Der „faustische Schulterschluss“ in der Sozialhygiene

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Tagung „Wie nationalsozialistisch ist die Eugenik?“ – Basel, 17.-18.2.2006
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Der „faustische Schulterschluss“ in der Sozialhygiene
Alfred Grotjahns (1869-1931): Soziale Hygiene und ihre
Beziehungen zur Eugenik und Demographie
Ursula Ferdinand
Der Medizinhistoriker Michael Hubenstorf zeigt in einem 1987 veröffentlichten
Aufsatz zu Werk und Wirken Alfred Grotjahns wie nach dem Zweiten Weltkrieg beim Aufbau des Gesundheitswesens der am 4. September 1931 in Berlin
verstorbene Grotjahn zum „Heros“ eines „sozialistischen Gesundheitswesens“
wurde und nur wenig später unversehens „auf die Anklagebank als intellektueller Förderer des Nationalsozialismus“ geriet. Hubenstorf, für den mit beiden Positionen die Sozialhygiene Grotjahns nur unzureichend erfasst werden kann,
zeigt auf das bislang ungelöste Problem, vor das uns Grotjahns Sozialhygiene
gestellt hat: Wie kann eine an elementaren Menschenrechten orientierte Kontrolle und Begrenzung technokratischer Sozialhygiene aussehen? 1
Die folgenden Ausführungen behandeln das Konzept der Sozialen Hygiene
Grotjahns und dessen Wandlungen. Dazu werden wir auf das Aufkommen der
Begriffe Sozialhygiene und Demographie eingehen, Grotjahns Projekt der Sozialen Hygiene skizzieren, um jene Wandlungen, die über
• das Begriffspaar Demographie resp. Bevölkerungsstatistik und Soziale Hygiene wie
• die Aufnahme des generativen Aspekts in den Planungshorizont der Theorie
sowie
• die Integration der (praktischen) Eugenik als Teil seiner Fortpflanzungshygiene zu beschreiben.
Den Abschluss bildet ein kritisches Fazit seines sozialhygienisch/eugenischen
Schulterschlusses.
I
Zum Aufkommen der Begriffe Sozialhygiene und Demographie
Monographien zur Geschichte der Hygiene2 legen den Beginn ihrer Ausgestaltung zur modernen Wissenschaft in das letzte Drittel des 18. Jahrhunderts. Sie
zeigen auf, dass im Umfeld der frühen französischen ‘Hygienebewegung’ in den
1840er Jahren die Begriffe „Sozialhygiene“ und Sozialmedizin“ aufkamen. Wenig später – 1855 – führte Achille Guillard (1799-1876) den Begriff Demogra-
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2
Hubenstorf 1987, S. 357f.
U.a. Shyrock 1936; Sand 1952; Rosen 1974.
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phie ein.3 Sein Versuch, Demographie als eigenständige Wissenschaft einzuführen, scheiterte. Wenig später versuchte es erneut durch der Schwiegersohn Guillards, Louis Adolphe Bertillon (1821-1883).4 In seinem modifizierten Konzept
verankerte Bertillon, nicht wie Guillard einen „individualistischen“ Bevölkerungsbegriff, sondern über die Anbindung an die Anthropologie bzw. Anthropometrie einen („systemischen“) Bevölkerungsbegriff – ein System interagierender Variablen und Wirkungsfaktoren wie Natalität, Mortalität und Migration.5 Zugleich schuf er mit seiner Zeitschrift Les Annales de Démographie Internationale (gegr. 1876) und den von ihm initiierten internationalen Kongressen
für Demographie6, die später in die internationalen Kongresse der Hygiene integriert wurden7, frühe Plattformen der internationalen Auseinandersetzung mit
dem Demographie-Projekt.
Auch in Deutschland fand seit Ende der 1840er Jahre neben dem Begriff „Soziale Medizin“ die „Soziale Hygiene“ in die medizinische Wissenschaften und
öffentlichen Diskussionen Einlass. Auch der Demographie-Begriff trat ein: Er
wurde in Deutschland zum wichtigen Eckstein in der frühen Debatte über den
Status der Statistik als Wissenschaft, letztlich in diesen Reihen aber verworfen.8
In der Retrospektive erweist sich eine doppelte Leistung Alfred Grotjahns: Es
war sein Verdienst, der Sozialen Hygiene in Deutschland ein eigenständiges
Profil und eine selbständige „Stellung im System der Wissenschaft“ zu geben.9
Zudem gab er dem Begriff Demographie durch publizistische Projekte – den
Jahresberichten über die Fortschritte und Leistungen auf dem Gebiete der Sozialen Hygiene und Demographie (1902-1914) und dem Archiv für Soziale Hygiene und Demographie10 – auch in Deutschland Raum.11
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Guillard stellte sein Konzept und den Begriff Demographie erstmals 1854 in einem Artikel in der Zeitschrift
Revue du XIXe Siécle vor. 1855 erschien sein Buch Elements de la Statistique Humaine ou Démographie
Comparée. Zur differenzierten Entwicklung der Demographie in Frankreich siehe Schweber 1996.
Schweber 1996, S. 58ff.
Gulliard sah Bevölkerungen als Menge handelnder Individuen an.
Der erste Kongress fand 1878 statt. Schweber 1996, 67ff, 328ff.
Die Idee zu einem Internationalen Kongress für Hygiene und Demographie – Nachfolger der 1853 von Quetelet angeregten Internationalen Kongress für Statistik – wurde 1876 entworfen. Auf Betreiben Bertillons
und Chervins fand 1878 der Kongress für Démographie et Géographie médicale in Paris statt. Nach dessen
Vereinigung mit dem internationalen hygienischen Kongress 1882 tagte der Internationale Kongress für Hygiene und Demographie 15 Mal bis 1912. Wirminghaus 1907, S. 994f; Zahn 1911, S. 886f. Vgl. Methorst
1914.
John1895-96 (Reprint 1967), S. 1-46; Fiamingo 1895-96 (Reprint 1967), S. 59-103; Block 1879. Vgl.
Schweber 1996, S. 376ff.
Niedermeyer 1934, S. 214; Jahresbericht über Soziale Hygiene …, 1913, S. 1; Schallmayer 1914, S. 330.
Nach den Jahresberichten erschien ab 1916 bis 1923 der Bibliographische Jahresbericht über Soziale Hygiene, Demographie und Medizinalstatistik sowie alle Zweige des Sozialen Versicherungswesens. Ab 1925
erschien das oben genannte Archiv. Ab 1906 gaben Grotjahn und Kriegel die Zeitschrift für Soziale Medizin,
Medizinalstatistik, Arbeiterversicherung, Soziale Hygiene und Grenzfragen der Medizin und Volkswirtschaft
heraus, deren Titel öfters geändert wurde. Ab 1914 figurierte E. Roesle als Herausgeber, ab 1925/26 C. Hamel und Fritz Rott. Sie erschien bis 1934. Vgl. Kaspari 1989, 84ff.
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II
Grotjahns Konzeption der Sozialhygiene
Grotjahns Projekt der Sozialen Hygiene war eine dezidiert kritische Antwort auf
die disziplinären Entwicklungen der naturwissenschaftlichen Hygiene12 wie auf
die Debatte „Agrar- versus Industriestaat“.13 Innerhalb dieser Debatte positionierte er sich als praktischer Arzt, „medizinischer Kathedersozialist“ und Wissenschaftler gegen die von Rassen- und Sozialanthropologen wie Rassenhygienikern behaupteten zunehmenden Entartungs- bzw. Degenerationsprobleme.14
Wie viele Sozialisten oder sozialreformerisch orientierte Ökonomen verwies er
auf die sich verschlechternde gesundheitlichen Situation der Arbeiterschaft und
auf die Notwendigkeit von Sozialreformen.
Das Rüstzeug zu solcher Positionierung hatte er sich durch seine Arztpraxis
im heutigen Berliner Stadtteil Kreuzberg wie in nationalökonomischen und soziologischen Schulungen erworben.15 Dabei erweiterte Grotjahn mit den Betrachtungen der Ernährungssituation einzelner Schichten die (neo)malthusianische Sicht der Wechselbeziehung von Nahrungsspielraum und Bevölkerung. Er grenzte sich durch die Anbindung der Sozialen Hygiene an die
Nationalökonomie bzw. Soziologie vom Verständnis bakteriologischer Hygieniker ab16 und meinte in der Auseinandersetzung mit dem Begriff Rassenhygiene17, der Notwendigkeit des Zusammengehens von Medizinern und Biologen
mit Nationalökonomen und Soziologen eine Basis geben zu können. Als erfolgversprechend sah er es an,
„wenn beide Lager, aber jedes nur mit den ihn eigenen Mitteln, an ein Problem
sich heranmachen oder auch ein und derselbe Forscher, der dann allerdings in
beiden Sätteln gerecht sein muß, ein solches Problem eine Strecke weit als Mediziner und Biologe, eine weitere als Volkswirt und Soziologe verfolgt.“18
Letztlich suchte Grotjahn eine systematische Begrifflichkeit für seine interdisziplinär angelegte Wissenschaft zu erstellen. Darauf baute sein theoretisches
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Zudem fand der Begriff Demographie in der Zeitschrift für Demographie und Statistik der Juden (19051930), später dann in dem wissenschaftlichen Projekt Genealogisch-Demographische Abteilung der Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie in München.
Grotjahn 1925.
Siehe Ferdinand 2005 und die dort angegebene Literatur.
Grotjahn 1932, S. 116.
Er besuchte Vorlesungen Roschers in Leipzig, das Seminar von Tönnies in Kiel während seines Studiums
und nahm als praktischer Arzt am staatswissenschaftlichem Seminar Schmollers teil. Er war in seiner Berliner Studienzeit auch Mitglied der mit der Sozialdemokratie sympathisierenden Sozialwissenschaftlichen Studentenvereinigung (gegr. 1893). Nach Klaus Christian Köhnke 1996, S. 433, kommt dem Verein eine herausragende Rolle zu: Hier referierten nicht nur u.a. Max Weber, Georg Simmel und Ferdinand Tönnies, sondern
aus ihm rekrutierten sich Soziologen der „zweiten Generation“ wie Alfred Grotjahn, Theodor Kistiakowski,
Arthur Spiethoff und Ernst Schultze.
Grotjahn, 1903; ders., 1902.
Humboldt-Universität zu Berlin – Archiv – Nachlass Grotjahn, Bd. 324, Blatt 3-13.
Kantorowicz 1931, S. 290.
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Grundkonzept der Sozialhygiene auf, das er bis zu seinem Lebensende beibehielt, und 1904 in einem programmatischen Vortrag vor der Berliner Gesellschaft für öffentliche Gesundheitspflege vorstellte. Hier definierte Grotjahn Soziale Hygiene als eine deskriptive und normative Wissenschaft. Als deskriptive
Wissenschaft war sie „die Lehre von den Bedingungen, denen die Verallgemeinerung hygienischer Kultur unter der Gesamtheit von örtlich, zeitlich und gesellschaftlich zusammengehörigen Individuen und deren Nachkommen unterliegt“; als normative „die Lehre von den Maßnahmen, die die Verallgemeinerung hygienischer Kultur unter der Gesamtheit von örtlich, zeitlich und gesellschaftlich zusammengehörigen Individuen und deren Nachkommen bezwecken.“19
Grotjahn verschmolz seine Forderung nach Beschreibung der sozialen Faktoren im Gesundheits- und Krankheitsgeschehen mit seinem Leitmotiv des ‘sozialhygienischen Kalküls’ – der generationenübergreifenden Verbreitung der hygienischen Kultur; also legte er zwei Aufgabenbereiche der Sozialhygiene fest:
Als deskriptive Wissenschaft hatte sie den „Status praesens hygienischer Kultur“ umfassend aufzunehmen, als normative „die Verallgemeinerung der hygienischen Maßnahmen“, d.h. „eine fortschreitende Verbesserung des jeweiligen
Status praesens“ zu bezwecken. Damit entrückte er die Soziale Hygiene der Naturwissenschaft und erklärte Medizinal-, Bevölkerungsstatistik, beschreibende
Nationalökonomie und Sozialwissenschaften wie die wissenschaftliche Analyse
von Politik zu deren Hilfswissenschaften.20
Dies bemängelten Hygieniker wie auch Statistiker. Erstere kritisierten Grotjahns methodische Abgrenzung der Sozialen Hygiene von der naturwissenschaftlichen Hygiene wie ihre Erhebung zur selbständigen Disziplin.21 Letztere
begrüßten zwar die ‘Vernunftehe’ zwischen Sozialer Hygiene und Demographie, mochten aber der Zuschreibung der Bevölkerungsstatistik resp. Demographie als Hilfswissenschaft für die Soziale Hygiene nicht folgen.22
II
Die Beziehung von Sozialhygiene und Demographie
In den erwähnten Jahresberichten über die Fortschritte und Leistungen auf dem
Gebiete der Sozialen Hygiene und Demographie stellte Grotjahn (zusammen mit
Kriegel) Soziale Hygiene und Demographie in einen Zusammenhang, den er der
Struktur des Internationalen Kongresses für Hygiene und Demographie entlehn19
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Grotjahn 1904, S. XIVf. Vgl. Kaspari 1989, S. 77.
Siehe Hubenstorf 1987, S. 349; Moser 2002, S. 48f.
Grotjahn 1925, S. 393f; Hubenstorf 1987, S. 350; Nadav 1985, 105ff. Vgl. Thissen 1968; Fischer 1923.
Mayr 1902-04 (Reprint 1967).
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te.23 Die Verknüpfung von Hygiene und Demographie/Bevölkerungsstatistik
diente ihm zur erneuten Abgrenzung von der physikalisch-biologischen Hygiene
und gleichsam zur Betonung der richtungweisenden Kraft der Demographie für
die Neugestaltung der (Sozialen) Hygiene.
„Denn immer wieder muß sich die Hygiene an den Ergebnissen der Demographie
orientieren, wenn sie sich nicht in den Kleinigkeiten des rationellen Spucknapfes
oder des geruchlosen Waterclosets verlieren soll.“24
Solche Relevanzzuschreibung fand Grotjahn dann auch bestätigt auf dem XIV.
internationalen Kongresse für Hygiene und Demographie:
„Es ist nun eine besondere Genugtuung, an dieser Stelle, ..., feststellen zu können,
daß unsere auf rein theoretische Erwägungen gestützte Anschauung sich schneller
durchgesetzt hat, als wir annehmen konnten. Hat doch der … in Berlin tagende
XIV. Internationale Kongreß für Hygiene und Demographie zum ersten Mal die
übliche Scheidung der Veranstaltung ... aufgegeben und die Demographie in den
allgemeinen hygienischen Rahmen eingegliedert ... “.25
Seine Feststellung der (internationalen) Integration der Demographie „in den
allgemeinen hygienischen Rahmen“ zeigt auch einen Wandel in Grotjahns Verständnis des Zusammenhangs zwischen Sozialer Hygiene und Demographie.26
Für ihn hatte die Demographie resp. Bevölkerungsstatistik zunächst als Hilfswissenschaft der Sozialen Hygiene fungiert. Sie war Instrument der Erfolgskontrolle sozialhygienischer Maßnahmen. Nun passte sie sich als integrativer Teil
der Sozialen Hygiene in den multidisziplinären Fächerkanon – Statistik, Medizin, Nationalökonomie – ein. Das stärkte den Stellenwert der Arbeiten von Medizinern über spezifische Aspekte der Bevölkerungsdynamik bzw. methodische
Arbeiten auf dem Gebiet der Vererbung und Grotjahns Bestrebungen selbst, die
Soziale Hygiene disziplinär zu erweitern.
III.
Erweiterung des Projektes – die Aufnahme des generativen Aspekts
Grotjahn hatte die Soziale Hygiene in der Gestalt einer normativen Wissenschaft
teleologisch ausgerichtet. Zweck und Ziel war eine stetig fortschreitende Verbesserung der hygienischen Verhältnisse und der Konstitution ‘nachwachsender’
Menschen. Eine so weit gefasste Hygiene hatte die kommende Generation mit
einzubeziehen.
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„Unsere Anschauung, daß die Gesundheitspflege und Krankheitsverhütung, falls sie sich nicht in Kleinigkeiten verlieren sondern zu einer wirklichen so zi a l en Hyg ie n e erheben will, sich immer wieder an den Ergebnissen der Demographie und Bevölkerungsstatistik orientieren muß, haben wir im beabsichtigten Anklang
an die Bezeichnung der internationalen Kongresse für Hygiene und Demographie schon im Titel zum Ausdruck gebracht.“ Jahresbericht über die Fortschritte und Leistungen … 1902, S. IIIf.
Grotjahn 1904, S. X.
Grotjahn/Kriegel 1908, S. III.
Humboldt-Universität zu Berlin – Archiv – Nachlass Grotjahn, Bd. 226, Bl. 2.
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„Wir definieren die Soziale Hygiene als die Lehre von den Bedingungen, denen
die Verallgemeinerung hygienischer Kultur unter einer Gruppe von örtlich, zeitlich und gesellschaftliche zusammengehörigen Individuen und deren Nachkommen unterliegt, sowie weiterhin als die Lehre von den Maßnahmen, mit Hilfe deren jene Bedingungen dem körperlichen Befinden der Menschen dienstbar gemacht werden können.“ 27
Die Aufnahme des generativen Aspektes in den Planungshorizont der Theorie
hatte Grotjahn zunächst strategisch, als Abwehr gegenüber und Schutz vor rassenhygienischer Kritik an den kontraselektiven Wirkungen sozialpolitischer, medizinischer und -hygienischer Maßnahmen vorgenommen. Soziale Hygiene
hatte sich sowohl mit den sozialen Bedingungen von Krankheiten wie auch mit
den ‘Beeinflussungen’ sozialer Zustände von Krankheiten und der Prävention
‘erblicher Belastungen’ zu befassen. Der Weg hierzu führte über die Sexuelle
Hygiene, die er als Prävention ‘erblicher Belastungen’, als Abwehr der ‘Degeneration’, der Sozialhygiene zur Seite stellte. Grotjahn verstand Sexuelle Hygiene
als eine das generative Verhalten des Menschen rationell gestaltende Sonderdisziplin. Deren auf Kenntnisse der Vererbungswissenschaft gestützten Maßnahmen – so hoffte er – würden den Widerspruch zwischen dem aus humanitären
Gründen gebotenen ‘Schutz minderwertiger Elemente’ und der vererbungsbiologisch angezeigten ‘Prophylaxe der Vererbung von Minderwertigkeit’ harmonisieren.28
In einer Sozialen Hygiene, die sich auch auf die Nachkommen erstreckte, war
Prophylaxe ‘erblicher Belastungen’ das nachhaltige Instrument, um auf die Gesundheit zukünftiger Generationen einzuwirken.29 Damit vollzog Grotjahn den
Schulterschluss mit der Eugenik, der Fortpflanzungshygiene.
„Was nützt auf die Dauer jede individuelle und soziale Hygiene, was alles hygienisch einwandfreie persönliche Verhalten und die Assanierung der Wohnplätze,
wenn die Bevölkerung als Ganzes sich vermindert und zugleich verschlechtert.
Nur die stete Berücksichtigung der eugenischen Belange bei allen sozialhygienischen Bestrebungen kann die kulturell führenden Völker vor einer allmählich fortschreitenden Entartung des physischen Substrats ihrer Kultur bewahren. Soziale
Hygiene kann und darf nicht ohne die engste Verbindung mit praktischer Eugenik
betrieben werden.“30
Mit der Aufnahme des generativen Moments erweiterte er auch den Bevölkerungsbegriff. Bevölkerung sah Grotjahn als ‘Inbegriff aller eines Volkes Land
bewohnender nach Abstammung, Geschlecht, Alter, leiblicher und geistiger Bil-
27
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30
Grotjahn/ Kriegel 1906,S. 1f. Vgl. Grotjahn 1912; Kaspari 1989, S. 79ff.
Grotjahn1926, S. IIIff, 97ff. Vgl. Hubenstorf 1987, S. 350f; Moser 2002, S. 47f.
Grotjahn 1904, S. XIV.
Grotjahn 1926, S. 97.
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dung generativ miteinander verbundenen Individuen’.31 In einer Sozialen Hygiene, die zukunftsorientiert und auf eine stete Verbesserung der Volksgesundheit ausgerichtet war, lag der Fokus auf Fortpflanzung.32 Dies wurde Grotjahns
Einstieg in die Diskussion um den Geburtenrückgang,33 in der er bald zum anerkannten Experten avancierte.
Als wichtigste demographische Erscheinung seiner Zeit hatte der Geburtenrückgang nicht nur unzählige Beziehungen zur Sozialen Hygiene, sondern gehörte zu ihren wichtigsten Problemen.34 Das verpflichte zur ‘Rationalisierung
der Fortpflanzung‘, letztlich zu einer planenden eugenischen Bevölkerungspolitik.
IV. Die Aufnahme der Eugenik
Grotjahn suchte die Rationalisierungsthese, Basis seiner bevölkerungspolitischen Idee, in den 1920er Jahren zur Fortpflanzungshygiene – Eugenik – auszubauen. Dabei führte ihn die Unterscheidung zwischen ‘quantitativer’ und ‘qualitativer’ Rationalisierung der menschlichen Fortpflanzung zur Forderung, dass in
der Geburtenregelung die Wissenschaft (Medizin) die Führung zu übernehmen
habe.35 Die ‘quantitative Rationalisierung’ war für ihn Aufgabe planender Reformpolitik; die ‘qualitative Rationalisierung’ der Fortpflanzung eng an den
menschenökonomischen Ansatz Rudolf Goldscheids (1870-1931) gebunden.36
Grotjahns in den 1910er Jahren entwickelte Rationalisierungsthese zur Erklärung der Ursachen des Geburtenrückgangs37 erfasste als Ursache des Geburtenrückgangs die Demokratisierung des Wissens über Vorbeugung von Geburten
sowie die ‘Selbstzucht’ und Besonnenheit kulturell aufsteigender Schichten.
Dabei sah er den Geburtenrückgang als ein notwendiges Ventil gegen ein zu
starkes Bevölkerungswachstum, das es aber nicht zu schließen, sondern ‘richtig‘
zu handhaben galt.38
Entsprechend galt seine Kritik an bevölkerungswissenschaftlichen Positionen
wie dem Neomalthusiansimus einer rein wirtschaftlichen Definition der Bevölkerungsfrage und der Nichtbeachtung eugenischer Aspekte.39 Malthus’ Bevölke31
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Grotjahn 1926, 25. Er übernahm die Definition von A. Schäffle und erweiterte sie um den generativen Aspekt.
Grotjahn 1926, 23ff.
U.a. Grotjahn 1915, S. 481ff; ders. o.J.; ders. 1926.
Grotjahn 1914; ders. 1930, S. 182.
Grotjahn 1915, S. 489, 493, 509.
Grotjahn 1914-1915, 156-164. Vgl. Schmiedebach 2001, S. 63ff.
Grotjahn 1915, S. 515. Vgl. Kaspari 1989, S. 138, 149.
Grotjahn 1926, S. 103f; Humboldt-Universität – Archiv – Nachlass Grotjahn, Bd. 330, Bl. 1-50.
Grotjahn 1926, S. 52.
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rungslehre und die Kontroversen um sie, befand er durch die moderne Präventivtechnik als überholt. Die ‘richtige’ oder ‘unrichtige’ bevölkerungspolitische
Anwendung der Präventivtechnik bildete für ihn den Gegenstand der praktischen Eugenik.40 In Abwägung der Gefahren und Vorteile ‘rationeller Geburtenregelung’ stellte er Fortpflanzungsregeln auf und entwickelte seinen – in den
1920er Jahren sehr prominenten – bevölkerungspolitischen Maßnahmenkatalog.41 Bei der Betrachtung der ‘nationalen Bevölkerungsfrage’ näherte er sich
den Kassandrarufen einer ‘slawischen Gefahr’ und nationaler Katastrophenszenarien.42
Zugleich grenzte Grotjahn sich von sozialdarwinistischen Geburtenrückgangserklärungen und der Darwinschen Selektionstheorie wie von rassenanthropologischen oder antisemitischen Bestrebungen ab.43 Er warf den Münchener
Rassenhygienikern vor, durch Einbeziehung anthropologisch-politischer Rassephantasien die Eugenik zu komplizieren. Seine Schüler und Mitstreiter warnte er
vor der Vermischung von Eugenik und politischer Anthropologie, die eben nur
zu „pseudowissenschaftlichen theoretischen Grundlagen des Antisemitismus
und des Arierfimmels, wie der Kreis der Autoren des Münchener Verlagshauses
Lehmann von Lenz bis Günther zeigt, führe.“44
Letztlich suchte Grotjahn nach einer Klärung der Beziehung zwischen Sozialer Hygiene und (praktischer) Eugenik.45
„Loslösung von der politischen Anthropologie, Verselbständigung gegenüber dem
Darwinismus und engste Verknüpfung mit der sozialen Hygiene – das sind die
unerläßlichen Voraussetzungen für eine in Theorie und Praxis entwicklungsfähige
Eugenik.“46
Solcherlei Eugenik stützte sich auf biologisch-medizinisches Tatsachenmaterial.
Sie basierte auf der Beobachtung der Masse von Individuen (Bevölkerung) und
war über die Bevölkerungsstatistik methodisch mit der Sozialen Hygiene verbunden. Eugenik konnte so wie die Soziale Hygiene sozialwissenschaftliche
Gedankengänge einbeziehen, zur Lösung der eigentlichen Probleme vordringen
und zu einer ‘planvollen Eugenik für alle’ werden.47 Sie umfasste die Einflussnahme auf das ‘Gesamterbgut’ einer Bevölkerung.48 Hierzu lieferten neben der
Bevölkerungsstatistik die Erblichkeitsforschung das Wissen über die menschli40
41
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47
48
Grotjahn 1926, S. 44ff.
Grotjahn 1926, S. 132.
Grotjahn 1926, 54ff.
Grotjahn 47ff; ders. 1915.
Humboldt-Universität – Archiv – Nachlass Grotjahn, Bd. 324, Bl. 8, 13.
Grotjahn 1914-1915; ders. 1926, S. 98f, 152.
Grotjahn 1926, S. 99.
Ebd., S. 90ff.
Ebd., S. 99f.
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che Fortpflanzung49, das es zu bündeln galt. Dies erforderte wiederum ein interdisziplinäres Zusammengehen. Damit erklärte Grotjahn die Eugenik nicht nur
zum Betätigungsfeld von Ärzten, sondern auch von Soziologen, Bevölkerungstheoretikern, Wirtschaftswissenschaftlern etc. Entsprechend forderte er diese
auf, die Bevölkerungsfrage als eine eugenische neu zu erfassen.50
Grotjahn grenzte sich dabei von einer deszendenztheoretisch-darwinistischen
Eugenik ab und suchte den Begriff Auslese von der Beschlagnahme durch die
Darwinisten zu befreien. Er unterschied natürliche von der sozialen Auslese, für
die er den Begriff ‘Siebung’ benutzt wissen wollte, und ergänzte beide durch
den Begriff eugenische Auswahl. Letztlich schrieb er der sozialen Auslese (Siebung) eine wesentliche Bedeutung im generativen Vervollkommnungsprozess
zu.51.
V
Der eugenische Schulterschluss – ein Fazit
Durch den „faustischen Schulterschluss“, den Grotjahn in seiner Sozialhygiene
vollzog, fand er in der Nachkriegsrezeption seine oben erwähnte Plazierung auf
der Anklagebank. Er ist aber gleichsam jene Grotjahnsche Hinterlassenschaft –
des bis heute – so Hubenstorf – ungelösten Problems der Sozialhygiene.
Grotjahn war es zu Lebzeiten nicht gelungen, mit seiner Definition die Begriffsvielfalt der Sozialen Hygiene zu vereinheitlichen, obwohl er mit Ärzten seiner Generation wie Adolf Gottstein (1857-1941), Arthur Schloßmann (18671932), Alfons Fischer (1873-1936), Julius Moses (1868-1942) oder Ludwig Teleky (1872-1957) das Interesse an der Erforschung der Zusammenhänge von
Krankheit und sozialer Lage wie deren gesundheitspolitisch-hygienischen Bestrebungen der ‘Humanisierung der Lebensverhältnisse’ durch eine ‘Verwissenschaftlichung des Alltags’ teilte. Doch bleibt unbestritten, dass Grotjahns sozialhygienische (und eugenische) Ideen international Anerkennung fanden,52 und er
selbst spätestens in den 1920er Jahren zu einem (inter-)national anerkannten Experten der Sozialen Hygiene, Bevölkerungs- und Gesundheitspolitik avancierte.
Als akademischer Lehrer er wirkte ebenso wie sein publiziertes Lebenswerk
weit über seinen Tod hinaus. Schüler wie Hans Harmsen53 und Fritz Rott (18781959) avancierten im nationalsozialistischen Deutschland zu wissenschaftlichen
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53
Ebd., S. 245. Vgl. Grotjahn 1914a, S. 16.
Grotjahn 1926, S. 99, 152, 268f, 295.
Ebd., 13f.
Sand 1952, S. 57ff; Rosen 1974, S. 109ff; Harig/Schneck 1990, S. 245ff.
Schleiermacher (wie FN 128); Roth (wie FN 3).
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Experten, andere mussten nach 1933 Deutschland verlassen wie Georg Wolff
(1886-1952) und Franz Goldmann (1895-1970).
In den 1920er Jahren war Grotjahn zudem als Schöpfer einer „sozialistischen
Eugenik“ und bei der Ausgestaltung der Berliner kommunalen Gesundheitspolitik, einschließlich der Sexual- und Eheberatung, aktiv.54 Die sog. „GrotjahnSchule“ markierte unzweifelhaft „eine wichtige Wendung im sozialistischen
Eugenik-Diskurs – hin zur ärztlichen Expertise und einer dadurch legitimierten
und vermittelten eugenischen Praxis.“55 Sie förderte eine zunehmende Medikalisierung, die Umgestaltung der „traditionellen“ zu einer „neuen“ Sozialhygiene.
Sozialtechnologisch ausgerichtet verwarf diese soziologische Analysen und sukzessiv einstige humanitäre Ziele56 und reduzierte Grotjahns Sozialhygiene auf
ihren normativen Aspekt.
Dazu verhalf ohne Zweifel Grotjahns „faustischer Schulterschluss“ mit der
Eugenik. Der aber hatte nichts mit seiner sozialistischen Weltanschauung bzw.
Sympathie für die Sozialdemokratie, geschweige denn mit einem vorgeblich falschen wissenschaftlichen Verständnis der Rassenhygiene zu tun, wie noch 1990
mit Bezug auf den Rassenhygieniker Fritz Lenz (1878-1976) und mit der Absicht einer Ehrenrettung der Eugenik Peter Emil Becker konstatierte:
„Grotjahn hat sich zur Rassenhygiene – er hätte Eugenik gesagt – bekannt, aber
sie sollte vom Sozialdarwinismus abgekoppelt sein. Zwar kann man allein aus der
Einsicht in gewisse sozialhygienische Mißstände zu eugenischen Schlußfolgerungen kommen, jedoch Eugenik beruht unübersehbar auf der Darwinschen Selektionstheorie, und sie wollte der Sozialist Grotjahn aus seiner Sozialhygiene ausblenden.“57
Damit übernimmt Becker unkritisch den weltanschaulichen Vorwurf Lenz’ gegenüber Grotjahn aus den 1920er Jahren58 und fügt diesen – und dies sei gesagt
zur Legitimation heutigen eugenischen Denkens – in die kontroverse politische
Bewertung dessen Lebenswerkes in der Nachkriegszeit ein.59
Literatur
Peter Emil Becker, Sozialdarwinismus, Rassismus, Antisemitismus und Völkischer Gedanke.
Wege ins Dritte Reich, Teil II, Stuttgart, New York 1990.
Maurice Block, Handbuch der Statistik. Deutsche Ausgabe zugleich als Handbuch der Statistik des Deutschen Reiches v. H. v. Schweel, Leipzig 1879.
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58
59
Siehe Schwartz 1995, S.80ff; Grossmann 1995, S. 40f. Vgl. Moser 2002, S. 116.
Schwartz 1995, S. 88.
Moser 2002, S. 120ff. Vgl. Kaspari 1989, S. 151ff, 264ff.
Becker 1990, S. 609f.
Humboldt-Universität zu Berlin – Archiv – Nachlass Grotjahn, Bd. 110, Bl. 6, 7, 22 (Briefwechsel zwischen
Grotjahn und Lenz).
Meyer 1997; Thomann 1979.
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Ursula Ferdinand, Die Debatte „Agrar- versus Industriestaat“ und die Bevölkerungsfrage, in :
Rainer Mackensen, Jürgen Reulecke Hg., Das Konstrukt „Bevölkerung“ vor, im und nach
dem „Dritten Reich“. Wiesbaden 2005, S. 111-149.
Giuseppe Fiamingo, Die Zukunft der Statistik (Sozial-Statistik), in: Allgemeines Statistisches
Archiv, 4. Jg., 1895-96 (Reprint 1967), S. 59-103.
Alfons Fischer, Hygiene, öffentliche, in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, vierte,
gänzlich umgearbeitete Auflage, 5. Bd., Jena 1923, S. 295-317.
Atina Grossmann, Reforming Sex. The German Movement for Birth Control & Abortion Reform 1920-1950. Oxford u.a. 1995.
Alfred Grotjahn, Die hygienische Forderung, Königstein im Taunus, Leipzig o.J.
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