E - an der Universität Duisburg

Werbung
Hauptseminar Experimentalphysik WS 06/07
Wechselwirkung von Licht und Materie
Optische Frequenzvervielfachung und Frequenzmischung
mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
Vortragende: Simone Vossen
Betreuer: Dr. Theo Kleinefeld
Hauptvortrag: 14. Dezember 2006
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
2
Inhaltsverzeichnis
1. Geschichte ................................................................................................ 3
2. Theorie nichtlinear-optischer Prozesse..................................................... 5
2.1 Second Harmonic Generation (SHG).................................................. 5
2.1.1 Wechselwirkung von Licht und Materie ...................................... 5
2.1.2 Nichtlineare Polarisation .............................................................. 7
2.1.3 Suszeptibilität ............................................................................... 8
2.1.4 Grundgleichung der nichtlinearen Optik .................................... 10
2.1.5 Oberwellenerzeugung ................................................................. 11
2.1.6 Phasenanpassung ........................................................................ 14
2.1.6.1 Doppelbrechung ................................................................... 14
2.1.6.2 Periodic Poled Lithium Niobat (PPLN) ............................... 17
2.2 Summen- und Differenzenbildung .................................................... 18
3. Nichtlinear-optische Kristalle und Strukturen........................................ 19
3.1 Doppelbrechende Kristalle................................................................ 19
3.2 PPLN-Strukturen............................................................................... 21
4. Anwendungen......................................................................................... 23
4.1 in Lasersystemen ............................................................................... 23
4.2 Parametrischer Verstärker ................................................................. 24
4.3 Parametrischer Oszillator .................................................................. 25
4.4 SHG zur Detektion von Phasenübergängen ...................................... 27
Quellennachweis:........................................................................................ 29
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
3
1. Geschichte
Historisch gesehen begann die Zeit der experimentellen Nachweise der nichtlinear
optischen Phänomene erst Anfang der 60-er Jahre. Um genauer zu sein im Jahre 1961,
in dem P.A. Franken et al. [1] zum ersten Mal die Frequenzverdopplung detektierten.
Dabei strahlten sie das 694nm-Licht eines Rubinlasers auf eine Quarzplatte und konnten
nicht nur das rote Licht der ursprünglichen Wellenlänge messen, sondern auch das
frequenzverdoppelte ultraviolette Licht der Wellenlänge 347nm.
Abbildung 1: Schematischer Versuchsaufbau: Frequenzverdopplung bei Durchstrahlung einer
Quarzplatte mit dem Licht eines Rubinlasers [2]
Abbildung 2: Reproduktion der ersten Photoplatte, auf der das Anzeichen für die
Frequenzverdopplung war. Die Wellenlängenskala ist in Einheiten von 100 Angström aufgeteilt. Der
Pfeil zeigt auf die Wellenlänge 347,2 nm und der primäre Strahl ist deutlich zu erkennen [1]
Möglich gemacht hat die Entdeckung der nichtlinear-optischen Effekte die Realisierung
des Lasers. Erst diese Erschaffung von intensitätsstarken Lichtquellen eröffnete ein
neues, komplexes, hochinteressantes Kapitel der Optik.
Im Jahre 1960 kam der erste Festkörperlaser, der Rubinlaser zur Anwendung, den
Maiman entwickelte. Ein Jahr später existierte der erste Gaslaser, der Helium-NeonLaser von Javan, Bennett, Herriott.
Anhand der nachfolgenden Jahrestafel ist deutlich erkennbar, wie sich die
experimentellen Nachweise fast förmlich überschlugen.
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
4
Jahrestafel:
1960 1. Festkörperlaser: Rubinlaser by Maiman
1961 1. Gaslaser: HeNe-Laser by Javan, Bennett, Herriott
1961 Second Harmonic Generation (SHG) by P.A.Franken
1962 Wave Mixing by N.Bloembergen
Optische Gleichrichter
1963 Third Harmonic Generation (THG)
SHG durch Reflexion
1964 Optischer Kerr-Effekt
Selbstfokussierung
1965 Parametrischer Verstärker und Oszillator
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
5
2. Theorie nichtlinear-optischer Prozesse
2.1 Second Harmonic Generation (SHG)
2.1.1 Wechselwirkung von Licht und Materie
Um die Frequenzverdopplung verstehen zu können, werden noch einmal kurz die
grundlegenden, hier wichtigen Beziehungen der linearen Optik vorgestellt.
Ein elektrisches Strahlungsfeld bewirkt in einem Kristall die Bildung von
mikroskopischen, elektrischen Dipolen:
p =α⋅E
wobei p das mikroskopische, atomare Dipolmoment, E das lokale elektrische Feld und
α die atomare, materialspezifische Polarisierbarkeit sind.
Die makroskopische Polarisation P ist nun über die Summe aller Dipolmomente pro
Volumeneinheit V definiert:
P = ∑ pm / V
m
Für den einfachsten Fall der linearen Optik ergibt sich jetzt also ein linearer
Zusammenhang zwischen der Polarisation und dem elektrischen Feld:
P = ε 0 χE
mit der elektrischen Feldkonstante ε0 und der elektrischen Suszeptibilität χ.
Mit Einführung der dielektrischen Verschiebungsdichte D:
D = ε 0 E + P = ε 0ε r E
ergibt sich auch folgender Zusammenhang:
χ = 1+ εr
wobei εr die materialabhängige Dielektrizitätszahl ist. Für isotrope Kristalle sind sowohl
χ als auch εr Skalare, für anisotrope Kristalle hingegen Tensoren 2. Stufe.
Für den linearen Fall kann nun folgende Kennlinie eines elastisch gebundenen Elektrons
angenommen werden:
Abbildung 3: Kennlinie
gebundenen Elektrons [3]
Hauptseminar Experimentalphysik
eines
elastisch
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
6
Für diesen Fall gilt dann das ideale Parabelpotential, denn da die Kraft proportional zur
Auslenkung ist, gilt: U ∝ d 2 . In der Realität jedoch, was sich meist aber erst durch
große elektrische Felder bemerkbar macht, weist das Potential einen anderen Verlauf
auf (siehe Abbildung 4).
Abbildung 4: Vergleich des idealen Parabelpotentials mit dem typischen
Verlauf eines realen Potentials, wobei hier EB die Bindungsenergie ist.[3]
So dass dann eher die Abbildungen 5 und 6 einen realen Verlauf der Auslenkung bzw.
der Polarisation (Auslenkung d ist proportional zur Polarisation P) in Abhängigkeit des
Strahlungsfeldes wiedergeben. Wobei in einem späteren Abschnitt (siehe Kapitel 3.1)
noch erklärt wird, weshalb eine symmetrischen und eine unsymmetrischen Kennlinie
(Kristall mit bzw. ohne Inversionszentrum) unterschiedliche Auswirkungen bei der
Frequenzvervielfachung haben.
Abbildung 6: Nichtlineare, unsymmetrische
Kennlinie. Auslenkung bzw. Polarisation in
Abhängigkeit der elektrischen Feldstärke [3]
Hauptseminar Experimentalphysik
Abbildung
5:
Nichtlineare,
symmetrische
Kennlinie. Auslenkung bzw. Polarisation in
Abhängigkeit der elektrischen Feldstärke [3]
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
7
2.1.2 Nichtlineare Polarisation
Um die Nichtlinearität zwischen Polarisation und Elektrischer Feldstärke auch
mathematisch beschreiben zu können, da eben für besonders für große Feldstärken, die
lineare Beziehung nicht mehr gültig ist, bedient man sich der Potenzreihenentwicklung
der Polarisation:
(
(
) ((
))
)
P (E ) = ε 0 χ (1)E + χ ( 2 )E E + χ (3 )E E E + ...
wobei χ(1) der Suszeptibilitätstensor des linearen Gliedes, χ(2) der Suszeptibilitätstensor
des quadratischen und χ(3) der Tensor des kubischen Gliedes ist, also den jeweiligen
Entwicklungen n-ter Ordnung der Potenzreihe angehören.
Wählt man nun den Ansatz einer ebenen harmonischen Welle:
E = A cos(ωt )
Und setzt folgende Winkelfunktionsbeziehung als gültig voraus:
cos(2ωt ) + 1
2
so ergibt sich durch Einsetzten in die Potenzreihenentwicklung:
cos 2 (ωt ) =
(
( )
)
ε
ε
= ( χ ( ) A )A + ε χ ( ) A cos(ωt ) + ( χ ( ) A )A cos(2ωt ).
2
2
P = ε 0 χ (1) A cos(ωt ) + χ ( 2 ) A A cos 2 (ωt ) + ...
0
2
1
0
2
0
= P (0 ) (0 )
Gleichanteil
+
P (1) (ω )
Grundwelle
+
P ( 2 ) (2ω )
Oberwelle
Man erhält also einen frequenzunabhängigen Term, den Gleichanteil P(0)(0), einen
linearen Anteil der Polarisation abhängig von der Frequenz des eingestrahlten Lichtes
P(1)(ω), also die Grundwelle und einen Term, der abhängig von der doppelten Frequenz
P(2)(2ω) ist, die neu geschaffene Oberwelle.
In Abbildung 7 wird dies noch mal graphisch sehr schön deutlich. Auf das Elektron mit
der nichtlinearen, unsymmetrischen Kennlinie wirkt ein Kosinus/Sinus-förmige
Strahlungsfeld, so dass das Elektron nicht harmonische Schwingungen vollführt. Zerlegt
man diese Polarisation nur mit Hilfe einer Fourier-Reihe in ihre Komponenten, so erhält
man wieder die drei eben schon errechneten Anteile: den Gleichanteil, den Anteil der
Grundwelle und den der Oberwelle. Es sind auch schon die Amplitudenverhältnisse
richtig angegeben; die Oberwelle hat eine viel geringe Intensität als die Grundwelle. In
späteren Kapiteln wird noch gezeigt werden, wie man dieses Verhältnis zugunsten der
Oberwelle enorm verbessern kann.
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
8
Abbildung 7: a)Kennlinie des Elektrons, b) Strahlungsfeld, c)Polarisation des Mediums,
d) Zerlegung der nicht harmonischen Schwingung [3]
2.1.3 Suszeptibilität
Durch die Anisotropie des Kristalls muss die Suszeptibilität χ einen tensoriellen
Charakter haben. Durch die Potenzreihenentwicklung der nichtlinearen Polarisation
ergeben sich folgende mathematische Produkte:
P = ε 0 χ (1)E
= P (1)
ε 0 χ (2 )EE
+
P (2 )
+
↓
Tensor 2.Stufe
&
Vektor
↓
Tensor 3. Stufe
&
Tensor 2.Stufe
+
ε 0 χ (3 )EEE
+
P (3 )
↓
Tensor 4. Stufe
&
Tensor 3. Stufe
In Summenschreibweise:
Pi (1) = ε 0 ∑ χ ij(1) E j
j
Pi ( 2 ) = ε 0 ∑ χ ijk( 2 ) E j Ek
j ,k
Hauptseminar Experimentalphysik
(3 )
Pi (3) = ε 0 ∑ χ ijkl
E j Ek El
j , k ,l
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
9
Um den realen Umgang mit diesem sehr mathematischen Apparat zu zeigen, wird im
Folgenden der Formalismus für das quadratische Glied explizit angewandt.
Durch die Vorgaben, dass der Kristall verlustfrei sein soll, der Tensor reell und
symmetrisch ist, ergeben sich einige Vereinfachungen.
Voigtsche Indizes:
Mit Hilfe der Voigtschen Indizes lässt sich der Tensor 2. Stufe, hier eine 3x3x3-Matrix
in eine 3x6 Matrix überführen - 27 Elementen werden zu 18 vereinfacht. Dies geschieht
durch Zusammenfassen der jk-Komponenten zu einer m-Komponente:
jk = m
da sich durch Vertauschen der Komponenten des E-Feldes kein neuer Sachverhalt
ergeben darf. Folgende Identifizierung wird vorgenommen:
m 1 2 3 4 5 6
jk xx yy zz yz zx xy
Somit ergibt sich folgende Matrix
im
1
2
3
4
5
6
x
d11
d12
d13
d14
d15
d16
y
d21
d22
d23
d24
d25
d26
z
d31
d32
d33
d34
d35
d36
Die einzelnen Koeffizienten dim sind für verschiedenste Materialen schon erfasst
worden und können nachgeschlagen werden.
Kleimanns Symmetrieregeln:
Durch die Verlustfreiheit ergibt sich noch die Symmetrie des Tensors und folgende
Beziehung:
χ ijk(2 ) = χ (jki2 ) = χ kij(2 )
Das graphische Schema ordnet die Matrixelemente mit dem gleichen Wert einander zu:
Abbildung 8: Schema zu Kleimanns
Symmetrieregel: Angabe welche Koeffizienten
bei verlustfreien Kristallen gleich sind [3]
Vereinfachungen durch Voigtsche Indizes sind auch für den kubischen Term möglich,
so dass auch mit Tensoren 4. Stufe relativ handlich mit einer 3x10-Matrix gerechnet
werden kann. Außerdem existieren auch hier Kleimanns Symmetrieregeln.
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
10
Um den Fall einmal konkret zu betrachten, wird beispielhaft der quadratische Term
der Polarisation für Quarz berechnet. Quarz ist ein optisch positiver, einachsiger
Kristall ohne Inversionszentrum und der z-Achse als optische Achse.
Es ergibt sich:
 Px( 2 )   a − a 0 b 0
0 
 (2 )  

 Py  =  0 0 0 0 − b − 2a 
 P (2 )   0 0 0 0 0
0 
 z  
Px( 2 ) = aE x E x − aE y E y + bE y E z
 E 2x 
 2 
 Ey 
 E2 
 z 
 E yEz 


 E xE z 
E E 
 x y
Py( 2 ) = −bE z E x − 2aE x E y
Pz( 2 ) = 0
2.1.4 Grundgleichung der nichtlinearen Optik
Um die Phänomene der nichtlinearen Optik nicht nur qualitativ, sondern auch
quantitativ beschreiben zu können, muss man mit den Maxwell-Gleichungen in Materie
ansetzen. Dabei setzen wir direkt ein Dielektrikum mit der Ladungsdichte ρ=0, der
Leitfähigkeit σ=0 und der magnetischen Permeabilität µr=1 voraus.
∇⋅D = 0
Keine magnetischen Monopole
∇⋅B = 0
Ladung ist Quelle des elektr. Feldes
∂B
∂H
= − µ0
∂t
∂t
∂D
∂E ∂P(E )
∇×H =
+ j = ε0
+
∂t
∂t
∂t
∇×E = −
Mit der Relation:
Induktionsgesetz
Durchflutungsgesetz
∇ × ∇ × E = ∇(∇ ⋅ E ) − ∆E
Ergibt sich die Wellengleichung:
1 ∂ 2E
∂ 2 P (E )
=
µ
0
c ∂t 2
∂t 2
die man jedoch noch vereinfachen kann, da nur der nichtlineare Anteil der Polarisation
für die weiteren Betrachtungen relevant ist. Der lineare Anteil bewirkt nur die Änderung
der Phasengeschwindigkeit, der nichtlineare Anteil hingegen ist für die Produktion
neuer Frequenzen verantwortlich.
∆E −
∆E −
1 ∂ 2E
∂ 2 PNL (E )
=
µ
0
c ∂t 2
∂t 2
Hauptseminar Experimentalphysik
mit
P (E ) = PL (E ) + PNL (E )
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
11
Wählt man nun den Ansatz einer ebenen Welle in z-Richtung:
E = A( z )e i (ωt −kz )
und macht die Annahme, dass die Amplitudenänderung nur gering ist:
∂A
<< k ⋅ A
∂z
so dass die zweite Ableitung vernachlässigt werden kann
∂2A
→0
∂z 2
erhält man die Grundgleichung der nichtlinearen Optik
∂A iµ 0 ∂ 2 PNL (E ) −i (ωt − kz )
=
e
∂z 2k
∂t 2
Sie liefert eine Beschreibung der Ab- und Zunahme der Amplitude unter dem Einfluss
einer nichtlinearen Polarisation.
2.1.5 Oberwellenerzeugung
Diese Grundgleichung kann man dazu nutzen die Oberwellenerzeugung zu beschreiben.
Für den Fall der Frequenzverdopplung nutzen wir den quadratischen Term der
nichtlinearen Polarisation:
(2 )
(2ω ) =
PNL
ε0
(
χ ( ) A )A e (
2
2
1
1
i 2ω1t − 2 k1 z )
und setzen mit dieser Grundwelle:
E1 (ω1 ) = A1 ( z )e i (ω1t − k1z )
und dieser Oberwelle an:
E 2 (ω2 ) = A 2 ( z )e i (ω2t − k2 z )
Wobei im Folgenden die Relationen gelten:
ω = ω2 = 2ω1
k1 =
ω1
c1
=
ω1n1
c0
k2 =
ω2
c2
=
ω 2 n2
c0
mit der Differenz der Wellenzahlen
2ω1
(n2 − n1 )
c0
welche man auch als Impulserhaltung auffassen kann.
∆k = 2k1 − k 2 =
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
12
Durch Einsetzten in die Grundgleichung der nichtlinearen Optik, erhält man die
Bestimmungsgleichung für die Amplitude A2 der Oberwelle (in unserem Fall mit
doppelter Frequenz im Vergleich zur Grundwelle).
∂A 2
χ ( 2 )k 2
= −i
A1 ( z )A1 ( z )e −i∆kz
2
∂z
4 n2
1
2
Über den Zusammenhang zwischen Amplitude und Intensität: J = ε 0 c0 n A
2
Erhält man eine weitere Gleichung:
n1 A1 (0 ) = n1 A1 ( z ) + n2 A 2 ( z )
so dass man nun ein lösbares Gleichungssystem mit 2 Gleichungen erhält. Jedoch ist
ihre Lösung nur sehr aufwendig möglich und wird im Folgenden nur später für zwei
Spezialfälle errechnet und angegeben.
2
2
2
Vorraussetzung für eine gute Oberwellenausbeute ist
die Phasenanpassbedingung:
∆k = 0
Wobei auch hier die Forderung nach Phasenanpassung
einer Impulserhaltung gleich kommt.
Abbildung
9:
Graphische
Darstellung der Wellenvektoren [4]
∆k = 0
1. Fall:
Unter diesen Voraussetzungen gilt für die Differenz der Wellenzahlen:
2ω1
(n2 − n1 ) = 0
c0
So dass hier der gleiche Wert der Brechungsindizes für die Grundwelle mit der
Frequenz ω1 und für die Oberwelle mit der Frequenz ω2=2ω1 gegeben sein muss.
∆k = 2k1 − k 2 =
n2 = n1
Nutzt man für die Bedingung die Grundgleichung der nichtlinearen Optik und führt eine
l
Integration ∫ dz über die Kristalllänge aus, so erhält man für die Oberwellenintensität J2
0
l
J 2 (l ) = J1 (0) tanh 2  
in Abhängigkeit der Grundwellenintensität J1:
L
Mit der effektiven Länge L:
ε 0 c0λ20 n12 n2
8π 2 J1 d 2
wobei mit einer Kristalllänge von l=L,
gerade 58% der Grundwellenintensität in
Oberwellenintensität übergegangen ist.
L=
Realisierung findet dies durch Nutzung von
Doppelbrechenden Kristallen.
Hauptseminar Experimentalphysik
Abbildung
10:
Intensitätsverlauf
im
nichtlinearen Kristall, wenn n1=n2 bzw. ∆k=0. [3]
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
2. Fall:
13
∆k ≠ 0
Die Phasenanpassung ist nicht perfekt
erfüllt und dies hat zur Folge, dass sich die
J
Oberwelle schneller oder langsamer zur
Grundwelle ausbreitet. Daraus resultiert
dann eine Phasendifferenz beider Wellen
in Abhängigkeit der im Kristall
zurückgelegten Strecke z, so dass es zu
konstruktiven
und
destruktiven
Überlagerungen der Wellenzüge der
entstehenden Oberwelle kommt.
Man beobachtet die in Abbildung 11 Abbildung 11: Intensitätsverlauf J der
dargestellte Intensitätsmodulation der Frequenzvervielfachung in Abhängigkeit der
Oberwelle
in
Abhängigkeit
der zurückgelegten Strecke z im Kristall [4]
Kristalllänge z.
Löst man die Grundgleichung der nichtlinearen Optik mit der Vereinfachung, dass die
Oberwellenamplitude klein gegen die Grundwellenamplitude ist
A 2 << A 1
so erhält man:
A 2 (l ) =
χ ( 2 )k 2
[
]
A12 e −i∆kl − 1
4n ∆k
woraus sich wiederum die Kohärenzlänge lc bestimmen lässt (siehe Abbildung 10)
lc =
2
2
π
=
λ1
∆k 4(n2 − n1 )
die die Lage der Intensitätsmaxima angibt. Sie ist abhängig von der Wellenlänge des
eingestrahlten Lichtes und von den Brechungsindizes der Grund- und Oberwelle.
Die Ausnutzung der Kohärenzlänge findet Anwendung in periodisch gepolten
Strukturen (Periodic Poled Lithium Niobat).
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
14
2.1.6 Phasenanpassung
2.1.6.1 Doppelbrechung
Doppelbrechende Kristalle zeichnen sich dadurch aus, dass sie elektromagnetische
Wellen in zwei Strahlen aufspalten und zwar in Abhängigkeit der Einfalls- und
Polarisationsrichtung.
Wenn der Einfall des Lichtstrahls nicht parallel zur optischen Achse erfolgt, wird er in
einen ordentlichen Strahl „o“ und einen außerordentlichen Strahl „e“ (historisch aus
dem Französischen: „extraordinaire“) aufgespaltet. Dabei sind diese beiden
entstehenden Strahlen senkrecht zueinander polarisiert. Die Polarisation des
ordentlichen Stahls steht senkrecht zur optischen Achse und zur Ausbreitungsrichtung.
Der außerordentliche Strahl hingegen senkrecht auf dem ordentlich Strahl und der
Ausbreitungsrichtung.
Dabei wird bei einachsigen, doppelbrechenden Kristallen zwischen optisch positiven
und optisch negativen Kristallen unterschieden.
Optische Achse
Optische Achse
e
o
o
e
Abbildung 12: Aufspaltung in den ordentlichen (o) und außerordentlich (e) Strahl bei Durchgang durch
einen optisch positiven Kristall (links) und optisch negativen Kristall (rechts).
Optisch positiv (z.B. Quarz)
no < n e
ϑ o > ϑe
v o > ve
Optisch negativ (z.B. Kalkspat)
no > ne
ϑo < ϑe
vo < ve
Der e-Strahl wird hin zu der optischen
Achse abgelenkt
Der e-Strahl wird weg von der
optischen Achse abgelenkt
wobei no und ne die Brechungsindizes des ordentlichen und außerordentlichen Strahls
sind, ϑo und ϑe sind die Winkel, die die jeweiligen Strahlen mit der optischen Achse
einschließen und vo und ve sind die jeweiligen Strahlgeschwindigkeiten.
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
15
Um sich das räumliche Verhalten der beiden Strahlen zu verdeutlichen, wählt man am
Besten eine Darstellung der Strahlenflächen (siehe Abbildung 13 und 14).
Abbildung 14: Strahlenfläche
positiven Kristalls [3]
eines
optisch Abbildung 13: Strahlenfläche
negativen Kristalls [3]
eines
optisch
Die ordentlichen Strahlen verhalten sich in allen Raumrichtungen gleich und werden
deshalb jeweils durch die Kugeln repräsentiert. Die außerordentlichen Strahlen
hingegen besitzen in verschiedenen Raumrichtungen im Kristall variierende
Brechungsindizes (allerdings rotationssymmetrisch um die optische Achse/hier: zAchse). Sie werden deshalb durch die Rotationsellipsoide dargestellt. Nur in Richtung
der optischen Achse berühren sich Ellipsoid und Kugel und beide Strahlen weisen
dasselbe Verhalten auf, was bedeutet, dass es zu keiner Strahlaufspaltung kommt.
Bei optisch positiven Kristallen umschließt die Kugel den Ellipsoid, d.h. die
ordentlichen Strahlen haben eine größere Strahlgeschwindigkeit als die der
außerordentlichen Strahlen. Im Falle des optisch negativen Kristalls verhält es sich
genau umgekehrt.
Um nun aber die Phasenanpassung ∆k = 0 zu gewährleisten, müssen die
Brechungsindizes von Grund- und Oberwelle identisch sein. Deshalb betrachtet man die
Indikatrix (Abbildung 15), die graphische Darstellung der Brechungszahlen in
Abhängigkeit des Einstrahlwinkels in den Kristall.
Abbildung 15: Indikatrixdarstellung der Brechzahlen
ordentlichen (rot) und außerordentlichen Strahlen (grün). [3]
Hauptseminar Experimentalphysik
der
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
16
Durch geeignete Wahl des Einstrahlwinkels ist es nun möglich für eine ordentlich
Grundwelle und eine außerordentlich Oberwelle den Fall n1=n2 einzustellen (siehe
Abbildung 16).
Abbildung
16:
Indikatrix
mit
Kennzeichung
Phasenanpassbedingung n1=n2 (gelbe Markierung) [3]
der
Solch eine Anpassung ist leider nicht immer zu gewährleisten. Im Falle des KDP
(Kaliumtitanylphosphat) ist für eine bestimmte Eingangsfrequenz ω der Grundwelle
eine Phasenanpassung mit der Oberwelle und ihrer Frequenz 2ω möglich. Würde man
diese Welle jedoch auf Quarz einstrahlen lassen, würden hier die Grund- und Oberwelle
für keine Einstrahlrichtung eine identische Brechzahl besitzen (Abbildung 17). Man
muss also für jede Frequenz, die man vervielfachen will, einen Kristall bzw. eine
Einstrahlrichtung finden, was nicht immer realisierbar ist.
Abbildung 17: Verlauf der Brechzahlen in Abhängigkeit des
Einstrahlwinkels [3]
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
17
2.1.6.2 Periodic Poled Lithium Niobat (PPLN)
Für den Fall das keine exakte Phasenanpassung mit ∆k = 0 gegeben ist, kann man die
Kohärenzlänge für die Quasi-Phasenanpassung ausnutzen. Dabei wird eine periodische
Struktur erschaffen, deren Polungsperiode gerade die Kohärenzlänge ist: L = lc
In zwei angrenzenden Polungsdomänen ist jeweils die Dispersion invertiert
(n1 − n2 )2 = −(n1 − n2 )1
und eine Phasenverschiebung von 180° gewährleistet ist, so dass die ohne umgepolte
Domäne eigentlich einsetzende destruktive Interferenz der Oberwellenzüge zu
konstruktiver Interferenz hin verschoben wird. Dadurch kann die Intensität der
Oberwelle periodisch verstärkt werden (siehe Abbildung 18 und 19).
Abbildung 18: Intensitätsverlauf in einem
nichtlinearen Kristall [5]
Abbildung 19: Intensitätsverlauf in einem nicht-linearen
Kristall mit periodisch gepolter Struktur [5]
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
18
2.2 Summen- und Differenzenbildung
Neben der Frequenzvervielfachung ist auch eine Summen- oder Differenzbildung
möglich. Dazu strahlt man mit intensivem Laserlicht zweier unterschiedlicher
Frequenzen auf einen nichtlinearen Kristall. Die beiden dazugehörigen Strahlungsfelder
sind gegeben mit:
E1 = A1 cos(ω1t + k1 z )
E 2 = A 2 cos(ω2t + k 2 z )
Erneut nutzt man den quadratischen Term der Polarisation:
(
)
P ( 2 ) (ω ) = ε 0 χ ( 2 )E E
und setzt hier die Summe der beiden Strahlungsfelder E = E1 + E 2 ein.
Daraus ergibt sich:
(
)
P ( 2 ) (ω ) = ε 0 χ ( 2 )E E
(
)
= ε 0 χ ( 2 ) A12 cos 2 (ω1t ) + A 22 cos 2 (ω2t ) + 2A1A 2 cos(ω1t ) cos(ω2t )
=
=
ε0
2
cos (2ω1t ) + 1
2
=
cos (2ω2t ) + 1
2
=
cos (ω1 − ω2 )t + cos (ω1 + ω2 )t
2
χ ( 2 ) ( A12 + A 22 + A12 cos (2ω1t ) + A 22 cos (2ω 2t )
+ A1 A 2 cos(ω1 − ω 2 )t + A1 A 2 cos(ω1 + ω 2 )t
Differenz
Summe
Über die Phasenanpassbedingung kann nun genau eingestellt werden, welche Oberwelle
verstärkt werden soll:
k (ω1 ± ω2 ) = k (ω1 ) ± k (ω2 )
Vorteile gegenüber der Frequenzverdopplung:
z. B. Erzeugung von intensitätsstärkerer durchstimmbarer UV-Strahlung, denn es kann
die Intensität eines Festfrequenzlaser genutzt werden. Während bei der
Frequenzverdopplung relativ intensitätsschwache Farbstofflaser zum Einsatz kommen,
ist es bei der Frequenzmischung (hier: Summe oder Differenz) möglich einen der
Farbstofflaser durch einen leistungsstarken Festfrequenzlaser zu ersetzen. Anhand
folgender Formel lässt sich schnell erkennen, dass sich die Intensitätsausbeute enorm
vergrößern lässt:
J (ω1 ± ω 2 ) ∝ J (ω1 ) ⋅ J (ω 2 )
denn die Oberwellenintensität ist das Produkt der Grundwellenintensitäten.
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
19
3. Nichtlinear-optische Kristalle und Strukturen
Auswahlkriterien für nichtlinear-optische Kristalle
•
Hohe Nichtlinearität: große Suszeptibilität 2. oder höherer Ordnung, damit
merkliche nichtlineare Effekte auftreten.
•
Möglichkeit der Phasenanpassung
Die Dispersion lässt sich mit Hilfe der Sellmeier-Gleichung angeben:
B
C1
n2 = A + 2 1 −
λ − B2 C2 − λ2
•
Transmission im Arbeitsintervall
•
Größtmögliche Höhe der Zerstörschwelle, denn eine
Grundwelle kann eine intensitätsstärke Oberwelle erzeugen.
leistungsstarke
3.1 Doppelbrechende Kristalle
Die Grundlage doppelbrechender Kristalle sind ihre
Symmetrieeigenschaften. Man muss insbesondere
zwischen Kristallen mit und ohne Inversionszentrum
unterscheiden.
Ein
Kristall
besitzt
ein
Inversionszentrum, wenn sich in einem Punkt die
Kristallstruktur spiegeln lässt (siehe Abbildung 20).
Wenn dieses Inversionszentrum vorliegt, so wird
χ (2 ) = 0 ; sowie auch alle anderen Terme gerader
Ordnung der Suszeptibilität. In diesem Fall ist der
Kristall für Frequenzverdopplung (SHG) oder –
vervierfachung (4HG) usw. nicht nutzbar, jedoch für
eine Erzeugung der Dritten (THG) oder auch Fünften
Harmonischen (5HG), denn χ (3 ) ≠ 0 und ebenfalls
alle anderen Terme ungerader Ordnung der Abbildung 20: Symmetrieelement:
Suszeptibilität.
Besitzt
der
Kristall
kein Kristall mit Inversionszentrum [3]
Inversionszentrum, so lassen sich die Frequenzen
verdoppeln, verdreifachen … es existiert keine
Einschränkung.
Ein weiterer wichtiger Betrachtungspunkt ist die
optische Achse. In den bisherigen Kapiteln ist
immer nur von einachsigen Kristallen ausgegangen
worden, jedoch können Kristalle mit niedriger
Symmetrie auch durchaus zwei oder mehr optische
Achsen besitzen, d.h. es existiert nicht mehr nur
eine ausgezeichnete Richtung höchster Symmetrie.
Bei Betrachtungen von zweiachsigen Kristallen
begibt man sich auf ein sehr interessantes aber auch
sehr schwierig zu beschreibende Gebiet der Physik. Abbildung 21: KDP-Kristall mit
optischer Achse [3]
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
20
Die Herstellung der nichtlinear-optischen Kristalle erfolgt mit dem CzochralskiVerfahren, wobei ein Einkristall aus der knapp oberhalb der Schmelztemperatur
gehalten Schmelze gezogen wird. Um die gewünschte Orientierung des Kristalls zu
erhalten, wird ein Keimkristall eingesetzt. Oxydische Kristalle erweisen sich als
wesentlich schwieriger herzustellende Einkristalle als z.B. Silizium, denn sie besitzen
schon eine sehr hohe Schmelztemperatur und die Stöchiometrie muss wegen ihres
Verwendungszweckes auch genauestens eingehalten werden.
Die genaue Auswahl des verwendeten Kristalls ist sehr wichtig, denn jeder Kristall hat
unterschiedliche physikalische Eigenschaften und erweist sich in verschiedenen
Versuchsanordnungen als unterschiedlich tauglich. Im Folgenden sind einige Daten
zweier gebräuchlicher nichtlinear-optischer Kristalle, Kaliumtitanylphosphat (KTP)
und Bariumborat (BBO) tabelliert:
BBO
KTP
-
-
Orthorhombisch
Transparenz: 350-4500nm
SHG: 492-1800nm
deff=1,6-2,4pm/V
Thermooptische Koeffizienten
∂nx
= 1,1 ⋅10 −5 / °C
∂T
∂n y
= 1,3 ⋅10 −5 / °C
∂T
∂n z
= 1,6 ⋅10 −5 / °C
∂T
-
Zerstörschwelle: 1 GW/cm2
-
Hauptseminar Experimentalphysik
Trigonal
Transparenz: 190-4500nm
SHG: 410-3500nm
deff=1,2pm/V
Thermooptische Koeffizienten
∂no
= −9,3 ⋅10 −6 / °C
∂T
∂ne
= −16,6 ⋅10 −6 / °C
∂T
Zerstörschwelle: 5 GW/cm2
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
21
3.2 Periodic Poled Lithium Niobat – Struktur
Lithiumniobat LiNbO3 ist ein nichtlinear optischer Kristall, der eine
trigonale Kristallstruktur besitzt, wobei
seine optische Achse entlang der c-Achse
im Kristall liegt (siehe Abbildung 22). Er
ist für Wellenlängen im Intervall von 350
bis 5500nm transparent. Durch eine
Dotierung mit Magnesium ist es möglich
seine Zerstörschwelle, also seine
Resistenz gegen optischen Schaden
deutlich anzuheben. Außerdem besitzt
der Lithiumniobat-Kristall eine sehr
starke Empfindlichkeit auf Temperaturänderungen, was als Vor- und Nachteil
zugleich angesehen werden kann: es ist
erforderlich die Temperatur sehr konstant
zu halten, allerdings können durch
kleinste
Temperaturänderungen
die Abbildung 22: Atomare
Phasenanpassungsbedingungen geändert Lithiumniobat-Kristalls. [6]
werden.
c
optische
Achse
b
a
Darstellung
eines
Zusätzlich ist der Kristall ferroelektrisch, was für seine Verwendung in einer periodisch
gepolten Struktur unerlässlich ist. Ferroelektrisch bedeutet, dass der Kristall auch ohne
äußeres Feld eine spontane Polarisation aufweist (Analogie zum Ferromagnetismus).
Genau diese Polarisation wird nun bei der Herstellung genutzt, indem man eine
alternierende Polarisation einschreibt. Dies geschieht folgender Maßen:
Schritt 1: Die Elektroden werden auf dem Lithiumniobat-Kristall angebracht, wobei hier
gerade das Design der Elektroden sehr wichtig ist, denn die Länge der Polungsperiode
wählt ja die zu verstärkende Frequenz aus.
Abbildung 23: Lithiumniobat-Kristall mit Elektroden
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
22
Schritt 2: Ein großes elektrisches Feld von ca. 22kV/mm wird für wenige ms angelegt.
Dies führt in den Gebieten unter den Elektroden zu einer „dirigierten“ Polarisation, so
dass Bereiche mit jeweils entgegen gesetzter Polarisation (im Vergleich zur
Nachbardomäne) entstehen.
+
Hochspannung
-
Abbildung 24: Anlegen einer Hochspannung von 22kV/mm
Schritt 3: Nach Entfernen der Elektroden erhält man die fertige PPLN-Struktur, in die
nun permanenten Domänen mit invertierter Struktur eingeschrieben sind.
Abbildung 25: Fertige PPLN-Struktur
Die Polungsperioden L liegen für die Frequenzverdopplung in den sichtbaren Bereich
bei einigen µm. Hier zwei Beispiele:
(i.)
(ii.)
1043nm→521,5nm
1548nm→774nm
L=6,18µm
L=18,2µm
Eine typische Anordnung für eine PPLN-Struktur zeigt Abbildung 26. Häufig werden
die Kristalle mit mehreren Spuren unterschiedlicher Polungsperiode hergestellt, so dass
durch einfaches Einstellen in der Horizontalen mehrere Frequenzen (z.B. die
unterschiedlichen Linien eines Lasers) für die Frequenzverdopplung durchfahren
werden können.
Abbildung 26: Aufsicht einer typische Anordnung für den Einsatz des periodisch gepolten
Lithiumniobats [5]
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
23
4. Anwendungen
4.1 in Lasersystemen
a) Innerhalb des Resonator
In diesem Fall befindet sich der nichtlinear-optische Kristall bereits im Laserresonator.
In Abbildung 27 ist ein Dioden gepumpter Mikrochip Laser (DPM) schematisch
skizziert. Über eine Diode wird der Nd:YVO4 oder auch Nd:YAG Kristall gepumpt und
der KTP-Kristall sorgt für die sofortige Frequenzverdopplung. Genutzt wird die
1064nm-Linie, so dass grünes Licht der Wellenlänge 532 nm entsteht. Solch ein DPM
kann sowohl im „Low-Power“ als auch im „ High –Power“ betrieb genutzt werden.
Folgende Leistungen werden eingespeist und herausgegeben:
• Low Power: 300mW (1064nm) → <10mW (532nm)
• High Power: 500mW (1064nm) → 60mW (532nm)
Anwendung findet dieser Laser mit einem frequenzverdoppelden Kristall aufgrund
seiner kompakten Bauweise z.B. im Grünen Laser-Pointer.
Pumpstrahl
Abbildung 27: Schematische Darstellung eines Dioden
gepumpten Mikrochip Lasers mit frequenzverdoppeldem Kristall
b) Außerhalb des Resonator
Mit Hilfe eines 300ns gepulsten Nd:YAG-Lasers und einer PPLN-Struktur lässt sich die
946nm Linie auf die 473nm Linie frequenzverdoppeln. Dies ist eine „High Power
473nm generation“, denn man erhält eine 450mW Oberwellenleistung bei einer
Umwandlungseffizienz von 40%.
946nm
Diodengepumpter
Nd:YAG,
300ns gepulst
946nm
PPLN
Kristall
473nm
Abbildung 28: Schematischer Aufbau für eine „High Power 473nm generation“ mittels
Frequenzverdopplung in einer PPLN-Struktur
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
24
4.2 Parametrischer Verstärker (OPA)
Bis zu diesem Kapitel ist immer davon ausgegangen worden, dass man eine Welle mit
der Frequenz ω in einen Kristall strahlt und eine zusätzliche Oberwelle mit der
Frequenz 2ω bekommt. Der umgekehrte Fall, dass man eine Grundwelle mit ω in den
Kristall einstrahlt und eine Oberwelle mit ω/2 erhält ist genauso möglich. Auf diesem
physikalischen Vorgang beruht der parametrische Verstärker.
Als Grundlage wählt man ein intensives Strahlungsfeld Ep, die Pumpwelle mit ωp und
ein schwächeres Strahlungsfeld Es, die Signalwelle mit ωs.
Durch die Nichtlinearität des Kristalls entstehen neue Frequenzen. Möglich sind z.B. :
2ω s
2ω p
ω p ± ωs
Durch die Phasenanpassung kann nun ausgewählt werden, welche Frequenz verstärkt
werden soll. Wählt man nun die Differenzbildung, so erhält man folgende Gleichungen:
kh = k p − ks
⇒
k p = ks + kh
ωh = ω p − ωs ⇒ ω p = ωs + ωh
mit dem Index h für die Hilfswelle.
Das Umstellen der Gleichung zeigt sehr schön, dass auf Kosten der Pumpwelle die
Signal- und Hilfswelle entstehen. Im Photonenbild könnte man sagen, dass ein
Pumpphoton in ein Signal- und in ein Hilfsphoton zerfällt.
Abbildung 29 verdeutlicht auch noch mal gut das Funktionsprinzip des parametrischen
Verstärkers.
Abbildung 29: Der parametrische Verstärker. Mit zunehmender
Kristalldicke nimmt die Pumpleistung Pp ab, während die Signalleistung
Ps ansteigt. Gleichzeitig entsteht eine neue Lichtwelle, die Hilfswelle Ph.
[3]
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
25
Einer der ersten Nachweise der parametrischen Verstärkung gelang im Jahr 1966 G.D.
Boyd und A. Ashkin. Abbildung 30 zeigt den dazu gehörigen Versuchsaufbau. Ein
Argon-Laser diente als Pumplaser und ein HeNe-Laser wurde als Signallaser genutzt.
Der nichtlineare Kristall war ein Lithiumniobat-Kristall.
Es konnte eine parametrische Verstärkung der 1152nm-Linie des HeNe-Lasers von
0,3% erreicht werden.
Abbildung 30: Eines der ersten Experimente zum Nachweis der parametrischen Verstärkung von Licht [3]
4.3 Parametrischer Oszillator (OPO)
Der parametrische Oszillator ist im Grunde nur eine Weiterentwicklung des
parametrischen Verstärkers. Der nichtlineare Kristall sitzt zusätzlich in einem Resonator
(bzw. gleichwertig ist eine Verspiegelung der Kristallkanten). Außerdem ist noch zu
erwähnen, dass eine Signalwelle nicht zwingend vorhanden sein muss (gilt ebenfalls für
den OPA).
Über die Phasenanpassung stellt sich die verstärkte Frequenz ein:
k p = ks + kh
ω p = ωs + ωh
Abbildung 32: Schematischer Aufbau eines Abbildung 31: Schematischer Aufbau eines optischen
optischen parametrischen Verstärkers [4]
parametrischen Oszillators [4]
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
Betrachtet man den Sonderfall:
26
ωh = ω s
Also, dass Signal- und Hilfswelle die gleiche Frequenz besitzen, so erhält man hier das
Pendant zur Frequenzverdopplung, nämlich die Frequenzhalbierung.
Parametrische Verstärker oder Oszillatoren lassen sich auf zweierlei Arten mit Hilfe der
Phasenanpassbedingung durchstimmen:
•
Kristalldrehung
z.B. Pumpwelle von 1,06µm
Drehung um 4°
Signalwelle von 1,4 bis 4,4µm durchstimmbar
•
Temperaturänderung
z.B. Pumpwelle von 532nm
Änderung der Temperatur von 200 auf 400°C
Signalwelle von ca. 650 bis 750nm
Hilfswelle
Frequenzhalbierung
Signalwelle
Abbildung 33: Phasenanpassung durch Temperaturvariation an
LiNbO3 für verschiedene Pumpwellenlängen [7]
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
27
4.4 SHG zur Detektion von Phasenübergängen
Die Erzeugung von Oberwellen kann auch zur Detektion genutzt werden. Ein konkretes
Beispiel ist dabei z.B. die Detektion von Phasenübergängen. Mit dem Versuchsaufbau
aus Abbildung 34 kann eine Messung zur Erzeugung der zweiten Harmonischen in
Abhängigkeit der Temperatur und des Polarisationswinkels durchgeführt werden. Als
Laserquelle existiert ein Nd:YAG-Laser dessen 1064nm-Linie genutzt wird. Das Licht
fällt dann auf einen Polarisator um linear polarisiertes Licht zu erzeugen. Danach kann
mit Hilfe der λ/2-Platte die Richtung der linearen Polarisation eingestellt werden. Die
Probe befindet sich in einem Temperaturbad, dass per Computersteuerung geregelt
werden kann. Der anschließende Seperator sorgt dafür, dass die intensitätstarke
1064nm-Linie den Strahlengang zum Detektor verlässt. Der Analysator der kurz vor
dem Detektor, einem Photomultiplier eingebaut ist, lässt eine Analyse über die Drehung
der Polarisationsebene zu.
Abbildung 34: Schematischer Aufbau zur Detektion von Phasenübergängen [8]
Der Plot in Abbildung 35 zeigt eine Darstellung von Messergebnissen zur
Temperaturabhängigkeit der SHG-Intensität von SBN.
Abbildung 35: Plot der Messergebnisse zur Detektion eines Phasenübergangs [9]
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
28
Die Abbildung 35 zeigt deutlich, dass beim Heizen bzw. beim Kühlen die Intensität der
SHG oberhalb von etwa 105°C bzw. 95°C stark zurückgeht. Die unterschiedlichen
Temperaturen sind durch Hystereerscheinungen bedingt, das eigentliche Sinken der
Intensität jedoch wird durch eine Symmetrieänderung beim Phasenübergang bewirkt.
Der Kristall geht von einem ferro- in einen paraelektrischen Zustand über und dies
entspricht einem Übergang der Kristallsymmetrie von einem Kristall ohne
Inversionszentrum zu einem mit Inversionszentrum. Wie unter Kapitel 3.1 erklärt, kann
ein Kristall mit Inversionszentrum keine Zweite Harmonische erzeugen. Deshalb lässt
sich dieser Phasenübergang, dadurch, dass er auch ein Symmetrieübergang ist, sehr gut
über die SHG-Intensität untersuchen.
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Frequenzvervielfachung mit nichtlinear-optischen Kristallen und Strukturen
29
Quellennachweis:
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
[9]
[10]
[11]
[12]
[13]
[14]
[15]
P.A. Franken, A.E. Hill, C.W. Peters, and G. Weinreich, Generation of Optical
Harmonics, Phys. Rev. Lett. 7, p.118-119 (1961)
https://www.uni-muenster.de/Physik.PI/Hanne/LASER/Laser6.pdf
Bergmann, Schäfer, Lehrbuch der Experimentalphysik, Optik, Band 3, 9.Auflage
Walter de Gruyter (1993)
Vorlesung: Nichtlineare Optik SS 2003, Kapitel 3 & 4, Institut für Physik und
Physikalische Technologien der TU Clausthal, Febr. 2003
Thorlabs Catalog, Tools of Trade, Volume 17 (2005)
www.wikipedia.de
W. Demtröder, Laserspektroskopie, Springer, 4. Auflage (2000)
Thomas Braun, Diplomarbeit, Erzeugung optischer Oberwellen und
Domänenwanddynamik in einachsigen Relaxoren und periodisch gepolten
Ferroelektrika, Universität Duisburg-Essen (2004) [inkl. Titelbild]
Markus Heckhoff, Experimentelle Ergebnisse seiner aktuellen Diplomarbeit,
Universität Duisburg-Essen (2006)
http://www.physik.fu-berlin.de/~brewer/ph3_noli.html
Ch. Weißmantel, C. Hamann, Grundlagen der Festkörperphysik, 4.Auflage,
Johann Ambrosius Barth Verlag (1995)
F.K. Kneubühl, M.W. Sigrist, Laser, 6. Auflage, Teubner (2005)
D.L. Mills, Nonlinear Optics, Basic Concepts, 2. Auflage, Springer (1998)
M. Schubert, B. Wilhelmi, Einführung in die nichtlineare Optik, Teubner (1971)
Y.R. Shen, The Principles of Nonlinear Optics, Wiley (1984)
Internetseiten der Firmen:
[16]
[17]
[18]
[19]
[20]
[21]
Casix
Stratophase
GWU
Spectra Physics/ Newport
Lasercomponents
innolight
Hauptseminar Experimentalphysik
Simone Vossen
Herunterladen