DEUTSCHES ÄRZTEBLATT DIE ÜBERSICHT Das C-Zell-Karzinom Aktuelle Diagnostik und Therapie Heinz-Joachim Langer, Ernst Leicht, Geza Biro, Bernd Koch, Richard Berberich und Kurt F. Weinges ünf bis zehn Prozent der malignen Schilddrüsentumoren stammen von den parafollikulären, kalzitoninproduzierenden Zellen der Schilddrüse ab und werden als C-Zell-Karzinome bezeichnet (2, 7, 8, 11, 26). Etwa 20 Prozent der C-Zell-Karzinome kommen familiär gehäuft vor, dabei ist der Erbgang autosomal dominant mit unterschiedlicher Penetranz und Expressivität (15). Die erbliche Form des CZell-Karzinoms kann solitär oder in Verbindung mit anderen, ebenfalls hormonaktiven Tumoren im Rahmen einer multiplen endokrinen Neoplasie (MEN) auftreten (1, 22). Als MEN II a wird die Kombination eines C-Zell-Karzinoms mit einem Phäochromozytom und einem primären Hyperparathyreoidismus, als MEN II b oder Sipple-Syndrom das gleichzeitige Auftreten eines C-ZellKarzinoms der Schilddrüse in Verbindung mit einem Phäochromozytom und multiplen Neurinomen an Augenlidern, Zunge, Lippen oder im Enddarmbereich bei oft marfanoidem Habitus bezeichnet (22). Histologisch kann das C-ZellKarzinom ein sehr variables Bild zeigen (5); der immunhistochemische Nachweis von Kalzitonin gestattet die sichere Abgrenzung gegenüber den anderen malignen Schilddrüsentumoren, insbesondere vom anaplastischen Schilddrüsenkarzinom. Die vermutete Herkunft des Tumors aus A1-42 Das von den kalzitoninproduzierenden parafollikulären Zellen der Schilddrüse ausgehende C-Zell-Karzinom wird aufgrund verbesserter diagnostischer Möglichkeiten in den letzen Jahren zunehmend häufig diagnostiziert. Es tritt sporadisch, aber auch familiär auf, dann mit autosomal dominantem Erbgang. Die erbliche Form des C-Zell-Karzinoms kann in Verbindung mit anderen endokrin aktiven Tumoren im Rahmen einer multiplen endokrinen Neoplasie (MEN), Typ II, vorkommen. Bei Patienten mit gesichertem C-Zell-Karzinom sind Untersuchungen der Familienangehörigen erforderlich. Die chirurgische Therapie stellt die einzig mögliche kurative Behandlungsform dar. dem APUD-Zellsystem des Neuroektoderms dürfte die Bildung einer Reihe von Substanzen erklären, die diagnostisch genutzt werden können. Hierzu gehören, neben den im Vordergrund stehenden Tumormarkern Kalzitonin und Katakalzin (13), ACTH, Serotonin, Somatostatin, Prostaglandine sowie die neuronspezifische Enolase (11, 13, 16, 20). Ein weiterer wichtiger Tumormarker neben dem Kalzitonin ist das karzinoembryonale Antigen (CEA). In den letzten Jahren wird das C-Zell-Karzinom immer häufiger diagnostiziert (6, 11, 15). Dies ist offenbar auf verbesserte immunhistochemische Färbeverfahren in der Pathologie, den Nachweis von Tumormarkern sowie eine regelmäßige Durchführung der erforderlichen Familienuntersuchungen zurückzuführen. Klinischer Befund In der ärztlichen Praxis stellt sich häufig die Frage der Dignitätszuordnung eines neu aufgetretenen Schilddrüsenknotens. Primär malignomverdächtig sind neu aufgetretene Schilddrüsenvergrößerungen vor dem 25. oder nach dem 60. Lebensjahr oder wenn in der Anamnese eine Bestrahlung in der Kopf-, Halsoder oberen Thoraxregion im Kindesalter angegeben wird. Solitäre Knoten, besonders jene von harter (44) Dt. Ärztebl. 89, Heft 1/2, 6. Januar 1992 Konsistenz, sind verdächtiger als eine multinodöse Struma im Jodmangelgebiet. Auch bei indolenten Halslymphknoten sollte immer, selbst bei unauffälligem Schilddrüsentastbefund, an die Möglichkeit eines Schilddrüsenkarzinoms gedacht und eine Klärung mittels Schilddrüsensonographie, gegebenenfalls Punktionszytologie oder Operation, versucht werden. Das klinische Bild des C-ZellKarzinoms ist durch ein langsam progredientes Tumorwachstum sowie eine relativ frühe Metastasierung in die Halslymphknoten gekennzeichnet. Zum Diagnosezeitpunkt haben bereits 50 Prozent der Patienten lokale Lymphknotenmetastasen (14). Später können Metastasen in Leber, Knochen, Lunge und Nebenniere auftreten. Erkranken können Patienten in jedem Lebensalter, es findet sich jedoch ein Altersgipfel zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr bei der sporadischen Form. Die familiäre Form wird aufgrund der Familienuntersuchungen durchschnittlich etwa 15 bis 20 Jahre früher diagnostiziert (15). Medizinische Klinik und Poliklinik, Innere Medizin II (Direktor: Prof. Dr. med. Kurt F. Weinges); Chirurgische Universitätsklinik (Direktor: Prof. Dr. med. Gernot Feifel); Radiologische Universitätsklinik, Abteilung für Nuklearmedizin (Direktor: Prof. Dr. med. Erich Oberhausen) Universität des Saarlandes, Homburg/Saar Das sporadische C-Zell-Karzinom manifestiert sich als neu aufgetretener, palpatorisch wenig eindrucksvoller Knoten in der Schilddrüse. Im Rahmen der bei solchen Strumaknoten routinemäßig durchzuführenden Schilddrüsensonographie zeigt sich das C-Zell-Karzinom als echoarmer Bezirk (Abbildungen 1, 2). Ein zytologischer Malignitätsnachweis zur Diagnose dieses Tumors gelingt, im Gegensatz zu den meisten anderen malignen Schilddrüsenkarzinomen, durch Feinnadelpunktion nur selten (5). In der überwiegenden Zahl der Fälle steht bei Manifestation einer multiplen endokrinen Neoplasie das medulläre Schilddrüsenkarzinom im Vordergrund, es können sich jedoch auch die Symptome des Phäochromozytoms oder des primären Hyperparathyreoidismus zuerst manifestieren (7, 22). Eine in manchen Fällen beim C-Zell-Karzinom begleitend 1989 11 JUL 10 :52 DYNAII 58 db OF 5.8 TIEFE 112 Mt zi LE I STG 50% BILD's 16 U 1 DRC 1 KONTUR 3 GRAU 5 GLAETT F2 988 8 NOV 14 YHAM 58 db F 5.8 IEEE 86 MM EISTG 58% ILD/s 12 'DRCK 1 OHTU 3 GRAU 5 LAETT 2 edle " • II. Med. Y lin k, Hollburl/ S. Abbildung 1: Schilddrüsensonographiebefund bei C-Zell-Karzinom. Charakteristisch echoarmer Knoten im rechten Schilddrüsenlappen; die Diagnose wurde histologisch gestellt bei unauffälliger Zytologie (52jähriger Patient) Im URS + 25 et Abbildung 2: Schilddrüsensonographie. Rechter Schilddrüsenlappen, Längsschnitt: echoarmer Knoten dorso-kaudal (36jähriger Patient) auftretende Diarrhoe ist zumeist nicht auf die Kalzitonin-Sekretion durch den Tumor, sondern auf die gleichzeitige Sekretion anderer vasoaktiver Substanzen zurückzuführen (18). Im Schilddrüsenszintigramm mit 99mTc-Pertechnetat stellt sich das CZell-Karzinom als minderspeichernder Bezirk dar (Abbildung 3). Die 4■4;-. - szintigraphische Untersuchung mit 99mTc-Pertechnetat-markierter Dimercapto-Bernsteinsäure (DMSA) (8), einer Substanz, die sich besonders im medullären Schilddrüsenkarzinom einlagert (Abbildung 4), hat in den letzten Jahren Eingang in die Diagnostik gefunden und eignet sich zur Lokalisation des Primärtumors sowie Erfassung von Tumorrezidi- ven, wobei ihre Aussagekraft mit steigender Kalzitonin-Konzentration im Serum ansteigt. Ein Einsatz dieser Untersuchung zur frühzeitigen Erfassung geringer Tumormassen ist nicht gerechtfertigt (17). Da das medulläre Schilddrüsenkarzinom frühzeitig hämatogen oder lymphogen metastasieren kann, sind präoperativ Computertomogramme von Hals und Mediastinum zur Erfassung der lokalen Tumorausdehnung, ferner eine Röntgen-Aufnahme des Thorax, ein Oberbauchsonogramm und ein Skelettszintigramm erforderlich, bevor die erforderliche operative Therapie geplant und durchgeführt werden kann (Abbildung 5). Laborbefunde Bei klinisch manifestem C-ZellKarzinom ist der basale KalzitoninSpiegel regelmäßig pathologisch erhöht (11). Als Tumormarker kann ferner CEA dienen, das jedoch nicht bei allen Patienten erhöht sein muß. Bei grenzwertiger Erhöhung der Kalzitonin Konzentration und im - Rahmen von Familienuntersuchungen haben Stimulationsteste ihre Berechtigung (9). Hierzu gehören der Dt. Ärztebl. 89, Heft 1/2, 6. Januar 1992 (45) A1-43 Kalzium-Test sowie der Pentagastrin-Test, wobei letzterer am weitesten verbreitet ist. Beim Pentagastrin-Test (Tabelle) werden 0,5 1.tg Pentagastrin pro Kilogramm Körpergewicht in 15 Sekunden intravenös injiziert; Blutentnahme vor Injektion sowie nach 2 und 5 Minuten. Beim Kalzium-Test werden 3 mg Kalzium pro Kilogramm Körpergewicht über 10 Minuten i.v. appliziert, — Blut wird vor sowie nach 10, 20 und 30 Minuten entnommen Beim Vorliegen eines C-Zell-Karzinoms kommt es zum Anstieg von Kalzitonin in beiden Tests in den eindeutig pathologischen Bereich. Ist der basale Kalzitonin-Spiegel nur mäßig erhöht, muß differentialdiagnostisch eine paraneoplastische Sekretion etwa durch einen Bronchialtumor oder eine Abbaustörung im Rahmen einer Niereninsuffizienz erwogen werden (11). Familienuntersuchungen Die Familienuntersuchung bietet die Möglichkeit, das C-Zell-Karzinom im noch okkulten Tumorstadium vor einer Metastasierung bei noch unauffälligem Tastbefund und unauffälligem sonographischen Befund der Schilddrüse zu erfassen (15, 24). Da etwa 20 Prozent der C-ZellKarzinome familiär gehäuft mit autosomal dominantem Erbgang vorkommen, ist bei jedem zufällig entdeckten medullären Schilddrüsenkarzinom eine Familienuntersuchung indiziert (4). Das bestimmende Gen scheint auf dem Chromosom 10 lokalisiert zu sein. Eine routinemäßige DNAAnalyse, die die Untersuchung von Familienangehörigen eines Patienten erleichtern würde, ist derzeit noch nicht möglich (15, 27). Nach Untersuchungen von Ponder und Mitarbeitern 1988 (10) reduziert ein normaler Kalzitonin-Stimulationstest bei den Eltern das Risiko eines Patienten, zur Gruppe des sich familiär manifestierenden C-ZellKarzinoms zu gehören, auf 1,7 Prozent. Weitere Aufschlüsse über die Erkrankung sind über das 1988 von F. Raue, Heidelberg, errichtete „Register für das medulläre Schilddrü- Abbildung 3: Schilddrüsenszintigraphie bei dem selben Patienten wie in Abbildung 2: Minderspeicherung (Pfeil) rechts-kaudal Tabelle: Pentagastrintest beim C-Zell-Karzinom 0,5 tg Pentagastrin pro Kilogramm Körpergewicht innerhalb 15 Sekunden i.v. injizieren Blutentnahme vor Injektion sowie nach 2 und 5 Minuten bei noch okkultem oder manifestem C-Zell-Karzinom Anstieg von Kalzitonin in den pathologischen Bereich senkarzinom in der Bundesrepublik Deutschland" (15) zu erwarten, dessen Aufgabe es ist, Daten zur Häufigkeit und Klinik des Tumors zu erfassen. Die Angehörigen eines Patienten müssen derzeit sowohl klinisch als auch sonographisch untersucht werden, ferner ist die Kalzitonin-Bestimmung vor und nach Pentagastrin-Stimulation erforderlich, um auch noch okkulte Tumoren mit basal im Normbereich liegendem Kalzitonin erfassen zu können (8, 24). Bei familiärem C-Zell-Karzinom sollte ferner nach einem möglicherweise begleitend vorliegenden Phäochromozytom durch biochemische Bestimmungen (Katecholamine, Metanephrine und Vanillinmandelsäure A1-44 (46) Dt. Ärztebl. 89, Heft 1/2, 6. Januar 1992 [VMS] im 24-Stunden-Urin) und bei pathologischem Ausfall dieser Untersuchung durch morphologische Untersuchungen (NebennierenCT, Metajodbenzylguanidin-Szintigramm) gefahndet werden Ein primärer Hyperparathyreoidismus kann durch die Bestimmung von Kalzium, Phosphat und Parathormon im Serum erfaßt werden. Erkrankt in einer Familie ein zweites Mitglied an C-Zell-Karzinom, ist eine regelmäßige Untersuchung aller Familienmitglieder ab dem fünften Lebensjahr in zunächst einhalb- bis einjährlichen Abständen gerechtfertigt und erforderlich. Mit zunehmendem Alter nimmt bei voruntersuchten Patienten die Wahrscheinlichkeit einer möglichen Krankheitsmanifestation ab (9, 11, 15). Die Penetranz des MEN-IIGens ist inkomplett. Kann der Tumor durch das Familienscreening im noch okkulten Stadium erfaßt werden, ist eine kurative chirurgische Therapie möglich (8). Therapie Bei der Behandlung des C-ZellKarzinoms steht die chirurgische Therapie an erster Stelle (12, 21). Durchgeführt wird die totale Thyreoidektomie, bei der sporadi- 16/ 7/90 schen Form zusätzlich die unilaterale sowie bei der familiären Form die bilaterale Lymphknotendissektion (14). Dieses Vorgehen gründet sich darauf, daß die sporadische Form unizentrisch auftritt und in der überwiegenden Zahl der Fälle auf einen Schilddrüsenlappen begrenzt ist. Dies ist auch ein mögliches wichtiges Unterscheidungsmerkmal der hereditären von der nicht hereditären Form, da bei der ersteren in der Regel beide Schilddrüsenlappen vom Tumor infiltriert sind. Der Nachweis möglicher Lymphknotenmetastasen hat entscheidende prognostische Relevanz (4, 18). Bei postoperativ erhöhten Serum-Kalzitonin-Werten muß nach lokalen oder Fernmetastasen gesucht werden, um diese nach Möglichkeit ebenfalls chirurgisch zu entfernen (24). Empfohlen wird eine Entfernung der prä- 2 14' 0 TCMT= 1.42M 6K RATE= T/FR= 2405 14 2 PEAK COUNTS 14. 305 Abbildung 4: Penta-DMSA-Szintigraphie bei medullärem Schilddrüsen-Karzinom: leichte Mehrspeicherung (Pfeil) in der Schilddrüsenregion rechts-kaudal; physiologische Mehranreicherung in Herz, Gefäßen, Leber und Nieren (derselbe Patient wie in Abb. 2 und 3) Abbildung 5: Operationspräparat. Rechter Schilddrüsenlappen, aufgeschnitten; Histologie: C-Zell-Karzinom (derselbe Patient wie in den Abbildungen 2, 3 und 4) tracheal, paratracheal und laryngeal gelegenen Halslymphknoten sowie jener im oberen Mediastinum. Nach Untersuchungen von Tisell und Mitarbeitern (23) kann durch ausgedehnte Re-Operationen bei regionären Lymphknotenmetastasen unter Umständen eine Dauerheilung mit Normalisierung von Kalzitonin erreicht werden. Präoperativ ist in diesen Fällen eine umfassende Lokalisationsdiagnostik mit Hilfe der SoA1 46 - PENTA-DMSA nographie, des Computertomogramms, der Szintigraphie sowie gegebenenfalls des selektiven Venenkatheters mit Blutentnahme zur Kalzitonin-Bestimmung erforderlich. Besteht der Verdacht auf verbliebenes Schilddrüsengewebe bei anhaltend erhöhten Serum-Kalzitoninwerten, besteht die Möglichkeit der Radiojodtherapie, deren therapeutische Wirksamkeit jedoch nicht bewiesen ist (19). Da die C-Zellen (48) Dt. Ärztebl. 89, Heft 1/2, 6. Januar 1992 selbst kein Radiojod speichern, wird durch diese Therapie versucht, eine Umgebungsbestrahlung der malignen C-Zellen durchzuführen (8). Die externe Strahlentherapie befallener Lymphknotenregionen wird in der letzten Zeit zunehmend zurückhaltend beurteilt (18), da das C-Zell-Karzinom wenig strahlensensibel ist, eine durchgeführte Strahlentherapie jedoch einen erneuten chirurgischen Eingriff zur Entfernung möglicher Lymphknotenmetastasen erschwert oder unmöglich macht (12). Eine externe Bestrahlung ist allenfalls bei älteren Patienten zu erwägen, bei denen eine erneute Operation mit mediastinaler Lymphknotenexploration nicht in Frage kommt. Die Indikation zur Chemotherapie ist nur bei Zeichen der Tumorprogression nach abgeschlossener chirurgischer Therapie und manifesten, durch bildgebende Verfahren lokalisierbaren Metastasen gegeben. Erhöhte Tumormarker ohne Metastasennachweis rechtfertigen eine Chemotherapie nicht, da trotz diffuser Fernmetastasierung ein jahrelanger Spontanverlauf möglich ist (12). Die verwendeten zytostatischen Medikamente entsprechen jenen, die in der Behandlung des differenzierten Schilddrüsenkarzinoms Anwendung finden. DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Da die C-Zellen der Schilddrüse kein TSH-abhängiges Wachstum zeigen, ist nach Thyreoidektomie lediglich eine Schilddrüsenhormonsubstitution, jedoch keine TSH-Suppression erforderlich (12). Prognose Die 5-Jahres-Überlebensrate des C-Zell-Karzinoms beträgt etwa 50 bis 80 Prozent (11, 18), abhängig von der Tumorausbreitung zum Zeitpunkt der Diagnosestellung (14). Prognostische Relevanz hat die sekretorische Leistung des Tumors (14). Eine spärliche Sekretion von Kalzitonin, insbesondere in Relation zum Tumormarker CEA, und eine Dissoziation von Serum-Kalzitonin und CEA im Krankheitsverlauf zu Gunsten des CEA verschlechtern die Prognose (25). Entscheidend ist eine Frühentdeckung des Tumors. Jeder neu aufgetretene Schilddrüsenknoten sollte durch klinische Untersuchungen, Sonographie und gegebenenfalls Punktion untersucht werden (3). Bei klinisch bestehendem Malignomverdacht ist auch bei unauffälliger Zytologie eine histologische Befundabklärung anzustreben. Inwieweit eine routinemäßige Bestimmung des Tumormarkers Kalzitonin in der Dignitätszuordnung echoarmer Schilddrüsenknoten gerechtfertigt ist, insbesondere unter Berücksichtigung der schwierigen zytologischen Diagnose des C-ZellKarzinoms, sollte durch weitere Untersuchungen geklärt werden. Bei diagnostiziertem C-Zell-Karzinom sind Familienuntersuchungen zur Früherfassung noch okkulter Tumoren erforderlich. Die Zahlen in Ktammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser. Anschrift für die Verfassen Dr. med. Heinz-Joachim Langer Oberarzt an der Medizinischen Universitätsklinik und Poliklinik Innere Medizin II Universität des Saarlandes W-6650 Homburg/Saar FÜR SIE REFERIERT Omeprazol zur Ulkus-Rezidivprophylaxe Die Rezidivprophylaxe spielt beim Ulcus-duodeni Leiden, das sich durch eine hohe Aggressivität auszeichnet, eine zunehmende Rolle. Während bislang eine H 2-BlockerDauermedikation, zum Beispiel mit 150 mg Ranitidin zur Nacht aktuell war, funktioniert, wie zu erwarten, auch der Einsatz von Protonpumpenhemmern. Die skandinavischen Autoren haben eine Vergleichsstudie vorgelegt mit 10 mg Omeprazol täglich versus 20 mg Omeprazol am Wochenende. Die Rezidivrate lag nach dreimonatiger Dauertherapie bei 16 Prozent unter der Wochenendtherapie und bei 21 Prozent unter 10 mg Omeprazol. In der Vergleichsgruppe, die Plazebo erhalten hatte, lag die Rezidivrate bei 50 Prozent. Die entsprechenden Zahlen nach sechsmonatiger Dauertherapie betrugen 23 Prozent, 27 Prozent und 67 Prozent. Nennenswerte Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet, insbesondere keine Hyperplasie der argyrophilen Zellen der Korpusschleimhaut und des Serum-Gastrinspiegels. Inwieweit die Patienten eine Therapie akzeptieren, die nur Freitag, Samstag und Sonntag praktiziert wird, muß noch an einem größeren Kollektiv evaluiert werden. W Lauritsen, K., B. N. Andersen, L. S. Laursen et al: Omeprazole 20 mg Three Days a Week and 10 mg Daily in Prevention of Duodenal Ulcer Relapse, Double-Blind Comparative Trial. Gastroenterology 100: 663-669, 1991 Department of Medical Gastroenterology, Odense University Hospital, DK-5000 Odense C, Denmark. Medizinische Beurteilung adoptierter Kinder internationaler Herkunft In vielen Berichten wird über internistische Erkrankungen von Kindern referiert, die von Eltern in den USA aus aller Welt adoptiert werden. Dennoch bestehen bis heute keine anerkannten Richtlinien zur medizinischen Beurteilung dieser Kinder. Die Autoren berichten über die Ergebnisse ihrer Untersuchungen bei 293 adoptierten Kindern aus 15 Ländern. 55 Prozent waren Mädchen, das mittlere Alter betrug 14 Monate. Berücksichtigt wurden Anamnese, klinische Untersuchung sowie Screening-Tests auf Hepatitis B, HIV1 , Tuberkulin-Reaktion, Darmparasiten, Syphilis, Zytomegalie-Virus, Nierenerkrankungen und Anämie. Bis auf vier wurden alle Kinder innerhalb eines Monats nach dem Eintreffen in den USA untersucht. 168 Kinder (57 Prozent) wiesen zumindest einen wichtigen klinischen Befund auf. Dabei wurden 81 Prozent der Diagnosen eher durch die Screening-Tests gefunden als durch Anamnese und klinische Untersuchung. An der Spitze standen infektiöse Erkrankungen (73 Pro- zent). Der HBs-Test war bei fünf Prozent der Kinder positiv; hier handelte es sich vornehmlich um Kinder, die aus Asien kamen oder in ihrem Herkunftsland eine Bluttransfusion erhalten hatten. Der TuberkulinTest (Mantoux-Hauttest) war in zehn Fällen positiv (3 Prozent), vier dieser Kinder hatten eine aktive pulmonale Tuberkulose. Hier waren es meist schon ältere oder untergewichtige Kinder. Bei 14 Prozent der Kinder wurden Darmparasiten gefunden. Die Autoren kommen zu der Schlußfolgerung, daß gezieltes Screening bei der medizinischen Beurteilung adoptierter Kinder internationaler Herkunft Routine werden sollte, ungeachtet des Alters, des Geschlechts oder des Herkunftslandes. lng Hostetter, M. K. et al.: Medical evaluation of internationally adopted children. N. Engl. Journ. Med. 325 (1991) 479-485. Dr. Margaret K. Hostetter, UMHC Box 296, University of Minnesota, 420 Delaware St. S. E., Minneapolis, MN 55455, USA. Dt. Ärztebl. 89, Heft 1/2, 6. Januar 1992 (49) A1-47