42-47 Rueebli

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Die Mu
Voll mit den besten Inhaltsstoffen fördert der Karottenkonsum die Gesundheit
und hilft dem Mann, im Bett
seinen Mann zu stehen.
Text: Marion Kaden
Fotos: Thomas Vogel
D
ie Mütter wissen: Nach der Muttermilch kommt Karottenbrei.
Aber trotz der frühen Erfahrungen mit der leckeren Pfahlwurzel
wissen nur wenig Erwachsene, dass
Möhren nicht nur als Nahrungsmittel Bedeutung haben, sondern auch breit angelegte Heilwirkungen.
Zur Karotte mutiert
Die Mutter aller Möhren ist die Wilde
Möhre (Daucus carota L.). Sie gehört zur
Familie der Doldenblütler (Umbelliferae)
und ist in Asien und Europa beheimatet.
Sie wächst auf mageren, trockenen Böden,
im Berg- und Flachland an Strassen- und
Wegrändern. Die Pflanze ist unübersehbar
und kann bis zu einem Meter hoch aufschiessen. Sie hat weisse oder rosafarbene
vielstrahlige Dolden, ihre Blätter sind fiederteilig zerschlitzt und haben haarfeine
Zipfel. Sie blüht von Mai bis Oktober und
entwickelt zwei bis vier Millimeter lange
Früchte, die länglich-eiförmig aussehen.
Ihre Wurzel ist rübenförmig, holzig, innen
und aussen weiss.
Die Wilde Möhre hat mit der modernen, orangefarbenen und stark carotinhaltigen Möhre nur noch wenige Gemeinsamkeiten. Wie das moderne Rüebli
entstand, aus welchen Kreuzungen oder
Mutationen es hervorging, darüber sind
sich Botaniker nicht einig. Eine Theorie
Chrüteregge GESUNDHEIT
tter aller «Rüebli»
geht davon aus, dass sich unsere Möhre
in mehreren Mutationsschritten entwickelte. Im 10. Jahrhundert sollen afghanische Wildmöhren mit purpurroter
Wurzel (Anthocyane, wasserlösliche
Pflanzenfarbstoffe) in den Mittelmeerraum gelangt sein und dort gelbe Mutanten entwickelt haben. Im 14. und 15.
Jahrhundert sollen weisse, rote und gelbe
Sorten nach Mitteleuropa gelangt sein.
Karotten
als Medikamentengrundlage
Die heutige, orange Karotte, die weltweit
Verbreitung findet, entwickelte sich aus der
Weissen Möhre und ist ein Zuchtergebnis
des 20. Jahrhunderts. Die Möhre, Karotte,
Wurzel oder Gelbe Rübe, wie sie auch genannt wird, gehört zu den wichtigsten
Gemüsepflanzen. Ihre Beliebtheit beruht
auf dem süsslichen, milden Geschmack
und den wertvollen Inhaltsstoffen. Möhren
werden von der Nahrungsmittelindustrie
zu Nass-, Gefrierkonserven, Trockenprodukten und Säften verarbeitet. Für die
Pharmaindustrie sind sie wegen der medizinisch wirksamen Inhaltsstoffe Grundlage
verschiedener Präparate.
Möhren haben eine ganze Reihe von
medizinisch wirksamen Inhaltsstoffen. Die
wichtigste Gruppe sind die Carotinoide
(siehe auch Natürlich 5-2004). Das ist eine
Gruppe von im Pflanzen- und Tierreich
weit verbreiteten gelben und roten Farbstoffen. Die physiologische Bedeutung der
Carotinoide liegt in ihrer Beteiligung an der
Energieübertragung bei der Photosynthese
sowie der Funktion, Zellen vor schädigendem Lichteinfluss zu schützen. Die Untergruppe der Carotine ist ein Provitamin
(= inaktive Vitamin-Vorstufe). Bekannte
Möhren-Carotine sind Betacarotin (Provitamin des lebensnotwendigen Vitamins A1,
auch Retinol genannt, wird in der Leber zu
Vitamin A umgebaut) oder Lycopin (ein
krebsschützender Inhaltsstoff, der besonders auch bei Tomaten vorkommt).
Die Menge der ätherischen Öle, die in
der Möhre enthalten sind, ist – zumindest
bei der Wurzel, nicht aber den Samen –
eher gering für therapeutische Wirkungen.
Trotzdem wurden sie zum Beispiel für
Bronchial-Inhalationskapseln gerne in
Kombination mit anderen ätherischen
Ölen verwendet.
Karotten als Krebshemmer
Die Gruppe der Polyine, das sind hochreaktive, instabile Kohlenstoffverbindungen, ist in den letzten Jahren besonders in
den Focus wissenschaftlicher Aufmerksamkeit geraten. Ihr Hauptvertreter bei
der Möhre, das Falcarinol (auch Carotatoxin genannt), schützt die Möhre vor
Pilzbefall, ist also ein natürliches Pestizid. Bei Säugetieren, so zeigen aktuelle
Untersuchungen, kann Falcarinol die
Krebsentstehung aus Krebsvorläufern
(Präkanzerose) hemmen. Dies ist eine
späte Bestätigung für eine Anwendung
von Möhren bei der Behandlung von offenen Tumoren in vergangenen Jahrhunderten.
Auch die Superheilpflanze Kamille hat
hohe Anteile ähnlicher Polyine. Der hohe
Gehalt an Zuckerverbindungen aus den
Gruppen der Mono- und Oligosaccharide,
wie zum Beispiel Glucose (Traubenzucker) oder Saccharose (Rohrzucker), ist
zwar kaum therapeutisch bedeutsam, bietet aber eine ernährungsphysiologische
Erklärung, warum Möhren bei uns eines
der ersten Lebensmittel überhaupt ist, das
Babys beim oder nach der Muttermilch
oder einem Milchersatz erhalten. Karottenbrei ist nährstoffreich und fast so verträglich wie Muttermilch. Daneben haben
Möhren einen hohen Anteil an Mineralstoffen, an Polysacchariden wie Pektin,
für die menschliche Verdauung vorteilhaften Ballaststoffe oder Vitamine der BGruppe und Vitamin C.
Wilde Möhre: Nach der Blüte rollt sich die Dolde mit den Sammelkapseln
wie eine Faust zusammen.
Natürlich | 6-2005 43
Gesunde Karotten: Vor allem die Carotionide
schützen Zellen vor schädlichem Licht.
GESUNDHEIT Chrüteregge
Wesentlich als Erklärung der klinischen
Wirkungen der Möhre ist ihr Gehalt an
Betacarotin und ähnlicher Verbindungen
(Lycopin, Lutein): Deren stark antioxidativen Wirkungen reduzieren durch Entschärfung bestimmter Zellgifte wie Sauerstoffradikale die Gefahr von Herzinfarkten
und Schlaganfällen. Zudem verbessern
hohe Betacarotin-Werte im Blut die Rekonvaleszenz und erhöhen die Überlebensdauer bei diesen oft lebensbedrohlichen
Komplikationen einer oft mit Bluthochdruck kombinierten Arterienverkalkung.
Soweit erforscht, könnten die antioxidativen Effekte durch eine Senkung schädlicher Blutfette in Kombination mit einer
Erhöhung der Vitamin-E-Spiegel im Blut
(ebenfalls ein wichtiges Antioxidans)
durch Karottenzubereitungen noch verstärkt werden.
Natürlich natürlich
Hersteller von isoliertem Betacarotin, Lutein und anderen entsprechenden antioxidativen Präparaten in Tablettenform, versuchen seit Jahren die natürlichen Quellen
dieser Wirkstoffe und deren Alltagskonsum als unliebsame Konkurrenz auszuschalten. Hauptargument: Die Carotinoide
in Möhren oder anderem Gemüse würden
nicht aufgenommen, würden durch Zubereitung oder im Magen-Darm-Trakt
zerstört, seien also nicht bioverfügbar.
Zahlreiche Studien der letzten Jahre haben diesen Marketing-Einwand mittlerweile vollständig entkräftet. Der Verzehr
von qualitativ hochwertigen Möhren als
Gemüse, Salat oder Saft bekommt also
auch weiterhin das Prädikat «besonders
wertvoll für die Gesundheit».
Haut und Möhre –
eine besondere Beziehung
Daucus carota hat eine mehrfache und besondere Beziehung zur menschlichen
Haut. Die Vorstufen von Vitamin A sind
wichtig für die Hautgesundheit. Fehlt das
Vitamin, verhornen die Talgdrüsen, die
Hautzellen regenerieren sich langsamer,
die Haut trocknet aus, wird rissig, spröde
und infiziert sich leichter. Die Möhrenfarbstoffe haben aber noch eine andere
Wirkung. Diese ist besonders von Säuglingen oder Kleinkindern bekannt, denen
Möhrensaft oder andere Karotten-Nahrungsmittel in gut gemeintem Übermass
verabreicht werden: Sie bekommen hierdurch bald eine kräftige, gelblich/orangebräunliche, jedoch völlig ungefährliche
Färbung (Hypercarotinämie), die aber
nicht ganz der durch normale Hautbräu-
* industriell hergestellter Möhrensaft (Lebens-
industriell hergestellt. Diese traditionellen
mittelhandel) – geeignet als gelegentlicher
Heilmittel aus qualitativ höchstwertiger
(Pro)Vitamin- oder Mineralstoffspender für
Produktion sind besonders für medizinische
Kinder und Erwachsene. Wegen der Vitamin-
Kuren geeignet. Sei es eine Entschlackungs-
Degradation bei der normalen Saftherstellung
kur im Frühling, sei es, um nach schweren
ist der Saft kein Ersatz für selbst hergestellten,
Belastungen besser wieder auf die Beine zu
kommen.
• frischer Möhrensaft, gepresst am besten aus
• Kapseln (innere Anwendung) zum Hautschutz,
ökologisch hergestellten Karotten. Geeignet
zumeist mit dem Hauptwirkstoff Betacarotin.
für die Behandlung von Vitaminmangelzustän- • Crèmes oder Hautöle aus kaltgepressten
den (Alkoholiker), Rekonvaleszenz nach
Karotten oder Karottensamen wirken einer-
schweren Erkrankungen (nach einer Krebs-
seits direkt tönend und lichtschützend, ande-
OP), Kinder-Ernährung, leichter, nicht-infek-
rerseits dringen ihre Wirkstoffe in die Haut
tiöser Durchfall, Verstopfung (Reizdarm).
ein.
Anwendung in jedem Fall kurmässig, das
Achtung: Reines ätherisches Karottensamenöl
heisst 3 bis 5 Wochen lang, 2 bis 3 Gläser
nicht direkt auf die Haut auftragen, sondern nur
frischer Saft täglich.
nach Mischung mit einem anderen Öl wie zum
• Frischpflanzen-Presssaft aus Mohrrüben,
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nung hervorgerufenen Melaninfärbung
der Europäer gleicht. Gleiche Effekte hat
die Möhre aber bei Erwachsenen. Wirkung: Die in die Haut eingelagerten Karottenfarbstoffe sehen nicht nur enorm gesund aus, sondern schützen die Haut ähnlich wie der natürliche Hautfarbstoff
Melanin vor den schädigenden Wirkungen des Sonnenlichtes, besonders seiner
UV-Anteile. Menschen, die an einer Sonnenallergie leiden, können somit die Haut
künstlich bräunen und ertragen dadurch
leichter den Aufenthalt in der Sonne. Entsprechende Präparate gibt es zum Eincremen, aber auch zum Einnehmen.
Karotte – Freundin aller Augen
Typische Zubereitungen
frischen Saft.
Foto: irisblende.de
Hilfe gegen Krebs
Beispiel Avocado-Öl.
Bei der Wirkung der Möhre muss wie bei
allen auch medizinisch wirksamen Lebensmitteln oder Gewürzen zwischen der
nutritiven, durch die Lieferung von wertvollen Nahrungsbestandteilen bedingten
Wirkung wie Stimulation der Dickdarmaktivität durch Ballaststoffe, und den therapeutischen Wirkungen wie Durchfall
hemmende Wirkung der Möhren-Pektine
unterschieden werden. Zudem ist zwischen traditionellen, durch Erfahrungsheilkunde oder Signaturlehre vorgegebenen Wirkungen (Beispiel: Die Möhre gilt
aus verständlichen Gestalt-Gründen seit
alters her als Aphrodisiakum für Männer,
siehe Kasten) und wissenschaftlich belegten Effekten zu unterscheiden. Klar ist:
Zubereitungen aus der Möhrenwurzel begünstigen die Sehschärfe und das Dämmerungssehen, beugen Nachtblindheit
vor, wirken vorteilhaft bei bestimmten
Augenkrankheiten (Retinitis pigmen-
Chrüteregge GESUNDHEIT
tosa) und beeinflussen wegen des hohen
Kaliumgehaltes die Harnausscheidung
positiv.
Therapeutische Wirkungen
en masse
Weitere belegte Effekte: Möhrenzubereitungen wirken als Wurmmittel (Anthelmintika) und haben antimikrobielle Effekte. Die wurmtreibende (vermifuge) Wirkung ist vermutlich primär durch den
Gehalt an ätherischen Ölen bedingt: Diese
wirken auf die unerwünschten Darmbewohner zunächst leicht erregend und
dann lähmend. Gerade bei Oxyuren, Darmwürmern (Madenwürmer), die bei Kindern
besonders häufig sind, ist die Möhre als
therapeutisches Hilfsmittel jedoch nicht
sehr zuverlässig (Anwendung bei Würmern: Morgens 1 Glas Saft oder 1 bis 2
grosse Möhren, bei Spulwürmern: frische,
geschabte Möhren über mehrere Tage).
Auch die bakterizide Wirkung entsteht
durch die ätherischen Öle der Möhre. In
zahlreichen Untersuchungen der letzten
Jahre sind eine Reihe weiterer potenziell
therapeutischer Wirkungen bekannt geworden:
• Möhrensamenöl beseitigt bis zu 30 Prozent aller Helicobacter Pylori-Infektionen
des Magens (Ursache für Magengeschwüre,
Sodbrennen)
• Schmerz- und entzündungshemmende
Wirkstoffe der Samen wirken fast ebenso
stark wie typische Schmerz- und Rheumamittel (Aspirin, Ibuprofen, Naproxen).
• Möhren sind das drittwichtigste Lebensmittel mit krebspräventiver Wirkung (nach
Paprika und Brokkoli); untersuchte Krebs-
arten, unter anderem Prostata-, Leberzell-,
Brust- oder Lungenkrebs.
• Die Carotine aus frischen Möhren schützen vor hohen Blutzucker-Werten (Diabetes mellitus). Der Verzehr von Möhren
führt nach dem Essen zu einer besseren
metabolischen Antwort, das heisst verringert den Anstieg von Blutzucker und Insulinausschüttung und führt zu rascherem
Sättigungsgefühl.
• Saure Oligosaccharide in normaler Karottensuppe machen es krank machenden Bakterien unmöglich, sich an die Darmwand
anzuheften und so eine Infektionskrankheit
auszulösen (siehe Kasten «Moro'sche Karottensuppe»).
• Möhrensaft hat membranprotektive und
antioxidative Effekte, wirkt deshalb leberschützend und hat unterstützende Heilwirkungen bei akuter Leberentzündung.
• Frisch geriebene Karotten verbessern die
Vitamin-A- und Eisen-Werte im Blut stillender Mütter mindestens ebenso gut wie
entsprechende Betacarotin-Präparate.
• Möhren enthalten blutdrucksenkende
Wirkstoffe, ähnlich den oft eingesetzten
Kalzium-Kanalblockern (führen zu Gefässerweiterung).
• Karottensaft beeinflusst das Immunsystem, kann übermässige allergische
Reaktionen und anaphylaktische Schocks
unterdrücken.
• Möhrensaft schützt die Magenschleimhaut vor alkoholbedingten Schäden.
• Die Heilnahrung aus Reis und Möhren
nach Bessau ist bei massiven, akuten
Durchfallerkrankungen von Säuglingen
und Kindern wirksamer als herkömmliche Glukose-Elektrolyt-Lösungen gegen
Dehydratation.
Für Naturheilkundler interessant: Die
phythotherapeutisch so vielgestaltig wirkende Pflanze führt als Daucus carota
in der Homöopathie ein Schattendasein,
wird in den meisten Arzneimittellehren
nicht einmal erwähnt
Bioaktive Substanzen in
Möhren und anderen Pflanzen
Die alte Frage, warum bestimmte Heilpflanzen der Gesundheit des Menschens
so gut tun, findet heute eine recht martialische, neo-darwinistisch geprägte Antwort: Viele Substanzen sind über Jahrmillionen durch Mutation und Selektion
Typisch: Charakteristisch ist die kleine, schwarz-purpurene, zentrale Blüte
der Wilden Möhre.
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Chrüteregge GESUNDHEIT
Die Blätter der Wilden Möhre (Danaus carota) sind mehrfach gefiedert mit schmalen Endspitzen.
Moro'sche Karottensuppe
Anhaltender Durchfall ist vor allem bei Kindern gefährlich. Aufgrund des hohen Wasserund Mineralstoffverlustes kann es schnell zu
lebensbedrohlichen Situationen kommen. Ein
wichtiges Hausmittel: Die Moro'sche Karottensuppe. Diese Suppe wurde zu Beginn des
20. Jahrhunderts von dem Münchner Kinderarzt Ernst Moro entwickelt und mit grossem
Erfolg gegen die hohe Kindersterblichkeit infolge Durchfallerkrankungen eingesetzt.
Hierzu 500 Gramm geschälte Karotten in 1 Liter Wasser etwa eine Stunde kochen. Anschliessend durch ein Sieb streichen oder pürieren. Mit Wasser oder Bouillon wieder auf die
Menge von 1 Liter auffüllen. Zum Schluss einen gestrichenen Teelöffel Salz hinzufügen.
So wirkt es: Spezielle Kohlenhydrate, Oligogalacturonsäuren, die in Karotten (aber auch
Äpfeln, Preiselbeeren oder Heidelbeeren) vorkommen, entstehen erst beim Kochen oder
Reiben dieser Lebensmittel. Diese können
sich anstelle der Bakterien an Rezeptoren der
Darmwand anheften, an die normalerweise
Krankheitserreger andocken. Können die
Bakterien sich nicht an die Darmschleimhaut
anheften, bilden sie keine Giftstoffe, werden
ausgeschieden und der Durchfall wird besser.
Möhren – «functional food»
Karotten sind eine der populärsten Gemüsesorten überhaupt und ein Musterbeispiel für so genanntes «functional
food» – Essen mit therapeutischer Wirkung. Abhängig von der Art der Zubereitung (roh/gerieben, gekocht, gepresst)
wirkt die Pflanze entweder abführend
oder stopfend und ist ein ideales Diätetikum bei Verdauungsstörungen aller
Art. Auch bei dyspeptischen Magenbeschwerden (Reizmagen) mit Völlegefühl, Appetitlosigkeit oder Sodbrennen
bewähren sich Möhren als Therapiekonzept in Nahrungsform immer wieder.
Und – bereits erwähnt: Auch als ständiger
Bestandteil der Ernährung können Möhren die Sehkraft oder die Hautgesundheit
verbessern.
Risiken und Nebenwirkungen
Durch die Anwendung der Möhre als
Lebensmittel auch schon bei Säuglingen
ist hinlänglich belegt, dass sie praktisch
nebenwirkungsfrei ist. In sehr seltenen
Fällen können hoch dosierte Präparate
zu allergischen Reaktionen, Lichtempfindlichkeit oder Hautentzündungen
führen. Entsprechende Präparate sollten
wegen ihrer potenziell anregenden Wirkung auf die Gebärmuttermuskulatur
nicht von Schwangeren eingenommen
werden. Gegen den Verzehr der Möhre
als Lebensmittel durch Schwangere ist
hingegen nichts einzuwenden.
Muntermacher fürs Sexleben
Die gelbe Rübe, gemeinhin Mohrrübe,
Karotte, wurde von den Griechen Philtron (Liebesmittel) genannt. Ihr Genuss
sollte den Geschlechtstrieb auffällig steigern. Dioscurides: «Der Same getrunken
oder in Zäpfchen eingelegt befördert die
Geschmacksverstärker
Foto: René Berner
herausgebildete chemische Kampfstoffe
der Pflanzen, mit denen sie sich gegen
Fress- und andere Feinde zu behaupten
versuchen. Viele dieser Feinde wiederum sehen auch uns Menschen nur als
leckere Speise oder interessanten Brutplatz für ihre Nachkommenschaft. Das
bekannteste Beispiel sind die aus Schimmelpilzen hergestellten Antibiotika –
Ausdruck eines in diesem Fall Millionen
Jahre dauernden Kampfes zwischen
Schimmelpilzen und Bakterien.
Menstruation, ferner befördert er die
Empfängnis. Die Wurzel aber reizt zum
Beischlaf, im Zäpfchen eingelegt wirft sie
den Embryo hinaus.» Von den Römern
übernahmen die Deutschen frühzeitig
den Anbau der gelben Rübe. Auch bei uns
galt sie sehr früh als beliebtes Aphrodisiakum. So heisst es später bei Mattioli: «Die
gelben Rüben bringen die Lust zu ehelichen Werken. Auch die andern Arten der
Rüben wie Kohlrüben oder rote Rüben
füllen, blähen den Bauch und machen Begier zur Unkeuschheit», und «Der Rübensamen mit Theriack genommen, bewegt
die unkeuschen Gelüste. Die Steckrüben
(Kohlrüben), mit langem Pfeffer bestreut,
erregen dasselbe.» Heutzutage wird auch
noch in Oberägypten Karottensamen mit
Honig gekocht als Stimulationsmittel gegessen.
■
Die Wurzeln der Wilden Möhre sind weiss,
manchmal auch violett und können, solange
sie noch jung und zart sind, gekocht oder roh
wie das Gartenrüebli gegessen werden.
Unter die gewöhnlichen Rüebli gemischt
wirken sie als Geschmacksverstärker.
Auch die Samen sind schmackhaft und
können als Gewürz verwendet werden.
Im ersten Moment schmecken sie nach
Terpentin, entwickeln dann aber einen feinen
Duft nach Williamsbirnen, der besonders im
Fruchtsalat zur Geltung kommt. Die reifen
Samen sind reich an ätherischen Ölen.
Sie regen den Organismus an, fördern die
Verdauung und helfen bei Blähungen.
rbe
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