Vorlesungsmitschrift „Verbalkategorien des Deutschen“ [+ Ergänzungen aus Helbig & Leiss] 1. Sitzung (10.3.) * Allgemeines zum Verb 5 Verbalkategorien -) Tempus -) Modus -) Person -) Numerus -) Genus Wortklassencharakteristik: -) Verb = Valenzträger (legt somit Struktur des Satzes fest) sehr komplexe Wortklasse!!! -) Kategorial auf ein Geschen in der Zeit festgelegt (aufgrund obligatorischer Verbindung von Verb und Tempus- bzw. Modus-Morphem) -) Grundbedeutung stellt den lexikalischen Wert (Zeitlichkeit wird über die Grundbedeutung hinaus erzeugt) -) Verben sind Wörter, die mit syntaktisch auftreten & mit Substantiva Sätze bilden -) Kongruenz = Übereinstimmung von Person & Numerus -) Semantik des Verbstamms (Basismorphem) bestimmt den Verlauf des Verbes [ver-, ent-, aus-] -) WORTBILDUNG Verb unterscheidet sich stark von Substantiva & Adjektiva Komposita spielen geringere Rolle (mit Substantiva & Adj. häu Verb-Verb = selten [z.B. mähdreschen] Verb-Partizip = [verlorengehen] Verb-Adverb = [fortsetzen] verbale Ableitungen verbale Wortbildung Substantiva + -en, -ern, -eln, -igen, -ieren [töten, schriftstellern, löffeln, steinigen, komplexe schwache Verben zu starken Verben (meist durch Umlaut) [fallen – fällen, schwemmen – schwimmen] [lachen – lächeln, folgen – folgern Grundsemantik gleich] Verbale Präfixbildung [grüßen – begrüßen] desubstantivisch [Anspruch – beanspruchen] gebundene Morpheme [zerstören] & freie Morpheme [durchlaufen] -) nur Verben werden konjugiert! finite Verben = konjugierte Verbformen infinite Verben = nicht konjugierte (Infinitiv, Part I + Part II) Subklassen 1) Semantik: grammatische Relevanz (Vollverb [bringen], Modalverb, Funktionsverb [zur Aufführung bringen – aufführen]) 2) Anteil am Geschehen: Handlungsverb, Vorgangsverb 3) Handlungsablauf: wiederholt, punktuell, andauernd, abgeschlossen, intesiviert 4) Syntaktik: Valenz, Passivbildund, Perfektbildung 5) Wortbildung/Morphologie: Stamm- & Flexionsformen (starke vs. schwache Verben bzw. regelmäßige, unregelmäßige & Mischformen) Basismorphem (Wurzel, Stamm) lexikalischer Kern Wortbildungs- & Konjugationsmorphem (semantische & grammatische Klasse) (~6) Aktionsarten * Aktionsarten kennzeichnen sprachlich den Verlauf einer Handlung oder die Phasen/Abstufung der Aktion im Dt. kein vollständiges systematisiertes Formenparadigma vorhanden -) perfektive / terminative Verben Verben, mit denen eine zeitliche Begrenzung ausgedrückt wird [besteigen, verblühen] #) Beginn des Geschehens inchoative / ingressive Verben [erblühen, entbrennen, losrennen] #) Ende des Geschehens resultative / egressive Verben [verblühen, aufessen, vollenden] #) ohne zeitliche Ausdehung punktuelle / momentane Verben [finden, erblicken, fassen] -) imperfekte / durative Verben (auch kursive) Verben, mit denen etwas ohne zeitliche Begrenzung ausgedrückt wird [blühen, schlafen, sein, bleiben, andauern] -) iterative Verben Verben, mit denen stete Wiederholung gleichartiger Vorgänge ausgedrückt wird [flattern, krabbeln, streicheln] -) intensive Verben ein größerer oder geringerer Grad, die stärkere oder schwächere Intensität eines Vorgangs wird bezeichnet [schluchzen, schnitzen, lächeln] 2. Sitzung (17.3.) Weiters: -) mutative Verben: kennzeichnen Veränderung [grünen] -) limitative Verben: phasenhaft abgestuftes Geschehen [knallen, öffnen, töten, platzen] -) analytische Formen: im Begriff sein, etwas zu tun [es regnet] -) denominale Formen: [tragen, reifen] bestimmte Affixe können meist bestimmten Aktionsformen zugeordnet werden. Aktionsarten verbieten oder erlauben immer grammatische oder syntaktische Vorgänge (Perfektbildung, attributiver Gebrauch) meist gibt es eine Mischung aus den verschiednen Aktionsformen auch Unterschiede in Aktionsarten bei Perfekt mit haben/sein Funktionsverben haben weitgehend ihre semantische Eigenart verloren Feindifferenzierung wichtig!!! * Valenz Kookurrenz („Gleichvorkommen“) = spezifische Valenzstrukturen Kookurrenzrestriktion A tritt nur auf, wenn B in dieser Position vorhanden ist Valenz = Fähigkeit, Leerstellen zu eröffnen; Rektion = was fordert ein Verb; Verb ist immer Valenzträger! Die Valenz des Verbs steht im direkten Verhältnis zu seiner Bedeutung! Verben stehen in Verbindung zu anderen Satzgliedern, um die Bedeutung festzulegen (mindestens 1 Mitspieler wird verlangt, mehr als 3 Aktanten nicht nötig) Grundbeziehungen des Sachverhalts des Satzes sind durch Verb festgelegt weiter Infos in der Tiefen- oder Oberflächenstruktur. ^) quantitative Festlegung Menge der eröffneten Leerstellen, Täter = Agens 1 Leerstelle [bellen, schlafen], 2 Leerstellen [suchen, lesen], 3 [schenken, geben] bei einigen Verben diskutabel, ob 3 oder 4 Leerstellen (werfen, schlagen) „Witterungsverben“ Nullwertigkeit Aktanten = fakultativ oder obligatorisch ^) qualitativ-semantische Festlegung Determinierung entsprechend der Rolle der Mitspieler (anhand bestimmter Merkmale) Verträglichkeiten (kookurrieren) semantisch-qualitative Kategorien z.B. konkret/abstrakt, belebt/unbelebt [Kinder trinken Milch flüssig, unbelebt] ^) qualitativ-syntaktische Festlegung Auswahl aus bestimmten Wortklassen Verbalflexion & Verbalrektion „Kinder trinken Milch“ [Subst. Akk.] aufgrund semantischer Struktur trinkt die Milch nicht die Kiner „Peter trifft Erika“ Wer trifft hier wen? (Oberflächenstruktur sagt, dass Agens vor Patiens kommt) * TEMPUS + MODUS oft schwer zu unterscheiden; sind beteiligt am Aufbau modaler & temporärer Satzstrukturen; Einzelbedeutungen können voneinander abgegrenzt werden; Tempus zeitliche Einordnung des Redemoments Modus Einschätzung der Geltung (Modalität) nur bei finiten Verben möglich!!! * Tempus: kategoriale Merkmale; einzelne Tempora Ereignis, Ausdruck wird in Zeitablauf eingeordnet; Bezugspunkt = Redemoment; nicht allein durch Tempusformen der Verben, auch durch andere Elemente im Dt. kein chronologisch fixer Raster (auch Präsens kann auch Zukunft sein) eher ein Stufung potentielle Tempusbedeutungen + (kontextuelle) Vereinbarkeitsmerkmale 6 Tempora im Dt. (aber eine Reihe von temporalen Bedeutungsvarianten!) Präsens: - allg. Zeitablauf; weder Phase noch Punktuell festgelegt, - zum Redemoment gültig (parallel) - kann auch Vergangenes und Zukünftiges ausdrücken = temporaler Bedeutungskomplex - sehr undifferenziert viele verschiedene Verwendungsweisen. Präteritum: - vergangen, in der Vergangenheit verlaufend, in zeitlichem Abstand zur Gegenwart, - Abschluss muss nicht geliefert werden, - nicht mit allen Kontextelementen vereinbar, Perfekt: - zeitlich nicht fixiert, - mit vielen Kontextelementen verträglich, - bei Vollzug oder Abschluss eines Geschehens nicht unbedingt vor Redemoment; - meistens bei Vergangenheitstempora situiert; Plusquamperfekt: - Vollzogen in der Vergangenheit + Vollzug vor dem Redemoment, - mit wenigen Kontextelementen verträglich Futur I: - erwartet/ zu erwarten nachdrückliche Ankündigung eines Geschehens, - temporal und modal zu sehen - nach dem Redemoment, manchmal auch gleichzeitig - einige Kontextelemente (modal undifferenziert, hypothetisch), Futur II: - erwartet/vollzogen, - modal und temporal - mit wenigen Kontextelementen verträglich 3 unterschiedliche Tempusformen 1. Verlauf: Präsens (gegenwärtiger) & Präteritum (vergangener) 2. Vollzug: Perfekt (allgemeiner) & Plusquamperfekt (vergangener) [Sache als abgeschlossen charakterisiert] 3. Erwartetes: Futur I (allgemeine Erwartung) [stark modal ausgerichtet], Futur II Vergangen erwartet Allgemein Präteritum Präsens Futur I Vollzogen Plusquamperf. Perfekt Futur II * Temporale Bedeutungskomplexe GEBRAUCHSVARIANTEN = Verb, Kontext, temporale Elemente (Konjunktionen, Adverbien) Präsens: a) generelles Präsens (allgemeine Geltung ohne Bezug zum Redemoment) [Die Erde dreht sich um die Sonne] b) gegenwärtiges Präsens Gegenwartsbedeutung (Bezug zum Redemoment) c) voraussehendes Präsens Zukunftsbedeutung d) historisches Präsens Geschehen als vergangen angesehen Präteritum a) erzählendes Präteritum Distanz zum Gegenwärtigen ausgedrückt, vergangen b) künftiges Präteritum (v.a. in Literatur) Perfekt: a) vergangenes Geschehen Entwicklung reicht bis zur Gegenwart heran b) Gegenwartsbedeutung resultativer Charakter [Jetzt haben wir es erreicht] c) zukünftig obligatorische Temporalangabe [Bald haben wir es geschafft] Plusquamperfekt: a) vergangenes Geschehen (das Geschehen ist hervorgehoben) b) vergangenes mit resulativen Charakter Futur I: a) zukünftiges Geschehen mit temporaler Bedeutung b) gegenwärtiges Geschehen mit modaler Bedeutung (Vermutung) Futur II: a) zukünftiges Geschehen (selten) nur mit Temporalangabe b) vermutetes Geschehen in der Vergangenheit oder Gegenwart modal! (Vermutung) mit resultativen Charakter [Er wird (vor einigen Stunden) eingeschlafen sein] nur Präteritum & Plusquamperfekt leicht zuzuordnen, alles andere = polyfunktional Tempusmorpheme setzen Zeitlichkeit fest Temporale Bedeutungselemente fügen sich zu temporalen Bedeutungskomplex zusammen und daraus entwickelt sich die spezifische Bedeutung 3. Sitzung (31.3.) * Modus: kategoriale Merkmale; einzelne Modi MODUS = Art & Weise bringt die unterschiedliche Geltung zum Ausdruck SprecherIn kann Haltung ausdrücken – HörerIn wird über mögliche Einschränkungen informiert -) Auftreten der Modusformen mit anderen Elementen? Kontextabhängige Bedeutungen der Modi oft schwer zu unterscheiden -) Frage: Bereich der Stilistik oder grammatisches Kriterium (Was ist die Norm?) variiert in Standard- & Umgangssprache (sozial & territorial) -) Gebrauchsvarianten in typischen Kontextumgebungen? -) paradigmatische gegenüber kontextabhängigen Modusbedeutungen abgrenzen!!! -) übliche Namen der 3 Modi im Dt. in Schulgrammatiken nicht ausreichend!!! -) Indikativ („Wirklichkeitsform“) -) Konjunktiv („Möglichkeitsform“) -) Imperativ („Befehlsform“) stehen sich gegenüber INDIKATIV = indifferentes neutrales Moduselement; genauere Spezifizierung im Kontext!!! allgemeine Geltung des Sachverhalts nicht eingeschränkt! modale Indifferenz vereinbar mit modalen Kontextelementen größeren Ausmaßes sind diese nicht da, werden indikativische Äußerungen auf Wirklichkeit bezogen große Uneingeschränktheit viele unterschiedliche Geltungevarianten! (gilt für viele nicht als Modus) KONJUNKTIV eingeschränkte Geltung & Bezugsebene – Inhalt nicht voraussetzungslos Distanzierung des Sprechers von allgemein gültigen Inhalten (Hinweis an Hörer!) nicht unmittelbar temporal zuzuordnen Konj I & Konj II [temporale Synonymie] Durch Formenparadigma sind die wesentlichen Beziehungen auszudrücken Verlauf / Vollzug / Erwartung Konj I + II bringen unterschiedliche Aspekte in Geltung einer Eigenschaft zum Ausdruck Konjunktiv I Sachverhaltsbeschreibung gilt nicht allgemein sondern vermittelt! im 2. Redeakt wird Inhalt über 1. Redeakt vermittelt durch Konj I als nicht ursprünglich gekennzeichnet (Distanz zum 1. Redeakt, z. B. indirekte Rede); Kontextbezogenheit!!! Konjunktiv II Äußerung nicht allgemein; kein Bezug zu realem Geschehen, größere Distanzierung; quasi fiktive Bezugsebene Konj I auf ursprünglichen Redeakt bezogen Konj II auf fiktive Ebene bezogen keine wechselseitige Vertretung zwischen Konj I + II !!! IMPERATIV noch zu verwirklichender Sachverhalt (Einschränkung der Äußerung) tempusunabhängig (Kontextelemente!!!), direkter Bezug zu Redemoment; kein vollständiges Formenparadigma nur 1 Sg.- & Pl.-Form mit Bezug auf angesprochene Person -) Höflichkeitsform Konj I [Kommen Sie! + Seien Sie doch so nett…] KEIN IMPERATIV!!! -) Adhortative Form 1.P.Pl. [„Lasset uns beten“] Modusoppositionen (Ind – Konj / Ind&Konj – Imp) in bestimmtem Gebrauch oft aufgehoben (z.B. indirekte Rede) Indikativ modal unmarkiert, Konjunktiv markiert bei Homonymie von Konj I & Indikativ Konj II als Eratz Konj I & II nicht eindeutig zu trennen Konj II kann Konj I ersetzen, nicht umgekehrt! 4. Sitzung (28.4.) * Gebrauchsvarianten der Modi syntagmatische Anwendungsarten (nicht immer klar erkennbar) Indikativ Geltung einer Aussage nicht ausdrücklich eingeschränkt – modal indifferent breites Spektrum allgemeine Aussage u.d.R. (eindeutiger) Wirklichkeitsbezug Indikativ mit modalem Sinn -) Vermutung - durch bestimmte lexikalische Elemente [Er hat sich wahrscheinlich verlaufen; Es ist möglich, dass…] -) Aufforderung [Du steigst jetzt sofort ab! Du wirst sofort absteigen!] -) Geltung kann als nicht als wirklichkeitsbezogen verstanden werden [Der Teufel zwinkerte Peter zu.] Konjunktiv I -) indirekte Rede in Schriftsprache / gehobener gesprochener Sprache -) Wahrnehmen / Gefühle ausgedrückt -) berichtende Rede (die nicht unmittelbar an „Verb des Sagens“ angeschlossen ist) Redeaktäußerung ist mit Aktuellem nicht identisch! in literarischen Texten „Figurenbericht“ ad indirekte Rede: Konj II in indirekter Rede Ersatzform, weil Lautformen von Konj I & Indikativ gleich distanzschaffend (Aussage gering geschätzt) Konj II der hypothetischen Äußerung (bleibt bei Umwandlung von indirekter Rede in direkte Rede erhalten) Konj I + Konj II umgangssprachlich meist nebeneinander ohne Bedeutungsunterschied hätte-Formen gegenüber haben-Formen bevorzugt (Stichwort gehobene Sprache - Distanz?) Indikativ in indirekter Rede alltagsprachlich – generell in 1.P.Sg. [Ich sage nur, damit können sie nichts ausrichten.] Distanz nicht von Belang – häufig nach präsentischen Satzgebrauch [Er redet sich nur ein, dass er das gemacht hat] Konjunktiv II -) hypothetische Äußerung in indirekter Rede (Konj II nicht durch Ind. ersetzbar) -) im Konditionalgefüge Bedingung ist irreal [Ich hätte den Kerl hinausgeschmissen] [Wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre, dann hätte…] verkürzte hypothetische Form; auch hier steht Konj II (Ind. & Konj I nicht mögl.) -) Konj II der höflichen Äußerung = Konvention, dass diese „Tabuthemen“ durch Konj II ausgedrückt) [Es wäre hier die Gesichtshaut etwas aufzufrischen] Konventionen beim Gebrauch von Konj II im dt. Raum unterschiedlich vorhanden v.a. im südl. Sprachraum formelhafter Gebrauch / Sprecher nimmt sich zurück [ich wäre jetzt da, das wäre getan] [v.a mit Modalverben „möchte“ eigentlich Konj-form] heischende Gebrauchsvarianten von Konj I & II -) Konjunktiv der Aufforderung Konjunktiv I (Grund- & Spitzenstellung des Finitum des Konj I) 3.P.Sg., häufig „man“ [Es lebe der Sport, Es bringt ihm doch einer das Bett, Man behandle Bienen mit…] -) Konj II, der Wünsche kennzeichnet wenn isoliert & nicht als Konditionalsatz zu verstehen [Käme er doch endlich!, Hätten wir nicht abreisen sollen?] Realisierbarkeit hängt kann durch Kontextelemente ausgedrückt werden [Hätten wir die Prüfung doch bestanden! unrealisierbar] [Hätten wir die Prüfung doch schon bestanden! noch realisierbar] obligatorische & fakultative Setzung des Konjunktivs OBLIGATORISCH - in der indirekten Rede - in Wunschsätzen - in Konditionalgefügen FAKULTATIV - in eingeleiteten indirekten Rede - Komparaitiv-, Final- & Konsekutivsätzen [Er sieht aus als ob er krank sei/wäre] [Er sagt, dass er kommen könne/kann] - unverbindliche Äußerung Imperativ in besonderen Satzstrukturen vorwiegend prädikative Beziehung [Komm!] angesprochene Person hervorgehoben [Kümmere du dich um deine Angelegenheit!] heischende Grundbedeutung = Aufforderung weitere Bedeutungen durch Kontext (in Zusammenhang mit Intonation) [Bitte verzeih! Ich wusste nicht, was ich tue.] [Gib mir doch bitte das Buch her! Befehl oder Wunsch?] MODALE BEDEUTUNGSKOMPLEXE Modi nicht isoliert zu sehen syntaktisches Auftreten sehr differenziert! durch Kontextelemente Differenzierung erleichtert Kontextelemente = Potentialität & Irrealität [Wenn ich zu spät käme… möglich, real, ungewiss] [Wenn ich zu spät gekommen wäre… unmöglich, ireal] Modalitätsanzeiger (Gesamtfeld = Modalfeld) [welche nicht mit ursprünglichen Modus des Verbs zusammenhängen müssen] -) Modalverben Stellungnahme möglich -) Modalwörter Einstellung wiedergegeben [Er kommt wahrscheinlich/leider/sicher wieder später] -) Modalpartikel vielfältig einsetzbar ja, bloß, doch, halt, eh -) Tempora Futur I + Futur II -) haben/sein + zu + Infinitiv [Er hat sich hier zu melden, Das ist zu tun formell, Amtssprache!] -) Verben in indirekter Rede mit modaler Schattierung [Er sagt/verkündet/erklärt/denkt, dass….] größere Modalitätskomplexe (viele Schattierungen) [Es kann vielleicht regnen Modalwort + Modalverb] * (Person/Numerus) Elemente der finiten Form Verdeutlichung der syntaktischen Beziehungen zw. Subjekt & Prädikat grammatische Kongruenz!!! Person: lässt die Beziehung zum Sprechakt erkennen 1.+2. Person: markiert (direkte Beteiligung am Sprechakt) 3. Person: unmarkiert (jemand außerhalb des Sprechakts indifferent) Numerus: Zählbarkeit Singular unmarkierte (neutrale) Grundform Plural markiert 5. Sitzung (5.5.) * Genera des Verbs; Passivfähigkeit Genera des Verbs (syntaktisch – semantisch) Aktiv & Passiv mit Hilfe der Genusformen lässt Sprecher die Beteiligten hervor- oder zurücktreten; (Aktanten = semantisch Agens & Patiens, syntaktisch Subjekt & Objekt) Verhältnis von Agens & Patiens = Diathese Passiv hängt ab von -) Semantik des Verbs (Valenz, Aktionsart) -) syntaktischer Struktur (transitiv – nicht transitives Verb) Aktiv = allgemeine Grundform (sonst Passiv) - verhält sich neutral; = unmarkiert - Agens = Subjekt - erlaubt auch agensunabhängige Beschreibung andere Diathesen können aufscheinen [die Scheibe zerbricht, der Hahn tropft] PASSIV -) Bildung sein/werden + Partizip II -) es wird angezeigt, dass etwas nicht agensbezogen ist syntaktisches Subjekt ≠ Agens (falls genannt, meist durch Präpositionalgruppe) -) Aktanten treten oft nicht Erscheinung (häufig man / es) [Die Schlüssel werden gesucht, Für die Witwen wird von der Regierung gesorgt] VORGANGSPASSIV (werden + Part II) ZUSTANDSPASSIV (sein + Part II) * bezeichnet Vorgang / Prozess * bezeichnet Zustand / Ergebnis, Resultat * dauert an * durativ * resultativ * Vollzug, Begrenzung, Abschluss ist nicht * zurückführbar auf Vorgangspassiv ausgeschlossen (mit Präsens Perfekt) (verkürzte Form des VP mit Perfekt Herkömmliche Interpretation = Tatform (Aktiv) & Leideform (Passiv) (Handlungsrichtung & -umkehr) Beim ZP viele Formen Uneinigkeit: syntagmatischer & syntaktischer Aspekt (welche Strukturen, Diathesen?) Passiv = intransitiv wird mit intransitiven Verben ohne Subjekt gebildet Aktiv = transitiv wird durch Subjekt ausgedrückt transitiv (zielend) = Verben mit einem Akk.objekt, das bei der Umwandlung ins Passiv zum Subjekt wird; drücken zielgerichtetes Geschehen aus instransitiv (nicht zielend) = alle anderen Vorgangspassiv a) mit transitiven Verben Patiens = Subjekt; (kommunikative Seite = wichtig) meist wird Agens ausgespart b) mit instransitiven Verben = subjektlose Sätze; Passivfähigkeit: transitive Verben = passivfähig! ≠ passivfähig! - einen Zustand kennzeichnende Verben ohne Objekt - Verben, die Betrag/Wert vermitteln - Verben, die bereits etwas passivisches an sich hab (z.B. reflexive Verben) - intransitive Verben (Verbindung mit Dativ-, Genetiv- & Präpositionalergänzung) - nullwertige Verben - Geschehen wie [sich abspielen, ekeln, fehlen, träumen] 6. Sitzung (12.5.) ZUSTANDSPASSIV = sehr diskutiert! (wie passt es ins Paradigma?) oft keine Eindeutigkeit, ob grammatisch korrekt ZP nur zur bilden, wenn auch VP zu bilden ist aber nicht bei allen Verben möglich! = semantisches Kriterium! Voraussetzung = resultative Charakter der Verbbedeutung zu bilden mit: -) perfektiven / mutativen / transitiven Verben [Die Tür ist geschlossen] -) auch mit imperfektivisch eingeschätzten Verben ZP, wenn durch Kontext (Tempus, Präfigierung) Resultat möglich ist malen & ernten = perfektivisch & auch imperfektivisch [Das Korn ist geerntet, Das Bild ist gemalt] wichtig = passivisches Feld (über Kategorie hinaus) Strukturen mit passivischen Charakter, d.h. Agens ≠ handelndes Subjekt -) formal aktive Verbalstrukturen, aber syntaktische Subjekt ≠ Agensrepräsentant [Das Glas zerbricht ][„das Glas wird zerbrochen“] [Der Zug bremst] [Der Schlüssel schließt schlecht] -) nicht-passivfähige Fügungen [Der Wasserhahn tropf] [Der Kuchen schmeckt mir] semantische Variante von Verben -) Aktivsätze mit „man“ [Man schaltet die Lampen ein][„Die Lampen werden eingeschaltet“] -) Reflexivkonstruktionen, wo nicht-persönliches Subjekt keine Agensverkörperung semantisch passivisch [Das Hemd bügelt sich leicht] Fügungen mit „lassen“ [Die Maschine lässt sich schwer bedienen] spezifisch für Gesetzestexte [Die Bemerkung bezieht sich auf die nächste Seite] -) Adressatenpassiv mit „erhalten, bekommen, kriegen“ Verben mit unterschiedlicher Agens-Patiens-Fähigkeit -) „ist…zu…“ [Das Gerät bleibt zu reparieren] [Dem ist wenig hinzuzufügen] -) Fügungen mit Verbalsubstantiv Funktionsverbgefüge!!! [etwas steht zur Diskussion ≠ wird diskutiert] Zustandspassiv viele Fügungen nicht als reine ZP-Fügungen gesehen „Die Tür ist geöffnet“ vereinzelt wird ZP auch als Resultativum bezeichnet * Morphologie der Verbalkategorien Bildung der Formen durch mehrere lexikalische Elemente Verbstamm + Konjugationselmente Grundform + Differenzierung im Dt. 2 Arten -) einfache (synthetische) Verbalformen Finitum (Hilfsverben) -) zusammengesetzte (analytische) Verbalformen Infinitum (Infinitiv, Partizip) „defekte Stellen“ nicht alles kann gebildet werden (erklärbar über Semantik!) z.B. Person [*ich regne, *ich klirre] z.B. Numeri [*ich umzingle dich] z.B. Passiv [*ich werde geschlafen] Tempus-Modus Tempusstamm 1 Präsens gebildet Tempusstamm 2 Präteritalformen (Präteritalsuffix & Ablaut) Analytische Formen mit finitem Hilfsverb + infinitem Hauptverb Verteilung haben/sein Aktionsart! haben – transitive Verben sein – instransitive/perfektive Futur I & II gebildet mit Hilfsverb „werden“ Tempusparadigma zeigt im Dt. Stammvokalvarianten -) vokalische Varianz bei starken Verben 1./3.P.Sg. [E-I / A-Ä / A-I] -) konsonantische Varianz D/T, G/K, S/R (leiden/litt, gewesen/war) beim Modus: Indikativ = nullmarkert Konjunktiv I Tempusstamm 1 + -e Konunktiv II ei starken Verben Stammvokalvarianz, bei gemischten Verben mit –e temporale Synonymie von Konj I & II fehlen echte Vergangenheitsformen allgemein & vollzogen Imperativ Tempusstamm 1 + -e & -et (Sg. & Pl.) schwache Verben kein –e im Sg. Verben mit e-i-Wechseln kein –e im Sg. (geben – gib) Person- & Numerusformative nur in 2.P.Sg – sonst homomorphe Formen (deswegen Pers.pronomen!) Genusformative Aktivformen Formen, die nicht als Passiv markiert sind im Dt. Passivformen = analytischen Formen Infinite Formen in Verbindung mit analytischen Formen unmarkiert in Hinblick auf Tempus, Modus & Numerus werden als Substantive (substantiviert) oder Adjektive (Partizipien) gerechnet Infinitiv unmarkiert; Bedeutung des Verbalstamms (ohne grammatische Einschränkung) Grundbedeutung mit Flexiv –en zum Ausdruck gebracht Partizipien = markierte Formen von infiniten Verbformen Part I im Verlauf unbegrenzt Tempusstamm 1 + Part I-Formativ Part II kennzeichnet Geschehen, zeitlich beschränkt ge- + Tempusstamm 2 + -n der –t Verben mit schwachtonigen Präfixen ohne ge- [bearbeitet] Verben ohne Anfangsbetonung ohne ge- [studiert, rasiert] Präpositionen vor ge-Präfix 7. Sitzung (26.5.) fehlt [!!!] 8. Sitzung (2.6.) * Resultativum Leiss: formale Übereinstimmung von sein-Perfekt & sein-Passiv [sie ist gekommen] Perfekt[sie ist gestorben] formen [er ist getauft] Zustandspassiv sind non-additive Formen (Grenzbezogenheit) man muss zwischen Passiv & Perfekt (relatives Tempus) unterscheiden! sein + Part II mit perfektiven, aber auch imperfektiven/durativen Verben belegt semantische Affinität zwischen Verben perfektiven Aspekts & der Passivbedeutung statt ZP & sein-Fügung könnte man Zustandspräsens ansetzen er ist gekommen er ist ein Gekommener im Engl. nur 1 Passivform & 1 Perfekt Versuch, über Diachronie zu erklären: im Gotischen „wesan (sein) + Part II“ Passivität = dominierend im Ahdt. wird Perfektivität dominant Resultativer Zustand des Objekts ausgedrückt! auch mit intransitiven / perfektiven Verben + Fügungen mit werden + Part II „ward“ (=Gelehrtenfügung lateinische Hintergrund?) haben + Part II = im Altsächsischen häufiger als im Ahdt. (N-S-Gefälle) im Gotischen: wesan + Part II sind ohne Passiv ist + Part II & ward + Part II (präsentische Form) Dominanz des Merkmals Transitivität geht in Richtung Passiv. im Nhdt. ist/war/wird/wurde + Part II Verben müssen perfektiv sein, zielen auf Resultativität (auf der anderen Seite – Passiv) Perfektbildung mit „ist“ nimmt ab & wird von „haben“ abgelöst. ist/war + Part II transitive & intransitive Verben (eindeutig perfektiv) wird/wurde + Part II transitive Verben (Richtung Passiv) Resultativum sein + Part II = weder Perfekt noch ZP, sondern einheitliche Inhaltsseite Kennzeichen des Resultativums -) aktivische oder passivische Bedeutung Part II intransitiv Part II transitiv -) Primäre Instransitivität [er ist eingeschlafen sie ist abgereist] aktives Resultativ [die Ausstellung ist eröffnet] passives Resultativ deutliche Markierungen fehlen! schwer zuzuordnen sein + Part II ≠ Tempuskategorie, weil Fügungen intransitiv sind (Tempus muss ganzes Verb abdecken) Sprachgeschichte zuerst sein-Perfekt, dann haben-Perfekt haben nur mit transitiven Verben möglich Genus im Vordergrund aktives & passives Resultat! Leiss im Dt. nicht 2 Perfektformen oder 2 Passivformen, sondern 3 Kategorien -) Resultativum sein + Part II mit perfektiven Verbem -) Perfekt haben + Part II eher durative V. (auch transitive + intransitive) -) Passiv werden + Part II nur (!) transitive Verben!!! haben/sein-Konstruktionen unterscheiden sich in Gerichtetheit (Konstruktionen selbst unterscheiden sich nicht) ANAPHORISCH & KATAPHORISCH (zurückweisend) (vorausweisend) nur anaphorische Resultative!!! kataphorisch = sein + Adjektivkonstruktionen Resultativ (Abstandsbedeutung) & Stativ (Zustandsbedeutung) Karl ist gezeichnet anaphorisch Die Wirklichkeit hat Karl gezeichnet kataphorisch Alle anaphorischen Konstruktionen können intransitiv sein. Alle analytischen Verbformen können anaphorisch oder kataphorisch sein. Resultativ: = immer intransitiv & anaphorisch; nur perfektive, terminative Verbe = Teil von Aspekt wird erst zur Kategorie, wenn es Selektionskriterien aufgibt Restriktion, weil nur perfekte Verben und immer transitiv das transitive Resultativ entwickelt sich in Richtung Perfekt Das Resultativ ist als Kategorie wegen seiner Übergangslosigkeit umstritten Passiv (VP + ZP) Zustands- & Vorgangssemantik können die Verben schon mitnehmen (perfektive, durative, imperfektive Verben etc.). Passiv = prototypisch schwer als VP oder ZP annehmbar sein-Passiv nicht als erste Passivform nachweisbar ZP immer Innovation (Vorhandensein eines werden-Passivs nötig) 9. Sitzung (16.6.) * Funktionsverbgefüge = verbale Streckform; besteht aus Verb (= Funktionsverb) + Substantiv ~ Bedeutung eines Verbs „Sprachkritik“ FVG = stilistische Verschlechterung der dt. Sprach WK II – 1960er negativ („Sprachbeulen“) Polenz Ausdrucksmöglichkeiten der Sprache dadurch erweitert andere Bezeichnungen für FVG = „feste Verbalverbindung“, „nominale Zuschreibung“ Eigenschaften von FVG FV + Substantiv bilden semantische Einheit kann nicht getrennt werden! bei weitgehender Synonymie duch Vollverb ersetzbar!!! [das Stück zur Aufführung bringen aufführen] Hauptbedeutung liegt im Substantiv (meist verbale Abstrakta oder Adjektive) Präpositionen meist nur Kasusanzeiger Verb = semantisch reduziert, aber nicht bedeutungsleer Bedeutungsnuancen sich in Abhängigkeit befinden durativ in Abhängigkeit geraten inchoativ in Abhängigkeit bringen kausativ (?) häufigsten Verben = bringen, erstatten, kommen Abgrenzbarkeit zu Phraseologismen & freien Wortverbindungen letztere nicht durch Vollverb zu ersetzt [unter den Nagel reißen] Phraseologismen = lexikalisiert [ins Gras beißen] morophologsche Typen FV + Substantiv mit Präposition [mehrere Verfahren kommen zum Einsatz] FV + Substantiv ohne Präposition Subst. im Akkusativ [er nimmt davon Kenntnis] Nominativ [zwischen den Arbeitern besteht Übereinkunft] Dativ [sich einer Prüfung unterziehen] Genetiv [es bedarf noch einer Untersuchung] Kriterien zur Ermittlung von FVG 1) Substantive = abstrakt von Verben abgeleitet (deverbativ) [Er brachte seine Papiere in Ordnung] 2) durch Vollverb substituierbar [er ordnete seine Papiere] 3) Funktionsverb nicht substituierbar [er gab ihr Antwort *er überreichte ihr Anwort] paradigmatisch = viele FV & Substantive einsetzbar bzw. tauglich Substantivparadigma [zur Verzweiflung/zur Sprache/in Verlegenheit bringen] 4) Substantiv kann nicht anaphorisiert (=WH) werden [Er gab dem Kind Antwort *Er gab sie dem Kind.] 5) Substantiv kann nicht erfragt werden [Was gab er dem Kind?] 6) Restriktionen im Artikelgebrauch [*Die neue Technik findet die Anwendung] 7) Substantiva oft nicht pluralfähig 8) Passivsetzung sehr eingeschränkt Valenz wird Vollverb zu FV, ändert sich Valenz Substantiv = Valenzträger [Einfluss nehmen auf] Kriterien haben Grenzen: ad 2) nicht alle lassen sich durch Vollverb ersetzen [zur Vernunft bringen] Lückenfüller im lexikalischen Bereich ad 4+5) Pronominalisierung manchmal möglich & Substantive erfragbar [Verhandlungen aufnehmen Man kann sie aufnehmen Was nimmt man auf?] ad 7) Plural auch manchmal möglich [eine Frage stellen – Fragen stellen] noch FVG??? ad 8) Passivbildung in einigen Fällen möglich ad 0) Attributierung manchmal auch möglich [ich hatte große Angst] unterschiedliche Stufen von Lexikalisierung äußert sich oft in Orthografie [*zugrundelegen – zu Grund legen – zugrunde legen] [zu Tage bringen] -e heute nicht mehr (Lexikalisierung = Grundtendenz) Semantische Leistung von FVG a) Spezifizierung / Hinzufügung einer Aktionsart, die im Dt. nicht als Vollverb angezeigt werden kann b) schließen Lücken im Verbalsystem c) können allgemeinere Bedeutung ausdrücken, weil dazugehöriges Objekt ausgelassen werden kann d) können Valenz & Rektion vereinheitlichen {klagen über jemanden, etwas verwerfen, sich beschweren über etwas/jemanden} [wir erheben Klage/Beschwerde/Vorwurf gegen ihn] e) Mitteilungsperspektive kann geändert werden [Thema-Rhema] [Die EDV-Technik entwickelt sich gut. Die EDV-Technik nimmt eine gute Entwicklung.] f) Passiv kann umschrieben werden g) BESCHREIBUNG DER AKTIONSARTEN durativ, inchoativ, kausativ [in Bewegung sein, in Bewegung kommen, in Bewegung setzen] Beziehung FV & FVG -) synonym [Fähigeit haben/besitzen] -) konvers [zur Verfügung stehen – haben] Satzgliedwert je lexikalischer ein FVG, desto weniger kann von Prädikatsteil gesprochen werden Satzglied oder Attribut [er hatte Angst vor ihm] Subklassen o) nach morphologischem Typ o) nach Bindefähigkeit lexikalisiert (kurz vor Phraseologismus) nicht-lexikalisiert o) nach allgemeiner Bedeutung o) Genusbedeutung (aktivisch/passivisch) [findet Anerkennung – wird anerkannt] o) Aktionsarten