Motivation - Entwicklungslinien der Motivationsforschung

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Motivation - Entwicklungslinien der Motivationsforschung
Geschrieben von: Jörg
Dienstag, den 18. August 2009 um 10:48 Uhr - Aktualisiert Mittwoch, den 04. November 2009 um 12:34 Uhr
Was HERMANN EBBINGHAUS (1850-1909) über die Psychologie im allgemeinen sagte, gilt
wohl auch für die Motivationspsychologie im besonderen : " Die Psychologie hat eine lange
Vergangenheit, aber eine kurze Geschichte".
Seit den Anfängen der wissenschaftlich betriebenen Psychologie vielen Fragen zur Notivation in
unterschiedlichen Zusammenhängen an.
Durch die philosophischen und theologischen Wurzeln wurde der Wille gerene als Institution der
moralischen Norm und Pflicht angesehen, der sich gehgen niedere Tendenzen wie Instinkte,
Triebe, oder Bedürfnisse durchzusetzen hatte.
Noch um die Jahrhundertwende bezogen sich die Motivationsprobleme im wesentlichen auf den
Willensakt (Entscheidung) und die Willenshandlung (Steuerung einer Aktion).Der Wille hat als
wissenschaftlicher Begriff an Bedeutung verloren, während Begriffe wie Triebe und Bedürfnisse
den Charakter des animalischen abgelegt haben.
Erst 1936 erschien im englischsprachigen Raum das erste Buch, das den Begriff Motivation im
Titel führte : P. T. YOUNG "Motivation and Behavior". Jetzt waren es nicht meht Willensakte
sondern Bedürfnisse und Tendenzen, die den Zugang zum Handeln und dessen Ausführung
bestimmten.
Gegenwärtig ist die Motivationsforschung noch weit davon entfernt, in ihren Fragestellungen,
Variablen, Theorien und Methoden ein einheitliches Forschungsgebiet zu bilden.
Die Generation der Pioniere (S. 20-23)
" Der Mensch als vernunftbegabtes Lebewesen trifft seine Entscheidungen als freien
Willensakt. Das Tier als niederes Instinkswesen wird von seinen Trieben gesteuert."
Dieser Dualismus der Verhaltenserklärung brach mit DARWINs (1809-1882) Buch über den
Ursprung der Arten (1859) allmählich zusammen.
Neben diesem Durchbruch einer deterministischen Geisteshaltung wurden vor allem drei
Überzeugungen maßgebend.
Erstens, wenn zwischen Menschen und Tieren keine Wesenskluft, sondern ein gradueller
Übergang besteht, müssen Erklärungen für Tierisches Verhalten auch einen gewissen
Erklärungswert für das menschliche Verhalten haben.
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MC DOUGALL machte aus diesem Grund die Instinkte zum hauptsächlichen Erklärungsbegriff
(1908). Er begründeteden instinkttheoretischen Strang der Motivationsforschung.
Zur gleichen Zeit war FREUD damit beschäftigt, Licht in irrational erscheinende Phänomene wie
Trauminhalte (1900) und das Verhalten neurotischer Patienten (1915) zu bringen und auf eine
verborgene Triebdynamik zurückzuführen. Damit begründete er einen wesentlichen Teil des
persönlichkeitstheoretischen Problemstrangs der heutigen Motivationsforschung.
Zweitens, Intelligenz, die Fähigkeit aus Erfahrung zu lernen, mußte in hohem Maße eine
arterhaltene Funktion besitzen, weil sie schnelle Anpassung an veränderte Umweltbedingungen
ermöglichte.
So entstand in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Vergleichende Psychologie
aus dem Bemühen , artspezifische Intelligenzleistungen festzustellen und miteinander zu
vergleichen. THORNDIKE (1874-1949) war einer der Pioniere der sich allmählich entwickelnden
experimentellen Lernforschung.
Der russische Physiologe PAWLOW eröffnete um die Jahrhundertwende neben THORNDIKE
eine weitere Linie der experimetellen Lernforschung, die bis heute einen Teil der
Motivationsforschung beeinflußt.
PAWLOW und THORNDIKE haben das geknüpft, was man den assoziationstheoretischen
Strang der Motivationsforschung nennen kann. Es handelt sich in beiden Fällen um Änderung
der Reiz-Reaktions-Assoziationen. Im Falle THORNDIKEs werden Reaktionen durch andere,
erfolgreichere ersetzt - das operante oder instrumentelle Konditionieren. Im Falle PAWLOWS
werden ursprünglich reaktionsauslösende (reflexauslösende) Reize durch anere, vormals
neutrale Reize ersetzt - klassische Konditionierungroblemstrangs der heutigen
Motivationsforschung. Damit hat THORNDIKE die lernpsychologische Linie und PAWLOW die
aktivierungspsychologische Linie des assoziationstheoretischen Strangs begründet .
Drittens, Innerhalb einer Art muß es stets Individuen geben, die etwas besser als die anderen
im Kampf ums Überleben ausgestattet sein müssen. Diese Schlußfolgerung lenkte das
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Interesse auf individuelle Unterschiede und deren diagnostische Erfassung.
GALTON (1822-1911), ein Vetter DARWINS, stellte unter erbpsychologischen und eugenischen
Gesichtspunkten vielerlei Erhebungen an. Er gehörte zusammen mit Binet (1857-1911), der im
staatsauftrag die ersten Intelligenztest entwickelte, zu den Begründern der psychologischen
Testbewegung.
Erst ab den dreißiger Jahren fand diese Bewegung über ALLPORT (1937), MURRAY (1938)
und CATTEL (1950) Eingang in den persönlichkeitstheoretischen Strang der
Motivationsforschung.
Relativ unbeeinflußt entwickelte Wundt (1832-1920) die Psychologie als eine akademische
Disziplin, die Willenshandlungen als zentrales Thema aufgriff. ACH (1871-1946) und
unabhängig von ihm der Belgier MICHOTTE (1881-1965) gelten als die Begründer einer
experimentellen Willenspsychologie.
Bezieht man die drei Problembereiche der Motivationsforschung, nämlich Motiv, Motivation und
Volition auf die fünf Stränge, so ist nur der Problembereich Motivation in allen fünf Strängen
vertreten. Der Begriff Motiv wird nur im persönlichkeitstheoretischen Strang aufgegriffen und
Volition ist nach der frühen und kurzen Blüte der experimentellen Willenspsychologie als
Problem gänzlich verschwunden.
Willenspsychologischer Problemstrang (S. 23-28)
Seit den Schriften Platons und Aristotels folgt man gern einer Trias (Dreiheit) der
Psychologischen Sachverhalte.
Vielfach wurde versucht das Wollen auf Erkennen oder fühlen zurückzuführen, und damit den
Begriff des Wollens verzichtbar zu machen.
Am radikalsten ist hierbei DAVID HUME (1711-1776) vorgegangen, für ihn handelte es sich
beim Wollen um Erfahrungs- und Assoziationprodukt unserer Vorstellung und war somit nicht
relavant.
Weniger radikal waren heterogenische Willenstheorien: Sie leugneten das Phänomen des
Wollens nicht, führten sie aber auf andere Erscheinungen und Sachverhalte. Vertreter z.B.
KÜLPE, EBBINGHAUS
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Dagegen vertrat die autogenische Willenstheorie die Meinung, daß der Wille als solcher besteht
und sich nicht auf andere Erscheinungen zurückführen läßt. Vertreter : z.B. WUNDT MIERKE
hat in seinem Buch Wille und Leistung 1955 den Willensbegriff für eine lange Zeit zum
letztenmal aufgegriffen.
Inzwischen gewinnt der volitionstheoretische Ansatz (Würzburger Schule) wieder an Aktualität.
Dazu gehört auch der Willensakt, die Bildung einer Intention, der Übergang von der
Motivationsphase in die Volitionsphase und die Initiierung der intendierten Handlung.
Isbesondere unter dem Aspekt der Handlungskontrolle gewinnt der Begriff des Willen seit
kurzem wieder an Bedeutung. So hat KUHL (1983) individuelle Unterschiede in der Fähigkeit
entdeckt, eine in der Realisierung befindliche Absicht gegen andere konkurierende Absichten
oder gegen eine Beschäftigung mit einer Fehlgeschlagenen Tätigkeit abzuschirmen.
Instinkttheoretischer Problemstrang (S. 28-30)
Schon WILLIAM JAMES hat Instinkt als einen Erklärungsbegriff übernommen. Er betont die
auslösenden Reizbedingungen, die aufgrund vorgegebener nervöser Strukturen im Lebewesen
zu einem automatischen Verhaltensablauf führen, der weder vorheriges Lernen voraussetzt
noch die Voraussicht eines zu erreichenden Zielzustandes zum Inhalt hat.
WUNDT (1883) vermutete einen engen Zusammenhang zwischen Instinkt, Trieb und
Zielgerichtetem Verhalten, denn für ihn gingen Instinkhandlungen auf frühere
Willenshandlungen zurück, die sich inzwischen Mechanisiert haben.
Der eigentliche Wegbereiter instinktheoretischer Erklärungen innerhalb der
Motivationsforschung war der Angloamerikaner William MCDOUGALL (1871-1938) Sein
Erklärungskonstrukt ist sehr komplex.
Instinkte sind angeboren, sie haben antreibende (energetisierende) und steuernde Funktion, sie
enthalten in einer geordneten Abfolge prädisponierte Prozesse der Wahrnehmungsverarbeitung
(kognitiv), der emotionalen Erregung (affektiv) und der motorischen Handlungsbereitschaft
(konativ).
MCDOUGALL ist in direkter Linie der Vorläufer einer Forschungsrichtung, die das
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Instinktverhalten einer schärferen Funktionsanalyse unterwarf und damit die Vergleichende
Verhaltensforschung oder Ethologie begründet.
Einer der bedeutensten Forscher dieses Bereiches ist KONRAD LORENZ. Er griff die
Instinkttheorie MCDOUGALLs auf und grenzte das Instinktverhalten auf eine ererbte
Bewegungskoordination ein. Aufsehen hat seine Entdeckung erregt, daß für bestimmte
Instinkthandlungen (Nachfolgeverhalten von Graugänse) während kurzer sensibler Phasen der
frühen Ontogenese beliebige Objekte zu auslösenden Schlüsselreizen werden können.
(Prägung).
Die Ethologie steht heute außerhalb der psychologischen Motivationsforschung. Sie findet
jedoch zunehmend wieder Beachtung, weil sie in zwei Punkten das Interesse von
Motivationsforschern auf sich zieht. Zum einen durch ihre sicherlich berechtigte Kritik an den
Laborexperimenten der Lernpsychologie (mangelnde Validität) zum anderen gibt es vermehrt
Versuche ethologische Befunde auf menschliches Verhalten zu Übertragen. (EIBL-EIBESFELD,
1973,1984)
Persönlichkeitstheoretischer Problemstrang (S. 30-41)
Die Probleme dieser Linie werden ausschließlich humanpsychologisch angegangen. Motivation
wird als Schlüsselbereich zum Verständnis der Persönlichkeit als solche oder zum Verständnis
interindividueller Unterschiede angesehen.
Motivation wird auch als Prozeß untersucht, der aktuelles Verhalten erklären soll. (motivationsund kognitionspsychologische Linie.
Als einer der Pioniere gilt FREUD (1856-1939). Ihm ging es um die Erklärung unverständlich
erscheinender Verhaltensweisen durch klinische Beobachtung sowie Verfahren zur Provokation
und Deutung ausgefallener Bewußtseinsinhalte. Dazu benutzte er Hypnose, Traumdeutungen,
freie Assoziationen. Er war überzeugt, daß verborgene nicht-bewußte Prozesse unser Handeln
lenken. Freud sah im Unbewußten Triebe in einer biologisch-vitalen Triebdynamik. Im
Bewußtsein sah er bruchstückhafte Abkömmlinge einer ununterbrochenen Tätigkeit des
Unbewußten.
Es sind die inneren Reize mit denen der psychische Apparat fertig werden muß. FREUDs
Motivationsmodell stellt sich als Triebreduktionsmodell dar. Der Organismus ist umso mehr im
Gleichgewicht, je niedriger der angestaute Triebreizpegel ist. Jede Verminderung führt zu
Lustgefühlen jede Erhöhung zu Unlustgefühlen. Das Seelenleben ist somit ein dynamisches
Konfliktgeschehen. Sein hauptsächliches Forschungsinteresse galt primär dem Sexualtrieb.
Einige wesentliche Punkte aus FREUDs Theoriengebäude.
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Triebimpulse äußern sich auf unterschiedliche Art und Weise. Fehlt bei hohem Triebintensität
ein Triebobjekt zur Befriedigung, so machen sich die unerfüllten Triebwünsche als
Vorstellungen früherer Trieberfüllungen im Bewußtsein bemerkbar.
Das Seelenleben ist ein ständiger Konflikt zwischen widerstreitenden Tendenzen innerhalb der
Person. Diese Tendenzen verteilt Freud auf drei Instanzen.
- Es : Tendenz zur Lustsuche und Lustgewinn
- Über-Ich : moralische Instanz die das Es kontrolliert.
- Ich : Vermittler zwischen Über-Ich und Es zur Realitätsanpassung.
Die erwachsene Perönlichkeit ist ein Ergebnis von Triebschicksalen während der Kindheit. Mit
Hilfe psychoanalytischer Therapieverfahren können die Anlässe frühkindlicher
Entwicklungsstörungen wiederaufgegriffen und dann "wiederaufgearbeitet" werden.
Die Triebentwicklung durchläuft verschiedene psychosexuelle Phasen, die jeweils eine
bestimmte erogene Zone dominiert.
- Mund / orale Phase : Saugen, Schlucken, Beißen
- After / anale Phase : Darmausscheidungen.
- Geschlechtsorgane / genitale Phase oder phallische Phase: Masturbation, hetero- oder
homosexueller Sex.
Die Triebentwicklung kann in einer Phase steckenbleiben (Fixierung)
Ödipuskomplex: Das Kind möchte zum gegengeschlechtlichen Elternteil sexuelle Beziehungen
aufnehmen und sieht sich dabei vom gleichgeschlechtlichen Elternteil bedroht.
(Kastrationsangst)
Als Perönlichkeitstheoretiker weitaus ergiebiger und erfolgreicher war KURT LEWIN
(1890-1947) und zwar nicht in einem differentiel- sondern einem allgemeinpsychologischen
Sinne. Mit seinen Schülern stellte er zahlreiche Untersuchungen zur Handlungs- und
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Affektpsychologie an.
Einige seiner experimentalisierten Sachverhalte, wie etwa der Ersatzwert von alternativen
Tätigkeiten für eine unerledigte Handlung, haben eine unmittelbare Problemnähe zu Freuds
Theorieansätzen. In einer Feldtheorie setzt er die psychologischen Kräfte als Vektoren an. Sie
gehen von Objekten und Regionen der Umwelt aus , die einen Aufforderungscharakte (Valenz)
haben. Diese Kräfte wirken sich auf die Person aus und determinieren ihr Handeln.
LEWINs Bestreben war darauf gerichtet, eine bestehende psychologische Gesamtsituation
(Lebensraum), in einer vereinheitlichten Weise als Momentaufnahme eines Kräftespiels und in
Begriffen einer allgemeinen Dynamik festzuhalten.
Letztlch ist für FREUD wie für LEWIN die Wiederherstellung eines gestörten Gleichgewichts das
tragende Motivationsprinzip. Handeln wird grundsätzlich als eine Funktion von Person und
wahrgenommener Umgebung erklärt: als allgemeine Verhaltensgleichung:
V=f(P,U)
Von Lewin beeinflußt verzweigen sich die Einflußlinien :
- TOLMAN lernpsychologische Linie
- ALLPORT persönlichkeitspsychologische Linie
- HENRY A. MURRAY (dreißiger Jahre), J.W. ATKINSON (fünfziger Jahre) V.H. VROOM
(sechziger Jahre) motivationspsychologische Lienie der persönlichkeitstheoretisch orientierten
Motivationsforschung.
Motivationspsychologische Linie (S. 33-37)
Im Bemühen, mehr Klarheit in arbeitspsychologische Befunde zu Arbeitsplatzzufriedenheit und
Arbeitsleistung hineinzubringen entwickelte VROOM (1964) die sogenannte
Instrumentalitästheorie. Der Grundgedanke ist so einfach wie einleuchtend.
Handlungen haben in der Regel eine Reihe von Folgen, die für den Handelnden positive oder
negative Anreizwerte von unterschiedlicher Stärke haben.
I Die Handlungs-Ergebnis-Folgen werden durch Vorstellungen vorweggenommen und
motivieren so den Handelnden.
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In der Instrumentalitätstheorie müssen zunächst individuelle Valenzen (Lewins
Aufforderungscharaktere) der subjektiv möglichen Folgen des eigenen Handelns erfaßt und
jeweils mit der sogenannten Instrumentalität multipliziert werden.
Dabei bezeichnet die Instrumentalität den Grad der Erwartung, daß ein Handlungsergebnis die
entsprechende Folge nach sich zieht. Die Summe aller dieser Produkte von Valenz und
Instrumentalität aller Einzelfolgen ergibt eine instrumentalitätsgewichtete Gesamtvalenz eines
möglichen Handlungsergebnisses, das dann den Handelnden motiviert.
Die Instrumentalitätstheorie ist demnach eine ausdifferenzierte Form des
Erwartungs-mal-Wert-Modells wie es von LEWIN und TOLMAN in der Grundform konzipiert
wurde.
Von MURRAY vorbereitet gelang MCCLELLAND und ATKINSON Anfang der fünfziger Jahre
ein Durchbruch : nämlich die genauere Eingrenzung eines einzelnen Motivs, des
Leistungsmotivs ; die Entwicklung eines validen Verfahrens zur Messung individueller
Unterschiede auf der Grundlage des von Murray entwickelten Thematischen Auffassungstests
(TAT).
Atkinson (1957,1964) entwickelte auch ein formalisiertes Motivationsmodell -das
Risiko-Wahl-Modell. Einerseits präzisierte er die Erwartungskomponente unter den
McClellandschen Postulaten, indem er sie als subjektive Wahrscheinlichkeit von Erfolg, also der
Zielerreichung definierte (We); andererseits verknüpfte er dies multiplikativ mit dem Anreiz des
Erfolgs (Ae), der Zielerreichung.
Das Erwartungs-mal-Wert Produkt WexAe würde Entscheidungen völlig rationaler Menschen
voraussetzen. Aus diesem Grund tat Atkinson einen wesentlichen Schritt nach vorne, indem er
individuelle Motivunterschiede berücksichtigte. Er fügte dem Produkt von
Erfolgswahrscheinlichkeit und Erfolgsanreiz noch eine Dispositionsvariable hinzu : das Motiv,
Erfolg zu erzielen (Me).
Somit läßt sich die aktuelle Motivationstendenz (Te) vorhersagen, wenn subjektive
Wahrscheinlichkeit von Erfolg (We), Anreiz des Erfolgs (Ae) und das Motiv Erfolg zu erzielen
(Me) bekannt sind:
Te = Me x Ae x We
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Kognitionspsychologische Linie (S. 37-39)
Auch die kognitionspsychologische Linie nimmt von Lewin ihren Ausgang. Diese Linie vertritt
die Auffassung, daß Kognitionen über die gegenwärtige Lage eine Motivation entstehen lassen
oder vorhandene Motivationen beeinflussen.
Es sind also Unausgewogenheiten, Widersprüche, Unverträglichkeiten im kognitiv
Repräsentierten, die motivieren. Eine Reihe von Erklärungsansätzen sind entwickelt worden.
Damit kommt der Vernunftbegriff in die Motivationsforschung zurück, der seit Darwin
zunehmend daraus verdrängt schien.
Eine der Konsistenztheorien ist die von FRITZ HEIDER (1946,1960) entworfene Theorie der
kognitiven Ausgewogenheit (cognitive balance). Danach können Beziehungen zwischen
Gegenständen oder Personen ausgewogene oder unausgewogene kognitive Konfigurationen
darstellen.
Bsp. von HEIDER anhand einer tiradischen Personenbeziehung :
- Person 1 kann Person 2 und Person 3 gut leiden.
- Person 2 und Person 3 mögen sich nicht.
Dieser Bruch der Einheitsbildung motiviert Person 1 zur Herrstellung einer
Ausgewogenheit. Dadurch käme die Konfiguration der Beziehungen wieder zu einer guten
Gestalt.
Eine andere Konsistenztheorie ist die Theorie der kognitiven Dissonanz von LEON FESTINGER
(1957, 1964).
Eine solche Dissonanz entsteht, wenn mindestens zwei selbstwertrelevant Kognitionseinheiten
sich nicht in Übereinstimmung bringen lassen. Das führt zu einer Motivation die enstandene
Dissonanz zu verringern, was duch Veränderung des Verhaltens, Änderung der dissonanten
Kognitionen oder durch Suche nach neuen Informationen und Überzeugungen erreicht werden
kann.
Die kognitionspsychologische Linie, wird im wesentlichen von Sozialpsychologen verfolgt. Im
Vordergrund der Verhaltenserklärunungen stehen verschiedenartige Situationsfaktoren sowie
Einstellungen als Personenfaktoren.
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Persönlichkeitspsychologische Linie (S. 39-41)
In den dreißiger Jahren trat eine Persönlichkeits-Bewegung hervor. Wortführer war der
deutsche Psychologe WILLIAM STERN (1871-1938) der 1935 eine "Allgemeine Psychologie
auf personalistischer Grundlage" veröffentlichte.
Er ist somit ein Begründer der differentiellen Psychologie, die mit Hilfe psychometrischer
Verfahren Merkmalsunterschiede zwischen Menschen untersucht. Sein zentraler
Erklärungsbegriff waren Eigenschaften, die er in treibende (Richtungsdispositionen) und
instrumentelle (Rüstungsdispositionen) unterteilte. Die treibenden Eigenschaften
(Richtungsdispositionen) besitzen motivationalen Charakter.
STERNs einflußreichster Schüler war G.W.ALLPORT (1879-1967) . Er hat die STERNschen
Grundauffassungen aufgegriffen und fortentwickelt. Deutsche Verstehenspsychologie,
MCDOUGALLSCHER Dynamismus und amerikanischer Empirismus mischen sich zu einem
Plädoyer, die individuelle Person als unverwechselbares System aufzufassen, das ständig in
Entwicklung und Zukunftsorientiert ist.
Nach ALLPORTs Überzeugung kann man dem nicht nomothetischen Verfahren gerecht
werden, sondern nur mit idiographischen. Bekannt geworden ist ALLPORTs Prinzip der
funktionalen Autonomie der Motive. Es wendet sich gegen alle Theorien, Motive des
Erwachsenen etwa auf frühkindliche Triebschicksale (Freud) oder auf bestimmte Klassen von
Instinkten oder Bedürfnissen zurückzuführen.
Diese Orientierung hat sich in den USA vor allem in der Humanistischen Psychologie
fortgesetzt. Hauptvertreter ist ABRAHAM MASLOW (1908-1970).
Maslow postulierte eine Hierarchie der Bedürfnisse. Niedere Bedürfnisse müssen zuvor
befriedigt werden, ehe höhere Bedürfnisse zum Zuge kommen.
Schließlich ist noch eine Richtung unter den Eigenschaftstheoretikern zu nennen, die mit dem
gesamten Aufwand multivariater Erhebungs- unsd statistischer Analysetechniken zu Werke
geht. Ihr Vertreter ist der Britisch-Amerikaner R.B. CATELL (1957,1965,1974) CATTELs Lehrer
war SPEARMAN, der zu den Begründern der Faktorenanalyse gehört. Mit Hilfe
faktorenanalytischer Verfahren hat CATTEL ein komplexes Beschreibungssystem von
Persönlichkeitseigenschaften konstruiert. Er stützt sich dabei fast ausschließlich auf die
Interkorrelationen von Daten aus thematisch weit gestreuten Fragebögen und Tests. Unter den
dabei sich "ausfällenden" Beschreibungsdimensionen (Faktoren) sind auch drei Arten denen er
motivationalen Charakter zuschreibt :
Einstellungen (attitudes), Werthaltungen (sentiments) und Triebe (ergs).
Assoziationstheoretischer Problemstrang (S. 41-53)
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Der Assoziationstheoretische Problemstrang der Motivationsforschung läßt sich mit
THORNDIKE und PAWLOW in zwei Linien aufteilen, in die lernpsychologische und die
aktivierungspsychologische Linie.
Es war Herbert Spencer (1820-1903), der auf den Gedanken kam, daß im Laufe der
Entwicklungsgeschichte Lustgefühle mit solchen Verhaltensweisen gekoppelt worden sein
müssen, die einen Überlebenswert haben, also die in der Auseinandersetzung mit der Umwelt
erfolgreich sind.
Lust und Unlust sind demnach keine Zielzustände die um ihrer selbst Willen angestrebt oder
vermieden werden, wie vom klassischen Hedonismus postuliert. Sondern vielmehr
Begleitumstände, die das Erlernen neuer Verhaltensweisen beeinflussen, indem sie das
Auftreten früherer erfolgreivjer Handlungen wahrscheinlicher machen.
Lernpsychologische Linie (S. 42-47)
EDAWARD LEE THORNDIKE (1874-1949) gilt als Begründer der experimentellen
Lernpsychologie.
Er arbeite mit Katzen. Er steckte hungrige Katzen in eine Lattenbox (sog. puzzle-bos) und
stellte außen Futter auf. Durch Bewegung von bestimmten Hebeln , wozu es bei den nach
Futter suchenden Tieren nach einiger Zeit zwangslääufig kommt, öffnet sich das Gatter und die
Katze erreicht das Futter. Schon bei der nächsten Wiederholung läßt das Tier, aufgrund der
instrumentellen Zielgerichtetheit der Handlung, einen Lerneffekt erkennen.
Die Analogie zu DARWINs Evolutionsgedanken liegt auf der Hand. Auslese durch Versuch und
Irrtum. Im "Kampf ums Dasein" überleben nur diejenigen, die sich einer Situation erfolgreich
anpassen. THORNDIKE (1898) erklärt dies mit dem Gesetz der Wirkung. Befriedigung - die des
Hungers - wurde als Ursache für eine neue Reiz-Reaktions-Verknüpfung für Lernen angesehen
und später als Bekräftigung bezeichnet. Mit dem Lernexperiment war gleichzeitig auch ein
Motivationsexperiment arrangiert worden. (Das Tier mußte ja vorher "hungrig gemacht" werden)
Bestimmte Ereignisse sind nur dann befriedigend, wie das Lebewesen dafür einen Zustand der
Bereitschaft besitzt.
Für die Reiz-Reaktions-Verknüpfung führte Thorndike den Begriff habit ein. Habit ist eine
Ausführungsgewohnheit die nicht bewußt kontrolliert werden. Es war damals üblich, gerichtetes
Verhalten auf Instinkt zurückzuführen. Nach der Instinktkontroverse setzte sich, auf Vorschlag
von R.S. WOODWORTH (1869-1962), die Bezeichnung Trieb durch. WOODWORTH tat dann
auch den ersten Schritt , zwischen S und R ein hypothetisches Konstrukt einzufügen , nämlich
O für Organismus.
Es war jedoch erst EDWARD C. TOLMAN (1886-1959) der in begrifflicher Strenge den
hypothetischen Konstruktcharakter der von ihm so genannten intervenierenden Variablen
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einführte. TOLMAN unterschied erstmals klar zwischen Motivation und Lernen. Lernen war für
ihn eine Art Wissenserwerb. Damit Gelerntes aber zur Ausführung kommt, bedarf es der
Motivation.
CLARK C. HULL griff TOLMANs Konzeption der intervenierenden Variablen auf. HULL hat ein
umfangreiches deduktives Theriensystem ausformalisiert. In motivationspsychologischer
Hinsicht ist er der eigentliche Begründer der Triebtheorie. Aus der Befriedigung eines
Bedürfnisses, die S-R-Verknüpfungen fördert, wurde eine Triebreduktion. Auch wurde nun
zwischen Trieb und Bedürfnis unterschieden.
Bedürfnis ist ein spezifischer Mangel- oder Störungszustand im Organismus (wie Hunger, Durst
oder Schmerz) der einen unspezifischen Trieb von bestimmter Stärke und mit
verhaltensaktivierender Funktion hervorruft. Hulls letzte Fassung seines Theorienssystems
(1952) postuliert eine multiplikative Verknüpfung von Trieb (D) und Anreiz (K). Zum anderen Teil
wird das Verhalten durch eine assoziative Komponente bestimmt, welche darüber entscheidet,
welche der vorliegenden S-R-Verknüpfungen (habits,SHR) bei den vorliegenden Stimuli
ausgeführt werden. Die Stärke der Gewohnheit SHR ist abhängig von Anzahl und Verzögerung
der vorhergehenden Bekräftigungen. Das Produkt bestimmt die Verhaltenstendenz das
sogenannte reaction-evocation-potential - SER.
HULLs Konzeption von 1943:
- SER=f ( SHR x D x K )
Einer der Schüler und Mitarbeiter HULLs war KENNETH W. SPENCE (1907-1967) der Hulls
Lern- und Motivationstheorie in wichtigen Punkten fortentwickelte. Für SPENCE ist der Anreiz
ebenso erlernt wie eine Gewohnheit. Entgegen der Konzeption von HULL, der Trieb und Anreiiz
multiplikativ verknüpfte, geht SPENCE von einer additiven Verknüpfung aus. Entsprechend
formuliert er seine Konzeption des effektiven Reaktionspotentials (E).
SPENCEs Konzeption:
- E=f (( D + K ) x H )
Damit kann auch ein effektiven Reaktionspotentials (E) vorliegen, d.h. etwas gelernt werden,
wenn keine Triebstimulation, sondern nur eine Anreizstimulation vorliegt; wenn also das
Lebewesen nicht "getrieben", sondern "angezogen" wird. In einem solchen Fall hätten wir es mit
einer reinen Anreizmotivation zu tun.
Drei weitere Schüler und Mitarbeiter HULLs waren NEAL E MILLER, JUDSON S. BROWN und
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O. HOBART MOWRER. MILLER hat ein einflußreiches Modell dse Konflikts entworfen und
experimentell untermauert (1944). Weiterhin hat er am Beispiel der Furcht nachgewiesen, daß
es erworbene Trieb gibt (1948,1951) und hat die Triebtheorie Hulls erweitertnreizmotivation zu
tun.
Triebe können auch wie Reaktionen an bestimmte ursprünglich neutrale Stimuli assoziert
werden.
In einem berühmt gewordenen Experiment (1948,1951) waren Ratten in einem weiß
gestrichenen Abteil solange schmerzhaften Elektroschocks ausgesetzt, bis sie gelernt hatten
einen Durchgang zu einem benachbarten schwarzen Abteil zu öffnen. Nach einiger Zeit zeigten
sie schon Furcht wenn sie nur in das weiße Abteil gesetzt wurden auch ohne daß
Elektroschocks gegeben wurden. Ursprünglich neutrale Reize waren nun furchterregend, ein
Fall klssischen Konditionierens. Furch war erlernt. Sie war außerdem ein Triebzustand. Denn
die Tiere lernten nun auch ohne elektrische Schocks neue Fluchtreaktionen, um ins schwarze
Abteil zu gelangen.Aus ursprünglich organismisch verankerten Trieben konnten höhere Motive,
also erlernte oder sekundäre Motive, abgeleitet werden (vor allem aus der mit
Schmerzzuständen verbundenen Furcht).
Ein anderes klassisches Experiment mit Ratten wurde zur Grundlage zu MILLERs (1944)
berühmten Konfliktmodell. Bei entsprechend angeregten Triebzuständen wird die Tendenz ein
positives Zielobjekt aufzusuchen, oder ein negatives zu meiden umso größer je näher das Ziel
ist. Dabei ist die Steigung der Meidungstendenz jedoch stärker (steiler) als der Anstieg der
Aufsuchungstendenz.
Im Experiment wurden in eine Zielregion dem Versuchstier gleichzeitig positive (durch
Fütterung) als auch negative (z.B. durch Schmerzen) Stimuli assoziert. Bei entsprechender
Dosierung des Furcht- und Hungertriebes gibt es für das Tier eine bestimmte Entfernung von
der Zielregion wo sich die Gradienten der Meidungs und Aufsuchungstendenz schneiden. Hier
kommt es zum Konflikt. Jede weitere Annäherung, läßt die Furcht dominat werden, jedes
weitere Zurückweichen den Hunger. Das Tier pendelt hin und her.Entfebenachbarten
schwarzen Abteil zu öffnen. Nach einiger Zeit zeigten sie schon Furcht wenn sie nur in das
weiße Abteil gesetzt wurden auch ohne daß Elektroschocks gegeben wurden.
Dieses Konfliktmodell hat sich auch für die human-psychologische Konfliktforschung , etwa im
Rahmen der Psychotherapie als fruchtbar erwiesen. O. HOBART MOWRER hat sich vor allem
mit der Rolle der Furcht bei der Motivierung des Meidungslernens befaßt. Sein bedeutenster
motivationstheoretischer Beitrag ist die Einführung von Erwartungsemotionen der Hoffnung und
der Furcht, die als Zwischenvariable zwischen Situationsgegebenheiten und Reaktionen
vermitteln.
MOWRER hat zunächst die Rolle der Furcht bzw. der Ängstlichkeit geklärt. Er anhm dabei den
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Motivation - Entwicklungslinien der Motivationsforschung
Geschrieben von: Jörg
Dienstag, den 18. August 2009 um 10:48 Uhr - Aktualisiert Mittwoch, den 04. November 2009 um 12:34 Uhr
Gadanken Freuds auf, daß Angst das Signsl für bevorstehende Gefahr ist, somit einen
Unlustzustand darstellt und Verhaltensweisen (zur Schmerzvermeidung) aktiviert, um der
Gefahr auszuweichen.
Angst hat daraufhin eine Motivationsfunktion. Alle Verhaltensweisen, die die Furcht vermindern
werden verstärkt. Als motivationale Prozesse hat er schließlich zwei verschiedene Grundarten
der Bekräftigung jeder Verhaltenserklärung zugrundegelegt :
- Triebinduktion
Wenn Verhalten bestrafende Folgen hat, kommt es zu einer konditionierten Verknüpfung
mit der Erwartungsemotion Furcht; dies ist Furchtlernen
- Triebreduktion
Wenn Verhalten belohnende Folgen hat, kommt es zu einer konditionierten Verknüpfung
mit der Erwartungsemotion Hoffnung; dies ist Hoffnungslernen
Entsprechend gibt es die beiden komplementären Erwartungsemotionen :
- Erleichterung
Wenn ein ausgelöster Furchtzustand durch Reaktionsfolgen gemindert wird :
Triebreduktion
- Enttäuschung
Wenn ein ausgelöster Hoffnungszustand durch Reaktionsfolgen gemindert wird :
Triebinduktion
Die Zunahme bzw. Abnahme dieser vier Klassen von Erwartungsemotionen (hoffnung und
Enttäuschung, Furcht und Erleichterung) sind nach Mowrer entscheidend welche
Verhaltensweise in einer bestimmten Situation ausgewählt und verfolgt und damit bekräftigt,
also gelernt wird.
Die Zwischenvariablen (Konstrukte) der lernpsychologischen Verhaltenserklärung vermitteln
immer zwischen Situation (Reiz) und Verhalten (Reaktion).
Dabei gibt es jeweils zwei Arten der Zwischenvariablen.
Die eine Art ist eine strukturelle Komponente, die dem Verhalten Richtung, Zielgerichtetheit und
Zweckmäßigkeit gibt. Sie repräsentiert ein Lernprodukt
- sei es im Sinne Tolmans eine Erwartung (was zu was führt) oder
- im Sinne Hulls eine Gewohnheitsbildung (habit, SHR)
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- oder im Sinne seiner Nachfolger eine Konditionierte Hemmung ( SIR )
Die eine Art von Zwischenvariable ist eine motivationale Komponente. Sie repräsentiert
- im Sinne Tolmans bedürfnisabhängige Aufforderungscharaktere des Zielobjekts oder
- im Sinne Hulls einen bedürfnisabhängigen Trieb (drive, D)
- oder bei seinen Nachfolgern andere Aktivierungsmechanismen wie reizauslösende
fraktionale Zielreaktionen oder Furchtreaktionen ( rG bzw. rF).
Aktivationspsychologische Linie (S. 47-53)
IWAN P. PAWLOW (1849-1936) gilt als Begründer der Reflexologie , der Lehre von den
bedingten (konditionierten ) Refelxen, deren Erzeugung später als klassische Konditionierung
bezeichnet wurde.
PAWLOW hat vor allem an Verdauungsreflexen schon um die Jahrhundertwende experimentell
nachgewiesen, daß ungelernte reflexauslösende Reize ( unkonditionierte, angeborene Stimuli )
durch erlernte ( konditionierte ) ersetzt werden können. Dazu müssen die zu konditionierenden
Reize den unkonditionierten zeitlich kurz vorausgehen. (ca 0,5 sec) Hat eine solche Paarung
mehrfach stattgefunden, genügt der neue konditionierte Reiz um die betreffende Reaktion
auszulösen.
Als Paradebeispiel ist die Speichelsekretion weit über die Psychologie hinaus bekannt
geworden: neutraler Reiz - z.B. Glockenton geht unkonditionierter Reiz - Futteraufnahme
mehrmals voraus. Der neutrale Reiz wird zum konditionierten Reiz und löst Reaktion ausSpeichelsekretion
Der von ihm geprägte Begriff Bekräftigung ist analog zu dem, was THORNDIKE zur gleichen
Zeit mit Befriedigung bezeichnete um das "Gesetz der Wirkung" beim instrumentellen
Konditionieren zu erklären.
PAWLOW konnte weiter zeigen, daß ein konditionierter Reiz seinerseits einen bislang neutralen
Reiz konditionieren kann, also zu einem Reaktionsauslöser höherer Ordnung machen kann.
PAWLOW vermutet in diesem Umstand die Grundlage aller höheren nervösen Tätigkeit.
Pawlow postulierte eine Wechselwirkung zwischen zwei grundlegenden Prozessen, der
Erregung und der Hemmung. Der Erregung wird eine Verhaltensaktivierende Form
zugeschrieben. Sie hat also im traditionellen Motivationsverständnis eine energetisierende
Funktion, außerdem spielen sogenannte Orientierungsreaktionen, die mit
Aktivierungszuständen einhergehen, beim Aufbau bedingter Reflexe eine Rolle. Anfangs hatte
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man Schwierigkeiten, konditionierte Reflexe mit dem THORNDIKEschen Gesetz der Wirkung,
das als Grundprinzip des Lernens betrachtet wurde, in Beziehung zu bringen. Erst BURRUS F.
SKINNER (1935) schlug eine generelle Zweiteilung allen Verhaltens vor:
Eine Reaktionssubstitution nach THORNDIKE, die er als Wirkreaktion (operant behavior)
bezeichnete. Den Vorgang der Erhöhung einer Auftretenswahrscheinlichkeit durch
Bekräftigung, bezeichnete SKINNER als operante Konditionierung.
Eine Reizsubstitution nach PAWLOW. Diese Art des Verhaltens bezeichnete SKINNER als
Antwortreaktion (repondent behavior). Eine schon bereitliegende Reaktion wird auf einen Reiz
hin hervorgerufen. Das Erlernen neuer auslösender Reize geschieht aufgrund klassischen
Konditionierens im Sinne PAWLOWS.
SKINNER lehnte jede Verwendung hypothetischer Konstrukte, jede Theoriekonstruktion, die
über faktische wenn-dann-Beziehungen hinausging, ab. Selbst Motivationsbezeichnungen wie
Hunger meidet er und spricht statt dessen von Deprivation, die operational an der Dauer des
Nahrungsenzuges oder der Gewichtsabnahme bestimmt wird.
Von zwei hirnphysiologischen Entdeckungen wurden die aktivierungspsychologisch orientierten
Forscher besonders angeregt.
Die erste Entdeckung betraf das ARAS - aufsteigendes retikuläres Aktivationssystem. Wie
Moruzzi und Magoun (1949) gezeigt haben, führt eine elektrische Reizung der
Retikularformation im Hirnstamm zu einer Änderung, zu Aktivierungsmustern, im Hirnstrombild
(EEG). Mit ihnen ändert sich die Leistungstüchtigkeit des Verhaltens; und zwar in einer
umgekehrt U-förmigen Funktion. Mittlere Aktivierungsniveaus sind am förderlichsten. Auch
Emotionen und Affekte werden mit verschiedenen Aktivierungsniveaus in Verbindung gebracht.
Zum anderen durch die Entdeckung eines Bekräftigungs- oder Lustzentrum im Gehirn der
Ratte. Wird es mit Hilfe eingepflanzter Elektroden gereizt, so lernen Ratten auch ohne vorherige
Deprivation oder Triebreduktion solche Reaktionen, die der Reizung direkt nachfolgen.
Zum Abschluß der aktivierungspsychologischen Linie ist noch der englische Psychologe, HANS
JÜRGEN EYSENCK zu nennen.
Er ist bisher in der Hauptsache als eigenschaftstheoretisch orientierter Persönlichkeitsforscher
hervorgetreten, der hinsichtlich der von ihm verwendeten Methoden (Fragebögen ,
faktorenanalytische Analyseverfahren) R.B. CATTEL sehr nahe steht. Bekannt geworden sind
seine beiden bipolaren personenbeschreibenden Typen: Extraversion vs Introversion und
Neurotizismus vs emotionale Stabilität.
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Die Dimension Extraversion vs Introversion führt er auf individuelle Unterschiede der
Aktivierungsfunktion des ARAS zurück, wobei für Introvertierte ein höheres Aktivierungsniveau
als für Extrovertierte postuliert wird. Die letzteren bauen konditionierte Reflexe langsamer auf.
Der anderen Dimension Neurotizismus vs emotionale Stabilität schreibt er den "Charkter des
emotionalen Triebes" zu und führt sie auf Zentren des limbischen Systems zurück.
Damit gelingt ihm eine Vereinigung von persönlichkeits- und aktivierungspsychologischer
Theoriebildung.
In der lernpsychologischen Linie der Motivationsforschung war und ist Lernen die vorrangige
Fragestellung, d.h. die Anpassung des Lebewesens an veränderte Umweltbedingungen.
In der aktivierungspsychologischen Linie ist es die neuro- und psychophysiologische
Funktionsanalyse des auf Reizstimulation reagierenden Organismus.
Dagegen beschränkt sich die assoziations-theoretisch orientierte Motivationsforschung auf
organismische Bedürfnisse bzw. auf die ihnen entsprechenden Triebe oder primären Motive.
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