Medikamentöse Behandlung der Migräneattacke: 1. Analgetika: wirken über eine schmerzlindernde, z.T. auch abschwellende gegen die Entzündung der Gefäße gerichtete Wirkung. Bei den Analgetika gibt es individuell ganz unterschiedliche Wirksamkeit und Verträglichkeit. ASS, Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac können Übelkeit verstärken oder bei häufiger Einnahme die Magen/Dünndarmschleimhaut reizen. Bei mangelnder Wirkung Wechsel auf ein anderes Schmerzmittel versuchen. Bei länger anhaltenden Kopfschmerzen Naproxen oft gut wirksam. Einnahme auch mehrmals an einem Migränetag aber nicht häufiger als an 8 (-10) Tagen im Monat! ASS 500-1000mg Ibuprofen 600-1200 mg Naproxen 500-1000mg Diclofenac Tropfen 50-100mg Novaminsulfon Tropfen 500-1000mg Paracetamol 500-1000mg 2. Triptane: Moderne Migränemittel, die einerseits direkt auf die Gefäße und auch auf die Schmerzleitung wirken. Triptane sollten bei leichter Migräne, die gut mit Analgetika behandelbar sind, nicht zum Einsatz kommen sondern bei mittelschwerer oder schwerer Migräne oder wenn Analgetika nicht innerhalb von 1-2 Stunden nach Einnahme ausreichend wirken. Bei Migräne mit Aura sollten Triptane erst nach Ende der Aura eingenommen werden. Wie bei den Analgetika sollte die Triptane maximal an 8 Tagen im Monat eingenommen werden um die Entwicklung eines Dauerkopfschmerzes zu vermeiden. Sumatriptan: 50-100 mg als Tablette gute und häufig wirksames Standardtriptan, Vorteil: auch als Nasenspray (Imigran NS) oder als Spritze. Naratriptan (Formigran): 2,5 mg als Tablette. Freiverkäuflich (kein Rezept erforderlich). Vorteil: lange Wirksamkeit (bei Wiederkehrkopfschmerz), Nachteil: Wirkungseintritt erst nach Stunden. Rizatriptan (Maxalt): 5-10 mg als Tablette oder Wafer (schnelllösliche Tablette), Gute Wirksamkeit und Verträglichkeit. Almotritan (Almogran): 12,5 mg als Tablette , gute Wirksamkeit und Verträglichkeit Zolmitriptan (Ascotop): 2,5-5 mg als Tablette oder Wafer und als Nasenspray 5 mg, Gute Wirksamkeit und Verträglichkeit. Eletriptan (Relpax): 20-40mg als Tablette, gute Wirksamkeit und Verträglichkeit. Frovatriptan- Allegro: 2,5 mg als Tablette: Vorteil lange Wirksamkeit, Nachteil Wirkungseintritt oft verzögert. Nebenwirkungen der Triptane: Engegefühl im Bereich der Brust und des Halses, Kribbelmißempfindungen der Extremitäten, Kältegefühl, Schwindel, Benommenheit, Müdigkeit, Mundtrockenheit, leichter Blutdruckanstieg. Triptane sollten nicht benutzt werden bei: Mäßige, schwere oder unbehandelte Hypertonie, Koronare Herzerkrankung, Angina pectoris, Herzinfarkt in der Vorgeschichte, andere Gefäßerkrankungen (AVK) oder Schlaganfall. schwere Leber- oder Nierenerkrankungen, Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder (<12. Lebensjahr). 3. Medikamente gegen Übelkeit: Die Prokinetika oder Mittel gegen Übelkeit haben eine Wirkung auf die Übelkeit bei Migräne aber auch auf die häufig in der Migräneattacke bestehende Beeinträchtigung der Magenentleerung. Durch diese Hemmung der Magenbeweglichkeit können die Analgetika oder Triptane nicht oder nur vermindert aufgenommen werden und wirken schwächer oder gar nicht, weil diese erst im Dünndarm resorbiert werden können. Es stehen 2 Präparate zur Auswahl: 1. MCP (Metoclopramid: 20 Tr. Mit einem Analgetikum und/oder mit einem Triptan. Vorteil gute Wirksamkeit in Tropfenform, selten als Nebenwirkungen Bewegungsstörungen (EPMS). 2. Domperidon 2 ml (Motilium) oder als Tablette mit Analgetikum und/oder Triptan. Vorteil: keine Nebenwirkungen auf die Beweglichkeit. Praktischer Tip bei Beginn der Attacke: 1. Analgetikum bis maximale Dosis 2. Bei mangelnder Wirksamkeit Triptan 3. MCP 20 Tr. , Domperidon 2 ml (Motilium) 4. Bei zuvor unvollständigen Ansprechen eines Analgetikums und/oder Triptan + immer MCP/Domperidon bei Attackenbeginn! 4. Nicht medikamentöse Behandlung der Migräneattacke: Schonung mit Liegen in einem möglichst kühlen und dunklen Raum. Progressive Muskelrelaxation. Anwendung von Eisbeuteln und Kühlelementen im Schädelbereich oder Einreibungen der Schläfe mit Pfefferminzöl. Häufig sind diese nicht medikamentösen Maßnahmen allein nicht ausreichend! 5. Prophylaktische Behandlung bei Migräne: 3 Attacken oder mehr pro Monat Migräneattacken > als 48 Stunden subjektiv unerträgliche Migräneattacken Unwirksamkeit der Akut - Medikation Unverträglichkeit der Akut - Medikation komplizierte Migräneattacken (Aura bzw. neurologische Ausfälle) Wissenschaftlich nachgewiesene wirksame Verfahren sind: Regelmäßige sportliche Betätigung Stressbewältigungstraining Kontrolle von Triggerfaktoren Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson Bio-Feedback Medikamentöse Prophylaxe: ß-Blocker: Metoprolol, Propranolol Flunarizin Topiramat (Topamax) Valproinsäure (nicht zugelassen) Trizyklische Antidepressiva: Amitriptylin, Trimipramin, Clomipramin, Doxepin Alle Substanzen erfordern eine tägliche Einnahme der Medikation. Bei erfolgreicher Behandlung kann die Substanz frühestens nach 6 - 8 Monaten, meistens nach einem Jahr, abgesetzt oder ausgeschlichen werden, um den Spontanverlauf zu beobachten.