TU Ilmenau Chemisches Praktikum Versuch Photometrische Bestimmung der V20 Komplexzusammensetzung Fachgebiet Chemie 1. Aufgabenstellung Bestimmen Sie von der folgenden Kombination CuSO4 · 5 H2O und Ethylendiamin die Komplexzusammensetzung photometrisch nach der a) Jobschen Methode b) Methode der molaren Verhältnisse! 2. Grundlagen Wiederholen Sie die Grundlagen der Photometrie und Komplexchemie! Theoretische Grundlagen: Wird eine ”farbige” Probe von Licht durchstrahlt, so vermindert sich die austretende Lichtintensität gegenüber der Intensität des eingestrahlten Lichtes. Ursache für diesen Intensitätsverlust ist - neben der hier nicht zu behandelnden Lichtschwächung durch Streuung und Reflexion - die Lichtabsorption, die im gesamten durchstrahlten Volumen der Probe stattfindet. Die Messung von Lichtabsorption erfolgt durch Messen sowohl der Intensität des einfallenden Lichtstrahls I° als auch der Intensitä t des austretenden Lichts I. Es haben sich nun einige praktische Maßeinheiten eingebürgert: (I° - I) / I° = Absorptiosvermögen ( Absorbanz) I / I° = Durchlässigkeit ( Transparenz) lg (I° / I) = - lg (Transparenz) = Extinktion Für farbige Lösungen, bei denen die ”Farbstoff”-Konzentration willkürlich variiert werden kann, ist allein die Extinktion ein proportionales Maß (LAMBERTBEER‘sches Gesetz): E=ε·d·c 1 d - Schichtdicke der Messküvette [cm] E - Extinktion c - Konzentration [mol·l-1] ελ – molarer Extinktionskoeffizient [l·mol-1·cm-1] Der molare Extinktionskoeffizient ελ ist von der Wellenlänge des eingestrahlten Lichts abhängig. Der Extinktionskoeffizient nimmt für die Komplementärfarbe (bezüglich der Lösungsfarbe) einen Maximalwert an. Die photometrischen Methoden zur Untersuchung von Komplexgleichgewichten gehen von der starken Änderung der optischen Dichte und der Absorptionswellenlänge bei der Bildung farbiger Komplexe aus. Methode der kontinuierlichen Variation nach Job und Ostromisslenski Diese Methode gestattet unter der Voraussetzung, dass nur ein Komplex (MmLn) gebildet wird, in einfacher Weise die Bestimmung des Verhältnisses n . Es werden m äquimolare Lösungen der beiden komplexbildenden Komponenten hergestellt und so gemischt, dass das Gesamtvolumen und auch die Gesamtkonzentration (c0 = cM + cL) immer gleich sind. Die Gleichgewichtskonzentration des gebildeten Komplexes ist bei dem Verhältnis (Metallionenkonzentration zu Ligandkonzentration) am größten, welches der Komplexzusammensetzung entspricht. Als Meßgröße für die Konzentration des gebildeten Komplexes dient die Extinktion. Die Auswertung erfolgt graphisch. Es werden die Extinktionswerte gegen das Konzentrationsverhältnis α (Ligandkonzentration zu Gesamtkonzentration) bzw. 1 – α (Metallionenkonzentration zu Gesamtkonzentration) aufgetragen. 2 Bild 1: Bestimmung der Komplexzusammensetzung nach der Jobschen Methode (Komplex ML4) α= cL c und 1 − α = M c0 c0 Gl. 1 cL Ligandkonzentration cM Metallkonzentration α max n = . m 1 − α max Gl. 2 αmax Konzentrationsverhältnis, bei dem die gemessene Extinktion ein Maximum erreicht. Voraussetzung für den linearen Verlauf der Kurvenäste (siehe Bild 1) ist, dass nur der Komplex im gegebenen Spektralbereich absorbiert. Anderenfalls ergeben sich Abweichungen. Außerdem muss der Komplex ausreichend stabil sein. Methode der molaren Verhältnisse Bei dieser Methode wird die Konzentration einer der komplexbildenden Komponenten konstant gehalten und die der anderen variiert. Trägt man nun die gemessene Extinktion gegen das Molverhältnis Ligand/Metall auf, so erhält man eine Kurve, die bei dem Abszissenwert einen Knick aufweist, der dem molaren Verhältnis n im Komplex entspricht (Bild 2). Voraussetzung ist wieder eine ausreichende m Komplexstabilität, das heißt, die Metallionen müssen sich mit den Liganden quantitativ im Verhältnis m zu n zum Komplex umsetzen. 3 Bild 2: Bestimmung der Komplexzusammensetzung nach der Methode der molaren Verhältnisse (Komplex ML2) Wird in einem Spektralbereich gemessen, in dem nur der Komplex absorbiert, so ist die Extinktion dem Grad der Komplexbildung proportional. Ist in der Mischlösung das Verhältnis n m erreicht, so kann bei weiterer Änderung des Konzentrationsverhältnisses in der Lösung kein weiterer Komplex gebildet werden, die Extinktion bleibt konstant. 3. Versuchsdurchführung Von der nachstehend aufgeführten Kombination (Metallsalz- und Komplexbildnerlösungen gleicher Konzentrationen): 0,025 M CuSO4 · 5 H2O und 0,025 M Ethylendiamin; λ = 550 nm. stellen Sie jeweils 100 ml der entsprechenden Lösungen her. 3.1 Jobsche Methode Für die Bestimmung der Komplexzusammensetzung nach der Jobschen Methode werden in 25 ml Bechergläsern Mischlösungen der Konzentrationsverhältnisse 1 zu 4 9, 2 zu 8, 3 zu 7, 4 zu 6, 5 zu 5, 6 zu 4, 7 zu 3, 8 zu 2 und 9 zu 1 hergestellt. Von jeder dieser Lösungen wird nach guter Durchmischung die Extinktion gemessen. (Schichtdicke: 1 cm, Vergleichsprobe: Wasser.) 3.2 Methode der molaren Verhältnisse Für diese Methode werden die bereits für 3.1 hergestellten Metallsalzlösungen sowie eine 0,1 M Ligandlösung eingesetzt. Für die Untersuchungen nach der Methode der molaren Verhältnisse werden je 5 ml der Metallsalzlösung (konstante Konzentration) mit je 5 ml Ligandlösung variabler Konzentration in 25 ml Bechergläsern vermischt, so dass in den Mischungen cL : cM 0,25; 0,5; 0,75; 1; 1,5; 2; 3 und 4 beträgt. Die Ligandlösungen stellen Sie durch entsprechendes Verdünnen der 0,1 M Stammlösung in 50 ml oder 100 ml Kölbchen her. Welche Lösungsmenge Sie herstellen ist davon abhängig, wie genau Sie die 0,1 M Stammlösung unter Verwendung einer Bürette abmessen können Die Extinktionen der Mischungen werden wie oben gemessen. 4. Auswertung 4.1 Jobsche Methode VM [ml] VL [ml] 1 9 2 8 . . . . Absorption Die gemessenen Extinktionen werden graphisch gegen das Konzentrationsverhältnis α = cL/(cL + cM) aufgetragen. Wenn das Gesamtvolumen immer genau 10 ml beträgt, ist α gleich 1/10 des Volumens der zugegebenen Ligandlösung. Die Komplexzusammensetzung wird nach Gl. 2 aus dem Abszissenwert des Extinktionsmaximums (Schnittpunkt der beiden geradlinigen Kurvenäste) ermittelt. 5 4.2 Methode der molaren Verhältnisse cL:cM cL [mol·l-1] Absorption 0,25 0,5 . . Die gemessenen Extinktionen der Mischungen werden gegen cL/cM aufgetragen! 5. Aufgaben 1. Leiten Sie mit α= cL c und 1 − α = M c0 c0 cL Ligandkonzentration Gl. 1 cM Metallkonzentration die folgende für die Auswertung verwendete Gleichung ab. α max n = . m 1 − α max Gl. 2 αmax Konzentrationsverhältnis, bei dem die gemessene Extinktion ein Maximum erreicht. 2. 10 ml einer 0,01 M CuSO4-Lösung werden mit a) 1,11 M NH3-Lösung, b) 0,11 M NH3-Lösung auf 100 ml aufgefüllt. Es bildet sich der Kupfer(II)-tetraminkomplex (lg β = 12,7). Wie groß sind die Konzentrationen der freien Cu2+-Ionen in diesen Lösungen? 3. Berechnen Sie aus den Ergebnissen der Aufgabe 1 das Elektrodenpotential Cu/Cu2+ in beiden Lösungen! 4. Für die Komplexverbindungen [Ni(NH3)6]2+ und [Ni(en)3]2+ sind folgende thermodynamische Daten für die Komplexbildung aus Kation und Ligand bei 298,15 K bekannt: 6 [Ni(NH3)6]2+ : ∆H = - 103,0 kJ mol-1, ∆S = - 175,8 J mol-1 K-1; [Ni(en)3]2+ : ∆H = - 113,9 kJ mol-1, ∆S = - 33,5 J mol-1 K-1; Berechnen Sie die Stabilitätskonstanten beider Komplexe! Wie groß ist der Chelateffekt? Zeigen Sie, dass er vorwiegend eine Entropiestabilisierung ist! 7