Fe1-xCoxSi bei hohen Drücken: Magnetische Eigenschaften und Raman-spektroskopische Untersuchungen I. Jursic, M. Finke, D. Menzel, A.-M. Racu, J. Schoenes und K. Doll1 Qualitativ hochwertige Einkristalle aus Fe1-xCoxSi wurden bei verschiedenen Drücken untersucht. Die Veränderung der magnetischen Suszeptibilität von Fe1-xCoxSi wurde in einer BeCu-Druckzelle bei tiefen Temperaturen untersucht. Die Suszeptibilität lässt sich mit einem modifizierten Curie-Weiß-Gesetz beschreiben. Die beobachteten Veränderungen lassen sich in einem Bandmodell erklären. Dabei führt die Erhöhung des Drucks zu einer Verbreiterung der Bänder und dies zu einer Änderung der Zustandsdichten der Elektronen in der Nähe des Ferminiveaus. Die Ramanmessungen an FeSi wurden in einer Diamantstempelzelle bei Drücken von bis zu 15 GPa durchgeführt. Dort zeigen sich keine Anzeichen für starke Korrelationen. FeSi ist ein Halbleiter, dessen ungewöhnliche elektronische Eigenschaften zu der Vermutung führten, dass es sich um ein System handelt, welches Kondo-Isolatoren ähnlich ist [1,2,3]. Dotiert man FeSi mit Co, so schließt sich bei 5 at.% Co die Bandlücke, und aus dem paramagnetischen Halbleiter FeSi wird ein ferromagnetisches Metall Fe1-xCoxSi [6]. Bei höheren Konzentration von 80 at.% Co wird das System wieder paramagnetisch, bis es sich schließlich bei CoSi um ein diamagnetisches Halbmetall handelt [7]. Stark korrelierte Elektronensysteme, zu denen auch die Kondo-Isolatoren zählen, zeigen sehr große Veränderung in ihren Eigenschaften bei Variation des Abstands der Atome. Es ist daher davon auszugehen, dass durch druckabhängige Messungen Aussagen über die Natur der Bandlücke getroffen werden können. Die magnetische Suszeptibilität von FeSi zeigt ein ungewöhnliches Verhalten. Sie nimmt mit steigender Temperatur von 100 bis 500 K zu. Bei 500 K besitzt sie ein Maximum und fällt dann einem Curie-Weiß-Gesetz folgend ab [8]. In einer selbst hergestellten CuBe-Druckzelle konnten magnetische Untersuchungen in einem SQUID-Magnetometer MPMS-5S der Firma Quantum Design bis zu Drücken von 0,73 GPa durchgeführt werden. Bei Temperaturen von weniger als 100 K kann die magnetische Suszeptibilität mit einem modifizierten Curie-Weiß-Gesetz beschrieben werden. Die Modifikation besteht aus einem Term, der die Pauli Suszeptibilität enthält. Sowohl die Curie-Konstante als auch die paramagnetische Curie-Temperatur zeigen bis zu Drücken von 0,73 GPa keine Veränderungen, während der Term mit der Pauli Suszeptibilität eine Druckabhängigkeit aufweist. Fig.1: Reziproke Fe0.94Co0.06Si [9] magnetische Suszeptibilität von Bei den ferromagnetischen Proben (Fig.1), d. h. Fe1-xCoxSi mit x ≥ 5%, verkleinert sich die Pauli Suszeptibilität bei Anlegen von Druck. Dies lässt sich im Rahmen des StonerWohlfahrt-Modells erklären: Der Druck sorgt für eine Verbreiterung der Fe 3d-Bänder nahe des Ferminiveaus (Fig 2). Damit verkleinert sich der Unterschied in der Anzahl der besetzten Zustände für die entsprechenden Spins. Dies führt zu einer Verkleinerung der Suszeptibilität. Im paramagnetischen Regime, d. h. x ≤ 5%, muss man die Fälle für magnetische Felder größer und kleiner als 3 T unterscheiden. Für Felder, die größer als 3 T sind, verhält sich Fe1-xCoxSi wie in der ferromagnetischen Phase. Bei einem Feld von 1 T steigt die Suszeptibilität mit dem Druck bis 0,47 GPa und wird bei weiter steigendem Druck kleiner. Dies lässt sich in einem itineranten Modell erklären. Betrachtet man die spinabhängigen Zustandsdichten im paramagnetischen Fall, so verschieben diese sich durch ein angelegtes Magnetfeld (Fig. 2b). Durch Druck werden die Bänder breiter, und die Zustandsdichte der Minoritäts-Ladungsträger sinkt, wodurch die Suszeptibilität zunächst ansteigt, ebenso wie deren Beitrag zur negativen Suszeptibilität. Bei noch höheren Drücken wird das Band der Majoritäts-Ladungsträger depopuliert, und die Zustandsdichte der Minoritäts-Ladungsträger am Ferminiveau sinkt. Beides führt zu einer Verkleinerung der Suszeptibilität. Erhöht man den Druck auf die Probe, so erhöhen sich die Frequenzen der Phononen. Es zeigt sich kein außergewöhnliches Verhalten bei FeSi, welches auf stark korrelierte Elektronen hinweist. DFT-Rechnungen für verschiedene Gitterkonstanten und damit verschiedene Drücke ergeben eine sehr gute qualitative Übereinstimmung. Dies unterstützt die Beschreibungen im itineranten Bild. Fig.2: Zustandsdichte für Spin-up und Spin-down Elektronen bei a) paramagnetischer Grundzustand b) in einem Magnetfeld c) niedrigem Druck d) hohem Druck. FeSi, Fe1-xCoxSi und CoSi kristallisieren in der B20-Struktur. Die Faktorgruppenanalyse sagt voraus, dass für diese Struktur 9 Raman-aktive Moden zu beobachten sind. Dabei handelt es sich um 2 A-, 2 E-, und 5 T-Moden. Es wurden Ramanuntersuchungen an FeSi bei verschiedenen Drücken in einer Diamantstempeldruckzelle (DAC) durchgeführt. Der Druck wurde dabei mittels der RubinFluoreszenzmethode bestimmt. In dem Raman-Spektrum von FeSi (Fig. 3) sind nur 4 der 9 Raman-aktiven Moden zu beobachten. Es handelt sich dabei um die EModen bei 180 cm-1 und 316 cm-1, sowie um die T-Moden bei 192 cm-1 und 308 cm-1. Durch die kleine Probengröße ist das Signal/RauschVerhältnis zu klein, um die schwach ausgeprägten Strukturen beobachten zu können. Fig. 3: Ramanspektrum von FeSi bei Drücken bis zu 15 GPa Fig. 4: Linienposition der E-Mode und T-Mode in Abhängigkeit des Drucks. Kreise, Quadrate: Experiment; Dreiecke: Ergebnisse der DFT-Rechnungen Aus der Veränderung der Linienposition wurde der druckabhängige Grüneisen-Parameter für die E-Mode bei 180 cm-1 bestimmt. Dieser hat einen Wert von γE1= 1,48. Im Vergleich zu stark korrelierten SchwereFermionen-Systemen wie z.B. UPt3 (γ = 60) ist das ein sehr kleiner Wert. Dieser deutliche Unterschied zu den Schwere-FermionenSystemen spricht gegen sehr starke Korrelationen der Elektronen im FeSi. 1 MPI für Festkörperforschung, Stuttgart [1] M. Fäth et al., Phys. Rev. B 58, 15483 (1998). [2] Aeppli and Z. Fisk, Comments on Cond. Mat. Physics (Gordon and Breach, Science Publishers S.A., United Kingdom, 1992), vol. 16, pp. 155–165. [3] Z. Fisk, J. L. Sarrao, S. L. Cooper, P. Nyhus, G. S. Boebinger, A. Passner, and P. C. Canfield, Physica B 223, 409 (1996). [4] Tajima, Y. Endoh, J. E. Fischer, and G. Shirane, Phys. Rev. B 38, 6954 (1988). [5] Y. Takahashi, J. Phys.: Condens. Matter 9, 2593 (1997). [6] D. Menzel, D. Zur, and J. Schoenes, J. Magn. Magn. Mater. 272-276, 130 (2004). [7] J. H. Wernick et al., Mater. Res. Bull. 7, 1431 (1972). [8] V. Jaccarino et al., Phys. Rev. 160, 476 (1967). [9] D. Menzel, M. Finke, T. Donig, A.-M. Racu, J. Schoenes, Physica B: Condensed Matter 378-380, 718 (2006).