Diagnostic September 12 Update Alopezie bei Hund und Katze Haarlosigkeit oder Haarverlust ist der dritthäufigste Vorstellungsgrund bei Hauterkrankungen des Hundes. Bei der Katze steht die Alopezie an vierter Stelle. Wie bei den meisten Hauterkrankungen gibt es auch bei der Alopezie eine Vielzahl möglicher Ursachen. Daher ist es hilfreich, diese in Gruppen zu unterteilen, um dann mittels eines detaillierten Vorberichtes, der klinischen und dermatologischen Untersuchung sowie weiterführender Tests zu einer AusschlussDiagnose zu gelangen. Am weitaus häufigsten werden Kleintiere mit selbst verursachter Haarlosigkeit durch Jucken (Kratzen, Lecken, Schubbern) vorgestellt. Daher ist die Frage nach dem Kratzen in der Anamnese eine der Wichtigsten. Doch gerade Katzen lassen sich beim Auslecken der Haare häufig nicht von ihren Besitzern beobachten. Zum Teil wird das Lecken auch als normales Putzen oder besondere Reinlichkeit interpretiert. Die „Feline symmetrische Alopezie“ sieht man am häufigsten am Bauch und den Innenschenkeln. Sie sollte aufgrund der bilateral symmetrischen Ausbreitung nicht mit einer endokrinen Erkrankung verwechselt werden und wird meist durch Lecken aufgrund von Allergien oder seltener Verhaltensproblemen ausgelöst. Dabei brechen die Haare ab und fallen im Gegensatz zu Endokrinopathien nicht aus. Bei genauer Adspektion und Palpation können kleine abgebrochene Haare in den alopezischen Arealen gesehen und gefühlt werden. Mittels Trichogramm können die Haarspitzen beurteilt werden. Diese laufen normalerweise verjüngend spitz zu. Bei übermäßigem Lecken können die abgebrochenen Spitzen nachgewiesen und somit die Besitzer überzeugt werden. Abgebrochene Haarspitze Nahaufnahme Fokal mit Exkoriation (Medikamenten-Reaktion auf Metamizol) Bei Hunden können in vielen Fällen durch genaue dermatologische Untersuchung Kratzspuren, sog. Exkoriationen auf der Haut gesehen werden. Weiter werden Alopezien in entzündlich und nicht-entzündlich unterteilt. Hierzu wird die Haut makroskopisch (mit dem bloßen Auge) auf Entzündungszeichen wie Erythem, Erosionen, Papeln, Pusteln, Krusten usw. untersucht. Liegen Entzündungszeichen vor, ist dies immer eine Indikation, nach sekundären Infektionen mit Bakterien (Pyodermie) oder Malassezien (Hefepilzdermatitis) zu suchen. Am besten eignen sich hierzu verschiedene Methoden wie die Abklatsch-Zytologie mit Objektträger oder Tesafilm. Diese können anschließend mit Schnellfärbemethoden (z.B. Diff Quick®) in der Praxis gefärbt und unter dem Mikroskop beurteilt werden. Alternativ können die Präparate natürlich auch gefärbt oder ungefärbt zur Beurteilung ins Labor gesandt werden. Liegt eine Infektion vor, ist es in den meisten Fällen angebracht, diese vor der weiteren Beurteilung und Diagnostik zu therapieren, da sich das klinische Bild durch die Sekundärinfektion stark verändern kann: nicht juckende Alopezien beginnen zu jucken, nicht entzündliche Alopezien zeigen Entzündungszeichen usw. Ein wichtiger Hinweis ist auch das Verteilungsmuster der haarlosen Stellen. Handelt es sich um eine einzelne Stelle (fokal), um viele kleine Stellen (multifokal) oder um eine symmetrische oder generalisierte Alopezie? Jedoch kann es bei Endokrinopathien auch nicht selten zu sekundären Infektionen kommen. Daher ist die Suche nach Demodexmilben (mittels tiefem Hautgeschabsel) und nach Bakterien bzw. Malassezien mittels Abklatschzytologie (Objektträger und/oder Tesafilm-Präparat) in jedem Fall sinnvoll. Bei einer fokalen Alopezie-Stelle sollte man vor allem an folgende Erkrankungen denken: Demodikose, Dermatophytose, Haarausfall nach Medikamentenapplikation oder Injektion (z. B. von Glukokortikoiden), Narben, Alopecia areata, Traktionsalopezie und „Post-clipping Alopecia“. Infektiöse Erkrankungen wie Demodikose, Dermatophytose oder Pyodermien führen häufig zu mehreren Stellen, welche unterschiedlich groß und symmetrisch (wie Mottenfraß) oder asymmetrisch über den Körper verteilt sein können. Weitere Ursachen für multifokale Alopezie sind: Sebadenitis (Anfangsstadium kurzhaarige Rassen), Dermatomyositis, Pemphigus-Schub in Abheilung und Farbmutantenalopezie. Das typische Bild einer Endokrinopathie ist hingegen eine bilateral symmetrische Alopezie. Weitere Erkrankungen mit ähnlichem Erscheinungsbild sind: saisonale Flankenalopezie, Haarfollikeldysplasien, farbassoziierte Alopezien, Schablonenkrankheit, telogenes/anagenes Effluvium und paraneoplastische Alopezie. Multifokal zyklisch (Sebadenitis) Bilateral symmetrisch (Saisonale Flankenalopezie) Die häufigsten Differentialdiagnosen bei Alopezie Fokale Alopezie Multifokale Alopezie Bilateral symmetrische Alopezie Demodikose Pyodermie Schilddrüsenunterfunktion Dermatophytose Demodikose Hyperadrenokortizismus Injektionsreaktion Dermatophytose Sex Hormon Dermatosen Kontaktreaktion auf topische Medikamente Sebadenitis Sebadenitis Narbe Dermatomyositis Follikeldysplasien Alopecia areata Pemphigus foliaceus in Abheilung Saisonale Flankenalopezie Traktions-Alopezie Farbmutantenalopezie Farbassoziierte Follikeldysplasien Post clipping Alopezie Schablonenkrankheit Paraneoplastische Alopezie Telogenes/Anagenes Effluvium Vorgehensweise bei Patienten mit Alopezie Ausschluss eindeutiger Ursachen: Hodentumor, angeborene Alopezie, Fehlernährung durch Anamnese und klinische Untersuchung wenn nicht vorhanden Ausschluss von Demodikose durch tiefe Hautgeschabsel wenn negativ Bei entzündlicher Alopezie: Ausschluss von sekundären Infektionen durch Abklatsch-Zytologie wenn negativ Ausschluss von Dermatophytose durch Woodsche Lampe, Trichogramm und Pilzkultur wenn negativ Bei symmetrischer oder diffuser Alopezie: Ausschluss von Endokrinopathien als ersten Schritt durch Blutbild und Blutchemie (multi)fokale Alopezie Beurteilung der Ergebnisse Verdächtig für eine Schilddrüsenunterfunktion Verdächtig für einen Hyperadrenokortizismus T4 oder fT4und TSH; wenn nicht eindeutig à TSH Stimulationstest Je nach Fall: Urin-Kortisol-KreatininQuotient, LDDST, ACTH Stimulationstest, Ultraschall Nebennieren wenn negativ Biopsie: ≥ 3 Stanzen 6-8 mm Durchmesser Diagnostic Update Die Autorin: Dr. Ursula Mayer, Spezialistin für Allergien, Haut- und Ohrenerkrankungen bei Kleintieren und Pferden Dr. Mayer hat nach dem Studium in Leipzig und Wien ihre Doktorarbeit im Bereich der Dermatologie verfasst. Nach mehrjähriger Tätigkeit in der Klein- und Großtierpraxis im In- und Ausland hat sie eine dreijährige Vollzeitausbildung („Residency“) in Dermatologie an der Medizinischen Tierklinik der Universität München bei Prof. Ralf Müller absolviert. Neben dem Britischen („Certificate of Veterinary Dermatology“) und dem Deutschen Fachtierarzt für Dermatologie der Kleintiere, hat sie 2008 zusätzlich den Titel des Diplomate of the European College of Veterinary Dermatology erworben. Ursula Mayer, Dr. med. vet., Dipl. ECVD, Cert. VD, Fachtierärztin für Dermatologie der Kleintiere Nach einer Anstellung an der Universität von Philadelphia, USA, als Oberärztin und Lehrende, hat sie sich im süddeutschen Raum als Haut-Tierärztin selbständig gemacht und arbeitet tageweise in verschiedenen Tierkliniken in Starnberg, Augsburg und Rosenheim. Auch in der privaten Praxis gilt ihr Interesse der Forschung und Weiterbildung, was man an zahlreichen Vorträgen und Publikationen sehen kann. Unsere tiermedizinische Fachberatung unterstützt Sie in allen Bereichen der Labordiagnostik, bei der Auswahl geeigneter Tests oder der Interpretation von Laborergebnissen. Anhand der von Ihnen bereitgestellten Informationen zum Patienten können wir Fälle entsprechend aufarbeiten. Zusätzlich haben Sie ab sofort die Möglichkeit, zweimal wöchentlich zu bestimmten Zeiten spezielle dermatologische Fragen mit Dr. Ursula Mayer zu besprechen. Dieser Service ist ebenfalls kostenfrei. Vet Med Labor GmbH Division of IDEXX Laboratories IDEXX Vet•Med•Labor Mörikestr. 28/3 D – 71636 Ludwigsburg www.idexx.de So erreichen Sie Dr. Mayer: Die medizinische Fachberatung wird Sie bei speziellen dermatologischen Fragestellungen entweder direkt mit Frau Mayer verbinden oder Sie werden am nächstmöglichen Termin zurückgerufen. Fachberatung Deutschland Kostenfreie Service-Rufnummern Tel: 0800 589 25 79 Tel: 00800 1234 3399 Fachberatung Österreich Kostenfreie Service-Rufnummer Tel: 0800 20 89 20 Fax: +49 (0)7141 6483 555 D748-0812