Die VenNendun~transgener Tiere in der biomedizInischen

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Die VenNendun~ transgener Tiere
in der biomedizInischen Forschung •In
Deutschland*
Teil 1: Sachstandsbericht 2001-2003
Ursula G. Sauer, Roman Kolar und Brigitte Rusche
Akademie für Tierschutz. D-Neubiberg
Zusammenfassung Teil 1
Während es sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt hat, einen
aktiven Beitrag zur Reduktion von Tierversuchen zu leisten,
nimmt gleichzeitig die Verwendung gentechnisch veränderter
Tiere in der biomedizinischen Forschung Jahr für Jahr kontinuierlich zu. Vor diesem Hintergrund sollte mit der vorliegenden
Studie ein Überblick über die Ziele und Inhalte von Forschungsvorhaben in Deutschland gewonnen werden,jür welche
transgene Tiere hergestellt wurden oder in experimentellen
Verfahren zum Einsatz kamen. Dabei sollten insbesondere diejenigen spezifischen Forschungsgebiete und Versuchsdurchführungen benannt werden, in denen gentechnologisch veränderte Tiere vermehrt verwendet werden. Anschließend sollte
überprüft werden, ob die aufgedeckten Forschungsziele auch
mit tierversuchsfreien Verfahren verfolgt werden könnten.
In einer Literaturrecherche wurden 577 in Fachzeitschriften
veröffentlichte relevante Publikationen gesammelt. Dieses
Material ermöglicht eine Aussage über Forschungsgebiete aus
der Grundlagenforschung, in denen transgene Tiere zum Einsatz kommen, nicht aber über deren routinemäßige Verwendung
in der angewandten Forschung oder zur Aufrechterhaltung
transgener Zuchtlinien, da derartige Verwendungszwecke in der
Regel nicht Gegenstand von Fachpublikationen sind.
Schwerpunkte der biomedizinischen Forschung mit transgenen
Tieren sind gemäss den ausgewerteten Publikationen insbesondere in den Fachgebieten Neurobiologie, Immunologie, Kardiologie, Embryologie und Onkologie zu finden. Ihre Verwendung
lässt sich jedoch auch in allen anderen Bereichen der biomedizinischen Grundlagenforschung nachweisen. Übereinstimmend mit der offiziellen Versuchstierstatistik waren die meisten
verwendeten transgenen Tiere Mäuse, gefolgt von Ratten und
Schweinen. Zudem wurden einzelne Forschungsvorhaben mit
Fischen, Kaninchen und Hühnern erfasst'. Ratten gelangten zu
einem hohen Prozentsatz in der Herz-Kreislauf-Forschung zum
Einsatz, transgene Schweine hingegen werden als Organspendetiere im Rahmen der Xenotransplaruationsforschung her-
gestellt und gezüchtet. Der überwiegende Teil der Forschungsvorhaben behandelte den experimentellen Einsatz bereits
etablierter transgener Tiere, oder es wurde dargelegt, dass
transgene Tiere gezielt für das betreffende Forschungsvorhaben
hergestellt wurden. Zumeist wurden Veränderungen des Erbgutes ausgelöst, indem das Fremdgen in das Keimzellgenom
integriert wurde. In einigen Forschungsvorhaben wurde berichtet, dass Wildtyp- Tieren nach der Geburt transgenes Material
eingebracht wurde.
Zusammenfassung Teil 2: Perspektiven zur Umstellung der biomedizinischen Forschung mit transgenen Tieren auf tierversuchsfreie Verfahren (erscheint in ALTEX 23,1,2006)
Transgene Tiere werden in der Regel in Tierversuchen eingesetzt, um Genfunktionen und deren Regulierungen oder den
Beitrag, den genetische Veränderungen zur Entstehung von
Krankheiten leisten können, zu untersuchen. Ein großer Teil der
transgenen Tiere ist allein schon aufgrund der gentechnischen
Veränderung stark in seinem Allgemeinbefinden beeinträchtigt.
Zusätzlich lässt sich hinterfragen, ob der experimentelle Einsatz transgener Tiere zu Erkenntnissen führte, die von solch
hervorragender wissenschaftlicher Bedeutung sind, dass sie
das Leiden der Versuchstiere rechtfertigen. Um daher Ansätze
aufzuzeigen, mit denen die Verwendung transgener Tiere
vermieden werden könnte, wurden anschließend in weiteren
Recherchen tierversuchsfreie Verfahren erfasst, die zur Verfolgung der genannten Fragestellungen geeignet erschienen. Dies
waren insbesondere tierversuchs freie Verfahren, die sich
gentechnischer Techniken bedienen. Hierzu gehören in vitro
Zellkulturverfahren mit gentechnisch veränderten Zellen, wie
beispielsweise der so genannte Transfeeted Cell Array, sowie in
vitro Untersuchungen, bei denen mittels RNA-Interferenz oder
durch Einsatz von so genannten Antisense-Oligonucleotiden
Gene gezielt an- und ausgeschaltet werden können. Derartige
Verfahren lassen sich auch in Zellkulturen mit menschlichen
Zellen einsetzen, so dass sich damit unmittelbar Erkenntnisse
• Diese Studie wurde als Förderprojekt WK 1 - 1328 - 173 mit freundlicher finanzieller Unterstützung
der Zentralstelle für die Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden
zum
Tierversuch (ZEBET) des Bundesinstituts
für Risikobewertung,
Berlin, durchgeführt.
1 Nach der offiziellen deutschen
Versuchstierstatistik
Hamster, Schafe und Amphibien für experimentelle
ALTEX 22,4/05
werden zudem in einzelnen Fällen transgene
Zwecke hergestellt und verwendet.
233
m.....
SAUER ET AL.
-------------~-
über die Funktion des menschlichen Körpers gewinnen lassen.
Zwar wird ein Eins-zu-Eins Ersatz von Tierversuchen mit transgenen Tieren durch tierversuchsfreie
Verfahren als unwahrscheinlich erachtet. Dennoch belegt aus Sicht des Tierschutzes
das breite Spektrum von bereits heute verfügbaren
tierversuchsfreien Verfahren zur Erforschung von Genfunktionen und
genetisch Jedingten
Wechselwirkungen,
dass ein Verzicht auf
derartige Tierversuche möglich ist, ohne die biomedizinische
Forschung zu behindern. Selbst wenn möglicherweise
die eine
oder andere - auf die Methode Tierversuch bezogene - Frage
vorübergehend
nicht beantwortet werden könnte, würde eine
Forschung, die sich auf moderne ethisch vertretbare in vitro
Verfahren beschränkt, eigene Fragen zur Lösung der anstehenden biomedizinischen
Probleme stellen.
Vor diesem Hintergrund ist es zu begrüßen, dass die Bundesregierung die weitere Entwicklung tierversuchsfreier
gentechnologischer Verfahren zur Reduktion von Tierversuchen derzeit
aktiv fördert. Damit jedoch diese Fördermaßnahmen
einen
wirkungsvollen
Beitrag leisten können, sollte die Umstellung
der gentechnologischen
Forschung - auch der biomedizinischen Forschung insgesamt - auf tierversuchsfreie
Verfahren
durch konkrete politische Maßnahmen unterstützt werden.
Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes
ist zu fordern:
• Um eine schnelle und umfassende Weiterentwicklung
aussichtsreicher tierversuchsfreier gentechnologischer
Verfahren
zu ermöglichen,
sollte sichergestellt
sein, dass öffentliche
Zuwendungen
in ausreichender
Höhe und über einen ausreichend langen Zeitraum zur Verfügung gestellt werden.
• Der Gesetzgeber sollte eine breite Diskussion darüber anstoßen, ob die Gesellschaft
bereit wäre, auf bestimmte
Erkenntnisse zu verzichten, wenn diese mit einem bestimmten
Summary - The use of transgenic animals in biomedica1 research
in Germany
Part 1: Status Report 2001-2003
While the German Federal Government has set itself the goal to
make an active contribution to reducing animal experiments,
the use of transgenic animals in biomedical research continuously increases every year. It is against this background that the
study at hand aimed at providing
an overview over the
goals and the contents of research projects performed in Germany, in the course of whicn transgenic animals were produced
or used in experimental procedures. Specifically, it was envisaged to spell out those specific areas of research, for wli ich
transgenic animals mainly were being used. Subsequently
it
was evaluated whether the research goals revealed might also
be pursued with non animal test methods.
In a literature survey, a total of 577 scientific publications relevant for the purposes of the study were collected. This material
enables conclusions on those scientific areas, in whiclt transgenic animals are used, applying to fundamental
research, but
not on their use in routine procedures in applied research or for
the maintenance of transgenic breeds, since such purposes do
not tend to be the subject of publications in scientific journals.
234
Maß an Tierleid erkauft werden müssen. Gegebenenfalls
sollte im Tierschutzgesetz verankert werden, dass bestimmte
Versuchsvorhaben
von vorn herein nicht als ethisch vertretbar eingestuft werden.
• Solange Tierversuche mit transgenen Tieren durchgeführt
werden, sollte im Tierschutzgesetz mit konkreten rechtlichen
Rahmenbedingungen
sichergestellt
werden, dass zur Einschätzung der ethischen vertretbarkeit
die Belastung der
Versuchstiere (unter Berücksichtigung
aller für transgene
Tiere relevanten Faktoren) und der erwartete Nutzen der
Versuchsergebnisse
objektiv und nachvollziehbar
ermittelt
werden.
• Die für die Bewertung von Versuchsanträgen
zuständigen
Genehmigungsbehörden
sollten
vom Gesetzgeber
mit
konkreten Handlungsanweisungen
dazu angeleitet werden,
tierschutzrelevante
Sachverhalte
stärker als bisher in die
inhaltliche Prüfung der ethischen Vertretbarkeit und wissenschaftlichen Unerlässlichkeit von Versuchsanträgen einzubeziehen und dabei besonderes Augenmerk auf versuchsantrdge
mit transgenen Tieren zu richten.
• Die Versuchstiermeldeverordnung
sollte so angepasst
werden, dass alle transgenen Tiere statistisch erfasst werden,
unabhängig davon, ob sie in wissenschaftlichen
Verfahren
zum Einsatz gelangen oder nicht .
Aus Sicht des Tierschutzes ist
Forschung so umzugestalten,
verzichten kann, ohne dadurch
chen Fortschritt zu behindern.
ein Beitrag geleistet werden,
sachlich fundierten Argumenten
es möglich, die biomedizinische
dass sie auf trans gene Tiere
den notwendigen wissenschaftliMit der vorliegenden Studie soll
die Diskussion
hierüber mit
anzuregen.
According to the topics covered by the publications, main areas
of biomedical research with. transgenic animals can be found in
the fields of neurobiology, immunology, cardiology, embryology
and oncology. However their use can be discerned in all other
areas of fundamental
biomedical research as well. In accordance witli the official German laboratory animal statistics, the
vast majority of transgenic animals used were mice.followed
by
rats and pigs, Additionally. singular research projects with fish,
rabbits and chicken were recorded. (In the official German
laboratory animals statistics, very small numbers of transgenic
hamsters, sheep and amphibians were also recorded in the past
years.) A high percentage of the rats were used in cardiovascular research, whereas transgenic pigs as a rule were produced
and bred as organ donors in xenotransplantation
research. The
majority of research projects either dealt witli the experimental
use of already established transgenic animal lines, or they
described that transgenic animals specijically were produced
for the purpose ofthe respective research project. Mostly, transgenesis was initiated by inserting the foreign gene into the germ
cell genome. In some research projects, it was reported that the
transgenic material was inserted into normally bred animals
some time after parturition.
ALTEX 22, 4/05
~
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SAUER ET AL.
Part 2: Perspectives to change biomedical research to non-animal
test methods (to be published in ALTEX 23,1,2006)
As a rule, transgenic animals are being used in in vivo experiments to examine gene functions, their regulation or the contribution of genetic alterations to the development of diseases.
Many transgenic animals already are affected in their wellbeing
due to the genetic modification alone regardless of the procedures
~
performed with them. Moreover, it is to be questioned wither the
experimental use of transgenic animals led to results that
were of such outstanding scientific relevance that they legitimated the suffering of the animals. In order to point to possible
approaches to avoiding the use of transgenic animals in the areas of research identified, subsequent investigations aimed at collecting information on non-animal test methods that might be applied in pursuing the aforesaid questions. In particular, these
were non-animal test methods that make use of genetic techniques. Amongst these are in vitro cell culture methods with genetically modified cells, such as the so called Transfeeted Cell Array, as weil as in vitro test methods, in whicli specifically targeted
genes can be turned on or off selectively for example by the socalled RNA interference technique or by antisense oligonucleotide genes. Since such technologies can also be applied to
cell cultures with human cells, investigations with these methods
enable direct information on the junction of human genes.
Even thougb a one to one replacement of anima I experiments
witli transgenic animals by non-anima I test methods is considered unlikely.from the point of view of animal weljare the broad
spectrum of already available non animal test methods with
whicb to study the junction of genes and genetically caused
pathophysiological reactions proves that waiving of animal
tests with transgenic animals is possible without impeding
biomedical research, Even if it cannot be totally excluded that
some very specijic questions linked to the respective animal experiment might not be pursued for the time being, nevertheless
researcli that would be restricted to modern and ethically acceptable in vitro test methods would certainly conceive its very
own questions to pursue and solve the problems currently faced
by biomedical research.
It is against this background that it is to be welcomed that the
German Federal Government currently actively promotes
the further development of genetechnological non-animal test
methods, In order to ensure that these junding measures will
make an effective contribution to reducing anima I experiments,
as spelled out by the government itself, the conversion of
genetechnological research, just like biomedical research as a
whole, to non-animal testing methods should be supported by
concrete political actions.
From the point of view of the German Animal Weljare Federation the following issues are to be requested:
• In order to enable a fast and comprehensive advancement of
promising genetechnological non-animal test methods, it
should be ensured that public junding is provided with an adequate budget and over a sufficiently lang period of time.
• The legislator should initiate broad discussions on the
question if society would be willing to dispense with. certain
pieces of knowledge if they would necessarily have to be
gained at the expense of a certain degree of animal suffering .
As the case may be, in the German Animal Weljare Act it
should be laid down that certain procedures should not be
considered acceptable as such.
• As long as animal experiments with transgenic animals continue to be performed, concrete legal measures should be laid
down in the German Animal Weljare Act to ensure that the
distress ofthe animals (taking into account allfactors relevant
for transgenic animals) and the expected benejit of the researcli
project are determined objectively so that the outcome of the
ethical evaluation process becomes comprehensible.
• The legislator should provide the authorities responsible for
the licensing of research projects with concrete instructions
in order to ensure that all aspects relevant for the weljare of
the animals are jully taken into account when evaluating
the ethical acceptability and scientific indispensability of
projects and that special attention is given to research projects with transgenic animals.
• The German Decree on the Reporting of Laboratory Animals
should be amended to ensure that all individual transgenic animals are included in the official statistical reports regardless
of whether they end up being used in scientific procedures or
not.
From the point of view of anima I weljare it is possible to redesign biomedical research to do without transgenic animals
without impeding necessary scientific progress. The survey in
hand sought to make a contribution to providing a scientifically sound background for initiating these discussions .
Keywords: transgenic animals, literature survey, goals and the contents of research, non animal test methods, xenotransplantation
1 Einführung
1.1 Hintergrund
Die deutsche Bundesregierung hat es
sich zum Ziel gesetzt, einen dauerhaften
aktiven Beitrag zur Reduktion von Tierversuchen zu leisten (siehe Seite 42 des
Koalitionsvertrages vom 16. Oktober
2002, Anon. (2002)): "Die Aufnahme des
ALTEX 22,4/05
Tierschutzes als Staatsziel in das Grundgesetz war ein wesentlicher Schritt hin
zu einem würdigen Umgang mit unseren
Mitgeschöpfen, den Tieren. In dieser
Legislaturperiode wollen wir in weiteren
Schritten ... die weitere Entwicklung
von Alternativen zu Tierversuchen (Forschung, Dialog mit der Wirtschaft)
fördern und umsetzen." Dieses Ziel wird
im Tierschutzbericht 2003 bekräftigt
(BMVEL, 2003; Seite 9, Abschnitt
"Tierschutzpolitische Schwerpunkte in
der Rückschau und Ziele für die Zukunft"): "Die Bundesregierung ist weiterhin bestrebt, die Notwendigkeit von
Tierversuchen weiter abzubauen."
Im Gegensatz zu diesen Zielsetzungen
lässt sich der offiziellen Versuchstiersta235
SAUER ET AL.
-------------~-
tistik zufolge seit Mitte der 90er Jahre in
der Entwicklung der Versuchstierzahlen
kein eindeutig rückläufiger Trend ausmachen. Im Gegenteil nimmt insbesondere
in der Grundlagenforschung
die Anzahl
verwendeter Versuchstiere Jahr für Jahr
kontinuierlich
zu. Als Ursache hierfür
wird unter anderem die Herstellung und
der zunehmende Einsatz transgener, also
gentechnisch
veränderter
Tiere in der
biomedizinischen
Forschung
und der
hohe Tierverbrauch,
der mit dieser Art
der Forschung einhergeht, angeführt". So
kommentiert
die Bundesregierung
die
offiziellen nationalen Versuchstierzahlen
im dritten
EU- VersuchstierstatistikBericht (Kommission der Europäischen
Gemeinschaften,
2003, Seite 59) mit den
Worten: "Obwohl es schwierig ist, anhand der Statistik umfassende Schlussfolgerungen abzuleiten, ist davon auszugehen,
dass die Entwicklung
neuer
Methoden zur Diagnostik und gentechnischer Verfahren eine Ursache für die
Zunahme darstellt. Der Anstieg in der
Zahl der verwendeten Tiere könnte auch
der zunehmenden Bedeutung der Grundlagenforschung zugeschrieben werden."
Der offiziellen deutschen Versuchstierstatistik zufolge stieg seit dem Jahr 2000
die Zahl verwendeter
transgener Versuchstiere von Jahr zu Jahr um rund
20.000 bis 50.000 Tiere an (s. Tab. 1)3.
Dies
waren
überwiegend
trans gene
Mäuse, aber auch transgene Ratten und
Fische sowie in geringer Zahl transgene
Hamster, Kaninchen, Schweine, Schafe
und Amphibien. Doch diese Entwicklung
lässt sich nicht nur für Deutschland ausmachen. Auch in anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union wurde in
den vergangenen Jahren eine Zunahme
der Versuchstierzahlen
beobachtet,
die
wiederum
regelmäßig
mit einer Zunahme der Herstellung und Verwendung
transgener Tiere in Verbindung gebracht
wurde (Sauer et al., 2004).
1.2 Ziel der Studie
Vor diesem Hintergrund war es die Absicht der vorliegenden
Studie, einen
Überblick über die Ziele und Inhalte von
Fachbegriffe aus den Gebieten der Genetik und Gentechnologie
Fachbegriffe siehe Glossar ab Seite 255.
2
sowie weitere naturwissenschaftliche
Den rechtlichen Definitionen zufolge ist die Herstellung transgener Tiere und deren Weiterzucht bis zur
dritten Generation als genehmigungspflichtiger
Tierversuch zu werten (BMVEL, 1996). Die Versuchstiere, die im Zuge der Herstellung transgener Tiere zum Einsatz gelangen, wie Eizellenspendertiere
und
Ammentiere, werden demzufolge in der Versuchstierstatistik
eriasst, dabei aber nicht als transgene
Tiere gezählt. Die Zucht transgener Tiere aus etablierten Linien hingegen wird nicht als Tierversuch
gewertet (BMVEL, 1996). Nachgeborene transgene Tiere werden daher nur dann von der Statistik
eriasst, wenn sie in einem Tierversuch eingesetzt werden. Nachgeborene transgene Tiere aber, die
beispielsweise aufgrund starker Missbildungen sterben, bevor sie in einen Versuch gelangen, oder die
als überzählige Tiere aussortiert werden, werden dort nicht aufgeführt.
3
Nach § 3 GenTG ist gentechnisches
Arbeiten definiert als "die Erzeugung gentechnisch veränderter
Organismen, die Vermehrung, Lagerung, Zerstörung oder Entsorgung sowie der innerbetriebliche
Transport gentechnisch veränderter Organismen sowie deren Verwendung in anderer Weise, soweit
noch keine Genehmigung für die Freisetzung oder das Inverkehrbringen
zum Zweck des späteren
Ausbringens in die Umwelt erteilt wurde".
Der gesetzlichen Definition zufolge ist ein gentechnisch veränderter Organismus "ein Organismus,
dessen genetisches Material in einer Weise verändert worden ist, wie sie unter natürlichen Bedingungen
durch Kreuzen oder natürliche Rekombination
nicht vorkommt".
Veriahren der Veränderung genetischen Materials sind nach § 3 GenTG insbesondere:
• "a) Nukleinsäure-Rekombinationstechniken,
bei denen durch die Einbringung von
Nukleinsäuremolekülen,
die außerhalb eines Organismus erzeugt wurden, in Viren, Viroide, bakterielle
Plasmide oder andere Vektorsysteme neue Kombinationen von genetischem Material gebildet werden
und diese in einen Wirtsorganismus
eingebracht werden, in dem sie unter natürlichen Bedingungen
nicht vorkommen,
• b) Veriahren, bei denen in einen Organismus direkt Erbgut eingebracht wird, welches außerhalb des
Organismus hergestellt wurde, und natürlicherweise
nicht darin vorkommt, einschließlich Mikroinjektion,
Makroinjektion
und Mikroverkapselung,
• c) Zellfusionen oder Hybridisierungsveriahren,
bei denen lebende Zellen mit neuen Kombinationen
von genetischem Material, das unter natürlichen Bedingungen nicht darin vorkommt, durch die Verschmelzung zweier oder mehrerer Zellen mit Hilfe von Methoden gebildet werden, die unter natürlichen
Bedingungen nicht vorkommen."
4
5 Einige Techniken zur Veränderung
vorgestellt.
des Keimzellgenoms
von Wirbeltieren
werden auf Seite 257 kurz
§ 7)1) Tierschutzgesetz: "Eingriffe oder Behandlungen zu Versuchszwecken an Tieren, wenn sie mit
Schmerzen, Leiden oder Schäden für diese Tiere oder am Erbgut von Tieren, wenn sie mit Schmerzen,
Leiden oder Schäden für die Erbgut veränderten Tiere oder deren Trägertiere verbunden sein können."
6
236
m......
Forschungsvorhaben
in Deutschland auf
dem
Gebiet
der
biomedizinischen
Grundlagenforschung
zu erhalten, für
welche trans gene Tiere vermehrt zum
Einsatz
kamen.
Anschließend
sollte
untersucht werden, ob die entsprechenden Forschungsziele
auch ohne trans gene Tiere weiterverfolgt werden könnten.
Der gesetzlichen Definition im deutschen Gentechnikgesetz
(GenTG, 1993)
zufolge wurde transgenen
Tieren das
Erbgut durch technologische
Verfahren
in einer Weise verändert, wie sie unter
natürlichen Bedingungen durch Kreuzen
oder natürliche
Rekombination
nicht
vorkommt",
Um einen umfassenden
Überblick zu erhalten, wurden nicht nur
Vorhaben mit transgenen Tieren berücksichtigt, denen experimentell
Erbgut in
das Keimzellgenom
eingebracht worden
war, sondern auch solche Tiere, denen
nach der Geburt transgenes Material eingebracht wurde. Nicht erfasst wurden
hingegen Forschungsvorhaben
mit Versuchstieren, bei denen durch so genannte
ENU-Mutagenese
Veränderungen
des
Erbgutes herbeigeführt
wurden, indem
den Vatertieren die mutagene und karzinogene Substanz Ethylnitrosoharnstoff
(ENU) verabreicht wurde".
Wie von BMVEL (1996), Mepham et
al. (1998), Boyd Group (1999), Salomon
et al. (2001) und Ammann (2004) ausgeführt, ist nicht nur die Herstellung und
experimentelle
Verwendung
transgener
Tiere, sondern auch die Zucht etablierter
transgener
Tierlinien mit tierschutzrelevanten Aspekten
verbunden.
Hierzu
zählt nicht nur der hohe Tierverbrauch,
der auch nach der Erzeugung transgener
Tierlinien mit deren Weiterzucht einhergeht. Besonders berücksichtigt
werden
müssen zusätzliche Belastungen: Diesen
können transgene Tiere - unabhängig
von Versuchsdurchführung
oder Haltung,
allein schon aufgrund der Konsequenzen
der gentechnischen
Veränderung
ihres
Erbgutes - über die gesamte Lebensdauer hinweg ausgesetzt sein (Buehr et
al., 2003). Daher wurden in der vorliegenden
Studie nicht nur Verfahren
berücksichtigt,
die der Definition des
deutschen
Tierschutzgesetzes
(TSchG)
zufolge als Tierversuche zu werten sind 6,
sondern auch die Forschungsvorhaben,
in denen transgenen Tieren Zellen, Gewebe oder Organe entnommen und diese
ALTEX 22,4/05
m......
SAUER ET AL.
---~---------------------------------------
Tab. 1: Anzahl der in den Jahren 2000-2003 verwendeten
transgenen
Gesamtzahl verwendeter
Versuchstiere
(Quelle: Versuchstierstatistik
Tiere, aufgeschlüsselt
BMVEL 1)
nach Tierart,
im Vergleich
zur
2000
2001
2002
2003
149.859
von 975.885
200.776
von 1.024.413
218.072
von 1.151.053
244.588
von 1.180.355
2.937
von 486.432
2.785
von 512.393
3.276
von 519.575
7.471
von 501.228
0
von 7.523
12
von 8.562
0
von 12.052
0
von 10.142
Kaninchen
63
von112.249
69
von 117.890
0
von 133.446
2
von 104.418
Schweine
15
von 12.245
38
von 11.661
96
von 15.761
42
von 12.250
0
von 3.032
5
von 2.308
0
von 2.470
0
von 2.968
0
von 14.331
664
von 15.102
4
von 25.507
6
von 19.342
4.002
von 108.243
37
von 303.590
764
von 201.604
2.046
von 137.680
Mäuse
Ratten
..
Hamster
Schafe
Amphibien
Fische
Gesamtzahl
transgener Tiere
156.876
von 1.825.215
204.386
von 2.126.561
222.212
von 2.212.376
254.155
von 2.112.341
Transgene Tiere
-Differenz
zum Vorjahr
47.510 transgene
Tiere mehr als 2000
17.826 transgene
Tiere mehr als 2001
31.943 transgene
Tiere mehr als 2002
Gesamttierzahl
- Differenz
zum Vorjahr
301 .346 Tiere
insgesamt mehr als
2000
85.815 Tiere
insgesamt mehr als
2001
100.035 Tiere
insgesamt mehr als
2002
1 http://www.verbraucherministerium.de/index-000557031A4E116584026521COA8D816.html
in vitro für experimentelle Zwecke weiterverwendet wurden 7.
1.3 Durchführung der Studie
Mittels umfassender Literaturdatenbankund freier Internetrecherchen wurden
relevante Publikationen aus Fachzeitschriften der Jahrgänge 2001, 2002 und
2003 gesammelt, in denen in Deutschland durchgeführte Forschungsvorhaben
mit trans genen Tieren dargelegt wurden.
Eine ausführliche Beschreibung des
Ablaufs der Literaturrecherche sowie der
Auswahl der geeigneten Publikationen
findet sich in Anhang 1.
Alle Publikationen wurden in der Auswertung (Anhang 2) einem oder mehreren spezifischen Forschungsbereichen
zugeordnet, es wurde nach Herstellung
und Verwendung transgener Tiere unterschieden, und die verwendeten Tiergruppen bzw. Tierarten wurden erfasst.
Zudem wurde überprüft, ob die transgenen Tiere für in vivo oder für in vitro
Verfahren verwendet wurden bzw. ob
Tieren aus Wildtyp-Zuchtstämmen 8 nach
der Geburt transgenes Material eingebracht worden war.
In der Diskussion der Ergebnisse der
Studie wurden Schwerpunkte der Verwendung transgener Tiere in der biomedizinischen Forschung benannt (Ziffer
2). Anschließend wurden die Inhalte von
Forschungsvorhaben
mit transgenen
Tieren beispielhaft vorgestellt, um so anhand konkreter Beispiele Anhaltspunkte
zur Einschätzung der Belastung der Versuchstiere und des Nutzens der Versuche,
Tiere, denen für wissenschaftliche
Zwecke Organe oder Gewebe entnommen werden, werden nach der
überarbeiteten Versuchstiermeldeverordnung
in der Versuchstierstatistik
erfasst (VersuchstiemneldeVO,
7
1999).
Anmerkung: Für nicht gentechnisch veränderte Versuchstiere wird in der Studie in Einklang mit dem in
der Literatur vorherrschenden
Sprachgebrauch
der Begriff "Wildtyp-Tiere"
verwendet. Dabei ist jedoch
zu beachten, dass dieser Begriff irreführend ist, da konventionelle Versuchstiere in der Regel in stark
ingezüchteten Stämmen vermehrt werden. Nachkommen derartiger Linien weisen demzufolge ein
weitgehend einheitliches Erbgut auf, so wie es unter natürlichen Bedingungen nicht vorkommen würde.
8
ALTEX 22,4/05
die für die Abwägung der ethischen Vertretbarkeit von Forschungsvorhaben mit
transgenen Tieren erforderlich sind, darzulegen (Teil 2, ALTEX 23 ,1,2006). (Das
Verzeichnis aller erfassten Publikationen
sowie die Originalzusammenfassungen
der beispielhaft aufgeführten Publikationen können bei den Autoren oder der
Redaktion ALTEX angefordert oder von
www.altex.ch heruntergeladen werden.)
Um darüber hinaus Ansätze aufzuzeigen, mit denen sich in den identifizierten
Forschungsfeldern eine Reduktion der
Versuchstierzahlen
erreichen liesse,
wurde in einer weiteren Recherche nach
tierversuchsfreien Methoden gesucht, die
anstelle der erfassten tierexperimentellen
Verfahren eingesetzt werden könnten
(Teil 2, ALTEX 23,1,2006). Dabei konnte es sich um "klassische" tierversuchsfreie Verfahren wie Zellkultur- Techniken
oder Computermodelle handeln, vor
allem aber auch um tierversuchsfreie
Verfahren, die sich gentechnischer
Methoden bedienen. Gerade letztere
schienen offensichtlich in besonderem
Maße das Potenzial zu besitzen, zur
237
SAUER ET AL.
~~~--------------------------~---
Beantwortung von Fragestellungen eingesetzt zu werden, für die ansonsten gentechnische Veränderungen in vivo durchgeführt wurden. Abschließend wurden
die Erfolgsaussichten derartiger Methoden im Sinne der so genannten 3R ("replacementy reduction, rejinement 01 animal experiments ") nach Russell und
Burch (1959) bewertet. Zudem wurden
weiterführende Maßnahmen benannt,
die erforderlich schienen, um eine Trendwende in Bezug auf die kontinuierlich
steigende Verwendung transgener Tiere
in der biomedizinischen
Forschung
herbeizuführen.
2 Die Verwendung transgener
Tiere in der biomedizinischen
Forschung in Deutschland Sachstand 2001-2003
2.1 Allgemeine Anmerkungen
Die für die Erfassung der Publikationen
ausgewiesene Zeitspanne von 2001 bis
2003 erschien ausreichend lang, Schwerpunkte der Verwendung transgener Tiere
in der biomedizinischen Forschung aufzudecken. Für einen weiterführenden
Überblick über grundsätzliche Trends
beim Einsatz transgener Tiere, wie die
Zu- oder Abnahme ihrer Verwendung in
einem bestimmten Forschungsgebiet
oder der spezielle Einsatz bestimmter
transgener Tiere, müssten vergleichbare
Literaturrecherchen
in regelmäßigen
Abständen wiederholt werden. Dann
würde anhand eines Vergleichs des
Zahlenmaterials erkennbar, ob sich beispielsweise die Anzahl der Publikationen, die Verhältnismäßigkeiten
der
verwendeten Tiere oder die Forschungsgebiete, in denen transgene Tiere vermehrt zum Einsatz kamen, signifikant
verändern.
2.2 Durchführung der
Recherche
In einer ersten Phase der Informationsbeschaffung wurden durch eine vergleichende Literaturrecherche mit 38
wissenschaftlichen Datenbanken sowie
durch eine freie Internetrecherche auf
kostenfrei öffentlich verfügbaren Webseiten insgesamt 164 Publikationen
erfasst. Daraus ergab sich, dass die Datenbank "Medline" der National Library
238
01 Medicine, Bethesda, USA, die für die
Belange der Studie am besten geeignete
wissenschaftliche
Informationsquelle
darstellte. Sie zeigte, dass - in Einklang
mit den offiziellen Versuchstierzahlen die in den Publikationen dargelegten
Forschungsvorhaben zumeist an transgenen Mäusen, aber auch an Ratten sowie
in geringer Anzahl an Schweinen und
Fischen durchgeführt wurden. Zudem
konnte gezeigt werden, dass neben der
Jahreszahl sowie dem Begriff "transgen"
die Suchbegriffe .rnousetmice" "rat/
rats", "pig/pigs" und .fish" anstelle des
übergeordneten Suchbegriffs .animal"
zu den umfassendsten Rechercheergebnissen führte. Daher wurden in der
zweiten Phase der Literaturrecherche mit
geeigneten Kombinationen dieser Suchbegriffe ausschließlich Medline-Recherchen durchgeführt. Damit wurden 820
weitere Publikationen erfasst (siehe Anhang 1 für eine detaillierte Beschreibung
der durchgeführten Literaturrecherchen).
2.3 Auswahl der geeigneten
Publikationen
Die erste inhaltliche Auswertung der 164
in der ersten und 820 in der zweiten
Phase erfassten Fachartikel ergab insgesamt 577 relevante Publikationen. Publikationen wurden als für die Belange der
Studie ungeeignet aussortiert, wenn sich
in der Auswertung zeigte, dass sie offensichtlich nicht in Deutschland abgefasst
wurden, oder wenn anhand der Adressen
der Autoren und Co-Autoren nicht sicher
festgestellt werden konnte, dass die
Forschungsvorhaben
in Deutschland
durchgeführt worden waren.
Publikationen wurden weiter aussortiert, wenn es sich um Review-Artikel
handelte, in denen keine neuen wissenschaftlichen
Erkenntnisse
dargelegt
wurden, oder wenn sie irrtümlich in der
Recherche erfasst worden waren, weil
Fütterungsversuche
mit trans genen
Pflanzen beschrieben wurden oder weil
ungeeignete Begriffe erfasst wurden, wie
z.B. Flourescence In Situ Hybridization
über den Suchbegriff "FISH".
Publikationen über in vitro Forschungsvorhaben wurden aussortiert,
wenn trans gene Zellen in vitro hergestellt
wurden und diese ausschließlich in vitro
weiterverwendet wurden. Wenn aber zur
Gewinnung von Zellen oder zur Herstel-
m.....
lung von Zelllinien trans gene Tiere
benützt wurden oder wenn transgene
Zellen in Wildtyp-Zuchtstämme
eingebracht worden waren, wurden diese
Publikationen wegen der damit verbundenen Tierschutzrelevanz als wesentlich
erachtet und in die Auswertung aufgenommen.
Schließlich waren einzelne Publikationen im Suchergebnis bei zwei verschiedenen Tierarten aufgeführt, wenn in den
zugrunde liegenden Arbeiten beispielsweise gleichzeitig Mäuse und Ratten
verwendet wurden oder wenn etwa ein
Vorhaben mit transgenen Ratten, denen
ein Gen der Maus eingefügt worden war,
beschrieben wurde.
2.4 Aussagekraft des
gesammelten Materials hinsichtlich der Erfassung von
Gebieten, in denen transgene
Tiere verwendet werden
Da für die Studie ausschließlich Publikationen aus wissenschaftlichen Fachzeitschriften gesammelt wurden, wurden nur
solche Verwendungszwecke transgener
Tiere erfasst, die der Wissensvermehrung
dienen, also Forschungsvorhaben aus der
Grundlagenforschung. Das gesammelte
Material war jedoch nicht geeignet, einen
Überblick über die routinemäßige Verwendung transgener Tiere aus bereits
etablierten Zuchtlinien zu erhalten. Eine
derartige Verwendung kommt von vorn
herein nicht als Thema für eine wissenschaftliche Veröffentlichung in Frage. In
diesem Zusammenhang ist insbesondere
der Einsatz transgener Tiere als so genannte Bioreaktoren zu nennen, also von
Tieren, die aufgrund ihrer gentechnologischen Veränderung pharmazeutische
Stoffe in Blut oder Milch ausscheiden
(siehe Salomon et al., 2001).
Wie viele Tiere welcher transgener
Tierlinien im Zuge von Zuchtmaßnahmen geboren wurden, ohne jedoch für
wissenschaftliche Zwecke zum Einsatz
zu kommen, konnte aufgrund des gesammelten Materials nicht erfasst werden.
Diese Tiere werden zudem in der Regel
nicht in der offiziellen deutschen Versuchstierstatistik gezählt. Für das Vereinigte Königreich hingegen führt Boyd
Group (1999) aus, dass aufgrund der
Tierschutzprobleme, die mit Veränderungen des Erbgutes verbunden sein können,
ALTEX 22,4/05
~
SAUER ET AL.
---~----------------------------------------
alle Tiere, die als Nachkommen transgener Elterntiere gezüchtet wurden, in der
Versuchstierstatistik erfasst werden müssen, selbst wenn sie nie in wissenschaftlichen Verfahren zum Einsatz gekommen
waren. Gemäss der offiziellen britischen
Versuchstierstatistik
(zitiert in Boyd
Group, 1999) ~aren im Jahre 1997 40%
der erfassten trans genen Tiere in wissenschaftlichen Versuchen eingesetzt worden, während die übrigen 60% als
.Zuchtbestand" zur Erhaltung gentechnisch veränderter Tierlinien erzeugt wurden. Da die Verfahren zur Herstellung
transgener Tiere und die hierfür eingesetzten Tierarten sich zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich
nicht unterscheiden, müssen entsprechende Zahlenverhältnisse auch für die
Anzahl der insgesamt in Deutschland
hergestellten transgenen Tiere angenommen werden.
2.5 Schwerpunkte der
biomedizinischen Forschung mit
transgenen Tieren
2.5.1 Jahr der Veröffentlichung
der Publikationen sowie
verwendete Tierarten
Die insgesamt 577 relevanten Publikationen verteilten sich mit 195 im Jahre
2001, 185 im Jahre 2002 und 197 im
Jahre 2003 veröffentlichten Artikeln
annähernd gleichmäßig über die erfasste
Zeitspanne (Diagramm 1 und Tabelle 11
in Anhang 2). Fast 90% der Fachpublikationen betrafen Forschungsvorhaben, bei
denen transgene Mäuse hergestellt oder
zum Einsatz kamen, in rund 10% Forschungsvorhaben wurden transgene Ratten verwendet.. Einzelne Forschungen
waren mit transgenen
Schweinen,
Fischen oder Kaninchen durchgeführt
worden, während in zwei Publikationen
von der gleichzeitigen Verwendung
transgener Mäuse und Ratten sowie in
einer Publikation von der gleichzeitigen
Verwendung transgener Mäuse und
Hühner berichtet wurde (Diagramm 2
und Tabelle 12 in Anhang 2).
Auch der offiziellen deutschen Versuchstierstatistik zufolge handelt es sich
beim Großteil der verwendeten trans genen Tiere um Mäuse (im Jahre 2002
98,1 %), gefolgt von Ratten (1,5%),
Schweinen und Fischen (jeweils unter eiALTEX 22,4/05
nem Prozent). Zusätzlich wurden in der
offiziellen Versuchstierstatistik für die
Jahre 2000, 2001 und 2003 einzelne
transgene Hamster, Kaninchen, Amphibien und Schafe aufgeführt. In der für
diese Studie durchgeführten Literaturrecherche wurde nicht speziell nach
Forschungsvorhaben
mit trans genen
Hamstern, Amphibien und Schafen
gesucht, so dass über solche Forschungsgebiete keine Aussage möglich ist.
197
2.5.2 Verwendungszweck der
Versuchstiere
In fast allen erfassten Publikationen wurde der Einsatz transgener Tiere in einem
experimentellen Verfahren beschrieben,
wobei in rund 70% der Publikationen
trans gene Tiere unmittelbar zum Einsatz
kamen, während sie in knapp einem Viertel der Publikationen zunächst hergestellt
und anschließend experimentell verwendet wurden. Nur in rund 6% der Publika-
195
• 2001 (195)
.2002
(185)
2003 (197)
185
Abb. 1: Gesamtzahl der erfassten
Veröffentlichung
(2001-2003)
Publikationen,
aufgeschlüsselt
nach dem Jahr der
• Maus (87,4%)
Ratte (10,3%)
• Schwein (1,2%)
• Maus und anderes
Tier (0,5%)
87,4%
• Fisch (0,3%)
• Kaninchen (0,3%)
Abb. 2: Anteilige Zuordnung der Publikationen
vorhaben verwendeten Tierart / Tiergruppe
zur im beschriebenen
Versuchs-
6,4%
• Herstellung
(6,4%)
Herstellung und Versuch (23,2%)
70,4%
• Versuch (70,4%)
Abb. 3: Anteilmäßige Zuordnung der Publikationen zum darin dargelegten Verwendungszweck
der Tiere (Versuch M mit transgenen Tieren bzw. Herstellung (H)
transgener Tiere)
239
m......
SAUER ET AL.
-----------------~-
tionen wurden Tierversuche zur Weiterentwicklung von Methoden zur Herstellung transgener Tiere beschrieben oder
wurde über die Herstellung einer neuen
transgenen Tierlinie berichtet (Diagramm 3 und Tabelle 13 in Anhang 2).
Bedauerlicherweise sind die Angaben in
der offiziellen deutschen Versuchstierstatistik nicht ausreichend detailliert, um
ähnliche Verhältnismäßigkeiten feststellen zu können.
2.5.3 Forschungsgebiete der
publizierten Versuche
Die Forschungsgebiete, denen die erfassten Publikationen zugeordnet werden
konnten, deckten den gesamten Bereich
der Grundlagenforschung ab. Sie erstreckten sich über die Themen Dermatologie,
Embryologie und Reproduktionsbiologie,
Endokrinologie, Gastroenterologie, Genetik, Hämatologie, Kardiologie, Immunologie, Nephrologie, Neurobiologie, Onkologie, Ophthalmologie,
Orthopädie
Transplantationsmedizin und Xenotransplantationsforschung, Zellbiologie.
Mit über einem Viertel (26,7%) der
Publikationen war das Fachgebiet eurobiologie der Forschungsschwerpunkt,
zu denen die meisten Fachartikel erfasst
wurden, gefolgt von Immunologie
(19,9%), Kardiologie (13,9%), Embryologie/Reproduktionsmedizi n (10,8 %)
und Onkologie (7,1 %) (Diagramm 4 und
Tabelle 14 in Anhang 2).
Ähnliche Verhältnismäßigkeiten ergaben sich wenig überraschend bei der
tierartspezifischen Zuordnung der Publikationen über transgene Mäuse zu den
entsprechenden Fachgebietskategorien ,
da diese ohnehin mit fast 90% der Publikationen den überwiegenden Anteil an
Artikeln ausmachten (Tabelle 15 in Anhang 2). Knapp die Hälfte der Publikationen über transgene Ratten hingegen
wurde der Kardiologie zugeordnet, etwas
über 20% der Neurobiologie und etwas
über 6% der Endokrinologie (Tabelle 16
in Anhang 2). Fast alle Schweine (sechs
von sieben) wurden der Transplantationsmedizin zugeordnet und waren alle
als Organspendetiere im Zuge von Forschungsvorhaben für die Xenotransplantation verwendet worden (Tabelle 17 in
Anhang 2).
Diese Befunde stehen in Einklang mit
den Ausführungen von van der Meer und
240
• Embryologie / Reprod.
Medizin (10,8%)
Endokrinologie
(2,1%)
Genetik (1,9%)
11 Hepatologie
(1,9%)
• Immunologie
19,9%
26,7%
• Kardiologie
• Methodik
(19,9%)
(13,9%)
(6,4%)
• Nephrologie
(1,9%)
• Neurobiologie
• Onkologie
o Sonstige
(26,7%)
(7,1 %)
(7,4%)
Abb. 4: Anteilige Zuordnung
aller 577 Publikationen
zu Forschungsgebietskategorien
(alle Tierarten)
Anmerkung: Unter "Sonstige" wurden alle Kategorien zusammengefasst,
in denen weniger
als 10 Publikationen erfasst wurden, d. h.: Dermatologie, Diabetologie, Gastroenterologie,
Hämatologie, Ophthalmologie, Orthopädie, Transplantationsmedizin,
Zellbiologie.
1,3%
1,3%
Nur Kardiologie
(58,6%)
• K + Embryologie
(1,3%)
• K + Endokrinologie
(30,0%)
• K + Endokr + Nephrologie
o K + Immunologie
30,0%
(6,2%)
(1,3%)
• K + Neurobiologie
• K + Zellbiologie
(1,3%)
(1,3%)
Abb. 5: Anteilige Zuordnung
der in der Fachgebietskategorie
Kardiologie
einsortierten Publikationen
zu weiteren Fachgebietskategorien
(Gesamtzahl: 80 Publikationen)
6,4%
Nur Embryologie /
Reproduktionsmedizin
(59,7%)
• E + Genetik (3,2%)
E + Immunologie
• E + Kardiologie
(3,2%)
(4,9%)
• E + Neurobiologie
59,7%
(14,5%)
• E + Ophthalmologie
OE + Orthopädie
• E + Sonstiges
(4,9%)
(3,2%)
(6.4%)
Abb. 6: Anteilige Zuordnung
der in der Fachgebietskategorie
Embryologie/Reproduktionsmedizin
einsortierten
Publikationen
zu weiteren Fachgebietskategorien
(Gesamtzahl: 62 Publikationen)
Anmerkung: Unter "E + Sonstige" wurden Publikationen zusammengefasst,
die zusätzlich
zur Fachgebietskategorie
Embryologie den Fachgebietskategorien
Endokrinologie, Gastroenterologie, Orthopädie + Endokrinologie sowie Transplantationsmedizin
zugeordnet
wurden. Diesen Unterkategorien wurde jeweils nur eine Publikation (4 x 1,6% = 6,4%)
zugeordnet.
ALTEX 22,4/05
~
SAUER ET AL.
-~--------------
van Zutphen (1997), denen zufolge
Mäuse überwiegend in den Bereichen
Gen-Expression, Immunologie, Embryologie, Onkologie, Neurologie, humane
Erkrankungen, Gen-Austestung für GenFraming bei Nutztieren eingesetzt werden, während Ratten in erster Linie zur
I
Untersuchung des Bluthochdrucks und
anderer Erkrankungen des Herzkreislaufsystems zum Einsatz gelangen.
2.5.4 Weitere Forschungsgebietskategorien
Um die zahlenmäßig bedeutsamsten Forschungsgebiete - Neurobiologie, Immunologie, Kardiologie, Embryologie/Reproduktionsmedizin und Onkologie weiter zu differenzieren, wurde versucht,
die Inhalte der Publikationen weiteren
Fachgebieten zuzuordnen. Dabei konnten jedoch fast 80% der Publikationen,
die in die Kategorien Neurobiologie oder
Immunologie eingeteilt wurden, aufgrund der dargelegten Themengebiete
keiner weiteren Fachgebietskategorie zugeordnet werden.
Rund 40% der Publikationen, die zur
Kardiologie eingeteilt wurden, konnten
jedoch einer weiteren Kategorie zugeordnet werden: 30,0% zusätzlich zur Endokrinologie sowie 6,2% zusätzlich zu
Endokrinologie und Nephrologie. Fast
alle Forschungsvorhaben der Kategorie
Kardiologie, die der Unterkategorie
Endokrinologie zugeordnet wurden, sowie alle Forschungsvorhaben, die zu den
Unterkategorien
Endokrinologie
und
Nephrologie kamen, wurden mit transgenen Ratten durchgeführt (Diagramm 5
und Tabelle 22 in Anhang 2).
Fast 60% der Publikationen über Embryologie/Reproduktionsmedizin wurden
keiner weiteren Fachgebietskategorie zugeordnet, 14,5% zusätzlich der Fachgebietskategorie Neurobiologie (Diagramm
6 und Tabelle 20 in Anhang 2). Knapp die
Hälfte der Publikationen der Fachgebietskategorie Onkologie wurde keiner weiteren Fachgebietskategorie
zugeordnet.
22% wurden zusätzlich Kategorie Immunologie eingeteilt, knapp 15% zur Dermatologie und etwas über 7% zusätzlich
zur Gastroenterologie (Diagramm 7 und
Tabelle 24 in Anhang 2).
ALTEX 22,4/05
I
2.5.5 Art der Versuchsdurchführung
2.5.5.1 Weiterverwendung
von Material transgener Tiere
in in vitro Verfahren
In 72 der insgesamt 577 Publikationen
wurden Forschungen, bei denen Material
transgener Tiere in vitro weiterverwendet
wurde, beschrieben. Dabei wurde in elf
Publikationen dargelegt, dass in vitro
Gewebekulturen transgener Tiere, wie
beispielsweise Hirnschnitte oder Herzvorhöfe, verwendet wurden; in neun
Publikationen handelte es sich um in
vitro Organkulturen, überwiegend um
isolierte Herzen transgener Tiere. In 45
Publikationen wurde die in vitro Verwen-
dung von Zellen transgener Tiere beschrieben, in drei Publikationen die in
vitro Verwendung von Zellen und Geweben. Vier Publikationen beschrieben
sowohl einen in vivo Versuch auch die in
vitro Verwendung von Zellen transgener
Tiere. In vier Publikationen blieb unklar,
ob das Forschungsvorhaben in vivo oder
in vitro unter Verwendung von Zellen
transgener Tiere durchgeführt worden
war (Tabelle 25 in Anhang 2).
Die meisten dieser Publikationen
wurden den Fachgebietskategorien Neurobiologie (24), Immunologie (22),
Kardiologie (14) und Embryologie/
Reproduktionsmedizin (6) zugeordnet
(Diagramm 8 und Tabelle 25 in Anhang
2). Da diese jedoch ohnehin die Katego-
2,4%
~ Nur Onkologie
(48,8%)
11 0 + Dermatologie
(14,6%)
110 + Endokrinologie
48,8%
(2,4%)
110 + Gastroenterologie
11 0 + Hepatologie
o + Immunologie
(22,0%)
11 0 + Neurobiologie
Abb. 7: Anteilige Zuordnung der in der Fachgebietskategorie
sortierten Publikationen zu weiteren Fachgebietskategorien
Publikationen)
4
(7,3%)
(2,4%)
(2,4%)
Onkologie ein(Gesamtzahl: 41
6
11 Embryologie /
Reprod.medizin
Immunologie
22
24
11 Kardiologie
(14)
11 Neurobiologie
11 Onkologie
(6)
(22)
(24)
(2)
Sonstige (4)
14
Abb. 8: Anteilige Zuordnung der Publikationen, in denen Gewebe transgener Tiere
in vttro weiterverwendet
wurden, zu den Fachgebietskategarien
(Gesamtzahl: 72
Publikationen)
Anmerkung: Unter "Sonstige" wurden die Fachgebietskategorien
zusammengefasst,
denen nur eine Publikation über Forschungsvorhaben,
in denen Gewebe transgener Tiere
in vitro weiterverwendet wurden, zuzuordnen war. Dies waren die Fachgebietskategorien:
Dermatologie, Endokrinologie, Gastroenterologie,
Genetik.
241
SAUER ET AL.
~
----------------------------------------~---
rien mit den insgesamt meisten Publikationen darstellten, ist es nicht möglich in
diesem Zusammenhang spezielle Forschungsgebiete auszumachen, in denen
in vitro Verfahren mit Geweben transgener Tiere vermehrt zum Einsatz gelangen
würden. ,
2.5.5.2 Forschungsvorhaben,
in denen Tieren nach der
Geburt transgenes Material
eingebracht wurde
In 22 der 577 Publikationen wurden Forschungen beschrieben, in denen Tieren
von Wildtyp-Zuchtstämmen nach der
Geburt trans genes Material eingebracht
wurde, also keine gentechnischen Eingriffe in das Keimzellgenom erfolgt
waren (Diagramm 9 und Tabelle 26 in
Anhang 2). In den meisten derartigen
Forschungsvorhaben wurden trans gene
Zellen in bestimmte Gewebe der Tiere
injiziert. Diese Publikationen wurden mit
je sechs überwiegend den Kategorien
Immunologie und Neurobiologie zugeordnet, in einzelnen Fällen den Bereichen Hepatologie, Kardiologie, Onkologie, Orthopädie (je zwei), Dermatologie
und Ophtalmologie (je eine). Auch hier
können aufgrund des ohnehin hohen Anteils der Publikationen der Fachgebietskategorien Immunologie und Neurobiologie an der Gesamtpublikationszahl
keine Forschungsgebietsschwerpunkte
ausgemacht werden, in denen besonders
häufig Tieren erst nach der Geburt
transgenes Material eingebracht wurde.
Es fällt jedoch auf, dass alle solchen
neurobiologischen Versuche mit Ratten
durchgeführt wurden. Ob dies daran
liegt, dass das Gehirn dieser Tiere aufgrund seiner Größe für das zielgerichtete
Einbringen von Lösungen geeigneter erscheint als das der Maus, kann mit den
vorliegenden
Rechercheergebnissen
nicht ermittelt werden.
von Fachartikeln wiedergegeben werden.
Damit soll zusätzlich ein Eindruck vermittelt werden, welche Bandbreite unterschiedlicher Forschungsziele in den
ausgewerteten Publikationen verfolgt
wurde, sowie aus welchem Grunde transgene Tiere anstelle konventioneller Versuchstiere für die Forschungsvorhaben
ausgewählt wurden und für welche Verfahren sie zum Einsatz gelangten.
Die Originalzusammenfassungen der
hier zitierten Publikationen sind auf
www.altex.ch als Anhang 4 zu finden.
Beispiel 1:
Forschungsgebiet - Neurobiologie,
Tierart - Maus, Verwendungszweck
Versuch
liehen Verlust an Nervenzellen gekennzeichnet ist. Neuere Erkenntnisse lassen
vermuten, dass dieser Nervenzelltod unter anderem auf den fehlgeschlagenen
Versuch der Zellen, wieder in den Zellzyklus zurückzukehren, zurückzuführen ist.
Um tierexperimentell die Auswirkungen
der Amyloid-Ablagerungen auf Ereignisse, die mit dem Zellzyklus zusammenhängen, zu untersuchen, wurde in
APP23-Mäusen mit einer transgenen
Veränderung des Amyloid- VorläuferProteins untersucht, wie Zellzyklusspezifische Gene exprimiert wurden.
Amyloid-beta-Ablagerungen in APP23Mäusen führen zu einer ausgeprägten
Entzündungsreaktion der NervenscheidenzeIlen, die in den Sternzellen (bestimmten Nervenscheidenzellen) u. a.
durch Expression der Gene mit den Informationen für die Botenstoffe Zyklin
D I, E und BI gekennzeichnet ist. In den
Nervenzellen selbst hingegen geht die
Bildung der amyloiden Plaques nicht mit
erheblichen Veränderungen in der Expression der Zykline oder der von ihnen
abhängigen Enzyme einher. Daraus wird
geschlossen, dass die Amyloid-Pathologie in APP23-Mäusen im Gegensatz zur
Alzheimer-Krankheit in Menschen nicht
von Veränderungen der Expression von
Zellzyklus-Genen in Nervenzellen begleitet ist. Diese Befunde unterstützen
die Annahme, dass die erneute Expression von Zellzyklus-Komponenten im Verlauf der Alzheimer-Krankheit
nicht
durch die Bildung und Ablagerung von
Amyloid beta verursacht wird.
-
Gärtner, U., Brückner, M. K., Krug, S.,
Schmetsdorf, S., Staufenbiel, M. und
Arendt, T. (2003)
Die Ablagerung von Amyloiden in
APP23-Mäusen (trans genen Mäusen
zur Untersuchung der Alzheimer
Krankheit) geht mit der Expression
von Zyklinen in Sternzellen
(Nervenscheidenzellen), nicht aber in
Nervenzellen, einher
Die Alzheirner-Krankheit (AK) ist eine
nervenzellschädigende
Störung, die
durch Anreicherung bestimmter Eiweißstoffe in den Zellen, Bildung der so
genannten amyloiden Plaques (Eiweißstoff-Ablagerungen, die für die Alzheirner-Krankheit charakteristisch sind)
außerhalb der Zellen sowie einen erheb-
• Dermatologie
242
(2)
• Immunologie
• Kardiologie
6
2.5.6 Beispiele für Forschungsvorhaben, in denen transgene
Tiere hergestellt oder verwendet
wurden
Um beispielhaft zu veranschaulichen,
wie Publikationen in der Auswertung den
Fachgebietskategorien etc. zugeordnet
wurden, sollen an dieser Stelle die inhaltlichen Zusammenfassungen einer Reihe
(1)
Hepatologie
(6)
(2)
• Neurobiologie
• Onkologie
• Ophthalmologie
• Orthopädie
(6)
(2)
(1)
(2)
2
Abb. 9: Anteilmäßige Zuordnung der 22 Publikationen, in denen dargelegt
wurde, dass transgenes Material in Tiere von Wildtyp-Zuchtstämmen
eingebracht wurde, zur Fachgebietskategorie,
der die Publikation zugeordnet
wurde.
ALTEX 22,4/05
~
-~-------------
Beispiel 2:
Forschungsgebiet - Neurobiologie,
Tierart - Maus, Verwendungszweck Versuch,Versuchsdurchführung:
in
vitro Verwendung von Geweben
transgener Tiere
Gebhardt, C.~ Körner, R. und Heinemann, U. (2002)
Durch Sauerstoffmangel bedingte
verspätete Entladungen
(elektrophysiologische Aktivitäten)
von Nervenzellen des Hippocampus
(Ammonshorn, bestimmter Teil des
Gehirns, der u.a. am Affekt- und
Triebverhalten beteiligt ist) von
Mäusen, denen der erregende
Aminosäure- Trägerstoff 1 fehlt
Sauerstoffmangel führt zu einer schnellen Zunahme der Ausschüttung von
Glutamat (einer erregenden Aminosäure,
die als Botenstoff Nervenzellimpulse
zwischen Nervenzellen
verstärkend
weiterleitet) aus den Zellbläschen der
Nervenzellen. Zusätzlich kann die durch
Sauerstoffmangel bedingte Freisetzung
von Glutamat durch eine gestörte Funktion von Glutamat-Trägerstoffen in den
Nervenzellen verursacht werden. Die
Zunahme der Glutamat-Konzentration
außerhalb der Zellen kann ein wichtiger
Faktor bei der Auslösung von durch Sauerstoffmangel bedingten NervenzellEntladungen (SNE) und nachfolgenden
Nervenzellschädigungen darstellen. Daher sollten derartige SNE sowie die Freisetzung von Glutamat aus den Bläschen
der Nervenzellen untersucht werden.
Hierfür wurden Himgewebeschnitte des
Hippocampus von Wildtyp-Mäusen und
von transgenen Mäusen, denen das Gen
für den Nervenzell-Glutamat- Trägerstoff, der "erregende AminosäureTrägerstoff 1" (excitatory amino acid
carrier 1, EAACl), ausgeschaltet worden war, hergestellt. An diesen Himschnitten wurden in vitro elektrophysiologische Ableitungen der Aktivitäten
bestimmter Nervenzellen durchgeführt.
Verzögerte Reaktionen nach SNE waren
in Hirnschnitten der Mäuse, in denen
EAACI reinerbig ausgeschaltet war, verstärkt, wohingegen die durch Sauerstoffmangel ausgelöste Zunahme des erregenden elektrischen "Miniaturstroms" hinter
ALTEX 22,4105
den Nervenzellübergängen in den transgenen Tieren mit ähnlich kurzer Übergangsfrist und in ähnlicher Häufigkeit
auftrat wie bei den Kontrolltieren. Wenn
zusätzlich durch Gabe eines speziellen
Hemmstoffes die Aufnahme von Glutamat in die Nervenscheidenzellen verhindert wurde, verringerte sich die Phase
bis zum Einsetzen der SNE dramatisch
und zwischen Kontrolltieren und gentechnisch veränderten Tieren wurden
keine unterschiedlichen
Reaktionen
mehr beobachtet. Daraus wird der
Schluss gezogen, dass der GlutamatTrägerstoff in Nervenzellen einen erheblichen Einfluss auf die Zeitdauer bis
zur Ausbildung der SNE hat. Da SNE
in Mäusen, denen EAACI fehlt, nicht
verhindert werden kann, scheinen
Mechanismen
der Freisetzung
des
Glutamats aus den Nervenzellbläschen
an deren Entstehung ebenfalls beteiligt
zu sein. Diese Mechanismen werden
bemerkbar, sobald die Glutamataufnahme in Nervenscheidenzellen verhindert wird.
Beispiel 3:
Forschungsgebiet - Immunologie,
Unterkategorie - Dermatologie,
Tierart - Maus, Verwendungszweck Versuch, Versuchsdurchführung:
Einbringen transgener Zellen in Zuchtstämme
Müller, G., Müller, A., Tüting, T.,
Steinbrink, K., Saloga, J., Szalma, C.,
Knop, J. und Enk, A. H. (2002)
Mit dem Botenstoffinterleukin-lO
vorbehandelte dendritische Zellen
verändern im Tierversuch die Abwehrreaktionen von sensibilisierten
und nicht sensibilisierten Abwehrzellen
Interleukin-lO ist ein vielfältig wirkender
Botenstoff, von dem bekannt ist, dass er
hemmende Wirkungen auf die Funktionen dendritischer Zellen (bestimmter Abwehrzellen) ausübt. In vitro verwandelt
Interleukin-lO unreife dendritische Zellen in tolerierende Antigen-präsentierende Zellen (d. h. in Zellen, die vermitteln,
dass der Körper gegen bestimmte Fremdstoffe keine Abwehrreaktion in Gang
setzt, während sie andere Fremdstoffe
SAUER ET AL.
zum Auftakt einer solchen Abwehrreaktion an spezielle Abwehrzellen, die so genannten CD4+- T-Zellen, weiterleiten).
Zur Untersuchung, ob mit Interleukin-l0
vorbehandelte dendritische Zellen auch
in vivo derartige tolerierende Wirkungen
vermitteln, wurden CD4+-T-Zellen so
genannter DOll.10-0valbumin-T-ZellRezeptor-transgener Mäuse (dies sind
Mäuse, die gentechnisch so verändert
wurden, dass sie auf der Oberfläche der
genannten T-Zellen nur Rezeptoren für
Hühnereiweiß ausbilden) in WildtypMäuse eingebracht. Im nächsten Schritt
wurden diese Tiere mit dendritischen
Zellen behandelt, die je nach Untersuchungsgruppe teilweise vorher Kontakt
mit Interleukin-lO und / oder mit Hühnereiweiß hatten. Anschließend wurde in
vitro durch Zugabe von Hühnereiweiß
ermittelt, ob sich die Abwehrzellen als
Reaktion auf den erneuten Hühnereiweiß-Reiz vermehrten oder nicht. In den
Kontrollgruppen erhielten die Mäuse
nicht vorbehandelte Abwehrzellen und
anschließend nach Gabe der jeweils unterschiedlich vorbehandelten dendritischen Zellen aufgelöstes Hühnereiweiß.
In den Tieren, die mit Hühnereiweiß vorbehandelte dendritische Zellen erhalten
hatten, vermehrten sich die Abwehrzellen nach Verabreichung des Hühnereiweißes am stärksten. Die geringste Zunahme hingegen wurde in den Mäusen
beobachtet, die mit Hühnereiweiß und
Interleukin-lO behandelte dendritische
Zellen erhielten. In weiteren Versuchen
wurden den Tieren voraktivierte Abwehrzellen und anschließend dendritische
Zellen übertragen. Die Hühnereiweißspezifische Vermehrung der Abwehrzellen war in den Tieren am stärksten
ausgeprägt, die Hühnereiweiß-vorbehandelte dendritische Zellen erhielten,
während sie in den Tieren, die dendritische Zellen erhielten, die sowohl mit
Hühnereiweiß als auch mit Interleukin10 vorbehandelt worden waren, unterhalb des Schwellen wertes lag. Als versucht wurde, in den Fußballen der Tiere
allergische Reaktionen des verzögerten
Typs auszulösen, zeigten die Mäuse, die
mit Hühnereiweiß und Interleukin-lO
vorbehandelte dendritische Zellen erhalten hatten, im Vergleich zu den Kontrolltieren kein Anschwellen der Fußballen.
243
m......
SAUER ET AL.
-------------~-
Wurden die Zellen dem Fremdstoff in
viva oder in vitro erneut ausgesetzt, veränderte sich die hemmende Wirkung der
Interleukin-lO-behandelten
dendritischen Zellen ebenfalls nicht. Demzufolge hemmen Interleukin-lO-behandelte
dendritische Zellen sowohl in nicht vorbehandelten als auch in vorbehandelten
Mäusen die Hühnereiweiß-spezifischen
Abwehrreaktionen.
,
Beispiel 4:
Forschungsgebiet - Kardiologie,
Unterkategorien - Endokrinologie,
Nephrologie, Tierart - Ratte,
Verwendungszweck - Versuch
Lemmer, B., Witte, K., Enzminger, H.,
Schiffer, S. und Hauptfleisch, S. (2003)
Transgene TGR(mREN2)27-Ratten
als Modell für einen gestörten
Biorhythmus auf Ebene des Gehirns,
des Herzens und der Nieren
In transgenen Bluthochdruck-Ratten
(TGR(mREN2)27-Ratten),
die das
Maus-Gen Ren-2 beinhalten, wurde ein
umgekehrter 24-Stunden- Verlauf der
Blutdruckkurve bei normalem Muster
der Herzrate und des Bewegungsmusters
beschrieben. Diese transgenen Ratten
wurden als Modell des sekundären Bluthochdrucks des Menschen eingehend
untersucht; dabei wurden nicht-transgene
Ratten des Sprague-Dawley-Zuchtstammes als Kontrolltiere mit normalem
Blutdruck verwendet. Mit radiotelemetrischen Verfahren wurden schwerwiegende Störungen des Tagesrhythmus
sowie Rhythmusstörungen der Herzkreislauffunktionen, der Bewegungsmuster und der Körpertemperatur nachgewiesen, und zwar sowohl unter normalen
Licht-Dunkel- Verhältnissen, unter Dunkel-Dunkel-Verhältnissen und nach einem Lichtimpuls. Durch Bestimmung
der ATl-Rezeptoren in den Nierenkörperchen sowie der Nierenfunktion wurde
untersucht, wie angesichts des übermäßig exprimierten Renin-AngiotensinSystems der trans genen Ratten Signale
übertragen werden. Dabei wurde ermit-
9
10
Extrazelluläre
Basalmembran
244
Matrix = außerhalb
= Grenzschicht
der Zellen gelegene
zwischen
telt, wie Schlüsselvorgänge, die in den
trans genen Ratten an der erhöhten sympathischen Regulierung beteiligt sind,
exprimiert werden. Die Ergebnisse der
Untersuchungen belegen eindeutig, dass
das zusätzliche Maus-Renin-Gen in den
trans genen Ratten nicht nur das ReninAngiotensin-System erheblich beeinflusste und somit erwartungsgemäß zu Bluthochdruck führte, sondern auch den
Tagesrhythmus des Blutdruckmusters bis
hinunter auf die Ebene seiner hormonellen Steuerung und der Expression weiterer relevanter Gene. Daraus wird der
Schluss gezogen, dass die Expression eines einzigen zusätzlichen Gens in der
Lage ist, den Tagesrhythmus eines Tieres
auf höchst komplexe Weise zu stören.
Beispiel 5:
Forschungsgebiet - Embryologie,
Tierart - Maus, Verwendungszweck Versuch
Kostka, G., Giltay, R., Bloch, w.,
Addicks, K., Tirnpl, R., Fässler, R. und
Chu, M. L. (2001)
Tod zum Zeitpunkt der Geburt und
Veränderungen in Gefäßinnenwandzellen verschiedener Gefäßabschnitte von Mäusen, denen Fibulin-l
fehlt
Das Protein Fibulin-l der extrazellulären
Matrix" ist ein spezifischer Bestandteil
von Gefäßwänden und kann mit anderen
Bindegewebsstoffen der Basalmernbran'"
verbunden sein. Zur Untersuchung seiner
biologischen Funktion wurde das Fibulin-l-Gen in Mäusen gezielt inaktiviert.
Dies führte in einer Reihe von Geweben
zu massiven Blutungen, die nach Ablauf
der halben Trächtigkeitsdauer einsetzten
und letztendlich zum Tod von fast allen
homozygoten (reinerbigen) Embryonen
zum Zeitpunkt der Geburt führten. Durch
histologische Untersuchung konnten Erweiterungen und Brüche in der inneren
Schicht verschiedener kleiner Blutgefäße
nachgewiesen werden. In größeren Blutgefäßen wurden diese Schäden nicht
beobachtet. Die Nieren wiesen eine
charakteristische Fehlbildung der Nie-
Grundsubstanz
Bindegewebe
und nicht-bindegewebigen
Bestandteilen
renkörperchen und eine Desorganisation
der Podozyten (bestimmter Nierenzellen)
auf. Die beobachtete verzögerte Lungenentwicklung schien auf eine Störung in
der Lungenaufblähung zurückzuführen
zu sein. In immunhistologischen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden,
dass Fibulin-l an den für dieses Protein
charakteristischen
Stellen
fehlte,
während für eine Reihe anderer Proteine
der extrazellulären Matrix keine unüblichen Verteilungsmuster festgestellt werden konnten. Elektronenmikroskopische
Untersuchungen ergaben intakte Basalmembranen, aber sehr unregelmäßige
Vorgänge in den inneren Zellen der
Kapillaren der am meisten betroffenen
Organe. Das Fehlen von Fibulin-l verursachte einen erheblichen Blutverlust,
ohne dass die Blutgerinnung beeinträchtigt war. Die Befunde weisen auf eine
ausgeprägte Störung ganz bestimmter
Funktionen der Gefäßinnenwandzellen
hin, die zusammen mit einigen der Nieren- und Lungenschädigungen für den
frühen Tod der Tiere verantwortlich sein
könnten.
Beispiel 6:
Forschungsgebiet - Onkologie,
Tierart - Maus, Verwendungszweck
Herstellung und Versuch
-
Klein, A., Guhl, E., Tzeng, Y. J.,
Fuhrhop, J., Levrero, M., Graessmann,
M. und Graessmann, A. (2003)
Das HBx-Gen verursacht in transgenen Tieren, die für das p53-Gen
heterozygot (gemischterbig) sind, eine
überhöhte Ausprägung von Zyklin Dl
und die Ausbildung von Brustkrebs
Anmerkung: Mit dem HEx-Gen wird das
Hepatitis B-Virus-X-Protein kodiert, ein
Eiweißstoff, der an der Entstehung bestimmter Krebsarten beteiligt sein soll.
Mit dem p53-Gen wird das p53-Protein
kodiert, ein Eiweißstoff der Zelle, der
den Zellzyklus anhalten und zum Tod der
Zelle beitragen kann.
Um die Bedeutung der Expression des
HBx-Gens auf die Organdifferenzierung,
das natürliche Absterben von Zellen und
die Entwicklung von Tumoren zu untersuchen, wurden transgene Mäuse hergestellt, die die entsprechende genetische
Veränderung ausschließlich in EpithelALTEX 22, 4/05
~
--~--------------------------
zellen (Deckgewebezellen) der Brustdrüse ausbilden. Es konnte durch verschiedene Techniken nachgewiesen werden,
dass das veränderte Gen während der
Trächtigkeit, während des Säugens und
nach dem Absetzen exprimiert war. Die
Bildung des HBx-Proteins hatte in den
Brustdrüsenzelfen weder Einfluss auf die
Entwicklung der Brustdrüse noch auf das
Absterben von Zellen. Obwohl Brustkrebs in weniger als einem Prozent dieser so genannten WAP-HBx-transgenen
Tiere auftrat, entwickelten 12 von 85
der Nachkommen dieser Tiere, die mit
p53+/- Tieren gekreuzt worden waren,
innerhalb von 8 bis 18 Monaten Brustkrebs. Zusätzlich konnte erstmals gezeigt
werden, dass das HBx-Protein in der
Lage ist, Brustdrüsenepithelzellen unabhängig vom p53-Protein unsterblich
zu machen. HBx verursacht während
der frühen Phase der Trächtigkeit eine
überhöhte Expression des Zyklin-DlGens. Diese Eigenschaft behalten Brustdrüsenepithelzellen, die aus der Brustdrüse oder aus Brusttumoren entnommen
wurden, bei.
Beispiel 7:
Tierart - Maus, Verwendungszweck
Herstellung
-
Forde, A., Constien, R., Gröne, H. J.,
Hämmerling, G. und Arnold, B. (2002)
Vorübergehende Cre-vermittelte
Neubildung ausschließlich in
Gefäßinnenwandzellen durch
Verwendung von Tie2-regelnden
Elementen
Die gentechnologische Vielseitigkeit des
Cre/loxP-Systems setzt nach Angaben der
Autoren voraus, dass ein breites Spektrum
gewebe spezifischer transgener Mäuse
verfügbar ist, mit denen eine Bandbreite
biologischer Fragen abgeklärt werden
kann. Daher wurde eine transgene Mauslinie erzeugt, bei der es möglich ist, das so
genannte Tie2-Cre-Gen durch zielgerichtete Genmanipulation ausschließlich und
zeitlich gesteuert in Gefäßinnenwandzellen auszulösen. Mit Hilfe einer EGFPReporter-Mauslinie (Mäuse, die einen
speziellen fluoreszierenden Eiweißstoff
ausbilden, EGFP = enhanced green fluorecent protein) konnte überprüft werden,
dass die Veränderung des Erbgutes zuverALTEX 22,4/05
lässig bei einem Großteil der untersuchten
Gefäßinnenwandzellpopulationen auftrat.
In nicht-induzierten Mäusen wurde keine
EGFP-Expression beobachtet. Diese induzierbare Cre-Linie wird den Autoren
zufolge einen "sehr nützlichen Posten"
(beneficial asset) darstellen, um in ausgewachsenen Mäusen die Rolle von Genen,
die für die Gefäßinnenwandzellen spezifisch sind, sowie Veränderungen des Erbgutes in der Gefäßinnenwand sehr effizient zu untersuchen.
Beispiel 8:
Tierart - Schwein, Verwendungszweck - Versuch, Forschungsgebiet
Xenotransplantation
-
Vangerow, B., Hecker, J. M., Lorenz, R.,
Loss, M., Przemeck, M., Appiah, R.,
Schmidtko, J., Jalali, A., Rueckoldt, H.
und Winkler, M. (2001)
Cl-Hemmstoff zur Behandlung der
akuten (sofortigen) vaskulären
(Blutgefäß-) Abstoßungsreaktion in
Altweltaffen, denen hDAF transgene
Nieren des Schweins eingepflanzt
wurden
Anmerkung: Damit - theoretisch - Patienten, denen artfremde Organe übertragen werden sollen, langfristig überleben
können, müssen vier Phasen von Abstoßungsreaktionen überwunden werden:
die hyperakute, die akute vaskuläre, die
klassische Abwehrzell-vermittelte und
die chronische Abwehrreaktion. Der
hDAF-Faktor (human Decay Accelerating Factor = "humaner Verwesungsbeschleunigungsfaktor") verhindert die Aktivierung des Komplementsystems. (Das
Komplementsystem besteht aus Bluteiweißstoffen. Es unterstützt das Abwehrsystem in seiner Funktion.) Daher
kann der hDAF-Faktor dazu beitragen,
die hyperakute Abstoßungsreaktion zu
verhindern, die zum sofortigen Tod der
Patienten nach Einpflanzung des artfremden Organs führen würde.
Zurzeit stellt die akute vaskuläre Abstoßungsreaktion (AVR) nach Angaben
der Autoren das Haupthindernis auf dem
Weg zu einer erfolgreichen Übertragung
von Organen konventioneller oder transgener Schweine (mit gentechnischen
Veränderungen der für die Regulierung
des Komplementsystems verantwortli-
SAUER ET AL.
ehen Gene) auf Affen dar. Im Zuge dieser
Abstoßungsreaktion
werden Abwehrstoffe des Empfängertieres, deren Bildung durch die Xenotransplantation ausgelöst wurde, in dem artfremden Organ
abgelagert, woraufhin das Komplementsystem aktiviert wird. h-DAF-transgene
Nieren des Schweins wurden Affen anstelle einer ihrer eigenen Nieren eingepflanzt. Nach der Operation wurde das
Abwehrsystem medikamentös unterdrückt. Sobald dennoch eine AVR
auftrat, wurde diese entweder durch medikamentöse Gabe von Cyclophospharniden und Steroiden oder mit denselben
Mitteln und einer zusätzlichen dreitägigen Verabreichung eines C 1-Hemmstoffes, eines vielfältig wirkenden Komplementsystem- Regulierungsstoffes , behandelt. In 8 von 10 Tieren wurde in der
Anfangsphase nach der Xenotransplantation eine stabile Funktion des übertragenen Organs erreicht, bei allen Tieren
wurden eine oder mehrere AVR-Schübe
beobachtet. Als 4 Tieren zur Behandlung
der Abstoßungsreaktion der Cl-Hemmstoff der Standardmischung beigefügt
wurde, wurde die AVR in 6 von 7
Schüben erfolgreich eingedämmt. Bei
einer weiteren Gruppe mit 4 Tieren,
denen nur die Standardmischung verabreicht wurde, konnte keiner der 4 AVRSchübe behandelt werden. Die Überlebenszeit der Empfängertiere verlängerte
sich also signifikant, wenn diese auf die
Behandlung der Abstoßungsreaktion ansprachen. Daraus wird gefolgert, dass die
AVR in Affen, denen h-DAF-transgene
Nieren des Schweins eingepflanzt wurden, erfolgreich durch zusätzliche Kurzzeithemmung bestimmter Anteile des
Komplementsystems behandelt werden
kann.
Im zweiten Teil der Studie, der in
ALTEX 23,1,2006 erscheinen wird, soll
auf der Basis der hier erhobenen Daten
eine ethische Bewertung der Verwendung transgener Tiere in der biomedizinischen
Forschung
vorgenommen
werden. Nach einem Kapitel über
mögliche tierversuchsfreie Verfahren
soll anschließend die Unerlässlichkeit
von Tierversuchen
mit transgenen
Tieren kritisch hinterfragt werden.
245
SAUER ET AL.
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Versuchstiermelde VO (1999). Verordnung über die Meldung zu Versuchszwecken oder zu bestimmten anderen
Zwecken verwendeter Wirbeltiere vom
4.1l.l999. BgEl I 2156. (http://www.
tiho-hannover.de/ einricht/tsb/meldevo.
pdf).
Korrespondenzadresse
Dr. Ursula G. Sauer
Deutscher Tierschutzbund - Akademie
für Tierschutz
Spechtstraße 1
85579 Neubiberg
Germany
Tel.: +49-89-600291 0
Fax.: +49-89-600291 15
E-Mail:
[email protected]
wurde im April und Mai 2005 zugegriffen
ALTEX 22,4105
m......
SAUER
ET AL.
-~--------------
Anhang 1
Durchführung der Literaturrecherche sowie Auswahl der geeigneten Publikationen
Tab. 2: Verwendete
Datenbanken
(Gesamtanzahl
Name der Datenbank
38; Quelle: www.dimdLde)
Hersteller
AMED (Allied and Alternative
Medicine)
The Britisch Library, Wetherby/Großbritannien
AnimAlt-ZEBET
BfR (ZEBET), Berlin/Deutschland
BIOSIS Previews
BIOSIS Thomson/ISI,
CAB Abstracts
CAB International,
Philadelphia/USA
Oxon/Großbritannien
CancerLit
National Cancer Institute (NCI), Bethesda/USA,
CATFILEplus
National Library of Medicine (NLM), Bethesda/USA
Cochrane Library - Cochrane Central
Register of Controlled Trials (Central)
Cochrane Collaboration,
Update Software Ud, Oxford/Großbritannien
Cochrane Library - Cochrane Database
of Systematic Reviews (CDSR)
Cochrane Collaboration,
Update Software Ud, Oxford/Großbritannien
DAHTA-Datenbank
DIMDI, Köln/Deutschland
Derwent Drug File
Thomson
Elsevier BIOBASE
Elsevier B.v., Amsterdam/Niederlande
( Bundesministerium
für Gesundheit
Elsevier B.V. , Amsterdam/Niederlande
EMBASE Alert
Elsevier B.V. , Amsterdam/Niederlande
IDEM, Göttingen/Deutschland
FSTA (Food Science and Technology
Abstracts)
International
Food Information
Service (IFIS), Shinfield/Großbritannien
gms (German Medical Science)
German Medical Science (gms), Düsseldorf/Deutschland
gms Meetings (German Medical Science Meetings)
German Medical Science (gms), Düsseldorf/Deutschland
GeroLit (Gerontologische
Literatur)
DZA, Berlin/Deutschland
GLOBAL Health
CAB International,
HECLINET
(Health Care Literature Informations
Technische
IPA (International
Pharmaceutical
und Soziale Sicherung)
Derwent, London/Großbritannien
EMBASE (Excerpta Medica Database)
ETHMED (Ethik in der Medizin)
1963-2002
Oxon/Großbritannien
Universität
Berlin, Berlin/Deutschland,
1969-5/2001
Network)
Abstracts)
Karger-Verlagsdatenbank
American Society of Health-System
Pharmacists
(ASHP), Bethesda/USA
S. Karger AG, Basel/Schweiz
Kluwer-Verlagsdatenbank
Kluwer Academic
MEDIKAT
Zentralbibliothek
MEDLINE
National Library of Medicine (NLM), Bethesda/USA
MEDLINE Alert
National Library of Medicine (NLM), Bethesda/USA
Publishers
, DordrechtiNiederlande,
Norwell/USA
für Medizin (ZB MED), Köln/Deutschland
NHS-CRD-DARE (NHS=National Health Service,
NHS (National Health Service) Centre for Reviews and Dissemination,
CRD=Centre for Reviews and Dissemination,
York/Großbritannien
DARE=Database of Abstracts of Reviews of Effects)
NHS-CRD-HTA (INAHTA)
(NHS=National Health Service, CRD=Centre
for Reviews and Dissemination, HTA=Health
Technology Assessment, INHATA=lnternational
Network of Agencies for Health Technology
Assessment)
NHS (National Health Service) Centre for Reviews and Dissemination,
York/Großbritannien, INAHTA, Stockholm/Schweden
OldMEDLINE
National Library of Medicine (NLM), Bethesda/USA,
SOMED (Sozialmedizin)
lögd, Bielefeld/Deutschland,
1951-1965
1978-2000
Springer-Verlag
GmbH & Co. KG, Heidelberg/Deutschland
Springer-Verlagsdatenbank
Springer-Verlag
GmbH & Co. KG, Heidelberg/Deutschland
Thieme-Verlagsdatenbank
Georg Thieme-Verlag,
Derwent Drug Backfile
Thomson
ISTPB, ISTP/ISSHP (ISTP=lndex to Scientific and
Technical Proceedings, ISSHP=lndex to Social
Sciences & Humanities Proceedings)
ISI- Thomson
Springer-Verlagsdatenbank
PrePrint
SciSearch (entspricht dem Science Citation Index)
ISI- Thomson
Derwent Biotechnology
Thomson
Resource
XTOXLINE (T165) setzt sich aus den bei den
Datenbanken TXC65 und TXS65 zusammen
ALTEX 22, 4/05
Stuttgart/Deutschland
Derwent, London/Großbritannien,
Scientific,
Scientific,
Philadelphia/USA,
Philadelphia/USA,
1964-1982
Uxbridge/Großbritannien
Uxbridge/Großbritannien
Derwent, London/Großbritannien
National Library of Medicine (NLM), Bethesda/USA
247
m.....
SAUER ET AL.
-----------------~-
Durchführung der
Literaturrecherche - Phase 1
Zur ersten Erfassung von Informationen
wurde in 38 wissenschaftlichen Datenbanken (Tab. 2), die vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation
und
Information
erfasst
werden
(www.dimdi.de). eine Literaturrecherche
mit sechs Suchbegriffkombinationen
durchgeführt.
Dabei wurden die Suchbegriffe "transgen" , "animal" , "German" und Veröffentlichungsdaten von 200 I bis 2003 so
kombiniert,
dass Doppelnennungen
möglichst eliminiert wurden (Tab. 3).
Mit dieser Recherche wurden 136 Publikationen erfasst. Nach einer Detailauswertung der Inhalte wurden jedoch lediglich 28 als für die Ziele der Studie
geeignet erfasst.
Die Ablehnungsquote
von 77%
(l 05/136) ist vor allem auf die Ungenauigkeit des Suchbegriffs
"German"
zurückzuführen: Von den 136 Publikationen entfielen allein 84 dadurch, dass sie
nicht in Deutschland abgefasst wurden.
In den übrigen aussortierten Publikationen wurden in elf Fällen Fütterungsversuche mit trans genen Pflanzen beschrieben. Publikationen, die in vitro
Forschungsvorhaben vorstellten, wurden
aussortiert, wenn in vitro trans gene
Zellen hergestellt wurden und diese ausschließlich in vitro weiterverwendet
wurden. Diese Voraussetzung traf für
drei Publikationen zu. Wenn aber zur Gewinnung von Zellen oder der Herstellung
Zelllinien transgener Tiere verwendet
wurden oder wenn trans gene Zellen
Zuchtstämmen injiziert wurden, wurden
diese Publikationen als relevant erachtet
und in die Auswertung aufgenommen.
Bei drei aussortierten Publikationen handelte es sich um Review-Artikel zu den
jeweiligen Themengebieten, in denen
keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse dargelegt wurden. In vier weiteren
Publikationen konnte nicht eindeutig
identifiziert werden, ob die Forschungsarbeiten tatsächlich in Deutschland
durchgeführt worden waren (Tab. 4).
Relevante Publikationen wurden in
den folgenden Datenbanken erfasst: Biosis Prev AB (eine Publikation), Derwent
Drug Profile (fünf Publikationen), Elsevier Biobase (eine Publikation), Embase
248
Tab. 3: Verwendete
Suchbegriffe
und Suchbegriffskombinationen
1
.Transqen"
2
"Transgen"
und "animal"
und "German"
3
.Transqen"
und .anlmar'
(und "German"
4
2 oder 3
5
4 und Veröffentlichungsdatum
6
5 und "Transgen"
und "animal"
im Adressfeld)
nach 2000
im Titel
Tab. 4: Anzahl der Publikationen,
die nicht den Zielen der Studie entsprachen,
aufgeschlüsselt
nach den Gründen für ihre Ablehnung
Anzahl aussortierter
Grund für Aussortierung
Pflanzen
11
3
Ort der Forschung
außerhalb Deutschlands
84
Ort der Forschung
nicht eindeutig zuzuordnen
Forschung
mit transgenen
(z.B. Fütterungsversuch)
Review-Artikel
4
3
In viiro Forschung mit transgenen Zellen;
in vitro Herstellung transgener Zeillinien
105
Gesamtzahl
Tab. 5: Anzahl der Publikationen,
Veröffentlichung
(2001-2003)
aufgeschlüsselt
nach dem Jahr der
Jahr
Gesamt
Anzahl Publikationen
28
Tab. 6: Tierarten/Tiergruppen,
wurde
Tierart
Publikationen
deren Verwendung
in den Publikationen
beschrieben
/Tiergruppe
Anzahl Publikationen
Tab. 7: Anzahl
Publikationen,
der in der weiterführenden
freien Internetrecherche
aufgeschlüsselt
nach dem Jahr der Veröffentlichung
Jahr
Gesamt
Anzahl Publikationen
25
Tab. 8: Tierarten/Tiergruppen,
deren Verwendung
freien Internetrecherche
erfassten Publikationen
Tierart
erfassten
(2001-2003)
in den in der weiterführenden
beschrieben
wurde
/Tiergruppe
Anzahl Publikationen
(sieben Publikationen), ISTPB / ISSHP
(zwei Publikationen), Medline (zwölf
Publikationen).
Von diesen 28 Publikationen wurden
sechs im Jahre 2001, 17 im Jahre 2002
sowie fünf im Jahre 2003 veröffentlicht
(Tab. 5). In 20 Forschungsvorhaben wurde die Verwendung von Mäusen dargestellt, in drei Veröffentlichungen Ratten,
in vier Veröffentlichungen Schweine sowie in einer Fische (Tab. 6).
Um das Ergebnis dieser ersten Datenbankrecherche zu erweitern, wurde im
Internet auf Webseiten, die für die jeweiligen Hauptautoren der erfassten 28
Publikationen relevant erschienen, nach
weiteren, dem Suchprofil entsprechenden Publikationen gesucht. Dazu wurden
die dort veröffentlichten Publikationslisten der Hauptautoren und gegebenenfalls weiterführende Links ausgewertet,
Zudem wurde im .Porschungsportal" des
Bundesforschungsministeriums(http://bserv3.
n·zn.uni-hannover.de/fp/ index.html) mit
dem Suchbegriff "transgen" nach weiterer Literatur gesucht. Nach DetailausALTEX 22, 4/05
~
SAUER ET AL.
--~--------------------------
wertung der so erfassten Publikationen
konnten insgesamt 25 weitere Publikationen identifiziert werden, die den Zielen der Studie entsprachen.
Von den 25 mittels freier Internetrecherche erfassten Publikationen wurden
14 im Jahre 2001, fünf im Jahre 2002 sowie sechs im 1ahre 2003 veröffentlicht
(Tab. 7). Dabei wurde in 18 Publikationen die Verwendung von Mäusen dargestellt, in fünf Veröffentlichungen von
Ratten, sowie in je einer Veröffentlichung Schweine und Fische (Tab. 8).
Durchführung der
Literaturrecherche - Phase 2
Da die Gesamtzahl 53 der im ersten Abschnitt der Literaturrecherche erfassten
Publikationen (28 durch Datenbankrecherche sowie 25 durch freie Internetrecherche ) für die Belange der Studie als
nicht aussagekräftig erachtet wurde,
wurde eine zweite Recherchephase angeschlossen, in der die Suchbegriffe ausgehend von den Ergebnissen der ersten Recherchephase
spezifiziert
wurden:
Anstelle des Suchbegriffs "animal" wurde für die vier ermittelten TierartenJTiergruppen, mit denen die beschriebenen
Forschungsarbeiten durchgeführt worden
waren, für Maus, Ratte, Schwein und
Fisch getrennt Datenbankrecherchen
durchgeführt.
Nachdem in der ersten Phase der Datenbankrecherche die meisten relevanten
Publikationen über die Datenbank "Medline" erfasst worden waren, wurde in der
zweiten Phase zunächst ausschließlich
eine
Medline-Recherche
(ME66;
www.dimdi.de) durchgeführt. Hierzu
wurden insgesamt elf Suchbegriffkombinationen ausgewählt (Tab. 9). Diese
Suchbegriffe wurden so kombiniert, dass
die Anzahl jeweils erfasster Publikationen nach Möglichkeit unter 100, auf jeden Fall aber unter 150 Treffern blieb.
Dazu wurden in den Suchbegriffkombinationen die Suchbegriffe für Mäuse,
Ratten und Schweine jeweils getrennt in
der Singular- und Plural-Form eingegeben (pig/pigs; mouse/mice; rat/rats). Für
Mäuse und Ratten wurden zudem die
Recherchen für die einzelnen Jahrgänge
200 I, 2002 und 2003 getrennt durchge-
Tab. 9: In Literaturrecherche
11(Medline; www.dimdi.de)
sowie Anzahl hierbei erfasster Publikationen
verwendete
Suchbegriffe
führt. Eine Gegenprobe durch Verknüpfung der Suchbegriffe in der Singularund Plural-Form sowie Verknüpfung der
Jahrgänge 2001 bis 2003 (siehe Tab. 9,
Zeile G und Zeile K) belegte, dass beide
Suchstrategien zur gleichen Trefferanzahl führten.
Mit den in Tabelle 9 aufgeführten
Suchbegriffskombinationen wurden insgesamt 820 Publikationen erfasst. Diese
Anzahl erschien ausreichend, einen
Überblick über die Forschungsbereiche
zu erhalten, in denen trans gene Tiere in
den vergangenen Jahren hergestellt oder
verwendet wurden. Daher wurden keine
weiteren Recherchen in anderen Datenbanken oder frei im Internet durchgeführt.
Auswahl der geeignete
Publikationen
Die erste inhaltliche Auswertung der 820
in der zweiten Phase der Literaturrecherche erfassten Fachartikel nach den im
vorangegangenen Kapitel aufgeführten
Kriterien ergab 568 relevante Publikationen. Somit wurden insgesamt 258 Veröf-
und Suchbegriffskombinationen
Versuchstier
Suchbegriffskombination
Anzahl
Maus
A ((mouse AND transgen?) AND CS="German"?) AND PY= 2001 to 2001
90
Ratte
B ((mouse AND transgen?) AND CS="German"?) AND PY= 2002 to 2002
102
C ((mouse AND transgen?) AND CS="German"?) AND PY= 2003 to 2003
90
D (((mice NOT mouse) AND transgen?) AND CS="German"?) AND PY= 2001 to 2001
128
E (((mice NOT mouse) AND transgen?) AND CS="German"?) AND PY= 2002 to 2002
120
F (((mice NOT mouse) AND transgen?) AND CS="German"?) AND PY= 2003 to 2003
135
SummeA-
F
665
G (((mouse
OR mice) AND transgen?)
665
I (((rat OR rats) AND transgen?) AND CS="German"?) AND PY= 2002 to 2002
43
J (((rat OR rats) AND transgen?) AND CS="German"?) AND PY= 2003 to 2003
38
Summe H-J
130
AND CS="German"?)
AND PY= 2001 to 2003
(((pig OR pigs) AND transgen?) AND CS="German"?) AND PY= 2001 to 2003
Summe
Fisch
AND PY=2001 to 2003
49
K (((rat OR rats) AND transgen?)
Schwein
AND CS="German"?)
H (((rat OR rats) AND transgen?) AND CS="German"?) AND PY= 2001 to 2001
Schwein
130
17
17
((fish AND transgen?) AND CS="German"?) AND PY= 2001 to 2003
8
Summe
8
Fisch
Gesamt
820
CS = Corporate Source, Institution; Anschrift des Autors
PY = Publication Year; Jahr der Veröffentlichung
OR = Gesuchte Publikationen enthalten entweder den einen oder den anderen Suchbegriff.
AND = Gesuchte Publikationen enthalten sowohl den einen als auch den anderen Suchbegriff.
ALTEX 22, 4/05
249
m......
SAUER ET AL.
-------------~-
fentlichungen (30,7%) aussortiert. Für
die einzelnen Tierarten/Tiergruppen lag
diese Rate jeweils zwischen 19,3 und
75,0% (Tab. 10).
Da insgesamt neun Publikationen in
Phase 1, nicht aber in Phase 2 der Literaturrecherche erfasst wurden, wurden diese zusätzlicf zu den 56~ Publikationen
der Phase 2 der Literaturrecherche in die
Auswertung aufgenommen, so dass insgesamt 577 relevante Publikationen ausgewertet wurden.
Tab. 10: Anzahl
Auswertung
der erfassten
Such begriff
Publikationen
vor und nach der inhaltlichen
Anzahl Publikationen
vor Auswertung
Anzahl Publikationen
nach Auswertung
Ausfallquote
Fisch
Fish
8
2
75,0%
Schwein
Pig & Pigs
17
4
64,7%
Ratte
Rat & Rats
130
59
54,6%
Maus
Mouse '01
90
70
22,2%
Mouse '02
102
74
27,5%
Mouse '03
90
72
20,0%
Mice '01
128
96
25,0%
Mice '02
120
82
31,7%
Mice '03
135
109
19,3%
820
568
30,7%
Summe
Anmerkung: Die Anzahl der mit den Suchbegriffen erfassten Publikationen stimmt nicht notwendigerweise mit
der Anzahl der Publikationen, in denen bestimmte Tierarten verwendet wurden, überein, da beispielsweise die
Publikationen, in denen transgene Kaninchen verwendet wurden, über den Suchbegriff "Rat & rats" (siehe Seite
53) erfasst wurden.
Anhang 2
Auswertung der 577 erfassten Publikationen aus den Jahren 2001-2003
Forschungsvorhaben mit transgenen Tieren in Deutschland
Die 577 erfassten Publikationen (siehe
Anhang 1) wurden inhaltlich nach den
Angaben Autor, Titel und Quelle der
Publikation sowie Institution der Autoren
aufbereitet (siehe Anhang 3 auf der Webseite www.altex.ch/archivdownload_d.htm).
Zusätzlich wurde verzeichnet, mit welcher Tierart oder Tiergruppe das Forschungsvorhaben durchgeführt worden
war, und der Verwendungszweck der
Tiere (Herstellung transgener Tiere oder
Einsatz transgener Tiere im Versuch)
wurde ermittelt. Schließlich wurde jede
Publikation inhaltlich einer oder mehreren Forschungsgebietskategorien zugeteilt. Diese Aufschlüsselung erfolgte
übergreifend für alle Tierarten sowie für
die verschiedenen Tierarten getrennt. Bei
der Auswertung nach Art der Versuchsdurchführung der experimentellen Forschungsvorhaben wurde verzeichnet, ob
in vitro Verfahren anstelle von oder zusätzlich zu den in vivo Verfahren verwendet wurden, oder ob Wildtyp-Zuchtstämmen nach der Geburt trans genes Material
eingebracht worden war.
Die Angaben zur Institution des Autors
oder der Autoren wurden nicht weiter
ausgewertet. Diese Informationen waren
nur erfasst worden, um zu ermitteln, ob
250
die Forschungsvorhaben in Deutschland
durchgeführt worden waren, während
sich die Inhalte der Studie darauf richteten, Forschungsschwerpunkte mit transgenen Tieren zu identifizieren und nicht
wissenschaftliche Institutionen, die mit
transgenen Tieren arbeiten, namentlich
zu benennen.
Jahr der Veröffentlichung der
Publikationen sowie Tierarten
Von den 577 Publikationen waren 195 im
Jahre 2001 publiziert, 185 im Jahre 2002
sowie 197 im Jahre 2003 (Tab. 11). In
den meisten Publikationen (503; 87,2%)
wurden Forschungsvorhaben mit Mäusen dargelegt, gefolgt von solchen mit
Ratten (59; 10,3%). In sieben Fällen
wurde die Verwendung von Schweinen
beschrieben, zweimal die Verwendung
von Fischen und zweimal von Kaninchen. Zusätzlich zu den 503 Publikationen über Forschungsvorhaben
mit
Mäusen wurde zweimal von der gleichzeitigen Verwendung von Mäusen und
Ratten und einmal von der gleichzeitigen
Verwendung von Mäusen und Hühnern
berichtet (Tab.12).
Bei den in den Versuchsvorhaben eingesetzten Fischen handelte es sich ein-
über
mal um Zebrafische (Danio rerio) und
einmal um Reiskärpflinge (Medaka
oryzias latipes).
Die beiden Publikationen über Versuche mit trans genen Kaninchen wurden
über den Suchbegriff "Ratte" erfasst, im
einen Fall, da die transgenen Kaninchen
Gene der Ratte erhalten hatten und im
andern, da im selben Versuch Zellen der
Ratte verwendet wurden,
Verwendungszweck der
Versuchstiere
In der Auswertung wurde unterschieden,
ob in der jeweiligen Publikation die Herstellung einer transgenen Tierlinie bzw.
Methoden zur Herstellung transgener
Tiere beschrieben wurden, ob dargelegt
wurde, dass trans gene Tiere gezielt für
den Versuch hergestellt und anschließend
verwendet wurden, oder ob der Einsatz
transgener Tiere in einem Versuchsvorhaben dargestellt wurde. Entsprechend
wurden die Publikationen den Begriffen
"Herstellung", "Herstellung und Versuch" sowie "Versuch" zugeordnet.
In 37 der 577 Publikationen (6,4%)
wurde die Herstellung transgener Tiere
bzw, Methoden zur Herstellung transgener Tiere dargelegt. In 134 (23,2%)
ALTEX 22, 4/05
~
-~-----------------
Publikationen wurden transgene Tiere
für das Forschungsvorhaben hergestellt
und verwendet. 406 (70,4%) Publikationen beschrieben experimentelle Vorhaben, bei denen transgene Tiere zum Einsatz kamen (Tab. 13).
Forschungsgebiete, in denen
die in den Publikationen
dargelegten Forschungsvorhaben durchgeführt wurden
Zur Einteilung der Publikationen in
Forschungsgebiete wurden alle Publikationen einem oder mehreren Kategorien
zugeordnet. Experimentelle Forschungsvorhaben ("Herstellung und Versuch"
oder "Versuch") wurden den folgenden
Forschungsgebieten zugeordnet: Dermatologie, Diabetologie, Embryologie/Reproduktionsbiologie,
Endokrinologie
(ohne Diabetologie), Gastroenterologie
(ohne Hepatologie), Genetik, Hämatologie, Hepatologie, Kardiologie, Immunologie, Nephrologie, Neurobiologie, Onkologie, Ophthalmologie, Orthopädie,
Transplantationsmedizin
(inkl. Xenotransplantationsforschung) , Zellbiologie .
Die Forschungsvorhaben, in denen transgene Tierlinien hergestellt oder Tierversuche zur Weiterentwicklung von Methoden zur Herstellung transgener Tiere
dargelegt wurden, wurden nicht weiter
aufgeschlüsselt, sondern alle der Kategorie "Methodik" zugeordnet.
Die Zuordnung der Publikationen zu
Kategorien erfolgte in der Regel mit
Hilfe der in den Datenbanken verfügbaren Schlagwörter (keywords) und Zusammenfassungen (abstracts). Um eine
korrekte Zuordnung zu den Kategorien
sicherzustellen, wurden die so verfügbaren Informationen bei Bedarf durch
weitere kostenfrei im Internet verfügbare
Informationen, wie Volltexte von Veröffentlichungen oder Präsentationen von
Arbeitsgruppen, ergänzt.
Die meisten Forschungsvorhaben waren den Forschungsgebieten Neurobiologie (154/26,7%) zuzuordnen, sowie Immunologie (115/19,9%), Kardiologie
(80/13 ,9%), Embryologie/Reproduktionsmedizin (62110,8%) und Onkologie
(41/7,1 %). Zwischen 10 und 40 Publikationen wurden den Forschungsgebieten
Endokrinologie, Genetik, Hepatologie
oder Nephrologie zugeordnet bzw. beschrieben die Herstellung transgener
ALTEX 22, 4/05
SAUER ET AL.
Tab. 11: Gesamtzahl der Publikationen,
Veröffentlichung
(2001-2003)
aufgeschlüsselt
nach dem Jahr der
Jahr
Gesamt
Anzahl Publikationen
577
Tab. 12: Anzahl der Publikationen,
aufgeschlüsselt
nach TierartlTiergruppe
TierartlTiergruppe
Anzahl
Maus
504
87,4%
Maus & Ratte
2
0,3%
Maus & Huhn
1
0,2%
Ratte
59
10,3%
Schwein
7
1,2%
Fisch
2
0,3%
Kaninchen
2
0,3%
Gesamt
577
1000 %
Publikationen
Relative
Anzahl
Tab. 13: Zuordnung der Publikationen
zum Verwendungszweck
der Tiere
(Versuch M mit transgenen
Tieren bzw. Herstellung
(H) transgener Tiere),
aufgeschlüsselt
nach dem Jahr
Jahr
Herstellung
Herstellung
Versuch
Gesamt
2001
11
46
138
195
2002
11
39
135
185
2003
15
49
133
197
Gesamt
37
6,4%
134
406
577
23,2%
70,4%
100%
Relativer
Anteil
& Versuch
Tab.14: Anzahl der Publikationen,
aufgeschlüsselt
sowie der zugeteilten
Forschungsgebietskategorie,
nach dem Jahr der Publikation
alle Tierarten
Tabelle - Alle Tierarten
Jahr der Publikation
2001
2002
2003
Gesamt
Relative
Anzahl
Forschungsgebietskategorie
Dermatologie
1
2
3
6
1,0%
Diabetologie
3
1
3
7
1,2%
Embryologie/
Reproduktionsmedizin
23
23
16
62
10,8%
Endokrinologie
5
4
3
12
Gastroenterologie
3
4
1
8
2,1%
1,4%
Genetik
5
5
1
11
1,9%
Hämatologie
1
2
0
3
0,5%
Hepatologie
1
3
7
11
1,9%
Immunologie
42
31
42
115
19,9%
Kardiologie
27
26
27
80
13,9%
6,4%
Methodik
10
10
17
37
Nephrologie
4
5
2
11
1,9%
Neurobiologie
45
47
62
154
26,7%
Onkologie
15
15
11
41
7,1%
Ophthalmologie
4
1
0
5
0,9%
Orthopädie
2
2
0
4
0,7%
Transplantationsmedizin*
4
3
0
7
1,2%
Zellbiologie
0
1
2
3
0,5%
Gesamt
195
185
197
577
100%
* einschließlich Xenotransplantationsforschung
251
SAUER ET AL.
~
----------------------------------------~---
Tierlinien oder Methoden zur Herstellung
transgener Tiere (Methodik). Weniger als
10 Publikationen wurden den Forschungsgebieten Dermatologie, Diabetologie, Gastroenterologie, Hämatologie,
Ophthalmologie, Orthopädie, Transplantationsmedizin und Zellbiologie zugeordnet (Tabs 14). Eine ähnliche Verteilung der Zuordnungen zu Forschungsgebietskategorien konnte ebenfalls bei
der tierartspezifischen Zuordnung der
Versuche an Mäusen festgestellt werden
(Tab. 15).
Rund die Hälfte der Versuche mit
transgenen Ratten wurden dem Forschungsgebiet Kardiologie zugeordnet,
20,3% dem Forschungsgebiet Neurobiologie. Einzelne Publikationen betrafen die Forschungsgebiete Endokrinologie, Gastroenterologie,
Hepatologie,
Immunologie, Nephrologie, Onkologie,
Ophthalmologie und Orthopädie, oder
behandelten Arbeiten, in denen transgene
Tiere hergestellt bzw. Methoden zur Herstellung transgener Tiere erforscht wurden (Tab. 16).
In den beiden Versuchen mit Kaninchen waren hepatologische bzw. kardiologische Fragestellungen verfolgt worden. In den beiden Forschungsvorhaben
mit Fischen wurden methodische Arbeiten dargelegt (Tab. 18 und 19).
Sechs der sieben Versuche mit trans genen Schweinen waren dem Gebiet der
Transplantationsmedizin
zuzuordnen
und behandelten alle Vorhaben aus der
Xenotransplantationsforschung. In einer
weiteren Publikation wurden methodische Arbeiten dargelegt (Tab. 17).
Zuordnung der Publikationen
zu weiteren Forschungsgebietskategorien
Durch Zuordnung der Publikationen zu
einer zweiten oder gegebenenfalls zu
mehreren weiteren Kategorien konnten
deren Forschungsinhalte teilweise detaillierter aufgeschlüsselt werden. Wenn
beispielsweise eine Publikation der Kategorie Neurobiologie und der Unterkategorie Immunologie zugeteilt wurde,
war mit dem Forschungsvorhaben primär
ein neurobiologisches Forschungsziel
verfolgt worden, das jedoch auch immunologische Inhalte hatte. Hingegen lag
bei einem Forschungsvorhaben, das der
Kategorie Immunologie und der Unter252
Tab. 15: Anzahl Publikationen
über Versuche mit Mäusen, aufgeschlüsselt
dem Jahr der Publikation
sowie der zugeteilten
Forschungsgebietskategorie
nach
Tabelle Maus
Jahr der Publikation
2001
2002
2003
Gesamt
Relative
Dermatologie
1
2
3
6
Diabetologie
3
1
3
7
1,2%
1,4%
Embryologie/
Reproduktionsmedizin
23
23*
16
62
12,2%
Endokrinologie
3
2
3
8
1,6%
Anzahl
Forschungsgebietskategorie
Gastroenterologie
2
3
1
6
1,2%
Genetik
5**
5
1
11
2,1%
Hämatologie
1
2
0
3
0,6%
Hepatologie
1
2
5
8
1,6%
Immunologie
42
30
42
114
22,5%
Kardiologie
11
16
23
50
9,8%
Methodik
9
8
13**
30
5,9%
Nephrologie
4
3
2
9
1,8%
Neurobiologie
41
44
57
142
28,0%
Onkologie
15
14
11
40
7,9%
Ophthalmologie
4
0
0
4
0,8%
Orthopädie
2
1
0
3
0,6%
Transplantationsmedizin
1
0
0
1
0,2%
Zellbiologie
0
1
2
3
0,6%
Gesamt
168
157
182
507##
100%
• In einem Versuch mit gleichzeitiger Verwendung von Maus und Huhn
••In einem Versuch mit gleichzeitiger Verwendung von Maus und Ratte
## In zwei Versuchen gleichzeitige Verwendung von Maus und Ratte sowie in einem Versuch gleichzeitige
Verwendung von Maus und Huhn
Tab. 16: Anzahl der Publikationen
über Versuche mit Ratten, aufgeschlüsselt
dem Jahr der Publikation
sowie der zugeteilten
Forschungsgebietskategorie
nach
Tabelle Ratte
Jahr der Publikation
2001
2002
2003
Gesamt
Relative
Anzahl
Forschungsgebietskategorie
Endokrinologie
2
2
0
4
Gastroenterologie
1
1
0
2
6,8%
3,4%
Hepatologie
0
0
2
2
3,4%
Immunologie
0
1
0
1
1,7%
Kardiologie
15
10
4
29
49,1%
Methodik
0
2
2
4
Nephrologie
0
2
0
2
6,8%
3,4%
20,3%
Neurobiologie
4
3
5
12
Onkologie
0
1
0
1
1,7%
Ophthalmologie
0
1
0
1
1,7%
Orthopädie
0
1
0
1
1,7%
Gesamt
22
24
13
59
100%
Tab. 17: Anzahl der Publikationen
über Versuche mit Schweinen, aufgeschlüsselt
nach dem Jahr der Publikation
sowie der zugeteilten
Forschungsgebietskategorie
Tabelle Schwein
Jahr der Publikation
2001
2002
2003
Gesamt
Forschungsgebietskategorie
Methodik
0
0
1
1
Transplantationsmedizin*
3
3
0
6
Gesamt
3
3
1
7
•Alle Xenotransplantationsforschung
ALTEX 22, 4/05
~
SAUER ET AL.
-~-------------
kategorie Neurobiologie, zugeordnet
worden war, das Forschungsziel primär
auf immunologischen Inhalten. Publikationen wurden somit nicht doppelt erfasst.
Nachfolgend werden alle Forschungsgebietskategorien, zu denen mindestens
40 Publikationen erfasst wurden (Embryologie/Repreduktionsmedizin, Immunologie, Kardiologie, Neurobiologie und
Onkologie), aufgeschlüsselt nach zusätzlich zugeteilten Forschungsgebietskategorien dargestellt.
Fast 60% der Publikationen der Fachgebietskategorie
Embryologie/Reproduktionsmedizin wurden keiner weiteren
Fachgebietskategorie zugeordnet. 14,5 %
wurden zusätzlich der Neurobiologie zugeordnet und je knapp 5% den Kategorien Kardiologie und Ophthalmologie
(Tab. 20).
Fast 80% der Publikationen der Immunologie wurden keiner weiteren Fachgebietskategorie zugeordnet; 5,2% und
3,5% wurden zusätzlich den Kategorien
Onkologie bzw. Gastroenterologie zugeordnet (Tab. 21).
Rund 60% der Publikationen der Kardiologie wurden keiner weiteren Kategorie zugeordnet, 30,0% zusätzlich der Kategorie Endokrinologie
sowie 6,2%
zusätzlich den Kategorien Endokrinologie und Nephrologie.
Fast alle
Forschungsvorhaben der Kategorie Kardiologie, die der Unterkategorie Endokrinologie zugeordnet wurden, sowie
alle Forschungsvorhaben, die den Unterkategorien Endokrinologie und Nephrologie zugeordnet wurden, wurden mit
transgenen Ratten durchgeführt (Tab.
22).
Fast 80% der Publikationen aus der
Fachgebietskategorie
Neurobiologie
wurden keiner weiteren Kategorie zugeordnet, jeweils knapp 10% zusätzlich der
Embryologie und Immunologie (Tab.
23).
Knapp die Hälfte der Publikationen,
die in die Fachgebietskategorie Onkologie eingeteilt wurden, wurde keiner weiteren Kategorie zugeordnet. 22% wurden
zusätzlich in die Kategorie Immunologie
eingeteilt und knapp 15% in die Dermatologie (Tab. 24).
Tab. 18: Anzahl der Publikationen
über Versuche mit Kaninchen, aufgeschlüsselt
nach dem Jahr der Publikation
sowie der zugeteilten
Forschungsgebietskategorie
Tabelle Kaninchen
Jahr der Publikation
2002
2003
Gesamt
1
Hepatologie
0
1
0
Kardiologie
1
0
0
1
Gesamt
1
1
0
2
Tab. 19: Anzahl der Publikationen
über Versuche mit Fischen, aufgeschlüsselt
dem Jahr der Publikation
sowie der zugeteilten
Forschungsgebietskategorie
nach
Tabelle Fisch
Jahr der Publikation
2001
2002
2003
Gesamt
Methodik
1
0
1
2
Gesamt
1
0
1
2
Forschungsgebietskategorie
Tab. 20: Publikationen
der Kategorie "Embryologie/Reproduktionsmedizin"
(E),
aufgeteilt nach Zuordnung zu weiteren Unterkategorien
sowie dem Jahr der
Publikation
Jahr der Publikation
2001
2002
2003
Gesamt
Relative
59,7%
Anzahl
Forschungsgebietskategorie
Nur Embryologie/
Reproduktionsmedizin
15
12
10
37
E + Endokrinologie
1
0
0
1
1,6%
E + Gastroenterologie
0
0
1
1
1,6%
E + Genetik
0
2
0
2
3,2%
E + Immunologie
2
0
0
2
3,2%
4,9%
E + Kardiologie
1
1
1
3
E + Neurobiologie
3
4
2
9
14,5%
E + Ophthalmologie
0
2
1
3
4,9%
E + Orthopädie
0
2
0
2
3,2%
1,6%
E + Orthopädie
Endokrinologie
+
1
0
0
1
E + Transplant.-Medizin
0
0
1
1
1,6%
Gesamt
23
23
16
62
100,0%
Tab. 21: Publikationen
der Kategorie Immunologie
(I), aufgeteilt
zu weiteren Unterkategorien
sowie dem Jahr der Publikation
nach Zuordnung
2001
2002
2003
Gesamt
Relative
Nur Immunologie
34
24
32
90
78,4%
I + Dermatologie
1
1
0
2
1,7%
Jahr der Publikation
Anzahl
Forschungsgebietskategorie
I + Embryologie/
Reproduktionsmedizin
1
1
0
2
1,7%
I + Endokrinologie
1
0
1
2
1,7%
I + Gastroenterologie
2
1
1
4
3,5%
I + Hepatologie
0
0
3
3
2,6%
I + Kardiologie
0
0
2
2
1,7%
I + Methodik
1
1
0
2
1,7%
I + Neurobiologie
0
0
1
1
0,9%
I + Onkologie
1
3
2
6
5,2%
I + Onkologie
Dermatologie
Gesamt
ALTEX 22, 4/05
2001
Forschungsgebietskategorie
+
1
0
0
1
0,9%
42
31
42
115
100,0%
253
m....
SAUER ET AL.
-------------~-
Art der Versuchsdurchführung
der experimentellen Forschungsvorhaben
Tab. 22: Publikationen
der Kategorie Kardiologie
(K), aufgeteilt
zu weiteren Unterkategorien
sowie dem Jahr der Publikation
Jahr der Publikation
nach Zuordnung
2001
2002
2003
Gesamt
Relative
Nur Kardiologie
K + Embryologie/
12
15
20
47*
58,7%
Reproduktionsmedizin
0
0
1
1
1,3%
K + Endokrinologie
14
9
1
24**
30,0%
Anzahl
Forschungsgebietskategorie
Weiterverwendung von Material
transgener Tiere für in vitro
Verfah~en
Zur Einteilung der Publikationen in die
Art der Versuchsdurchführung der experimentellen Forschungsvorhaben I wurde
aufgeschlüsselt, ob transgene Tiere in
Tierversuchen im Sinne des Tierschutzgesetzes eingesetzt, oder ob Zellen,
Gewebe oder Organe transgener Tiere für
in vitro Versuche weiterverwendet wurde.
In 501 der 577 Publikationen ergaben
die im Internet verfügbaren Informationen, dass in den Forschungsvorhaben
transgene Tiere in Tierversuchen eingesetzt wurden. In vier Publikationen blieb
nach Auswertung aller kostenfrei verfügbarer Informationen unklar, ob die Versuche in viva oder in vitro unter Verwendung von Zellen transgener Tiere
durchgeführt worden waren. In 72 Publikationen wurden Forschungsvorhaben,
bei denen Material transgener Tiere in
vitro weiterverwendet wurde, beschrieben (Tab. 25).
Dabei wurde in elf Publikationen dargelegt, dass in vitro Gewebekulturen
transgener Tiere, wie beispielsweise
Hirnschnitte oder Herzvorhöfe verwendet wurden, sowie in neun Publikationen
in vitro Organkulturen transgener Tiere,
bei denen es sich überwiegend um isolierte Herzen handelte. In 45 Publikationen wurde die in vitro Verwendung von
Zellen transgener Tiere beschrieben sowie in drei Publikationen die in vitro Verwendung von Zellen und Geweben transgener Tiere. In vier Publikationen wurde
sowohl ein in viva Versuch auch die in
vitro Verwendung von Zellen transgener
Tiere beschrieben.
Forschungsvorhaben, in denen
Tieren nach der Geburt transgenes Material eingebracht
wurde
In der Auswertung der Publikationen
wurde gesondert verzeichnet, ob in den
Forschungsvorhaben
Wild typ- Tieren
nach der Geburt transgenes Material eingebracht wurde, also keine gentechnischen Eingriffe in das Keimzellgenom
254
K + Endokrinologie + Nephrologie
1
2
2
5***
6,2%
K + Immunologie
0
0
1
1
1,3%
K + Neurobiologie
0
0
1
1
1,3%
K + Zellbiologie
0
0
1
1
1,3%
Gesamt
27
26
27
80
100,0%
*
Drei Forschungsvorhaben mit Ratten
21 Forschungsvorhaben mit Ratten sowie ein Forschungsvorhaben
*** Alle Forschungsvorhaben mit Ratten
H
mit Mäusen und Ratten
Tab. 23: Publikationen
der Kategorie Neurobiologie
(N), aufgeteilt
zu weiteren Unterkategorien
sowie dem Jahr der Publikation
Jahr der Publikation
nach Zuordnung
2001
2002
2003
Gesamt
Relative
Nur Neurobiologie
32
37
49
118
77,1%
N + Diabetologie
1
0
0
1
0,7%
N + Embryologie/
Reproduktionsmedizin
5
4
6
15
9,8%
N + Endokrinologie
0
3
1
4
2,6%
N + Immunologie
7
2
5
14
9,1%
Anzahl
Forschungsgebietskategorie
N + Nephrologie
0
0
1
1
0,7%
Gesamt
45
46
62
153
100,0%
Tab. 24: Publikationen
der Kategorie Onkologie (0), aufgeteilt
zu weiteren Unterkategorien
sowie dem Jahr der Publikation
Jahr der Publikation
2001
2002
2003
nach Zuordnung
Gesamt
Relative
Anzahl
Forschungsgebietskategorie
Nur Onkologie
9
5
6
20
48,8%
o + Dermatologie
o + Endokrinologie
o + Gastroenterologie
o + Hepatologie
o + Immunologie
o + Neurobiologie
2
2
2
6
0
1
0
1
14,6%
2,4%
Gesamt
15
0
2
1
3
0
1
0
1
4
4
1
9
0
0
1
1
22,0%
2,4%
41
100,0%
erfolgt waren. In den meisten derartigen
Versuchen wurden transgene Zellen in
bestimmte Gewebe der Tiere injiziert.
Bei den entsprechend verwendeten transgenen Zellen wurde nicht weiter differenziert, ob diese in vitro hergestellt oder
transgenen Tieren entnommen worden
waren.
In 22 Publikationen wurde dargelegt,
dass transgenes Material in Tiere von
Wildtyp-Zuchtstämmen
eingebracht
wurde. In einer dieser Publikationen
15
11
7,3%
2,4%
wurde beschrieben, dass Ratten transgene embryonale Stammzellen der Maus
injiziert wurden sowie in einem Forschungsvorhaben Wildtyp-Mäusen Plasmide (Tab. 26).
Da Publikationen, in denen in vitro gentechnologische Methoden entwickelt oder in vitro
transgene Zelllinien hergestellt wurden, nicht als
für die Belange der Studie relevant erachtet
wurden, beinhalteten alle Publikationen, die dem
Verwendungszweck
"Herstellung" zugeordnet
wurden, in vivo-Forschungsvorhaben.
1
ALTEX 22,4/05
~
SAUER ET AL.
---~---------------------------------------
Tab. 25: Art der Versuchsdurchführung
(mit oder ohne vorheriger Herstellung
Art der Versuchs
durchführung
bei den Publikationen,
dieser Tiere) eingesetzt
Organkultur
Gewebekultur
in denen dargestellt
worden waren
ZelIkultur
wurde,
dass transgene
Zell- und
Gewebekultur
In vivo und
in vitro
Tiere
Gesamt
In vitro /
in vivo unklar
0
Fachgebietskategorie
Dermatologie
0
0
1
0
0
1
Embryologie/Reprod.-Medizin
0
2
3
0
1
6
0
Endokrinoloqiee
0
0
1
0
0
1
0
Gastroenterologie
1
0
0
0
0
1
0
Genetik
0
0
1
0
0
1
0
Hämatologie
0
0
0
0
0
0
1
Immunologie
0
0
20
0
2
22
3
Kardiologie
2
7
5
0
0
14
0
Neurobiologie
8
0
12
3
1
24
0
Onkologie
0
0
2
0
0
2
0
Gesamt
11
9
45
3
4
72
4
Tab. 26: Zuordnung
der 22 Publikationen,
in denen dargelegt wurde,
transgenes
Material in Tiere von Wildtyp-Zuchtstämmen
eingebracht
Fachgebietskategorie
Fachgebietskategorie
Einbringen
Dermatologie
1
Hepatologie
2*
Immunologie
6**
Kardiologie
2***
Neurobiologie
6*
Onkologie
2
Ophthalmologie
1*
Orthopädie
2**
Gesamt
22
transgenen
Materials
dass
wurde,
zur
in Wildtyp- Tiere
* Alle Publikationen behandelten Versuche mit Ratten
Eine Publikation behandelte Versuche mit Ratten
•••Eine Publikation behandelte Versuche mit Kaninchen
H
Glossar
FachbegriHe aus dem Gebiet der Genetik und Gentechnologie
Blastozysten
Frühembryonales
Stadium, bei dem der Embryo aus einer kugelförmigen
Inneren einen flüssigkeitsgefüllten
DNA Desoxyribonu-
Biochemischer
kleinsäure
den "Buchstaben"
Cre-Iox
Begriff für den Bestandteil
Die Cre-Iox-Technik
gentechnische
Zeitpunkt
des charakteristischen
ist eine bestimmte
Veränderung
der Entwicklung
Embryonale
Embryonale
differenzieren).
von Zellen besteht, die im
von Genen. Die DNA besteht aus einzelnen Nucleotiden
(s.d.),
"Gen-Alphabets".
Technik zur Herstellung
nur in einem bestimmten
des Körpers auszulösen.
Tiere erzeugt werden, die dann miteinander
Stammzellen
Ansammlung
Hohlraum umschließen.
transgener
Tiere, bei der versucht wird, die
Organ des Körpers oder erst ab einem bestimmten
Hierzu müssen zunächst zwei verschiedene
Zellen, die noch die Fähigkeit haben, sich in alle Arten von Körperzellen
dessen Information
Arten transgener
gekreuzt werden.
das bestimmte
zu entwickeln
(zu
Expression,
Damit der Eiweißstoff,
exprimieren
muss das Gen "abgelesen", d. h. exprimiert werden. Dieser Vorgang heißt Expression (siehe mRNA, messenger RNA).
Gen enthält, von der Zelle gebildet werden kann,
Gen
Die kleinste funktionelle
Einheit des Erbgutes. Jedes Gen hat eine charakteristische
beinhaltet so die Information
für die Bildung eines ganz bestimmten
Eiweißstoffes
Sequenz von Nucleotiden
(siehe auch Expression
und
und
mRNA, messen ger RNA).
Genetik
Die Lehre von den Genen
Genom
Die Gesamtheit
ALTEX 22, 4/05
des Erbgutes, das sich in der Zelle in Form der DNA (s.d.) im Zellkern befindet.
255
SAUER ET AL.
~
-------------~-
Heterozygot
Gemischterbig.
Jede Erbinformation
gemischterbigen
(z.B, blond / braunhaarig).
bestimmten
Homozygot
genetischen
farbe) zwei identische
des Körpers liegt in der Zelle doppelt vor. In der
(z.B. Haarfarbe) zwei unterschiedliche
Welche dieser beiden Informationen
dann tatsächlich
ausgeprägt
Informationen
vor
wird, hängt von
Regeln ab.
Reinerbig (siehe auch heterozygot).
"blond"
zu jeder Eigenschaft
Form liegen somit zu einer Eigenschaft
In der reinerbigen
Informationen
Form liegen zu einer bestimmten
vor (z.B. blond / blond). Demzufolge
Eigenschaft
(z.B. Haar-
wird auf jeden Fall die Eigenschaft
ausgeprägt.
Knock-out
Ein Gen wird gentechnisch
Kodieren
Jedes Gen "kodiert"
aufgebaut
ausgeschaltet,
einen bestimmten
indem es beispielsweise
Eiweißstoff,
zerstört oder ausgeschnitten
d. h. es beinhaltet
die Information,
wird.
wie der Eiweißstoff
werden muss.
Mikroinjektion
Einimpfen mit mikroskopisch
mRNA
messenger RNA
Schlüsselmolekül, das während der Expression eines Gens die Bildung des zugehörigen Proteins veranlasst:
Die so genannte messenger RNA (Boten-RNA) wird im Zuge der Transkription (s.d), als Spiegelbild der jeweiligen
DNA-Nucleotid-Sequenz
Zell bestandteilen,
kleiner Kanüle
an der DNA gebildet. Anschließend
Translation durch Ablesen der mRNA Eiweißstoffe
Nucleotide
Die Bausteine der DNA, die als "Buchstaben"
alle Eiweißstoffe
Plasmide
wandert die mRNA vom Erbgut zu den
die für die Bildung der Eiweißstoffe verantwortlich
Dort werden im Zuge der
des "Gen-Alphabets"
im Erbgut die Kodierung der Baupläne für
des Körpers ermöglichen.
Gene, die in Bakterien außerhalb des eigentlichen
Erbgutes vorkommen.
befallen, können die Plasmide in das Erbgut dieses Organismus
Gentechnologie
sind (Ribosomen).
gebildet.
genutzt, wenn Gene mittels Plasmiden
Wenn die Bakterien einen Organismus
eingebaut werden. Diese Eigenschaft
übertragen
Rekombination
Die Um lagerung der Erbinformation
Transgen
Das fremde Gen, das übertragen
Transfektion
Einbringen fremder Gene in eine Zelle, ohne dass diese in das Genom der Zelle eingebaut werden.
Transformation
Umwandlung
Transkription
Der erste Schritt während der Expression von Genen die Bildung von mRNA,
Transkriptionsfaktor
Stoff, der die Transkription
Translation
- die Änderung
wird in der
werden sollen.
in Rahmen der Zellteilungsvorgänge
werden soll.
genetischer
Eigenschaften
durch Aufnahme fremder Gene in das Genom der Zelle.
.rnessenqer
RNA" an der DNA.
(s.o.) vermittelt.
Der zweite Schritt während der Expression von Genen: das Ablesen der mRNA während der Bildung von
Eiwei ßstoffen
Sonstige Fachbegriffe
Aminosäure
Baustein für Eiweiße
Amyloid
Eiweißkörper,
Dermatologie
Die Lehre von der Funktion der Haut
Diabetologie
Die Lehre von der Zuckerkrankheit
Embryologie
Die Lehre von der Entwicklung
die bei bestimmten
Krankheiten
entstehen und sich in den Geweben bestimmter
Diabetes
von Embryonen
Endokrinologie
Die Lehre von der Funktion von Hormonen
Enzyme
Spezifische
Gastroenterologie
Die Lehre von der Funktion des Magen-Darm-Traktes
Fermentstoffe,
die jeweils bestimmte
Hämatologie
Die Lehre von der Funktion des Blutes
Hepatologie
Die Lehre von der Funktion der Leber
Immunologie
Die Lehre von der Funktion des Abwehrsystems
In vitro
"Im Reagenzglas",
In vivo
"Im lebenden Organismus",
Kardiologie
Die Lehre von der Funktion des Herzens
Nephrologie
Die Lehre von der Funktion der Nieren
biochemische
Vorgänge in der Zelle vermitteln.
d. h. in Zellkultur etc.
d. h. im Tierversuch
Neurobiologie
Die Lehre von der Funktion des Nervensystems
Onkologie
Die Lehre von der Krebsentstehung
Ophthalmologie
Die Lehre von der Funktion des Auges
Orthopädie
Die Lehre von der Funktion des Bewegungsapparates
Reproduktionsbiologie
Die Lehre von der Funktion des Fortpflanzungssystems
Rezeptor
Oberflächenstruktur
auf Zellen, an der sich jeweils im Schlüssel-Schloss-Prinzip
Xenotransplantation
Die Transplantation
(Einpflanzung,
Zellzyklus
Der Rhythmus,
Zykline
Botenstoffe,
256
Organe ablagern.
Übertragung)
tierartfremder
in dem sich die Zellen teilen, wobei sie verschiedene
die von Zellen gebildet und ausgeschüttet
bestimmte Stoffe anlagem können.
Organe
Stadien durchlaufen.
werden und die Reaktionen
anderer Zellen beeinflussen.
ALTEX 22, 4/05
~
--~--------------------------
Techniken zur Veränderung des Keimzellgenoms von Wirbeltieren
SAUER ET AL.
1
Mikroinjektionsmethode
Hierfür werden befruchtete Eizellen zuvor getöteter "Spendertiere" verwendet, in denen sich die Zellkerne des Spermiums noch
nicht mit denen der Eizelle vereinigt haben. Die zu übertragende DNA wird in einen dieser so genannten Vorkerne übertragen.
Zur Überprüfung, ob die Eizellen diese Manipulation überlebt haben, wird in Zellkultur abgewartet, ob sie sich weiter teilen,
bevor anschließend diese so genannten Zweizell-Zygoten in Ammentiere übertragen werden. Nach BMVEL, 1996, überleben ca.
50% der Zygott'n die Mikroinjektion, ca. 10-30% der in die Ammentiere übertragenen Zygoten entwickeln sich bis zur Geburt
weiter und die überlebenden Nachkommen sind mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen 4 und 25% transgen. Bei 0-75% der
transgenen Tiere wurde das fremde Gen nicht nur in das Keimzellgenom eingebaut, sondern es wird auch exprimiert. Bei dieser
Technik kann nicht beeinflusst werden, an welcher Stelle im Erbgut der Eizelle die DNA eingebaut wird und ob somit
beispielsweise Teile des Erbgutes der Eizelle durch Einbringen des trans genen Materials zerstört werden. Reinerbig sind
transgene Tiere erst, wenn gemischterbige Tiere untereinander gekreuzt werden und diese Tiere für Zuchtlinien weiter verwendet
werden. Der Nachweis, welche Tiere das fremde Gen in der gewünschten Weise in ihr Erbgut eingebaut haben, ist sehr
zeitaufwändig und benötigt eine große Zahl an Tieren.
DNA-Übertragung in embryonale Stammzellen sowie deren anschließende Injektion in Blastozysten
Bei dieser bislang nur für die Maus etablierten Technik wird die DNA zunächst in embryonale Stammzellen eingebracht, das
heißt in Embryozellen, die noch die Fähigkeit haben, sich in alle Arten von Körperzellen weiterzuentwickeln. Anschließend
werden mit speziellen Techniken die Stammzellen ausgewählt, die das transgene Material an der gewünschten Stelle eingebaut
haben, und in so genannte Blastozysten (sehr frühes Embryonalstadium, bei dem der Embryo lediglich aus einer .Zellkugel"
besteht) eingebracht. Daraus können sich nach Übertragung in Ammentiere Tiere entwickeln, die das trans gene Material in
Keim- und Körperzellen eingebaut haben. Bei einem Teil der transgenen Tiere können wiederum die gewünschten Gene
exprirnieren.
Kombinierte Verfahren (beispielsweise Cre-Iox-Technik)
Das Ziel der kombinierten Verfahren, wie der Cre-lox-Technik, ist es, Veränderungen des Erbgutes entweder nur in einem
bestimmten Körpergewebe herbeizuführen oder sicherzustellen, dass diese erst zu einem bestimmten Zeitpunkt in der
Entwicklung des Tieres in Wirkung treten. Hierfür benötigt man zwei Linien transgener Tiere: Mittels Mikroinjektion (s.o.)
werden transgene Tiere hergestellt, die das so genannte Enyzm "cre-Rekombinase" nur in einem bestimmten Körpergewebe oder
zu einem bestimmten Entwicklungszeitpunkt bilden (da das diesbezügliche Gen nur dort oder nur zu dem bestimmten Zeitpunkt
exprimiert). Mittels DNA-Übertragung in embryonale Stammzellen sowie anschließender Injektion in Blastozysten (s.o.) werden
transgene Tiere hergestellt, die das Gen der Tiere, das untersucht werden soll, durch die so genannte Ioxl--Geneequenz
einschließen. Anschließend werden diese beiden Tierlinien gekreuzt. Da das Enyzm "cre-Rekombinase" gezielt Genstücke, die
zwischen loxlvSequenzen liegen, ausschneidet, kann so herbeigeführt werden, dass das Enzym das gewünschte Gen in dem
gewünschten Gewebe oder zu dem gewünschten Zeitpunkt aus dem Erbgut der Nachkommen "herausschneidet", so dass das
Protein, dessen Information in diesem Gen enthalten war, ab dem Zeitpunkt bzw. in dem Gewebe nicht mehr hergestellt werden
kann.
Ausführliche Beschreibungen
gentechnologischer
Methoden zur Veränderung des
Keimzellgenoms
von Wirbeltieren finden sich bei: BMVEL (1996), GV-SOLAS (1996), Mepham
(1998) sowie Salomon et al. (2001).
1
ALTEX 22, 4/05
et al.
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