Iwan Petrowitsch Pawlow (1849 - 1936) Pawlow, der für seine Untersuchungen über die Speichelreflexe und die Verdauungstätigkeit 1904 den Nobelpreis für Medizin erhalten hatte, wurde der Begründer der Reflexologie. Autonom ablaufende Reaktionen des vegetativen Nervensystems hielt man lange Zeit für nicht durch Lernen beeinflussbar. Pawlow konnte zeigen, dass das vegetative Nervensystem durch klassische Konditionierung veränderbar ist. Miller führte daraufhin eine ganze Reihe von Versuchen an Tieren durch, die zeigten, dass autonom ablaufende Reaktionen auch durch Belohnungslernen formbar sind: "viscerales Lernen". "In Deutschland, in den USA und in der UdSSR war man besonders darum bemüht, den Menschen zu schaffen mit hauptsächlichen milieutheoretischen orientierten Methoden, etwa dem Behaviorismus und der Pawlow’schen Reflexologie. Diese Richtung der Psychologie nährten bei den Ideologen die Hoffnung, die ideologiekonformen Menschen schaffen zu können. So kam es denn, dass die akademische Psychologie am meisten durch die verschiedenen Armeen gefördert worden ist, - nicht etwa nur im Deutschland des Ersten und Zweiten Weltkriegs, sondern auch während dem Vietnamkrieg in Amerika. In der Sowjetunion und ihren Satelliten hegte man zeitweise eine eigentliche Staatspsychologie. Wenn wundert es, dass die Pawlowsche Reflexologie von Stahlin, nachdem sie zuvor schon von Lenin gefördert war, zur Staatspsychologie erhoben wurde? Fritz Aerni, Menschenkenntnis, 2. Auflage, S. 141, Carl-Huter-Verlag, Zürich Die russischen Forscher mit Iwan Petrowitsch an der Spitze, die Psychologie durch die Physiologie zu ersetzen. Man bediente sich des Hundes als Versuchstier und entwickelte die Lehre vom "unbedingten" und "bedingten" Reflex. PAWLOW beobachtete nämlich, dass – wenn man dem Hund Fleisch anbot - dieser Speichel absonderte ("unbedingter Reflex"). Begleitete man das Angebot von Fleisch mehrmals mit einem Glockenton, so löste dieser nach kurzer Zeit auch ohne Futterangebot den Speichelfluss aus ("bedingter Reflex"). Mit diesem System wollte PAWLOW (Pawlow'sche Reflexologie) menschliches und tierisches Verhalten erklären, wobei er aufgrund späterer Untersuchungen annahm, dass nicht einzelne bedingte Reflexe das Verhalten ausmachen, sondern dass sich "dynamische Stereotypen" bilden, zu denen er auch die Gefühle zählte. Die Widersprüchlichkeit und die Unsicherheit der Introspektion führten zu einer völligen Verneinung der Methode der Selbstbeobachtung und der Elementepsychologie und riefen die psychologische Richtung des Behaviorismus ins Leben, der die psychologische Forschung auf das Studium beobachtbarer Verhaltensweisen beschränkte. Eigenes Erleben, Selbstbeobachtung, intuitives Verstehen fremden Seelenlebens wird als Forschungsmethode abgelehnt. Das Verhalten von Mensch und Tier wird gleichgeschaltet. Die Deutung des seelischen Lebens wird verneint. Die Fremdbeobachtung und kontrollierbare Messung von Reiz und Reaktion werden zur einzig gültigen Forschungsmethode erhoben. (nach RESCH Weltbilder der Psychologie)