Übungsaufgaben zur Vorlesung Quantenmechanik I“ ” Prof. Dr. Peter van Dongen Institut für Physik, KOMET 337, Johannes Gutenberg-Universität Abgabetermin: 06. 01. 2006 Aufgabe 19. Nicht-hermitesche Hamilton-Operatoren? (3 Punkte) Wir betrachten ein nicht-relativistisches quantenmechanisches System in der Bra-Ket-Darstellung. Alle Postulate der Quantenmechanik sollen gelten, außer der Hermitezität des Hamilton-Operators. Der Einfachheit halber nehmen wir an, dass der Funktionenraum zweidimensional ist und dass |φ1 i und |φ2 i eine vollständige, orthonormale Basis dieses Raums bilden. Der Anfangszustand des Systems zur Zeit t = 0 sei |ψ0 i = λ1 |φ1 i + λ2 |φ2 i mit |λ1 |2 + |λ2 |2 = 1. Für t > 0 werde die Dynamik des Systems durch den Hamilton-Operator Ĥ = ε1 |φ1 ihφ1 | + (ε2 − iε3 ) |φ2 ihφ2 | mit ε1,2,3 ∈ R und ε3 > 0 beschrieben. (a) Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeiten dafür, dass man das System zum Zeitpunkt t > 0 im Zustand |φ1 i bzw. |φ2 i findet. Berechnen Sie außerdem hψ(t)|ψ(t)i. (b) Interpretieren Sie die unter a) erhaltenen Ergebnisse. Aufgabe 20. Eine unscharfe Relation für L̂3 und ϕ (12 Punkte) In sphärischen Koordinaten (r, θ, ϕ) nimmt die Komponente L̂3 = x1 p̂2 −x2 p̂1 des Drehimpulses ∂ an. Aufgrund der Vertauschungsrelation [ϕ, L̂3 ] = i~ könnte man die einfache Gestalt L̂3 = ~i ∂ϕ erwarten, dass für ϕ und L̂3 eine ähnliche Unschärferelation gilt wie für xi und p̂i (i = 1, 2, 3) in R3 . Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Variablenpaaren ist jedoch, dass die ϕAbhängigkeit von Wellenfunktionen stets 2π-periodisch ist, die xi -Abhängigkeit jedoch i. A. keine Periodizität aufweist. Um eine Unschärferelation für ϕ und L̂3 formulieren zu können, müssen wir daher den üblichen Formalismus modifizieren R a+π und 2π-periodische Wellenfunktionen ψ(ϕ + 2π) = ψ(ϕ), ein Skalarprodukt (ψ1 , ψ2 )a ≡ a−π dϕ ψ1∗ (ϕ)ψ2 (ϕ) für solche Wellenfunktionen, Mittelwerte q hAiψ,a ≡ (ψ, Aψ)a , Abweichungen vom Mittelwert δA = A − hAiψ,a und Unschärfen (δA)2 ψ,a einführen. ∆A ≡ (a) Zeigen Sie, dass L̂3 = ~ ∂ i ∂ϕ gilt, dass L̂3 hermitesch ist: (ψ1 , L̂3 ψ2 )a = (L̂3 ψ1 , ψ2 )a , falls ψ1 und ψ2 2π-periodisch sind, und dass die Eigenfunktionen von L̂3 durch Φm (ϕ) = (m ∈ Z) gegeben sind. Ist der Satz Φm orthonormal? Ist er vollständig? √1 eimϕ 2π (b) Zeigen Sie allgemein, dass hL̂3 iψ,a und ∆L3 a-unabhängig sind und dass ∆ϕ 2π-periodisch als Funktion von a ist. (c) Zeigen Sie, dass die Winkelvariable ϕ für die Eigenfunktionen von L̂3 , d.h. für ψ = Φm , maximal unbestimmt ist. Beweisen Sie nun entweder, dass eine Unschärferelation der Form ∆L3 ∆ϕ ≥ 12 |h[L̂3 , ϕ]iψ,a | für das Variablenpaar (L̂3 , ϕ) gilt, oder erläutern Sie, warum die übliche Herleitung der Heisenberg’schen Unschärferelation in diesem Fall nicht zutrifft. Als Beispiel eines typischen“ Wellenpakets betrachten wir die 2π-periodische Wellenfunktion ” ( ∞ X A[1 + cos(λϕ)] − πλ ≤ ϕ ≤ πλ , λ ≥ 1 f (ϕ + 2nπ) mit f (ϕ) = ψ(ϕ) = 0 (sonst), n=−∞ wobei A > 0 eine Normierungskonstante ist: (ψ, ψ)a = 1. (d) Berechnen Sie für a = 0 die Unschärfen ∆L3 und ∆ϕ für diese Wellenfunktion. Ist das Produkt ∆L3 ∆ϕ größer oder kleiner als 21 ~? (e) Erklären Sie die Relevanz dieser Aufgabe für die Formulierung von Unschärferelationen für das Teilchen im Kasten“ mit periodischen Randbedingungen. ” Aufgabe 21. Relevanz eindimensionaler Lösungen für höherdimensionale Probleme (5 Punkte) Betrachten Sie ein Schrödinger-Teilchen in einem eindimensionalen System (x ∈ R), dessen p̂2 + V (x) beschrieben wird. Der HamiltonDynamik durch den Hamilton-Operator Ĥ1 (p̂, x) = 2m Operator hat einen vollständigen Satz von Eigenfunktionen φn (x), die orthonormal bezüglich R des Skalarprodukts (ψ1 , ψ2 )1 = dx ψ1∗ (x)ψ2 (x) sind. Die Eigenenergien seien En (n = 0, 1, 2, . . . ). Betrachten Sie zum Vergleich ein Schrödinger-Teilchen im d-dimensionalen Raum (x ∈ Rd ), dessen Dynamik durch Ĥd (p̂, x) = d X Ĥ1 (p̂ℓ , xℓ ) , x = (x1 , . . . , xd ) , p̂ = (p̂1 , . . . , p̂d ) ℓ=1 beschrieben wird. (a) Zeigen Sie, dass die Produktwellenfunktionen Φn (x) = d Y φnℓ (xℓ ) , n = (n1 , . . . , nd ) ℓ=1 einen vollständigen Satz von REigenfunktionen von Ĥd bilden, die orthonormal bezüglich des Skalarprodukts (ψ1 , ψ2 )d ≡ dx ψ1∗ (x) ψ2 (x) sind. (b) Zeigen Sie, dass die allgemeine Lösung der Schrödinger-Gleichung i~ ∂Ψ ∂t = Ĥd Ψ zur Anfangsamplitude Ψ(x, 0) = Ψ0 (x) die Form X Ψ(x, t) = (Φn , Ψ0 )d e−iEn t/~ Φn (x) n hat, und bestimmen Sie die Eigenenergien En von Ĥd .