1 Färsenmastitis rechtzeitig erkennen und behandeln – Ergebnisse

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Färsenmastitis rechtzeitig erkennen und behandeln – Ergebnisse eines Produktionsexperimentes
Dr. habil. agr. G. Anacker
Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft
Abteilung Tierproduktion
Außenstelle Clausberg
Die hochtragenden Färsen bzw. Erstkalbinnen stellen für die Bestandserneuerung ein genetisch wertvolles Tiermaterial dar. Insbesondere ist die Eutergesundheit dieser Tiere für die
Produktivität der Herde von großer Bedeutung. In der Praxis ist jedoch zu beobachten, dass
gerade in den ersten Laktationswochen gehäuft Euterentzündungen bei den erstlaktierenden
Tieren auftreten. Nicht in wenigen Fällen führen diese Eutererkrankungen zur Merzung bereits
in der ersten Laktation, wodurch den Milchproduktionsbetrieben erhebliche finanzielle Verluste
entstehen. KRÖMKER(2002) beziffert die Verluste auf 100 bis 750 €.
Die Infektion des Färseneuters wird durch eine Vielzahl von Faktoren begünstigt. Sie untergliedern sich in:
• Faktoren, die in Abhängigkeit von der Empfänglichkeit des Einzeltieres wirksam werden
• Herdenspezifische Eelemente, die zu einer Minderung der Fähigkeit zur Infektionsabwehr des Einzeltieres in der Herde führen
Das Ausmaß des Mastitisproblems in einem Bestand wird sowohl durch das nachgewiesene
Erregerspektrum als auch durch den Grad und die Häufigkeit der Erkrankung von Eutervierteln charakterisiert. Nicht möglich ist es, Mastitisprobleme auf der allgemeinen Grundlage des
Zellgehaltes der Anlieferungsmilch zu identifizieren. Zu einer subklinischen oder klinischen
Mastiits kommt es meist erst unter Beteiligung anderer euter- bzw. gewebsschädigender Faktoren wie z. B. Mykotoxinbelastung von Futterstoffen.
Übereinstimmend muss das Ziel aller Maßnahmen der Mastitisbekämpfung in der Verringerung des Kontaminationsrisikos durch Erregerverschleppung sowie Stabilisierung der Abwehrmechanismen des Tieres bestehen.
Im Rahmen eines Produktionsexperimentes wurden in zwei Milchproduktionsbetrieben an 663
bzw.198 Färsen eines Jahrgangs folgende Untersuchungen vorgenommen:
1. Entnahme von Viertelsekretproben vier bis eine Woche vor dem zu erwartenden Kalbedatum
2. Entnahme von Viertelgemelksproben bei Jungkühen in der ersten Laktationswoche,
zum Zeitpunkt der 2. Milchkontrolle bzw. vor dem Trockenstellen
3. Untersuchung der Viertelsekretproben auf Mastitiserreger und der Viertelgemelksproben auf Mastitiserreger, Zellzahl und Ionenkonzentration (Na; Cl )
4. Leitfähigkeitsmessungen mittels Mastitron plus V für Viertelgemelke zum Zeitpunkt der
Probenahme für bakteriologische Untersuchungen.
5. Metapylaktische Behandlung bakteriologisch positiver Färsen durch eine zweimalige
intramuskuläre Injektion mit Ingel-Mamyzin . Die Zeitpunkte der Injektion in den Betrieben unterschieden sich.
6. Anwendung eines bestandsspezifischen Impfstoffes bei 52 bzw. 34 Färsen mit Bestimmung von Antikörpern vor und nach der Impfung
7. Zu allen Tieren standen Informationen aus der monatlichen MLP bzw. die tierärztlichen
Behandlungen für die Auswertung zur Verfügung
Im Rahmen dieses Beitrages möchte ich zunächst auf die Infektionsraten der Färsen sowie
das Erkrankungs- und Abgangsgeschehen in den beiden Betrieben eingehen. Auswirkungen
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der metaphylaktischen Antibiotikabehandlung sowie des Einsatzes einer stallspezifischen
Vakzine sind in einem weiteren Beitrag darzustellen.
Wie bereits eingangs ausgeführt, werden Färsen vor dem Abkalben als frei von Mastitiserregern erwartet. Es ist aber auch bekannt, dass Mastitiden bereits vor dem Kalben auftreten.
Während man diese klinischen Mastitiden bei ordentlichem Management im Färsenbereich
erkennt, finden subklinische Matitiden, d. h. ohne äußerlich erkennbare Anzeichen, wenig
Beachtung. Dies führt dazu, dass die Eutergesundheit der Färsen oft falsch eingeschätzt wird.
Wie nachfolgende Übersicht (Tab.1) zeigt wird bereits vor dem Abkalben eine Infektionsrate
bezogen auf die Anzahl Färsen von 65,6 % bzw.75,5 % erreicht. Der höhere Infektionsdruck
in Betrieb B widerspiegelt sich auch bei den einzelnen Eutervierteln mit Raten von 35 bis 42
%.
Tabelle 1: Anteil bakteriologisch positiver Befunde in Viertelsekretproben bei Färsen
Untersuchte Färsen
Anteil positiver Färsen %
Positive Viertel vl
%
hl
%
hr
%
vr
%
Gesamt Viertel
%
Betrieb A
510
65,6
33
28
33
30
30
Betrieb B
175
75,5
42
35
35
37
37
Mit herannahendem Abkalbezeitpunkt nimmt der Infektionsdruck deutlich zu. Waren vier Wochen vor der Kalbung 25 bzw. 21 % der Euterviertel bakteriologisch positiv, so lagen die Anteile eine Woche vor der Kalbung bei 41 bzw. 46 %. Bezogen auf die Anzahl untersuchter
Tiere stieg der Anteil positiver Tiere in Betrieb A von 54% auf 79 % und in Betrieb B von 54
auf 88 % an(Abb.1).
Aus den Ergebnissen ist die Schlussfolgerung abzuleiten, dass zum Abkalbezeitpunkt eine
erhöhte Infektionsgefahr besteht. Nach Aussagen aus der Literatur liegt die Ursache in der
verminderten Abwehr der Milchdrüse. Durch die ansteigende Sekretmenge sinkt die Laktoferrinkonzentration und die Dichte der Milchleukozyten sowie ihre Phagozytoseaktivität nehmen
ab.
Eine zweite Ursache besteht in der unzureichenden Funktionsfähigkeit der Verschlussmechanismen aufgrund nicht ausreichender Blutversorgung des Zitzengewebes wenn Euterödeme
stark ausgeprägt sind.
Diese genannten Ursachen erfordern beginnend vier Wochen vor dem Kalbetermin die Anwendung prophylaktischer Maßnahmen, wozu besonders das Dippen der Striche mit fimbildenden Mitteln gehört. In eigenen Untersuchungen (ANACKER u. a. 2004) konnte nachgewiesen werden, dass die Infektionsrate und der Zellgehalt bei Nichtanwendung des Dippens
nach dem Melkprozess deutlich höher sind im Vergleich zum Dippen.
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Abb.1: Infektionsrate in Abhängigkeit vom Untersuchungstag
100
90
% der untersuchten Tiere
80
70
60
50
40
30
20
10
0
1 Woche
2 Woche
3 Wochen
4 Wochen
über 4 Wochen
Probenahme vor Kalbung
Betrieb A
Betrieb B
Neben der Infektionsrate ist das Erregerspektrum von entscheidender Bedeutung, denn gerade die Infektion des Euters mit spezifischen Mastitiserregern ist die unmittelbare Ursache für
das Entstehen von subklinischen und klinischen Mastitiden. Zum anderen ist die Kenntnis
zum Erregerspektrum wichtig für einzuleitende Bekämpfungsmaßnahmen. In den Untersuchungen wurden die Einzelerreger in die Gruppen Tierassoziierte Erreger( Staphylococcus
aureus;Strptococcus agalactiae) und Umweltassoziierte Erreger (Äskulin positive Streptococcen; Streptoc. dysgalactiae; E. coli; Pseudomonaden; Corynebakterien; Koagulase negative
Staphyl.; Sonstige) eingeteilt.
Eine Übersicht zum Erregerspektrum in den Viertelsekretproben vor dem Abkalben gibt die
nachfolgende Übersicht(Abb.2).
In beiden Untersuchungsbetrieben nehmen die Tierassoziierten Erreger den Hauptanteil der
Mastitiserreger ein. Zu 100 % besteht diese Gruppe in beiden Betrieben aus Staph.aureus.
Das wichtigste Reservoir dieses Erregers ist die Milchdrüse. Er kommt jedoch auch in der
Umwelt und auf der Euterhaut vor. Es handelt sich um einen Problemerreger, welcher die
Fähigkeit besitzt, sich im Euter abzukapseln. Damit kann er sich der Einwirkung von Medikamenten entziehen. In der Praxis hat dies oft zur Folge, dass einige Medikamente, die im Labor
eine gute Wirksamkeit zeigen, versagen. Bakteriologische Heilungsraten von 30 bis 40 %
werden als gutes Ergebnis betrachtet. Deutliche Unterschiede gibt es in den Anteilen Erregerarten zwischen den beiden Betrieben. Überraschenderweise konnten in beiden Betrieben keine Galtstreptokokken nachgewiesen werden.
Der Zeitpunkt der Probenahme vor dem Abkalben hat ebenfalls Einfluss auf die Anteile der
Erregergruppen. Eine Woche vor der Abkalbung war der Anteil Umweltassoziierter Errger, wie
z. B. Streptoc.dysgalactiae oder Äskulin positiver Streptococcen deutlich höher als fünf Wochen vor der Kalbung(Abb.3). Aus den Ergebnissen leitet sich die Schlussfolgerung ab, dass
der Infektionsdruck unmittelbar vor der Kalbung sehr hoch ist und das Eindringen der Umwelterreger leichter möglich ist.
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Abb. 2:Erregergruppen in Viertelsekretproben
120
80
60
40
20
0
Betrieb A vl
Betrieb A hl
Betrieb A hr
Betrieb A vr
Tierass.Err.
Betrieb B vl
Betrieb B hl
Betrieb B hr
Umwelt.Err.
Insbesondere in der letzten Woche wenn die Färsen bereits unmittelbar Kontakt zum übrigen
Kuhbestand haben erhöht sich der Infektionsdruck mit Streptokokken. Dies deutet auf Vorhandensein insbesondere dieser Erreger hin.
Abb.3: Erregergruppen in Viertelsekretproben in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Probenahme
120
100
% der positiven Proben
% der positiven Proben
100
80
60
40
20
0
BetrA 1
Woche
Betr.A 2
Wochen
Betr.A 3
Wochen
Betr.A 4
Wochen
Betr.A 5
Wochen
Tierass.Err.
Betr.B 1
Woche
Umwelt.Err.
Betr.B 2
Wochen
Betr.B 3
Wochen
Betr.B 4
Wochen
Betr.B 5
Wochen
Betrieb B vr
5
Nachdem im vorangegangenen Abschnitt die Infektionslage bei den Färsen untersucht wurde
soll im Folgenden diese für Jungkühe in der ersten Laktationswoche sowie im Laktationsverlauf dargestellt werden.
Tabelle 2: Anteil bakteriologisch positiver Befunde in Viertelsekretproben bei Jungkühen in
unterschiedlichen Laktationsstadien
Betrieb A
1. Woche
Anzahl Tiere
596
BU positiv in %
81,2
Posit. Viertel vl %
41
Posit. Viertel hl
47
%
Posit. Viertel hr
50
%
Posit. Viertel vr
42
%
Betrieb A Betrieb A Betrieb B Betrieb B Betrieb B
8.Woche Trockenst. 1. Woche 8. Woche Trockenst
351
189
176
128
45,9
74,4
55,9
57,8
13
40
20
22
20
36
25
20
20
43
30
26
16
32
22
16
Die Infektionsrate der Jungkühe in der ersten Laktationswoche liegt in Betrieb A mit 81,2 %
deutlich über der Infektionsrate als Färse (65,5 %). Nahezu jedes zweite Euterviertel enthält
Mastitiserreger. Dies ist ein beträchtlicher Anstieg im Vergleich zu den Ergebnissen vor der
Kalbung und lässt den Schluss auf eine massive Infektion der Färsen im Abkalbezeitraum
aufgrund der hohen Infektionsrate im Bestand erwarten. Nahezu konstant ist der Anteil in Betrieb 2 geblieben. Die um die 8. Laktationswoche entnommenen Milchproben weisen eine
deutlich niedrigere Infektionrate auf. Trockenstellerproben in Betrieb B weisen mit 57,8 % BU
positiven Tieren eine gleiche Höhe auf, wie im 2. Laktationsmonat.
Gegenüber den Erregergruppen in den Viertelsekretproben gibt es in den Viertelgemelksproben in der 1.Laktationswoche deutliche Unterschiede in den Anteilen. Besonders deutlich wird
dies in Betrieb B. Als mögliche Ursache dafür sind ein veränderter Infektionsdruck im FärsenAbb. 4:Erregergruppen in Viertelgemelksproben 1.Woche p.p.
120
% der positiven Proben
100
80
60
40
20
0
Betrieb A vl
Betrieb A hl
Betrieb A hr
Betrieb A vr
Tierass.Err.
Betrieb B vl
Betrieb B hl
Betrieb B hr
Betrieb B vr
Umweltass.Err.
und Jungkuhbereich zu nennen (Abb. 4).
Als Tierassoziierte Erreger wurden nahezu ausschließlich Staph. Aureus nachgewiesen. Bei
den umweltassoziierten Erregern waren es in Betrieb A vorwiegend Äskulin positive Streptokokken und Streptoc. Dysgalactiae und in Betrieb B die erstgenannten Erreger.
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In der 8. Laktationswoche hat der Anteil Umweltassoziierter Erreger in Betrieb B weiter zugenommen, während er in Betrieb A gleich geblieben ist. Das Spektrum der Einzelerreger hat
sich nicht verändert. Zum Zeitpunkt des Trockenstellens hat sich der Anteil Tierassoziierter
Erreger in beiden Betrieben wieder deutlich erhöht. Insbesondere hat der Anteil an
Staph.aureus wieder deutlich zugenommen.
Wie aus den bisherigen Ergebnissen hervorgeht, ist die Infektionsrate bei Färsen und Jungkühen in beiden Betrieben sehr hoch.
Wichtig ist jedoch, ob die mit einem Mastitiserreger infizierten Färsen auch im Verlauf der Laktation bakteriologisch positiv reagieren und ob bakteriologisch negative Tiere später einen
Erreger aufweisen (Abb. 5)
Abb. 5: Anteil bakteriologisch positiver Jungkühe in Abhängigkeit vom BU Ergebnis der Färse
90
80
70
%BU positiv
60
50
40
30
20
10
0
Betrieb A positiv
Betrieb A negativ
1. Woche
Betrieb B positiv
8. Woche
Betrieb B negativ
Trockenst.
Von den als bakteriologisch negativ beurteilten Färsen waren übereinstimmend in beiden Betrieben mehr als 70 % nach dem Abkalben positiv. Dieser Trend setzt sich auch in den weiteren Kontrollen fort.
Inwieweit das Vorhandensein von Mastitiserregern den Zellgehalt der Milch beeinflusst und
damit eine subklinische Mastitis dokumentiert soll im Folgenden abgeklärt werden. Da es sich
bei der Zellzahl um ein nicht normal verteiltes Merkmal handelt, wurde zunächst der log berechnet. Aus den Mittelwerten der logarithmierten Zellzahl wurde auf die natürliche Zellzahl
rückgerechnet (10 exp.x).
Vor der Abkalbung bakteriologisch positive Färsen wiesen in Viertelgemelksuntersuchungen
der 1.Laktationswoche deutlich höhere Zellgehalte auf als negative Färsen (Tab.3). Deutlich
höher lagen die Zellgehalte bei Umweltassoziierten Erregern im Vergleich zu den Tierassoziierten Erregern. Auf die Zellgehalte in der 8.Laktationswoche hatte der Erregernachweis bei
Färsen keinen Einfluss mehr, resultierend aus der konsequenten Behandlung der Färsen.
Bei den in der 1.Laktationswoche entnommenen Proben wiesen die Euterviertel mit Umwelterregern deutlich höhere Zellgehalte auf im Vergleich zu Tierassoz.Erregern. Die bakteriologisch negativen Euterviertel wiesen wesentlich niedrigere Zellgehalte auf (Tab.4 ). Auch in der
8. Laktationswoche wiesen die in der 1.Woche positiven Kühe noch höhere Zellgehalte auf als
die negativen Kühe. Der Trend setzt sich zum Trockenstellen fort.
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Tabelle 3:Zellgehalt von Viertelgemelksproben in der 1. und 8.Laktationswoche bzw. vor dem
Trockenstellen in Abhängigkeit von der Erregerart bei Färsen vor der Kalbung
Zeitpunkt
Viertel
1. Woche
Vl
Hl
Hr
Vr
8.Woche
Vl
Hl
Hr
Vr
Trockenst.
Vl
Hl
Hr
Vr
Betrieb A
Tier. Err. Umw. Err.
99.500
112.719
178.772
324.190
196.381
346.098
134.153
138484
13.384
16.211
22.767
14.511
17.865
26.236
21.047
9.548
Ohne
87.861
144.045
130.406
86.696
13.630
25.246
22.641
16.425
Betrieb B
Tier. Err. Umw. Err.
97.949
284.053
119.261
80.371
201.048
747.137
128.085
346.657
Ohne
77.215
128.706
112.254
73.097
14.389
27.146
30.507
16.881
38.159
23.369
21.602
30.740
18.707
21.652
25.392
19.006
45.583
49.877
71.945
36.475
20.347
36.779
34.316
23.324
29.248
59.580
Tabelle 4: Zellgehalt von Viertelgemelksproben in der 1. und 8. Laktationswoche bzw.vor dem
Trockenstellen in Abhängigkeit von der Erregerart in der 1.Laktationswoche
Zeitpunkt
Viertel
1. Woche
Vl
Hl
Hr
Vr
Betrieb A
Tier. Err. Umw. Err.
170.922
363.413
266.993
825.467
262.422
882.470
164.399
449.469
8. Woche
Vl
Hl
Hr
Vr
29.950
112.616
106.881
66.711
Trockenst.
Vl
Hl
Hr
Vr
54.462
189.452
88.328
56.846
Ohne
70.178
86.040
77.286
64.878
11.874
15.216
15.212
11.809
Betrieb B
Tier. Err. Umw. Err.
218.122
135.083
394.366
214.635
519.518
240.713
245.923
162.780
Ohne
60.339
81.602
72.127
65.283
45.635
69.968
50.408
28.781
16.975
40.114
41.020
25.421
15.094
17.010
19.629
15.794
240.713
179.845
226.099
274.157
159.698
18.437
44.351
17.266
26.110
31.124
25.369
24.311
Das Vorhandensein von Mastitiserregern sowohl bei Färsen als auch bei Jungkühen muss
nicht in jedem Fall zu einer klinischen Mastitis führen. In den durchgeführten Untersuchungen
wurden für alle Tiere die Erkrankungen erfasst.
Wie die nachfolgende Abbildung (Abb.6) zeigt, ist in beiden Betrieben die Erkrankungsrate der
bakteriologisch positiven Tiere deutlich höher mit Ausnahme des Betriebes B in welchem die
Rate der bakteriologisch negativen Färsen sogar noch höher ist. Ursache ist die geringe Anzahl negativer Färsen vor dem Kalben, wie bereits oben gezeigt wurde.
Negative Tiere erkrankten in Betrieb A mit 27% bzw.29% deutlich weniger als positive Tiere
mit 42% bzw. 52 %.
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Abb.6: Erkrankungsrate in Abhängigkeit vom BU Ergebnis zu verschiedenen Laktationszeitpunkten
70
60
50
%
40
30
20
10
0
Betr.A Färse
Betr.B Färse
Betr.A FAK
BU positiv
Betr.B FAK
Betr.A 2.LM
Betr.B 2.LM
BU negativ
Mögliche Auswirkungen des Vorhandenseins von Staph.aureus bei Jungkühen in der
1.Laktationswoche auf eine Erkrankung in der folgenden Laktation zeigt Abb. 7.
Abb 7: Auswirkungen von Staph.aureus in der 1.Lakt.woche auf die Erkrankungsrate in der 1.Laktation
80
70
60
in %
50
40
30
20
10
0
BU vl negativ
BU hl negativ
BU hr negativ
BU vr negativ
BU vl positiv
BU hl positiv
BU hr positiv
Erkrank.rate
Die Ergebnisse weisen eine deutlich höhere Erkrankungsrate bei Nachweis von Staph aureus
auf. Auch für die anderen Erregerarten ist eine analoge Tendenz zu beobachten.
BU vr positiv
9
Wie die Ergebnisse zeigen hat das Erregerspektrum einen maßgeblichen Einfluss auf den
Anteil klinisch erkrankter Tiere. In Betrieb A hatte Streptoc.Dysgalactiae neben E.Coli und
Staph.aureus den entscheidenden Einfluss auf die Erkrankung. In Betrieb B konnte eine analoge Tendenz festgestellt werden.
Auf die Milchleistung in der 1.Laktation hatte das Vorhandensein von Mastitiserregern vor
dem Abkalben keinen Einfluss. Die Abgänge wegen Eutererkrankungen waren resultierend
aus einer deutlich höheren Erkrankungsrate jedoch auch größer.
Eine Übersicht zur Einsatzleistung der wegen Eutererkrankung abgegangenen Tiere zeigt die
folgende Tabelle (Tab.5).
Tab. 5: Einsatzleistungen der wegen Eutererkrankung gemerzten Jungkühe
Merkmal
Milch kg
Fett %
Eiweiß %
Zellzahl in Tsd.
Abgänge
18,8
4,88
3,42
989
Betrieb A
Verbleib
22,1***
4,33***
3,27***
175***
Abgänge
20,2
5,15
3,60
494
Betrieb B
Verbleib
23,5***
4,44***
3,51
166***
Die wegen einer klinischen Mastitis gemerzten Jungkühe erbrachten eine um 3 kg Milch geringere Einsatzleistung als eutergesunde Tiere. Damit wird der wirtschaftliche Verlust von Euterentzündungen besonders deutlich. Nicht untypisch für Eutererkrankungen ist der deutlich
höhere Fettgehalt in der Milch euterkranker Kühe. Ursache dürfte die Schädigung des Eutergewebes und die damit höhere Durchlassfähigkeit für die Fettkügelchen sein. Analog ist der
Trend in der durchschnittlichen Tagesmilchleistung der wegen Eutererkrankungen abgegangenen Jungkühe. Das Abgangsalter lag bei 86 bzw.111 Melktagen.
Ergebnisse zur gezielten Antibiotikabehandlung bakteriologisch positiver Färsen bzw. zum
Einsatz einer stallspezifischen Vakzine werden Inhalt eines weiteren Beitrages sein.
Zusammenfassung
Mit den durchgeführten Untersuchungen wurde das Ziel verfolgt, das Auftreten von Mastitiserregern bereits vor dem erstmaligen Kalben zu analysieren. Alle untersuchten Färsen eines
kompletten Färsenjahrganges wurden bis zum Ende der 1. Laktation verfolgt.
Die Infektionsraten von 65,6% bzw. 75,5 % sind sehr hoch stimmen aber mit den Untersuchungen anderer Autoren insbesondere aus den USA überein.
Im Zeitraum 4 Wochen vor der Kalbung bis eine Woche vor Kalbung erhöht sich die Infektionsrate von 54 bzw. 59 % auf 79 bzw. 88 % . Es empfiehlt sich, die Färseneuter einmal wöchentlich mit einem zugelassenen Dippmittel zu behandeln, um das Eindringen von Umweltassoziierten Erregern in die Strichkanäle zu verhindern.
In der 1.Laktationswoche ist der Infektionsdruck mit 81,2 bzw. 74,4 % positiven Tieren sehr
hoch. Erst im 2. Laktationsmonat verringert sich der Anteil BU positiver Tiere auf 45,9
bzw.55,9 %. Ursache dürfte in der gezielten Behandlung der Kühe zu suchen sein.
Haupterregerart bei den Färsen ist Staph.aureus in beiden Betrieben mit 83,1 bzw.91,4%.
Nach dem Abkalben dominiert in Betrieb A auch weiterhin Staph.aureus mit 72,9 bzw.74,5%.
In Betrieb B verringert sich der Anteil von Staph.aureus auf 45,8 bzw.41,2%. Es dominieren
sonstige Streptococcen (Dysgalastiae u.a.).
Auf die Erkrankungsrate der Jungkühe hat das Vorhandensein von Mastitiserregern in der
1.Laktationswoche bzw. im 2.Laktationswoche einen deutlichen Einfluss. Gegenüber den BU
negativen Tieren ist letztere fast doppelt so hoch.
Das Erregerspektrum beeinflusst den Anteil klinisch kranker Tiere erheblich. Insbesondere
Streptoc. dysgalactiae, E. coli und Staph. aureus sind von Bedeutung.
Die Milchleistung in der 1. Laktation wird weniger stark durch die Infektionsrate vor dem Kalben als durch die betreffende Rate in der 1. bzw. 8.Laktationswoche beeinflusst.
Durch gezielte Behandlungsmaßnahmen der Färsen können die wirtschaftlichen Verluste
vermindert werden.
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