Elektrochemische Synthesen, VI [1] Elektrochemische Substitution der YIB-Hexacarbonyle M(CO)6 (M = Cr, Mo, W ) Electrochemical Syntheses, V I [1] Electrochemical Substitution of VIB-Hexacarbonyls M(CO) 6 (M = Cr, Mo, W ) Joseph Grobe* und Heinz Zimmermann Eduard-Zintl-Institut für Anorganische Chemie der Technischen Hochschule Darmstadt, Hochschulstraße 4, D-6100 Darmstadt Herrn Prof. Dr. rer. not. K. H. Lieser zum 60. Geburtstag gewidmet Z. Naturforsch. 36 b, 301-306 (1981); eingegangen am 24. Oktober 1980 Electrochemical Synthesis, Metal Carbonyls, Substitution Products, Phosphane Ligands The electrochemical substitution of group V I B hexacarbonyls by solvent molecules and/or phosphane ligands is studied in some detail and is found to be a fruitful alternative preparative route to the well-known photochemical reaction. Substitutionsprodukte der Hexacarbonyle der VIB-Metalle werden bisher fast ausschließlich durch thermisch oder photochemisch aktivierten Austausch von CO gegen L dargestellt. Beide Verfahren besitzen gewisse Nachteile; so führt die thermische Umsetzung von M(CO)6 mit L in der Regel zu Produktgemischen, während das photochemische Verfahren zwar ausreichend selektiv, aber auf kleine Ansätze (max. 20 mmol) beschränkt ist. Beiden Synthesewegen ist zudem eine Grenze gesetzt durch die thermische bzw. photochemische Stabiütät der Reaktionspartner und Produkte. Wegen dieser Nachteile sind Methoden von Interesse, die eine möglichst schonende und selektive Substitution bei variabler Ansatzgröße ermöglichen. Besonders bewährt haben sich bisher zweistufige Verfahren, bei denen im ersten Schritt gezielt ein Mono- oder Disubstitutionsprodukt mit leicht austauschbaren Liganden gebildet wird, aus dem sich im zweiten Schritt durch Ligandenaustausch unter milden Bedingungen das jeweils gewünschte Endprodukt gewinnen läßt. Stellvertretend seien hier die Verfahren mit Ammoniumsalzen des Typs [R4N] [M(CO) 5 X] ( X = Cl, Br, I) [2] und mit den cis-Olefinkomplexen M(CO)4norbor [3] als Zwischenstufen genannt. Vor kurzem konnten wir über die elektrochemische Direktsynthese von Phosphankomplexen M(CO) 5 PR 3 und M(CO) 4 (PR 3 )2 aus Komplexen höherer Wertigkeitsstufe bzw. aus Metallanoden be- richten [4]. Im Rahmen dieser Untersuchungen eröffnete sich eine weitere Möglichkeit zur selektiven Synthese von Substitutionsprodukten, ausgehend von den Hexacarbonylen, die Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein soll. Theoretische Aspekte des Verfahrens Grundlage des von uns erarbeiteten präparativen Verfahrens sind außer der kürzlich publizierten theoretischen Betrachtung [5] Beobachtungen von Pickett und Pletcher [6] bei der cyclovoltammetrischen Untersuchung von Cr(CO)ö in Acetonitril. Bei der elektrochemischen Reduktion der VIB-Hexacarbonyle werden die Anionen [M(CO)e]~ erzeugt, die wegen Überschreitung der Edelgaskonfiguration instabil sind und Ligandenaustauschreaktionen unterliegen. Bei Einstellung geeigneter Bedingungen führen diese selektiv zu Substitutionsprodukten M(CO)sL y . Die cyclovoltammetrische Untersuchung der Hexacarbonyle in Tetrahydrofuran an Platinelektroden ergibt für alle drei Vertreter der VIB-Gruppe sehr ähnliches Verhalten. Abb. 1 faßt die Meßdaten zusammen und gibt den Kurvenverlauf wieder. An den Reduktionsschritt M(CO) 6 — • [M(CO) 6 ]-, der im Voltammogramm durch den kathodischen Strompeak 1 gekennzeichnet ist, schließen sich chemische Folgereaktionen an, die sich durch die Gl. (1) bis (4) beschreiben lassen. Das Fehlen eines Reoxidationspeaks für [M(CO)e]~ zeigt ebenso wie das Auftreten eines Peakpaares (3, 3') und eines einzelnen Oxidationspeaks 2 die Bildung von Folgeprodukten an. Unauthenticated Download Date | 2/14/17 1:12 AM setzt. Die bei der Substitution abgespaltene COMenge läßt sich angenähert durch Messung des Druckes im Autoklaven bestimmen und ermöglicht eine Kontrolle des Reaktionsablaufs. f'anod 3' Cr Mo W 1 2,55 2,31 2,11 -En[V] 2 1,30 1,43 1,36 3 0,47 0,57 0,45 3" 0,60 0,69 0,55 Abb. 1. Cyclische Voltammogramme der Hexacarbonyle M(CO)6 (M = Cr, Mo, W) im Bereich von 0 bis —2,7 V an Pt-Elektroden in Tetrahydrofuran als Lösungsmittel. Referenz: Gesättigte Kalomel-Elektrode (GKE). [M(CO)6]- [M(CO) 5 ]- -CO THF -e~ 2[M(CO)5; [M 2 (CO)io] 2 - [M(CO)5]- (1) M(CO) 5 (THF) (2) ->- [M2(CO)IO]2" 2 THF -2e~ Bei den in präparativem Maßstab durchgeführten Umsetzungen der Hexacarbonyle unter Verwendung von Tetrahydrofuran oder Pyridin als Lösungsmittel entstehen in kurzen Reaktionszeiten (2 bis 6 h) Gemische aus Lösungsmitteladdukten M(CO)6-n(LM)n, die eine ähnliche Zusammensetzung haben wie die photochemisch erzeugten Systeme. Auch die Korrelation von Produkt Verteilung und abgespaltener CO-Menge ist analog. Im Gegensatz zur photochemischen Synthese, die prinzipiell bis zur vollständigen Decarbonylierung getrieben werden kann, lassen sich elektrochemisch als Funktion des Lösungsmittels maximal zwei bzw. drei CO-Gruppen substituieren. Dieser zunächst überraschende Befund findet eine einfache Erklärung in der in A b b . 2 dokumentierten Verschiebung der (3) CO >- 2M(CO)s(THF) X Addukte des allgemeinen Typs M(CO)6_n(LM)n mit Lösungsmittelmolekülen besitzen in der Chemie der VIB-Metallcarbonyle große Bedeutung, da das koordinierte Lösungsmittel leicht durch andere Liganden ersetzt werden kann [Gl. (5)]. M(CO) 5 (THF) + PMe 3 bc (4) lnl (5) M(CO) 5 PMe 3 + T H F Der präparative Wert solcher Lösungsmittelkomplexe liegt darin, daß der Ligandenaustausch unter sehr milden Bedingungen erfolgt und auf diesem Wege Liganden geringer thermischer Stabilität koordiniert werden können. Die elektrochemische Darstellung setzt allerdings voraus, daß die Lösungsmittel kathodische Grenzpotentiale besitzen, die negativer sind als die der Hexacarbonyle. Diese Forderung wird nach unseren Messungen von Pyridin, Tetrahydrofuran und Acetonitril erfüllt. Elektrochemische Erzeugung von Lösungsmittelkomplexen Als Reaktionsgefäße werden die bereits früher beschriebenen [4] Elektrolyseautoklaven einge- 0 -0,1 -0,2 -0,3 -0.4 -0,5 -0,6 AE1/2 An [V] Abb. 2. Verschiebung A Ei / 2 /A n der Halbstufenpotentiale für M(CO)6 _ n L n -Komplexe als Funktion von L. a) L = PPh 3 ; b) L = PMe 3 ; c) L = Me2P(CH2)2PMe2; d) L = py. Grenzpotentiale bei der Substitution von CO durch stärkere Donorliganden. Der Abbildung liegen die in Tab. 1 zusammengefaßten Ergebnisse cyclisch voltammetrischer Messungen an M(C0)6_nL ra -Komplexen zugrunde. Die aus den Werten E p (anod.) und E p (kath.) der Cyclo voltammogramme ermittelten Halbstufenpotentiale Ei/ 2 der Reaktion (6) M(CO) 6 - n L w ^ M(C0) 6 -„Ln + + e- (6) werden in Potentialverschiebungen A^i/^An je Ligand umgerechnet, indem man auf das Potential des jeweiligen Hexacarbonyls bezieht. Die basischen Lösungsmittel Pyridin bzw. Tetrahydrofuran erhöhen bei ihrer Koordination die Elektronendichte am Metall und erschweren die Reduktion. Bei einer bestimmten Zahl koordinierter Lösungsmittelmoleküle ist das kathodische Grenzpotential des Komplexes soweit abgesenkt, daß er unter den vorgegebenen Bedingungen nicht mehr elektroaktiv, d.h. nicht mehr reduzierbar ist. Unauthenticated Download Date | 2/14/17 1:12 AM Tab. I. Ergebnisse cyclovoltammetrischer Messungen an M(CO)6-nLw-Komplexen (M = Cr, Mo, W) im Bereich von 0 bis 2 V». Verbindung FeCp2 Cr(CO)6 Mo(CO)e W(CO)6 Cr(CO)5PMe3 Mo(CO)5PMe3 Cr(CO)4(PMe3)2 /ac-Cr(CO)3(PMe3)3 eis-Mo(CO)4(PPh3)2 cis-Cr(CO)4PCCP cis-Cr(CO)4PSiCP Cr(CO)5Py a Ep anod. (V) E p kath. (V) E1/2 z!Ei/2//4n (V) (V) 0,52 0,41 0,46 1,52 1,46 1,49 0 1,57 1,43 1,50 0 1,65 - Ligand CO CO - 1,13 1,03 1,08 — 0,42 1,11 1,05 1,08 — 0,42 0,70 0,34 0,52 — 0,48 0,27 0,19 0,23 — 0,42 0,89 0,81 0,85 — 0,32 0,70 0,51 0,605 —0,88 0,64 0,42 0,53 — 0,96 PMe3 PMe3 PMe3 PMe3 PPh 3 PCCP PSiCP 0,93 0,87 0,90 — 0,59 Py Experimentelle Parameter: Platinelektroden mit Ag/Ag+ als Referenz; Lösungsmittel: Acetonitril (ACN); Leitsalz: [Bu 4 N]BF 4 (0,2 molar); c[M(CO) 6 -„L n ] = 5 • 10~3 mol/1; T = 20 °C. In T H F ist diese Grenze mit dem Substitutionsgrad n — 2, in Pyridin bei n — 3 erreicht. Die Abhängigkeit des Substitutionsgrades von der Art des Lösungsmittels und der Arbeitsspannung ermöglicht die gezielte Synthese substituierter Metallcarbonyle. Die Leistungsfähigkeit der elektrochemischen reduktiven Decarbonylierung zur Erzeugung von Lösungsmittelkomplexen läßt sich wegen der Labilität der Addukte am einfachsten durch IR-spektroskopische Untersuchung der Reaktionsgemische und Vergleich mit photochemisch präparierten Systemen nachweisen. In T H F bildet sich bei längerer Elektrolysedauer in zunehmender Menge das cisDisubstitutionsprodukt. Dabei wird ein maximaler Umsatz des Hexacarbonyls von etwa 7 5 % erzielt, der auch bei weiterer Elektrolyse nicht ansteigt, weil die Konzentration der reduzierbaren Spezies M(CO) 6 und M(CO) 5 (THF) abnimmt und als Rückreaktion die Carbonylierung der Addukte zunehmende Bedeutung gewinnt. Eine Erhöhung der Ausbeute ist daher nur durch Entfernung des CO aus der Reaktionslösung, z.B. durch Spülen mit trockenem Stickstoff, möglich. Bei Verwendung von Pyridin bilden sich die entsprechenden Pyridinkomplexe M(CO)6_npyn, die wegen ihrer größeren Stabilität isoliert werden können. Hier entsteht bei längeren Elektrolysezeiten als einziges Produkt der Komplex /ac-M(CO)3py3 in einer Maximalausbeute von ca. 9 0 % . In ähnlicher Weise wie photochemisch erzeugte Me- tallcarbonyl/Lösungsmittel-Addukte können auch die elektrochemisch hergestellten Komplexe für Ligandenaustauschreaktionen eingesetzt werden. Um Produktverunreinigungen durch polymere Nebenprodukte auszuschließen, werden die Reaktionslösungen vor der Zugabe des gewünschten Liganden unter Schutzgas filtriert. Im Fall der T H F Komplexe erfolgt der Ligandenaustausch bei Raumtemperatur, bei den Pyridinderivaten zwischen 50 und 90 °C. Die Liganden werden in äquimolaren Mengen oder in geringem Überschuß eingesetzt. Die besten Ausbeuten an Phosphankomplexen des Typs M(CO)ÖPR3 erhält man durch Umsetzung von M(CO) 5 (THF) oder M(CO) 5 py. Das THF-Addukt ist in hoher Selektivität bei kurzen Elektrolysezeiten zugänglich und wird direkt in der Reaktionslösung mit dem Phosphan umgesetzt. Der Pyridinkomplex sollte isoliert und in einem inerten Lösungsmittel mit PR3 zur Reaktion gebracht werden. Für die Darstellung von cis-Disubstitutionsprodukten sind die Derivate M(CO) 4 (THF)2 gut geeignet; die selektive Synthese von /ac-trisubstituierten Komplexen gelingt am besten aus den M(CO)3py 3 Verbindungen. Der Chelatligand Me 2 P(CH 2 )2PMe 2 läßt sich in T H F praktisch quantitativ zu den K o m plexen M(CO) 4 (Me 2 PCH 2 CH 2 PMe 2 ) (M = Cr, Mo, W ) umsetzen, wenn die Lösung nach erfolgter Austauschreaktion noch einmal kurz (1/2-1 h) elektrolysiert wird. Der Reaktionsverlauf wird durch die Gl. (7)-(9) beschrieben. Unauthenticated Download Date | 2/14/17 1:12 AM 3M(C0)E THF > M(C0)5(THF) + Stufe. Dabei ist einerseits der oben diskutierte Verlauf über Lösungsmittelkomplexe, andererseits der direkte Ersatz von CO durch starke Liganden möglich. Die alternativen Reaktionswege sind in Gl. (10) angegeben. (7) - C O 2M(CO) 4 (THF) 2 M(C0)s(THF) + 2M(CO) 4 (THF) 2 + 3 Me 2 PCH 2 CH 2 PMe 2 -> 2(CO) 4 MPMe 2 (CH 2 ) 2 PMe 2 + (CO) 5 MPMe 2 (CH 2 ) 2 PMe 2 + 3 T H F 1) + e ~ M(CO) 5 PMe 2 (CH 2 ) 2 PMe 2 2) — C O 3) — e (CO)4MPMe 2 (CH 2 ) 2 PMe 2 (8) M(C0) e »[MtC0),r In Analogie zur photochemischen Decarbonylierung und Substitution kann die elektrochemische Variante auch direkt ausgeführt werden, d.h. Decarbonylierung und Substitution erfolgen in einer Cr(CO)6 Cr(CO)6 Cr(CO)6 Cr(CO)ö Cr(CO)6 Cr(CO)6 Cr(CO)6 Mo(CO)e Mo(CO)e Mo(CO)e Mo(CO) e Mo(CO)e W(CO) 6 W(CO) 6 W(CO) 6 W(CO) 6 W(CO) 6 THF THF THF THF THF PMe3 PMe3 PPh 3 PPh 3 PCCP PMe3 PPh 3 PMe3 PMe3 PPh 3 PPh 3 PCCP PMe3 PMe3 PPh 3 PPh 3 PCCP a b c Py Py THF THF THF THF THF THF THF THF THF THF M(C0) s (THF) Die Isolierung der Reaktionsprodukte erfolgt nach Abkondensieren der flüchtigen Anteile bei Tab. II. Elektrochemische Substitution von VIB-Hexacarbonylen: dukte und Ausbeuten» Ligand - Die Rückreaktion unter Carbonylierung des Phosphankomplexes ist unter den Bedingungen der Synthese nicht möglich. Bei Mehrfachsubstitutionen sollten sich daher bessere Stromausbeuten und höhere Selektivitäten ergeben. Diese Voraussage wird bestätigt gefunden. So reduziert sich die bei der Synthese von cis-Cr(CO) 4 (THF) 2 aufgewandte Strommenge von 4-4,5 F/mol für die Darstellung von cis-M(CO) 4 (PR 3 ) 2 -Komplexen auf 2,0-2,9 F/mol. Die selektive Synthese dieser Verbindungen gelingt mit Ausbeuten bis zu 9 0 % . Das „direkte" elektrochemische Verfahren L.M. e V T H F M(C0)sPR, (9) Als Eintopf-Verfahren ist dieser Weg der üblichen verlustreichen Methode über die Zwischenstufe der Norbornadientetracarbonyle überlegen, zumal der Austausch der THF-Moleküle gegen den Chelatliganden schon bei Raumtemperatur erfolgt. M(CO)e ' Reaktionspartner, Stromverbrauch, Pro- Ligand/M(CO)6 F/mol Produkt Ausbeute [ % ] bez.M(CO) 6 1 Cr(CO)5PMe3 Cr(CO)4(PMe3)2 Cr(CO)5PPh3 Cr(CO)4(PPh3)2 Cr(CO)4PCCP Cr(CO)3(PMe3)3 Cr(CO)3(PPh3)3 Mo(CO)5PMe3 Mo(CO)4(PMe3)2 Mo(CO) 5 PPh 3 Mo(CO) 4 (PPh 3 ) 2 Mo(CO)4PCCP W(CO) 5 PMe 3 W(CO)4(PMe3)2 W(CO) 5 PPh 3 W(CO) 4 (PPh 3 ) 2 W(CO) 4 PCCP 72 1 1,4 2,1 1 2,4 1 1 2,0 2,1 1 1,1 1 2,6 2,9 6 1 4,6 4 1 4,4 1 1 1,5 2,2 1 2,7 1 1 1,4 3 1 2,9 1,1 1 1 1 2,9 2,2 1 2,5 1 1,4 1 2,0 2,2 1 2,7 1,1 1 2,9 69 65 58 93 78 C 42° 60 64 59 60 85 76 65 62 42 89 Verfahr II II I+ I + I+ I + I+ II II II I + I + II II I+ II I + II II II II II II II II II Experimentelle Parameter: Elektroden: V 2 A-Kathode, Mo- oder AI-Anode; Lösungsmittel: 50 ml; Leitsalz: [ B U 4 N ] B F 4 (5 g) oder [Bu4N]Br (2-5 g); U = 5-15 V ; I = 50-100 mA. M(CO)6-Menge: 10 mmol. I = ,.Indirekte" elektrochemische Substitution; II = „Direkte" elektrochemische Substitution; der angegebene Stromverbrauch gilt für Verfahren II. Nach der Elektrolyse bei 80° (10 h) gerührt. Unauthenticated Download Date | 2/14/17 1:12 AM Raumtemperatur (Lösungsmittel, Spuren M(C0)6, flüchtige Liganden) durch Extraktion des Rückstandes mit inerten organischen Lösungsmitteln, Umkristallisation oder Sublimation im Hochvakuum. Die Ergebnisse der „direkten" elektrochemischen Synthesen sind in Tab. II wiedergegeben. Die Verbindungen werden durch spektroskopische (IR, MS) und cyclovoltammetrische Messungen identifiziert. Das IR-Spektrum im CO-Valenzbereich ist charakteristisch für das jeweilige M(CO)6_n-Fragment, das Voltammogramm für die Zahl und Art der koordinierten Phosphanliganden. Experimentelles Allgemeine Angaben über die verwendeten Elektrolyseautoklaven und zur Durchführung der Elektrosynthesen sind einer früheren Publikation [4] zu entnehmen. Gleiches gilt für die Darstellung der Phosphanliganden PPh 3 , PMe 3 undMe 2 P(CH 2 )2PMe2 und die Vorbehandlung der Lösungsmittel. 1. Cyclovoltammetrische Untersuchungen Für die cyclovoltammetrischen Messungen werden folgende Geräte verwendet: Funktionsgenerator (Hewlett Packard 3310 B), Potentiostat (Wenking L B 75 M), xy-Schreiber (Metrawatt Servogor), Digitalmultimeter (Metrawatt Metravo digital). Meßzellen: a) Metrohm 25 ml mit Pt-Stiftelektroden (EA282, E A 2 8 5 ) : Ag/AgCl-Referenz (EA 427), über ein Frittensystem verbunden. b) Eigenbau (25 ml) mit Pt-Stift als Arbeitselektrode und Pt-Ring als Gegenelektrode; Referenz gesättigte Kalomel-Elektrode, verbunden über Fritten und Luggin-Kapillare. Die Platinelektroden werden vor jeder Messung jeweils mehrere Minuten in H N 0 3 (konz.) und in eine FeCl 2 -Lösung in halbkonzentrierter Salzsäure eingetaucht, anschließend mit destilliertem Wasser und Aceton abgespült und getrocknet. Die Meßzelle und das Referenzsystem werden mit Chloroform und Aceton ausgespült, getrocknet, unter N 2 -Schutzgas zusammengesetzt und mit 25 ml entgaster Leitsalzlösung (z.B. [BU 4 N]BF 4 ; 0,2 molar) gefüllt. Zuletzt wird die Referenzelektrode eingesetzt und zur Verdrängung von Luftresten 10 min ein schwacher Strom feingereinigten Stickstoffs durch die Lösung geleitet. Die Messungen erfolgen unter Schutzgasatmosphäre (N 2 ) an 5 • 10~3 molaren Lösungen der K o m plexe im Bereich von 0 bis — 2 , 7 V für M(CO) 6 (s. Abb. 1) bzw. von 0 bis + 2 V für M(CO) 6 -«L n (s. Tab. I). Die Voltammogramme werden mit einem Spannungsvorschub von 0,3 V/s, entsprechend einer Durchlauffrequenz von 5,5 • 10 - 2 bzw. 7,5 • 10~ 2 s~ 1 , aufgenommen. 2. Anwendung der ,,indirekten" elektrochemischen Methode Die Arbeitsweise wird exemplarisch an zwei Beispielen beschrieben: 2.1. D a r s t e l l u n g v o n / a c - C r ( C O ) 3 ( P M e 3 ) 3 In einem 100 ml Elektrolyseautoklaven mit AIAnode werden 4 g [BuiNJBr und 1 , 1 g (5 mmol) Cr(CO)6 in 50 ml Pyridin vorgelegt. Anschließend wird im Verlauf von 18 h bei einem Konstantstrom von 150 mA elektrolysiert, wobei frei werdendes Kohlenmonoxid mehrfach aus dem Autoklaven abgeblasen und abgefackelt wird. Die Reaktionslösung, die für /ac-Cr(CO) 3 py 3 charakteristische IR-Signale bei 1890 und 1780 c m - 1 zeigt, wird unter N 2 -Schutz aus dem Autoklaven in einen 250 ml Schutzgaskolben gedrückt und an der HV-Apparatur entgast. Mit Hilfe der HV-Apparatur werden nun 15 mmol Trimethylphosphan einkondensiert. Nach Belüften mit trockenem Stickstoff wird ein Intensivkühler aufgesetzt und bei 80 °C 5 h nachgerührt. Die flüchtigen Bestandteile des Reaktionsgemisches werden an der HV-Apparatur abgezogen, das Rohprodukt in eine Sublimationsapparatur eingefüllt und bei 100 °C/10~3 Torr sublimiert. Ausbeute an /ac-Cr(CO) 3 (PMe 3 ) 3 : 1,41 g (78% d.Th.). 2.2. D a r s t e l l u n g v o n Mo(CO)4(PMe2(CH2)2PMe2) In einem 100 ml Elektrolyseautoklaven mit AIAnode werden 4 g [Bu 4 N]BF 4 und 2,6 g (10 mmol) Mo(CO)ß vorgelegt. Bei Raumtemperatur wird bei einem Konstantstrom von 150 mA 8 h lang elektrolysiert. Die Reaktionslösung wird anschließend in einen 250 ml-Kolben mit seitlichem Ansatz und Hahn gedrückt, unter N 2 -Schutz filtriert und mit 1,52 g (10 mmol) Me 2 P(CH 2 ) 2 PMe 2 versetzt. Zur vollständigen Chelatisierung wird die Lösung erneut in den Elektrolyseautoklaven eingefüllt und bei 100 mA-Konstantstrom 1 h elektrolysiert. Dabei verschwinden die IR-Signale für das Monosubstitutionsprodukt bei 2060 c m - 1 und 1945 c m - 1 . Nach Abkondensation des Lösungsmittels bei Raumtemperatur wird Mo(CO) 4 Me 2 P(CH 2 ) 2 PMe 2 durch Sublimation bei 80 °C/10 - 3 Torr gereinigt; es fällt in Form weißer Kristalle an. Ausbeute: 3,16 g (89% d.Th.). 3. Anwendung des „direkten" elektrochemischen Verfahrens Bei dieser Variante des Substitutionsverfahrens sind experimentell keine Unterschiede für ein- oder zweizähnige Liganden zu machen. Die Arbeitsweise wird exemplarisch am Beispiel der Synthese von W(CO) 4 PMe 2 (CH 2 ) 2 PMe 2 beschrieben: Unauthenticated Download Date | 2/14/17 1:12 AM In einem 100 ml Autoklaven mit AI-Anode werden unter den üblichen Schutzmaßnahmen 3,5 g (10 mmol) W(CO) 6 , 1,5 g (1,9 ml, 10 mmol) Me 2 P(CH 2 )2PMe 2 und 2 g [Bu 4 N]BF 4 vorgelegt. Nach Verschraubung des Autoklaven wird 5 min lang ein schwacher N 2 -Strom durch die Lösung geleitet. Dann werden die Gasventile geschlossen. Unter starker Magnetrührung wird bei Raumtemperatur mit einem Konstantstrom von 100 mA 8 h elektrolysiert, wobei sich im Autoklaven ein CO-Druck von 10 bar aufbaut. Nach Abkondensation der flüchtigen Anteile bei 20 °C/10- 3 Torr wird der Rückstand in eine Subli- mationsapparatur überführt. Bei 80 °C/10 - 3 Torr sublimiert das Produkt in Form von weißen Kristallen. Ausbeute an W(CO) 4 PMe 2 (CH 2 ) 2 PMe 2 : 3,9 g ( 8 9 % d.Th.). Die Charakterisierung der Produkte erfolgt durch spektroskopischen Vergleich mit authentischen Proben. [1] Mitteilung V : J. Grobe und B. H. Schneider, Z. Naturforsch. 36b, 8 (1981). [2] J. A. Connor, J. P. Day, E. M. Jones und G. K. McEwen, J. Chem. Soc. Dalton 1973, 347. [3] R. B. King, Organometallic Synthesis Vol. 1, S. 122 (1965). [4] J. Grobe und H. Zimmermann, Z. Naturforsch. 35b, 533 (1980). [5] J. Grobe, M. J. Keil, B. Schneider und H. Zimmermann, Z. Naturforsch. 35b, 428 (1980). [6] C. J. Pickett und D. Pletcher, J. Chem. Soc. Dalton 1976, 749. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Fonds der Chemischen Industrie und der Dr.-OttoRöhm-Gedächtnisstiftung gilt unser Dank für die finanzielle Unterstützung dieser Untersuchungen. Unauthenticated Download Date | 2/14/17 1:12 AM