wissenschaft & forschung | Original Angesichts der großen Bedeutung arteriosklerotischer Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch für die Gesundheit von Frauen kommt primärpräventiven Maßnahmen eine Schlüsselfunktion zu. Diese können in die Lebensstilberatung von Herzkranken wie Gesunden eingebettet sein. Die CORA-Studie liefert nützliche Informationen zum Herz-Kreislauf-Risiko der Frau, dem Stellenwert von Risikofaktoren und den unterschätzten Effekten der Ernährung, welche über die unmittelbare Wirkung auf die Risikofaktoren hinausgeht. Prävention koronarer Herzkrankheit bei Frauen: Alles nur eine Frage von Vererbung und Stress? Ergebnisse der CORA-Studie Einleitung Seit 1994 versterben in Deutschland mehr Frauen als Männer an koronarer Herzkrankheit. Prämenopausale Frauen sind zwar immer noch vergleichsweise selten von kardiovaskulären Ereignissen betroffen, die Geschlechterdifferenz verringert sich aber mit zunehmendem Lebensalter. Mehr als die Hälfte der Herzinfarkte betrifft Frauen vor Erreichen der mittleren Lebenserwartung; prähospitale, Hospital- und Langzeitmortalität sind für Frauen sogar höher als für Männer. Dennoch scheinen viele Frauen den Herzinfarkt nicht als persönliches Gesundheitsrisiko einzuschätzen. Nur etwa jede zehnte Frau unterzieht sich einem Herz-Kreislauf-Check, während immerhin etwa jede zweite die Krebsvorsorge durch den Gynäkologen nutzt. Das Nichtbeachten oder die Fehleinschätzung von Risiken für koronare Herzkrankheit steht effektiver Prävention entgegen und kann die Prognose erheblich verschlechtern. Im Rahmen der CORA-Studie (Coronary Risk for Atherosclerosis in Women Study, Beginn 1997) wurden Frauen mit koronarer Herzkrankheit parallel zur Analyse des Einflusses von klassischen Risikofakto- 652 Ernährungs Umschau | 11/07 ren, des soziodemografischen Status und Lebensstils um eine Selbsteinschätzung zu den Ursachen ihrer Erkrankung und den typischerweise genutzten Informationsquellen zu Ernährungs- und Gesundheitsfragen gebeten. Studiendesign und Methodik Über drei Jahre wurden konsekutiv unselektiert 200 prä- und postmenopausale Patientinnen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf im Alter von 30–80 Jahren mit der Erstmanifestation einer koronaren Herzkrankheit (KHK), die mittels Koronarangiographie verifiziert wurde, rekrutiert (ICD-10: 121, 122, 124, 125). Ausschlusskriterien umfassten bekannte KHK, schwere chronische Erkrankungen, Krebs oder vorausgegangene Lebensstilunterweisung. Für jede Patientin mit inzidenter KHK wurden randomisiert zwei gleichaltrige Kontrollen aus demselben Stadtteil zur Teilnahme aufgefordert. Nach Berücksichtigung der Ausschlusskriterien waren 255 geeignete Kontrollen zur Teilnahme bereit. Erhebungen zu Soziodemografie, Lebensstil und Anamnese basierten auf evaluierten Fragebögen [1–4]. Die Ernährung wurde mittels Food-FrequencyBefragung und Portionsgrößenschätzung Dr. oec. troph. BirgitChristiane Zyriax Prof. Dr. Heiner Boeing, Prof. Dr. Chr. Bamberger und Prof. Dr. Eberhard Windler Korrespondenzadresse: Dr. oec. troph. BirgitChristiane Zyriax Endokrinologie und Stoffwechsel des Alterns Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52 20246 Hamburg [email protected] von 146 Nahrungsmitteln erfasst. Die Blutabnahme für Routinelaborparameter erfolgte nüchtern, wegen möglicher Effekte des Akutereignisses bei Herzinfarktpatientinnen unmittelbar nach Einlieferung. Als Hypertonus wurde ein Blutdruck von systolisch ⱖ140 mmHg und diastolisch ⱖ90 mmHg oder eine entsprechende Medikation definiert [5–6]. Werte ⱖ3,8 im Homeostase Model Assessment of Insulin Resistance (HOMA) wurden als Insulinresistenz bewertet [7]. Die Definition des metabolischen Syndroms erfolgte nach den Kriterien der International Diabetes Federation (IDF) [8]: Taillenumfang bei Frauen ⱖ80 cm plus zwei weitere Risikofaktoren: erhöhte Blutdruckwerte (systolisch ⱖ130 mmHg, diastolisch ⱖ85 mmHg) oder behandelter Hypertonus, HDLCholesterin <50 mg/dl (1,3 mmol/l), Triglyzeride >150 mg/dl (1,7 mmol/l) oder entsprechende Medikation sowie erhöhten Nüchternblutzucker ⱖ100 mg/dl (6,1 mmol/l) oder Diabetes. Für die statistischen Berechnungen wurde die SAS-Software, Version 8.0, verwendet. Auswertungen zur Ernährung liegt der Bundeslebensmittelschlüssel (BLS) Version 2.3 zugrunde. Mittelwerte wurden mittels Wilcoxon Rank Summen Test geprüft, Häufigkeiten mittels Pearson’s Chi-Quadrat Test. Unterschiede mit einem p <0,05 galten als signifikant, bei p <0,0001 als hoch signifikant. Relative Risiken (Odds Ratio) wurden mittels bedingter logistischer Regression ermittelt. Ergebnisse und Diskussion Selbsteinschätzung der Krankheitsursache – alles nur stressbedingt? Die Teilnehmerinnen der CORA-Studie waren im Durchschnitt 64 Jahre alt, 88 % befanden sich in der Postmenopause. 57 % der Patientinnen waren von einem Herzinfarkt betroffen, die übrigen wurden wegen Angina pectoris aufgenommen. Als offene Fragestellung mit der Möglichkeit der Mehrfachnennung wurden die Frauen mit KHK (Fälle) um eine Selbsteinschätzung ihrer Krank- Häufigkeit der Antworten (%) 100 75 50 25 0 Stress Genetik Cholesterin Sport Diabetes Rauchen Hypertonus Ernährung Übergewicht Abb. 1: Selbsteinschätzung der Ursachen für die eigene koronare Herzkrankheit durch die Patientinnen. Mehrfachnennungen waren möglich heitsursache gebeten. Ein Drittel der Patientinnen nannte einen oder mehrere Gründe für die Erkrankung (쏆 Abbildung 1). Zwei Drittel der befragten Frauen konnten jedoch keine Gründe für Ihre Erkrankung angeben, was zeigt, wie wenig bestehende Risikofaktoren mit der Gefährdung für kardiovaskuläre Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. 96 % der Frauen, die einen Grund für die koronare Herzkrankheit anführten, nannten Stress an erster Stelle. Die Evaluation von Stress stellt ein grundsätzliches methodisches Problem dar, da die Stressempfindung subjektiven Kriterien unterliegt. Befragungen zum Stress als Risikofaktor oder Bestimmung von Cortisol waren im Rahmen der CORA-Studie für Studienteilnehmer mit akutem Infarkt nicht möglich oder zumutbar. Verschiedene Mechanismen werden im Zusammenhang mit Stress und koronarer Herzkrankheit diskutiert. Zweifelsohne kann akuter Stress, beispielsweise verursacht durch ein Erdbeben, ein kardiales Ereignis auslösen, während die Evidenz für den chronischen Einfluss von Stress als Ursache der arteriosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen weniger gut belegt ist [9]. Psychische Belastungen können sicherlich Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Rauchverhalten und körperliche Aktivität beeinflussen. Aber auch die Bedeutung von akutem und chronischem Stress für Bluthochdruck und Insulinresistenz scheint unterschätzt [9, 10]. Disstress durch familiäre Probleme, unentgeltliche Pflege- und Haushaltstätigkeiten und tägliche berufliche Unzufriedenheit scheint als Risikofaktor für KHK bei Frauen eine größere Rolle als bei Männern zu spielen und korreliert mit dem soziodemografischen Status [11]. Im Vergleich zur Kontrollgruppe verfügten Frauen mit KHK über eine schlechtere schulische und berufliche Qualifikation (쏆 Tabelle 1). Das entspricht anderen Untersuchungen wie dem Glasgower MONICA Herzinfarkt-Register und erklärt sich vermutlich im Wesentlichen mit einer Beeinflussung des kardiovaskulären Risikoprofils durch das schichtspezifische Gesundheitsverhalten [12,13, 14, 15]. Diese Unterschiede spiegeln Glossar: Disstress = die Stressforschung unterscheidet zwischen Eustress (Belastungen mit positiven Auswirkungen auf den Organismus, z. B. normale körperliche Aktivität) und Disstress (Belastungen, die sich negativ auswirken) ICD 10 International statistical Classification of Diseases and related Health Problems (derzeit Version 10, Vers. 11 in Vorbereitung) bzw. ihre deutsche Fassung nach SGB V dient der international einheitlichen Klassifikation von Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme. Die hier berücksichtigten Krankheitsbilder, wenn sie bei Rekrutierung erstmals manifest wurden, sind 121 = akuter Myokardinfarkt, 122 = rezidivierender Myokardinfarkt, 124 = akute ischämische Herzkrankheit, 125 = chronische ischämische Herzkrankheit. Ernährungs Umschau | 11/07 653 쑺 wissenschaft & forschung | Original sich auch im doppelt so hohen Anteil der Berufstätigen mit durchschnittlich höherer Position unter den Kontrollen gegenüber Frauen mit KHK wider (쏆 Tabelle 1). Sowohl ein günstigeres Risikoprofil als auch soziologische Gründe wie stärkere Selbstbestimmung im Beruf werden als Gründe für den protektiven Effekt einer Berufstätigkeit herangezogen [16]. Die schichtabhängigen Gesundheitsrisiken machen einen besseren Zugang zu benachteiligten Gruppen im Beratungsalltag notwendig. Klassische Risikofaktoren: trotz Langzeitbehandlung Gefährdung nicht erkannt Mit Ausnahme einer positiven Familienanamnese gaben die Patientinnen die ihnen bekannten Risikofaktoren selten als Ursache für die KHK an (쏆 Abbildung 1). Das ist angesichts der hohen Prävalenz und der oft langzeitigen Behandlung bemerkenswert. Ein Grund für die Unterschätzung der Bedeutung klassischer Risikofaktoren für die KHK liegt möglicherweise in den hohen Erwartungen der Patientinnen an die Wirkung der medikamentösen Therapie. Interventi- onsstudien zeigen jedoch, dass sich selbst bei optimaler Behandlung aller Begleiterkrankungen mit Medikamenten das kardiovaskuläre Risiko nur etwa um die Hälfte reduzieren lässt. Jeder zweite Betroffene erleidet also trotz einer Kombination von Medikamenten einen Herzinfarkt oder Schlaganfall [18, 19]. Die Chancen, aber auch die Grenzen der medikamentösen Therapie müssen Patienten im Beratungsgespräch deutlich gemacht werden. Alle Frauen mit KHK hatten mindestens einen der klassischen Risikofaktoren. 88 % der Fälle und 57 % der Kontrollen hatten einen Hypertonus, 58% gegenüber 21 % einen Diabetes mellitus Typ 2 oder eine Insulinresistenz und 51 % gegenüber 19% ein HDL-Cholesterin unter 50 mg/dl (1,3 mmol/l) (jeweils p <0,001). Auch nach Adjustierung für eine lipidsenkende Therapie ergab sich allerdings kein signifikanter Unterschied für das LDL-Cholesterin. Spiegel >130 mg/dl fanden sich bei 54 % der Fälle und 59 % der Kontrollen. Diese vielleicht zunächst erstaunliche Beobachtung wird durch Untersuchungen gestützt, die zeigen, dass sich die LDL-Spiegel Herzgesunder Schulbildung KHK Kontrollen Signifikanz Fachabitur/Abitur, Hochschulreife Mittlere Reife Hauptschule Kein Abschluss 8% 21 % 67 % 5% 15 % 29 % 55 % 1% p = 0,0007 Beruflicher Abschluss KHK Fachhochschul-/Hochschulstudium Lehre Keinen Abschluss 13 % 50 % 37 % 31 % 49 % 20 % Berufliche Position KHK Kontrollen Selbstständig Beamte, Angestellte leitende Position Angestellte mit schwieriger Tätigkeit übrige Angestellte Arbeiter 9% 8% 27 % 36 % 20 % 12 % 13 % 39 % 28 % 8% Berufstätigkeit KHK Kontrollen Erwerbstätig Nicht erwerbstätig 17 % 83 % 32 % 68 % Kontrollen p <0,001 p = 0,0023 Rauchen, Ernährung und Sport – der prädiktive Wert des Lebensstils wird ignoriert p = 0,0003 Tab. 1: Soziodemografische Daten für das Kollektiv der CORA-Studie 654 Ernährungs Umschau | 11/07 und KHK-Kranker mit fortschreitendem Alter einander angleichen. Hingegen unterscheiden sich zum Zeitpunkt der Manifestation der Erkrankung zunehmend die Spiegel des gefäßschützenden HDL-Cholesterins [17]. In 91% der Fälle hatten die Patientinnen sogar 2, 3 oder 4 Risikofaktoren gleichzeitig. 91 % der Hypertonikerinnen waren zusätzlich von Fettstoffwechselstörungen betroffen und 83 % der Diabetikerinnen zugleich von erhöhten Blutfett- und Blutdruckwerten. Die hohe Prävalenz einer Kombination von mehreren klassischen Risikofaktoren spricht für das Metabolische Syndrom, das tatsächlich 70 % der KHK-Patientinnen, aber immerhin auch 42 % der Kontrollen charakterisierte (p <0,0001) (쏆 Abbildung 2). Dennoch mag es erstaunen, dass mit jeweils 49 % gleich viele Fälle und Kontrollen übergewichtig waren (BMI ≥25 kg/m2). Die Fälle waren allerdings häufiger als die Kontrollen durch eine zentrale Adipositas charakterisiert (Taillenumfang von ≥88 cm zu 55 % versus 33 %; Taille-Hüft-Quotienten von ≥0,85 zu 65 % versus 26 %, jeweils p <0,0001) (쏆 Abbildung 2). Ganz offensichtlich ist die Fettverteilung aufgrund der Korrelation mit stoffwechselaktivem viszeralen Fett und damit weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren ein besserer Prädiktor für KHK als Gewicht oder BMI. Gerade normalgewichtige Frauen mit erhöhtem Taille-Hüft-Quotienten gelten als besonders gefährdet, insbesondere auch, weil sie aufgrund des fehlenden Übergewichts der Aufmerksamkeit entgehen. Die Messung des Hüft- und Taillenumfangs als globaler Risikomarker lässt sich in der Praxis einfach durchführen und ist parallel zur Bestimmung des BMI empfehlenswert. In Übereinstimmung mit der hohen Prävalenz klassischer Risikofaktoren war für die KHK-erkrankten Frauen Probanden (%) 80 Kontrollen KHK 60 40 20 0 BMI ⱖ25 WHR ⱖ0.85 Met. Syndr. Abb. 2: Prävalenz von Übergewicht (BMI ≥25 kg/m2), zentraler Adipositas (waist-to-hip-ratio ≥0,85) und metabolischem Syndrom bei Fällen und Kontrollen häufiger ein ungünstiger Lebensstil charakteristisch (쏆 Abbildung 3). Aufgrund der Rekrutierung einer Großstadtpopulation war die Prävalenz des Rauchens hoch: 41 % der Fälle und 29 % der Kontrollen waren Raucher (p = 0,01). Die Fälle konsumierten zudem im Mittel mehr Zigaretten pro Tag (18 Zigaretten versus 14 Zigaretten, p = 0,004). Die Bedeutung des Lebensstils wird allerdings unterschätzt (vgl. 쏆 Abbildung 1). Im Rahmen der offenen Fragestellung zur Selbsteinschätzung ihrer Krankheitsursache nannten nur etwa die Hälfte der Raucherinnen mit KHK Zigarettenrauchen als mögliche Ursache für ihre Erkrankung. Lediglich zwei Patientinnen bewerteten mangelnde Bewegung als Gesundheitsrisiko, obwohl 71 % der Fall-Patientinnen angaben, keinerlei Sport zu betreiben. Der Anteil lag auch in der Kontrollgruppe bei 63 %, wobei die Unterschiede in den jüngeren Altersgruppen ausgeprägter waren (쏆 Abbildung 4a). Die mangelnde körperliche Aktivität spiegelt sich auch in einem signifikant höheren Fernsehkonsum der Fall-Patientinnen unter 60 Jahren wider (쏆 Abbildung 4b). Mit zunehmendem Lebensalter wird in beiden Gruppen mehr Zeit vor dem Fernseher verbracht, während der Anteil körperlich Aktiver deutlich zurück- Probanden (%) 60 Dyslipidämie Diabetes/Insulinresistenz Hypertonus, Rauchen KHK Kontrolle 40 20 0 kein einer zwei drei vier Abb. 3: Anzahl klassischer Risikofaktoren bei Fällen und Kontrollen geht, was den Daten des Bundesgesundheitssurveys entspricht [20]. Die Angaben zur körperlichen Aktivität im Alltag unterschieden sich zwischen Erkrankten und Kontrollen in der CORA-Studie allerdings nicht, was auf der ungenügend sensitiven Erfassungsmethodik durch einfaches Abfragen beruhen dürfte. Bekanntermaßen treiben Frauen in Deutschland weniger Sport als Männer. Im Beratungsgespräch gerade mit Frauen sollte deshalb thematisiert werden, dass körperlich inaktive Menschen bereits von einer gewissen Bewegung profitieren, auch wenn die meisten Untersuchungen eine Graduierung der Effekte zeigen [21]. Spazieren gehen und Walken dürfte von der breiten Bevölkerung – anders als Sport – eher akzeptiert werden. Ein Grund, warum viele Patientinnen den Stellenwert des Lebensstils als Ursache ihrer Erkrankung deutlich unterbewerten, mag darin liegen, dass das Bewusstsein für die Eigenverantwortung dieser Krankheitsrisiken vor dem Hintergrund der überwiegend medikamentös ausgerichteten Behandlungsansätze wenig ausgeprägt ist. Neben dem Stress wurden vergleichsweise häufig auch genetische Einflüsse („Veranlagung“) als Auslöser der KHK genannt (vgl. 쏆 Abbildung 1). Dabei war die familiäre Belastung, gemessen am Prozentsatz derjenigen, die mindestens einen Familienangehörigen ersten Grades mit KHK hatten, mit 33 % der Patientengruppe und 31 % der Kontrollen ähnlich hoch. Die Einschätzung nach der CORA-Studie wird durch andere Umfrageergebnisse gestützt, die zeigen, dass die meisten Menschen ihre eigene Gesundheit eher von persönlich nicht beeinflussbaren Risiken (Umwelt, Autounfälle) bedroht sehen, weniger durch eigenes Fehlverhalten in der Ernährung. Wenn Ernährungsfaktoren genannt werden, dann handelt es sich in der Regel um den Einfluss von Lebensmittelvergiftungen, Chemikalien oder Pestiziden [25]. Hierzu tragen vermutlich auch entsprechende Berichte in der Laienpresse bei. Ernährungs Umschau | 11/07 655 쑺 wissenschaft & forschung | Original In einer offenen Fragestellung mit Mehrfachnennungen wurden die Frauen mit KHK um eine Selbsteinschätzung der Nutzung von Informationsquellen zu Ernährungs- und Gesundheitsthemen gebeten. 44 % der Patientinnen informierten sich bezüglich gesundheits- und ernährungsrelevanten Fragestellungen eher zufällig. Von den Patientinnen, die sich gezielt informierten, nutzten 94 % in erster Linie die Medien, kon- (Stunden pro Woche) 3 KHK 2,5 kret Berichterstattungen für Laien in Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk und Fernsehen als Informationsquellen (쏆 Abbildung 5). Immerhin 41 % suchten Rat bei einer professionellen Fachkraft. Seltener wurden Angehörige, Freunde oder Angebote von Firmen genannt. Einseitige und oberflächliche Berichterstattung könnten deshalb zur Verunsicherung und Fehlinformation der Bevölkerung beitragen. Das spiegelt sich z. B. in Gesprächen mit Patientinnen der CORA-Studie wider, die häufig der Ansicht waren, dass ihr regelmäßiger Rotweinkonsum sie doch vor einem Herzinfarkt hätte schützen müssen. Kontrolle 2 Ernährung – ungünstiges Essmuster charakterisiert Frauen mit KHK 1,5 1 0,5 0 –49 –59 –69 –80 Altersgruppen (Jahre) a (Stunden pro Tag) 4 KHK Kontrolle 3 2 1 0 –49 –59 –69 –80 Altersgruppen (Jahre) b (kcal pro Tag) KHK 2400 Kontrolle 2200 2000 1800 1600 –49 c –59 –69 –80 Altersgruppen (Jahre) Abb. 4: Umfang der körperlichen Aktivität (4a), des Fernsehkonsums (4b) und der Energieaufnahme (4c) bei Fällen und Kontrollen in den verschiedenen Altersgruppen 656 Ernährungs Umschau | 11/07 Lediglich sieben der betroffenen Frauen machten eine falsche Ernährung für ihre Erkrankung verantwortlich, dabei fanden sich deutliche Unterschiede in den Ernährungsgewohnheiten von Fällen und Kontrollen. Die Frauen mit KHK hatten eine höhere Energiezufuhr insbesondere in den jüngeren Altersgruppen aufgrund höherer Aufnahme aller drei Makronährstoffe Protein, Fett und Kohlenhydrate, nicht aber Alkohol (vgl. 쏆 Abbildung 4c, 쏆 Tabelle 2). Die durchschnittliche Zufuhr an Mono- und Disacchariden war in beiden Gruppen gleich. Allerdings nahmen die KKHFälle mehr Energie in Form von Protein und Fett auf, die Kontrollen dagegen mehr Kohlenhydrate und Alkohol. Die Erhebung mittels FoodFrequency-Befragung ist allerdings nicht geeignet, absolute Mengen zu erfassen. Dies setzt die exakte Quantifizierung aller verzehrten Lebensmittel voraus und ist deshalb allenfalls in prospektiven Studien möglich. Vielmehr können mittels Food-Frequency-Befragung Unterschiede ermittelt werden, die Ernährungsgewohnheiten abbilden. Zur Bewertung von Ernährungsgewohnheiten wurden nicht nur die Zufuhr einzelner Nahrungsinhaltsstoffe analysiert, sondern auch Verzehrsmuster herangezogen, was für die praktische Umsetzung von Ernährungsempfehlungen hilfreicher ist. Beispielsweise ging die durchschnittlich höhere Aufnahme an Fleisch in der Fallgruppe (sowohl rotem Fleisch als auch Geflügelfleisch und Wurstwaren) mit einem vermehrten Konsum von Streichfetten, Saucen und Desserts einher. Auf Nährstoffebene spiegelte sich dies in einer höheren Zufuhr an tierischem Protein und Fett und daher insbesondere gesättigten Fettsäuren, Cholesterin und Eisen wider (쏆 Tabelle 2, S. 658) [22]. In der CORA-Studie war der Fischkonsum so gering, dass er sich in Fällen und Kontrollen nicht unterschied. Die Frauen der Kontrollgruppe verzehrten mehr Obst, Gemüse, Rohkost und Salat (쏆 Tabelle 2). Dementsprechend war die Energiezufuhr niedriger, während die Aufnahme an Kohlenhydraten sowie typischer Inhaltstoffe wie Vitamin C signifikant höher lag. Ein obst- und gemüsereiches Verzehrsmuster kann das kardiovaskuläre Risiko auf vielfältige Weise beeinflussen. Die Daten zeigen z. B., dass bei einem obst- und gemüsereichen Verzehrsmuster mehr Olivenöl verwandt wurde und die Vielfalt des Obst- und Gemüsekonsums größer war, so dass anzunehmen ist, dass eine größere Bandbreite sekundärer Pflanzenstoffe aufgenommen wurde. Das Verzehrsmuster kann den Blutdruck und das LDL-Cholesterin senken und die Insulinsensitivität verbessern, während durch tierische Nahrungsmittel geprägte Essgewohnheiten diese Risikofaktoren ungünstig beeinflussen [22, 23]. In der CORA-Studie tranken die Frauen der Kontrollgruppe mehr Alkohol als die der Fallgruppe (쏆 Tabelle 2). Das gilt für viele ver- Zeitung, Hörfunk, Zeitschrift, TV Arzt oder Diätberatung Angehörige oder Freunde Sonstige Angaben 0 25 50 75 100 Patienten (%) Abb. 5: Selbstangaben der Patientinnen zur Nutzung verschiedener Informationsquellen für Fragen zu Ernährung und Gesundheit. Mehrfachnennungen waren möglich schiedene Getränke wie Wein, Bier, aber auch Sekt. Insgesamt war die Aufnahme an alkoholischen Getränken allerdings vergleichsweise gering. Diese Daten sind in Übereinstimmung mit dem bekannten protektiven Effekt eines moderaten Alkoholkonsums, der offenbar unabhängig von der Art des Getränkes ist. Eine der möglichen Wirkungen ist die Erhöhung des HDL-Cholesterinspiegels. Allerdings müssen auch begleitende Verzehrsmuster sowie andere Lebensstilgewohnheiten berücksichtigt werden, die Weintrinker charakterisieren. Hierzu zählen ein generell gesünderer Lebensstil bei höherem sozialen Status [24], was auch die Daten der CORA-Studie widerspiegeln. Ernährung und KHK – mehr als nur Beeinflussung von Risikofaktoren Eine der größten Herausforderungen im Beratungsalltag ist es sicherlich, die Chancen der Lebensstiländerung hinsichtlich des KHK-Risikos im Patientengespräch gezielt herauszuarbeiten und damit die Möglichkeit der persönlichen Einflussnahme in den Vordergrund zu schieben. Das kann zur bekannten Grundsatzdiskussion mit Patienten führen, die Beispiele aus ihrem Freundeskreis aufführen und betonen, dass diese gesund sind, obwohl sie ebenfalls Rauchen, an Bluthochdruck leiden oder Übergewicht haben. Im Rahmen der CORAStudie wurde deshalb geprüft, ob die Ernährung über die Beeinflussung von Risikofaktoren hinaus einen unabhängigen Effekt haben kann. Die Frauen der Kontrollgruppe waren zwar vergleichsweise seltener von Risikofaktoren betroffen, dennoch war die Prävalenz aufgrund des Alters auch bei den Kontrollen hoch. Subgruppenanalysen der CORA-Studie zeigen jedoch, dass bei Vorliegen desselben Risikofaktors Fallpatienten und Kontrollen durch unterschiedliche Ernährungsmuster charakterisiert sind: Bei den Rauchern, Diabetikern, Hypertonikern, Frauen mit niedrigem HDL-Cholesterin oder familiärer Belastung in der Fallgruppe war die Aufnahme an Energie und Fett, reflektiert durch ihren Konsum an Fleisch und Wurstwaren, signifikant höher als in der Kontrolle mit demselben Risikofaktor. Patientinnen aus der Kontrollgruppe mit einem Risikofaktor hatten dagegen eine höhere Aufnahme an Obst und Gemüse. Das hebt den herausragenden Stellenwert der Ernährung als unverzichtbare Maßnahme begleitend zur medikamentösen Therapie gerade für Risikopatienten hervor. Offenbar wirkt die Ernährung also nicht nur über die Beeinflussung klassischer Risikofaktoren auf das koro- nare Risiko, sondern auch unabhängig davon. Die Wirkung ist deshalb nicht allein am Cholesterin oder Blutdruck abzulesen und darf aus diesem Grund nicht mit dem Effekt von Medikamenten auf das Risikoprofil verglichen werden. In einem multivariaten Modell bestätigte sich diese Einschätzung. Ein Großteil der Effekte der Ernährung blieb auch nach Adjustierung für die klassischen Risikofaktoren erhalten (쏆 Abbildung 6, S. 659). Insbesondere der protektive Effekt von Obst und Gemüse scheint nahezu vollständig unabhängig von bekannten Risikofaktoren das koronare Risiko direkt zu beeinflussen: Pro 100 g Obst und Gemüse lässt sich eine Risikoabsenkung um etwa 30 % beobachten. Umgekehrt war der Konsum von 100 g Fleisch- und Wurstwaren mit einer Risikoerhöhung um etwa 150 % verbunden [26]. Der schützende Effekt von Alkohol war im multivariaten Modell nur marginal, vermutlich weil der protektive Einfluss überwiegend auf der Erhöhung des HDL-Cholesterins basiert. Die ggf. wichtigeren Einflüsse der Ernährung wirken nicht über die bekannten Risikofaktoren. Sie könnten beispielsweise in direkten Effekten auf die Gefäßwände, die zentrale Adipositas, die Gerinnung, den Herzrhythmus oder die Insulinresistenz bestehen. In jedem Fall sollten Patienten darauf hingewiesen werden, dass die Wirkung der Ernährung über die Beeinflussung von Risikofaktoren durch Medikamente hinausgeht. Durch gesunde Ernährung kann mehr und Zusätzliches erreicht werden, sodass eine Pharmakotherapie in jedem Fall durch eine geeignete Ernährung ergänzt werden muss. Danksagung Wir danken Frau E. Kohlsdorf und Herrn W. Bernigau vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung für ihre Hilfe bei der Datenverwaltung und den biomathematischen Berechnungen. Finanziell unterstützt wurde die Durchführung der CORA durch den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Ernährungs Umschau | 11/07 657 쑺 wissenschaft & forschung | Original Nährstoffe KHK Energie (kcal) 1 803 ± 341 Kontrollen 1 678 ± 366 Signifikanz p <0,0001 Protein (g) 69 ± 14 61 ± 15 p <0,0001 Tierisches Protein (g) 45 ± 12 38 ± 13 p <0,0001 Pflanzliches Protein (g) 24 ± 5 23 ± 5 p = 0,0295 Gesamtfett (g) 75 ± 19 66 ± 18 p <0,0001 Tierisches Fett (g) 55 ± 20 48 ±18 p <0,001 Pflanzliches Fett (g) 20 ±10 18 ± 9 n. s. 275 ± 101 233 ± 78 p <0,0001 Gesättigte Fettsäuen (g) 33 ± 11 29 ± 9 p <0,0001 Einfach ungesättigte Fettsäuren (g) 25 ± 7 22 ± 6 p < 0,0001 Cholesterin (mg) 13 ± 4 11 ± 4 p <0,0001 200 ± 42 192 ± 47 p = 0,0096 Mono- und Disaccharide (g) 86 ± 30 83 ± 32 n. s. Ballaststoffe 22 ± 5 22 ± 5 n. s. Alkohol (g) 4,0 ± 6,1 7,1 ± 8,9 p <0,0001 Eisen (mg) 11,9 ± 2,1 11,2 ± 2,4 p <0,0001 Vitamin C (mg) 96 ± 42 101 ± 40 p = 0,0421 Folsäure 0,2 ± 0,04 0,2 ± 0,04 n. s. Fleisch 70 ± 33 49 ± 30 p <0,0001 Rotes Fleisch 47 ± 27 32 ± 24 p <0,0001 Geflügel 22 ± 15 17 ± 14 p <0,0001 Wurstwaren 69 ± 14 61 ± 15 p <0,0001 Fisch 26 ± 21 25 ± 22 n. s. 200 ± 147 188 ± 136 n. s. 32 ± 14 30 ± 19 n. s. 105 ± 69 137 ± 87 p <0,0001 Gemüse 96 ± 37 113 ± 47 p <0,0001 Rohkost, Salat 36 ± 27 47 ± 29 p <0,0001 Olivenöl 1,4 ± 3,2 2,1 ± 2,6 p <0,0001 Alkoholische Getränke 56 ± 108 90 ± 127 p <0,0001 Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (g) Gesamtkohlenhydrate (g) Milch, Milchprodukte Käse Obst, Früchte Tab. 2 Mittlere Aufnahme an Nährstoffen und Nahrungsmitteln pro Tag (Mittelwert (± 1 Standardabweichung) Literatur 왎 1. Boeing H, Wahrendorf J, Becker N (1999) EPIC-Germany – A Source for Studies into Diet and Risk of Chronic Diseases. Ann Nutr Metab 43: 195– 204 2. 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(1999) Potential explanations for the educational gradient in coronary heart disease : a population-based case-control study of Swedish women. Am J Public Health 89: 315–321 15. Kilander L et al. (2001) Education, lifestyle factors and mortality from cardiovascular disease and cancer. A 25-year follow-up of Swedish 50year-old men. In J Epidemiol. 30: 1119–1126 16. Wamala SP, Lynch J, Kaplan GA (2001) Women’s exposure to early life socioeconomic disadvantage and coronary heart disease risk: the Stockholm Female Coronary Risk Study. Int J Epidemiol 30: 275–84 17. Corti MC et al. (1995) HDL cholesterol predicts coronary heart disease in older persons. JAMA. 274: 539– 44 18. UK Prospective Diabetes Study (UKPDS) Group (1998) Intensive blood-glucose control with sulphonylureas or insulin compared with conventional treatment and risk of complications in patient with type 2 diabetes (UKPDS 33). Lancet 352: 837–853 19. Gaede P et al. 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Im Beratungsgespräch sollte daher versucht werden, die belegten Chancen eines gesunden Lebensstils, insbesondere der Ernährung, auch zusätzlich zur medikamentösen Behandlung vor dem Hintergrund von Stress und Vererbung vor Augen zu führen und sie zur Motivation zu nutzen. Schlüsselwörter: Koronare Herzkrankheit, Risikofaktoren, Prävention, Stress, Eustress Summary Prevention of coronary heart disease in women: a question of genetic predisposition and stress? Results of the CORA study Birgit-Christiane Zyriax, Heiner Boeing, Chr. Bamberger and Eberhard Windler Results of the CORA study have shown that women with a recently diagnosed coronary heart disease frequently had risk factors which had been treated for many years. The women had not recognized these risk factors as dangerous to their health, however, nor were they aware of the influence of their daily diet and of the lack of physical activity. They felt primarily endangered by vocational and familial stress and by a genetic predisposition as the cause of their cardiovascular disease. Data obtained in the study, however, have shown a great negative or protective influence of nutrition on the cardiovascular risk which does more than modulate the risk factors even in the presence of a familial predisposition. Dietary counselling should emphasize the influence of a healthy lifestyle including nutrition besides medication and due consideration of a genetic disposition and stress. Keywords: Coronary heart disease, risk factors, prevention, ‘good’ stress, stress, nutritional risk factors. Ernährungs Umschau 54 (2007) S. 652–659 Ernährungs Umschau | 11/07 659 쎱