Mag0304_4.DOC 22 11/12/2003 Gesamtdrehimpuls J = 0 ist: Bi, Ar, Cu, kovalente Halbleiter, Ionenkristalle. Da χ dia << 1 ist, wirkt am Ort der Atome das angelegte Feld B: B int = B ext . In einem freien Atom heben sich Zentrifugalkraft und Coulombkraft auf: m eω 02 r = Ze 2 . 4πε 0 r 2 Beim Anlegen eines Magnetfelds ändert sich die Frequenz (siehe schöne Herleitung in Jäger und Perthel) m eω 2 r = Ze 2 Ze 2 + e ( v × B ) = + eω rB . 4πε 0 r 2 4πε 0 r 2 Für die neue Frequenz erhält man 2 eB eB ω2 = ω L + ω 0 1 + L2 , ω= + ω0 1 + 2me ω0 2me ω0 eB definieren kann. In 2m e Laborexperimenten ist normalerweise eB sehr klein (ω L << ω 0 ). Damit erhält man wobei man auf natürliche Weise die Larmorfrequenz ω L = ω = ωL +ω0 . Beachte: Für die Zyklotronresonanz freier Ladungsträger (siehe FestkörperphysikVorlesung) hat man den umgekehrten Grenzfall ω L >> ω 0 , da die Fermigeschwindigkeit viel kleiner ist als ω 0 r und man erhält: ω c = ω = ω L + ω L = 2ω L . Die Zyklotronfrequenz ist also “doppelt so gross” wie die Larmorfrequenz. Die Larmorfrequenz von Z Elektronen entspricht einem Strom, der gegeben ist durch ( T = 2π / ω L ) I = ( −Ze) ω 1 eB Ze2 B = ( −Ze) ⋅ L = (−Ze) =− . T 2π 4πme 4πme Wir berechnen jetzt die Magnetisierung: Dazu muss man zuerst das magnetische Moment berechnen Ze 2 B Ze 2 B 2 µ dia = IA = − π ρ2 = − ρ . 4π me 4me Mag0304_4.DOC 23 11/12/2003 Zur Illustration nehmen wir eine kugelförmige Ladungsverteilung an. Damit erhält man für das mittlere Abstandsquadrat ρ 2 = x2 + y 2 = 2 2 r . 3 Für die Magnetisierung folgt (n: Anzahl Atome pro Volumeneinheit) M = nµ dia = − ne 2 B Z r2 . 6me Damit erhält man für die diamagnetische Suszeptibilität das klassische Langevin Ergebnis M µ0 M µ ne 2 χ dia = = =− 0 Z r2 . H B 6me Cu χ dia ist sehr klein, Beispiel Kupfer: χ dia = −1.1 ⋅10 −6 und rechtfertigt die Annahme, dass B int ≅ B ext ist. Beachte, das Z sollte als eine Art effektives Z interpretiert werden. Viele Materialien werden gut mit dem Modell von Langevin beschrieben, das im wesentlichen auf eine Berechnung des mittleren Abstandquadrats der Elektronen hinausläuft. Wir werden sehen, dass auch magnetische Materialien einen diamagnetischen Beitrag liefern, der meist sehr klein ist und vernachlässigt werden kann. Die diamagnetische Suszeptibilität hängt innerhalb der getroffenen Annahmen nicht von der Temperatur ab. 1.3.6. Diamagnetismus: Quantenmechanische Behandlung Wir wollen jetzt den Diamagnetismus mit Hilfe der Quantenmechanik herleiten. Wir betrachten dazu den Hamiltonoperator eines Atoms Z p2 H 0 = ∑ i + Vi (r ) , i =1 2m e der sich aus der kinetischen Energie und der potentiellen Energie der Z Elektronen zusammensetzt. Die Eigenwerte und Wellenfunktionen von H0 seien bekannt. Nun legen wir ein Magnetfeld B an und wählen die Eichung A(r ) = 1 (B × r) 2 Mag0304_4.DOC 24 11/12/2003 für das Vektorpotential A. Aus der Quantenmechanik ist bekannt, dass man im Hamiltonoperator den Impuls p durch den kanonischen Impuls p − qA ersetzten muss. Man erhält ( q = −e , µ B = − eh /( 2m e ) ) Z Z (p + eA (ri )) 2 ep i ⋅ A(ri ) e 2 A( ri ) 2 H = ∑ i + Vi (r ) + gµ B B ⋅ S = H 0 + ∑ + + gµ B B ⋅ S i 2me me 2m e i =1 i =1 Z H = H0 + ∑ i =1 ep i ⋅ (B × ri ) e 2 (B × ri ) 2 + + gµ B B ⋅ S = 2me 8me e2 8 me H = H 0 + µ B ( L + g S)B + Z ∑ (B × r ) 2 i . i =1 Hier haben wir L = ∑ L i und S = ∑ S i gesetzt. Der mittlere Term beschreibt den paramagnetischen Anteil und der letzte Term den diamagnetischen Anteil. Beachte, dass im obigen Model die Spin-Bahn Kopplung ∝ L ⋅ S in H 0 berücksichtigt ist. Zur Berechnung der freien Energie brauchen wir einen Ausdruck für die Energieänderung des Grundzustands in einem Magnetfeld. Für B = (0,0, B z ) erhalten wir in Störungstheorie 1. Ordnung für den diamagnetischen Anteil ∆E = e2B 2 8me Z ∑ 0 | xi2 + y i2 | 0 = i =1 e2B 2 8m e Z 2 ∑3 0|r i 2 |0 . i =1 Der letzte Schritt gilt nur für gefüllte Elektronenschalen (L = 0, S = 0, J = 0), weil nur dann die Ladungsverteilung kugelsymmetrisch ist. Aus der Thermodynamik ( dF = − SdT − pdV − MdB ) folgt für n Atome pro Volumeneinheit M =− ∂F ∂E e 2B Z 2 = −n = −n ∑ ri . ∂B ∂B 6me i=1 Damit erhält man für die diamagnetische Suszeptibilität in Störungstheorie 1. Ordnung einen fast identischen Ausdruck wie in der klassischen Näherung: χ dia M µ0 M µ 0 ne2 =− ≅− =− H B 6me Z ∑ ri 2 . i =1 In erster Näherung ist χ dia wiederum unabhängig von T, da angeregte Zustände meistens nur schwach populiert sind. Mag0304_4.DOC 25 11/12/2003 Im Prinzip sind nur die Elektronen in den äusseren Schalen wichtig, da der Term ri 2 für die inneren Schalen klein ist (stimmt das?) und man kann Z durch Z eff ersetzen und erhält χ dia ≅ − µ 0 ne 2 Z eff r 2 , 6m e wobei r der Radius der äusseren Schale ist. In ionischen Kristallen wie NaF, NaCl etc. beobachtet man tatsächlich dieses Verhalten (siehe Figur 2.2 in Blundell). Für Moleküle mit delokalisierten π-Elektronen wie Graphit ist χ dia anisotrop: Gross für B senkrecht zur Ebene und klein für B in der Ebene. Beachte: Falls Elektronenschalen nicht vollständig gefüllt sind, ergeben sich positive Werte für χ (à Paramagnetismus), die viel grösser sind als χ dia (siehe Ashcroft Mermin, p. 648). Grössenordnung der Suszeptibilität: Für r = 1 Å erhält man (siehe Jäger und Perthel p. 15) χ dia = −35 .4 ⋅10 −12 m 3 Mol −1 . Für den Beitrag von Leitungselektronen siehe JP p. 16. 1.3.7. Paramagnetismus Paramagnetismus tritt in Materialien mit einer ungeraden Zahl von Elektronen auf. Sauerstoff ist aber ein Beispiel eines paramagnetischen Materials mit einer geraden Anzahl von Elektronen. Diese Materialien haben bereits in Nullfeld ein magnetisches Moment, im Gegensatz zu diamagnetischen Materialien, in denen das Moment durch das äussere Feld induziert wird. Liegt kein Feld an, zeigen die Momente in willkürliche Richtungen. Bei sehr hohen Feldern werden alle Momente ausgerichtet und der Körper ist vollständig magnetisiert. Für eine halbklassische Betrachtungsweise verweisen wir auf die Literatur (Blundell p. 23) und die Vorlesung Festkörperphysik. Das klassische Ergebnis lautet: µz µ = coth( y ) − 1 ≡ L( y ) . y L( y ) nennt man Langevin-Funktion, y = µB /( k B T ) und µ z bezeichnet das mittlere Moment entlang B. Im Grenzfall y << 1 erhält man µz µ ≅ µB 3k BT woraus folgt: χ=n µ 0µ 2 . 3k BT Mag0304_4.DOC 26 11/12/2003 Das Ergebnis zeigt, das χ umgekehrt proportional zu T ist (Curie-Gesetz), was man auch tatsächlich beobachtet. Die Curie-Konstante C = nµ 0 µ 2 /( 3k B ) ist aber nur korrekt für „klassische“ Spins, d.h. wenn µ >> µ B ist. Als nächstes betrachten wir jetzt ein quantenmechanisches System mit S = 12 . Das magnetische Moment ist gegeben durch µ = − gµB S . Legt man ein Magnetfeld an, dann erzeugt man 2 Zeeman-Niveaus deren Energie gegeben ist durch (wir setzen g = 2.0000) E = −µ ⋅ B = ± µ B B . Die Besetzung der zwei möglichen Zustände m1 / 2 = ± 12 ist gegeben durch BoltzmannFaktoren exp( − E / k B T ) . Mit der Abkürzung x ≡ µ B B /( k B T ) erhält man N −1 ex = x + N 1 e + e−x mJ µL 1/2 -µB -1/2 µB 2 N −1 2 2 2µBB N1 2 N −1 + N 1 2 2 = −x e . e + e−x x 1.0 Besetzung des unteren Zustands Besetzung 0.8 0.6 0.4 Besetzung des oberen Zustands 0.2 0.0 0 1 2 x = µΒB/kB T 3 4 File Magnetismus.opj Die Magnetisierung der Probe ist gerade proportional zur Differenz der beiden Kurven und man erhält mit N = N − 1 + N 1 2 2 Mag0304_4.DOC 27 M = 11/12/2003 1 e x − e− x µ B (N −1 − N 1 )µ B = n µB x = nµ B tanh B . − x 2 2 V e +e kBT Für x << 1 , d.h. hohe Temperaturen ist tanh x ≅ x und man erhält M = nµ B µ B B nµ B2 = , kBT k BT Für die paramagnetische Suszeptibilität folgt χ para ( S = 12 ) = 2 2 2 M µ 0 M nµ 0 µ B nµ 0 g µ B S ( S + 1) ≅ = = , H B k BT 3k BT das um einen Faktor 3 vom klassischen Langevin-Resultat abweicht. Für S = 12 ist es besonders dramatisch, da S ( S + 1) = 3 4 ≠ S2 = 1 4 ist! 100 0.20 Suszeptibilität 80 0.16 0.12 χpara = C/T 40 -1 χpara = T/C 20 0 1/χpara χ para 60 0.08 0.04 0 40 80 T (K) 120 0.00 160 File Magnetismus.opj Berechnung für allgemeine J: Für beliebige J hat man 2 J + 1 Niveaus und man erhält für die potentielle Energie E J z EJz eines Moments mit der z-Komponente des Drehimpulses J EJ z = gµ B J z Bz . Der g-Faktor ist gegeben durch die Landé-Gleichung: Mag0304_4.DOC 28 11/12/2003 J ( J + 1) + S ( S + 1) − L ( L + 1) . 2 J ( J + 1) g = 1+ Unter der Annahme, dass die Energie für die angeregten J-Multipletts viel grösser ist als E J z = gµ B JB z , dann erhält man für die Magnetisierung J M =n ∑ gµ J z =− J B J ze J ∑ e − E J z / k BT − E J z / k BT = ngµ B ∑ ( J / J )e J ∑e aJ z / J z aJ z / J , J z =− J wobei a = gµ 0µ B JH /( k BT ) . Man sieht, dass der Zähler gerade der Ableitung des Nenners entspricht und man erhält M = ngµ B J d J aJ z / J ln ∑ e da J z =− J . Dies ist eine geometrische Reihe mit dem Quotienten e − a / J und es ergibt sich durch Summation und daraus folgende Differentiation der Ausdruck gµ µ JH 2J + 1 2J +1 1 a M = ngµ B J coth a coth = ngµ B JB j 0 B − 2J 2J 2 J 2J k BT . B J (a ) nennt man die Brillouin-Funktion. Für J = 12 erhält man natürlich wieder das Resultat B 1 (a ) = tanh( a) . 2 Für den Grenzfall kleiner Magnetfelder ( a << 1 ) kann man BJ (a ) entwickeln und man erhält B J ( a) = J +1 a. 3J Dann gilt für die Magnetisierung M = ngµ B J und die Suszeptibilität J + 1 gµ 0 µ B JH H = ng 2 µ 0 µ B2 J ( J + 1) 3J k BT 3k B T Mag0304_4.DOC χ = ng 2 µ 0 µ B2 J ( J + 1) 29 11/12/2003 H nµ 0 g 2 µ B2 J ( J + 1) nµ 0 2 C = = µ eff = , 3k B T 3k B T 3k B T T wobei das sogenannte effektive Moment gegeben ist durch µ eff = gµ B J ( J + 1) . Man erhält damit wiederum das Curie-Gesetz C ∝ T −1 . Im klassischen Grenzfall J → ∞ wird das Resultat von Langevin reproduziert. Durch Messen der Temperaturabhängigkeit der paramagnetischen Suszeptibilität kann man µ eff eines Materials bestimmen, indem man 1/ χ para gegen die Temperatur T aufträgt. Die Steigung entspricht dann gerade der inversen Curiekonstanten C −1 . Die folgende Figur nach W. E. Henry, Phys. Rev. 88, 559 (1952) zeigt das magnetische Moment für die L = 0 Ionen • • • I: Cr3+ ( S = 3 / 2 ) II: Fe3+ ( S = 5 / 2 ) III: Gd3+ ( S = 7 / 2 ). 0 1 2 3 4 B/T (T/K) Die Übereinstimmung der Brillouinfunktion mit dem Experiment ist sehr gut.