Fach-lich-(+GM)
„
Zusammengesetzte Wörter:
•
Bestehen aus zwei oder mehreren Basen
(+ optionales grammatisches Morphem)
Fach-buch-(+BM)-(+GM)
Besondere Morpheme I
„
Reihenbildende Basismorpheme
•
„
-arm, -reich, -voll
Gebundene Basismorpheme (Konfixe)
•
•
Haben lexikalisch-begriffliche Bedeutung
therm-, elektr-, bio-, fanat-, stief-
Besondere Morpheme II
ƒ
Portemanteau Morph[em]
(Kleiderständer/Schachtelmorphem)
ƒ Realisiert mehrere Morpheme
ƒ 1-zu-n-Abbildung von Form und Funktion
ƒ Bsp.: -au (à+le) im Frz. = „dat, mask, def, sing“
ƒ
Unikales (blockiertes) Morphem
ƒ Treten nur in einer einzigen Verbindung mit einem anderen
Morphem zusammen auf
ƒ Bsp.: Him-beere
Homonymie zwischen
Affix und Basismorphem
„
... wenn formgleiche Morpheme aufgrund völlig
verschiedener Bedeutungen einmal als
Basismorphem frei vorkommen, in anderer
Umgebung aber als Affix gebunden sind.
„
Beispiele:
•
•
Schaft/-schaft in Stiefelschaft/Studentenschaft
er/er-/-er in er lacht / erringen / Maler
Flexion und Wortarten
Grundbegriffe bzgl. „Wort“
ƒ
Lexem
8 Linguistische Einheit mit bestimmter Wortart
8 Lexikalisches Wort
8 Bsp.: Maus
ƒ
Wortform
8 Flektierte Form eines Lexems
8 Bsp.: Maus, Mäuse, Mäusen
Grundbegriffe bzgl. „Wort“
ƒ
Grammatisches (=morphosyntaktisches) Wort
8
8
8
ƒ
Wortform plus grammatische Funktion
Zu einer Wortform können mehrere grammatische Wörter
gehören.
Bsp.: Maus nom., sg. ; Mäuse nom., pl. ; Mäusen akk., pl.
Zitierform (Lemma)
8
8
8
Kodifizierte Wortform
Per Konvention ausgewählter Lexikoneintrag
Bsp.: Maus als Wb-Eintrag
Was ist Flexion?
flexio (lat. = ‚Biegung‘)
Bildung und geregelte Veränderung der
Wortformen bestimmter Klassen
Verbindung der Wortstämme mit
Flexionsformativen (= Laut/Schriftformen der
Flexionsmorpheme)
Flexion
„
Wortstämme bestimmter Wortarten werden in
morphologisch verschiedenen Wortformen
realisiert, die regelhaft wortartspezifisch
verschiedene syntaktisch-semantische
Funktionen mitausdrücken. (Bussmann 1990)
• Nomen --> Deklination
• Verb --> Konjugation
• Adjektiv --> Komparation, Deklination
Flexionsparadigma
„
Gesamtheit der Wortformen eines Lexems, angeordnet
in einer konventionell festgelegten Reihenfolge
Auch: Flexionsschema, Flexionstabelle
(vereinfachtes) Bsp.:
lesen - las - gelesen
lese
lesen
liest
lest
liest
lesen
Aufgaben der Flexion
„
Flexionsformative zeigen an, dass den flektierten
Wortklassen bestimmte Kategorien (Genus, Numerus,
Kasus, Tempus etc.) zugeordnet sind.
•
Generische Kategorien (Beschreibungsdimension) vs.
Spezifische Kategorien (Werteausprägung der jeweiligen
Dimension)
Bsp.: Maus [NUMERUS: sg] [GENUS: fem]
•
Kategorien werden durch Klassen von Flexionsmorphemen
verkörpert.
Aufgaben der Flexion
„
Flexionsmorpheme drücken grammatische
Bedeutungen bzw. syntaktische Funktionen aus.
Bsp.: -en in Hunden
• Pluralmorphem: grammatische Bedeutung
‚gegliederte Vielzahl‘
• Dativmorphem: syntaktische Funktion‚ indirektes
Objekt‘
„
Flexionsformen drücken grammatische Kongruenz
aus.
Bsp.: der große Baum - die großen Bäume
Aufgaben der Flexion
„
Flexionsformen haben auch kommunikativpragmatische Aufgaben, z.B. kennzeichnen die
Modusformen des Verbs die Geltung sprachlicher
Äußerungen.
Bsp.: ich komme vs. ich käme
Flexionsformative:
Inventar
1.
Additive Formative
ƒ
ƒ
ƒ
Werden dem Wortstamm hinzugefügt
Flexionsaffixe (lat. affixus ‚angeheftet‘)
Hilfsverben haben, sein, werden
a) Kontinuierliche Formative
-
Werden allein oder kombiniert in ununterbrochener Folge angefügt
Meist Flexionssuffixe
wie -e, -(e)n, -er, -(e)s, -(e)t, -(e)st, -(e)ns, -(e)nd, -em
Bilden i.d.R. synthetische Formen
b) Diskontinuierliche Formative
-
Treten durch Formative anderer Klassen getrennt voneinander auf
z.B. Hilfsverb plus Infinitiv/Partizip (hat etwas gesehen, wird morgen
kommen, am größten)
Bilden i.d.R. analytische Formen
Flexionsformative:
Inventar
2.
Nicht-additive Formative
ƒ
ƒ
3.
Formative, die durch Lautwechsel in Erscheinung treten
(innere Flexion)
- Ablaut:
liegen - lag - gelegen
- Umlaut:
wurde - würde; Tochter - Töchter
- Brechung: ich gebe - du gibst
Formative mit additiver und nicht-additiver
Komponente
ƒ
Beide Komponenten erscheinen, z.B. Verben mit sog.
Rückumlaut: brenne - brannte
Flexionsformative:
Inventar
4.
Morpheme ohne unmittelbare Formativrepräsentation
ƒ
Flexionsmorpheme, die nicht unmittelbar durch
entsprechendes Formativ angezeigt sind
= Nullmorphem (Nullstelle, ø)
ƒ
Verdeutlichung von Kategorien
Beispiele:
Indikativ : Konjunktiv (du komm-ø-st : komm-e-st)
Präsens : Präteritum (du leg-ø-st : leg-te-st)
Singular : Plural (die Frau-ø : die Frau-en)
Form
& grammatische Funktion
Keine 1:1-Abbildung ! ! !
Redundanz
„
„
Eine Funktion - mehrere Formen
Bsp.: Dreifache Kennzeichnung des Plurals in die Wälder (Artikel, Umlaut,
Morphem)
Portemanteaumorphem (Polyfunktionalität)
„
„
Eine Form - mehrere Funktionen
Bsp.: -er markiert als GM Plural/Genitivplural und als Wobi-Suffix das maskuline
Substantiv (der Lehrer)
Synkretismus (Polyfunktionalität)
„
„
„
Eine Flexionsform korrespondiert zu verschiedenen morphosyntaktischen
Beschreibungen
Ausdrückbar durch Portemanteaumorphem
Bsp.: Dach (neutr., nom., sg./neutr., akk., sg./ neutr., dat., sg.)
Form
& grammatische Funktion
Homonymie (Polyfunktionalität)
„
„
Formen verschiedener Lexeme fallen zufällig zusammen
Bsp.: trockene (Verbform oder Adjektivform)
-er in Läufer vs. -er in meiner
Polysemie (Polyfunktionalität)
„
„
Gleiche Form in Bedeutungsvarianten
Bsp.: -er in Bohrer, Mixer, Sender und in Läufer, Leser, Sender
Allomorphie
„
„
Ein und dasselbe Morphem wird verschieden realisiert
Bsp.: Ort - örtlich, Wand- Wände, adlig - adelig
Morphologische Veränderung
der grammatischen Funktion
„
Passivierung:
•
„
Kausative: Chichewa (Bantu-Spr.) nach (Baker 1988)
•
„
Die Studentin kauft ein Buch. -- das Buch wird gekauft.
Mtsikana a+na+u+gw+ets+a mtsuko
girl SubjAgr+PAST+ObjAgr+fall+CAUS+ASP waterpot
„the girl made the waterpot fall“
Applikative: Chichewa nach (Baker 1988)
•
Mbidzi zi+na+perek+er+a nkhandwe msampha
zebras SubjAgr+PAST+hand+APPL+ASP fox trap
„the zebras handed the fox the trap“
Wortarten (parts of speech)
ƒ
ƒ
ƒ
Ergebnis der Klassifizierung der Wörter nach Form- und
Bedeutungsmerkmalen
Zahl schwankt je nach Gliederungsaspekten und Zweck
(z.B. Tagging)
Mögliche Gliederungsaspekte:
Æ morphologisch
• Flektierbar?
Æ syntaktisch
• Satzgliedwertig?, mit Kasusforderung?, artikelfähig? etc.
Æ semantisch
• Dinglichkeit? Eigenschaft?, Prozess?, Relation?
Wortarten des Deutschen
(Nach Helbig/Buscha 1984)
2.
1.
Hauptwortklassen:
a)
b)
c)
d)
Verben
Substantivwörter
Adjektive
Adverbien
Funktionswörter:
a)
b)
c)
d)
e)
f)
g)
h)
Artikelwörter
Präpositionen
Konjunktionen
Partikeln
Modalwörter
Negationswörter
Satzäquivalente
Pronomen „es“
XEROX Tagset für Deutsch
Tag
Description
Example
+NOUN
common noun, nominalized adjective,
nominalized infinitive,or proper name
Hut, Leute [das] Gute, [das] Wollen, Peter,
[die]Schweiz
+VVFIN
finite verb form
[er] sagt
+VVINF
infinitive
[er will] sagen, einkaufen
+VVIZU
infinitive with incorporated "zu"
[um] einzukaufen
+VVPP
past participle:
[er hat] gesagt
+VAFIN
finite auxiliary
[er] ist, [sie] haben
+VAINF
auxiliary infinitive
[er will groß] sein
+VAPP
auxiliary past participle
[er ist groß] geworden
+VMFIN
finite modal
[er] kann, [er] mochte
modal infinitive
[er wird kommen] können, [er hat kommen]
wollen
+VMPP
modal past participle
[er hat es] gekonnt
+ART
article
der [Mann], eine [Frau]
+VMINF
Tag
Description
Example
+PERSPRO
personal pronoun
ich, du, ihm, mich, uns
+REFLPRO
reflexive "sich"
sich
+REZPRO
reciprocal "einander"
einander
+POSPRO
possessive pronoun
[das ist] meins
+POSDET
possessive determiner
mein [Haus]
+INDDET
indefinite determiner
kein [Mensch]
+RELPRO
relative pronoun
[der Mann,] der [lacht]
+WPRO
interrogative pronoun
wer [ist da?]
+WDET
interrogative determiner
welche [Nummer?]
+ADV
non-adjectival adverb
oft, heute, bald, vielleicht
+CARD
cardinal
1, eins, 1/8, 205
+ORD
ordinal
2., dritter, 1.2.
+COORD
coordinating conjunction
und, oder
+SENT
sentence final punctuation
.;?!
+CM
comma
,
+PUNCT
other punctuation, bracket
: ( ) [ ] - "K ''
Semantische Gliederung des
Nomen substantivus
„
Konkreta
„
•
•
•
•
„
Bezeichnen Gegenständliches:
Appellativa (Gattungsnamen):
Stoffnamen:
Kollektiva (Sammelnamen):
Individuativa (Eigennamen):
Dach, Frau, Ball
Mensch, Säugetier, Pflanze
Holz, Brot, Wasser, Sauerstoff
Literatur, Obst, Vieh
Heidelberg, Otto, Pfälzer Wald
Abstrakta
„
•
•
•
Bezeichnen Nicht-Gegenständliches:
Bezeichnung von Beziehungen: Freundschaft, Ordnung
Bezeichnung von Eigenschaften: Klugheit, Härte
Bezeichnung von Vorgängen/Zuständen: Leben, Bewegung
Syntaktische Gliederung des
Nomen substantivus (Dt.)
Einteilung nach Funktion im Satz, die sich aus
Einsetzbarkeit in „Leerstellen“ einer anderen
selegierenden Kategorie ergibt.
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Subjekt
Direktes Objekt
Indirektes Objekt
Präpositionalobjekt
Präpositionalattribut
Präpositionaladverb
Die Frau kommt.
Max gibt der Frau ein Buch.
Max gibt der Frau ein Buch.
Die Frau bekommt von Max ein Buch.
Das Buch von diesem Verlag ...
Die Frau kommt in die Buchhandlung.
(Die Frau las das Buch zwei Tage lang. )
Morphologische Kategorien
des Nomen substantivus (Dt.)
„
Genus:
•
„
Numerus:
•
•
„
Singular, Plural
Dual (z.B. im Bayr.)
Kasus:
•
•
Æ
Maskulinum, Femininum, Neutrum
Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv
(Präpositionalkasus)
Andere Sprachen können andere generelle und/oder
spezifische Kategorien aufweisen. (s. Übungsaufgabe)
Deklinationsparadigmen (Dt.)
„
Haupttypen
stark
schwach
null
Nom
-ø
- (e)
-ø
Gen
- (e)s
- (en)
-ø
Dat
- (e)
- (en)
-ø
Akk
-ø
- (en)
-ø
Beispiele:
Stark:
der Tag-ø, des Tag-(e)s, dem Tag-(e), den Tag-ø
Schwach:
Null:
der Mensch-ø, des/dem/den Mensch-en
die/der Tasche-ø
Deklinationsparadigmen (Dt.)
„
Nebentypen
Unregelmäßig
Eigennamen
Nom
- (e)
- (e)
Gen
- (en)s
-(s),- (ens)
Dat
- (en)
- (en)
Akk
- (en)
- (en)
Beispiele:
unregelmäßig: der Name, des Name-ns, dem Name-n, den Name-n
Eigennamen: der/des/dem/den Otto-ø
Semantische Gliederung
der Verben
Kennzeichnung
verschiedener Geschehensu. Seinsformen
a)
b)
c)
d)
e)
Tätigkeitsv. (lesen, wandern)
Handlungsv. (etw. bauen,
jmd. helfen)
Vorgangsv. (altern, sterben,
blühen)
Ereignisv. (regnen, rascheln)
Zustandsv. (sein, bleiben,
wohnen)
Unterscheidung nach Aktionsarten
a)
b)
c)
d)
e)
f)
g)
Durative/ imperfektive V. (blühen, leuchten,
schlafen) ‚Verlauf‘
Frequentative V. (schwingen, flattern)
‚Wiederholung‘
Intensive V. (rasen, schnitzen)
‚Verstärkung‘
Punktuelle/ mutative/ perfektive V.
(brechen, platzen, treffen) ‚Zeitpunkt,
Abschluß‘
Inchoative/ ingressive V. (erblühen,
einschlafen, entzünden) ‚Eingangsphase‘
Egressive/ resultative V. (verblühen,
zerreißen, erschlagen) ‚Endphase,
Ergebnis‘
Faktitive/ kausative V. (fällen, versenken,
weißen) ‚bewirktes Geschehen‘
Syntaktische Gliederung
der Verben (Dt.)
ƒ
Anteil bei Bildung des Prädikats
a)
b)
c)
Vollverben (schlafen, lesen)
Hilfsverben i.e.S. (haben, sein, werden)
Hilfsverben i.w.S.:
• Modalverben (dürfen, können, mögen etc.)
• Modifizierende Verben (drohen, pflegen)
• Kopulative Verben (sein, werden, scheinen, heißen,
bleiben)
• Funktionsverben (zur Aufführung bringen)
Syntaktische Gliederung
der Verben (Dt.)
ƒ
Rektion/Subkategorisierung
a)
b)
c)
Intransitive Verben
Transitive Verben (i.e.S. nur direktes Obj., i.d.R.
auch indirektes Obj. )
Ditransitive Verben
--> Parallelen zur Valenz (Wertigkeit) des
Verbs
Syntaktische Gliederung
der Verben (Dt.)
ƒ
Reflexivität
a)
b)
c)
d)
ƒ
Nicht reflexive Verben (lesen, tanzen)
Echte reflexive Verben (sich [akk] freuen, sich [dat] etwas
einbilden)
Unechte reflexive Verben (sich/ihn waschen, sich/ihr etw.
kaufen)
Reziproke Verben (sich verloben, sich einigen)
Form des Subjekts
a)
b)
Persönliche Verben (denken, splittern, laichen)
Unpersönliche Verben (hageln, rascheln, klopfen)
Morphologische Gliederung
der Verben (Dt.)
ƒ
Regelmäßige Verben
•
schwache Verben (Stammformen durch einheitliche
Tempusformative)
wie arbeiten-arbeitete-gearbeitet
•
Verben mit Rückumlaut (e/a-Wechsel des Stammvokals)
wie brennen-brannte-gebrannt
•
Verben mit verschiedenen Vokal-/Konsonantenveränderungen
wie dürfen-durfte-gedurft, wissen-wusste-gewusst,
bringen-brachte-gebracht, denken-dachte-gedacht,
haben-hatte-gehabt
Morphologische Gliederung
der Verben (Dt.)
ƒ
Unregelmäßige Verben
•
starke Verben (Stammformen mit Ablaut)
wie singen-sang-gesungen, laufen-lief-gelaufen,
sprechen-sprach-gesprochen, lesen-las-gelesen
Morphologische
Verbalkategorien des Dtn.
Primär:
ƒ Tempus: Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt,
Futur I und II
ƒ
ƒ
Modus:
Genus:
Indikativ, Konjunktiv I und II, Imperativ
Aktiv, Passiv
Sekundär:
ƒ Person:
1.,2.,3.
ƒ Numerus: Singular, Plural
Æ
Andere Sprachen können andere generelle und/oder spezifische
Kategorien aufweisen. (s. Übungsaufgabe)
Tempora und ihre Funktionen
Präsens:
Präteritum:
Perfekt:
Plusquamperfekt:
Futur I:
Futur II:
‚gegenwärtig gültig‘
‚vergangen‘
‚vollzogen‘
‚vergangen + vollzogen‘
‚erwartet‘
‚erwartet + vollzogen‘
Modi und ihre Funktionen
Indikativ:
‚wirklich‘
Max kommt.
Imperativ:
‚gefordert‘
Komm,Max!
Konjunktiv I:
‚vermittelt‘, ‚indirekte Rede‘
X sagte, Max komme.
Konjunktiv II:
‚irreal‘, ‚vorgestellt‘
Käme Max, dann...
Genera und ihre Funktionen
--> „Handlungsrichtung des Verbs“
Aktiv:
•
neutrale Grundform, i.a. agensbezogen
Max hilft einer alten Frau.
•
Auch nicht agensbezogen/ agensunabhängig
Die Läden schließen um 20.00 Uhr.
Genera und ihre Funktionen
--> „Handlungsrichtung des Verbs“
Passiv:
•
Agens bleibt ungenannt oder wird präpositional
eingeführt (mit x, durch x, von x)
Einer alten Frau wurde (von Max) geholfen.
•
Vorgangspassiv und Zustandspassiv
Die Läden werden geschlossen.
Die Läden sind geschlossen.
Ersatzpassiv
Æ
Unpersönliche Ausdrucksweise, agensabgewandt
Aktivformen mit passivischer Bedeutung
ƒ
Bekommen + Partizip II
Æ
•
ƒ
Lassen + zu + Infinitiv
•
ƒ
•
Die Tür öffnet sich.
Achtung: Nicht mit echten reflexiven Verben!
Subjektverschiebung
•
ƒ
Das lässt sich erklären.
Reflexive Verben
•
ƒ
Sie bekommt das Buch gebracht.
Der Laden schliesst um 20.00 Uhr.
Funktionsverbgefüge
ƒ
Das geriet leider in Vergessenheit.
Konjugationsparadigmen
Synthetische (einfache) Formen:
•
finite Verbform
Analytische (zusammengesetzte Formen):
•
ƒ
Was gehört zu einem vollständigen Paradigma des dtn.
Verbs?
9
9
9
Æ
finite + infinite Verbform
Tempusparadigma
Konjunktivparadigma
Paradigma Vorgangs-/Zustandspassiv
S. Übungsaufgabe
Infinite Verbformen des Dtn.
Partizip I:
aktivisch geschehend
• Der lesende Junge
Partizip II:
passivisch geschehend,
vollzogen/abgeschlossen
• Das gelesene Buch
Infinitiv:
„
„
Nennform, ohne Konjugationsmerkmale
Infinitiv I --> ‚Dauer‘: lesen
Infinitiv II --> ‚Abschluss‘: gelesen haben
Formenbestand für Konjunktiv
ƒ
Konjunktiv I: Präsensstämme
8
8
8
ƒ
Er komme.
Er sei gekommen., Er habe gelacht.
Er werde kommen., Er werde gekommen sein.
Konjunktiv II: Präteritialstämme
8
8
8
8
Er käme. Er lachte.
Er wäre gekommen. Er hätte gelacht.
Er würde kommen. (Konditional I)
Er würde gekommen sein. (Konditional II)
Syntaktische Gliederung
der Adjektive (Dt.)
Verwendung:
ƒ
a)
b)
c)
Attributiv:
Prädikativ:
Adverbial:
die kluge Frau
Die Frau ist klug.
Das hat sie klug angestellt.
Valenz/ Subkategorisierung:
ƒ
•
Ein-, zwei- oder dreistellig
Morphologische Kategorien
des Adjektivs (Dt.)
Primär:
ƒ Komparation:
Positiv-Komparativ-Superlativ
schön - schöner - am schönsten
Sekundär:
ƒ Numerus, Genus, Kasus
Æ
Æ
Sekundäre Kategorien der Adjektivdeklination treten bei
attributiver Verwendung in Erscheinung.
Unterscheidung starke/schwache Deklination
(s. Aufgabe)
Charakteristika Flexion
Eigenschaften
9
Systematisch:
ƒ Hinzufügung eines Flexionsaffixes zu einem Stamm hat immer
denselben Effekt.
ƒ Bsp.: -en alsPlural
9
Produktiv:
ƒ Neuerworbene Lexeme in einer Sprache folgen automatisch den
vorhandenen Regeln.
ƒ Bsp.: neues Verb weist die entsprechenden Tempusformen auf
9
Kategorieerhaltend:
ƒ Die grammatische Kategorie eines Wortes wird durch Flexion nicht
verändert.
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