Diss Makowski Druckversion 2008-07-18

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Klinik und Molekulargenetik der
hereditären motorischen und sensiblen
Neuropathien im Kindesalter
Astrid Makowski
Dissertation an der RWTH Aachen im Juni 2008
Klinik und Molekulargenetik der
hereditären motorischen und sensiblen
Neuropathien im Kindesalter
Von der Medizinischen Fakultät
der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen
zur Erlangung des akademischen Grades
einer Doktorin der Medizin
genehmigte Dissertation
vorgelegt von
Astrid Makowski
aus
Heerlen (Niederlande)
Berichter:
Herr Universitätsprofessor
Dr.med. Klaus Zerres
Herr Universitätsprofessor
Dr.med. Norbert Wagner
Tag der mündlichen Prüfung: 19. Juni 2008
Diese Dissertation ist auf den Internetseiten der
Hochschulbibliothek online verfügbar.
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung ........................................................................................................... 1
2
Grundlagen ........................................................................................................ 2
2.1
Klinisches Erscheinungsbild der HMSN ....................................................... 2
2.2
Elektrophysiologie und Nervenbiopsie ......................................................... 3
2.3
Differentialdiagnosen.................................................................................... 3
2.4
Genetik der HMSN ....................................................................................... 4
2.4.1
Gene und Genorte für die HMSN .......................................................... 5
2.4.2
In dieser Studie untersuchte Gene und Genorte ................................... 8
2.5
Therapie und Prognose der HMSN ............................................................ 10
3
Ziele dieser Studie........................................................................................... 12
4
Patienten, Material und Methoden ................................................................. 13
5
4.1
Patientenkollektiv ....................................................................................... 13
4.2
Untersuchungsstrategie ............................................................................. 29
4.3
Molekulargenetische Untersuchung ........................................................... 30
4.3.1
DNA-Extraktion ................................................................................... 30
4.3.2
Polymerase-Kettenreaktion ................................................................. 30
4.3.3
Mutationsnachweis durch direktes Sequenzieren nach Sanger .......... 30
4.3.4
Mikrosatellitanalysen........................................................................... 31
4.3.5
Single-Strand-Conformation-Polymorphism Analysis.......................... 32
Ergebnisse ....................................................................................................... 33
5.1
Mutationsnachweis..................................................................................... 33
5.1.1
PMP22-Gen ........................................................................................ 33
5.1.2
Cx32 Gen ............................................................................................ 33
5.1.3
GDAP1-Gen ........................................................................................ 33
5.1.4
SBF2-Gen ........................................................................................... 35
5.1.5
KIAA1985-Gen .................................................................................... 35
5.1.6
Weitere HMSN-Gene .......................................................................... 35
5.2
Kopplungsanalysen .................................................................................... 35
5.2.1
CMT4A ................................................................................................ 36
5.2.2
CMT4B1.............................................................................................. 37
5.2.3
CMT4B2.............................................................................................. 37
5.2.4
6
CMT4C................................................................................................ 38
5.2.5
CMT4F ................................................................................................ 38
5.2.6
ARCMT2A ........................................................................................... 38
Diskussion ....................................................................................................... 39
6.1
Detektionsrate ............................................................................................ 39
6.2
Mutationsnachweis..................................................................................... 39
6.2.1
PMP22-Duplikation ............................................................................. 39
6.2.2
Cx32-Mutation..................................................................................... 39
6.2.3
GDAP1 ................................................................................................ 41
6.3
Familien mit plausiblen Kopplungsbefunden .............................................. 42
6.4
Genotyp-Phänotyp Korrelationen ............................................................... 42
6.4.1
Cx32.................................................................................................... 42
6.4.2
GDAP1 ................................................................................................ 43
6.4.3
CMT4B2 (SBF2).................................................................................. 43
6.4.4
CMT4C (KIAA1985) ............................................................................ 43
7
Zusammenfassung.......................................................................................... 45
8
Literaturverzeichnis ........................................................................................ 46
9
Verwendete Datenbanken............................................................................... 57
10 Danksagung..................................................................................................... 58
Anhang ....................................................................................................................... I
Lebenslauf................................................................................................................ VI
1 Einleitung
Die hereditären motorischen und sensiblen Neuropathien fassen eine Gruppe von
Krankheiten zusammen, bei denen die peripheren Nerven langsam fortschreitend
degenerieren. Fast immer liegt dem, eine Schädigung der Erbanlage zugrunde.
Dabei sind die für die Steuerung der Bewegung verantwortlichen motorischen Nervenfasern meist wesentlich stärker betroffen, als die für die Vermittlung von Empfindungen zuständigen sensorische Fasern.
Ziel dieser Studie ist die molekulargenetische Charakterisierung von Patienten mit
früh beginnenden hereditären motorischen und sensiblen Neuropathien (HMSN). Für
Neuropathien im Kindesalter spielen erbliche Ursachen eine wichtige Rolle und sind
auch bei sporadisch auftretenden Neuropathien eine wichtige Differentialdiagnose.
Durch die Stammbaumanalyse wird eine Differenzierung der zu untersuchenden
Gene vorgenommen. Die indirekte Genotypisierung erfolgt bei geeigneter Familienstruktur und führt zu einer Einschränkung der in Frage kommenden Genbereiche.
Mittels Sequenzierung werden diese bei positiver Kopplung anschließend auf mögliche Mutationen hin untersucht.
Diese Studie zeigt das Spektrum krankheitsassoziierter Genmutationen in einem
neuropädiatrischen HMSN-Patientenkollektiv und korreliert die molekulargenetischen
Befunde mit den klinischen, neurophysiologischen und neurohistopathologischen
Daten. Durch molekulargenetische Untersuchungen kann bislang jedoch nur bei
einem Teil der betroffenen Patienten und Familien die molekulare Ursache der
Erkrankung aufgeklärt werden.
Durch die Identifizierung neuer Mutationen vermittelt diese Studie ein besseres
Verständnis der Struktur und der Funktion der Proteine, die für das periphere Nervensystem von Bedeutung sind. Das verbesserte Verständnis der verschiedenen
Pathomechanismen bei der Entstehung hereditärer Neuropathien stellt eine wichtige
Grundlage für zukünftige Therapieansätze dar.
1
2 Grundlagen
Die Hereditären motorischen und sensiblen Neuropathien (HMSN), auch bekannt als
Charcot-Marie-Tooth-Krankheit (CMT), umfassen eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe von Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Mit einer Prävalenz
von 1 zu 2500 ist die HMSN die häufigste erbliche neuromuskuläre Krankheit des
Menschen (Skre, 1974).
2.1
Klinisches Erscheinungsbild der HMSN
Die atrophischen Paresen beginnen normalerweise an den kleinen Fußmuskeln und
der Unterschenkelmuskulatur, was zu dem typischen Erscheinungsbild der „Hohlfüße“ bzw. später eines „Klumpfusses“ und „Storchenbeine“ mit „Steppergang“ führt
(siehe Abbildung 2.1). Motorische Ausfälle sind in der Regel symmetrisch. Später
treten auch atrophische Paresen der Hand- und Unterarmmuskeln auf, während eine
Beteiligung proximaler Muskelgruppen seltener ist. Meist fehlen die Muskeleigenreflexe der unteren Extremität bereits bei Erkrankungsbeginn. Sensibilitätsstörungen
sind gegenüber den motorischen Defiziten meist deutlich geringer ausgeprägt und
zeigen ein strumpf- und handschuhförmiges Verteilungsmuster (Harding et al., 1980).
Der Krankheitsverlauf zeigt eine ausgeprägte interfamiliale und intrafamiliale Variabilität. Klinisch sind die verschiedenen Formen der HMSN nicht sicher zu unterscheiden (Thomas, 2000).
Abbildung 2.1: Klumpfüsse mit lateraler Schwielenbildung und deutlichen
Storchenbeinen
2
2.2
Elektrophysiologie und Nervenbiopsie
Die elektrophysiologische Diagnostik, d.h. Elektromyographie (EMG) und Elektroneurographie (ENG), erlaubt eine Unterscheidung in zwei Formen der HMSN. Die demyelinisierende Form, HMSN I, zeigt infolge der Markscheidendegeneration deutlich
verzögerte Nervenleitgeschwindigkeiten (NLG) (unter 38 m/s für den motorischen
Anteil des N. medianus). Die axonale Form, HMSN II, hat (fast) normale NLG (Dyck
et al., 1993). Hingegen zeigt sich infolge des Nervensfaserverlusts eine Verringerung
der Amplituden der motorischen Aktionspotentiale. Häufig können die elektrophysiologischen Veränderungen schon vor der Manifestation neurologischer Ausfälle nachgewiesen werden.
Eine Nervenbiopsie kann insbesondere aus differentialdiagnostischen Überlegungen
notwendig werden. Bei der HMSN I zeigen sich Schädigungen der Myelinscheiden
mit segmentaler De- und Remyelinisation und sog. Zwiebelschalen-Formationen,
während bei der HMSN II der Verlust der großen myelinisierten Fasern und Gruppen
dünner regenerierender Fasern das histologische Bild prägen.
2.3
Differentialdiagnosen
Es gibt Reihe von differentialdiagnostischen Überlegungen, die in Abhängigkeit von
der Familienanamnese, vom Alter des Patienten, von ihrer Häufigkeit, ihrer klinischen
Manifestation und ihrer elektrophysiologischen Besonderheiten abzuklären sind.
Während im Kindesalter naturgemäß erbliche Störungen im Vordergrund stehen,
spielen im Erwachsenenalter Diabetes mellitus und Alkoholabusus eine wichtige
Rolle. Unter anderem kommen in Frage:
-
Friedreich-Ataxie
-
distale spinale Muskelatrophie (dSMA)
-
demyelinisierende Erkrankungen des peripheren- und zentralen Nervensystems,
z. B. Adrenoleukodystrophie und metachromatische Leukodystrophien.
-
Neuropathien im Rahmen einer syndromalen Erkrankung
-
entzündliche Neuropathien (GBS und CIDP)
-
Infektionskrankheiten
-
Exogene Toxine, v. a. Alkohol seltener Suchtmittel, Gewerbegifte, Schädlingsbe-
-
Serogenetische Polyneuropathie: z. B. nach Impfungen
-
Stoffwechselstörungen v. a. Diabetes mellitus
-
Vitaminmangelerscheinungen (Vitamin- B12 und Folsäure-Mangel)
kämpfungsmittel und Arzneistoffe
3
-
Neoplasien und Paraneoplasien
-
Kollagenosen, Vaskulitiden
-
Fokale Nervenläsionen
2.4
Genetik der HMSN
Die meisten Fälle der HMSN werden autosomal dominant oder X-chromosomal
vererbt (Vance, 2000). So wird die HMSN I zu 75% durch Duplikationen des PMP22Gens, zu 10% durch Cx32-Mutationen und zu 5% durch MPZ-Mutationen verursacht.
Der HMSN II liegen in 30% der Fälle Mutationen im MFN2-Gen, zu 10% Cx32Veränderungen und zu 5% MPZ-Mutationen zu Grunde. Diese Detektionsrate gilt für
Patienten mit einer entsprechenden Familienanamnese, bei sporadischen Fällen sind
die Detektionsraten deutlich niedriger. Die autosomal rezessive HMSN (AR-HMSN
oder ARCMT) ist in Westeuropa selten (1:100.000), macht aber in Regionen und
Bevölkerungsgruppen mit zahlreichen Verwandtenehen 30-50% der HMSN-Fälle
aus.
4
2.4.1
Gene und Genorte für die HMSN
Einen Überblick über die derzeit bekannten Genorte und Gene vermitteln Abbildung
2.2 und die Tabellen Tabelle 2.1 - Tabelle 2.3.
MFN2
YARS
GARS
DI-CMTC
HSPB
KIAA
1985
FGD4
CMT4H
DMN2
CMT2G
CMT2C
CMT2L
HSPB8
Abbildung 2.2: Chromosomale Lokalisation der HMSN-Genorte (modifizierte
Darstelling nach Inherited Peripheral Neuropathy Mutation
Database).
5
Bezeichnung
Genlokus
Gen
Elektrophysiologie/Histologie
Häufigkeit
Besonderheit
CMT1A
17p11.2
PMP22
demyelinisierend
75%
selten auch
autosomal rezessive Mutationen
CMT1B
1q22-q23
MPZ
demyelinisierend, axonal
5%
selten auch
autosomal rezessive Mutationen
CMT1C
16p13
LITAF
demyelinisierend
selten
CMT1D =
CMT4E
10q21
EGR2
demyelinisierend
selten
CMT2A
1p36
MFN2
axonal
30%
CMT2B
3q13-q22
RAB7
axonal
selten
ausgeprägte
sensible Ausfälle,
Mutilationen
CMT2C
12q23-q24
n.b.
axonal
selten
Stimmbandlähmung
CMT2D
7p15
GARS
axonal
selten
CMT2E
8p21
NEFL
demyelinisierend, axonal
selten
CMT2F
7q11-q21
HSPB1
axonal
n.b.
CMT2G
12q12
n.b.
axonal
n.b.
CMT2L
12q24
HSPB8
axonal
n.b.
DI-CMTA
10q24
n.b.
gemischt
n.b.
DI-CMTB
19p12
DNM2
gemischt
n.b.
DI-CMTC
1p34
YARS
gemischt
n.b.
Tabelle 2.1:
auch autosomal
rezessive Mutationen
Gene und Genorte der AD-HMSN
n.b.: nicht bekannt
6
Bezeichnung
Genlokus
Gen
Elektrophysiologie/
Histologie
Häufigkeit
CMT4A
8q13.3q21.1
GDAP1
demyelinisierend, axonal,
gemischt
20%
CMT4B1
11q22
MTMR2
demyelinisierend
n.b.
fokal gefaltete
Myelinscheiden
CMT4B2
11p15
SBF2/
MTMR13
demyelinisierend
n.b.
fokal gefaltete
Myelinscheiden
CMT4C
5q32
KIAA1985
demyelinisierend
20%
Basallaminazwiebelschalen
CMT4D =
HMSNL
8q24.3
NDRG1
demyelinisierend
selten
Typ Lom, GypsyFamilien, oft
Hörstörung
CMT4F
19q13
PRX
demyelinisierend
n.b.
ausgeprägte
sensible Ausfälle
CMT4G =
HMSNR
10q23.2
n.b.
demyelinisierend
n.b.
Typ Russe,
Gypsy-Familien
CMT4H
12p11.21q13.11
FGD4
demyelinisierend
n.b.
fokal gefaltete
Myelinscheiden
ARCMT2A
1q21.2
LMNA
axonal
selten
ARCMT2B
19q13.113.3
n.b.
axonal
selten
Tabelle 2.2:
Besonderheit
eine Familie aus
Costa-Rica
Gene und Genorte der AR-HMSN
n.b.: nicht bekannt
Bezeichnung
Genlokus
Gen
Elektrophysiologie/
Histologie
Häufigkeit
CMTX
Xq13.1
CX32/
GJB1
demyelinisierend, axonal,
gemischt
10% der demyeli-nisierende
und axonale Formen
Tabelle 2.3:
Gene und Genorte der X-chromosomalen HMSN
7
2.4.2
In dieser Studie untersuchte Gene und Genorte
PMP22
Das Gen für das Periphere Myelin Protein 22 (CMT1A) ist auf Chromosom 17p11.2
lokalisiert. Der 160 Aminosäuren umfassende Leserahmen wird durch vier Exone
kodiert. Das Genprodukt PMP22 ist ein hydrophobes Membranprotein, das im kompakten Myelin vorkommt. Die Duplikation des PMP22-Gens ist die häufigste Ursache
der HMSN I. Deletionen dieses Gens sind bei ca. 80% der Fälle mit Hereditärer
Neuropathie mit Neigung zu Drucklähmung (HNPP) nachweisbar. Sehr selten verursachen PMP22-Punktmutationen auch autosomal-rezessive Neuropathien (Nellessen, 2003; Nelis et al., 1999).
CX32
Das Connexin32- / Cx32-Gen auf Chromosom Xq13.1 kodiert eine Gap-JunctionUntereinheit. Gap-Junctions dienen in der Schwannzelle möglicherweise dem
schnellen Transport kleiner Moleküle zwischen Zellkörper und den Myelinschichten
(Bruzzone et al.,1997). Die X-chromosomale HMSN macht ungefähr 10% aller hereditären sensomotorischen Neuropathien aus (Hanemann et al., 2003). Cx32Mutationen können sowohl zu axonalen als auch demyelinisierenden HMSN-Formen
führen (Bergmann, 2000).
MPZ
Das Gen für das Myelin Zero Protein (MPZ/P0) liegt auf Chromosom 1q22-q23. MPZ
macht 40-50% des Gesamtproteins des peripheren Nervensystems aus und vermittelt vermutlich die Adhäsion und Kompaktierung des Myelins. MPZ-Mutationen können sowohl axonale als auch demyelinisierende HMSN-Formen auslösen (Nelis et
al., 1999; Senderek, 2002).
EGR2
Das Early Growth Resonse 2- / EGR2-Gen liegt auf Chromosom 10q21.1-q22.1. Es
kodiert einen Transkriptionsfaktor, der Gene kontrolliert, die bei der Myelinisierung
des peripheren Nervensystems eine wichtige Rolle spielen. Sowohl dominante als
auch rezessive Vererbungsmuster sind bekannt. Dieses Gen ist auch für weitere
Phänotypen wie die kongenitale Hypomyelinisierungsneuropathie verantwortlich
(Musso et al., 2003; Warner et al., 1999; Young et al., 2003).
8
CMT4A / GDAP1
Das GDAP1-Gen befindet sich auf Chromosom 8q21. Es besteht aus 6 Exonen, die
ein Transskript mit einem offenen Leserahmen von 358 Aminosäuren kodieren
(Baxter et al., 2002; Cuesta et al., 2002; Liu et al., 1999). GDAP1 wird sowohl in den
Schwannschen Zellen als auch in Neuronen exprimiert und ist in der äußeren Membran der Mitochondrien lokalisiert. Das GDAP1-Protein ist an der Fragmentierung
(Fission) der Mitochondrien beteiligt (Niemann et al., 2005; Pedrola et al., 2005).
GDAP1-Mutationen verursachen ca. 20% der AR-HMSN-Fälle (Nelis et al., 2001). In
Nervenbiopsien können axonale, demyelinisierende und gemischte Neuropathien
diagnostiziert werden.
CMT4B1 / MTMR2
Das MTMR2-Gen liegt auf Chromosom 11q22 und besteht aus 18 Exonen. MTMR2
kodiert eine ubiquitär exprimierte Phosphatase (myotubularin related protein 2,
MTMR2),
deren
bevorzugtes
Substrat
phosphatidylinositol
(3,5)-biphosphat
(PI(3,5)P2) ist. PI(3,5)P2 ist ein Regulator der Membranhomöostase und des vesikulären Transports. Die Dysfunktion von MTMR2 in Schwannschen Zellen verursacht
Veränderungen des Myelins (sog. fokale Myelinauffaltungen), die auf eine Störung
der Membransynthese hindeuten könnten (Bolino et al., 2000; Bolini et al., 2004;
Houlden et al., 2001).
CMT4B2 / SBF2
Der CMT4B2-Lokus liegt auf Chromosom 11p15. Die histopathologischen Merkmale
der Nervenbiopsie von CMT4B2-Patienten sind, ähnlich wie bei den CMT4B1Patienten, die sog. fokal gefalteten Myelinscheiden. Das SBF2-Gen wird in verschiedenen Geweben (auch im peripheren Nervengewebe) exprimiert. SBF2 gehört wie
MTMR2 zur Gruppe der myotubularin-related Proteine (Senderek et al., 2003b).
CMT4C / KIAA1985
Die CMT4C ist eine frühkindliche demyelinisierende Form der AR-HMSN, die mit
einer früh beginnenden Skoliose und mit einer charakteristischen Pathologie der
Schwannschen Zellen einhergeht. KIAA1985 liegt auf Chromosom 5q32 und kodiert
ein bis jetzt uncharakterisiertes Transkript. Das CMT4C-Gen wird stark im peripheren
Nervengewebe exprimiert. Das translatierte Protein definiert eine neue Proteinfamilie
mit bisher unbekannter Funktion, aber mit Orthologen in Wirbeltieren. Sequenzvergleiche legen nahe, dass Mitglieder dieser Proteinfamilie die Formation von Proteinkomplexen vermitteln (Senderek et al., 2003a).
9
CMT4F / PRX
Das PRX-Gen liegt auf Chromosom 19q13.1-13.2. Es kodiert zwei Formen von
Periaxin, das ´long´ (L)- und ´short´ (S)-Periaxin, die sich in ihrer Größe unterscheiden. Periaxin ist an der Bildung des Sarcoglykan-Dystroglykan-Komplexes an der
Schwann-Zellmembran beteiligt (Guilbot et al., 2001; Kijima et al., 2004; Takashima
et al., 2002).
ARCMT2A / LMNA
Das LMNA-Gen auf Chromosom 1 kodiert das Intermediärfilament Lamin A/C, das
ein wesentlicher Bestandteil der Kernlamina ist. LMNA-Mutationen führen zu unterschiedlichen Krankheitsbildern, unter anderem Gliedergürtelmuskeldystropie, EmeryDreifuss- Muskeldystrophie, dilatative Cardiomyopathie, familiäre Lipodystrophie und
HMSN (De Sandre-Giovannoli et al., 2002; Tazir et al., 2004).
2.5
Therapie und Prognose der HMSN
Therapeutische Ansätze und supportive Maßnahmen befinden sich in ständiger
Entwicklung. Deshalb ist eine spezifische Beratung im Rahmen einer molekulargenetischen Diagnostik unerlässlich. Hierbei sollten die möglichen Krankheitsverläufe, die
bislang nicht kausal therapierbar sind und die möglichen supportiven Maßnahmen
sowie die soziale Umstände besprochen werden.
Hauptprobleme der Erkrankung sind in der Regel die Muskelschwäche und die
Fußdeformitäten. Bewegungsfördernde Krankengymnastik mit besonderem Blick auf
die geschwächten Muskelgruppen steht im Mittelpunkt der Therapie. Das Training
sollte insbesondere mit dem Ziel der Funktionsverbesserung, nicht mit dem Ziel der
Kräftigung erfolgen, auch um Schmerzen durch Fehlbelastungen zu mindern.
Ergänzend können physikalische Therapieformen wie Wärmeanwendungen durch
Infrarot-Kabine, heiße Rolle, Überwärmungsbäder, verschiedene Arten von Massagen, Elektrotherapie in Form von Stangerbad, Vierzellenbäder und TENS sinnvoll
sein (Shy, 2005).
Eine Reihe von Hilfsmitteln kann die Bewältigung der krankheitsbedingten Beeinträchtigungen erleichtern oder erst ermöglichen. So sind für die Verbesserung von
Gang- und Standstabilität Einlagen, speziell angefertigte Schuhe und Peroneusschienen gut geeignet. Weiter können Duschstuhl, Badewannen-Lifter, Toilettensitzerhöhungen, aber auch Rollstühle, Krankenbett oder Greifzangen zu den Hilfsmitteln
gehören (C. Schröter).
10
Die Evaluierung operativer Therapieansätze ist schwierig. Oftmals bringen Sie lediglich eine temporäre Verbesserung. Mögliche Operationsverfahren beinhalten Achillessehnenverlängerungen, Sehnentransplantationen, Sprunggelenksarthrodesen und
Osteotomien.
Eine kausale medikamentöse Therapie der HMSN ist bislang nicht bekannt. Seit
einiger Zeit zeichnen sich aber medikamentöse Optionen ab. Die supportive Medikation Analgetika, Antiepileptika und krampflösende Substanzen sind natürlich jetzt
schon Bestandteil der Therapie.
Sereda et al., 2003 zeigten in einem Tiermodell der HMSN IA (CMT1A), dass durch
Progesteron die Expression von PMP22 im Nerven erhöht wird und damit auch die
krankhaften Veränderungen am Nerven stärker ausgeprägt sind. Durch Onapristone,
einen Progesteron-Rezeptor-Antagonisten, konnte dagegen eine Verminderung der
PMP22-Spiegel und auch eine Verminderung der krankhaften Veränderungen am
Nerven erreicht werden. Hier kann sich für die HMSN IA in Zukunft eine wirksame
Therapie abzeichnen. Neben der Frage der Wirksamkeit beim Menschen ist bislang
auch die Frage möglicher Nebenwirkungen noch offen.
Eine andere Behandlungsoption ist die Gabe von Ascorbinsäure (Vitamin C). Passage et al., 2004, haben im Maus-Modell der CMT1A mit hohen Dosen Vitamin C eine
Minderung der PMP22-Spiegel und Verbesserung der Myelinisierung der Nervenfasern erzielt. In naher Zukunft werden die Ergebnisse größerer Studien beim Menschen erwartet, die dann je nach Ergebnis auch rasch in Therapieempfehlungen
münden könnten.
Das Verständnis für die molekulare Basis vieler neuromuskulärer Erkrankungen hat
die diagnostische Genauigkeit erhöht und mag die Basis für gezielte therapeutische
Maßnahmen schaffen. Es gibt vielversprechende gentherapeutische Ansätze, die in
Zukunft das Fortschreiten einer Erkrankung verzögern oder sogar eine Erkrankung
heilen werden. Zur Zeit ist eine Gentherapie jedoch noch nicht möglich.
Oft werden bei Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen depressive Störungen
beobachtet. Ursachen sind häufig die Verarbeitung der Erkrankung oder Probleme
der sozialen Integration. Deshalb ist neben einer psychologischen Betreuung auch
der Kontakt zu Selbsthilfegruppen wichtig. In Deutschland ist die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke (DGM, www.dgm.org) in vielen Regionen aktiv. Sozialarbeiter können bei sozialmedizinischen Aspekten beraten und unterstützen. Auch Schulund Berufswahl sind frühzeitig zu bedenken.
11
3 Ziele dieser Studie
Ziel dieser Studie ist die molekulargenetische Charakterisierung von Patienten mit
früh beginnender HMSN. Hierzu wurden in der Literatur publizierte Gene und Genorte in einem entsprechenden Patientenkollektiv untersucht.
Die Bedeutung des Untersuchungsbefundes für Patienten und Familien besteht in
erster Linie in der Diagnosesicherung. Dies ist nicht nur unter medizinischen und
psychosozialen Aspekten wichtig, sondern stellt auch die Grundlage für eine Anerkennung durch die Sozialsysteme dar, woraus z. B. Ansprüche auf finanzielle Leistungen abgeleitet werden können. Weiterhin schafft eine exakte molekulargenetische
Diagnose die Basis für eine gezielte humangenetische Beratung.
Die Studie zeigt das Spektrum der Mutationen bei Patienten mit früh beginnender
HMSN auf und vermittelt durch die Identifizierung neuer Mutationen ein besseres
Verständnis der Struktur und der Funktion der Proteine, die für das periphere Nervensystem von Bedeutung sind. Das verbesserte Verständnis der verschiedenen
Pathomechanismen bei der Entstehung hereditärer Neuropathien ist eine wichtige
Grundlage für zukünftige Therapieansätze.
12
4 Patienten, Material und Methoden
4.1
Patientenkollektiv
20 Indexpatienten mit früh beginnender sensomotorischer Neuropathie (Beginn vor
dem 10. Lebensjahr) wurden für die vorliegende Studie ausgewählt (siehe auch
Tabelle 4.1 und Tabelle A1 im Anhang).
Von allen Familienmitgliedern, die an dieser Studie teilnahmen, lag eine schriftliche
Einwilligungserklärung für die Verwendung ihrer DNA- und Blutproben, sowie ihrer
klinischen Daten vor. Klinische Details, die Resultate der neurophysiologischen
Untersuchung und der Nervenbiopsien wurden mit Einverständnis der Patienten
gesammelt.
Das Patientenkollektiv setzte sich zusammen aus:
-
Sieben Familien mit Geschwisterfällen und gesunden Eltern, davon waren drei
Elternpaare blutsverwandt (CMT53, CMT78, CMT281, CMT425, CMT531,
CMT983 und CMT1222)
-
Neun Familien mit einem betroffenen Kind und gesunden Eltern, wovon drei
Elternpaare blutsverwandt waren. (CMT32, CMT49, CMT310, CMT409,
CMT413, CMT543, CMT825, CMT1345 und CMT1367)
-
Vier Familien mit betroffenen Patienten in zwei aufeinander folgenden
Generationen (CMT623, CMT48, CMT 383 und CMT1636).
13
Familie
Ethnische
Gruppe
CMT 32
Türkei
1
ja
intermediär
CMT 48
Deutschland
2
nein
intermediär
CMT 49
Deutschland
1
nein
intermediär
CMT 53
Türkei
2
ja
CMT78
Deutschland
2
nein
fokal gefalten
CMT281
Türkei
4
ja
fokal gefalten
CMT310
Deutschland
1
nein
demyelinisierend
CMT383
Deutschland
4
nein
demyelinisierend
CMT409
Deutschland
1
nein
axonal
CMT413
Türkei
1
ja
demyelinisierend
CMT425
Deutschland
2
nein
demyelinisierend
CMT531
Türkei
2
ja
CMT543
Deutschland
1
nein
demyelinisierend
CMT623
Deutschland
3
nein
demyelinisierend
CMT825
Deutschland
1
nein
demyelinisierend
CMT983
Deutschland
3
nein
demyelinisierend
CMT1222
Griechenland
2
nein
demyelinisierend
CMT1345
Türkei
1
ja
demyelinisierend
CMT1367
Polen
1
nein
demyelinisierend
CMT1636
Serbien
1
nein
demyelinisierend
Tabelle 4.1:
Anzahl der
Betroffenen
BlutsverNervenbiopsie
wandtschaft
axonal
intermediär
HMSN Patienten
14
CMT 32
I
2
1
II
1
Der Sohn konsanguiner türkischer Eltern hatte von Geburt an Fehlstellungen der
Hände und Füße. Seine Achillessehnenreflexe waren beidseits nicht auslösbar und
die Patellarsehnenreflexe abgeschwächt. Die Nervenleitgeschwindigkeiten (NLG) am
N. medianus und N. tibialis waren reduziert bzw. es waren keine Aktionspotentiale
auslösbar. Die beiden Eltern hatten normale Nervenleitgeschwindigkeiten, allerdings
hatte der Vater leichte Hohlfüße beidseits, aber normale Achillessehnenreflexe. Die
histopathologische Untersuchung des N. suralis zeigte eine Neuropathie vom teils
axonalen und teils demyelinisierenden Typ.
CMT 48
I
2
1
II
1
Der Patient zeigte seit dem Alter von 10 Jahren eine deutliche Gangstörung. Er
konnte mit Peroneus-Schienen kurze Strecken gehen, musste aber in der Schule
den Rollstuhl benutzen. Bei der körperlichen Untersuchung fielen distal betonte
Atrophien und schlaffe Paresen v. a. der unteren Extremität auf. Die Muskeleigenreflexe der Beine und der Arme waren nicht auslösbar. Wegen der Atrophie der Handmuskeln zeigen sich fein-motorische Probleme, z. B. beim Führen eines Stiftes.
Elektrophysiologische und histopathologische Untersuchungen weisen auf eine
Neuropathie vom intermediären Typ hin.
Bei der Mutter des Jungen zeigten sich bei einer elektrophysiologischen Untersuchung im Alter von 34 Jahren die ersten subklinischen Zeichen eines Denervierungsprozesses mit distal reduzierten NLG. Später traten auch klinische Beschwerden im Sinne von Hohlfüßen mit Atrophie der kleinen Fußmuskulatur hinzu, so dass
auch sie heute auf Peroneus-Schienen angewiesen ist.
15
CMT 49
I
1
2
1
2
II
Die Indexpatientin ist das Kind gesunder deutscher Eltern. Ab dem Laufbeginn im
Alter von 18 Monaten, fiel eine progrediente Klumpfußfehlstellung auf, die nachfolgend chirurgischer Korrektur bedurfte. Bei der Untersuchung im Alter von 6 Jahren
zeigte sich eine ausgeprägte Atrophie der Unterschenkelmuskulatur, der Fußmuskulatur und in geringem Maße auch der Handmuskeln. Die Patientin zeigte eine ausgeprägte Fußdeformität (Klumpfüße). Der Hacken- und Zehengang war nicht möglich.
Sie konnte ohne Hilfe eine Strecke von ungefähr 100 Metern zurücklegen, bei einer
weiteren Entfernung benötigte sie jedoch Krücken. Die Feinmotorik der Hände wurde
durch eine Krallenstellung der Finger beeinträchtigt. Die Reflexe der oberen Extremitäten waren abgeschwächt und die der unteren Extremitäten nicht auslösbar. Alle
sensiblen Qualitäten; an den Füßen, Unterschenkeln und in geringerem Maße auch
in den Händen waren reduziert. Die neurophysiologische Untersuchung zeigte verzögerte Nervenleitgeschwindigkeiten (NLG) (N. Medianus motorisch 26,4 m/s) bzw.
war nicht ableitbar oder zeigte deutlich verminderte muskuläre Aktionspotentiale
(MAPs) und sensorische Aktionspotentiale (SNAPs). Die NLG der Eltern und des
gesunden Bruders waren normal. Die Nervenbiopsie wurde im Alter von 2 Jahren
durchgeführt. Die Lichtmikroskopie zeigte eine Neuropathie vom intermediären Typ
mit reduzierter Anzahl von Nervenfasern und zu dünn myelinisierten Axonen.
(Abbildung 4.1(B)). Die Elektronenmikroskopie zeigte degenerierende Axone, Buengersche Bänder und Gruppen von regenerierten Myelinfasern mit noch nicht remyelinisierten Fasern. Einige dieser Gruppen wurden von zusätzlichen SchwannschenZellen umgeben. De- und hypomyelinisierte Axone und beginnende Zwiebelschalenformationen mit bis zu drei Lagen Schwannscher Zellen wurden in ausgeprägter
Form erkennbar (Abbildung 4.1(C)).
16
Abbildung 4.1: Licht- und Elektronenmikroskopie der Nervenbiopsie der
Indexpatientin der Familie CMT 49
CMT 53
I
1
2
II
1
2
3
Im Alter von 16 Jahren entwickelte der Patient II.2 eine Atrophie der Beinmuskulatur
und eine progrediente Schwäche der unteren Extremitäten mit zunehmender Verschlechterung des Gangbildes im Sinne eines Steppergangs. Außerdem fiel eine
Atrophie der Unterarmmuskulatur mit deutlicher Kraftminderung, eingeschränkter
Feinmotorik und Krallenhand-Stellung auf. Die Muskeleigenreflexe sowohl der oberen als auch der unteren Extremitäten waren abgeschwächt bzw. nicht auslösbar.
Die Sensibilitätsstörungen waren hauptsächlich auf die Füße bezogen. Die neurophysiologische Untersuchung zeigte deutlich reduzierte Nervenleitgeschwindigkeiten
mit nicht ableitbaren Potentialen an den Unterschenkeln.
Bei einem Bruder des Patienten wurde ein ähnliches Krankheitsbild beschrieben. Bei
der histopathologischen Untersuchung fanden sich Zeichen der axonalen Degeneration mit nur sehr gering ausgeprägten Regenerationszeichen.
17
CMT 78
I
1
II
2
1
2
In dieser nicht-konsanguinen deutschen Familie sind zwei Kinder klinisch gesunder
Eltern betroffen. Der Index Patient II.2 begann mit 16,5 Monaten zu laufen. Seine
Entwicklung war bis zum 5. Lebensjahr unauffällig, dann wurde sein Gangbild unsicher und es entwickelte sich eine Krallenzehenfehlstellung. Die klinische Untersuchung zeigte eine Stolperneigung bei Fußheberschwäche und eine Atrophie der
Waden-, Fuß- und Handmuskeln. Im Alter von 11 Jahren war die Fußdeformität so
ausgeprägt, dass eine operative Korrektur erfolgte. Sensible Defizite bestanden
nicht. Die Muskeleigenreflexe waren an den unteren Extremitäten nicht mehr auslösbar und die Nervenleitgeschwindigkeiten waren deutlich reduziert. Die Biopsie des N.
suralis zeigte eine demyelinisierende Neuropathie mit sog. fokal gefalteten Myelinscheiden (Abbildung 4.2).
Abbildung 4.2: Fokal gefaltete Myelinscheiden in der Nervenbiopsie des Indexpatienten der Familie CMT 78
Seine ältere Schwester hatte einen ähnlichen klinischen Verlauf, der durch die neurotoxische Behandlung mit Vincristin bei einem Wilmstumor der Niere kompliziert
wurde. Obwohl beide Eltern klinisch keine Beschwerden hatten, zeigten sich in einer
neurophysiologischen Untersuchung bei Vater und Mutter reduzierte Nervenleitgeschwindigkeiten.
18
CMT 281
I
1
2
II
1
III
IV
1
1
V
2
2
2
3
3
4
5
1
3
4
5
6
7
6
7
8
9
2
8
10
11
12
3
In dieser türkischen Familie sind insgesamt vier Personen aus zwei konsanguinen
Verbindungen betroffen. Bei der Patientin V.1 fiel seit dem 4. Lebensjahr eine zunehmende Gangstörung mit Entwicklung von Hohlfüßen auf. Im Alter von 11 Jahren
wurden Klumpfüße diagnostiziert. Die Muskeleigenreflexe waren nicht auslösbar. Der
Einbeinstand war unsicher. Zwei Jahre später zeigten sich bei der Patientin eine
Atrophie und Schwäche der unteren Extremität mit distaler Betonung und ein typischer Steppergang. Die rechte Hand hält sie infolge von Kontrakturen der Finger in
Krallenstellung, wodurch ihr das Schreiben zunehmend schwerer fällt. Die proximalen Muskeln sind weitgehend ausgespart. Die sensiblen Qualitäten sind an den
unteren Extremitäten reduziert. Zusätzlich leidet die Patientin unter Schwerhörigkeit.
Die elektrophysiologischen Untersuchungen zeigten deutlich reduzierte motorische
Nervenleitgeschwindigkeiten. Die Nervenbiopsie des N. suralis zeigte eine deutliche
Reduktion markhaltiger Nervenfasern. Gehäuft fanden sich fokal gefaltete Myelinscheiden.
Der sieben Jahre jüngere Bruder zeigt ähnliche Symptome. Aus einer weiteren
Verwandtenehe sind zwei ebenfalls erkrankte Töchter hervorgegangen.
19
CMT 310
I
1
2
II
1
3
Seit dem Laufbeginn hatte der Patient einen Zehenspitzengang und Schwierigkeiten
beim Rennen. Im dritten Lebensjahr wurde eine deutliche Verlangsamung der Nervenleitgeschwindigkeiten festgestellt. Bei längerem Gehen klagte der Patient über
Schmerzen in den Füßen. In der klinischen neurologischen Untersuchung im Alter
von 10 Jahren zeigten sich Hohlfüße und fixierte Spitzfußkontrakturen. Die obere
Extremität schien klinisch nicht betroffen. Die Sensibilität war vollständig erhalten.
Die Muskeleigenreflexe waren erloschen. Die sensiblen Aktionspotentiale waren
nicht mehr ableitbar und die Amplituden der motorischen Potentiale waren deutlich
reduziert. Die Eltern und Geschwister zeigten keine klinischen und neurophysiologischen Auffälligkeiten.
CMT 383
I
1
2
II
1
2
1
2
3
III
Der Patient berichtet im Alter von 11 Jahre, dass er seit geraumer Zeit immer
schlechter auf den Hacken gehen könne. Bei der körperlichen Untersuchung fielen
verminderte Achillessehnenreflexe, leichtgradige trophische Störungen in Bereich der
Unterschenkel und eine Atrophie der Unterschenkelmuskulatur auf. Die elektrophysiologischen Untersuchungen ergaben pathologische Befunde im Sinne von deutlich
verzögerten Nervenleitgeschwindigkeiten. Die Familienanamnese ergab auch Auffälligkeiten bezüglich einer Neuropathie bei der Mutter, bei einem Onkel und dem
Großvater mütterlicherseits.
20
CMT 409
I
1
2
2
3
II
1
4
Seit dem 3. Lebensjahr entwickelte der Patient Hohlfüße. Obwohl er klinisch anfänglich nur Symptome an den Beinen hatte, fanden sich elektrophysiologische Auffälligkeiten auch an den oberen Extremitäten. Die Elektromyografie bestätigte eine neurogene Läsion. Histologisch wurde eine axonale Neuropathie diagnostiziert.
CMT 413
I
II
1
2
1
2
Die Patientin ist das Kind konsanguiner türkischer Eltern. Ab dem 3. Lebensjahr
wurde das Gangbild der Patientin auffällig (Fallneigung und Zehenspitzengang). Die
Muskeleigenreflexe waren an den unteren Extremitäten nicht mehr auslösbar. Im
Alter von 10 Jahren zeigte sich eine Atrophie der Unterschenkelmuskulatur beidseits.
Weiter war die Oberflächen- und Tiefensensibilität eingeschränkt. Die Nervenleitgeschwindigkeiten an den oberen und unteren Extremitäten waren deutlich reduziert.
Die klinischen und neurophysiologischen Untersuchungen der Eltern und der
Schwester ergaben Normalbefunde. Die im Alter von 8 Jahren durchgeführte Nervenbiopsie zeigte eine demyelinisierende periphere Neuropathie mit Markschlingen.
CMT 425
I
1
2
2
3
II
1
4
Die Patienten sind die Nachkommen gesunder nicht-konsanguiner deutscher Eltern.
Die Index Patientin II.3 war bis zu ihrem 12. Lebensjahr symptomfrei. Zunächst
bemerkte sie, dass sie Schwierigkeiten beim Flötenspiel hatte, wonach auch ihr
Gehvermögen immer schlechter geworden sei. Klinisch zeigte sie im Alter von 16
Jahren eine Spitzfußstellung, deutliche distal betonte Atrophien der oberen und der
21
unteren Extremitäten mit nicht-auslösbaren Achillessehnenreflexen beidseits. Die
motorischen Nervenleitgeschwindigkeiten waren reduziert bzw. am N. peroneus nicht
mehr ableitbar. Sensibilitätsstörungen wurden im Sinne von hand– und strumpfförmiger Hypästesien angegeben. Die Histologie einer Muskelbiopsie zeigte eine neurogene Muskelatrophie. Ähnliche Symptome, allerdings in milderer Form, zeigte ihr
jüngerer Bruder.
CMT 531
In der Familie CMT531 sind zwei Kinder aus konsanguinen Verbindungen betroffen.
Der Index-Patient IV.5 zeigte seit dem Laufbeginn mit 14 Monaten ein auffälliges
Gangbild. Er entwickelte einen bilateralen Pes equinovarus. Im Alter von 3 Jahren
zeigte sich ein deutlicher Steppergang. Die im Alter von 4 Jahren durchgeführte
beidseitige Verlängerung der Achillessehnen brachte nur eine kurzfristige Verbesserung. Bei der Untersuchung mit 7 Jahren zeigten sich eine Atrophie der Unterschenkelmuskulatur, der Fußmuskeln und weniger ausgeprägt der Thenar- und Hypothenar-Muskeln. Der Patient war mit Krücken mobil. Der Hacken- und Zehengang war
nicht möglich. Die Feinmotorik der Hände war sehr eingeschränkt und es war nicht
möglich, einen Stift in den Händen zu halten. Die Reflexe der oberen Extremitäten
waren abgeschwächt und die der unteren Extremitäten nicht nachweisbar. Die Sensibilität für Vibrationen, Druck und Schmerz war in den unteren Extremitäten reduziert, in den Händen erhalten. Die Elektromyographie (EMG) bestätigte neurogene
Veränderungen. Im Alter von 6 Jahren waren sowohl die motorische als auch die
sensorische Nervenleitgeschwindigkeit deutlich reduziert (Tabelle A1). Im Alter von
22
3½ Jahren wurde eine Nervenbiopsie des N. suralis durchgeführt, die eine Neuropathie vom intermediären Typ zeigte.
Beide Eltern hatten normale NLG. Seine Cousine zeigte ein ähnliches klinisches Bild.
Die Klumpfüße erforderten mehrere Operationen. Zudem wurde eine erhebliche
Atrophie der Handmuskeln einhergehend mit Krallenhänden beobachtet.
CMT 543
I
II
1
2
3
1
2
3
Die Patientin entwickelte seit dem Laufbeginn einen Zehenspitzengang, woraufhin
bereits im ersten Lebensjahr eine beidseitige Achillessehnenverlängerung erfolgte,
die jedoch keine wesentliche Verbesserung des Gangbildes erbrachte. Im Alter von 6
Jahren wurde diese Operation wiederholt. Seit etwa dem 10. Lebensjahr ist sie auf
einen Rollstuhl angewiesen. Außerdem fiel eine zunehmende muskuläre Schwäche
der oberen Extremitäten auf. Die klinische Untersuchung zeigte beidseitige Hohlfußdeformitäten, distal betonte Muskelatrophien, erloschene Muskeleigenreflexe, sockenförmig begrenzte Sensibilitätsdefizite, eine leichte Thorakalskoliose und Beugekontrakturen. In der elektrophysiologischen Untersuchung im Alter von 14 Jahren
zeigt sich eine deutliche demyelinisierende Neuropathie, mit reduzierten Nervenleitgeschwindigkeiten.
Sowohl ihre Eltern als auch ihre Halbgeschwister sind klinisch gesund.
CMT 623
I
2
1
II
2
1
3
4
III
1
2
3
4
Bei dem Index-Patienten war bereits die frühkindliche motorische Entwicklung verzögert. Er zeigte eine beidseitige Hohlfußfehlstellung, die rechts ausgeprägter war als
links. Der Fersengang war nicht möglich. Er hatte leichte distale Paresen und eine
symmetrische Hypästhesie mit Abnahme des Vibrationsempfindens. Zusätzlich wies
23
er eine leichte rechtskonvexe Brustwirbel-Skoliose und eine Hörminderung auf. Von
seiner frühen Kindheit bis zur Pubertät hatte er mehrere Episoden mit Dysarthrie,
Dysphagie und Lähmungen eines oder mehrerer Hirnnerven sowie akuter Gangbildverschlechterungen durchgemacht. Einige dieser Episoden waren mit grippalen
Infekten assoziiert. Craniale MRT-Scans zeigten eine transiente, nur im akuten
Stadium nachweisbare Hyperintensität der weißen Substanz. Die elektrophysiologische Diagnostik ergab reduzierte Amplituden der motorischen und sensorischen
Potentiale. In der Nervenbiopsie zeigte sich eine überwiegend demyelinisierende
Läsion mit geringer axonaler Beteiligung.
Sein älterer Bruder zeigte ähnliche klinische Symptome, einschließlich Episoden mit
ZNS-Symptomen. Die Mutter des Patienten zeigte
klinisch eine milde periphere
Neuropathie.
CMT 825
I
1
2
1
2
II
Bei der Index-Patientin wurde im Alter von 12 Jahren eine beidseitige Hohlfußdeformität, eine distal betonte Atrophie der Beinmuskulatur mit Kraftminderung der Beine
und eine Zehenheberschwäche diagnostiziert. Die Muskeleigenreflexe der oberen
und der unteren Extremitäten waren deutlich abgeschwächt bzw. nicht auslösbar. Die
Messung der Nervenleitgeschwindigkeiten ergab deutlich pathologische Werte. Die
Biopsie des N. suralis zeigte eine demyelinisierende HMSN. Die Familienanamnese
war unauffällig.
CMT 983
Die Index-Patientin II.7 wurde im Alter von 5 Jahren neurologisch auffällig. In der
klinischen Untersuchung war kein Fersengang möglich und eine ausgeprägte Hüftbeugehemmung im Langsitz vorhanden. Weiterhin zeigte sich eine mangelhafte
24
Supination beider Hände. Die Achillessehnenreflexe waren nicht auslösbar, weitere
Reflexe waren unauffällig und die Sensibilität war noch vorhanden. Zusätzlich bestand eine Skoliose. Im weiteren Verlauf entwickelte sie distal betonte Atrophien und
schlaffe Paresen der unteren Extremität. Aufgrund einer zunehmenden Hohlfußbildung mit Steppergang wurde eine Achillotenotomie im Alter von 8 Jahren links und
im Alter von 12 Jahren rechts vorgenommen. Im Alter von 26 Jahren war nur noch
der Trizepssehnenreflex der oberen Extremität auslösbar. Es bestand eine deutliche
strumpfförmige Hypästhesie und die Haut der unteren Extremität war kühl und marmoriert. Die Skoliose war nach Abschluss des Wachstums nicht progredient. Die
motorischen Nervenleitgeschwindigkeiten waren deutlich verzögert und die sensiblen
Potentiale waren an der unteren Extremität nicht ableitbar. Die histopathologische
Untersuchung einer N. suralis Biopsie zeigte eine langsam verlaufende chronisch
demyelinisierende Neuropathie. Die elektronenmikroskopische Auswertung zeigte
Zwiebelschalenformationen vom Basallamina-Typ.
Die klinischen und neurophysiologischen Befunde waren bei den beiden betroffenen
Geschwistern ähnlich. Die nicht-konsanguinen deutschen Eltern und die nicht betroffenen Geschwister zeigten bei der neurophysiologischen Untersuchung unauffällige
Befunde.
CMT 1222
I
1
2
1
2
II
Die beiden Patientinnen sind die Töchter von gesunden, nicht miteinander verwandten griechischen Eltern. Bei der Index-Patientin fiel im Ater von zwei Jahren eine
Gangstörung auf. Bis dahin war die motorische Entwicklung unauffällig gewesen. Im
Alter von drei Jahren benötigte sie Peroneusschienen wegen distal betonter schlaffer
Paresen. Seit dem fünften Lebensjahr zeigte sich eine progrediente Einschränkung
der Feinmotorik der Hände. Im Alter von acht Jahren wurde sie rollstuhlpflichtig. Die
Muskeleigenreflexe waren erloschen und die Sensibilitätsstörungen waren nur gering
ausgeprägt. Im Alter von 12 Jahren entwickelte sie in Folge einer ausgeprägten
Hyperlordose eine respiratorische Insuffizienz wodurch eine nächtliche Beatmung
notwendig wurde. Eine Korrekturoperation brachte nur eine kurzfristige Verbesserung. Im Alter von 10 bzw. 9 Jahren waren die motorische und sensible Nervenleit25
geschwindigkeiten (NLG) des N. medianus und des N. peronaeus nicht (mehr) ableitbar. Die histologischen Befunde zeigten eine chronische langsam progrediente
demyelinisierende Neuropathie.
Ihre ein Jahr jüngere Schwester zeigte einen ähnlichen Krankheitsverlauf. Die NLG
beider Eltern waren am N. peronaeus leicht reduziert, ohne dass sie klinische Beschwerden aufwiesen.
CMT 1345
Bei dem Sohn konsanguiner türkischer Eltern, war bereits die frühkindliche motorische Entwicklung auffällig (muskuläre Hypotonie und geringe Spontanaktivität). Im
Alter von einem Jahr hatte er immer noch keine Kopfkontrolle erlangt, zeigte ein
sparsames Bewegungsmuster und eine distale Hypotonie. Seine Greif- und Folgebewegungen waren deutlich verlangsamt. Die Muskeleigenreflexe waren nicht auslösbar. Die ZNS-Bildgebung zeigte eine normale Myelinisierung. Die visuell evozierte Potentiale (VEP) waren unauffällig, während die akustisch evozierte Potentiale
(AEP) und somatosensibel evozierte Potentiale (SEP) pathologisch im Sinne einer
möglichen sowohl peripheren als auch zentralen Reizleitungsstörung waren. Die
motorische Nervenleitgeschwindigkeiten waren reduziert und die sensorischen
Aktionspotentiale nicht ableitbar. Die Nervenleitgeschwindigkeiten der Eltern waren
unauffällig. Die Nervenbiopsie zeigt eine geringgradige Neuropathie vom demyelinisierenden Typ.
26
CMT 1367
I
II
1
1
2
2
3
4
Die Patientin entwickelte im Alter von 10 Jahren einen zunehmenden Spitzfuß mit
Zehengang. Es erfolgten insgesamt 4 Release-Operationen, die aber nur kurzfristige
Verbesserungen der klinischen Situation brachten. In der neurologischen Untersuchung waren eine Atrophie der Unterschenkel, Fußmuskeln und der Hände auffällig.
Am Schulsport konnte sie nicht mehr teilnehmen, während Radfahren und Treppensteigen noch möglich waren. Die sensiblen Merkmale waren leicht reduziert und die
Muskeleigenreflexe teilweise nicht auslösbar. Die neurophysiologischen Untersuchungen zeigten deutlich reduzierte Amplituden der motorischen und nicht ableitbare
sensible Potentiale. Die histopathologische Untersuchung der Nervenbiopsie zeigte
eine axonale Neuropathie.
Die Geschwister und die Eltern zeigten keine klinischen Auffälligkeiten.
CMT 1636
I
1
2
II
1
2
Im Alter von neun Jahren fielen bei der Patientin erstmalig eine seitdem zunehmende
Hammerzehen- und Hohlfußbildung, ein watschelndes Gangbild und eine Fallneigung auf. Im Alter von 11 Jahren waren auch die Kraft in den Händen und das
Schriftbild deutlich verschlechtert. Bei der körperlichen Untersuchung fielen eine
distal betonte symmetrische Minderung der groben Kraft und eine entsprechende
Hypotrophie der Extremitätenmuskulatur auf. Die Muskeleigenreflexe waren deutlich
abgeschwächt und teilweise nicht mehr auslösbar. Die motorischen Nervenleitgeschwindigkeiten waren verzögert und die sensiblen Aktionspotentiale waren nicht
ableitbar. Die Histopathologie der Nervenbiopsie zeigte eine fortgeschrittene chronische Neuropathie vom demyelinisierenden Typ. Bei einer HNO-Untersuchung fiel
eine symmetrische geringgradige Hochtoninnenohrschwerhörigkeit auf, die zu den
leicht abweichenden akustisch evozierten Potentialen (AEP) passte. Seit dem 13.
Lebensjahr ist das Mädchen rollstuhlpflichtig.
27
Obwohl der Vater keine klinischen Beschwerden hatte, waren auch bei ihm die
motorischen Nervenleitgeschwindigkeiten herabgesetzt. Die übrigen Familienmitglieder zeigten keine Auffälligkeiten.
28
4.2
Untersuchungsstrategie
1. Untersuchung auf: PMP22-Duplikationen, Cx32-, MPZ-, PMP22-, und EGR2Punktmutationen, da
-
bei sporadischen Fällen Neumutationen in diesen Genen beschrieben wurden
-
im Einzelfall auch rezessive Mutationen im MPZ-, PMP22-, und EGR2-Gen
beschrieben wurden
2. Bei geeigneter Familienstruktur erfolgte eine indirekte Genotypisierung für ARHMSN-Loci. Bei kompatiblem Befund für den CMT4A-Lokus wurde die Sequenzierung des GDAP1-Gens angeschlosssen
3. Bei sporadischen Fällen erfolgte eine direkte Sequenzierung des GDAP1-Gens.
V. a. früh beginnende HMSN
Untersuchung auf: PMP22-Duplikation, Cx32-, MPZ-, PMP22-,
und EGR2-Punktmutationen
Stammbaumanalyse
Sporadische
Fälle
Familiäre Fälle mit
AR Vererbung
Familiäre Fälle mit
AD/ X-chr. Vererbung
Genotypisierung
für AR-HMSN-Loci
kompatibler Befund
für CMT4A
Sequenzierung des GDAP1-Gens
nicht-kompatibler
Befund für CMT4A
Keine weitere Untersuchung
Abbildung 4.3: Flussdiagram der molekulargenetischen Untersuchungen
29
4.3
4.3.1
Molekulargenetische Untersuchung
DNA-Extraktion
Die Extraktion der genomischen DNA erfolgte mittels Salzfällung aus Leukozyten des
peripheren Blutes (Miller et al., 1988). Die so gewonnene unfraktionierte DNA kann
zu molekulargenetischen Analysen verwendet werden.
4.3.2
Polymerase-Kettenreaktion
Mit Hilfe der PCR (Polymerase Chain Reaction) können selektiv einzelne Abschnitte
aus einem heterogenen Gemisch von DNA-Sequenzen in vitro amplifiziert werden.
Durch Erhitzen des DNA-Doppelstranges erfolgt zunächst eine Denaturierung, die
die Anlagerung spezifischer, die Zielsequenz flankierender Oligonukleotidprimer
ermöglicht. Ihre Anlagerung erfolgt bei für den jeweiligen Primer spezifischen Annealing-Temperaturen. Im sich anschließenden Extensionsschritt erfolgt die Synthese
des gewünschten Fragmentes. Diese wird durch eine thermostabile DNAPolymerase (meist Taq-Polymerase) katalysiert. Die neu synthetisierten DNAStränge dienen nach Denaturierung im nächsten Reaktionszyklus erneut als Matrizen für die DNA-Synthese. Die Abfolge von Denaturierung, Annealing und Extension
wird etwa 30 - 35 mal wiederholt.
Um den Erfolg der PCR (Reinheit und Menge des Produkts) abzuschätzen, wurden
die PCR-Produkte elektrophoretisch in einem Agarosegel aufgetrennt. Um die DNABanden nach dem Gellauf sichtbar zu machen, wurde dem Gel Ethidiumbromid
zugesetzt und die DNA bei Bestrahlung mit UV-Licht dargestellt (Ibelgaufts, 1993).
Die spezifischen PCR-Bedingungen und Primer für die verschiedenen Exone der
Gene bzw. für die Mikrosatelliten sind in Tabelle A2 im Anhang aufgeführt.
4.3.3
Mutationsnachweis durch direktes Sequenzieren nach Sanger
Die Basenabfolge in einem DNA-Molekül kann durch die direkte Sequenziertechnik
nach Sanger (Kettenabbruch-Verfahren) bestimmt werden. Dabei enthält der Sequenzieransatz neben den normalen Desoxy-Nukleotid-Triphosphaten als Substrat
für die DNA-Polymerase auch 2', 3'-Didesoxy-Nukleotid-Triphosphate, bei deren
Einbau in den DNA-Einzelstrang ein Kettenabbruch erfolgt. Auf diese Weise entstehen Fragmente verschiedener Länge, die nach elektrophoretischer Auftrennung je
nach gewählter Markierung detektiert werden können. In dieser Arbeit erfolgte die
Detektion durch fluoreszenzmarkierte 2', 3'-Didesoxynucleotide. Die zum Ansatz
gegebenen 2', 3' - Didesoxynukleotide sind jeweils mit einem für die entsprechende
30
Base spezifischen Fluoreszenzfarbstoff markiert, der nach Anregung mit einem Laser
entsprechend seinem Absorptionsspektrum fluoresziert und eine Aufzeichnung des
Signals ermöglicht. Die Auswertung der so erhaltenen Signale erfolgt computergestützt.
Zur Vorbereitung des als Matrize in die Sequenzierreaktion einzusetzenden Fragments wurde der PCR-Ansatz mittels des QIAquick-PCR-Purification Kits (Qiagen
GmbH, Hilden, Deutschland) aufgereinigt. Durch die Aufreinigung wurden Primerreste und niedermolekulare Substanzen entfernt. Das aufgereinigte Produkt wurde in
der Sequenzierreaktion mit einem fragmentspezifischem Primer eingesetzt. Dadurch
werden markierte Einzelstränge gebildet, die in der folgenden Sequenzierung analysiert werden. Anschließend erfolgte eine Na-Acetat-Fällung zur Aufreinigung des
Sequenzierprodukts. Die Analyse erfolgte auf einem ABI 377 DNA Sequenzierer
(Applied Biosystems Applera Deutschland GmbH, Darmstadt, Deutschland). Die
computergestützte Auswertung nach dem Lauf erfolgte mit Hilfe der ABI PRISMTM
Collection Software und dem Sequencing Analysis-Program (Applied Biosystems).
4.3.4
Mikrosatellitanalysen
Mikrosatelliten-Marker sind hochpolymorphe DNA-Abschnitte, die aus kurzen repetitiven Sequenzmotiven bestehen. Die einzelnen Allele unterscheiden sich in der
Anzahl der Motivwiederholungen und werden nach den Mendelschen Regeln vererbt
(Litt und Luty, 1989; Tautz, 1989; Weber und May, 1989). Zur Genotypisierung von
Mikrosatelliten-Markern (Short tandem repeats, STR) wurden die gewählten DNABereiche mit PCR amplifiziert. Die „sense“-Primer wurden mit FAM-Fluorophoren
(MWG-Biotech AG, Ebersberg, Deutschland) markiert. Anschließend erfolgte die
gelelektrophoretische Auftrennung der amplifizierten Fragmente, die Detektion der
Fluoreszenzdaten und die Datenauswertung auf einem ABI 377 DNA Sequencer
(Applied Biosystems).
4.3.4.1
Bestimmung der Kopienzahl des PMP22-Gens
Zum Nachweis bzw. Ausschluss einer Duplikation des PMP22-Gens wurden die
Tetranukleotidmarker CMT4A, CMT9A, CMT9B (Latour et al., 2001) sowie die Dinukleotidmarker D17S122, D17S921, D17S1358 (Genome data base, GDB,
http://gdbwww.gdb.org) verwendet. Das Auftreten von 3 Allelen bzw. der Unterschied
der Signalstärken zeigten das Vorhandensein einer zusätzlichen PMP22-Genkopie
an.
31
4.3.4.2
Kopplungsanalysen und Homozygotiekartierung
Unter Kopplung versteht man die gemeinsame Vererbung von zwei oder mehr Allelen aufgrund der physikalischen Nachbarschaft ihrer Loci auf einem Chromosom. Bei
der Kopplungsanalyse wird untersucht, ob ein bestimmter Haplotyp mit dem Auftreten der Erkrankung assoziiert ist (Segregation).
Mögliche Kopplung zu AR-HMSN-Loci wurde in den 10 ausgewählten Familien durch
Genotypisierung von vier bis sechs Mikrosatelliten-Markern pro Genort überprüft
(Tabelle A2 im Anhang). Die erhobenen Daten wurden im Hinblick auf Vereinbarkeit
mit Kopplung zu den jeweiligen Loci, Rekombinationsereignissen und der Homozygotie am Genort analysiert.
Kinder aus konsanguinen Verbindungen tragen in Abhängigkeit vom Grad der Verwandtschaft mit größerer Wahrscheinlichkeit homozygote (identische) Allele für einen
Teil des Genoms (Homozygotie durch gemeinsame Abstammung, homozygosity by
descent). Entsprechend sind Krankheitsgene für autosomal rezessive Erkrankungen
in blutsverwandte Familien hauptsächlich in Bereichen des Genoms lokalisiert, für
die die betroffenen Patienten homozygote Haplotypen aufweisen.
Die Kopplungswahrscheinlichkeit an einem Genort wird durch den LOD-Score beschrieben, eine statistische Abschätzung der Wahrscheinlichkeit, ob zwei Loci (Genorte) auf demselben Chromosom nah beieinander liegen und somit gekoppelt
vererbt werden. LOD steht für logarithm of the odds oder auch logarithmic odds ratio.
4.3.5
Single-Strand-Conformation-Polymorphism Analysis
Die Single-Strand-Conformation-Polymorphism Analysis (SSCP) ist eine Methode,
um DNA-Fragmente auf Varianten zu untersuchen (Orita et al. 1989). Grundlage des
Verfahrens ist die Annahme, dass einzelsträngige DNA in Abhängigkeit von ihrer
Sequenz Konformationen bilden. Stimmen eine oder mehrere Basen nicht mit der
Wildtyp-Sequenz überein, so bildet sich eine andere Konformation. Die einzelnen
DNA-Konformationen können gelelektrophoretisch dargestellt werden. Die SSCP
kann prinzipiell als Screening-Methode oder – wie in der vorliegenden Studie – zum
Nachweis bekannter Mutationen verwendet werden.
32
5 Ergebnisse
5.1
5.1.1
Mutationsnachweis
PMP22-Gen
CMT825
Die Analyse der Marker 9B und D17S1358 zeigt bei der Patientin drei Allele. Der
Marker 9A zeigt bei ihr Heterozygotie, wobei das höhermolekulare Allel eine wesentlich stärkere Intensität aufweist, was auf ein doppeltes Vorliegen dieses Allels hindeutet. Die Marker 4A, D17S122 und D17S921 sind nicht informativ. Die Analysen
der Angehörigen, d. h. der Eltern, des Bruders sowie der Großmutter mütterlicherseits ergeben jeweils zwei Allele und somit Normalbefunde. Die Richtigkeit der Verwandtschaftsverhältnisse bzw. der Probenzuordnung wird durch Typisierung von
STR-Markern auf drei weiteren Chromosomen bestätigt.
5.1.2
Cx32 Gen
CMT623
Die Direktsequenzierung des Cx32-Gens zeigt bei dem Indexpatienten Hemizygotie
für eine Deletion des Glutaminsäure-Codons 102 (304_306 del GAG). Die Mutter ist
Konduktorin für diese Mutation. Die SSCP-Analyse der entsprechenden DNAFragmente der anderen Kernfamilienmitglieder und einhundert nicht verwandter
gesunder Kontrollen zeigen diese Deletion nicht.
5.1.3
GDAP1-Gen
CMT531
Bei kompatibler Kopplung zum CMT4A-Genort (s. 5.2) erfolgt eine Mutationsanalyse
des GDAP1-Gens. Bei dem Index-Patienten und seiner ebenfalls erkrankten Cousine
wird eine homozygote Mutation im GDAP1-Gen nachgewiesen. Diese Mutation ist
eine T-Insertion im GDAP1-Exon 3 (c.349_350 ins T). Sie resultiert in einem Frameshift und einem frühzeitigen Abbruch der Translation (siehe Abbildung 5.1).
33
Abbildung 5.1: Sequenzierung des Exons 3 des GDAP1-Gens bei dem Indexpatienten der Familie CMT531. Mit dem Pfeil ist die homozygote TInsertion gekennzeichnet. In der unteren Zeile ist die Aminosäuresequenz angegeben.
CMT48
Bei dem Indexpatienten liegt eine heterozygote Substitution von Arginin zu Cystein in
Codon 282 vor. Dieses Allel wird vom klinisch gesunden Vater vererbt und bei hundert Kontrollpersonen nicht nachgewiesen. Auf dem mütterlichen Allel kann keine
Mutation nachgewiesen werden.
CMT49
Die Sequenzierung des GDAP1-Gens zeigt bei der betroffenen Patientin eine homozygote Mutation des Donor-Spleißsignals von Intron 4 (c.579+1G>A) (Abbildung 5.2).
Die Mutation segregiert in der Familie entsprechend einem autosomal-rezessiven
Erbgang und die Haplotypenanalyse zeigt Homozygotie für vier das GDAP1-Gen
flankierende STR-Marker. Es erscheint daher möglich, dass die Eltern zumindest
entfernt miteinander verwandt sind. Auf der Transkriptebene führt die c.579+1G>A
Mutation mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Fehlen von Exon 4 in dem reifen
Transkript. Leider ist kein tiefgefrorenes Material der Nerven- und Muskelbiopsie
mehr vorhanden und keine neue Blutprobe erhältlich, um diese Hypothese durch
eine Untersuchung auf der Transkriptebene zu bestätigen.
CMT49
WT
Abbildung 5.2: Sequenzierung des Exons 4 des GDAP1-Gens bei der Indexpatientin
der Familie CMT49. Mit dem Pfeil ist die homozygote Mutation
gekennzeichnet.
34
Eine c.507G>T-Transversion in Exon 4 wird sowohl homo- als auch heterozygot bei
AR-HMSN Patienten und bei Kontrollpersonen nachgewiesen. Diese DNA-Variante
führte nicht zu einer Veränderung des Serin-Codons 169.
5.1.4
SBF2-Gen
CMT281
In dieser Familie ist durch Untersuchungen in einer anderen Studie eine Mutation im
SBF2-Gen identifiziert (Homozygote Deletion der Exone 11 und 12, Senderek et al.,
2003).
CMT78
Auch in dieser Familie sind inzwischen Mutationen im SBF2-Gen identifiziert. Es
handelt sich dabei um eine heterozygote Cytosin-Deletion in Exon 21 (c.2596delC,
paternaler Herkunft) und eine heterozygote c.2578C>T Transversion in Exon 21
(R860X, maternaler Herkunft) (unveröffentlichte Daten).
5.1.5
KIAA1985-Gen
CMT983
In dieser Familie sind inzwischen Mutationen im KIAA1985-Gen identifiziert (Senderek et al., 2003).
5.1.6
Weitere HMSN-Gene
Bei der Muationsanalyse der Gene bzw. Genabschnitte MPZ Exon 2-5, PMP22 Exon
3 und 4 und EGR2 Exon 2 zeigen sich beim untersuchten Patientenkollektiv keine
Auffälligkeiten.
5.2
Kopplungsanalysen
In der vorliegenden Arbeit werden in 10 HMSN-Familien, in denen ein autosomal
rezessiver Erbgang wahrscheinlich ist, Haplotypenanalysen mit Markern aus der
CMT4A-, CMT4B1-, CMT4B2-, CMT4C-, CMT4F- und ARCMT2A-Region durchgeführt. Die Ergebnisse der Kopplungsanalysen sind in Tabelle 5.1 dargestellt.
35
Familie \ Lokus
4A
4B1
4B2
4C
4F
2A
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
+
(0,6)
+
(0,6)
-
-
-
-
-
+
(2,45)
-
-
-
-
-
+
(1,33)
-
-
-
CMT425
+
(0,85)
-
+
(0,85)
+
(0,85)
+
(0,85)
-
CMT531
+
(2,78)
-
-
-
-
-
-
-
-
+
(2,08)
-
-
-
-
+
(0,6)
-
-
-
-
-
-
-
-
-
CMT32
CMT53
CMT78
CMT281
CMT413
CMT983
CMT1222
CMT1345
Tabelle 5.1:
5.2.1
Ergebnisse aller Kopplungsuntersuchungen
„-“ = nicht kompatibel; „+“ = kompatibel;
Zahlenwerte in Klammern geben den LOD max.-Wert an
CMT4A
Die CMT4A–Marker sind bei den betroffenen Kindern der türkischen Familie CMT531
homozygot. Die Eltern der zwei Kernfamilien (III2 und III3, III4 und III5) der betroffenen Kinder sind jeweils Cousin und Cousine 1. Grades (Abbildung 5.3). Die Familie
CMT425 zeigt ebenfalls einen kompatiblen Kopplungsbefund. In den übrigen Familien kann eine Kopplung zum CMT4A-Genort ausgeschlossen werden bzw. wird als
unwahrscheinlich angesehen, wenn betroffene Kinder blutsverwandter Eltern keine
Homozygotie für die CMT4A-Marker zeigen.
36
Abbildung 5.3: Stammbaum der Familie CMT531 mit homozygoten CMT4A-Markern
bei den beiden betroffenen Kindern
5.2.2
CMT4B1
Die deutsche Familie CMT78 ist mit Kopplung zum CMT4B1-Genort kompatibel.
Jedoch kann keine Mutation im MTMR2-Gen nachgewiesen werden. In den übrigen
Familien ist keine Kopplung zum CMT4B1-Genort nachweisbar.
5.2.3
CMT4B2
Am CMT4B2-Lokus zeigt sich in fünf Familien ein kompatibler Kopplungsbefund
(Familien CMT78, CMT281, CMT413, CMT425 und CMT1222). Die histopathologischen Merkmale von CMT4B2 sind fokal gefaltete Myelinscheiden. Dies trifft für die
Familien CMT78 und CMT281 zu. Die Familie CMT281 (Abbildung 5.4) wurde in
einer nachfolgenden Studie zur Identifizierung von SBF2-Mutationen als Ursache der
CMT4B2 herangezogen (Senderek et al., 2003). Bei der deutschen, nichtkonsanguinen Familie CMT78 können inzwischen compound heterozygote Mutationen im SBF2-Gen identifiziert werden.
37
I
1
2
1
II
1
2
3
2
1
1
2
1
4
III
1
2
3
4
2
1
1
2
1
4
5
5
6
7
6
7
8
9
2
1
1
2
1
4
1
2
1
1
2
1
4
2
1
1
2
1
4
8
2
1
1
2
1
4
2
3
1
1
3
4
1
2
4
2
2
2
IV
D11S909
D11S4149
D11S4465
D11S1329
D11S1999
D11S1346
3
4
D11S909
D11S4149
D11S4465
D11S1329
D11S1999
D11S1346
D11S909
D11S4149
D11S4465
D11S1329
D11S1999
D11S1346
2
2
2
1
1
2
1
4
1
1
2
1
1
1
1
1
2
1
1
1
10
2
1
1
2
1
4
2
1
1
2
1
4
11
2
1
1
2
1
4
3
1
3
1
2
3
3
1
3
1
2
3
12
2
1
1
2
1
4
2
1
1
2
1
4
3
2
1
1
2
1
4
2
1
1
2
1
4
Abbildung 5.4: Stammbaum der Familie CMT281 mit homozygoten CMT4B2Markern bei den vier betroffenen Kindern
5.2.4
CMT4C
Zwei Familien zeigen einen kompatiblen Kopplungsbefund am CMT4C-Lokus. Hierbei handelte es sich um zwei deutsche, nicht-blutsverwandte Multiplex-Familien
(CMT983 mit drei betroffenen Kindern und CMT425 mit zwei betroffenen Kindern). In
einer weiterführenden Studie konnten in der Familie CMT983 Mutationen im
KIAA1985-Gen nachgewiesen werden, wodurch der Kopplungsbefund bestätigt wird.
5.2.5
CMT4F
Die Familie CMT425 zeigt auch an diesem Lokus einen kompatiblen Kopplungsbefund. Im PRX-Gen ist in einer später durchgeführten Studie keine Mutation nachweisbar.
5.2.6
ARCMT2A
Keine der untersuchten Familien zeigt Kopplung zum ARCMT2A-Lokus.
38
6 Diskussion
6.1
Detektionsrate
Bei vier Einzelpatienten und vier Familien gelang die Aufklärung der molekularen
Ursachen der HMSN durch Nachweis einer Genmutation (CMT48, CMT49, CMT78,
CMT281, CMT531, CMT623, CMT825 und CMT983). Bei zwei weiteren Familien
ergab sich ein plausibler Kopplungsbefund mit einem LOD-Score >1,5 (CMT281,
CMT983). Bei diesen Familien konnte später der Gendefekt nachgewiesen werden.
Bei der Familie CMT78, die nur einen LOD-Score von 0,6 lieferte, war insbesondere
der histopathologische Befund wegweisend für die Identifizierung der verursachenden Mutation.
In anderen Familien (bzw. an anderen Genorten) konnten trotz kompatibler Kopplungsbefunde keine pathogenen Mutationen nachgewiesen werden. Dies ist darauf
zurückzuführen, dass bei genetischer Heterogenie die Aussagekraft von Kopplungsdaten in kleinen Familien eingeschränkt ist.
Die Mutationsdetektionsrate dieser Studie beträgt 40%. Diese hohe Detektionsrate
ist auf die sorgfältige Vorauswahl der Patienten und Familien zurückzuführen und ist
in der Routinediagnostik nicht erreichbar.
6.2
6.2.1
Mutationsnachweis
PMP22-Duplikation
Bei einem scheinbar sporadischen Fall konnte eine Duplikation des PMP22-Gens auf
Chromosom 17p11.2 nachgewiesen werden (CMT825). Es handelt sich bei dieser
PMP22-Duplikation um eine autosomal dominante Neumutation, da bei den Eltern
der Patientin keine PMP22-Mutation nachweisbar war. Autosomal dominante Neumutationen sind eine wichtige Differentialdiagnose bei sporadischen HMSN-Fällen
und sind in dieser Patientengruppe häufiger als autosomal-rezessiv vererbte Mutationen.
6.2.2
Cx32-Mutation
Die Sequenzanalyse des Cx32-Gens zeigte bei dem Patienten CMT623 eine zuvor
noch
nicht
berichtete
Deletion
der
Glutaminsäure
an
Position
102
(304_306 del GAG). Wie die Tabelle 6.1 zeigt, ist dieses Codon in der Evolution
konserviert, was neben dem fehlenden Nachweis der Mutation bei Kontrollen für den
39
pathogenen Charakter dieser Mutation spricht. Die betroffene Aminosäure ist an der
intrazellulären Seite der Plasmamembran lokalisiert (Abbildung 6.1). Sofern das
mutierte Protein korrekt gefaltet und in die Membran eingebaut wird, ist es vorstellbar, dass der Verlust der negativ geladenen Glutaminsäure die Interaktion mit positiv
geladenen Molekülen behindert, die durch den Gap-Junction-Kanal transportiert
werden.
Erwartungsgemäß zeigte die molekulargenetische Familienuntersuchung, dass die
Mutter, bei der nur leichte Zeichen einer Neuropathie bestanden, Konduktorin für die
Cx32-Mutation ist. Bei klinischer Variabilität zwischen leicht betroffenen Frauen und
stärker betroffenen männlichen Patienten, die bei nur oberflächlicher klinischneurologischer Untersuchung der Angehörigen auch als sporadische Fälle erscheinen können, sind insbesondere Cx32-Mutationen in Betracht zu ziehen.
Abbildung 6.1: Connexin32 Modell. Mit dem Pfeil ist das Codon 102
gekennzeichnet.
40
Aminisäuren
100
101
102
103
104
Mensch
H
I
E
K
K
Rind
H
I
E
K
K
Hund
H
I
E
K
K
Maus
H
I
E
K
K
Ratte
H
I
E
K
K
Huhn
H
Q
E
K
K
Frosch
H
Q
E
K
K
Tabelle 6.1:
6.2.3
Der Vergleich der verschiedenen Spezies zeigt, dass die
Glutaminsäure im Codon 102 hochkonserviert ist.
GDAP1
Mutationen im GDAP1-Gen konnten in drei Familien nachgewiesen werden. Für zwei
Mutationen konnte die Segregation im Sinne eines autosomal rezessiven Erbgangs
bestätigt werden, während die dritte Mutation möglicherweise den Verlauf einer
autosomal dominant erblichen Neuropathie modifiziert.
Die c.349_350insT Mutation in der türkischen konsanguinen Multiplex-Familie
CMT531 verursacht eine Verschiebung des Leserasters und resultiert in einem
verkürzten Protein, sofern das Transkript stabil ist und translatiert wird.
Die c.579+1G>A Mutation in der Familie CMT49 zerstört die Sequenz der Donor
Spleißstelle von Intron 4. Für eine Spleißstellen-Mutation sind drei verschiedene
Konsequenzen möglich: das Auslassen des darauf folgenden Exons, das Verbleiben
des Introns in der gespleißten mRNA oder der Gebrauch eines kryptischen Spleißsignals. Das Auslassen des darauf folgenden Exons (Exon skipping) ist die häufigste
Konsequenz von Spleißstellen-Mutationen bei Säugetieren (Nakai u. Sakamoto,
1994). In unserem Fall würde dies das Fehlen des Exons 4 im GDAP1-Gen bedeuten. Da die Verbindung zwischen Exon 3 und Exon 5 nicht „in frame“ ist, würde die
abnormal gespleißte mRNA in einem frühzeitigen Abbruch der Proteinsynthese
resultieren.
Die bei dem Patienten CMT48 heterozygot nachgewiesene c.844C>T-Mutation
(Arg282Cys) kann derzeit nicht abschließend eingeordnet werden. Der Patient wurde
zunächst
als
sporadischer
Fall
angesehen
und
deshalb
einer
GDAP1-
Mutationsanalyse unterzogen. Im Nachhinein wurden aber auch bei der Mutter
Zeichen einer milden Neuropathie festgestellt. Es erscheint denkbar, dass in der
41
Familie eine autosomal-dominant erbliche Neuropathie auftritt, von der Mutter und
Sohn betroffen sind, deren molekulare Ursache aber durch die hier durchgeführten
Untersuchungen nicht identifiziert werden konnte. Der deutlichere Phänotyp bei dem
Indexpatienten könnte durch den modifizierenden Effekt der vom Vater vererbten
GDAP1-Mutation erklärbar sein. Der Arg282Cys-Austausch ist als eine pathogene
Mutation einzuordnen, da diese Mutation in der Literatur bereits beschrieben wurde,
bei gesunden Kontrollen nicht zu finden war und einen hochkonservierten Aminosäurerest betrifft.
6.3
Familien mit plausiblen Kopplungsbefunden
Wenngleich genomweite Signifikanz nicht erreicht wurde, zeigten die Familien
CMT281 und CMT983 mögliche Kopplung zum CMT4B2- bzw. zum CMT4C-Genort.
Da die ursächlichen Gene für die CMT4B2 und die CMT4C zum Zeitpunkt der Durchführung dieser Studie noch nicht bekannt waren, konnte noch keine gezielte Mutationsanalyse erfolgen. Nach Identifizierung des CMT4B2- und des CMT4C-Gens
konnten in beiden Familien pathogene Mutationen in den jeweiligen Genen (SBF2
bzw. KIAA1985) nachgewiesen und damit das Ergebnis der Kopplungsanalysen
bestätigt werden.
6.4
6.4.1
Genotyp-Phänotyp Korrelationen
Cx32
Außergewöhnlich bei dem Patienten CMT623 ist die ZNS-Beteiligung, die bereits
mehrfach bei Cx32-Mutationen berichtet worden ist (Panas et al., 2001, Paulson et
al., 2002). Weil Cx32 auch im ZNS und insbesondere in den Oligodendrozyten, der
myelinisierenden Glia des ZNS, exprimiert wird, erscheint es plausibel, dass Anomalien der weißen Gehirnsubstanz und ZNS-Symptome durch Cx32-Mutationen ausgelöst werden können. Die Unterschiede zwischen dem Verlauf im peripheren Nervensystem (chronisch progredient) und im ZNS (transient) könnten durch unterschiedliche Lokalisation und unterschiedliche Bindungspartner des Cx32-Proteins zu erklären sein. Eine andere Erklärung könnte sein, dass eine Kompensation der Funktion
durch andere Connexine (z. B. Cx26), im peripheren Nervensystem nicht möglich ist,
während dies im ZNS im „Normalzustand“ ausreicht. Durch Stress-Situationen, z. B.
durch Infektionen oder Operationen, könnten die Connexone aber auch im ZNS
überlastet werden und zu transienten ZNS-Symptomen führen.
42
6.4.2
GDAP1
In der hier vorgestellten Studie zeigten alle Patienten mit GDAP1-Mutationen eine
progrediente frühkindliche Neuropathie. Alle drei Patienten hatten Klumpfüße mit
schwerer Gehbehinderung und einen Verlust der Gehfähigkeit am Anfang der zweiten Dekade. Bei den zuvor berichteten Patienten mit GDAP1-Mutationen waren die
klinischen Phänotypen ähnlich (Baxter et al., 2002; Cuesta et al., 2002).
GDAP1-Mutationen verursachen sowohl demyelinisierende als auch axonale Degenerationen des peripheren Nervensystems (Baxter et al., 2002; Cuesta et al., 2002).
In der vorliegenden Studie fand sich bei Patienten mit GDAP1-Mutationen eine
gemischte oder intermediäre Neuropathie. Dieses Schädigungsmuster entspricht
dem Expressionsprofil von GDAP1 (Schwannzellen und Neurone) und ist ein weiterer Beleg dafür, dass axonale und demyelinisierende Neuropathien keine ätiologisch
unabhängigen Prozesse sind (Vance, 2000).
6.4.3
CMT4B2 (SBF2)
Die Patienten in der Familie CMT281 zeigten eine schwere frühkindliche Neuropathie. Alle Patienten hatten Klumpfüße, nicht auslösbare Muskeleigenreflexe und
Kontrakturen der Finger mit Krallenstellung. Bei weiteren publizierten Patienten mit
SBF2-Mutationen (Azzedine et al., 2003, Conforti et al., 2004 und Hirano et al., 2004)
waren die klinischen Phänotypen ähnlich. Auffällig ist, dass alle beschriebenen
Patienten mit SBF2-Mutationen als histopathologisches Merkmal fokal gefaltete
Myelinscheiden aufweisen. Dies traf auch bei den Familien CMT281 und CMT78 zu.
Wenngleich diese Veränderungen nicht spezifisch sind (so konnten sie auch bei
Mutationen im MPZ-Gen nachgewiesen werden), kann ihr Auftreten dennoch den
Verdacht auf eine Neuropathie Typ CMT4B1 (MTMR2-Gen) oder CMT4B2 (SBF2Gen) lenken. Dadurch kann in bestimmten Fällen die Anzahl der zu untersuchenden
Gene eingeschränkt werden, so dass eine molekulargenetische Diagnose und eine
gezielte humangenetische Beratung erleichtert werden.
6.4.4
CMT4C (KIAA1985)
Eine früh beginnende schwere Skoliose wurde bereits in den ersten Beschreibungen
von CMT4C-Familien erwähnt. Auch die Patienten in der Familie CMT983 zeigten
eine zum Teil deutlich ausgeprägte Skoliose. Grundsätzlich sind Deformitäten des
Achsenskeletts eine häufige Komplikation im Verlauf neuromuskulärer Erkrankungen. Bei der CMT4C kann eine Skoliose jedoch das initiale Symptom darstellen und
43
dem Auftreten peripherer Paresen zeitlich vorausgehen. Darüber hinaus finden sich
bei der CMT4C charakteristische Befunde in der Nervenbiopsie (BasallaminaZwiebelschalenformationen), die Anlass zur Durchführung einer gezielten Sequenzanalyse des KIAA1985-Gens sein sollten. Abgesehen von der Skoliose ist das klinische Bild ausgesprochen variabel. Das Spektrum reicht von leichten Verläufen mit
kaum eingeschränkter Gehfähigkeit bis hin zu Verläufen, bei denen die Gehfähigkeit
schon früh beeinträchtigt ist und zusätzlich eine Beteiligung der Atemmuskulatur
auftreten kann. Aus der Art oder Position der Mutation ließ sich keine Aussage zu
Verlauf und Schwere der Erkrankung machen, da das klinische Bild selbst innerhalb
der Familien variierte.
44
7 Zusammenfassung
Die hereditären motorischen und sensiblen Neuropathien (HMSN) / Charcot-MarieTooth-Neuropathien (CMT) sind eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe von
Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Mit einer Prävalenz von 1 zu 2500 ist
die HMSN die häufigste erbliche neuromuskuläre Krankheit des Menschen.
Diese Studie zeigt das Spektrum der verantwortlichen Genmutationen bei Patienten
mit früh beginnender HMSN auf und vermittelt durch die Identifizierung neuer Mutationen ein besseres Verständnis der Struktur und der Funktion von Proteinen, die für
das periphere Nervensystem von Bedeutung sind.
Diese Arbeit bestätigt, dass autosomal dominante Neumutationen eine wichtige
Differentialdiagnose bei sporadischen HMSN-Fällen darstellen. Bei klinischer Variabilität zwischen mild betroffenen Frauen und deutlich betroffenen männlichen Patienten
in einer Familie sind insbesondere Cx32-Mutationen in Betracht zu ziehen.
Diese Arbeit stellt zwei neue GDAP1-Mutationen vor, die mutmaßlich zu einem
verkürzten, funktionslosen Protein führen. Diese Mutationen verursachen eine Neuropathie vom gemischten, zugleich axonalen und demyelinisierenden Typ.
Anhand von Kopplungsanalysen konnte die Zahl der in Frage kommenden Genorte
bei zwei Familien eingegrenzt werden, so dass diese Familien in späteren Untersuchungen zur Identifizierung von neuen HMSN-Genen herangezogen werden konnten.
Genotyp-Phänotyp-Korrelationen sind derzeit nur eingeschränkt möglich. Bestimmte
klinische und histopathologische Hinweise lenken aber den Verdacht auf die Beteiligung bestimmter Gene. Zum Beispiel deutet eine ausgeprägte Skoliose auf den
CMT4C-Lokus (KIAA1985-Gen) und ein histologischer Befund mit fokal gefalteten
Myelinscheiden auf den CMT4B1/2-Lokus (MTMR2- und SBF2-Gen) hin.
Schließlich zeigt diese Studie, dass durch die Kombination von exakter phänotypischer Beschreibung, Kopplungsanalysen und Mutationsscreening ein relativ hoher
Anteil von frühmanifesten HMSN-Fällen molekulargenetisch aufgeklärt werden kann.
45
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http://www.charcot-marie-tooth.org/Physicians/NMM_Articles.php
-
Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke:
http://www.dgm.org/
-
Genetics Home Reference:
http://ghr.nlm.nih.gov/
-
Genomdatenbank:
http://gdbwww.gdb.org
-
Leiden Muscular Dystrophy pages© Lamin A/C (LMNA):
www.dmd.nl/lmna_home.html#var_tested
-
Mutationsdatenbank für erbliche periphere Neuropathien:
http://www.molgen.ua.ac.be/CMTMutations/
-
NCBI Structure Datenbank:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/structure/cdd/cdd.shtml
-
Neuromuscular disease center Washington University:
http://www.neuro.wustl.edu/neuromuscular/time/hmsn.html
-
Online Mendelian Inheritance in Man (OMIM):
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/Omim
-
Primer3-Programm:
http://www.genome.wi.mit.edu/cgi-bin/primer/primer3.cgi
-
PubMed:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?DB=pubmed
57
10 Danksagung
An erster Stelle möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. med. Klaus Zerres, dem Direktor
des Institutes für Humangenetik der RWTH Aachen, für die Überlassung des Dissertationsthemas sowie die Förderung und Unterstützung meiner Arbeit bedanken.
Durch ihn war es mir möglich, einen faszinierenden Einblick in die aktuelle molekulargenetische Forschung zu gewinnen und in eigenständiger Arbeit auf diesem
Gebiet Erfahrung zu sammeln.
Besonders dankbar bin ich darüber hinaus Herrn Dr. med. Jan Senderek für die
hervorragende fachliche Betreuung. Stets fand er Zeit zur Entwicklung von Arbeitsstrategien, Diskussion der Ergebnisse und gab wertvolle Ratschläge. Ohne sein
Engagement wäre die vorliegende Arbeit in der Form nicht möglich gewesen.
Mein Dank gilt auch Herrn Prof. Dr. med. Norbert Wagner, Direktor der Klinik für
Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums der RWTH Aachen, für die
Übernahme des Korreferates.
Für die vielen praktischen Tipps im Labor möchte ich ganz besonders Herrn Privatdozent Dr. rer. nat. Thomas Eggermann danken. Auch allen anderen Mitarbeitern
des Institutes für Humangenetik sei für die freundliche Unterstützung und gute Arbeitsatmosphäre während der Durchführung des experimentellen Teils meiner Dissertation gedankt.
Außerordentlich dankbar bin ich meinen Eltern, die mir mein Medizinstudium ermöglichten und meine wissenschaftliche Tätigkeit vor allem moralisch gefördert haben.
Nicht zuletzt möchte ich meinem Ehemann Ingo Mähmann danken für sein Interesse
an meiner Arbeit, seine kritischen Fragen und seine große Unterstützung.
Danken möchte ich außerdem allen denjenigen, die an dieser Stelle nicht erwähnt
wurden, die aber durch ihre Mithilfe zum Gelingen der Dissertation beigetragen
haben.
58
Anhang
Tabelle A1: Klinische, elektrophysiologische und nervenbioptische Daten der Patienten
Familie
Patient
G
Herkunft
Alter bei
Diagnosestellung (Jahre)
Alter bei
letzter
Untersuchung
(Jahre)
CMT32
II.1
M
Türkei
+
Geburt
3
CMT48
II.1
M
Deutschland
GDAP1
-
4
10
+++
+++
+
+
CMT49
II.2
W
Deutschland
GDAP1
-
2
7
+++
+++
+++
-
CMT53
II.2
M
Türkei
16
17
+++
+++
-
-
CMT78
II.1
W
Deutschland
SBF2
-
15,5
6,5
16
++
+++
+++
+
II.2
M
Deutschland
SBF2
-
16,5
5
12
++
+++
+++
-
CMT 281
IV.1
W
Türkei
SBF2
+
4
15
+++
+++
++
-
CMT310
II.1
M
Deutschland
-
3
10
+
+
+
-
CMT383
III. 1
M
Deutschland
-
12
12
+
+
-
-
CMT409
II. 1
M
Deutschland
-
CMT413
II.2
W
Türkei
+
13
3
10
+
+
+
+
CMT425
II.3
W
Deutschland
-
nl.
13
18
+
+
+
+(UE)
II.4
M
Deutschland
-
nl.
15
15
+
+
-
-
IV.5
M
Türkei
+
14
2
8
+++
+++
+++
+
CMT531
Mutation
K
Laufbeginn
(Monate)
18
+
GDAP1
nl.
Distale Muskelschwäche
Distale
Muskelatrophie
Fußdeformität
Beteiligung
Proximaler
Muskeln
+
3
+
I
Familie
Patient
G
Herkunft
CMT543
II.3
W
Deutschland
CMT623
III.3
M
Deutschland
CMT825
II.2
W
CMT983
II.3
K
Laufbeginn
(Monate)
Alter bei
Diagnosestellung (Jahre)
Alter bei
letzter
Untersuchung
(Jahre)
Distale Muskelschwäche
Distale
Muskelatrophie
Fußdeformität
Beteiligung
Proximaler
Muskeln
-
12
1
15
+++
+++
+++
+
CX32
-
verspätet
8
11
++
+
++
-
Deutschland
PMP22dupl.
-
Schulkind
12
+
+
+
-
M
Deutschland
KIAA1985
-
18
11
17
+++
+
++
+
II.7
W
Deutschland
KIAA1985
-
19
5
26
++
+
++
+ (UE)
II.8
W
Deutschland
KIAA1985
-
18
7
11
+
-
+
-
II.1
W
Griechenland
-
12
2
15
+++
+++
+++
+
II.2
W
Griechenland
-
12
3
14
++
+
+
-
CMT1345
IV.2
M
Türkei
+
-
0,5
1
++
-
-
-
CMT1367
II.1
W
Polen
-
12
13
17
+++
+++
+++
-
CMT1636
II.1
W
Serbien
-
nl.
9
16
+++
+++
++
-
CMT1222
Mutation
II
Familie
Patient
Skoliose
(Alter bei
Beginn in
Jahren)
Gehhilfen
(seit
dem
Alter
in
Jahren)
Sensible
Defizite
CMT32
II.1
CMT48
II.1
-
Rollstuhl(10)
+
-/-
reduziert
kein AP
CMT49
II.2
-
Krücken(6)
+
(+)/-
26,4
kein AP
kein AP
CMT53
II.2
-
+
(+)/-
reduziert
kein AP
kein AP
axonal
CMT78
II.1
+
+
-
(+)/-
verzögert
kein AP
8,4
fokal gefalten
II.2
-
-
-
(+)/-
CMT281
IV.1
-
-
+
(+)/-
16,5
18,8
CMT310
II.1
-
-
-
-/-
19
16
CMT383
IV.6
-
-
-
(+)/(+)
CMT409
II.1
CMT413
II.2
-
Muskeleigenreflexe
NLG Motorische
Nerven
N.medianus
+/-
15,6
N.
ulnaris
N.
peroneus
N. tibialis
Sensible
Nerven N.
medianus
N.
suralis
kein AP
reduziert
reduziert
+
+
-/-
Sonstiges
intermediär
bei Geburt Handund Fußfehlstellung
intermediär
kein AP
12,2
intermediär
Z. n. Wilms-Tumor
fokal gefalten
fokal gefalten
11
kein AP
26
n.d.
kein AP
Schwerhörgkeit
n.d.
n.d.
reduziert
-
Nervenbiopsie
(Typ Neuropathie)
axonal
21,4
21,3
verzögert
demyelinisierend
Tremor
Zungenfaszikulation
CMT425
II.3
-
+
(+)/-
kein AP
II.4
-
+
(+)/(+)
29
CMT531
IV.5
+(3)
Krücken(7)
+
(+)/-
31
CMT543
II.3
+(10)
Rollstuhl(10)
+
-/-
kein AP
CMT623
III.3
+
-
+
-/-
12
23,8
n.d.
23.7
32
kein AP
kein AP
axonal
verzögert
demyelinisierend
33,2
kein AP
intermediär
Pyramidenbahnzeichen
III
Familie
Patient
Skoliose
(Alter bei
Beginn in
Jahren)
Gehhilfen
(seit
dem
Alter
in
Jahren)
Sensible
Defizite
Muskeleigenreflexe
NLG Motorische
Nerven
N.medianus
CMT825
II.2
-
-
-
(+)/-
reduziert
CMT983
N.
ulnaris
N.
peroneus
N. tibialis
Sensible
Nerven N.
medianus
N.
suralis
Nervenbiopsie
(Typ Neuropathie)
demyelinisierend
II.3
+(11)
-
+
(+)/-
II.7
++
Peroneusschienen(26)
+
(+)/-
II.8
+
-
+
+/-
II.1
+(12)
Hyperlordose
Peroneusschienen(3)
Rollstuhl(8)
+
-/-
kein AP
kein AP
kein AP
demyelinisierend
II.2
-
Peroneusschienen(3)
Rollstuhl(10)
+
-/-
kein AP
kein AP
kein AP
demyelinisierend
CMT1345
IV.2
-
-
+
-/-
18
21
CMT1376
II.1
-
-
+
+/-
20
kein AP
CMT1636
II.1
-
Rollstuhl(13)
CMT1222
+/-
25
Sonstiges
13,9
9,5
20,9
13,8
28
24
9,05
kein AP
6,7
37,8
kein AP
demyelinisierend
kein AP
demyelinisierend
n. d.
kein AP
kein AP
demyelinisierend
kein AP
kein AP
axonal
kein AP
kein AP
demyelinisierend
Schwerhörigkeit
Schwerhörigkeit
Tabelle A1: Klinische, elektrophysiologische und nervenbioptische Daten der Patienten.
G = Geschlecht; K = Blutsverwandtschaft; n.d. = nicht durchgeführt; NLG = Nervenleitgeschwindigkeiten; UE: untere Extremität
Distale Muskelschwäche / Distale Muskelatrophie: - = nicht betroffen, + = untere Extremität mild betroffen, ++ = untere Extremität deutlich betroffen, +++ = Hände
und Unterarme ebenfalls beteiligt
Beteiligung proximaler Muskeln: - = nicht betroffen, + = geringe Schwäche, ++ = deutliche Beteiligung
Fußdeformität: - = keine Fehlstellung; + = Pes cavus und Hammerzehen; ++ = Klumpfuß; +++ = Operation erforderlich / erfolgt
Sensible Defizite: + = verminderte Sensibilität; ++ = erloschene Sensibilität
Skoliose - = nicht vorhanden; + = mild ausgeprägt; ++ = schwere Skoliose; +++ = Operation erforderlich / erfolgt
Muskeleigenreflexe: obere / untere Extremitäten; + = normal; (+) = abgeschwächt; - = erloschen
Nervenleitgeschwindigkeiten (NLG): Normwerte: N. medianus und N. ulnaris motorisch >45 m/s; N. tibialis motorisch und N. peroneus >40 m/s; N. medianus
sensibel >45 m/s; N. suralis >40 m/s. Kein AP: kein Aktionspotential ableitbar
IV
Tabellen A2: Verwendete STR-Marker und untersuchte Gene
Mikrosatelliten für PMP22Duplikationsnachweis
CMT4A
Latour et al., 2001
Mikrosatelliten für CMT4C
D5S658
http://gdbwww.gdb.org
CMT9A
Latour et al., 2001
D5S436
CMT9B
Latour et al., 2001
D5S2090
http://gdbwww.gdb.org
D17S122
http://gdbwww.gdb.org
D5S636
http://gdbwww.gdb.org
D17S921
http://gdbwww.gdb.org
D17S1358
http://gdbwww.gdb.org
http://gdbwww.gdb.org
Mikrosatelliten für CMT4A
D8S286
http://gdbwww.gdb.org
Mikrosatelliten für CMT4F
D19S881
http://gdbwww.gdb.org
D8S548
http://gdbwww.gdb.org
D19S47
http://gdbwww.gdb.org
D8s551
http://gdbwww.gdb.org
D19S223
http://gdbwww.gdb.org
D8S1829
http://gdbwww.gdb.org
D19S400
http://gdbwww.gdb.org
B9CAG
Ben Othmane et al., 1998
P26ACG
Ben Othmane et al., 1998
Mikrosatelliten für CMT4B1
D11S4118 http://gdbwww.gdb.org
Mikrosatelliten für ARCMT2A
D1S1153
http://gdbwww.gdb.org
D11S1757
http://gdbwww.gdb.org
D1S2777
http://gdbwww.gdb.org
D11S1333
http://gdbwww.gdb.org
D1S2721
http://gdbwww.gdb.org
D11S1366
http://gdbwww.gdb.org
D1S2624
http://gdbwww.gdb.org
Mikrosatelliten für CMT4B2
D11S909
http://gdbwww.gdb.org
Sequenzanalysen
PMP22
Roa et al., 1993
D11S4149
http://gdbwww.gdb.org
MPZ
Hayasaka et al., 1993
D11S4465
http://gdbwww.gdb.org
Cx32
Bergoffen et al., 1993
D11S1346
http://gdbwww.gdb.org
EGR2
Warner et al., 1998
GDAP1
Baxter et al., 2002
V
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