Erfahrungsbericht Auslandssemester an der University of the Sunshine Coast – Sippy Downs Juli 2011 bis November 2011 1. Vor der Abreise Zunächst einmal ist zu sagen, dass die Vorbereitung eines Auslandsemester zwar mit einem hohen Aufwand verbunden ist, von dem man sich allerdings nicht abschrecken lassen sollte. Auch wenn einem der Aufwand zunächst unermesslich erscheint, am Ende lohnt es sich und hat man sich erstmal durch den aufwendigen Bewerbungsprozess gekämpft, hat man eine erste große Hürde schon überwunden. Danach geht alles sehr schnell, ein paar Tage nach Eingang der Bewerbung kam auch schon die Zusage und zu diesem Zeitpunkt wird man auch schon gleich einem Mitarbeiter des International Office zugeteilt, der einem das weitere Vorgehen via Email und Infobroschüren erläutert und die Studienformalitäten und Kurswahl regelt. Dieser Mitarbeiter bleibt einem auch als Ansprechpartner das ganze Semester über erhalten. Bei Fragen sollte man sich auf keinen Fall scheuen, alle Mitarbeiter sind offen und freundlich und auf Emails wird in der Regel innerhalb weniger Tage geantwortet. Zu einem der nächsten Schritte gehört die Beantragung des Visums. Ich hatte mich für das Studentenvisum entschieden, mit dem man bis zu vier Wochen nach Semesterende im Land bleiben kann. Das Visum ist außerdem ganz bequem im Internet zu beantragen und kostet ca. 300 Euro. In der Regel erhält man die Rückmeldung bereits innerhalb weniger Tage. Ich weiß allerdings nicht, ob ich dieselbe Entscheidung nochmal treffen würde, da ich erfahren habe, dass das Work and Holiday Visum wesentlich günstiger sein soll. Entsprechende Informationen findet man auch auf der Homepage der USC oder der DIAC Website. Für die Beantragung des Visums ist auch ein Nachweis über eine Krankenversicherung erforderlich. Mit der Einschreibung erhält man automatisch die OSHC (Overseas Student Health Cover). Durch die OSHC werden nur die Basics abgedeckt, was in der Regel vollkommen ausreichend ist, ich persönlich habe allerdings vorsichtshalber noch eine Zusatzversicherung abgeschlossen. Den Flug sollte man aus Kostengründen so früh wie möglich buchen. Die beiden größeren Fluggesellschaften, die in Frage kommen sind Quantas und Emirates. Ich bin mit Emirates für 1300 Euro geflogen und kann das ohne Einschränkungen weiterempfehlen. Der Vorteil von Emirates gegenüber Quantas ist, dass man hier 30 Kilo Gepäck mitnehmen darf sowie 10 Kilo Handgepäck. Vor der Abreise habe ich noch ein Konto bei der deutschen Bank abgeschlossen, da man damit kostenlos an den australischen Westpac-Automaten abheben kann. Auch die deutsche Kreditbank bietet kostenlose Abhebungen an mehreren ATMs an. Weiterhin sollte man sich beim Arzt über eventuell notwendige Impfungen informieren und gegebenenfalls Reisepass und internationalen Führerschein beantragen. Die Beantragung eines internationalen Studentenausweises ist meiner Meinung nach nicht unbedingt notwendig, da man direkt an der USC einen Studentenausweis erhält. 2. Wohnen Es gibt insgesamt drei Studentenwohnheime in Uninähe - das Varsity, das Unicentral und the Village. Ich persönlich habe im Varsity gewohnt. Hierbei handelt es sich um hübsch angelegte Bungalowanlagen mit jeweils vier Bewohnern pro Wohnung. Jeder hat sein eigenes Zimmer mit Bad, wohingegen Küche, Wohnzimmer und Balkon/Terrasse gemeinsam genutzt werden. Zur Anlage gehören weiterhin ein Tennis- und Beachvolleyballplatz, ein Pool und BBQ-Plätze. Grundsätzlich ist es schwierig eine allgemeine Empfehlung hinsichtlich des Wohnens zu geben, da es hier sehr stark auf persönliche Präferenzen ankommt. Ich selbst war mit dem Varsity nicht hundertprozentig zufrieden, da es mit 175 Dollar pro Woche sehr teuer ist, viele Zusatzkosten für Bettwäsche, Telefon, Internet, Waschmaschinen und Trockner etc. anfallen und das Management sehr kleinlich ist was Regeln und Instandhaltung angeht. Die Vorteile liegen jedoch in der Nähe zur Uni (nur 10 Minuten zu Fuß) und dem schnellen Kontakt zu anderen Studenten. Das Unicentral ist ähnlich aufgebaut, die Appartements sind allerdings etwas größer und die Kosten für die Waschmaschinen sind in den Mietpreis von 180 Dollar pro Woche inbegriffen. Das Management ist hier weniger kleinlich, weshalb es teilweise lauter ist und mehr gefeiert wird. The Village liegt etwas abseits vom Unicentral und Varsity und ist sehr ruhig. Ein Platz im Wohnheim ist bequem von Deutschland aus zu beantragen, wobei eine Anzahlung fällig ist sowie eine sehr hohe Kaution in Höhe von 700 Dollar. Am Ende bekommt man auch nur 550 Dollar zurückgezahlt, da 150 Dollar für die Reinigung des Zimmers einbehalten werden. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit, sich privat eine Unterkunft zu suchen, was günstiger wäre, allerdings auch mit mehr Aufwand verbunden ist. Hierbei sollte man sich am besten in ein Hostel einmieten und vor Ort suchen, wobei sich neben Sippy Downs die Orte Mooloolaba oder Maroochydore besonders anbieten. Ein Nachteil hierbei ist, dass man eine 20-30-minütige Busfahrt zur Uni in Kauf nehmen muss. Jede Option hat somit ihre Vor- und Nachteile. 3. Die Universität Der wunderschöne Campus befindet sich am Rande eines Nationalparks, sodass man auch Kängurus auf und um den Campus herum findet. Die Uni ist noch sehr jung, jedoch gut ausgestattet und wird in den nächsten Jahren noch weiter ausgebaut werden. Das Unisystem ist anders als in Deutschland, so belegt man maximal vier Kurse, die jedoch mit einem hohen kontinuierlichen Arbeitsaufwand verbunden sind. Insgesamt verbringt man also weniger Zeit in der Uni und muss dafür mehr in Eigenregie arbeiten. Ein Kurs erfordert eine Reihe unterschiedlicher Leistungen in Form von Assignments - das können Essays, Reports, Präsentationen oder auch Gruppenarbeiten sein. Am Ende des Semesters gibt es zudem eine Klausurenphase. In der Regel werden 3-4 unterschiedliche Leistungen pro Kurs verlangt, so musste ich beispielsweise jeweils zwei Assignments und eine Klausur am Ende schreiben. Für den Status als Vollzeitstudent ist auch die Belegung von nur drei Kursen möglich. Ich habe insgesamt nur drei Kurse belegt und war mit dieser Entscheidung sehr zufrieden, da der Arbeitsaufwand nicht zu unterschätzen ist und man zu Beginn auch etwas Zeit benötigt, um sich an die australische Arbeitsweise und das Schreiben von Assignments zu gewöhnen. Doch auch wenn man wie ich noch nie ein Assignment geschrieben hat, sollte man keine Bedenken haben. Die USC bietet zu Semesterbeginn kostenlose assignment writing und andere academic skills Kurse an und der Student Service bietet Termine für die Besprechung und sprachliche und grammatikalische Korrektur von Assignments an, sodass man auch vor sprachlichen Barrieren keine Angst haben muss. Bei weiteren Fragen und Schwierigkeiten kann man sich auch jederzeit an das International Office wenden. Jeder Kurs besteht aus lecture und tutorial. Im Gegensatz zu Deutschland sind die Kursgrößen sehr klein, so habe ich beispielsweise ein tutorial mit nur fünf Personen erlebt. Dadurch entsteht eine sehr persönliche Atmosphäre und auch die Professoren spricht man mit dem Vornamen an. Ich selbst habe die Kurse PSY 204, PSY 305 und PSY 307 belegt und kann diese durchaus weiterempfehlen. Das Kursprogramm ist generell vielfältig, jedoch für internationale Studenten eingeschränkt, sodass man vorab seine Kurswahl bestätigen lassen muss. Die USC verfügt über eine sehr große BusinessFakultät, sodass es in diesem Bereich ein etwas differenzierteres Kursangebot gibt. Die Kursziffern sind nach Schwierigkeit geordnet. Mit einer 1 beginnende Kurse sind leichter, während 2er oder 3er Kurse schwieriger sind. Da Lehrbücher generell sehr teuer sind würde ich wenn möglich auf den Neukauf verzichten. Es gibt einige Bücherbörsen im Internet oder im Bookshop der Uni, sodass man auch die Möglichkeit hat, die Bücher gebraucht aber dafür günstiger zu erwerben. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Nutzung der Bibliothek, die zwar relativ klein ist, aber in der Regel alle für die Kurse erforderlichen Bücher erhält. 4. Leben in Sippy Downs Sowohl die Uni als auch die Wohnheime liegen in Sippy Downs, einem kleinen gemütlichen Ort an der Sunshine Coast und etwa 80 km nördlich von Brisbane. Sippy Downs liegt im Inland und man fährt etwa 20-30 Minuten mit dem Bus an die Küstenorte Mooloolaba und Maroochydore. Sippy Downs ist zwar ein wirklich schönes Örtchen, allerdings gibt es abends kaum Gelegenheiten zum Ausgehen, sodass man dafür Busfahrten in die benachbarten Küstenorte in Kauf nehmen muss. Das Bussystem an der Sunshine Coast funktioniert jedoch einwandfrei und ist relativ kostengünstig, da man als Student die sogenannte Go-card erhält, mit der die Preise um die Hälfte reduziert werden. Die Lebenshaltungskosten sind jedoch im Vergleich zu Deutschland sehr hoch, gerade frisches Obst und Gemüse ist besonders teuer. Ich würde daher empfehlen, Dinge wie Badartikel oder Schreibutensilien bereits in Deutschland einzukaufen, da die australischen Preise auch hierfür wesentlich höher sind. Lebensmittel und andere Dinge für den täglichen Gebrauch kann man bequem in Sippy Downs bei Woolworth oder Sam´s Warehouse einkaufen. Das nächste größere Shoppingcenter ist die Sunshine Plaza in Maroochydore und die Kawana Shoppingworld. Vor Ort ist es in jedem Fall sinnvoll sich eine australische Sim-Karte zuzulegen. Vodafone hat zum Beispiel günstige Optionen für international calls oder free text & talk Angebote. Ich selbst war bei Vodafone und kann das ohne Einschränkungen weiter empfehlen. Aber auch andere Anbieter wie beispielsweise Optus haben interessante und günstige Angebote. Beim Internet hatte ich mich für Allegro Networks, den Anbieter vom Wohnheim entschieden und kann davon nur abraten. Nicht nur die Kosten sind hoch (12 Dollar für das Kabel, 60 Dollar Einrichtungsgebühr und 40 Dollar monatlich für die Nutzung), sondern das Internet ist auch sehr langsam und funktioniert phasenweise nicht. Bei mir funktionierte das Internet dann in den letzten Wochen überhaupt nicht mehr und der Support Service wollte eigentlich jemanden vorbei schicken, was allerdings bis zum Schluss nicht passiert ist. Von Kommilitonen habe ich von ähnlichen Schwierigkeiten gehört, sollte das Internet nicht funktionieren, kümmert sich einfach niemand um die Behebung des Problems. Vondaher würde ich empfehlen, sich zum Beispiel in der Sunshine Plaza nach Wireless Möglichkeiten umzusehen. 5. Freizeit Neben der Uni sollte man natürlich unbedingt die Möglichkeit wahrnehmen, Land und Leute näher kennen zu lernen. Australien besitzt mit seinen einzigartigen Landschaften eine Fülle von Möglichkeiten. Die Sunshine Coast ist beispielsweise für seine wunderschönen Strände bekannt, die sich auch wunderbar zum Surfen lernen anbieten. Die Sunshine Coast besitzt außerdem viele schöne Orte, die einen Besuch wert sind wie zum Beispiel Noosa, Coolum oder Caloundra. Die nächste größere Stadt ist Brisbane (knapp 2 Stunden mit Bus und Bahn) und auch die südlich von Brisbane gelegene Gold Coast oder Byron Bay eignen sich gut für Wochenendausflüge. Nördlich von der Sunshine Coast liegt Fraser Island, die größte Sandinsel der Welt. Zu Semesterbeginn bietet die Uni auch Wochenendausflüge dorthin an. 6. Fazit Mein Semester an der Sunshine Coast war insgesamt eine großartige Erfahrung. Ich habe einen Einblick ein anderes Hochschulsystem bekommen, Kontakte mit Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen geknüpft, die freundliche Mentalität der Australier kennen gelernt und einen Einblick in Australiens wunderschöne Flora und Fauna bekommen. In jeder Hinsicht war mein Semester somit eine lohnenswerte Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte und kann daher nur empfehlen, den Organisationsaufwand auf sich zu nehmen und sich für ein Semester in Australien zu bewerben.