Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum

Werbung
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
157
Die Sinfonie als Ansprache an ein
Massenpublikum
Konzertformate, Publikum und sinfonische
Aufführungspraxis der Beethovenzeit
Stefan Weinzierl
1
2
3
Paul Bekker, Die Sinfonie von
Beethoven bis Mahler, Berlin
1918, S. 13.
Ebenda, S. 17.
Carl Dahlhaus, Ludwig van
Beethoven und seine Zeit, Laaber 1987, S. 109ff.
»Die sinfonische Gattung ist für den schaffenden Musiker das Mittel, sich durch die Instrumentalmusik einem größeren Hörerkreise mitzuteilen. Aus der Vorstellung dieses Hörerkreises heraus konzipiert er das Werk und gestaltet es im einzelnen. Er komponiert also
nicht nur das, was in der Partitur deutlich zu lesen steht, er komponiert auch gleichzeitig
ein ideales Bild des Raumes und der Hörerschaft. Dieses Bild des Raumes und der Hörerschaft ist nicht etwa erst eine indirekte Folge des Kompositionsaktes, sondern es ist ein
zeugendes Element dabei.«1
Im Gegensatz zu einer wissenschaftlichen Tradition, welche die Sinfonie
vor allem als eine Sonate in Orchesterbesetzung verstand und nach klassischen, musikanalytischen Kriterien, wie formalem Aufbau und thematischer Entwicklung, untersuchte, wollte der Musikwissenschaftler und Beethoven-Forscher Paul Bekker (1882–1937), von dem das vorangestellte Zitat stammt, die sinfonische Gattung zuallererst als ein gesellschaftliches
Phänomen verstanden wissen. Diese gesellschaftliche Perspektive schließt
nach seinem Verständnis das Publikum ebenso ein wie den Orchesterapparat, mit dem sich der Komponist seinem Hörerkreis mitteilt, sowie
den Aufführungsraum, in dem sich der musikalische Kommunikationsprozess zwischen Komponist, Ausführenden und Publikum abspielt.
Mit der Entstehung eines breiten bürgerlichen Hörerkreises als kulturtragender Schicht, mit der Errichtung der ersten großen Konzertsäle und
der Ausbildung eines festen, sinfonischen Aufführungsrituals im Verlauf
des 19. Jahrhunderts schien erst diese moderne Form des Konzertwesens
wesentliche Elemente von sinfonischer Aufführung und Rezeption, wie
Intensität, Konzentration und Dynamik sowie die »gesellschaftsbildende
Kraft«2 der großen Versammlung im Konzertsaal, zu gewährleisten. In der
Tradition Bekkers verstand man die sinfonische Aufführung als an ein
»Massenpublikum« gerichtet und Beethovens Sinfonien selbst, insbesondere natürlich die Neunte, als Verkörperung des Monumentalen.3
Bereits wenige Jahre nach Bekkers Veröffentlichung war der strukturelle Zusammenhang dieser Elemente durch das aufziehende Medienzeitalter bedroht. Der Kommunikationsrahmen des großen Konzertsaals wurde
in der Rundfunkübertragung, die Anfang der 1920er Jahre ihren regelmäßigen Betrieb aufnahm, aufgelöst. Während seiner Zeit im amerikanischen
Exil argumentierte Theodor W. Adorno im Jahr 1934 mit Verweis auf Bekkers Aufsatz, dass durch die Übertragung Beethoven’scher Sinfonien im
Radio, durch die Versetzung von sinfonischem Ereignis und sinfonischem
Klang in den privaten Raum des Rundfunkhörers die Proportion zwischen
Kunstwerk und Betrachter so gravierend gestört sei, dass Wesen und Einheit des Werks und der Gattung verloren sei. Im Rundfunk erschlaffe
158
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
»die intensive Totalität der Sinfonie zur chronologischen Folge von Episoden«.4
Dass Elemente wie die Dimension von Klangkörper und Aufführungsraum sowie die akustische und soziale Rezeptionssituation konstitutiv
für das Wesen musikalischer Gattungen sind – man denke an die Kirchenmusik oder die Kammermusik, wo sich der Gattungsbegriff selbst durch
den Aufführungsraum definiert –, dürfte heute zum Konsens eines musikalischen Diskurses gehören, der sich zunehmend von der Fixierung auf
den Notentext des einzelnen Werks gelöst und eine kulturwissenschaftliche Perspektive zueigen gemacht hat. Für Disziplinen wie die Musiksoziologie oder die musikalische Aufführungspraxis sind solche Aspekte
in das Zentrum der Betrachtung gerückt.
So klar wie Bekker und Adorno das Wesen der Sinfonie durch den Konzertbetrieb ihrer eigenen Zeit repräsentiert sahen, so unklar und widersprüchlich gerät das Bild allerdings, wenn wir uns am historischen Format von Hörerschaft und Orchester oder an den Aufführungsräumen der
Beethovenzeit orientieren wollen. Hier stehen bereits bei einem oberflächlichen Blick zeitgenössische Dokumente wie Anton Schindlers Bericht über eine Aufführung der 7. Sinfonie vor einer »nahezu aus 6000
Zuhörern bestehenden Versammlung« und einem entsprechend groß besetzten Orchester5 anderen Quellen gegenüber, wie Beethovens Notiz, in
der er für eine Aufführung der gleichen Sinfonie »wenigstens 4 Violinen,
4 Sekund, 4 Prim, 2 Kontrabässe 2 Violonschel«6, also eher ein kammermusikalisches Format, anfordert.
Bei einer näheren Betrachtung der historischen Quellen wird deutlich, dass sich für die Epoche um 1800, die mit dem Übergang von einer
aristokratisch-höfischen Musikkultur zu einem bürgerlichen Konzertbetrieb moderner Prägung einen tiefgreifenden Wandel markiert, isolierte
Zeugnisse nur schwer zu einem konsistenten Bild der historischen Aufführungspraxis von Beethovens Orchesterwerken zusammensetzen lassen. Erst eine Zusammenschau aller verfügbaren Quellen über Publikum,
Orchesterstärke und Aufführungsräume während seiner Wiener Zeit, also
für die Jahre 1792–1827, vermag Spezifika und Kontinuitäten, vor allem aber
auch den Wandel der Aufführungspraxis sichtbar zu machen, den der
Komponist, der meist auch Veranstalter, Dirigent oder Solist seiner Aufführungen war, selbst miterlebte. Aufgrund der außerordentlich hohen
Wertschätzung, die Beethovens Werke bereits zu seinen Lebzeiten genossen – für den oben genannten Zeitraum lassen sich mehr als 250 Aufführungen seiner Orchesterwerke in Wien nachweisen (Tab. 1) –, verfügen wir über umfangreiches Material für eine solche Zusammenschau.
4
5
6
Theodor W. Adorno, Ȇber die
musikalische Verwendung
des Radios«, in: Gesammelte
Schriften, Bd. 15, Frankfurt a.M.
1976, S. 369–401, hier S. 379.
Anton Schindler, Biographie
von Ludwig van Beethoven.
Erster Theil, Münster 1871 (Reprint Hildesheim 1970), S. 198.
Briefwechsel Gesamtausgabe, hg. von Sieghard Brandenburg, Bd. 2, Nr. 640, S. 342.
159
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
Saison
Raum
7
Für eine detaillierte Dokumentation aller Aufführungen vgl. Stefan Weinzierl,
Beethovens Konzerträume.
Raumakustik und symphonische Aufführungspraxis an der
Schwelle zum modernen Konzertwesen, Frankfurt a.M.
2002, Anhang I.
1794/95–
1806/07
1807/08–
1814/15
1815/16– Summe
1826/27
Theater
Burgtheater
6
Kärntnertortheater
Theater an der Wien 4
7
5
11
2
26
5
15
31
20
Gr0ße Repräsentationssäle
Gr. Redoutensaal
Kl. Redoutensaal
Universität
Landhaus
7
8
15
1
36
13
6
38
43
23
21
39
Aristokratische Festsäle
Palais Lobkowitz
von Würth
4
4
2
Restaurants und
Tanzsäle
Augarten
Mehlgrube
Zum röm. Kaiser
Zum roten Igel
Gundelhof
12
6
1
3
3
9
3
4
2
21
10
6
4
2
andere
Summe
4
36
2
68
4
151
10
255
22
6
4
Tabelle 1: Aufführungen und Aufführungsräume Beethoven’scher Orchesterwerke in Wien
in der Zeit von 1795 bis 1827. In den Spalten sind die Aufführungen der jeweiligen Konzertsaisons (September bis August) zusammengefasst. Bei den Aufführungsräumen lassen sich
vier Kategorien unterscheiden, die mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Sphären, einer
unterschiedlichen Architektur und Akustik und unterschiedlichen Rezeptionssituationen
korrespondieren.7
Sinfonische Aufführungen um 1800
Eine Entwicklung, in deren Verlauf sich sinfonische Aufführungen allmählich aus einer höfisch-aristokratischen Sphäre lösten, war im Zentrum des
Habsburger-Reiches noch kaum abzusehen, als Beethoven im Jahr 1792 endgültig nach Wien übersiedelte. Für einen bürgerlichen und kommerziell organisierten Konzertbetrieb bestanden zu dieser Zeit weder die gesellschaftlichen noch die institutionellen Voraussetzungen. Auch einen öffentlich zugänglichen und ausschließlich zu diesem Zweck errichteten Konzertsaal gab
es nicht – er wurde erst im Jahr 1831, vier Jahre nach Beethovens Tod, eröffnet. Ebenso wenig gab es ein festes Format für sinfonische Aufführungen –
etwas, das man als typisches »Sinfoniekonzert« beschreiben könnte.
Bezeichnend für die vielfältigen Traditionen musikalischer Aufführungen ist bereits die Terminologie, unter der sie in Zeitschriften oder auf
Programmzetteln angekündigt und seit dem Erscheinen der ersten musikalischen Zeitschriften um 1800 auch rezensiert wurden. Während die
heutige Bezeichnung »Konzert« zu dieser Zeit nur selten verwendet wurde, lassen sich in Wien um 1800 drei Traditionslinien für sinfonische Aufführungen ausmachen:
Der wichtigste Ort öffentlich zugänglicher Konzerte waren die »musikalischen Akademien« in den Theatern der Stadt. In den beiden Hoftheatern, dem Burgtheater und dem Kärntnertortheater, ebenso wie in den
privat betriebenen Theatern sowie dem zeitweise privat, zeitweise als
Hoftheater geführten Theater an der Wien wurden an Tagen, an denen
160
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
keine Oper und kein Schauspiel auf dem Spielplan stand, solche Akademien veranstaltet. Der Terminus verweist auf die Tradition der geschlossenen, wissenschaftlich-künstlerischen Gesellschaften nach italienischem
Vorbild, auch wenn sich der Ablauf musikalischer Akademien um 1800
bereits durch nichts mehr von einem öffentlichen Konzert unterschied.
An bestimmen höfischen oder kirchlichen Feiertagen, insbesondere während der Fastenzeit und der Adventszeit, war die Aufführung dramatischer Werke, d.h. von Schauspiel und Oper, nicht gestattet. Somit wurde
das Theater Mitgliedern des Theaterorchesters, reisenden und ansässigen
Virtuosen oder sozialen Institutionen und Wohltätigkeitsanstalten gegen ein Entgelt für Konzerte überlassen. Beethoven trat selbst mehrmals
als Veranstalter solcher Akademien auf, zum ersten Mal am 2. April 1800,
als er im Burgtheater die 1. Sinfonie und eines der beiden frühen Klavierkonzerte (op. 15 oder op. 19) zur Uraufführung brachte. Auch die Sinfonien 2–6 ebenso wie das Violinkonzert wurden – zum Teil nach privaten
Vorpremieren – im Theater an der Wien zum ersten Mal öffentlich aufgeführt. Das Fassungsvermögen der Wiener Theater reichte von etwa 1500
Plätzen im Burgtheater bis zu über 2000 Plätzen in dem 1801 neueröffneten Theater an der Wien. Die Konzerte waren, ebenso wie Oper und Schauspiel, für ein bürgerliches Publikum frei zugänglich. Für die Konzerte einer Fastenzeit oder einer Adventszeit wurden in der Regel eigene Abonnements aufgelegt, die Subskriptionen auf eine Loge galten ohnehin für eine
ganze Saison. Es spielte grundsätzlich das reguläre Orchester des Hauses
auf seinem angestammten Platz vor der Bühne, der allerdings nicht wie
heute abgesenkt, sondern auf einer Höhe mit dem Publikum im Parkett
lag und nur durch ein Holzgeländer von diesem getrennt war (Abb. 1 und
2). Lediglich bei Oratorien war es üblich, das zu diesem Anlass dann auch
meist erheblich stärker besetzte Orchester auf die Bühne zu stellen.
Eine zweite Traditionslinie bildet die aristokratische Musikpflege in
den Festsälen und Musikzimmern der zahlreichen Palais, in denen Orchesterwerke von einer Privatkapelle des Fürsten aufgeführt wurden. Mehr
als andere europäische Metropolen war Wien als Zentrum der Habsburgermonarchie geprägt durch eine Hocharistokratie, deren repräsentative
Stadtpaläste das Erscheinungsbild der barocken Residenzstadt mitbestimmten. In diesen Kreisen war die Pflege der Musik und die Unterhaltung einer eigenen Kapelle eine elitäre Konvention. Während Joseph
Haydns Arbeitgeber Fürst Esterházy noch ein komplettes Orchester beschäftigte, verfügte Beethovens Mäzen Franz Joseph Maximilian Lobkowitz nur über einen Kern von fest angestellten Instrumentalisten, der für
Opern- oder Orchesteraufführungen um zusätzlich verpflichtete Musiker erweitert wurde.8 So stellte der Fürst im Frühsommer 1804 Beethoven
eine erweiterte Hauskapelle für Probeaufführungen der 3. Sinfonie und
des Tripelkonzerts zur Verfügung. Im Januar 1805 fand für die Eroica – ebenso wie im Jahr 1807 für die 4. Sinfonie – eine private Aufführung im Palais
Lobkowitz vor geladenen Gästen statt, noch bevor beide Sinfonien im
Theater an der Wien bzw. im Burgtheater öffentlich uraufgeführt wurden. Bis in das Jahr 1810 waren Konzerte im Festsaal des Palais des Fürsten Lobkowitz eine feste Institution des Konzertlebens in Wien.
8
Jaroslav Macek, »Franz Joseph
Maximilian Lobkowitz. Musikfreund und Kunstmäzen«, in:
Sieghard Brandenburg / Martella Gutiérrez-Denhoff (Hg.),
Beethoven und Böhmen. Beiträge zu Biographie und Wirkungsgeschichte Beethovens,
Bonn 1988, S. 147–201.
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
161
Abbildung 1: Innenansicht des
Wiener Kärntnertortheaters zu
Beginn des 19. Jahrhunderts. Man
beachte den vor der Bühne gelegenen Orchesterraum, der ohne
Absenkung, nur durch ein Geländer vom Parkett getrennt war und
auch für Orchesterkonzerte, sogenannte Akademien, benutzt
wurde. Das Fassungsvermögen
des Theaters wird im Jahr 1828
mit 2400 Personen angegeben
(Stefan Weinzierl, Beethovens Konzerträume, Frankfurt a.M. 2002,
S. 65).
9
Johann Friedrich Reichardt,
Vertraute Briefe, geschrieben
auf einer Reise nach Wien und
den Österreichischen Staaten
zu Ende des Jahres 1808 und
zu Anfang 1809, eingeleitet
und erläutert von Gustav Gugitz, München 1915.
10 Carl Rosenbaums Tagebücher,
Österreichische Nationalbibliothek, Handschriftensammlung. Ausschnitte daraus in:
Else Radant (Hg.), Die Tagebücher von Joseph Carl Rosenbaum 1770–1829 (The Haydn
Yearbook 5), Wien 1968.
11 Ernst Bruckmüller, Sozialgeschichte Österreichs, Wien
2001, S. 261.
Die Hauskonzerte in den Residenzen der Wiener Aristokratie hatten
eine – aus heutiger Sicht – eigenartige Form der Halböffentlichkeit. Einerseits war der Zugang zu diesen Konzerten sicher nur auf Einladung möglich und insbesondere auf Seiten des Hochadels bestand weiterhin die
Tendenz, sich bevorzugt mit Angehörigen des gleichen Standes zu umgeben. Andererseits war es auch für musikinteressierte Mitglieder eines gehobenen Bürgertums möglich, durch Bekanntschaften oder Empfehlungen Zugang zu erhalten, wie dies etwa den Reiseberichten von Johann
Friedrich Reichardt9 oder den Tagebüchern des im Dienste Fürst Esterházys
stehenden Carl Rosenbaum10, beide bürgerlicher Herkunft, zu entnehmen
ist. Auch die in diesen Jahren als Sprachrohr einer musikinteressierten
Öffentlichkeit von Kennern und Liebhabern entstandenen Musikzeitschriften, wie das 1806 aufgelegte Wiener Journal für Theater, Musik und Mode
oder die Wiener Redaktion der seit 1798 in Leipzig erscheinenden Allgemeinen musikalischen Zeitung, berichteten darüber.
Am Vorbild aristokratischer Hauskonzerte, wie sie auch in den Residenzen anderer Beethoven-Verehrer, wie des Fürsten Moritz von Lichnowsky
(1771–1837) oder bei Beethovens Klavier- und Kompositionsschüler Erzherzog Rudolf von Österreich (1788–1831), stattgefunden haben, orientierte
sich auch eine bürgerliche Elite von nobilitierten Beamten, Unternehmern
und Bankiers. Nach 1800 nahm diese »zweite Gesellschaft« wachsenden
Anteil am kulturellen Leben und übernahm auch eine mäzenatische Funktion, welche die Monarchie und die Hocharistokratie aufgrund der aus
den Kriegen gegen Frankreich resultierenden Finanzschwäche immer weniger ausüben konnten.11 Das Spektrum privater Musikaufführungen
reichte von arrangierten musikalischen Unterhaltungen nach Tisch über
regelmäßige musikalische Salons bis zu Orchesterkonzerten, wie sie etwa
in der Saison 1804/05 an jedem Sonntagvormittag im Hause des Ban-
162
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
kiers von Würth stattfanden und etwa in der von August von Kotzebue
herausgegebenen Berliner Zeitung Der Freimüthige besprochen wurden.
»Die Musiken bei Herrn von Würth nähern sich ihrem Ende. Diese schöne Anstalt, in welcher
die Liberalität des Unternehmers die Musikkenner und Freunde aller gebildeten Stände versammelt, hat auch diesesmal beinahe durchaus nur die grössten musikalischen Meisterwerke eines Mozart, Haydn, Eberl, Beethoven, u.A. im vollen Glanze einer schönen und gelungenen Aufführung gezeigt.«12
Dort wurde neben der 1. Sinfonie und dem Klavierkonzert in c-Moll auch
die 3. Sinfonie am 20. Januar 1805 zum ersten Mal in Wien gespielt, drei
Tage vor einer ebenfalls halböffentlichen Aufführung im Palais Lobkowitz
und zweieinhalb Monate vor der ersten öffentlichen Aufführung im Theater an der Wien.13
Das in Schönfelds Jahrbuch der Tonkunst bereits im Jahre 1796 konstatierte Verschwinden aristokratischer Privatkapellen in Wien signalisiert
somit zunächst noch keinen generellen Rückgang aristokratisch-privater
Musikpflege in Wien, sondern eher eine Änderung des Erscheinungsbildes: Die feudale Institution der Hauskapelle, die nur zum Privatvergnügen
des Fürsten musiziert, ging in eine weltoffenere Form des Mäzenatentums über, bei dem Musiker nach Bedarf engagiert wurden und vor einem erweiterten Hörerkreis musizierten. Zu diesem Umfeld sind auch
die Aktivitäten der »Gesellschaft der Associierten Cavaliere« zu rechnen,
einer Gruppe von Aristokraten um die Person des Baron Gottfried van
Swieten, Präfekt der k.k. Hofbibliothek, die ab 1786 Oratorienaufführungen
im Saal der Hofbibliothek ausrichtete und in den Jahren 1798 und 1801
Haydns Oratorien Die Schöpfung und Die Jahreszeiten im Palais Schwarzenberg zur Uraufführung brachte.
Bei einer näheren Betrachtung des Repertoires, das in den privaten
bzw. halböffentlichen Konzerten der Aristokratie und eines wohlhabenden Bürgertums gepflegt wurde, fällt auf, wie schnell und umfassend
Beethovens Orchesterwerke in Wien nach 1800 rezipiert wurden. Eine
Erklärung dürfte zum einen im außergewöhnlich geschulten künstlerischen Urteil der Wiener Adels liegen, den der weitgereiste Berliner Komponist Johann Friedrich Reichardt bei einer ersten Reise nach Wien im
Jahr 1783 als »de[n] allermusikalischste[n], den es vielleicht je gegeben«14
erlebte. Daneben mag die Pflege einer als besonders anspruchsvoll geltenden Musik dazu beigetragen haben, sich im kulturellen Leben der Stadt
eine gewisse elitäre Distinktion zu sichern, die man mit dem Aufkommen einer bürgerlichen Musikkultur zu verlieren drohte.15 Für Beethoven
erscheint es andererseits nicht unwahrscheinlich, dass er Werke wie die
3. Sinfonie zunächst bewusst »einem Kreis von fürstlichen und kennerischen Meinungsträgern vor[führte], deren Zustimmung und Ausdauer
[...] ihm sicherer erschienen sein dürfte als diejenige eines breiteren Publikums, welchem er erst nach einer Pause von zweieinhalb Monaten die
neue Sinfonie darbietet«.16
Eine dritte Traditionslinie neben den überwiegend unter höfischer Kontrolle stehenden Theaterakademien und fürstlichen Privataufführungen
waren gegen Ende des 18. Jahrhunderts erste Initiativen von Privatunternehmern zur Auflage von Subskriptionskonzerten. Als Austragungsort
12 Der Freymüthige, oder Berlinische Zeitung für gebildete
unbefangene Leser, 19.4.1805,
S. 212.
13 Walter Brauneis, »›...Composta per festeggiare il sovvenire di un grand uomo‹. Beethovens Eroica als Hommage
des Fürsten Franz Joseph Maximilian Lobkowitz für Louis
Ferdinand von Preußen«, in:
Österreichische Musikzeitschrift 12 (1998), S. 4–24.
14 »Bruchstücke aus Reichardts
Autobiographie«, in: Allgemeine musikalische Zeitung
15 (1813), Sp. 665–674, hier
Sp. 673.
15 Tia DeNora, »Musical Patronage and Social Change in
Beethoven’s Vienna«, in: The
American Journal of Sociology 97/2 (1991), S. 310–346,
hier S. 344f.
16 Peter Schleuning, »Das Uraufführungsdatum von Beethovens ›Sinfonia eroica‹«, in:
Die Musikforschung 44 (1991),
S. 358.
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
17 Clemens Hellsberg, Ignaz
Schuppanzigh (Wien 1776–
1830). Leben und Wirken, Diss.
Wien 1979, S. 21f.
18 Allgemeine musikalische Zeitung 1 (1798/1799), Sp. 543.
19 Mary Sue Morrow, Concert Life
in Haydn’s Vienna. Aspects of
a Developing Musical and
Social Institution, New York
1989, S. 114ff.
163
kamen hierfür in Ermangelung eines öffentlichen Konzertsaals nur größere Restaurants und Tanzsäle in Betracht, ähnlich wie es in der Frühzeit des
öffentlichen Konzertwesens in anderen musikalischen Zentren wie Leipzig, Hamburg oder London zu beobachten ist. Zu diesen Veranstaltungen
gehörten die Konzerte im Gartenpalais des Augartens, die erstmals 1782
von dem Musikunternehmer Philipp Jakob Martin ausgerichtet wurden
und deren Organisation spätestens 1799 von dem Geiger und späteren
Beethoven-Intimus Ignaz Schuppanzigh übernommen wurde.17 Über den
Charakter dieser Konzerte berichtet die Allgemeine musikalische Zeitung:
»Herr Schuppanzigh giebt im großen Augartensaale die schöne Jahreszeit über 12 bis 16
Konzerte, die (was wohl ganz eigen ist) um 7 Uhr früh ihren Anfang nehmen, und gegen
2 Stunden dauern. Ausser den blasenden Instrumenten und Kontrabässen, sind alle Partien
von Dilettanten sehr zahlreich besetzt, und die Genauigkeit, mit welchem alles ausgeführt
wird [...] dient gewiss jedem Liebhaberkonzerte, und vielen Musikdirektoren, zum Muster.«18
Das als Restaurant bewirtschaftete Gartenpalais bestand aus zwei größeren Sälen, die Platz für etwa 300 bis 400 Zuschauer boten. Die Anwesenheit von Mitgliedern der Hocharistokratie wurde auch bei diesen Konzerten stets aufmerksam registriert und war zweifellos ein wichtiger Indikator für den Erfolg der Veranstaltung. Gleichzeitig war der Zugang zu
diesen Konzerten aber frei von sozialen Schranken. Auch der niedrige Eintrittspreis von 4 Gulden und 30 Kreuzer für ein Abonnement über insgesamt 24 Eintrittskarten war bemerkenswert, da der übliche Eintrittspreis
für Theaterakademien oder Konzerte, etwa in den Redoutensälen der Hofburg, zu dieser Zeit 1–2 Gulden betrug. In Relation zur monatlichen Miete
eines Zimmers in Wien von 12–16 Gulden oder zum Jahreseinkommen
eines Orchestermusikers am Hoftheater von 300–400 Gulden zu Beginn
des 18. Jahrhunderts19 war dies zumindest für ein weniger wohlhabendes Publikum außergewöhnlich attraktiv.
Rekonstruiert man aus den verfügbaren historischen Quellen die Orchesterstärken, die für Aufführungen von Beethovens Sinfonien verwendet wurden, so ergibt sich für die Zeit bis 1807 ein relativ einheitliches
Bild. Die wichtigsten professionellen Klangkörper im Musikleben Wiens
waren die Orchester der öffentlichen Bühnen. Sie begleiteten nicht nur
die Aufführung von Singspiel, Oper und Ballett; bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren Ouvertüre und Intermedien auch im Sprechtheater
selbstverständlicher Bestandteil jeder Aufführung. Wurde das Theater an
spielfreien Tagen für Konzerte genutzt, kam auch hier das Orchester des
Hauses zum Einsatz. Darüber hinaus wurden die Theaterorchester auch
für Konzerte außerhalb der Theater verpflichtet, zum Teil als komplettes
Ensemble, zum Teil nur für diejenigen Partien, für die keine adäquate
Besetzung durch Dilettanten zur Verfügung stand.
Zwischen 1778 und 1806 gab es an den beiden Hoftheatern eine deutsche und eine italienische Operntruppe, denen jeweils ein eigenes Orchester zugeordnet war. Auch nach der Entlassung der italienischen Gesellschaft im Jahr 1806 wurden weiterhin zwei Orchester gehalten, die bis
1810 abwechselnd an beiden Hoftheatern tätig und gleich groß besetzt
waren. Bei Beethovens Akademie im Burgtheater am 2. April 1800, in der
die 1. Sinfonie uraufgeführt wurde, spielte das Orchester der italienischen
164
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
Oper. Die Tatsache, dass Beethoven anstelle des regulären Orchesterdirektors Giacomo Conti den Orchesterdirektor der deutschen Oper, Paul Wranitzky, zum Konzertmeister bestimmte, hatte bereits im Voraus für Verstimmung gesorgt.20 Auch das Orchester des privat geführten Theaters
an der Wien hatte nach dem Umzug vom alten Freihaustheater in das
neue, größere Haus im Jahr 1801 eine mit den Hoftheatern vergleichbare
Besetzungsstärke, die sich, ebenso wie bei den Hoftheatern, aus den zu
jedem Bühnenjahr neu aufgelegten Theater-Jahrbüchern rekonstruieren
lässt, in denen neben dem gesamten Theaterpersonal auch die Mitglieder des Orchesters namentlich verzeichnet sind.
1781
1796
Burgtheater Italienische
Oper
20 Allgemeine musikalische Zeitung 3 (1800/1801), Sp. 49.
1796
Deutsche
Oper
1803–05
Italienische
Oper
1803–05
Deutsche
Oper
1807–08
Hoftheater
1807–08
Deutsche
Oper
1808
Theater an
der Wien
1. Violine
2. Violine
Viola
Cello
Baß
Flöte
Oboe
Klarinette
Fagott
Horn
Trompete
Pauke
6
6
4
3
3
2
2
2
2
2
2
1
6
6
4
3
4
2
2
2
2
2
2
1
6
6
3
3
3
2
2
2
2
2
2
1
6
6
4
3
3
2
2
2
2
2
2
1
6
6(5)
4
3
3
2
2
2
2
2
2
1
6
6
4
3
3
2
2
2
2
2
2
1
6
6
4
3
3
2
2
2
2
2
2
1
6
6
4
3
3
2
2
2
2
2
2
1
Summe
35
36
34
35
35(34)
35
35
35
Tabelle 2: Besetzungsstärke der Wiener Theaterorchester um 1800. Die Zahlen sind rekonstruiert aus in den Theater-Jahrbüchern
dokumentierten Besetzungslisten.21
Die Besetzungsstärke im Wiener Kärntnertortheater wurde erst um das
Jahr 1820 geringfügig erweitert. Ein zeitgenössischer Bericht über diese
Neuerung gibt gleichzeitig Auskunft über die Aufstellung des Orchesters
und korrespondiert mit einer Skizze des Orchesterraums, die im gleichen
Jahr angefertigt wurde (Abb. 2).
21 Für Quellennachweise der
einzelnen Jahrgänge und eine Diskussion der Zuverlässigkeit dieser Zahlen vgl. Weinzierl, Beethovens Konzerträume (wie Anm. 7), S. 117.
Abbildung 2: Orchesterraum im
Wiener Kärntnertortheater nach
einer Skizze des Kostümbildners
Franz Ströber, angefertigt im Jahr
1821. Es zeigt in vorderster Reihe
je drei Pulte für die Violinen, die
auf die Bühne hin ausgerichtet
sind, wobei der Orchesterdirektor leicht eingerückt ist. Rechts
und links vom Dirigentenpult
befinden sich die Celli (vorne)
und Kontrabässe (hinten); Blechbläser und Schlagwerk befinden
sich auf der linken, Holzbläser
auf der rechten Seite
165
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
22 Allgemeine Musikalische Zeitung, mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen
Kaiserstaat 5 (1821), Sp. 596ff.
23 Howard C. Robbins Landon,
The Symphonies of Joseph
Haydn, London 1955, S. 112.
24 Otto Biba, »Concert Life in
Beethoven’s Vienna«, in: Robert Winter / Bruce Carr (Hg.),
Beethoven Performers and Critics: The International Beethoven Congress, Detroit 1977,
Detroit 1980, S. 88.
25 Tomislav Volek / Jaroslav Macek, »Beethoven und Fürst
Lobkowitz«, in: S. Brandenburg / M. Gutiérrez-Denhoff,
Beethoven und Böhmen (wie
Anm. 9), S. 203–217.
»Die Bässe sind von drey auf vier vermehrt und mehr in seine (des Dirigenten) Nähe gezogen, um ihres Totaleffects und Eingreifens sicherer zu seyn. Das im Orchesterton oft so störende Fortepiano ist abgeschafft und die Leitung ganz auf das Tactiren beschränkt worden.
[...] Die Violinen sind nun durch die ganze Fronte vertheilt, und die Harmonie auf dem rechten Flügel so concentrirt, dass ihre Gesamtwirkung möglich, und der Total-Effect in den verschiedenen Nüancirungen der Instrumental-Musik verschönert wird.
Die bisher auf dem rechten Flügel befindlichen Trompeten, Pauken und Posaunen sind
auf die linke Seite gekommen, die Harfe aber vorwärts und mehr in die Nähe des Capellmeisters gerückt.[...] Dass die Contrabässe von dem Subjecte nicht wie bisher sitzend, sondern stehend gehandhabt werden, verbürgt die grössere Freyheit und Kraft des Spielers.
Es sey uns vergönnt, in Beziehung auf kleinere Theater, des Umstandes noch zu erwähnen, dass die Harmonie auf einem Flügel vereinigt und nicht durch das Orchester vertheilt
ist.«22
Der Besetzung der Wiener Theaterorchester um 1800 entsprach auch die
Stärke einer gut besetzten fürstlichen Kapelle. So bestand das Orchester
des Fürsten Esterházy, das Haydn kurz vor der Auflösung der Kapelle im
Jahr 1790 zur Verfügung hatte, aus insgesamt etwa 30 Musikern23, das
Orchester des Fürsten Schwarzenberg im Jahr 1792 aus 34 Musikern.24 Die
im Jahr 1797 formierte Hauskapelle des Fürsten Lobkowitz hatte zwar nur
einen festen Personalbestand von 5–9 Musikern. Für Orchesterkonzerte
und Opernproduktionen wurden allerdings zusätzliche Instrumentalisten verpflichtet, wofür der Geiger Anton Wranitzky als Kapellmeister des
Fürsten verantwortlich war. Aus den Rechnungsunterlagen, die Wranitzky
an die fürstliche Privatkasse stellte, lässt sich für einige Anlässe die genaue
Größe des Orchesters rekonstruieren. So wurden im Frühjahr 1804 für
Proben zur 3. Sinfonie und zum Tripelkonzert 22 Musiker zusätzlich zum
Stammpersonal verpflichtet. Für die Aufführung der Eroica am 23. Januar
1805 ergab sich ein Ensemble vom Umfang eines gut besetzten Theaterorchesters.25
1./2. Violine
Viola
Cello
Baß
Flöte
Oboe
Klarinette
Fagott
Horn
Trompete
Pauke
Summe
Mai/Juni 1804
Proben
23.1.1805
Konzert
6–7
3–4
2
2
2
2
2
2
3
2
1
10–12
3–4
2–4
2
2
2
2
2
4
2
1
27–29
32–37
Tabelle 3: Kapelle des Fürsten Franz Joseph Maximilian von Lobkowitz für Proben und eine
Aufführung der Eroica im Jahr 1805. Da in den Rechnungen der fürstlichen Kasse nur die für
den speziellen Anlass verpflichteten Musiker erscheinen, ist unklar, inwieweit die ständigen
Mitglieder der Lobkowitz-Kapelle hinzugerechnet werden müssen, von denen zudem einige
in mehrfacher Funktion (z.B. als Oboist und Bratschist) engagiert waren. Dies erklärt, warum für einige Instrumente nur Zahlenbereiche angegeben werden können.
166
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
Neuordnung des Wiener Konzertlebens 1807–1814
Auch wenn der Wiener Kongress im Jahr 1814 in politischer Hinsicht vorübergehend eine Restauration der Ordnung Europas vor dem Ausbruch der
französischen Revolution bewirkte, war die in den Jahren vor 1814 erfolgte Neuordnung des gesellschaftlichen Lebens in Wien, insbesondere im
Bereich des öffentlichen Musiklebens, ebenso dauerhaft wie unübersehbar. In bürgerlich geprägten Handelsstädten wie Hamburg und Leipzig –
oder noch früher in Metropolen wie London oder Paris – hatte sich bereits
im Verlauf des 18. Jahrhunderts das Sinfoniekonzert zu einem zentralen
Ort öffentlicher Musikkultur entwickelt. Katalysatoren dieser Entwicklung
waren Liebhabervereine, die aus ihren Reihen zunächst sowohl die Mitglieder des Orchesters als auch das Publikum stellen konnten. Im Laufe
der Zeit war dann häufig eine Professionalisierung und eine Öffnung der
Konzerte nach außen zu beobachten.
In Wien fallen markante Eckpunkte einer solchen Entwicklung in die
Jahre zwischen 1807 und 1814. Zum einen zog sich in dieser Zeit die Aristokratie, die in den Napoleonischen Kriegen, während der französischen
Besatzung Wiens in den Jahren 1805 und 1809, durch die zu Beginn des
19. Jahrhunderts einsetzende Inflation des Papiergelds und schließlich
durch den Staatsbankrott im Jahr 1811 schwere finanzielle Einbußen hinzunehmen hatte, weitgehend aus dem öffentlichen Musikleben zurück.
Der Bankrott des Fürsten Lobkowitz, dessen Vermögen im Jahr 1813 unter
die Kontrolle einer staatlichen Administration gestellt wurde26, markiert
den Endpunkt einer Entwicklung, in deren Verlauf die Wiener Aristokratie und die fürstliche Privatkapelle ihre Rolle als tragende Institutionen
des Musiklebens in Wien einbüßte.
Gleichzeitig ist in diesen Jahren ein Aufschwung des öffentlichen Konzertwesens zu beobachten, zu dem mehrere Faktoren beigetragen haben.
Zum einen wirkte die Kriegssituation, die während der Besatzungszeit
zunächst zu einer Stagnation der Konzertaktivität in Wien geführt hatte,
in den Folgejahren bis zum Wiener Kongress als Katalysator für die Ausbildung einer öffentlichen Konzertkultur, in der die Musik und die Versammlung im Konzertsaal zum Ausdrucksmittel eines vor dem Hintergrund der
französischen Bedrohung aufflammenden Nationalgefühls wurde. Von
staatlicher Seite wurden vor allem während der Amtszeit des Grafen
Johann Philipp Stadion, Außenminister in den Jahren 1805–1809, Konzerte als Manifestation des Vaterländischen inszeniert. Höhepunkt dieser
Konzerte war häufig die Aufführung der zum Ausmarsch der Wiener Landwehr im Januar 1809 komponierten patriotischen Lieder von Joseph Weigl
(1766–1846) nach Texten von Heinrich Joseph Collin (1771–1811), bei denen
das Publikum regelmäßig mit einstimmte. Während der Befreiungskriege in den Jahren 1812–1814 erreichte die Zahl der von politischen Akklamationen begleiteten Theater- und Konzertaufführungen einen Höhepunkt.
Beethoven, der bereits 1797 zu Ehren des sogenannten Wiener Aufgebots
ein Kriegslied der Österreicher (WoO 122) vertont hatte, steuerte auch zu
den »Patriotischen Konzerten«27 dieser Jahre programmatische Werke bei,
so das Schlachtengemälde Wellingtons Sieg op. 91, komponiert auf den
26 J. Macek, »Franz Joseph
Maximilian Lobkowitz« (wie
Anm. 9).
27 Eduard Hanslick, Geschichte
des Concertwesens in Wien,
Wien 1869 (Reprint Hildesheim 1979), S. 170ff.
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
28 Ebenda, S. 149f.
29 Stefan Weinzierl, »Die Liebhaber Concerte der Saison
1807/08 als Prototyp des modernen Symphoniekonzerts«,
in: Ute Jung-Kaiser / Matthias Kruse (Hg.), 1808 – ein Jahr
mit Beethoven, Hildesheim
2008, S. 249–266.
167
Sieg der alliierten Truppen bei Vitoria am 21. Juni 1813, Germania als Schlusschor zu Georg Friedrich Treitschkes Singspiel Gute Nachricht (WoO 94) auf
den Einzug der alliierten Truppen in Paris am 31. März 1814 und schließlich
die Kantate Der glorreiche Augenblick op. 136, uraufgeführt während des
Wiener Kongresses im November 1814. Allein die Schlacht-Sinfonie wurde
in den Jahren 1813 und 1814 sieben Mal gespielt, zum ersten Mal gemeinsam
mit der Uraufführung der 7. Sinfonie am 8. Dezember 1813 in einer Akademie zugunsten der in der Schlacht bei Hanau invalid gewordenen Soldaten.
Neben der politischen Instrumentalisierung war auch das karitative
Element ein Charakteristikum und ein Erfolgsgarant zahlreicher Konzertveranstaltungen dieser Jahre. Vorbild und Modell für karitative Konzerte
in Wien waren die Veranstaltungen der 1771 gegründeten Tonkünstlersozietät, deren Einnahmen aus vier jährlichen Konzerten in einen Pensionsverein für Witwen und Waisen österreichischer Tonkünstler flossen.
Um 1800 verbreiterte sich das Spektrum der karitativen Funktionen ebenso wie die Anzahl der Institutionen und die Öffentlichkeitswirkung der
Konzerte. Sinfoniekonzerte veranstaltete unter anderem ein HoftheatralArmenfonds (seit 1796), ein Theater-Armenfonds für das Theater an der
Wien (seit 1805), ein Bürgerspitalfonds zugunsten des Versorgungshauses St. Marx (seit 1800) und die öffentlichen Wohltätigkeits-Anstalten
(seit 1800). Als lebendiger Ausdruck bürgerlichen Gemeinsinns zogen diese Veranstaltungen nicht nur ein großes Publikum an; aufgrund höfischer
Protektion konnten auch erstmals große Festsäle mit ausreichender Platzkapazität für Konzerte eingerichtet werden. Dazu gehörten der Festsaal
der Landstände, der Festsaal der Universität und die Redoutensäle der
Wiener Hofburg, die für etwa 500, 800 bzw. 2000 Zuhörer Platz boten.
Für große Oratorienkonzerte wurde erstmals im Jahr 1812 auch die kaiserliche Winterreitschule eingerichtet, auch wenn der Aufwand für Bestuhlung, Heizung und Beleuchtung hier außerordentlich groß war. Der
Erfolg dieser »Musikfeste«, an denen bis zu 1000 Ausführende beteiligt
waren, war ein maßgeblicher Auslöser für die Gründung der »Gesellschaft
der Musikfreunde« im Jahr 181428, die in der Folgezeit zur wichtigsten Konzertinstitution in Wien werden sollte.
In die Jahre vor dem Wiener Kongress fällt nicht nur ein quantitativer
Aufschwung öffentlicher Musikveranstaltungen; es kristallisierte sich auch
erstmals ein für die weitere Entwicklung richtungweisendes Format für
Orchesterkonzerte heraus.29 Bis zu diesem Zeitpunkt bestanden Theaterakademien, Wohltätigkeits- und Virtuosenkonzerte typischerweise aus
einer bunten Mischung von 12–15 Nummern, zu denen einzelne Sinfoniesätze, Solokonzerte, Ouvertüren, Arien ebenso wie pantomimische oder
deklamatorische Darbietungen gehörten. Ein Modell für die Ausbildung
eines neuen Programmformats waren die »Liebhaber Concerte« der Saison 1807/08. Sie wurden organisiert von einer Gruppe von Musikliebhabern, teilweise aristokratischer, teilweise bürgerlicher Herkunft, die einen
Kern von 70 Abonnenten bildeten, der für die 20 Konzerte einer Saison
insgesamt 1100 Karten bezog und an Bekannte und Interessierte unentgeltlich weitergeben konnte. Für diese Konzerte wurde eine Reihe programmatischer Richtlinien formuliert:
168
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
»Die Produktion der Meisterwerke des In- und Auslandes wird den Geschmack reinigen und
ihm eine feste, bleibende Richtung geben; – sie wird die vaterländischen Künstler unter sich
zur Nacheiferung aufmuntern; – das Genie vor der Unterdrückung der Kabale sichern; – junge Talente zur Vollkommenheit bringen, und aus sich selbst durch fortwährende gemeinschaftliche Uibung im Orchester vollendete Meister auf den verschiedenen Instrumenten
bilden, welche eine gute Methode durch ihre Zöglinge überall verbreiten werden. [...] Jedes
Concert muß sich durch Aufführung bedeutender und entschieden vortrefflicher Musikstücke auszeichnen, weil das Institut nur auf solche Art seine Würde zu behaupten und eine
stets höhere Vollkommenheit zu erreichen im Stande ist.«30
Hier klingen in Wien erstmals einige für die weitere Entwicklung des Konzertwesens im 19. Jahrhundert maßgebliche Elemente an: Die Fokussierung auf einen Programmkanon von »Meisterwerken« und ein hoher Anspruch an die Professionalität des Orchesters, die nur durch eine ebenso
professionell organisierte Ausbildung, regelmäßige Proben und einen festen Klangkörper gesichert werden konnte. Letzterer bestand aus einem
Orchester von 55 Musikern, dessen Stimmführer jeweils durch Berufsmusiker besetzt waren, während die anderen Stimmen auch durch ausreichend qualifizierte Laien besetzt werden konnten. Die daraus resultierende Orchesterbesetzung (Tab. 4) durfte nach den Statuten weder unternoch überschritten werden, wofür der Orchesterdirektor Sorge zu tragen
hatte. Da bei diesen Konzerten keinerlei Rücksichten auf einen vorgegebenen Personalstand zu nehmen war, müssen wir annehmen, dass es sich
in den Augen der Veranstalter um eine Idealbesetzung gehandelt hat, im
Hinblick auf die Anforderungen der Werke ebenso wie auf die Größe und
die Akustik des Aufführungsraums. Hierbei handelte es sich um den Festsaal der Universität, einen der wenigen historischen Aufführungsstätten,
die heute noch weitgehend im Originalzustand erhalten sind. Auf dem
bekannten Aquarell von Balthasar Wigand, welches das letzte Konzert
dieser Reihe mit einer Aufführung von Haydns Schöpfung am 27. März
1808 zeigt, ist zu erkennen, dass die große Zuhörerzahl auch angesichts
einer Grundfläche des Saals von nur 400 m2 nur äußerst gedrängt und,
abgesehen von einigen wenigen Sitzplätzen für herausgehobene Persönlichkeiten, stehend um die Bühne versammelt war.
Im Programm der »Liebhaber Concerte« dominierten Werke von Mozart und Beethoven, von dem die Sinfonien 1–4, das Klavierkonzert op. 15,
die Ouvertüren zu Coriolan op. 62 und zu Prometheus op. 43 zum Teil mehrfach gespielt wurden.31
1. Violine
2. Violine
Viola
Violoncello
Kontrabass
13
12
7
6
4
Flöte
Oboe
Klarinette
Fagott
Horn
Trompete
Pauke
2
2
2
2
2
2
1
Tabelle 4: Die Orchesterbesetzung der »Liebhaber Concerte« der Saison 1807/08
Die »Liebhaber Concerte« der Saison 1807/08 markieren somit in Wien
die erste Initiative zur Gründung eines Konzertinstituts nach dem Vorbild anderer Liebhabervereine in Deutschland, die in bürgerlichen Han-
30 Zit. nach Otto Biba, »Beethoven und die ›Liebhaber Concerte‹ in Wien im Winter
1807/08«, in: Beethoven-Kolloquium 1977. Dokumentation und Aufführungspraxis
(Beiträge der Österreichischen Gesellschaft für Musik
1976/78), Kassel 1978, S. 82–
93.
31 Theophil Antonicek, Musik im
Festsaal der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften, Wien 1972.
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
169
delsstädten wie Leipzig, Frankfurt oder Hamburg bereits erheblich früher aktiv waren. Da eine Fortsetzung im folgenden Jahr aufgrund des im
Oktober 1808 erneut aufflammenden Kriegs gegen Frankreich nicht mehr
zustande kam, war eine dauerhafte Organisation erst mit der Konstituierung der »Gesellschaft der österreichischen Musikfreunde« erreicht, deren Statuten im Jahr 1814 von Kaiser Franz I. sanktioniert wurden.
Konzertwesen und Orchesterstärken nach 1814
Die im Jahr 1814 gegründete »Gesellschaft der Musikfreunde« richtete seit
1815 in jeder Konzertsaison vier Sinfoniekonzerte (»Gesellschafts-Konzerte«) aus, die von 1816 an im großen Redoutensaal der Wiener Hofburg
abgehalten wurden. Obwohl die Organisatoren der Gesellschaft weitgehend identisch mit den Initiatoren der »Liebhaber Concerte« im Jahr 1808
waren, kehrte man in den Gesellschafts-Konzerten wieder zur alten Praxis eines gemischten Programms aus Sinfonien, Chormusik, Arien und
instrumentalen Virtuosenstücken zurück. Die Sätze einer Sinfonie wurden selten im Zusammenhang gespielt, sondern rahmten den Programmablauf ein.
Im musikalischen Diskurs, wie er sich in Journalen wie der 1798 aufgelegten (Leipziger) Allgemeinen musikalischen Zeitung und deren Wiener
Ableger, der 1813 und dann wieder von 1817–1824 erschienenen Allgemeinen Musikalischen Zeitung, mit besonderer Rücksicht auf den österreichischen Kaiserstaat, widerspiegelte, zeichnete sich allerdings zunehmend
eine Kritik am Potpourri-Charakter jener Konzerte ab. Insbesondere im
Umgang mit den Sinfonien Beethovens, die bereits zu dieser Zeit zunehmend als Monumente eines klassischen Werkkanons angesehen wurden,
empfand man die Trennung der einzelnen Sätze und die häufig auch unvollständige Aufführung als unangemessen. Das Unbehagen an Form und
Inhalt öffentlicher Konzertveranstaltungen war ein wichtiges Motiv für
die Gründung eines zweiten Konzertinstituts im Jahr 1819.
In den »Concerts spirituels« wurden, nach dem Vorbild der gleichnamigen Pariser Institution, ausschließlich vollständige Sinfonien, Oratorien und Chöre zur Aufführung gebracht. Die insgesamt 18 »Concerts spirituels« einer Konzertsaison in Wien wurden, ähnlich wie die Konzerte
des Musikvereins, von einem überwiegend aus Dilettanten bestehenden
Orchester bestritten. Einem Aufstellungsplan aus dem Jahr 1825 (Abb. 3)
lässt sich die typische Besetzungsstärke des Ensembles entnehmen, das
offensichtlich mit einer Streicherbesetzung von 10–10–10–6–4 und jeweils
zwei Holzbläsern musizierte, woraus sich eine den »Liebhaber Concerten«
von 1808 vergleichbare Besetzung von 55 bis 60 Musikern ergibt.
Der Aufstellungsplan der »Concerts Spirituels« ist auch ein Beleg für die
Wiener Praxis, den Chor bei Oratorienaufführungen vor das Orchester zu
stellen. Dieser Regel folgte man auch bei der Uraufführung der 9. Sinfonie, die am 7. Mai im Kärntnertortheater stattfand und 14 Tage später im
großen Redoutensaal der Hofburg wiederholt wurde. Bei der Aufführung
im Theater stand der Chor in dem – sonst für das Orchester bestimmten
170
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
– Raum vor der Bühne, während für das Orchester auf der Bühne ein nach
hinten ansteigendes Gerüst aufgestellt wurde. Überlegungen zum Aufführungsraum und zur Orchesterbesetzung finden sich in zahlreichen, in
Zusammenhang mit der Vorbereitung des Konzerts gemachten Eintragungen in Beethovens Konversationsheften. Unmittelbar vor der Aufführung
wies Anton Schindler in einem Brief an die Administration des Hoftheaters noch einmal darauf hin,
»daß also im Ganzen 24 Violinen, 10 Violen, 12 Bassi & Viol[once]lli nebst doppelter Harmonie
zusammen kommen, daher es auch nothwendig ist, das ganze Orchest.[er] auf die Bühne zu
stellen, so wie es bey großen Oratorien überhaupt der Fall ist.«32
Für die zweite Aufführung wurde das gleiche Orchester eingesetzt. Lediglich die Violinen wurden, vermutlich mit Rücksicht auf die Größe des Saals,
von 12 auf 14 verstärkt (Tab. 5).
Auch wenn mit der Gründung der »Gesellschaft der Musikfreunde«
und den »Concerts Spirituels« das Konzertwesen in Wien in den 1820er
Jahren eine institutionelle Basis, feste Klangkörper und eine große Öffentlichkeit von in der Regel zwischen 500 und 1500 Zuhörern erreicht hatte,
haftete den Veranstaltungen im Vergleich zu den Sinfoniekonzerten des
späten 19. und 20. Jahrhunderts immer noch ein improvisiertes Element
an. Dies betrifft nicht nur die Programmfolgen der Konzerte und die Tatsache, dass die Orchester beider Institute nach wie vor überwiegend aus
Laienmusikern gebildet wurden. Insbesondere fehlte, bis zum Bau des
Abbildung 3: Aufstellungsplan
für die »Concerts Spirituels« in
Wien um 1825.
32 Briefwechsel (wie Anm. 6),
Bd. 5, Nr. 1818, S. 308.
171
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
33 Shin Augustinus Kojima, »Die
Uraufführung der Neunten
Symphonie Beethovens – einige neue Tatsachen«, in:
Christoph-Hellmut Mahling
(Hg.), Bericht über den internationalen musikwissenschaftlichen Kongress Bayreuth 1981,
Kassel 1984, S. 390–397, hier
S. 394f.
34 Clive Brown, »The Orchestra
in Beethoven’s Vienna«, in:
Early Music 16/1 (1988), S. 4–
20.
Violine I
Violine II
Viola
Violoncello/Kontrabass
Holzbläser
Blechbläser
Pauke/Perkussion
Chor
12 / 14
12 / 14
10
12
verdoppelt (vermutlich 2 Picc, 4 Fl, 4 Ob, 4 Kl, 4 Fg, 2 KFg)
vermutlich 4 Hr, 2 Tp, 3 Pos
4
ca. 90
Summe
ca. 79 (Orchester) + 90 (Chor)
Tabelle 5: Erstaufführungen der 9. Sinfonie am 7. und 23. Mai 1824. Die Besetzungsstärken
lassen sich aus historischen Quellen (Briefwechsel, Eintragungen in die Konversationshefte) rekonstruieren.33 Entgegen der heutigen Praxis wurden die Holzbläser verdoppelt, der
Kontrabass durch Kontrafagotte verstärkt. Der Chor war, wie stets auch bei der Aufführung
von Oratorien praktiziert, vor dem Orchester platziert.
Musikvereinssaals im Jahr 1870, ein regulärer sinfonischer »Konzertsaal«,
der ausschließlich für diesen Zweck zur Verfügung gestanden hätte. Bis
zu diesem Zeitpunkt blieb es in Wien bei der Praxis, Festsäle mit ganz
unterschiedlichen räumlichen und akustischen Voraussetzungen jeweils
für diesen Zweck einzurichten, und somit war es weiterhin auch selbstverständlich, dass sich die Ausführenden im Hinblick auf Besetzungsstärke,
Aufstellung und Spielweise an die individuelle Aufführungssituation und
insbesondere auf die unterschiedliche Akustik dieser Säle einzustellen
hatten.
Raumakustik und Orchesterklang
Überlegungen zu Aufführungspraxis und historischem Orchesterklang
von Beethovens Orchesterwerken setzen in der Regel bei Fragen der Besetzungsstärke und der Orchesteraufstellung an.34 Nimmt man aber den
Hörer und den Höreindruck als Maßstab aller Überlegungen zur klanglichen Realisierung, so ist auch die durch Architektur und Einrichtung des
Aufführungsraums geschaffene Rezeptionssituation, vor allem aber die
Akustik des Raums selbst ein wesentliches Element des musikalischen
Kommunikationsprozesses.
Nur noch zwei der originalen Aufführungsräume von Beethovens Orchesterwerken (vgl. Tab. 1) sind heute in annähernd originalem Zustand
erhalten: Der barocke Festsaal der in den Jahren 1753–56 errichteten alten Universität am heutigen Dr.-Ignaz-Seipel-Platz, der nach einem Brand
im Jahr 1961 weitgehend original rekonstruiert wurde, und der sogenannte
»Eroicasaal« im Palais Lobkowitz am heutigen Lobkowitzplatz. Alle anderen Räume wurden abgerissen oder umgestaltet. Mit modernen Verfahren der akustischen Raumsimulation lassen sich jedoch auch die akustischen Eigenschaften dieser nicht mehr existierenden Aufführungsräume
zuverlässig ermitteln, falls die Geometrie und die Ausstattung dieser Säle
ausreichend genau bekannt sind. Diese Simulationsverfahren, die seit den
1980er Jahren auch beim Entwurf neuer Konzertsäle mit Erfolg zum Einsatz kommen, können somit einen Eindruck vom Spektrum raum-
172
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
akustischer Verhältnisse der Beethovenzeit vermitteln. Vergleicht man
die Ergebnisse einer akustischen Modellierung der wichtigsten historischen
Aufführungsräume Beethovens (vgl. z.B. Abb. 4) mit der Akustik von prominenten Konzertsälen des späten 19. und 20. Jahrhunderts, lassen sich
die Unterschiede anhand von zwei raumakustischen Kriterien exemplarisch verdeutlichen.
Ein für die Raumwirkung des Klangs wesentlicher Parameter ist die
Nachhallzeit, d.h. die durch vielfache Schallrückwürfe entstehende Dauer des Nachklangs im Raum. Abb. 5 gibt eine Übersicht über Dimensionen (Raumvolumina) und Nachhallzeiten der historischen Beethovensäle
sowie zum Vergleich die Werte von sechs repräsentativen, modernen
Konzertsälen, von denen drei aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts
(Wien, Amsterdam, Boston) und drei aus der Zeit nach 1945 (Berlin, München, London) stammen.
Abbildung 4: Akustisches Computermodell für das im Jahr 1870
abgerissene Wiener Kärntnertortheater (vgl. mit Abb. 1), in dem
u.a. 1824 die 9. Sinfonie uraufgeführt wurde. Bei genauer Kenntnis der Raumgeometrie und der
akustischen Eigenschaften der
Inneneinrichtung lassen sich aus
dem Modell alle akustischen Parameter berechnen, die auch einer Messung im erhaltenen
Raum zugänglich wären.
Zunächst verdeutlicht die Grafik die unterschiedlichen Dimensionen von
Konzerträumen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts gegenüber modernen Sälen. Während die letzteren, bedingt durch die heute üblichen Kapazitäten von 1500–2500 Plätzen und eine hierfür als günstig angesehene Akustik, Raumvolumina von 15.000–30.000 m3 und Nachhallzeiten
um 2 s aufweisen, sind die historischen Säle mit Dimensionen von 750–
10.000 m3 erheblich kleiner. Gleichzeitig erkennt man, dass – im Gegensatz zu einer häufig kolportierten Ansicht – die Konzertsäle der Beethovenzeit keineswegs durchweg kürzere Nachhallzeiten aufweisen als moderne Säle. Auch wenn das geringere Raumvolumen diese Erwartung
nahelegt, wird dieser Einfluss in einigen Räumen durch die im Verhältnis
zur Grundfläche große Deckenhöhe und eine stark reflektierende Ausstattung mit Holzparkett und Stuckmarmor kompensiert. Berücksichtigt
man außerdem, dass kleinere Räume bei gleicher Nachhallzeit als halliger empfunden werden, muss man davon ausgehen, dass die Halligkeit
in der Mehrzahl der historischen Räume höher gewesen ist als in modernen Sälen.
173
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
Abb. 5 verdeutlicht auch, wie unterschiedlich die Aufführungsbedingungen für Orchesterwerke in den verschiedenen Konzerträumen der Beethovenzeit waren. Während moderne Konzertsäle zwar keine identischen,
aber im Hinblick auf Raumvolumen und Nachhallzeit doch weitgehend
vergleichbare Verhältnisse aufweisen, ist die Streuung in den historischen
Räumen erheblich. Einer naturgemäß trockenen Akustik bei Theaterakademien stehen auch für heutige Verhältnisse lange Nachhallzeiten
in den seit 1814 überwiegend benutzten großen Festsälen gegenüber.
Abbildung 5: Raumvolumen und
Nachhallzeit für die zehn wichtigsten Aufführungsräume von
Beethovens Orchesterwerken in
Wien (1–10), für drei Konzertsäle
des späten 19. Jahrhunderts (11–
13) und drei Konzertsäle aus der
Zeit nach 1945 (14–16; Leo Beranek, Concert and Opera Halls. How
They Sound, Woodbury 1996). Die
Werte gelten jeweils für den mit
Publikum besetzten Raum, für
die modernen Säle sind sie messtechnisch bestimmt. Eingetragen ist die aktuelle Empfehlung
zur Nachhallzeit von Räumen für
Musik nach DIN 18041:2004-05,
welche die Hörerwartung einer
mit dem Raumvolumen ansteigenden Nachhallzeit ausdrückt
(gestrichelte Linie).
1
2
3
4
5
6
7
8
35 Johann Joachim Quantz, Versuch einer Anweisung die Flöte traversière zu spielen, Berlin 1752 (Reprint Kassel 1997),
S. 83f., S. 170, S. 173.
Theater an der Wien
Burgtheater
Kärntnertortheater
Universitäts-Saal
Großer Redoutensaal
Kleiner Redoutensaal
Landhaus-Saal
Palais Lobkowitz
9
10
11
12
13
14
15
16
Augarten-Saal
Saal zur Mehlgrube
Wiener Musikvereinssaal
Concertgebouw Amsterdam
Boston Symphony Hall
Royal Festival Hall
Philharmonie Berlin
Philharmonie am Gasteig
Die enormen Unterschiede in den akustischen Bedingungen erforderten
somit zweifellos eine Anpassung des Vortrags an die räumlichen Verhältnisse, eine Praxis, wie sie noch im 18. Jahrhundert selbstverständlich war
und etwa in der Vortragslehre von Quantz ausführlich thematisiert wurde.35
Ein zweites, für die Interpreten ebenso wie für die Zuhörer bedeutendes Kriterium für die akustische Qualität von Aufführungsräumen ist die
Erhöhung des Klangvolumens, das eine Schallquelle (ein Orchester, ein
Solist) durch die Schallrückwürfe im Raum erfährt. Eine ausreichende
Schallintensität am Zuhörerplatz ist einerseits mit der Empfindung von
Intimität und Nähe, andererseits mit der Empfindung von Stärke und Kraft
der Schallquelle korreliert. Diese in der Raumakustik durch das sogenannte Stärkemaß angezeigte Verstärkung der Schallquelle durch den Raum
verhält sich proportional zur Nachhallzeit und umgekehrt proportional
zum Raumvolumen. Es war somit in den historischen Räumen um ein
174
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
Vielfaches höher als in modernen Konzertsälen. Bei einer Abschätzung
des im jeweiligen Raum erzielten Klangvolumens muss zwar auch die
geringere Besetzungsstärke in der historischen Aufführungssituation
berücksichtigt werden; die für Abb. 6 errechneten Werte zeigen jedoch,
dass der Verlust an Klangvolumen in modernen, großen Konzertsälen
durch eine höhere Besetzungsstärke bei weitem nicht kompensiert wird.
Abbildung 6: Orchesterbesetzung, Raumakustik und resultierende Lautstärke. Die Übersicht
zeigt einige historische Besetzungsstärken, die für den jeweiligen Raum und die Zeit als typisch angesehen werden können, sowie die daraus resultierende Schallleistung im Forte
Lwges in dB. Lp ist der aus Besetzungsstärke, Raumvolumen und
Nachhallzeit resultierende Schallpegel im diffusen Schallfeld des
jeweiligen Raums als Maß für
die Lautstärke am Hörerplatz.
Raum
Palais Lobkowitz
Landhaus
Burgtheater
Universität
Gr. Redoutensaal
Musikverein Wien
Philharmonie Berlin
Philh. am Gasteig
Orchester
Fürstl. Privatkapelle 1804/05
Concerts spirituels 1825
Theaterorchester 1781–1808
Liebhaberkonzerte 1807/08
UA 8. Sinfonie 1814
Wiener Philharmoniker
Berliner Philharmoniker
Münchener Philharmoniker
Besetzung
(6,5,4,3,2 – 2,2,2,2 – 2,2)
(10,10,10,6,4 – 2,2,2,2 – 2,2)
(6,6,4,3,3 – 2,2,2,2 – 2,2)
(13,12,7,6,4 – 2,2,2,2 – 2,2)
(18,18,14,12,7 – 4,4,4,6 – 2,2)
(16,14,12,10,8 – 2,2,2,2 – 2,2)
s.o.
s.o.
Berücksichtigt man, dass die in Dezibel (dB) angegebenen Werte für den
Schallpegel in Abb. 6 logarithmisch skaliert sind und eine Verdopplung
der Anzahl an Instrumenten nur eine Erhöhung um 3 dB zur Folge hat, so
zeigt sich, dass der Verlust an Klangvolumen in modernen Sälen mit ihrem im Mittel fünf- bis zehnfach höheren Raumvolumen durch die meist
ja nur in den Streichern erhöhte Besetzungsstärke nicht annähernd ausgeglichen wird. Um den Schallpegel der »Liebhaber Concerte« der Saison
1807/08 zu erreichen, müsste ein Orchester in der Berliner Philharmonie
in der fünffachen Besetzungsstärke spielen, und um die Differenz an
raumakustisch bedingter Verstärkung gegenüber einer Aufführung der
32-köpfigen fürstlichen Privatkapelle im Palais Lobkowitz auszugleichen,
müsste ein Orchester in der Münchener Philharmonie mit annähernd 1000
Musikern besetzt sein. Auch die veränderte Bauweise moderner Orches-
Lw ges
109.5
110.3
109.6
110.4
111.3
111.0
111.0
111.0
Lp
96.0
94.7
86.4
91.2
89.0
86.2
84.6
83.3
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
36 Johannes Krämer / Frank
Schultz / Martin Pollow / Stefan Weinzierl, »Zur Schallleistung von modernen und
historischen Orchesterinstrumenten I: Streichinstrumente«; Erik Detzner / Frank
Schultz / Martin Pollow / Stefan Weinzierl, »Zur Schallleistung von modernen und
historischen Orchesterinstrumenten II: Holz- und Blechblasinstrumente«, in: Fortschritte der Akustik – DAGA
2010. 36. Deutsche Jahrestagung für Akustik, Berlin 2010,
S. 889–892.
37 Louis Spohr, Lebenserinnerungen, hg. von Folker Göthel,
Tutzing 1968, S. 178. Vgl. hierzu auch den Text von Friederike Wißmann in diesem
Heft.
175
terinstrumente ist nicht geeignet, diese Differenz zu kompensieren, denn
auf für die Beethovenzeit typischen Instrumenten können annähernd
gleiche Schallleistungen wie auf modernen Orchesterinstrumenten erreicht werden; unterschiedlich ist lediglich das Obertonspektrum moderner und historischer Instrumente sowie die Klangbalance zwischen den
Instrumentengruppen.36
Die sinfonischen Aufführungsräume der Beethovenzeit stellten nach
heutigen Maßstäben durchweg eine intime Rezeptionssituation her, mit
einer geringen räumlichen Distanz zwischen Ausführenden und Publikum. Sie ermöglichten somit auch eine erheblich größere dynamische
Bandbreite des Orchesterklangs, welche im forte überwiegend durch die
Proportion von Orchesterstärke und Raumvolumen begrenzt wird, während sie im piano nur durch Interpretation und Spieltechnik des Orchesters limitiert ist. Dass die Bandbreite dynamischer Wirkungen auch durch
den Dirigenten Beethoven voll ausgeschöpft wurde, davon geben die Erinnerungen von Louis Spohr, der 1813 bei der Uraufführung der 7. Sinfonie
im Orchester mitwirkte, ein anschauliches Zeugnis:
»So oft ein Sforzando vorkam, riß er beide Arme, die er vorher auf der Brust kreuzte, mit
Vehemenz auseinander. Bei dem Piano bückte er sich nieder, umso tiefer, je schwächer er es
wollte. Trat dann ein Crescendo ein, so richtete er sich nach und nach wieder auf und sprang
beim Eintritte des Forte hoch in die Höhe. Auch schrie er manchmal, um die Forte noch zu
verstärken, mit hinein, ohne es zu wissen!«37
Sinfonie, »Größe« und Massenpublikum
Betrachtet man die anhand historischer Dokumente rekonstruierten Dimensionen von Hörerkreis, Aufführungsraum und Orchesterbesetzung
im Lichte der zu Beginn zitierten Überzeugung Paul Bekkers, die Sinfonien Ludwig van Beethovens seien im Kern eine durch große, orchestrale
Wirkungen entfaltete Ansprache an ein bürgerlich emanzipiertes Massenpublikum, so ergibt sich ein zweischneidiger Befund. Zunächst existierte
in Wien parallel zu einem bereits um 1800 durch große Theaterakademien
und erste Ansätze eines privaten Musikunternehmertums getragenen,
öffentlichen Konzertwesen noch bis etwa 1810 ein starkes aristokratisches
Mäzenatentum, in dessen Umfeld sich die Wirkungsgeschichte der Sinfonien 1–6 entfaltet. Die im Gefolge der napoleonischen Kriege erfolgte
soziale und ökonomische Neuordnung des Wiener Musiklebens in den
Jahren 1807–1814 ging mit einem Rückzug der Hocharistokratie und einer Öffnung der großen, staatlichen Festsäle für eine stark angewachsene musikalische Öffentlichkeit einher, in deren Folge Konzerte vor 500–
1000 Zuhörern zur Regel wurden. Auch diese nach 1810 verwendeten Räume zeichnen sich allerdings aufgrund eines erheblich geringeren Volumens bei vergleichbarer Nachhallzeit durch eine erheblich höhere Verstärkung des orchestralen Klangvolumens aus als typische Konzertsäle
des späten 19. und des 20. Jahrhunderts. Dadurch begünstigen sie eine
hohe dynamische Bandbreite und den Eindruck einer klanglichen wie räumlichen »Vergrößerung« der Schallquelle.
176
Stefan Weinzierl | Die Sinfonie als Ansprache an ein Massenpublikum
Der einzige musikalische Aufführungsraum, der mit späteren, großen
Konzertsälen vergleichbare Dimensionen aufwies, war der große Redoutensaal der Wiener Hofburg. Auch wenn dieser Saal im Herzen der kaiserlichen Hofburg für musikalische Veranstaltungen einen besonders repräsentativen Rahmen bieten konnte, so wurde er zur Beethovenzeit in akustischer Hinsicht als besonders ungünstig erachtet. Dies belegen nicht nur
zahlreiche Konzertrezensionen der Zeit, sondern auch eine Notiz des Pianisten Carl Czerny. Beethoven hatte seinen ehemaligen Klavierschüler im
Mai 1824 gebeten, bei der Wiederholung der Uraufführung der 9. Sinfonie im großen Redoutensaal das 5. Klavierkonzert zu spielen. Czerny lehnte
ab und verwies auf die spezifischen Probleme des Aufführungsraums:
»nun soll ich [...] Eine der größten, durchdachtesten Compositionen von Ihnen produzieren!
und noch dazu in dem gefährlichsten Lokale das für den Claviristen existirt! der große Redutensaal ist für dieß Instrument der undankbarste Ort, und alle Klavierspieler die bis jetzt in
demselben spielten haben es bereut.«38
Czernys Kommentar korrespondiert mit den Zahlen zum Klangvolumen
in den zeitgenössischen Aufführungsräumen der Beethovenzeit (Abb. 6)
und macht deutlich, dass mit der Vergrößerung von Raumvolumen und
Zuhörerzahl, die sich nach 1814 abzeichnete, nicht etwa ein Zuwachs an
Raumwirkung, Klangvolumen und dynamischer Bandbreite verbunden
war. Der Aufschwung des öffentlichen Konzertwesens und die überwiegend ökonomisch motivierte Benutzung immer größerer Konzertsäle
musste im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts allein aus Gründen der
physikalischen Energieerhaltung zu einer zunehmenden Verdünnung des
Schallvolumens im größeren Raum führen. Diese war auch durch eine
Erhöhung der Orchesterstärke nicht ansatzweise auszugleichen und
musste zwangsläufig zu einem Verlust an Dynamik, Eindrücklichkeit und
emotionaler Involvierung führen.
Insofern wäre ein historisches Szenario, das in der Akustik und in der
Zuhörerschaft des bürgerlichen Konzertsaals die Entsprechung zu einer
in den Sinfonien Beethovens greifbaren, neuen Autonomie-Ästhetik findet, kritisch zu hinterfragen. Angemessener erscheint es dem Autor, gerade in den kleinen und akustisch aktiven Konzerträumen der Beethovenzeit, in denen sich ein großes Publikum aus heutiger Sicht unvorstellbar
dicht um das Orchester drängte, einzigartige Rahmenbedingungen für
die Entfaltung von großen orchestralen Wirkungen zu sehen.
Summary
This text confronts Paul Bekker’s theory – that Beethoven’s symphonies are primarily a sociological phenomenon addressing the larger audiences of an emerging civil society – with the
performance conventions of Beethoven’s orchestral works in Vienna during his lifetime. Included is an analysis of the historical concert venues and their acoustical properties, orchestra sizes, audience sizes and samples of the contemporary discourse on performance practice
and acoustics. By comparing the historical situation with modern standards established in
the late 19th century, the author finds that the small, acoustically friendly historical concert
venues offer unique conditions for the realization of dynamic orchestral effects as a manifestation of »size« and public impact.
38 Briefwechsel (wie Anm. 6),
Bd. 5, Nr. 1839, S. 325.
Bei diesem Text handelt es sich
um einen Vorabdruck aus dem
Beethoven-Handbuch, das ab 2011
im Laaber-Verlag erscheinen wird.
Herunterladen