Grundwissen Ethik 9.Klasse 1. Gewissen Deutungen

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Grundwissen Ethik 9.Klasse
1. Gewissen
Deutungen
- Stimme Gottes im Menschen (Christentum)
- praktische Vernunft als innere Stimme, die jedem Menschen sagt, welche Pflichten
er hat (Kant)
- Ergebnis der Erziehung (Nietzsche)
- Zusammenwirken von Über-Ich (gesellschaftliche Normen, Religion, Werte) und
Ich (bewusste Identität im Umgang mit anderen), das aber auch dem Einfluss des
Es (Unbewusstes, Triebe) noch ausgesetzt ist (Freud)
Funktionen
- Kontrollfunktion durch rückschauende Beurteilung vergangenen Verhaltens
- Weisungsfunktion durch Stellungnahme zum gegenwärtigen Verhalten und
Abwägen von Handlungsfolgen für die Zukunft
Entwicklungsstadien
- in der Kindheit autoritätsorientiertes Gewissen (orientiert an Belohnung und
Strafe)
- reifendes Gewissen (hinterfragt Leitlinien und eigene Erfahrungen)
- personales, autonomes Gewissen ( entscheidet unabhängig und
verantwortungsbewusst)
Gewissensirrtum
Unter ungünstigen Umständen kann es dazu kommen, dass eine Entscheidung zwar
subjektiv als richtig empfunden wird, objektiv aber falsch ist
Gewissensmissbrauch
Handlungen, die Grundrechte anderer Menschen verletzen, werden geduldet oder
sogar gefordert
- Missbrauch durch religiöse Gruppen: Hexenprozesse, Inquisition, Kreuzzüge,
Dschihad
- Missbrauch durch politische Gruppen: Schießbefehl an der Mauer, Judenverfolgung
im Dritten Reich
2. Religiöse Sinndeutungen des Lebens
Weltreligionen im Vergleich
Christentum
Buddhismus
Hinduismus
Jesus Christus, Sohn
Gottes, Mensch geworden, gekreuzigt,
gestorben,
auferstanden, Erlöser
Siddharta Gautama
(indischer Fürstensohn)
wird zu Buddha, dem
Erleuchteten
Kein Religionsstifter
Quellen / heilige Bibel – Altes und
Schriften
Neues Testament
Buddhistische
Schriften (Pali-Kanon)
Veden
(Sanskritwissen)
Sinn und Ziel
des Lebens
Anhäufen von gutem
Karma (= Bilanz der
guten und bösen Taten
Befreiung aus dem
Samsara (=Seelenwanderung),
Religionsstifter
Gemeinschaft mit
Gott und den
Mitmenschen in
diesem und dem
jenseitigen Leben
eines Lebens), Befreiung
vom Samsara (= Kreislauf der Wiedergeburt und
Eingehen ins Nirwana (=
Ende des Lebensdurstes,
Aufhebung von Geburt,
Alter, Leid und Tod)
Einswerden mit dem
Brahman (=das AllesDurchdringende,
Allgegenwärtige,
Absolute), Aufgehen im
Nirwana
Regeln für das
Leben
10 Gebote
vor allem: Gebot der
Gottes- und
Nächstenliebe
Grundlage: die vier edlen
Wahrheiten (1. Leben ist
Leiden, 2. Ursprung des
Leides ist der Lebensdurst, 3. Befreiung vom
Leiden durch Befreiung
vom Lebensdurst, 4. Weg
zur Befreiung ist:)
der achtfache Pfad (=
Anleitung zur Selbsterziehung und
Selbsterlösung durch
rechte/s Handeln
1. Anschauung,
2. Gesinnung,
3. Reden,
4. Handeln,
5. Leben,
6. Streben,
7. Denken,
8. Sich-Versenken/
Meditation)
Leben in der Annahme
der Varna (Kasten) und
Ashrama (=vier
Lebensstufen mit den
vier Tugenden)
Festhalten an Ahimsa
(=Prinzip der Gewaltlosigkeit), umgesetzt
durch Mahatma
Gandhi (gewaltloser
Kampf für die Unabhängigkeit Indiens,
Akzeptanz des Dharma
(=vorgegebene
Daseinsordnung , in die
der Einzelne hineingeboren wird.
Erlösung /
Leben nach
dem Tod
Erlösung durch den
Kreuzestod Jesu,
persönliches Leben
nach dem Tod in
Gemeinschaft mit
Gott
Auslöschen der
Individualität im Nirwana,
Aufhebung des ewigen
Kreislaufs der Wiedergeburt
Einswerden mit dem
göttlichen Brahman
und Aufgehen im
Nirwana
3. Geschlechterrolle, Partnerschaft, Familie
Geschichte
In der Antike war der Platz der Frau zu Hause; sie stand immer in der Vormundschaft eines
Mannes (Vater oder Ehemann); Ehen wurden nach gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen
Interessen geschlossen.
Auch im Mittelalter herrschte ein ähnlicher Absolutheitsanspruch des Mannes.
Bis in die Neuzeit wurde die Rollenverteilung als naturbedingt angesehen, Jungen wurden
in bürgerlichen Familien im Sinne einer aktiv-rationalen Rolle erzogen,. Mädchen im Sinne
einer passiv-emotionalen Rolle, die auf die Erfüllung von Hausfrauen- und Mutterpflichten
reduziert war. Erst Anfang des 20.Jahrhunderts verstärkte sich das Streben nach
gesellschaftlicher und politischer Gleichberechtigung. Die Emanzipation ist aber erst gegen
Ende des Jahrhunderts abgeschlossen.
Wichtig für das Funktionieren jeder Form von Partnerschaft ist das richtige Verhältnis von
Autonomie und Nähe. Das setzt die Wahrnehmung von und Auseinadersetzung mit eigenen
Bedürfnissen und den Bedürfnissen des Partners voraus.
Die Beziehung wird erlebt, indem Vertrauen, Geborgenheit, Rücksichtnahme, das Gefühl
begehrt zu werden u.a. geschenkt und empfangen wird. Sie muss aber auch gelebt werden,
indem man sich immer wieder neu über gemeinsame Ziele, Vorstellungen und Absichten
verständigt. Das beinhaltet eine ethische Verantwortung und ständige Überprüfung der
Rollenverteilung innerhalb der Partnerschaft bzw. Ehe.
Von staatlicher Seite werden Ehe und Familie durch eine Reihe von Gesetzen geschützt.
4. Arbeit
Bedeutung der Arbeit für den Menschen:
positive Aspekte : finanzielle Sicherheit, Selbstverwirklichung, soziale Kontakte,
Selbstbestätigung durch Anerkennung für die erbrachte Leistung, Übernahme von
Verantwortung
negative Aspekte : Stress durch Leistungs- oder Termindruck, durch Konkurrenzkampf
oder die Folgen der Globalisierung (Zwang zur Mobilität), durch Entfremdung von der
Arbeit
Entfremdete Arbeit
ist Folge der zunehmenden Industrialisierung, Automatisierung und Rationalisierung:
Der Arbeiter hat keinen Bezug mehr
zum Produkt seiner Arbeit, weil es nicht mehr ihm selbst zugute kommt, sondern er
nur noch an einzelnen Arbeitsschritten beteiligt ist. Er erlebt seine Arbeit nicht mehr
als sinnhaft und fühlt sich austauschbar.
Karl Marx nennt vier Formen der Entfremdung: Entfremdung 1. vom Produkt der Arbeit, 2.
von der Arbeit selbst, 3. von sich selbst, 4. von den anderen Menschen.
5. Friedensethik
Die Idee des gerechten Krieges (bellum iustum vgl.Cicero) ist in der Antike gebunden an
- gerechte Gründe (liegen im Verhalten des Gegners vor dem Krieg)
- gerechte Absichten und Ziele (v.a. Herstellen einer gerechten Friedensordnung,
Verteidigung des eigenen Staatsgebietes oder Schutz von Verbündeten)
- Eröffnung durch eine feierlich vollzogene Kriegserklärung nach festgelegtem
Ritual
Augustinus (354-430) und Thomas von Aquin (1225-1274)sehen den Krieg als notwendiges
Übel. Seine Rechtmäßigkeit wird damit begründet, dass er im Auftrag Gottes geführt wird.
Zur Ausbreitung des Glaubens gilt im 11./12.Jhdt. auch ein Offensivkrieg als gerechtfertigt
(Kreuzzüge, Unterwerfung der Indios in Mittel- und Südamerika), in späterer Zeit lediglich
ein Verteidigungskrieg.
In der Gegenwart scheint sich mehr und mehr eine völlige moralische Ächtung des Krieges
in jeglicher Form durchzusetzen.
Kant erarbeitet in seiner Schrift „Zum ewigen Frieden“ ausgehend vom Prinzip des
Kategorischen Imperativs Grundsätze zur Erlangung des Friedens. Er schlägt ein
Völkerrecht vor, das die Verbindlichkeiten von Abkommen zwischen Staaten regelt.
Als Folge der verheerenden Schlachten wurden in den Genfer Konventionen von 1849 und
1864 Regeln zur Humanisierung bewaffneter Konflikte aufgestellt.
Friedensinitiativen
Die erste private Initiative gegen den Krieg wurde von Berta von Suttner geführt, die Anfang
der 1890er Jahre die Österreichische Friedensgesellschaft gründete. Auf staatlicher Ebene
kam es 1920 zur Gründung des Völkerbundes, der sich jedoch als wirkungslos erwies. Er
wurde 1945 aufgelöst und durch die UNO ersetzt, deren Ziel die Sicherung des Weltfriedens
und die Einhaltung des Völkerrechts und der Menschenrechte ist.
Pazifismus
ist eine ethische Grundhaltung, die den Krieg und jede Form des bewaffneten Kampfes,
auch zur Selbstverteidigung, grundsätzlich ablehnt und eine Politik der Vermeidung
bewaffneter Konflikte verfolgt. Für den Pazifismus engagierten sich z.B. Rosa Luxemburg
und Karl Liebknecht anlässlich des 1. Weltkriegs, Carl von Ossietzky bei der
Machtübernahme der Nationalsozialisten, Mahatma Gandhi, der Indien in die
Unabhängigkeit führte, oder Nelson Mandela,
Zu den relativen Pazifisten, die den Krieg nicht unter allen Umständen ausschließen, gehörte
der britische Mathematiker und Philosoph Bertrand Russel.
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