Samstag, 31. Juli 2004 HZ/Seite 9 Bauch und Brustkorb Nummer 175 Zentrum für Ambulantes Operieren Neuer Chefarzt im Laufer Haus umschreibt seine Schwerpunkte Aufgabe für das Hersbrucker Haus neben Ambulanz und Innerer Abteilung – Was ist alles möglich? So hat er sich mit langjähriger Erfahrung im Fachgebiet Allgemeine Chirurgie zu einem Spezialisten der Viszeralund Thoraxchirurgie (Bauch und Brustkorb) entwickelt. Operative Eingriffe bei onkologischem Befund (Krebs) der Bauchorgane bietet er ebenso an wie minimalinvasive Chirurgie („Schlüssellochchirurgie“), z.B. Darmresektionen, Antirefluxchirurgie, Gallenblasenentfernung sowie Leistenbruchversorgung endoskopisch. Weitere Gebiete sind Schilddrüsenchirurgie, Varizenoperationen und Eingriffe bei Leiden des Mastdarms und Afters. Ein zusätzliches Spezialgebiet von Dr. Munkert sind Operationen an der Lunge und des Rippenfells (Brustkorbchirurgie). Weiterhin wird ein sog. Schilddrüsenkompetenz-Zentrum eingerichtet, welches sich aus der Radiologischen Praxis Dr. Langlouis, der Inneren Abteilung und der Viszeralchirurgie des Laufer Krankenhauses zusammensetzt. Neuer Chefarzt in Lauf: Dr. Munkert LAUF (em) – Das Chirurgische Zentrum am Krankenhaus Lauf hat zwei Schwerpunkte, die Unfallchirurgie mit Chefarzt Dr. Gerhard Walz und die Viszeralchirurgie neu mit Chefarzt Dr. Walter Munkert. Manchem ist die Neuordnung der Krankenhauslandschaft im Nürnberger Land immer noch nicht bewusst. Während in Hersbruck die zwei Standbeine Innere Abteilung mit fünf Hersbrucker Belegärzten und Ambulantes Operieren mit Chefarzt Dr. Hans-Heinrich Lauterbach gefestigt werden sollen, setzt die Krankenhaus GmbH in Lauf auf „große“ Chirurgie und verspricht sich vom neuen Chefarzt ein Ausbauen seiner Abteilung. Dr. Munkert selbst findet die Aufgabe eine Herausforderung, weil er seine Vorstellungen umsetzen kann und im Kreis Nürnberger Land eine Abteilung aufbaut, die einen Vergleich mit den umliegenden Krankenhäuser nicht scheuen braucht. Insgesamt möchte er die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Medizinern erweitern und sie mit in die Weiterbehandlung gemeinsamer Patienten einbeziehen. Wichtig sind ihm die reibungslose Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Medizinern, Unkompliziertheit und kurze Wege für Patient und Arzt. Er sieht darin die große Chance, die Patienten durch eine intensive Zusammenarbeit aller für sie zuständigen Mediziner im Nürnberger Land zu binden Gerade heute sei es mehr denn je nötig, im Zuge vermehrter Sparzwänge die Patientenversorgung auf hohem Niveau zu halten und eine optimale Versorgung zu garantieren. Sein Ziel sei es, betonte der Chefarzt, der zuletzt 13 Jahre als Oberarzt in der Klinik für Abdominal-, Thorax- und Endokrine Chirurgie im Klinikum Nürnberg gearbeitet hat, Patienten nach aktueller wissenschaftlicher Erkenntnis zu behandeln und ihnen eine gute Lebensqualität nach stationärer Behandlung zu sichern. Und natürlich sei es wichtig, dass die Patienten sich im Krankenhaus gut betreut und wohl fühlen. strukturierung im Gesundheitswesen einhergehend mit den Fortschritten bei Operationstechniken künftig allgemein mehr Gewicht zukommen wird. „Es kribbelt: Sie wachen auf und haben das Gefühl, die Hand ist nicht mehr durchblutet. Gleiches passiert beim Fahrradoder Autofahren oder bei einer bestimmten Stellung der Hand, dann haben Sie ein Karpaltunnelsyndrom“, umschreibt Dr. Hans-Heinrich Lauterbach sein Spezialgebiet. Ein Neurologe sichert die Diagnose durch eine genaue Untersuchung, operiert wird im Krankenhaus Hersbruck. Der Chefarzt hat sich auf die minimal-invasive Behandlungsmespezialisiert. Chefarzt Dr. Lauterbach (links) operiert ein Karpaltunnelsyndrom. Foto: E. Müller thode 2367 Patienten hat er Dr. seit 1995 mit der Endoskopischen HERSBRUCK (em) – Einer der Hersbruck, Dr. Iberer und Schwerpunkte im Krankenhaus Schneider, wieder in ihrem „Stamm- Karpaltunnel Operation geholfen. Hersbruck ist neben der Inneren Ab- haus“ Hersbruck für ambulante EinDie operative Behandlung besteht teilung die Ambulanz, besetzt Mon- griffe, ebenso der Gynäkologe Dr. in der Durchtrennung eines Bandes tag bis Freitag, und das Ambulante Röhrer. An zwei Tagen wechselt am Handgelenk. Hierdurch wird der Operieren unter Chefarzt Dr. Hans- Chefarzt Dr. Hans-Heinrich LauterNerv befreit. Dieser Eingriff hat keiHeinrich Lauterbach. bach von einem OP zum anderen. Er ne Nachteile für die Sehnen. Es gibt Außer der Notfallversorgung, die ist zuversichtlich, dass die schönen, die offene Karpaltunnelspaltung mit während der Ambulanzsprechstun- modernst ausgestatteten Säle in dem „großen Schnitt“ am körperferden so funktioniert wie bisher, sind Hersbruck, die denen in Lauf völlig nen Unterarm, Handgelenk und dem die beiden Operationssäle, so der gleichwertig sind, künftig voll ge- Handteller. „Hersbrucker SpeziaChefarzt, an zwei bis drei Tagen voll nutzt werden, zumal die Kapazitäten lität” aber ist die endoskopische Operationsmethode, weil statt des ausgebucht. So gibt es etwa 15 bis 25 in Lauf begrenzt sind. Eingriffe pro Woche, die ein weites Dr. Lauterbach hat sich auf das großen Schnitts nur ein ca. 2 cm lanSpektrum abdecken. Das Ziel, in Karpaltunnel-Syndrom spezialisiert ger Schnitt am Handgelenk nötig ist. Hersbruck für das gesamte Nürnber- und ist damit so bekannt, dass auch Die Operation wird über eine Viger Land ein Ambulantes Opera- viele Patienten von außerhalb nach deokamera auf die Fernseheinheit tionszentrum einzurichten, gelingt Hersbruck zur ambulanten Operaübertragen und so kontrolliert. nach Lauterbachs Angaben zuneh- tion kommen. Der Erfolg der mend besser. Für drei Tage wird eine Schiene „Schlüsselloch-Chirurgie“ in diesem angelegt, danach wird die BeweglichEinen Tag zum Beispiel hat sich Bereich gab wohl auch mit den Ankeit im Handgelenk wieder freigegeDr. Kronenberg von der Fachklinik stoß, zum Erhalt des Hersbrucker ben. Lediglich ein Pflaster schützt Dr. Schingale für Operationen an den Hauses neben der Inneren belegärztdie Wunde noch. Venen reserviert, an zwei Tagen pro lichen Abteilung ein zweites StandWoche sind Ärzte aus dem Laufer bein durch das Ambulante Operieren Näheres unter www.das-karpalHaus sowie die früheren Oberärzte in zu schaffen, dem aufgrund der Um- tunnelsyndrom.de Auf der Edelweißhütte zur Ruhe kommen Verein „Aufmerksamkeitsstörung/Hyperaktivität e.V.“ bietet chronisch unruhigen Jugendlichen und Eltern Freizeit am Deckersberg Mülltheater tourte vor den Ferien durch die Schulen DECKERSBERG (kh) – Mit neuer Kraft zum Deckersberg: Mit einem integrierten therapeutischen Angebot für Familien mit verhaltensauffälligen Kindern versuchen die bundesweit im Verband „Aufmerksamkeitsstörung/Hyperaktivität e.V.“ zusammengeschlossenen Gruppen chronisch unruhigen Kindern und Jugendlichen zu begegnen. Freizeiten finden regelmäßig auf der Edelweißhütte statt. NÜRNBERGER LAND (lra) – Ein „Mülltheater“ tourte in den letzten Wochen vor den Ferien durch die Grundschulen des Landkreises. Spielerisch sollten die Kinder mehr über den Abfall lernen. „Müll ist kein Abfall, sondern ein wichtiger Rohstoff“. Mit diesen Worten leitete Emilio Schlaumann (Axel Güttler) das Theaterstück „Mensch pass doch mehr auf “ für die Kinder ein. Zusammen mit seiner Partnerin Trine Ohnesorg (Jutta Reif) tourte er durch das Nürnberger Land, um den Kindern in den Grundschulen die Themen Müllvermeidung, Mülltrennung und Müllverwertung nahe zu bringen. Das Krankheitsbild der mit „Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung“ (ADHS) umschriebenen Symptome ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Selbst in Fachkreisen wird eine Behandlungsbedürftigkeit dieser im Volksmund „Zappelphilipp-Syndrom“ genannten Erkrankung, von der Schätzungen zufolge drei bis zehn Prozent eines Jahrgangs betroffen sind, häufig nicht in vollem Umfang erkannt. Prägend für das Krankheitsbild ist eine motorische Unruhe, wobei diese hyperaktive Form mehr bei Jungen ausgeprägt ist, während bei Mädchen in der Regel eine eher unauffällige Variante der Erkrankung zu Tage tritt. Die Folgen sind jedoch gleich: Betroffene haben Probleme mit der Aufmerksamkeit, entwickeln ein schlechtes Selbstvertrauen, werden leicht zu Außenseitern der Gesellschaft und in der Schule oft als Versager abgestempelt. Neben einer medikamentösen Behandlung ist die begleitende Anwendung psychologischer Behandlungsformen und Trainingsprogramme zur Stärkung des Selbstwertgefühls ein Ansatz zur Heilung. Weil die konventionellen Institutionen mit der Bewältigung überfordert und oft auch gleichgültig sind, haben sich im gesamten Bundesgebiet Elterninitiativen und Erwachsenenselbsthilfegruppen gegründet, wie in unserem Raum der gemeinnützige Verein „Auch Du Hast Stärken e.V.“ des Feuchter Kinder- und Jugendmediziners Dr. Richard Haaser, von dem seit diesem Jahr auf der Edelweißhütte ein jeweils einwöchiges Trai- Schweinchen Ohnesorg Fahrradtour ab der Edelweißhütte: Psychologen, Psychotherapeuten und Pädagogen radeln mit. ningsprogramm angeboten wird. Zwei jeweils 15-köpfige Gruppen von acht- bis 14-jährigen Kindern waren in diesem Frühjahr schon für jeweils eine Woche auf der Edelweißhütte in den Räumlichkeiten der Jugendfreizeitstätte einquartiert. Das Betreuungspersonal, mit Dr. Richard Haaser, dem Engelthaler Ehepaar Heide Hollweck (Heilpädagogin) und Manfred Reitschuster, der die pädagogische Leitung inne hat, sowie Diplompsychologe Johannes Steif aus München nahmen sich der schwierigen Aufgabe an, den Betroffenen Hilfen zur Hand zu geben, damit diese mit ihren Problemen im Zusammenleben mit anderen besser umzugehen lernen. Während der Woche gab es neben einem betreuten Freizeitprogramm mit einer Mischung aus Lernen und Bewegen in der Natur die Möglichkeit der Einzel- und Gruppentherapie und Entspannungsangebote. Dabei standen jeden Tag andere The- menschwerpunkte auf dem Programm. Neben der Erkundung des „Lebensraumes Wald“ und dem Thema „Ernährung“ mit teilweise selbst Kochen nahm das Thema Lebensgemeinschaft großen Raum ein. An drei Tagen wurden die Bereiche Nebeneinander-, Miteinander- und Füreinander-Leben thematisiert. Als Pflichtprogramm war den Kindern zudem die Führung eines Tagebuches auferlegt. Langsam und nur mit behutsamem Vorgehen gelang es so, Gefühls- und Wutausbrüche der Kinder zu kanalisieren. Als äußerst wichtig für den Erfolg sieht das Therapeutenteam die Mitwirkung der Eltern. Diese sind zu Beginn und am Schluss jeweils einen Tag mit einem spezifischen familientherapeutischen Elterntraining als ein Teil des Gesamtkonzepts in die Maßnahme mit einbezogen. Auf die Ergebnisse der Woche gilt es für Eltern und ihre Sprösslinge aufzubauen und diese in den Familienalltag zu integrieren. Nach drei Monaten fin- Foto: M. Keilholz det ein Nachtreffen statt. Wichtig für ADHS-Betroffene ist, dass Negativerfahrungen so gering wie möglich gehalten und statt dessen die positiven Seiten und Begabungen, die in praktisch jedem der Betroffenen stecken, gezielt gefördert werden. Der Weg bleibt allerdings steinig, weil es nämlich kein Allheilmittel und keine schnelle und einfache Dauerlösung gibt. Durch therapeutische Angebote, wie dem auf der Edelweißhütte, lässt sich nur die Symptomatik verbessern. Dies erhöht allerdings die Chance für die Kinder, einen einigermaßen geraden Weg ins Erwachsenenalter zu finden. Dass entsprechender Bedarf vorhanden ist, zeigt die Nachfrage betroffener Eltern. Obwohl weder eine Krankenkasse noch irgend ein anderer Träger die Kosten von 800 Euro für die Therapiewoche übernimmt, sind für dieses Jahr bereits zwei weitere Therapiewochen auf der Edelweißhütte fest terminiert. Die Abfallwirtschaft des Landratsamtes sponserte die Aufführungen für Kinder ab dem vierten Lebensjahr. Allerdings lernten die Kids nicht einfach durch Zuhören, sie wurden zum Mitmachen animiert. Sie bewiesen ihr Wissen im Umgang mit Abfall und Umwelt gegenüber Trine Ohnesorg, der liederlichen Mitbewohnerin von Emilio Schlaumann. „Umweltschweinchen“ Trine wollte etwa achtlos ihren Müll auf der Straße entsorgen. Bei der folgenden Belehrung von Schlaumann zeigte sie erst keine Einsicht, obwohl sie auf frischer Tat ertappt worden war. Die Jungen und Mädchen hatten keine Probleme Trine zu erklären und vor allem zu zeigen, wohin der Abfall wirklich gehört. Emilio Schlaumann, der mit Hilfe der Grundschüler Trine die ordnungsgemäße Trennung von Altpapier, Glas, Metall und Plastik beibrachte, erläuterte den Kindern die Wiederverwertung der recycelten Materialien.