Newsletter Q1 2016

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Reizdarmsyndrom
Mit einer weltweiten Prävalenz von 10 – 15% ist das Reizdarmsyndrom eine der häufigsten gastrointestinalen Störungen (1). IBS wird als Funktionsstörung eingestuft, da nachweisbare organische
Ursachen bisher nicht bekannt sind. Die Diagnose erfolgt symptombasiert nach den sogenannten
„Rom III Kriterien“ (2):
Wiederkehrende Bauchschmerzen oder Unwohlsein mindestens 3 Tage pro Monat für die letzten
3 Monate, verbunden mit zwei oder mehr der folgenden Symptome:
• Verbesserung nach dem Stuhlgang
• Anfall mit einer Änderung der Frequenz des Stuhlgangs verbunden
• Anfall mit einer Änderung der Form (Aussehen) des Stuhls verbunden
IBS tritt oft in Koexistenz mit anderen Darmerkrankungen, wie funktionelle Dyspepsie (3) oder
Nahrungsmittelunverträglichkeiten auf (4). Des Weiteren kommt es auch oft zum synchronen
Auftreten von Schmerzstörungen (5) und das Auftreten von psychischen Symptomen ist ebenfalls
üblich. Dazu gehören: Angst, Somatisierung und Ängste im Zusammenhang mit Symptomen des IBS
(6).
In einer klinische Studie über einen Zeitraum von 12 Jahren wurde gezeigt, dass die IBS Symptome in
der Mehrzahl der Fälle zurück gebildet werden, jedoch ist es auch üblich, dass es zu einem Übergang
zu anderen gastrointestinalen Störungen kommt (3).
(Quelle: natural home remedies)
Diagnose von IBS
Da die Ursache für IBS unbekannt ist, muss die Diagnose symptombasiert erfolgen. Eine sorgfältige
Anamnese ist die Grundlage für die Diagnose. Menschen, die an Symptomen leiden, die die Rom-IIIKriterien für IBS erfüllen und keine weiteren Warnzeichen zeigen, werden weiter
differentialdiagnostisch betrachtet. Warnzeichen sind: Gewichtsverlust, rektale Blutungen, Fieber
und Darmkrebs in der Familie. Auf der Grundlage einer sorgfältigen Anamnese kann man eine
Untergliederung der IBS-Patienten vornehmen (2):
• IBS mit Durchfall
• IBS mit Verstopfung
• IBS mit Mischstühlen
Die Art der Unterklasse ist für die Behandlungsstrategie von IBS, die ebenfalls symptombasiert
erfolgt, ausschlaggebend. Zum Beispiel werden osmotische Abführmittel in der Behandlung von IBS
mit Verstopfung und Antidiarrhoika (Loperamid) bei der Behandlung der IBS mit Durchfall eingesetzt.
Differentialdiagnostik muss für Zöliakie, mikroskopische und kollagenen Kolitis und atypischen
Morbus Crohn für den Durchfall-Subtyp und für chronische Verstopfung für die IBS mit Verstopfung
durchgeführt werden. Das Anlegen eines Ernährungstagebuchs hilft den Zusammenhang zwischen
dem Verzehr von bestimmten Lebensmitteln und dem Auftreten von Symptomen zu identifizieren. Es
ist auch ein Mittel um eine mögliche Verbindung zwischen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und
IBS zu finden.
(Aus: Mayer EA, New England Journal of Medicine, 2013)
Ursachen für IBS
Zunächst einmal muss man sagen, dass es nicht die eine Ursache für IBS gibt. Stattdessen kann IBS
aus mehreren Gründen entstehen:
Genetische Veranlagung: Studien zeigen, das genetisch bedingte Veränderungen in der Expression
von IL-10, eines der wichtigsten antiinflammatorischen Zytokine, IBS-Patienten anfälliger für
entzündliche Stimuli machen (7).
Psychische Bedingungen: IBS wird oft als eine Erkrankung der Bauch-Hirn Achse bezeichnet. Wir alle
wissen, dass psychische Manifestationen, wie Stress einen Einfluss auf unser Magen-Darm-System
haben. Der Grund dafür ist, dass Gehirn und Darm die gleichen Signalkomponenten, genannt
Neurotransmitter teilen. Serotonin, Dopamin und Noradrenalin regulieren unsere Stimmung als auch
unsere Darm-Funktionen. Stress kann daher zu Durchfall führen. Es scheint, dass bei Patienten, die
an IBS leiden das sympathische Nervensystem, das für die Aktivierung verantwortlich ist, aktiver als
das parasympathische Nervensystem, verantwortlich für Entspannung, ist. Hierzu muss allerdings
erwähnt werden, dass bisher keine direkten Beweise für die Verbindung von psychischem Stress und
der Entwicklung einer IBS besteht.
Das mukosale Immunsystem: Neuere Studien belegen, dass Immunzellen, insbesondere Mastzellen,
welche v.a. Histamin produzieren, in der Schleimhaut von IBS Patienten angereichert sind (8).
Darm-Motilität: Die peristaltischen Darmbewegungen können bei IBS-Patienten verändert sein.
Möglicherweise als Reaktion auf veränderte Neurotransmitter Expression.
(von: https://happydietitian.wordpress.com/2012/01/07/25-things-you-learn-when-working-in-anursing-home-humor-intended/)
Ernährung: Unausgewogene Ernährung über eine lange Zeitspanne kann zur Entwicklung von IBS
beitragen. Darüber hinaus sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten, wie Laktoseintoleranz und
Fruktosemalabsorption, bei IBS-Patienten häufig
Serin-Proteasen: In einigen IBS-Patienten ist das Expressionsniveau von Serin-Proteasen im
Darmlumen erhöht (9).
Bakterielle Infektionen: In rund 10% der Fälle ist der Grund für ein IBS eine vorangehende bakterielle
Infektion mit Bakterien, wie beispielsweise Campylobacter jejuni. Diese inzwischen weithin
akzeptierte Form der IBS wird post-infektiöse IBS (PI-IBS) genannt. Warum es bei manchen Personen
nach dem Abklingen einer Infektion zu IBS kommt, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich gibt es einen
Effekt auf die Zusammensetzung der Darmflora entweder direkt durch die Infektion oder als Folge
der Behandlung mit Antibiotika (10). Probiotika können hier helfen, die Darmflora positiv zu
beeinflussen und sich daher bei der Behandlung von IBS nützlich erweisen.
Abschließend ist zu sagen, dass noch vieles in der Pathophysiologie der IBS im Dunkeln liegt, eine
ausgewogene Ernährung zusammen mit Psychohygienemaßnahmen aber sicherlich hilft, um gesund
und fit zu bleiben.
Literatur:
1)
2)
3)
4)
5)
6)
7)
8)
9)
10)
Drossman DA et al., Gastroenterology, 2002
Longstreth GF et al. Rome III: the functional gastrointestinal disorders 3rd edition, 2006
Halder SL et al., Gastroenterology, 2007
Monsbakken KW et al., European Journal of Clinical Nutrition 2006
Whitehead WE et al., Gastroenterology, 2002
Cho HS, Gut and Liver, 2011
Gonsalkore WM et al., Gut, 2003
Wouters MM et al., Recent advances in basic science, 2015
Róka R, Clinical Gastroenterology and Hepatology, 2007
Verdu EF et al., Best practice & research Clinical Gastroenterology, 2004
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