230 07 Der Seeweg nach Indien 231 Zeit der Entdeckungen 1488 gelang ihm nach schweren Stürmen die Umsegelung des südlichen Kaps von Afrika. Er nannte es „Kap der Stürme“. Dieses Manöver war für die Mannschaft bei zur Neige gehendem Proviant so strapaziös, dass sie meuterte. Obwohl Indien nun greifbar nah erschien, wurde Diaz zur Umkehr gezwungen. Dennoch wurde er in Portugal als Held gefeiert. Das von Diaz entdeckte Kap nannte der König um in „Kap der guten Hoffnung“, weil er meinte, nun endlich den Seeweg nach Indien gefunden zu haben. Vasco da Gama M1: Eine Karavelle in stürmischer See (Farbholzstich von 1904, nach einem Aquarell) Heinrich der Seefahrer Prinz Heinrich von Portugal (1394–1460) förderte Entdeckungsreisen und begründete damit Portugals Stellung als Seemacht Kartograf Wissenschaftler, der Karten anfertigt oder überarbeitet Die Gelehrten des 15. Jahrhunderts waren sich einig, dass ein neuer Seehandelsweg nach Indien nur durch eine Umsegelung Afrikas gefunden werden konnte. Durch die geographische Lage Portugals am Atlantik hatten portugiesische Seefahrer schon früh Erfahrungen mit der Hochseeschifffahrt. Doch wirkliche Erfolge erzielte erst Prinz Heinrich von Portugal. Er wollte endlich den Seeweg nach Indien entdecken. An seinem Hof sammelte er Wissenschaftler, Astronomen und Kartografen. Prinz Heinrich ließ mit der Karavelle ein Schiff entwickeln, das besser als jedes andere vorherige Schiff hochseetüchtig war und durch eine neue Segeltechnik sogar gegen den Wind kreuzen konnte. Immer wieder entsandte er Seefahrer in Richtung Süden, die erstmals jede Reise in einem Tagebuch und alle neu entdeckten Gebiete in Karten festhalten mussten. 1433 gelang es den Portugiesen, das bis dahin als unüberwindbar geltende Kap Bojador an der marokkanischen Küste zu umschiffen. Nun konnten sie Stützpunkte in Afrika errichten, sodass die Schiffe nicht immer wieder in die Heimat zurückkehren mussten. Sein eigentliches Ziel, Indien auf dem Seeweg zu erreichen, hat Prinz Heinrich bis zu seinem Tod 1460 nicht mehr erlebt. Obwohl er selbst an keiner Entdeckungsfahrt teilnahm, blieb er in Erinnerung als „Heinrich der Seefahrer“. Bartolomëu Diaz Das Ziel, Indien zu erreichen, wurde in Portugal aber auch nach Heinrichs Tod weiter verfolgt. 1486 erhielt der Seefahrer Bartolomëu Diaz vom portugiesischen König Johann II. den Auftrag, die Südspitze Afrikas zu umsegeln, um auf dem Seeweg Indien zu erreichen. Die Entdeckungsreise begann er ein Jahr später mit drei Karavellen. 쪧 Begründe, warum Prinz Heinrich den Beinamen „der Seefahrer“ erhielt. Erst zehn Jahre später nach dieser ersten Umsegelung des Kaps der guten Hoffnung erreichte der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama mit Bartolomëu Diaz als Offizier an Bord mit vier Schiffen das Ziel: Indien. Am 20. Mai 1498 legte er in Kalikut an. Die Stadt war ein bedeutendes Zentrum des Seide- und Gewürzhandels. Daher wurde da Gama vom dortigen Herrscher nur höhnisch empfangen, als dieser ihm wertlose Gegenstände wie Korallenketten und Hüte zum Tausch anbot. Da Gama musste nur mit wenig Pfeffer beladen die Rückreise antreten. Dennoch wurde in Portugal seine Reise als großer Erfolg gefeiert, denn der Handelsweg nach Indien war nun entdeckt. Er erhielt den Titel eines indischen Vizekönigs. In den folgenden Jahrzehnten sicherte sich Portugal diesen wichtigen Handelsweg mit gewaltsamen Eroberungen und Kriegsschiffen. Entlang der afrikanischen Küste ließ der portugiesische König befestigte Stützpunkte mit Soldaten errichten. Vasco da Gama (1469–1524) Hier siehst du das Denkmal des Bartolomëu Diaz bei Kapstadt in Südafrika. Ein Denkmal stellt nicht nur einfach eine Person dar. Es kann auch Fragen aufwerfen, über die ein Nachdenken lohnt: – Wer ließ das Denkmal errichtet? Südafrikaner oder Portugiesen? – Warum wird ein Seefahrer mit Kreuz und Schwert dargestellt? – Wie beurteilen die heutigen Südafrikaner Bartolomëu Diaz? 쪨 Stelle in einer Zeitleiste die Ereignisse von 1433 bis zur Landung Vasco da Gamas in Kalikut dar. 쪩 Schildere die erste Begegnung zwischen da Gama und dem Herrscher von Kalikut aus Sicht eines portugiesischen Seemanns und eines indischen Hofdieners. Vizekönig Ein Vizekönig erhält dieses Amt als persönlichen Titel durch den König. Er vertritt diesen bei Abwesenheit, also in fernen Ländern, oder auch bei längerer Krankheit. 쪩 Starthilfe Seemann: Nach langer Reise kamen wir endlich in Indien an. Unsere Freude war groß, aber … Hofdiener: Mein Herr empfing die Fremden zunächst freundlich, dann aber …