B.Sc. Lorena Röske Salmonellen – immer noch aktuell In warmen Sommermonaten sind sie die ungebetenen Gäste einer jeden Grillparty! Besonders Fleischsalate, Cremes oder Tiramisu sind beliebte Speisen, in denen Salmonellen hervorragend leben und sich vermehren können. Die Bakterien der Gattung Salmonella sind in der Umwelt weit verbreitet und gelten daher als die wichtigsten bakteriellen Durchfallerreger bei Menschen. Das Hauptreservoir der Salmonellen sind Tiere, wobei diese nur sehr selten daran erkranken. Aus diesem Grund sind landwirtschaftliche Nutztiere wie Schweine, Geflügel, Rinder und daraus erzeugte Lebensmittel Hauptüberträger der Salmonellen. Durch den Verzehr tierischer Lebensmittel werden Salmonella-Keime direkt auf den Menschen übertragen. Sie zählen aus diesem Grund zu den Zoonosen. Salmonellen sind bewegliche, gramnegative Stäbchen, die zur Familie der Enterobacteriaceae gehören. Sie können sowohl aerob als auch anaerob wachsen. Auf der Außenhülle der Bakterien sind peritrich Geißeln angeordnet, die als Fortbewegungsmittel dienen. Mit Hilfe von Fimbrien können sich die Bakterien an die Darmwand des Wirtes heften oder durch Pili genetisches Material, demnach auch Resistenzen, zwischen den einzelnen Stämmen übertragen. Ordnung und Differenzierung der Salmonellen in verschiedene Serovare erfolgt durch die vorhandene Struktur der Oberflächen-(O)- und Geißel-(H)-Antigene nach dem White-Kauffmann-Le Minor-Schema. Derzeit sind etwa 2500 Serovare bekannt, die eine Gattung mit den beiden Arten Salmonella en- terica und Salmonella bongori bilden. Salmonella enterica wird nochmals in 6 Subspezies unterteilt. Die Gruppe der Subspezies I wird wiederum in ca. 1500 zumeist mit Eigennamen bezeichnete Serovare gegliedert. Im Vergleich dazu werden die Untergruppen der anderen Subspezies nur durch ihre Antigenformel bezeichnet. Die meisten der 2500 Serovare können bei Menschen und allen Tierarten vor- kommen. Einige Serovare hingegen wie Salmonella typhi, Salmonella paratyphi, Salmonella gallinarum, Salmonella dublin sind wirtsspezifisch und nur bei Menschen, Hühnern und Rindern zu finden. Bei der Salmonellose handelt es sich um die klassische Lebensmittelinfektion. Die Infektion erfolgt durch die orale Aufnahme von Salmonellen. In Deutschland ist der Serotyp Sal- Abb. 1: Jahreszeitliche Verteilung der gemeldeten Salmonellose-Fälle von 2015 in Deutschland. Quelle: Robert Koch-Institut: SurvStat, https://survstat.rki.de/, Deutschland: 20.06.2016. 18 geachtet werden, dass der Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt ausgeglichen wird. Eine Antibiotikatherapie wird bei gastroenteritischem Verlauf nicht angewendet, da sich hierdurch die Zeit der Bakterienausscheidung verlängern kann. Die Salmonella-Erkrankungen beim Menschen werden in zwei unterschiedliche Verlaufsformen, der typhösen und der enteritischen Form, unterschieden. Diese sind abhängig von der Infektionsdosis und dem klinischen Bild. Abb. 2: Anzahl der gemeldeten Salmonellose-Fälle nach Altersgruppen differenziert am Beispiel des Jahres 2015 in Deutschland. Quelle: Robert Koch-Institut: SurvStat, https://survstat.rki.de/, Deutschland: 14.06.2016. monella enteritides am weitesten verbreitet. Dieser wird hauptsächlich durch nicht ausreichend erhitzte Eier, eihaltige Speisen und deren Zubereitungen bei Verzehr auf den Menschen übertragen. Ein besonders großes Risiko an einer Salmonellose zu erkranken, besteht dann, wenn in den Speisen Rohei verarbeitet wurde. Besonders die in den Sommermonaten beliebten Speisen wie Speiseeis, Salate mit Ei und Mayonnaise, Kuchenteige, Eischäume oder Cremes bergen ein großes Potenzial Salmonellen zu übertragen. Hierzu zählen auch rohes, bzw. nicht oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch und Fleischerzeugnisse wie Fleischsalate, Rohwurst, Hackfleisch und Schlachtgeflügel. Im Hinblick auf Kreuzkontaminationen bergen aber auch kontaminierte Oberflächen und nicht primär belastete Lebensmittel bedingt durch den Kontakt mit bereits infizierten Menschen ein hohes Infektionsrisiko. Oftmals werden bei der Vorbereitung von Grillpartys Salate mit demselben Messer zerkleinert wie beim Zubereiten von Hühnerschenkel. Eine Kreuzkontamination ist die Folge. Die minimale infektiöse Dosis bewegt sich für den Erwachsenen zwischen 104 – 106 Keimen. Befinden sich Salmonellen in stark fetthaltigen Lebensmitteln wie Schokolade, Erdnussbutter, Käse, Salami oder Gewürzen ist eine Salmonella- Erkrankung bereits bei einer Infektionsdosis von unter 100 Keimen möglich. Die Inkubationszeit beträgt 6 – 72 Stunden, in der Regel 12 – 36 Stunden und ist abhängig von der Infektionsdosis und dem Serovar. Die Dauer der Erregerausscheidung beläuft sich bei einem Erwachsenen auf einen Monat und bei Kindern unter 5 Jahren auf bis zu 7 Wochen oder länger. Die Manifestation der Salmonellose erfolgt meist als akute Darmentzündung mit folgenden Symptomen: plötzlich einsetzender Durchfall, Kopf- und Bauchschmerzen, Unwohlsein, Erbrechen und Fieber. Patienten, die an einer SalmonelloseInfektion erkrankt sind leiden einige Tage an den genannten Symptomen. Oftmals resultiert eine starke Dehydrierung, die besonders für kleine Kinder, ältere, schwangere und immungeschwächte Menschen ge- fährlich sein kann. Besonders gefährdet sind Kinder unter 5 Jahren und Menschen über 60 Jahren. Laut der Daten von SurvStat des Robert-Koch-Instituts wurden im Jahr 2015 in Deutschland insgesamt 2003 Salmonellose-Fälle bei Kindern im Alter von 0 – 4 Jahren gemeldet. Außerdem wurden insgesamt 469 Fälle bei Personen im Alter von 40 - 44 Jahren und 648 Fälle bei Personen im Alter von 60 – 64 Jahren ermittelt. Hierdurch wird deutlich, dass mehr als dreimal so viele Kinder im Alter von 0 4 Jahren an Salmonellose erkranken als Personen im Alter von 40 – 44 Jahren. Außerdem ist ein Anstieg der gemeldeten Fälle in der Altersgruppe der 60 – 64- Jährigen um ca. 38% im Verhältnis zu den 40 – 44-Jährigen zu verzeichnen (siehe Abbildung 2). Die Gesamtletalität bewegt sich bei unter 0,1%. Salmonella-Erreger können jedes Organ besiedeln und Abszesse, septische Arthritis, Cholezystitis, Endokarditis, Meningitis, Perikarditis, Pneumonie, Pyodermie oder Pyelonephritis hervorrufen. Bei der Salmonellose-Therapie muss darauf Die typhöse Form wird vorwiegend durch die Serovare S. typhi, S. paratyphi A, B und C ausgelöst. Die Salmonella-Erreger werden von Mensch zu Mensch übertragen, indem sie oral aufgenommen werden und sich anschließend rasch über die Blutbahn verbreiten. Die Inkubationszeit beträgt wenige Tage bis 3 Wochen. Symptome der typhösen Verlaufsform sind Diarrhoe, hohes Fieber und Organschäden an Darm, Herz, Leber, Niere und Galle. Bei der enteritischen Verlaufsform ist die Infektionsdosis deutlich höher und die Inkubationszeit mit 1 - 5 Tagen niedriger als bei der typhösen Verlaufsform. Aufgrund der Darmentzündungen ist auch hier mit Symptomen wie Diarrhoe und leichtem Fieber zu rechnen. Bei Tieren tritt diese Form oftmals auch ohne Symptome auf. Um das Kontaminationsrisiko mit Salmonella-Erregern so gering wie möglich zu halten, ist es zwingend notwendig Präventivmaßnahmen zu ergreifen. Ein breites Temperaturspektrum von 10 – 47 °C ermöglicht Salmonellen ein hervorragendes Wachstum. Das Temperaturoptimum liegt bei 37 °C. Demnach sind die Salmonella-Erreger auf den verschiedensten Lebensmitteln bis zu mehreren Monaten überlebensfähig. Selbst das Einfrieren tötet sie nicht ab. Aus diesem Grund sollten folgende Maßnahmen neben der konsequenten Einhaltung von hygienisch einwandfreien Bedingungen bei der Gewinnung, Be- und Verarbeitung, Lagerung, Transport und Verkauf von