Entwicklungslinien der Motivationsforschung

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Entwicklungslinien der Motivationsforschung
Sandra Packert
Matr.Nr:9801480
Entwicklungslinien der
Motivationsforschung
Seit den Anfängen der wissenschaftlich betriebenen Psychologie fielen Motivationsprobleme
in ganz unterschiedlichen Fragezusammenhängen an. Auch die Bezeichnungen dafür waren
verschieden und verrieten etwas von wechselnden Frageperspektiven.
Die Begriffsszene änderte sich dauernd mit den zeitgenössischen Überzeugungen.
Angefangen von dem Schlagwort „Wille“ bis hin zu „animalisch“ wurde jede mögliche
Formulierung versucht und untersucht, den Bereich der Motivationsforschung zu erklären.
Das erste Buch, das Motivation im Titel trug, wurde von P.T. Young mit dem Titel
„Motivation and Behaviour“ herausgegeben, wo das Handeln aufgrund von Bedürfnissen und
Tendenzen erklärt wurde.
In der Theologie und der Philosophie ist der Mensch immer schon ein Lebewesen mit
Vernunft und freiem Willen. Das Handeln wird durch Aufwallen niederer Gefühle und
Leidenschaften beeinträchtigt.
In der historischen Gegenposition, der jedoch nie eine relevante Bedeutung zukam, wird das
menschliche Handeln als von physiologischen Gegebenheiten abhängig gesehen und als
„psychologisches Gesetz“, das hedonistische Prinzip betrachtet.
Durch Darwin fand der Dualismus sein Ende, denn nach diesem:
1) besitzt der Mensch Vernunft und Wille und handelt danach, während
2) Tiere instinktgesteuert handeln und den“ blinden naturhaften Triebkräften“ ausgeliefert
sind.
Durch Darwins Werk: “Ursprung der Arten“ wird die, bis dahin anerkannte, Unterscheidung
zwischen Mensch und Tier aufgegeben. Nach Darwin sind die Unterschiede in
Verhaltensweisen und Körperbau auf Zufallsvariation und natürliche Auslese zurückzuführen
( kausale Determination).
Aus der Evolutionstheorie wurden drei Überzeugungen abgeleitet:
1) Wenn zwischen Mensch und Tier keine Wesenskluft besteht, so müssen Erklärungen für
tierisches Verhalten auch für menschliches Verhalten eine gewisse Gültigkeit haben.
2) Untersuchungen zur Intelligenzleistung führten zur experimentellen Lernforschung
(Thorndike,1898,1911)
3) Das Interesse an individuellen Unterschieden ( als Ausdruck der Anpassungsfähigkeit)
führte zur Testpsychologie (Galton; Binet)
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Noch heute ist die Motivationsforschung weit davon entfernt, ein einheitliches Forschungsfeld
zu sein. Heckhausen versucht 1989 durch seine fünf Problemstränge der
Motivationsforschung
in Tradition, Methodik und auch im Gegenstand der
Untersuchungsproblematik grob zu unterscheiden.
Problemstränge der Motivationsforschung
Überblick der verschiedenen Problemstränge mit ihren wichtigsten Vertretern
Darwin
1859
Wundt
1874
•
Ach
1910
McDougall
1908
Freud
1900-1915
Willenspsychologischer
Problemstrang
Instinkttheoretischer
Problemstrang
Persönlichkeitstheoretischer
Strang
Thorndike
1898
Pawlow
1927
Assoziationstheoretischer
Strang
lernaktivationspsychologische
psychologische
Linie
Linie
Willenspsychologischer Problemstrang
Bei diesem Problemstrang sind die „heterogenetischen“ Willenstheorien erwähnenswert, denn
sie leugnen die Phänomene des Wollens nicht, sondern führen sie auf andere Erscheinungen
und Sachverhalte zurück. Diese Ansicht favorisierten um die Jahrhundertwende die meisten
Psychologen, die glaubten, auf die Grundelemente des Seelenlebens mit Hilfe einer
geschulten Introspektion auf die Spur zu kommen. Die deskriptive Fixierung einzelner, die
man bei sich beobachten und anderen mitteilen konnte, erschien genauso wichtig, wie die
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experimentelle Analyse von Bedingungszusammenhängen, die auf zugrundeliegende und
selbst nicht beobachtbare Prozesse schließen lassen.
Offensichtlich sind die Phänomene des Wollens deshalb so lange beschrieben worden, weil
die Vorstellung schwer fiel, sie könnten als Erscheinungen des „höheren“ Seelenlebens auch
experimentell angegangen werden - wie es sich für Wahrnehmung und Gedächtnis schon
bewährt hatte.
Schließlich kam es an drei Stellen vor und nach der Jahrhundertwende zu ersten Ansätzen
einer experimentellen Willensforschung.
Die ersten beiden Ansätze betrafen eine volitionstheoretische Auffassung zweier
verschiedener Handlungsabläufe.
Der erste Fall betraf einfache Reaktionsexperimente (L.Lange,1888; Külpe,1893),
der zweite den Assoziationsverlauf, wenn eine bestimmte Aufgabe gestellt war. (Müller und
Pilzecker,1900; Ach,1905,1910).
Der dritte Ansatz betraf den Versuch, einen Willensakt experimentell zu induzieren, indem
die Versuchspersonen zwischen zwei verschiedenen Ausführungsweisen einer Intention zu
entscheiden hatte.( Michotte und Prüm,1910).
Einer der wichtigsten Vertreter dieses Stranges war wohl Wilhelm Wundt (1832-1920).
Für ihn war der Wille nicht als hetero-, sondern als autogenetischer Sachverhalt zu verstehen.
Alle Prozesse der Informationsverarbeitung sind nach Wundt von Willenshandlungen geleitet.
Das gilt besonders für die Prozesse der Aufmerksamkeit und der Apperzeption (unbewußte
Wahrnehmung). Wundt war der Auffassung, dass der Willensvorgang eine eigenständige
Synthese aus vorangehenden Affekten, die sich ursprünglich (in der ontogenetischen
Entwicklung) in äußere pantomimische Ausdrucksbewegungen auflösten. Er unterschied also
im Grunde zwischen Motivations- und Volitionsvorgängen und versuchte, den
Willensvorgang aus seinen entwicklungspsychologischen Ursprüngen herzuleiten.
Erwähnenswert wäre ebenfalls Georg Elias Müller, der zur Erklärung des
Vorstellungsverlaufes bei Assoziationsversuchen neben rein assoziativen Tendenzen die
Bezeichnung: „persevative Tendenz“ prägte.
Ein Schüler Müllers, Narziß Ach, prägte die Bezeichnung „determinierende Tendenz“, die den
Begriff seines Lehrers, die „persevative Tendenz“, mit auf nahm. Er beschäftigte sich
ausschließlich mit Volitionsproblemen und vernachlässigte jene der Motivation. Man darf ihn
den eigentlichen Pionier einer experimentellen Willensforschung bezeichnen.
Achs Messung der Willensstärke erlangte große Bedeutung. Er ließ (1910) die innerhalb eines
Silbenpaares gestiftete Assoziationsstärke, die sich durch die Häufigkeit der
Lernwiederholung variieren ließ, mit der Instruktion einer kontrastierenden Aufgabentätigkeit
rivalisieren. Auf diese Weise konkurrierte eine willentliche Tendenz ( die Instruktion
auszuführen) mit einer Ausführungsgewohnheit ( habit ). Er erkannte, dass die Willensstärke
größer war, als die vorher erzeugte Assoziationsstärke.
•
Instinkttheoretischer Problemstrang
Der eigentliche Wegbereiter instinkttheoretischer Motivationsforschung war der
Angloamerikaner William McDougall (1871-1938). Er stand zum Beginn seiner Laufbahn
unter dem Eindruck der kontinentalen Psychologie mit ihrer Introspektiven Analyse der
Willensphänomene als auch unter der darwinistischen Revolution einer Betrachtung im Sinne
ererbter Verhaltenstendenzen. Durch seine Abwägung der Wichtigkeit der Stränge war er
wohl der entscheidende Weichensteller der angelsächsischen Motivationsforschung. In
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seinem Buch“ Einführung in die Sozialpsychologie“ hat er sich für eine instinkttheoretische
Betrachtungsweise entschieden. Er stimmt mit Ach in dem zentralen Punkt der
Willenspsychologie überein: dem engen Bezug zum Ich oder Selbst. Dadurch, dass
McDougall von den Ergebnissen der introspektiven Bewußtseinsforschung unbefriedigt blieb,
stellte er zunächst eine Liste von 12 Instinkten auf, die er später noch etwas erweiterte. Hier
sprach er nicht mehr nur von Instinkten, sondern auch von Neigungen, die weniger festgelegt
in den einzelnen Bestimmungsstücken waren.
Mc Dougall hatte zwei weitere Bereiche der Motivationsforschung stark beeinflußt.
Einmal den persönlichkeitstheoretischen Strang, den er durch seine Listen von Instinkten und
Neigungen, die bei der Ausstattung der Persönlichkeit mit motivähnlichen
Dispositionsvariablen anregend wirkten.
Zum anderen ist er der Vorläufer einer Entscheidungsrichtung, die das Instinktverhalten einer
schärferen Funktionsanlyse unterwarf und dabei die vergleichende Verhaltensforschung oder
Ethologie begründete. Dieser Verdienst gebührt vor allem Konrad Lorenz, der die vagen
Bestimmungen von Mc Dougalls Instinkttheorie kritisierte und selbst das Instinktverhalten
auf eine ererbte Bewegungskoordination eingrenzte.
•
Persönlichkeitstheoretischer Problemstrang
In diesem Kapitel werden die Probleme ausschließlich humanpsychologisch angegangen.
Man sieht Motivation entweder als einen Schlüsselbereich zur Beschreibung und zum tieferen
Verstehen von Persönlichkeit schlechthin oder von Unterschieden zwischen Individuen, was
die persönlichkeitstheoretische Linie darstellt. Wenn man aber die Motivation als einen
Prozeß sieht, der aktuelles Verhalten erklären soll, dann ist die motivationspsychologische
oder kognitionspsychologische Linie gefragt.
Als Pionier dieses Problemstranges gilt Sigmund Freud (1856-1939). Freud wollte die
unverständlich erscheinenden Verhaltensweisen aufklären, wozu er die klinische Beobachtung
sowie Verfahren zur Provokation und Deutung ausgefallener Bewußtseinsinhalte verwendete.
Freud war von dem biologischen - empirischen Determinismus Darwins erfüllt und sah sich
durch die Erfolge der naturwissenschaftlichen Medizin jener Zeit darin bestärkt, die bestrebt
war, beim Menschen die biologisch - vitale Triebdynamik zu enthüllen, die den
Verhaltenserscheinungen aller Lebewesen zugrunde liegt. Im Unbewußten sah Freud die
eigentlichen psychischen Prozesse, die in einem nicht abreißenden Folgezusammenhang
wirksam sind, denn Bewußtseinsinhalte sind bruchstückhafte Abkömmlinge einer
ununterbrochenen Tätigkeit des Unterbewußten.
Freuds Motivationstheorie stellt sich als Triebreduktionsmodell dar, in welches
homeostatische und hedonistische Vorstellungen eingehen. Freud war der Meinung, dass der
Organismus um so mehr im Gleichgewicht ist, je niedriger der angestaute Triebreizpegel ist.
Jede Verminderung ist von Lustgefühlen, jede Erhöhung von Unlustgefühlen begleitet. Die
Aktivität des psychischen Apparates ist somit dem Lust – Unlust - Prinzip unterworfen.
Für Freud war das Seelenleben ein dynamisches Konfliktgeschehen. Insofern lagen ihm
dualistische Prinzipien nahe, was insofern deutlich wird, wie er das Problem der
Motivklassifikation zu lösen und stets in der Schwebe zu halten versuchte.
•
Assoziationstheoretischer Strang
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Der assoziationstheoretische Problemstrang der Motivationsforschung mit Thorndike und
Pawlow läßt sich in zwei Linien aufteilen, in die lernpsychologische und die
aktivationspsychologische.
Auch hier gilt der Anstoß Darwins als ein wichtiges Zwischenglied: eine Neukonzeption der
alten hedonistischen Position aus evolutionstheoretischer Sicht. Für beide steht im
Mittelpunkt des Forschungsinteresses die Funktionsanalyse eines aktuell ablaufenden
Verhaltens auf vermutete antreibende Faktoren.. Um Verhaltensunterschiede zu klären
werden vor allem Situationsfaktoren, äußere wie innere Reize, herangezogen. Überdauernde,
dispositionelle Faktoren gehen auf biologische Grundgegebenheiten zurück, seien es
organismische Gleichgewichtszustände, deren Störung zu Bedürfnissen und damit zur
Triebstimulationen führt, seien es bedürfnisunabhängige Anreizcharakteristika von Objekten
wie verschiedene Nahrungsstoffe. Personenfaktoren, d.h. individuelle Unterschiede
motivationaler Dispositionsfaktoren („Eigenschaften“) spielen ( von Hans Jürgen Eysenck
abgesehen) so gut wie keine Rolle.
Das hat problemgeschichtliche Gründe, denn motivationspsychologische Fragen waren von
Anfang an in andere Fragestellungen eingehüllt und traten erst nach und nach als
eigenständige Probleme hervor.
In der lernpsychologischen Linie der Motivationsforschung war und ist Lernen die vorrangige
Fragestellung, d.h. die Anpassung des Lebewesens an veränderte Umweltgegebenheiten.
In der aktivationstheoretischen Linie ist es die neuro- und psychophysiologische
Funktionsanalyse des auf Reizsimulation reagierende Organismus.
In beiden Sichtweisen bot sich der Tierversuch als ideales Experiment an, deshalb beschränkt
sich die assoziationstheoretisch – orientierte Motivationsforschung auf organismische
Bedürfnisse oder die ihnen entsprechenden Triebe. Ebenfalls sind in beiden Linien Ansätze
vorhanden, die Person – Umwelt – Bezüge oder Motivunterschiede behandeln, wie z.B.
Furcht als sekundärer Trieb ( N.E. Miller) oder Persönlichkeitsunterschiede in der
Umweltzuwendung und emotionalen Stabilität.
Lernpsychologische Linie
Kennzeichnend für die lernpsychologische Verhaltenserklärung ist es, dass Situationsfaktoren
und nicht disponelle Personenfaktoren die Erklärungslast tragen. Es sind Reize, die das
Verhalten steuern, äußere oder auch reaktionsabhängige, d.h. innere. Auch
Motivationsvariablen wie Trieb werden häufig als „innerer“ Reiz aufgefaßt. An
Zwischenvariablen (Konstrukten) vermitteln immer zwei Arten zwischen Situation (Reiz) und
Verhalten (Reaktion).
Die eine Art ist eine Strukturelle Komponente, die dem Verhalten Zielgerichtheit und
Zweckmäßigkeit gibt.
Die andere Art von Zwischenvariablen ist eine motivationale Komponente. Sie setzt
Verhalten erst in Gang, energetisiert es.
Angeregt durch die darwinistische Sichtweise, dass es zwischen Mensch und Tier eine
gleitende Übergangsreihe der Lernfähigkeit und der Intelligenz geben müsse, wurde Edward
Lee Thorndike (1874-1949) im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts zum Begründer der
experimentellen Lernpsychologie. Die Analogie zu Darwins Evolutionsgedanken liegt auf der
Hand. Viele Reaktionen einer gegebenen Umweltsituation werden hervorgerufen, doch nur
einige haben „Überlebenswert“. Durch ein Nacheinander – Ausprobieren der verschiedenen
Reaktionen, werden die der am besten angepaßten überleben, die anderen sterben aus.
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Thorndike hat das Motivationsproblem nicht übersehen. Er war der Meinung, dass Ereignisse
nur in dem Maße befriedigend sind, wie das Lebewesen dafür einen Zustand der Bereitschaft
besitzt. So führt Nahrung nur dann zur Befriedigung, wenn das Lebewesen auch Hunger
besitzt. Dies wurde auch in Thorndikes Lernexperiment mit hungrigen Tieren gezeigt: nur
hungrige Tiere konnte man zum Lernen motivieren. Hiermit wurde auch der
motivationspsychologische Faktor und entsprechende Erkentnisse aufgezeigt.
Leider fand Thorndike nie eine befriedigende Klärung des Motivationsproblems, jedoch sein
Einfluß auf die weitere Entwicklung der Lerntheorie kann kaum überschätzt werden. Deren
Grundlagen waren nun nicht nur assoziationstheoretisch, sondern spezifizierten, was
miteinander verknüpft wurde, nämlich immer Reize mit Reaktionen. Einer Reiz – Reaktion –
Verknüpfung gab er die Bezeichnung habit , die eine Ausführungsgewohnheit darstellt, die
nicht durch Bewußtseinsprozesse kontrolliert wird, sondern entweder nach anfänglicher
Kontrolle automatisiert wurde, oder sie wurde von vornherein ohne jegliche
Bewußtseinskontrolle erlernt.
Aktivationspsychologische Linie
Iwan P. Pawlow (1849-1936) ist neben Wladimir Bechterew (1857-1927) der Begründer der
Reflexologie, der Lehre von den bedingten Reflexen, deren Erzeugung später als sog.
„Klassisches Konditionieren“ bezeichnet wurde.
Pawlow empfing die entscheidenden Anregungen von dem Nestor der russischen Physiologie,
Iwan Sechenow (1829-1905), der den hemmenden Einflüssen der Hirnrinde auf die
subkortikalen Zentren nachging.
Iwan P. Pawlow, berühmt durch seine Versuche mit der klassischen Konditionierung, prägte
den Begriff der Bekräftigung, worin mehrere hirnphysiologische Zusatzbedeutungen enthalten
waren. Bekräftigung ist der analoge Begriff dazu, was Thorndike zur gleichen Zeit mit
Befriedigung bezeichnete, um das Gesetz der Wirkung zu erklären. Ebenfalls konnte Pawlow,
mit einigen anderen russischen Physiologen, zeigen, dass ein konditionierter Reiz selbst
Bekräftigungswert gewonnen hat.
Auf den ersten Blick sieht es nicht danach aus, als wenn Pawlow viel für die
Motivationsforschung getan hätte, jedoch gibt es zwei Besonderheiten, die Pawlow zum
Begründer und Anreger einer mehrfach verzweigten aktivationspsychologischen Linie der
Motivationsforschung machte:
Zum einen hat er als Physiker (er bekam 1904 den Nobelpreis für seine
verdauungsphysiologischen Untersuchungen) die beobachtbaren Lernphänomene neuro- und
hirnphysiologisch zu erklären versucht.
Zum anderen postulierte er die Wechselwirkung zwischen zwei grundlegenden Prozessen, der
„Erregung“ und der „Hemmung“. Der Erregung wird eine verhaltensaktivierende Funktion
zugeschrieben. Sie hat also im traditionellen Motivationsverständnis eine energetisierende
Funktion.
Außerdem spielen sog. Orientierungsreaktionen, die mit Aktivationszuständen einhergehen,
eine Rolle beim Aufbau bedingter Reflexe.
Große Bekanntheit hatte Pawlow auch in Amerika. Die Amerikaner waren der gleichen
Auffassung wie Pawlow: sie hielten nichts davon, die kleinsten Inhaltsbestandteile des
Seelenlebens mit Hilfe der introspektiven Methode zu erfassen; statt dessen waren sie an der
Frage was zu was führt, interessiert, soweit man sich durch Änderungen des äußeren
Verhaltens leiten lassen kann.
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Ein weiterer Wichtiger Vertreter der aktivationspsyhologischen Linie ist der englische
Psychologe Hans Jürgen Eysenck, der durch seine bipolaren Typen: „Extraversion vs.
Introversion“ und „Neurotizismus vs. Emotionale Stabilität“ bekannt wurde.
Die Dimension Extraversion – Introversion führte er auf individuelle Unterschiede der
Aktivationsfunktion des ARAS zurück, wobei für Introvertierte ein höheres
Aktivationsniveau als für Extravertierte postuliert wird. Die letzteren bauen langsamer
bedingte Reflexe auf.
Der Dimension Neurotizismus – emotionale Stabilität schreibt er den Charakter eines
„emotionalen Triebes“ zu und führt sie auf Zentren im limbischen System zurück, wo von Old
die sog. Bekräftigungszentren entdeckt wurden.
Hier konnte auf keinen Fall eine vollständige Auflistung der Entwicklung der
Motivationstheorien erfolgen, jedoch wurde versucht, die wichtigsten Fakten und Forscher
aufzulisten, um wenigstens einen kleinen Einblick in- und eine kurze Groborientierung um
das komplexe Gebiet zu geben. Jedoch ist das Gebiet noch sehr jung und die Auflistung der
Nachforschungen hat noch lange kein Ende, denn in der Motivationsforschung kreuzen sich
viele verschiedene Forschungstraditionen.
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