Die Mu Voll mit den besten Inhaltsstoffen fördert der Karottenkonsum die Gesundheit und hilft dem Mann, im Bett seinen Mann zu stehen. Text: Marion Kaden Fotos: Thomas Vogel D ie Mütter wissen: Nach der Muttermilch kommt Karottenbrei. Aber trotz der frühen Erfahrungen mit der leckeren Pfahlwurzel wissen nur wenig Erwachsene, dass Möhren nicht nur als Nahrungsmittel Bedeutung haben, sondern auch breit angelegte Heilwirkungen. Zur Karotte mutiert Die Mutter aller Möhren ist die Wilde Möhre (Daucus carota L.). Sie gehört zur Familie der Doldenblütler (Umbelliferae) und ist in Asien und Europa beheimatet. Sie wächst auf mageren, trockenen Böden, im Berg- und Flachland an Strassen- und Wegrändern. Die Pflanze ist unübersehbar und kann bis zu einem Meter hoch aufschiessen. Sie hat weisse oder rosafarbene vielstrahlige Dolden, ihre Blätter sind fiederteilig zerschlitzt und haben haarfeine Zipfel. Sie blüht von Mai bis Oktober und entwickelt zwei bis vier Millimeter lange Früchte, die länglich-eiförmig aussehen. Ihre Wurzel ist rübenförmig, holzig, innen und aussen weiss. Die Wilde Möhre hat mit der modernen, orangefarbenen und stark carotinhaltigen Möhre nur noch wenige Gemeinsamkeiten. Wie das moderne Rüebli entstand, aus welchen Kreuzungen oder Mutationen es hervorging, darüber sind sich Botaniker nicht einig. Eine Theorie Chrüteregge GESUNDHEIT tter aller «Rüebli» geht davon aus, dass sich unsere Möhre in mehreren Mutationsschritten entwickelte. Im 10. Jahrhundert sollen afghanische Wildmöhren mit purpurroter Wurzel (Anthocyane, wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe) in den Mittelmeerraum gelangt sein und dort gelbe Mutanten entwickelt haben. Im 14. und 15. Jahrhundert sollen weisse, rote und gelbe Sorten nach Mitteleuropa gelangt sein. Karotten als Medikamentengrundlage Die heutige, orange Karotte, die weltweit Verbreitung findet, entwickelte sich aus der Weissen Möhre und ist ein Zuchtergebnis des 20. Jahrhunderts. Die Möhre, Karotte, Wurzel oder Gelbe Rübe, wie sie auch genannt wird, gehört zu den wichtigsten Gemüsepflanzen. Ihre Beliebtheit beruht auf dem süsslichen, milden Geschmack und den wertvollen Inhaltsstoffen. Möhren werden von der Nahrungsmittelindustrie zu Nass-, Gefrierkonserven, Trockenprodukten und Säften verarbeitet. Für die Pharmaindustrie sind sie wegen der medizinisch wirksamen Inhaltsstoffe Grundlage verschiedener Präparate. Möhren haben eine ganze Reihe von medizinisch wirksamen Inhaltsstoffen. Die wichtigste Gruppe sind die Carotinoide (siehe auch Natürlich 5-2004). Das ist eine Gruppe von im Pflanzen- und Tierreich weit verbreiteten gelben und roten Farbstoffen. Die physiologische Bedeutung der Carotinoide liegt in ihrer Beteiligung an der Energieübertragung bei der Photosynthese sowie der Funktion, Zellen vor schädigendem Lichteinfluss zu schützen. Die Untergruppe der Carotine ist ein Provitamin (= inaktive Vitamin-Vorstufe). Bekannte Möhren-Carotine sind Betacarotin (Provitamin des lebensnotwendigen Vitamins A1, auch Retinol genannt, wird in der Leber zu Vitamin A umgebaut) oder Lycopin (ein krebsschützender Inhaltsstoff, der besonders auch bei Tomaten vorkommt). Die Menge der ätherischen Öle, die in der Möhre enthalten sind, ist – zumindest bei der Wurzel, nicht aber den Samen – eher gering für therapeutische Wirkungen. Trotzdem wurden sie zum Beispiel für Bronchial-Inhalationskapseln gerne in Kombination mit anderen ätherischen Ölen verwendet. Karotten als Krebshemmer Die Gruppe der Polyine, das sind hochreaktive, instabile Kohlenstoffverbindungen, ist in den letzten Jahren besonders in den Focus wissenschaftlicher Aufmerksamkeit geraten. Ihr Hauptvertreter bei der Möhre, das Falcarinol (auch Carotatoxin genannt), schützt die Möhre vor Pilzbefall, ist also ein natürliches Pestizid. Bei Säugetieren, so zeigen aktuelle Untersuchungen, kann Falcarinol die Krebsentstehung aus Krebsvorläufern (Präkanzerose) hemmen. Dies ist eine späte Bestätigung für eine Anwendung von Möhren bei der Behandlung von offenen Tumoren in vergangenen Jahrhunderten. Auch die Superheilpflanze Kamille hat hohe Anteile ähnlicher Polyine. Der hohe Gehalt an Zuckerverbindungen aus den Gruppen der Mono- und Oligosaccharide, wie zum Beispiel Glucose (Traubenzucker) oder Saccharose (Rohrzucker), ist zwar kaum therapeutisch bedeutsam, bietet aber eine ernährungsphysiologische Erklärung, warum Möhren bei uns eines der ersten Lebensmittel überhaupt ist, das Babys beim oder nach der Muttermilch oder einem Milchersatz erhalten. Karottenbrei ist nährstoffreich und fast so verträglich wie Muttermilch. Daneben haben Möhren einen hohen Anteil an Mineralstoffen, an Polysacchariden wie Pektin, für die menschliche Verdauung vorteilhaften Ballaststoffe oder Vitamine der BGruppe und Vitamin C. Wilde Möhre: Nach der Blüte rollt sich die Dolde mit den Sammelkapseln wie eine Faust zusammen. Natürlich | 6-2005 43 Gesunde Karotten: Vor allem die Carotionide schützen Zellen vor schädlichem Licht. GESUNDHEIT Chrüteregge Wesentlich als Erklärung der klinischen Wirkungen der Möhre ist ihr Gehalt an Betacarotin und ähnlicher Verbindungen (Lycopin, Lutein): Deren stark antioxidativen Wirkungen reduzieren durch Entschärfung bestimmter Zellgifte wie Sauerstoffradikale die Gefahr von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Zudem verbessern hohe Betacarotin-Werte im Blut die Rekonvaleszenz und erhöhen die Überlebensdauer bei diesen oft lebensbedrohlichen Komplikationen einer oft mit Bluthochdruck kombinierten Arterienverkalkung. Soweit erforscht, könnten die antioxidativen Effekte durch eine Senkung schädlicher Blutfette in Kombination mit einer Erhöhung der Vitamin-E-Spiegel im Blut (ebenfalls ein wichtiges Antioxidans) durch Karottenzubereitungen noch verstärkt werden. Natürlich natürlich Hersteller von isoliertem Betacarotin, Lutein und anderen entsprechenden antioxidativen Präparaten in Tablettenform, versuchen seit Jahren die natürlichen Quellen dieser Wirkstoffe und deren Alltagskonsum als unliebsame Konkurrenz auszuschalten. Hauptargument: Die Carotinoide in Möhren oder anderem Gemüse würden nicht aufgenommen, würden durch Zubereitung oder im Magen-Darm-Trakt zerstört, seien also nicht bioverfügbar. Zahlreiche Studien der letzten Jahre haben diesen Marketing-Einwand mittlerweile vollständig entkräftet. Der Verzehr von qualitativ hochwertigen Möhren als Gemüse, Salat oder Saft bekommt also auch weiterhin das Prädikat «besonders wertvoll für die Gesundheit». Haut und Möhre – eine besondere Beziehung Daucus carota hat eine mehrfache und besondere Beziehung zur menschlichen Haut. Die Vorstufen von Vitamin A sind wichtig für die Hautgesundheit. Fehlt das Vitamin, verhornen die Talgdrüsen, die Hautzellen regenerieren sich langsamer, die Haut trocknet aus, wird rissig, spröde und infiziert sich leichter. Die Möhrenfarbstoffe haben aber noch eine andere Wirkung. Diese ist besonders von Säuglingen oder Kleinkindern bekannt, denen Möhrensaft oder andere Karotten-Nahrungsmittel in gut gemeintem Übermass verabreicht werden: Sie bekommen hierdurch bald eine kräftige, gelblich/orangebräunliche, jedoch völlig ungefährliche Färbung (Hypercarotinämie), die aber nicht ganz der durch normale Hautbräu- * industriell hergestellter Möhrensaft (Lebens- industriell hergestellt. Diese traditionellen mittelhandel) – geeignet als gelegentlicher Heilmittel aus qualitativ höchstwertiger (Pro)Vitamin- oder Mineralstoffspender für Produktion sind besonders für medizinische Kinder und Erwachsene. Wegen der Vitamin- Kuren geeignet. Sei es eine Entschlackungs- Degradation bei der normalen Saftherstellung kur im Frühling, sei es, um nach schweren ist der Saft kein Ersatz für selbst hergestellten, Belastungen besser wieder auf die Beine zu kommen. • frischer Möhrensaft, gepresst am besten aus • Kapseln (innere Anwendung) zum Hautschutz, ökologisch hergestellten Karotten. Geeignet zumeist mit dem Hauptwirkstoff Betacarotin. für die Behandlung von Vitaminmangelzustän- • Crèmes oder Hautöle aus kaltgepressten den (Alkoholiker), Rekonvaleszenz nach Karotten oder Karottensamen wirken einer- schweren Erkrankungen (nach einer Krebs- seits direkt tönend und lichtschützend, ande- OP), Kinder-Ernährung, leichter, nicht-infek- rerseits dringen ihre Wirkstoffe in die Haut tiöser Durchfall, Verstopfung (Reizdarm). ein. Anwendung in jedem Fall kurmässig, das Achtung: Reines ätherisches Karottensamenöl heisst 3 bis 5 Wochen lang, 2 bis 3 Gläser nicht direkt auf die Haut auftragen, sondern nur frischer Saft täglich. nach Mischung mit einem anderen Öl wie zum • Frischpflanzen-Presssaft aus Mohrrüben, 44 Natürlich | 6-2005 nung hervorgerufenen Melaninfärbung der Europäer gleicht. Gleiche Effekte hat die Möhre aber bei Erwachsenen. Wirkung: Die in die Haut eingelagerten Karottenfarbstoffe sehen nicht nur enorm gesund aus, sondern schützen die Haut ähnlich wie der natürliche Hautfarbstoff Melanin vor den schädigenden Wirkungen des Sonnenlichtes, besonders seiner UV-Anteile. Menschen, die an einer Sonnenallergie leiden, können somit die Haut künstlich bräunen und ertragen dadurch leichter den Aufenthalt in der Sonne. Entsprechende Präparate gibt es zum Eincremen, aber auch zum Einnehmen. Karotte – Freundin aller Augen Typische Zubereitungen frischen Saft. Foto: irisblende.de Hilfe gegen Krebs Beispiel Avocado-Öl. Bei der Wirkung der Möhre muss wie bei allen auch medizinisch wirksamen Lebensmitteln oder Gewürzen zwischen der nutritiven, durch die Lieferung von wertvollen Nahrungsbestandteilen bedingten Wirkung wie Stimulation der Dickdarmaktivität durch Ballaststoffe, und den therapeutischen Wirkungen wie Durchfall hemmende Wirkung der Möhren-Pektine unterschieden werden. Zudem ist zwischen traditionellen, durch Erfahrungsheilkunde oder Signaturlehre vorgegebenen Wirkungen (Beispiel: Die Möhre gilt aus verständlichen Gestalt-Gründen seit alters her als Aphrodisiakum für Männer, siehe Kasten) und wissenschaftlich belegten Effekten zu unterscheiden. Klar ist: Zubereitungen aus der Möhrenwurzel begünstigen die Sehschärfe und das Dämmerungssehen, beugen Nachtblindheit vor, wirken vorteilhaft bei bestimmten Augenkrankheiten (Retinitis pigmen- Chrüteregge GESUNDHEIT tosa) und beeinflussen wegen des hohen Kaliumgehaltes die Harnausscheidung positiv. Therapeutische Wirkungen en masse Weitere belegte Effekte: Möhrenzubereitungen wirken als Wurmmittel (Anthelmintika) und haben antimikrobielle Effekte. Die wurmtreibende (vermifuge) Wirkung ist vermutlich primär durch den Gehalt an ätherischen Ölen bedingt: Diese wirken auf die unerwünschten Darmbewohner zunächst leicht erregend und dann lähmend. Gerade bei Oxyuren, Darmwürmern (Madenwürmer), die bei Kindern besonders häufig sind, ist die Möhre als therapeutisches Hilfsmittel jedoch nicht sehr zuverlässig (Anwendung bei Würmern: Morgens 1 Glas Saft oder 1 bis 2 grosse Möhren, bei Spulwürmern: frische, geschabte Möhren über mehrere Tage). Auch die bakterizide Wirkung entsteht durch die ätherischen Öle der Möhre. In zahlreichen Untersuchungen der letzten Jahre sind eine Reihe weiterer potenziell therapeutischer Wirkungen bekannt geworden: • Möhrensamenöl beseitigt bis zu 30 Prozent aller Helicobacter Pylori-Infektionen des Magens (Ursache für Magengeschwüre, Sodbrennen) • Schmerz- und entzündungshemmende Wirkstoffe der Samen wirken fast ebenso stark wie typische Schmerz- und Rheumamittel (Aspirin, Ibuprofen, Naproxen). • Möhren sind das drittwichtigste Lebensmittel mit krebspräventiver Wirkung (nach Paprika und Brokkoli); untersuchte Krebs- arten, unter anderem Prostata-, Leberzell-, Brust- oder Lungenkrebs. • Die Carotine aus frischen Möhren schützen vor hohen Blutzucker-Werten (Diabetes mellitus). Der Verzehr von Möhren führt nach dem Essen zu einer besseren metabolischen Antwort, das heisst verringert den Anstieg von Blutzucker und Insulinausschüttung und führt zu rascherem Sättigungsgefühl. • Saure Oligosaccharide in normaler Karottensuppe machen es krank machenden Bakterien unmöglich, sich an die Darmwand anzuheften und so eine Infektionskrankheit auszulösen (siehe Kasten «Moro'sche Karottensuppe»). • Möhrensaft hat membranprotektive und antioxidative Effekte, wirkt deshalb leberschützend und hat unterstützende Heilwirkungen bei akuter Leberentzündung. • Frisch geriebene Karotten verbessern die Vitamin-A- und Eisen-Werte im Blut stillender Mütter mindestens ebenso gut wie entsprechende Betacarotin-Präparate. • Möhren enthalten blutdrucksenkende Wirkstoffe, ähnlich den oft eingesetzten Kalzium-Kanalblockern (führen zu Gefässerweiterung). • Karottensaft beeinflusst das Immunsystem, kann übermässige allergische Reaktionen und anaphylaktische Schocks unterdrücken. • Möhrensaft schützt die Magenschleimhaut vor alkoholbedingten Schäden. • Die Heilnahrung aus Reis und Möhren nach Bessau ist bei massiven, akuten Durchfallerkrankungen von Säuglingen und Kindern wirksamer als herkömmliche Glukose-Elektrolyt-Lösungen gegen Dehydratation. Für Naturheilkundler interessant: Die phythotherapeutisch so vielgestaltig wirkende Pflanze führt als Daucus carota in der Homöopathie ein Schattendasein, wird in den meisten Arzneimittellehren nicht einmal erwähnt Bioaktive Substanzen in Möhren und anderen Pflanzen Die alte Frage, warum bestimmte Heilpflanzen der Gesundheit des Menschens so gut tun, findet heute eine recht martialische, neo-darwinistisch geprägte Antwort: Viele Substanzen sind über Jahrmillionen durch Mutation und Selektion Typisch: Charakteristisch ist die kleine, schwarz-purpurene, zentrale Blüte der Wilden Möhre. Natürlich | 6-2005 45 Chrüteregge GESUNDHEIT Die Blätter der Wilden Möhre (Danaus carota) sind mehrfach gefiedert mit schmalen Endspitzen. Moro'sche Karottensuppe Anhaltender Durchfall ist vor allem bei Kindern gefährlich. Aufgrund des hohen Wasserund Mineralstoffverlustes kann es schnell zu lebensbedrohlichen Situationen kommen. Ein wichtiges Hausmittel: Die Moro'sche Karottensuppe. Diese Suppe wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von dem Münchner Kinderarzt Ernst Moro entwickelt und mit grossem Erfolg gegen die hohe Kindersterblichkeit infolge Durchfallerkrankungen eingesetzt. Hierzu 500 Gramm geschälte Karotten in 1 Liter Wasser etwa eine Stunde kochen. Anschliessend durch ein Sieb streichen oder pürieren. Mit Wasser oder Bouillon wieder auf die Menge von 1 Liter auffüllen. Zum Schluss einen gestrichenen Teelöffel Salz hinzufügen. So wirkt es: Spezielle Kohlenhydrate, Oligogalacturonsäuren, die in Karotten (aber auch Äpfeln, Preiselbeeren oder Heidelbeeren) vorkommen, entstehen erst beim Kochen oder Reiben dieser Lebensmittel. Diese können sich anstelle der Bakterien an Rezeptoren der Darmwand anheften, an die normalerweise Krankheitserreger andocken. Können die Bakterien sich nicht an die Darmschleimhaut anheften, bilden sie keine Giftstoffe, werden ausgeschieden und der Durchfall wird besser. Möhren – «functional food» Karotten sind eine der populärsten Gemüsesorten überhaupt und ein Musterbeispiel für so genanntes «functional food» – Essen mit therapeutischer Wirkung. Abhängig von der Art der Zubereitung (roh/gerieben, gekocht, gepresst) wirkt die Pflanze entweder abführend oder stopfend und ist ein ideales Diätetikum bei Verdauungsstörungen aller Art. Auch bei dyspeptischen Magenbeschwerden (Reizmagen) mit Völlegefühl, Appetitlosigkeit oder Sodbrennen bewähren sich Möhren als Therapiekonzept in Nahrungsform immer wieder. Und – bereits erwähnt: Auch als ständiger Bestandteil der Ernährung können Möhren die Sehkraft oder die Hautgesundheit verbessern. Risiken und Nebenwirkungen Durch die Anwendung der Möhre als Lebensmittel auch schon bei Säuglingen ist hinlänglich belegt, dass sie praktisch nebenwirkungsfrei ist. In sehr seltenen Fällen können hoch dosierte Präparate zu allergischen Reaktionen, Lichtempfindlichkeit oder Hautentzündungen führen. Entsprechende Präparate sollten wegen ihrer potenziell anregenden Wirkung auf die Gebärmuttermuskulatur nicht von Schwangeren eingenommen werden. Gegen den Verzehr der Möhre als Lebensmittel durch Schwangere ist hingegen nichts einzuwenden. Muntermacher fürs Sexleben Die gelbe Rübe, gemeinhin Mohrrübe, Karotte, wurde von den Griechen Philtron (Liebesmittel) genannt. Ihr Genuss sollte den Geschlechtstrieb auffällig steigern. Dioscurides: «Der Same getrunken oder in Zäpfchen eingelegt befördert die Geschmacksverstärker Foto: René Berner herausgebildete chemische Kampfstoffe der Pflanzen, mit denen sie sich gegen Fress- und andere Feinde zu behaupten versuchen. Viele dieser Feinde wiederum sehen auch uns Menschen nur als leckere Speise oder interessanten Brutplatz für ihre Nachkommenschaft. Das bekannteste Beispiel sind die aus Schimmelpilzen hergestellten Antibiotika – Ausdruck eines in diesem Fall Millionen Jahre dauernden Kampfes zwischen Schimmelpilzen und Bakterien. Menstruation, ferner befördert er die Empfängnis. Die Wurzel aber reizt zum Beischlaf, im Zäpfchen eingelegt wirft sie den Embryo hinaus.» Von den Römern übernahmen die Deutschen frühzeitig den Anbau der gelben Rübe. Auch bei uns galt sie sehr früh als beliebtes Aphrodisiakum. So heisst es später bei Mattioli: «Die gelben Rüben bringen die Lust zu ehelichen Werken. Auch die andern Arten der Rüben wie Kohlrüben oder rote Rüben füllen, blähen den Bauch und machen Begier zur Unkeuschheit», und «Der Rübensamen mit Theriack genommen, bewegt die unkeuschen Gelüste. Die Steckrüben (Kohlrüben), mit langem Pfeffer bestreut, erregen dasselbe.» Heutzutage wird auch noch in Oberägypten Karottensamen mit Honig gekocht als Stimulationsmittel gegessen. ■ Die Wurzeln der Wilden Möhre sind weiss, manchmal auch violett und können, solange sie noch jung und zart sind, gekocht oder roh wie das Gartenrüebli gegessen werden. Unter die gewöhnlichen Rüebli gemischt wirken sie als Geschmacksverstärker. Auch die Samen sind schmackhaft und können als Gewürz verwendet werden. Im ersten Moment schmecken sie nach Terpentin, entwickeln dann aber einen feinen Duft nach Williamsbirnen, der besonders im Fruchtsalat zur Geltung kommt. Die reifen Samen sind reich an ätherischen Ölen. Sie regen den Organismus an, fördern die Verdauung und helfen bei Blähungen. rbe Natürlich | 6-2005 47