Projekt Schnecke - Schule und Gesundheit Hessen

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Hessisches Kultusministerium
Projekt „Schnecke – Bildung
braucht Gesundheit“
Projekt „Schnecke – Bildung braucht Gesundheit“
Informationen zum Projekt
 Schon einfache Seh-, Hör- und Gleichgewichtstests
können Aufschluss über evtl. Behandlungsbedarf
geben. Sie geben weiterhin Aufschluss über präventive
und begleitende pädagogische Maßnahmen.
Das bundesweit, bisher einmalige, interdisziplinär arbei­
tende Projekt „Schnecke – Bildung braucht Gesundheit“,
startete im Februar 2007 im Schulamtsbezirk des Staat­
lichen Schulamtes für den Lahn-Dill-Kreis und den Land­
kreis Limburg-Weilburg.
Ziel des Projekts „Schnecke – Bildung braucht Gesund­
heit“ ist es, Hörschäden vorzubeugen, Seh- und Gleich­
gewichtsschwierigkeiten präventiv zu begegnen, vorschu­
lischen, schulischen und außerschulischen Lärm zu senken.
Das Projekt setzt sich für die Grundlagen der Gesundheit
ein, um optimales Lernen und Leisten für Lehrende und
Lernende aller Schulformen und Altersklassen zu ermög­
lichen.
Das Projekt „Schnecke“ (Schnecke nach dem gleich­
namigen Teil des Innenohres) befasst sich mit drei Wahr­
nehmungssystemen, die in engem Zusammenhang stehen
und für das Lernen und Leisten des Menschen große
Bedeutung haben.
Ein Team aus Pädagogen, Fachärzten, Hörgeräteakusti­
kern, Hochschulprofessoren, Mitgliedern des Schul- und
Baudezernats sowie Bediensteten des Hessischen Landes­
amtes für Umwelt und Geologie erarbeiteten das Grund­
lagenkonzept.
 Hören und Lärmprävention
 Sehen
 Gleichgewicht
Das Projektteam wurde durch Mediziner und Fachkräfte
aus dem Bereich Augenheilkunde und Optik bereichert.
Es ist aus der Notwendigkeit entstanden, Wahrnehmungs­
auffälligkeiten und Wahrnehmungsschwierigkeiten ent­
gegen zu treten, Gesundheit zu erhalten und Lernen zu
fördern.
Absprachen und Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugend­
ärzten sowie mit Ärzten des Gesundheitsamtes waren
selbstverständlich, interessierte Mitwirkende sind jeder­
zeit willkommen.
 Gesundheit und schulische Leistungen sind grund­
legend für die spätere berufliche und soziale Situation
eines Menschen.
Die Durchführung einer so umfangreichen Studie ist nicht
ohne jede Menge freiwilliger Helfer zu bewerkstelligen,
die sich 2007 aus den vor Ort ansässigen Augenoptikern
und Hörakustikern, Motopädagogen und Ergothera­
peuten und den Studenten der Hochschule Aalen (HTWAalen), Studiengang Augenoptik und Hörakustik zusam­
mensetzte.
 Je früher Gleichgewichtsschwierigkeiten, Seh- und
Hörschwächen erkannt werden, desto besser sind die
Möglichkeiten pädagogisch und medizinisch Ange­
bote zu nutzen.
1
Unterstützung erhält das Projekt durch das Hessische
Kultusministerium, Arbeitsgebiet Schule & Gesundheit
und durch das Hessische Ministerium für Umwelt, länd­
lichen Raum und Verbraucherschutz.
 Vorbereitung und Unterstützung der Lern- und
Leistungsfähigkeit
 Erkennen und Vermeiden von Wahrnehmungsauffällig­
keiten und daraus resultierenden Verhaltensauffällig­
keiten
Projektziele:
 Aufklärung über die Wirkungen von Lärm und damit
 Bildungschancen wahren – Schäden erkennen und
verbundenen dauerhaften Schädigungen der Hör­
leistung, wie Lärmschwerhörigkeit und Tinnitus aurium
vermeiden
 Gestaltung einer sinnfreundlichen Lernumgebung
 Einbindung aller schulischen und außerschulischen
Personen und Institutionen zur dauerhaften Lärm­
reduktion
 Gesundheitsschutz für Schülerinnen und Schüler,
Lehrerinnen und Lehrer und des gesamten schulischen
Personals
Projekt-Gesamtplan
Schulträger
Kinder-, Jugendärzte
HNO-Ärzte
Augenärzte
1. Kooperation
landesweite Prävention
Installierung Maßnahmen
Hochschule
Gesundheitsamt
Optiker, Akustiker
8. Übertragung Projekt
Schulen, Schulamt
HMULV, HLUG
Schnecke
✔ Meldungen
2. Info Schulen
✔ Öffentlichkeit
✔ Lehrerinnen, Lehrer
Schülerinnen, Schüler
✔ Materialvergabe
7. Pädagog. Fortbildung
✔ Erzieher, Therapeuten,
3. Info Eltern
4. Fortbildung
Rückmeldung
Bewertung medizinisch
✔ Auswahl
Prävention
✔ Elternabende
✔ Öffentlichkeit
✔ FoBi Lärm-Scouts
✔ FoBi Motopädagogen
6. Evaluation
Bewertung pädagogisch
✔ Nachhall-Messung
✔ Lärm-Messungen
5. Analyse
✔ Screening
Hören
Sehen
Gleichgewicht
2
Durchführung:
 Reduktion der mittel- und langfristigen Kosten der
Entschädigung, Diagnostik und Therapie von Lärm­
schwerhörigkeiten, Tinnitus und Hyperakusis und
von Wahrnehmungsstörungen aus dem Bereich des
Sehens und des Gleichgewichts
1. schriftlichen Befragungen zu Hör- und Sehgewohn­
heiten
Testungen/Screenings
April bis Juli 2007:
erster Durchgang des freiwilligen Screenings in zehn
hessischen Schulen
(zusätzlich eine Schule zur Pre-Testung)
Teilnehmer waren:
Grundschulen, Grundschule mit Eingangsstufe, Grund­
schule mit Vorklasse, Hauptschule, Realschule, Gymna­
sium, Integrierte Gesamtschule und Förderschule für
Lernhilfe und Körperbehinderte.
2. Screening Hören
●Otoskopischer Befund (Blick in den Gehörgang und
auf das Trommelfell)
3482 Personen nahmen insgesamt teil, davon:
●Hörscreening bei 15 dB HL bei 500 Hz, 1 kHz, 2 kHz,
4 kHz und 6 kHz sowie eine erweiterte Audiometrie
bei Hörverlusten von 20 dB HL oder mehr
 3338 Schülerinnen und Schüler
(sechs bis neunzehn Jahre)
3. Sceening Sehen
 144 Lehrerinnen und Lehrer, Hausmeister,
Sekretärinnen, Busfahrer, Reinigungskräfte
● Visus (übliche Angabe der Sehschärfe)
● Stereopsis (Dreidimensionales Sehen)
●Refraktionswerte der Schülerbrillen
April bis Oktober 2008: (Stärke der Brillengläser)
zweiter Durchgang mit weiteren zehn hessischen Schulen.
Teilnehmer sind:
4. Screening Gleichgewicht
Grundschulen in Kooperation mit ihren Kindergärten
(Bildungsplan 0 – 10), Grundschule mit Vorklasse, Gesamt­
schulen, Berufs- und Berufsfachschulen
● Romberg-Test
● Einbeinstand-Test
● Balancier-Test rückwärts (vorwärts)
5. Nachhallmessungen und Schallpegelmessungen
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Zusätzliche Nachhall- und Lärmpegelmessungen
(Messung der Schallpegel innerhalb der Klassenräume
bei Ruhe und bei laufendem Unterricht) fanden in allen
Schulräumen statt.
Fachliche Begründung der Maßnahmen
Die Sprachentwicklung wird maßgeblich von gutem Hören
beeinflusst.
Hören:
Gehörte Sprache regt Sprache an, die Kontrolle der eige­
nen Sprache erfolgt über das Ohr.
Der Mensch hört immer, auch im Schlaf. Das Auge kann
sich verschließen, das Ohr ruht nie. Es arbeitet durchge­
hend, ansonsten würde man morgens den Wecker nicht
hören.
Auch das Gelingen des Lese-Rechtschreibprozesses steht
in engem Zusammenhang damit.
Gutes Hören steigert altersunabhängig die Lebensqualität
und den Kontakt zu Menschen.
Menschliche Ohren reagieren auf jedes Signal.
In der heutigen Zeit ist das Gehör einer durchgehenden
Beschallung ausgesetzt.
Ohren sammeln Informationen und ermöglichen so das
Verstehen, Erlernen und Austauschen von Sprache.
Trotzdem wird gutes Hören als Selbstverständlichkeit
angesehen.
Über das Hören gelingt dem Menschen das Erschließen
und Beurteilen gefühlsmäßiger Sprachinhalte. Warn­
signale und Untertöne werden wahrgenommen.
In der Schule wird das auditive Sinnessystem stark
angesprochen und gefordert
Die Orientierung im Raum ist auch vom Hören abhängig.
Häufiges, langzeitiges und genaues Zuhören ist im
Schulalltag notwendig.
Das Hören ist eine wichtige Voraussetzung für sprachliche
Kommunikation.
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Kinder und Jugendliche, die Gehörtes erschwert ver­
arbeiten, ermüden nach wenigen Schulstunden. Aufmerk­
samkeit und Konzentration werden beim Hören nicht nur
durch kognitive Inhalte gefordert, auch die emotionale
Bewertung von Informationen wird mit Hilfe der auditiven
Wahrnehmungsverarbeitung gesteuert.
Lärmbelastungen haben in den letzten Jahren deutlich
zugenommen.
Die Minimierung von Lärmbelastungen des täglichen
Lebens ist daher dringend notwendig.
Aufklärung und Prävention von Lärmbelastungen und
deren Schäden gehören zu den vordringlichen Zielen der
gesundheitsbewussten Pädagogik.
Wenn das Erschließen der emotionalen Anteile von
Sprache schwer gelingt, schaltet der Mensch schneller
ab und reagiert oft unangebracht.
Bereits junge Kinder müssen ausreichend und optimal
informiert sein, welche Schäden Lärm erzeugen kann und
wie man selbst Lärmschäden vorgebeugt kann.
Hörschäden und Hyperakusis (hohe Sensibilität im
auditiven Sinnessystem) können sich problematisch auf
die schulische und berufliche Entwicklung des Kindes
auswirken.
Lärm kann das Wohlbefinden und die geistige Leistungs­
fähigkeit beeinträchtigen.
Sprache, Kommunikation, Lese-Rechtschreibfähigkeit,
schulisches Lernen und Verhaltensauffälligkeiten sind
davon betroffen.
Lärm scheint sich negativ auf die Entwicklung der Sprach­
kompetenz auszuwirken und die Ausbildung von Teil­
leistungsstörungen zu begünstigen.
Lärm
In wissenschaftlichen Studien konnten Zusammenhänge
zwischen Lärm, Aufmerksamkeit und Motivation aufge­
zeigt werden.
Lärm ist unerwünschter Schall.
Bei der Wirkung des Lärms wird lästiger Lärm von hör­
schädigendem Lärm unterschieden. Lästiger Lärm beein­
trächtigt das Wohlbefinden, die Konzentration und die
Wahrnehmung von gewünschten Signalen.
Konzentration, Aufmerksamkeit und Zuhören sind un­
verzichtbare Grundlagen für die Bewältigung des Schul­
alltags. Eine langfristige und nachhaltige Lärmreduktion
kann nur erreicht werden, wenn darüber Informationen
erfolgen und damit Einsicht gewonnen werden kann.
Lästiger Lärm muss nicht besonders laut sein, um als sehr
lästig empfunden zu werden (z. B. eine Mücke im Schlaf­
zimmer).
Gesundheit muss ein Ziel und grundlegender Bestandteil
der Schulbildung werden.
Sehr lauter Schall kann das empfindliche Hörorgan
schädigen.
Gesundheitsthemen und somit auch Erkrankungen die
irreparabel sind, wie z. B. Lärmschwerhörigkeit, gehören
langfristig in die Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung.
Bei Schallimpulsen mit hohen Schallpegeln kann eine tau­
sendstel Sekunde ausreichen, um das Ohr zu schädigen.
Beispiele sind z. B. Silvesterböller und Spielzeugpistolen.
Hörprobleme sind bei Schülern wie Lehrern keine Selten­
heit. Die Zahl der in Schule Die Zahl der in Schule be­
schäftigten Erwachsenen mit Diagnose Hörsturz und/oder
Tinnitus steigt.
Auch eine länger dauernde Beschallung mit hohen
Schallpegeln kann zu einem Hörverlust führen.
Ständige Lärmeinwirkung in Schul- und Aufenthaltsräu­
men, Radio-, TV-Einwirkung, Fluglärm, ein hoher Lärm­
pegel in Discos, Straßen- oder Schienenverkehrslärm
verursachen in einer hektischen Gesellschaft immer mehr
Erkrankungen in Bereichen, die mit auditiver Verarbeitung
in Verbindung stehen.
Lärmschäden sind irreparabel und damit unwiderruflich,
da die geschädigten Hörzellen im Innenohr nicht nach­
wachsen können! Die rund 18.000 Hörzellen pro Ohr
stellen eine einmalige Grundausstattung für das gesamte
Leben dar. Jede zerstörte Hörzelle hinterlässt eine lebens­
lange Lücke.
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Sehen:
Gleichgewicht:
Der Gleichgewichtssinn (Vestibularsystem) erfasst die
Richtung von Schwerkraft und Bewegung. Er ermöglicht
dem Menschen beim Stehen und Bewegen im Gleichge­
wicht zu bleiben, ohne umzufallen. Er erlaubt, Handlungen
fließend auszuführen.
Das Vestibularsystem, das beim Menschen weitgehend
unbewusst arbeitet, spielt eine wichtige Rolle in der
Entwicklung. Zu dem Gleichgewichtsgefühl des Menschen
tragen auch die Reize des visuellen Systems und die Pro­
priorezeptoren bei, die über die Stellung der Gelenke des
Körpers informieren.
Das Sehen ist für den Menschen ein äußerst wichtiges
Sinnessystem, es ermöglicht, wichtige Aspekte der
Umwelt wahrzunehmen.
Das Vestibularsystem veranlasst automatisch die Augen­
muskeln zu angepassten ausgleichenden Augenbewe­
gungen, damit das Gesichtsfeld konstant bleibt.
Der Mensch benötigt für den Sehprozess seine Augen.
Die Signalverarbeitung beginnt schon in spezialisierten
Neuronen der Netzhaut und setzt sich weiter im Hirn­
stamm und der Sehrinde fort. Die Interpretation der
optischen Eindrücke findet in verschiedenen Arealen
des Großhirns statt.
Das vestibulare und das auditive System stehen in enger
Verbindung, da sie beide praenatal (vorgeburtlich) aus
den Labyrinthbläschen entstehen und gemeinsam im
Innenohr liegen.
Zum Erkennen, Unterscheiden, zum Erfassen von Lage,
zur Orientierung im Raum, zur Auge-Hand-Koordination
benötigt der Mensch die Augen – aber allein mit ihnen
sieht er nicht.
Das Gleichgewichtssystem nimmt seine Arbeit sehr früh
vorgeburtlich auf und bereitet sich für lebensnotwendige
Aufgaben vor. Störungen im vestibularen Bereich werden
in erster Linie durch Gleichgewichtsprobleme gekenn­
zeichnet. Durch die Verbindung zwischen dem vestibu­
laren-visuellen Bereich sowie dem vestibularen-auditiven
Bereich kann es zu weitreichenden Folgen kommen.
Das Gehirn verarbeitet die Bilder, die auf dem Augenhin­
tergrund optisch abgebildet und in der Netzhaut in elek­
trische Signale umgesetzt werden zu einem ganzheitlichen
Wahrnehmungseindruck.
Kinder mit visuellen Wahrnehmungsschwierigkeiten
können optische Reize nicht richtig zuordnen.
Visuelle Wahrnehmungsprobleme, wie verschwommenes
ungenaues Sehen sind genauso möglich, wie Entwick­
lungsverzögerungen von Sprache durch Auswirkung des
Vestibularsystems auf den auditiven Bereich.
Lernschwächen, unsichere Feinmotorik, fehlerhaftes
Lesen, frühzeitige Ermüdung, Stress- und Konzentrations­
schwierigkeiten, Kopfschmerz, Lichtempfindlichkeit sowie
häufiges Reiben der Augen stehen in vielen Fällen mit
mangelnder Sehleistung und unkorrigierter Sehschwäche
in Verbindung.
Unangemessene Haltungsreaktionen, häufiges Stolpern,
Hinfallen und allgemeine Ungeschicklichkeit können mit
schlecht abgestimmter Arbeit des vestibularen Systems
zusammenhängen.
Sehfehler sollten so früh wie möglich erkannt und behan­
delt werden.
Viele Kinder sehen schlecht, ohne dass Eltern und Lehrer
es wissen.
Eine enge Verbindung zwischen Gleichgewicht und Ver­
dauungstrakt ist zu erwähnen. Übelkeit oder mangelnde
Darm- und Blasenkontrolle zeigen sich ebenfalls in Ver­
bindung mit Schwierigkeiten in der vestibularen Wahrneh­
mungsverarbeitung.
Da eine Sehschwäche nicht schmerzt und Kinder mit
mangelndem Sehvermögen optimales Sehen nicht
kennen, können sie ihre Schwierigkeit nicht benennen.
Vestibulare Wahrnehmungsauffälligkeiten zeigen sich
u. a in verzögerter motorischer Entwicklung, emotionalen
Problemen, Wahrnehmungs- und Konzentrationsschwie­
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rigkeiten, Lernschwierigkeiten, Sprachstörungen und
Verhaltensauffälligkeiten.
In der Schule wird der Schüler vor visuelle Aufgaben
gestellt: Er soll Lesen und Schreiben lernen.
Sehprobleme eines Kindes können sich bei Anstren­
gungen durch Augenreiben, Stirnrunzeln, schnelle Ermü­
dung, Kopfschmerzen und Lern- und/oder Verhaltens­
auffälligkeiten bemerkbar machen. Kinder mit schlechter
Sehschärfe entwickeln zudem ein stark kompensatorisches
Verhalten. Oft klagen sie nicht über schlechtes Sehen,
sondern versuchen Unterstützung durch veränderte Kopfoder Körperstellung zu erfahren.
Lernen:
Bildungsqualität und Gesundheitsqualität bedingen sich
gegenseitig. Lernen, Leisten und Gesundheit stehen in
einer engen Beziehung zueinander.
Zum erfolgreichen Lernen ist ein Zusammenspiel aller
Sinnesorgane erforderlich.
Etwa 80 % aller Nervensignale sind visueller Art. Die
Augen sehen, das Gehirn interpretiert.
Manche Schülerinnen und Schüler lernen Texte auswen­
dig, um sie leichter vorlesen zu können. Einzelne Buch­
staben helfen ihnen beim Erraten eines Wortes.
Seherfahrung beginnt bei der Geburt und entwickelt sich
bis zum Seniorenalter weiter. Die volle Sehschärfe erreicht
das Kind etwa mit sieben bis acht Jahren.
Die genannten Symptome sollten Eltern dazu veranlassen,
den Augenarzt aufzusuchen und, wenn nötig, eine Brille
zu tragen.
7
Beeinträchtigungen von Augenbewegungen können
auch Einfluss auf die Auge-Hand-Koordination haben. Die
Auge-Hand-Koordination ist für das Erlernen von Lesen,
Schreiben und Rechnen unabdingbar notwendig. Schlech­
te Handschrift, nicht eingehaltene Linien/Rechenkästchen
oder Schwierigkeiten beim Ausmalen können Hinweise auf
mangelhaft ausgeprägte Auge-Hand-Koordination sein.
so wie von begleitenden Maßnahmen zur Gesundheits­
erhaltung und Gesundheitsförderung.
Ein ausgeglichenes Gleichgewicht, gutes Hören und
Sehen hängen unmittelbar mit Lebensfreude zusammen.
Sie unterstützen lebenslang die Gesundheit, das Wohlbe­
finden, die Leistungskraft sowie ein gesundes Selbstbe­
wusstsein und einen sicheren Umgang mit Menschen und
Materialien
Die Auge-Hand-Koordination ist zugleich auch eine wich­
tige Vorstufe für das Zählen, Ordnen und Zuordnen von
Elementen. Das Kind zählt und ordnet, anfangs benutzt es
Augen und Hand gemeinsam.
Erkrankungskomplexe, die Lernen und Lehren
beeinflussen
Die Hörwahrnehmung wird als eine wichtige Vorausset­
zung für die sprachliche Kommunikation und das Denken
angesehen.
In den letzten Jahren zeigt sich eine Zunahme von Hyper­
akusis und Tinnitus (aurium) in der Schule und bereits auch
im Kindergarten. Diese Erkrankungskomplexe, wie auch
deren Auswirkungen von Lernen und Lehren sind bisher
gar nicht oder nur sehr unzureichend untersucht worden.
Die Entwicklung beginnt bereits vorgeburtlich und hält
parallel zum Erlernen der kindlichen Sprache an.
Durch Hörprobleme kann das Erlernen der Sprache eben­
so betroffen sein wie der spätere Schriftspracherwerb.
Hyperakusis
Ein Hörschaden kann sich ebenso wie eine Hypersensitivi­
tät (eine Überempfindlichkeit im Hören) problematisch auf
die Entwicklung des Kindes auswirken.
Hyperakusis bedeutet übersetzt „Mehr“- oder „zu-viel“Hören.
Ein hypersensitives Kind blendet mitunter Geräusche
aus. Die Folge davon sind unvollständige und unrichtige
Informationen. Unter „geschützten“ Umständen fällt dies
nicht auf, in Situationen mit schulischem Stress durch
Lärm und Hektik aber wird es zum Problem. Dies kann ein
Grund sein, warum Diktate beim Üben zu Hause so viel
besser geschrieben werden als später in der schulischen
Situation.
Eine Normalhörigkeit bezeichnet man als Normakusis und
eine Schwerhörigkeit (= vermindertes Hören) als Hypaku­
sis.
Warum also kann eine Hyperakusis ein Problem des
Betroffenen darstellen?
Jeder Mensch hat eine so genannte Unbehaglichkeits­
schwelle.
Häufig wird die Bedeutung der Wahrnehmung ausschließ­
lich in Bezug auf das Sehen und das Hören beachtet.
Dies ist eine „Hörkurve“, die von den Untersuchten als
gerade noch akzeptabel angegeben wird.
Dabei stellt sich gerade das Gleichgewichtssystem (Vesti­
bularsystem) als Basis der Sinnesverarbeitung dar.
Hyperakusis bedeutet, dass bereits laute Gespräche,
tägliche Geräusche auf der Straße oder eine normale
Unterrichtsstunde in der Schule als zu „laut“ und sehr oft
„schmerzhaft“ empfunden werden.
Es spielt eine grundlegend wichtige Rolle in der mensch­
lichen Entwicklung, auch für das Lernen.
Es steht in engster Verbindung mit Sehen und Hören und
hat durch seine enge Vernetzung erheblichen Einfluss auf
schulische Aufgaben.
Die genaue Ursache dieser Hyperakusis ist bis heute nicht
geklärt.
Schülerinnen und Schüler, Erwachsene der gesamten
Schulgemeinde profitieren von frühen Warnsignalen eben­
Man vermutet eine zentrale Fehlsteuerung der Sinnes­
wahrnehmung „Hören“, d. h. das Gehirn verarbeitet die
Informationen, die es vom Ohr erhält, nicht so, wie es
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eigentlich sein sollte. Daraus ergibt sich das veränderte
„Lautheitsgefühl“.
einer dafür besonders qualifizierten Gruppe von Thera­
peuten bedürfen.
Dieser Umstand erklärt auch, dass gerade Patientinnen
und Patienten mit Tinnitus aurium („Ohrensausen“) oft an
einer Hyperakusis leiden.
Tinnitus (aurium)
Man versteht heute unter „Tinnitus“ Geräusche, die in den
Ohren oder im Kopf wahrgenommen werden, für die es
offenbar keine externe Schallquelle gibt.
Insgesamt bedeutet es aber für den Erkrankten eine
erhebliche Einschränkung im täglichen Leben.
Erwachsene habe im Beruf zum Teil erhebliche Probleme,
wenn sie in einem lauten (lärmenden) Berufsfeld arbeiten.
Damit kann eine Hyperakusis zu einer Berufsunfähigkeit
führen und diese Fälle von Hyperakusiserkrankten, die
berufsunfähig werden, nehmen an Häufigkeit zu.
Häufig kann das Geräusch nicht genau lokalisiert werden.
Im Gegensatz zu diesen subjektiven Ohrgeräuschen gibt
es sehr selten objektive Ohrgeräusche, die eine gefäßbe­
dingte oder muskuläre Ursache im Mittelohr oder seiner
Umgebung haben. Diese objektiven Ohrgeräusche sind
von pulsierendem oder klickendem Charakter und können
auch vom Untersucher selbst akustisch wahrgenommen
werden.
Wenn Kinder oder Jugendliche von einer Hyperakusis
betroffen sind, ergeben sich daraus oft sehr schwerwie­
gende Probleme.
Abhängig vom individuellen seelischen Befinden wird der
Tinnitus in größerem oder weniger großem Maß hinge­
nommen, ähnlich dem Schmerz oder dem Juckreiz.
Aufgrund des heutigen sehr lauten schulischen Umfeldes
können die betroffenen Kinder und Jugendliche dem
Unterricht schlecht oder gar nicht folgen, sie sind oft
unkonzentriert und werden als „verhaltensgestört“ ein­
gestuft.
Die Menschen unterscheiden sich sehr stark in ihren Reak­
tionen auf den Tinnitus.
Eltern können ebenfalls die Symptome nicht einordnen,
wenn Kinder nicht mehr zur Schule gehen wollen „weil es
Ihnen dort zu laut ist“.
Er ist häufig ein ständiger Begleiter, mit dem einige
Menschen zu leben lernen, während andere unter seiner
quälenden Gegenwart leiden. Die Betroffenen hören
manchmal oder dauernd in einem oder beiden Ohren,
aber auch im ganzen Kopf, Geräusche in sehr unterschied­
lichen Ausprägungen und Lautstärken, die lautmalerisch
mit Sausen, Zischen, Klopfen, Dröhnen, Knarren, Knallen,
Klingeln usw. beschrieben werden.
Nicht selten werden Kinder zur schulpsychologischen
Untersuchung „geschickt“, weil sie unter dem Tisch sitzen
und nicht dem Unterricht folgen wollen (können).
Ein weiteres Problem der Hyperakusis ist die einge­
schränkte Therapiemöglichkeit. Für Erwachsene oder
ältere Jugendliche kann eine sogenannte „Noiser-Appli­
kation“ versucht werden.
Jeder Betroffene hat vermutlich seinen speziellen Tinnitus
mit ganz individuellen Ursachen und Auswirkungen, die in
Verbindung mit der jeweiligen Persönlichkeitsstruktur eine
ganz spezifische Konstellation bilden.
Dies entspricht etwa einer Versorgung mit Hörgeräten,
wobei die Noiser keine Verstärkung der Umgebungsge­
räusche bzw. -töne durchführen, sondern eine besondere
Form von Rauschen in einer speziell eingemessenen
Lautstärke abgeben.
Häufig werden mit dem Tinnitus Schlaflosigkeit, Persön­
lichkeitsveränderungen, Funktionsstörungen oder in
Extremfällen sogar Selbstmordgedanken verbunden.
Dies entspricht einer sehr aufwendigen und komplizierten
Versorgung durch den dafür besonders qualifizierten
Hörgeräteakustiker.
Für nicht wenige Menschen ist der Tinnitus ein peini­
gendes Phänomen, das oftmals die volle Aufmerksamkeit
auf die Geräusche im Kopf oder in den Ohren lenkt.
Die daraus resultierende nervöse Spannung und das ver­
stärkte Bewusstsein verschlimmern den Tinnitus.
Für Kinder und jüngere Jugendliche sind bisher nur ver­
haltenstherapeutische Maßnahmen bekannt, die ebenfalls
9
Gelingt eine muskuläre Entspannung, so kann mit gleich­
zeitig herabgesetztem Tinnitusbewusstsein der störende
Charakter der Ohrgeräusche deutlich vermindert werden.
Die ersten Bemühungen um eine schnelle Behebung
der Ohrgeräusche gehen von einer häufig vermuteten
Ursache aus, nämlich von denkbaren Durchblutungs­
störungen, sollten aber auch einer möglichen psychischen
Komponente durch Ruhigstellung des Patienten Rechnung
tragen.
Von vielen Menschen mit einem Tinnitus wird berichtet,
dass Genuss von Alkohol und Nikotin zu einer Verstärkung
ihrer Kopf- und Ohrgeräusche führen.
Es gibt Ursachen, die oft lange zurückliegen und trotzdem
aktuelle Auslöser sind.
Stress in jeder Form hat auf die Ohrgeräusche die gleiche
verstärkende Wirkung. Tinnitus kann grundsätzlich bei
jeder Ohrerkrankung und mit jeder Form einer Hörmin­
derung auftreten. So beobachten wir z. B. Tinnitus bei
festsitzenden Ohrschmalzpfröpfen, bei harmlosen Infek­
tionen und Katarrhen im Bereich der Ohrtrompete, bei
akuten und chronischen Mittelohrentzündungen, bei der
Menière’schen Erkrankung oder beim Hörsturz.
Sie gilt es zu unterscheiden. Dabei muss den Erkenntnis­
sen Rechnung getragen werden, dass bei Ohrgeräuschen
eine oft jahrelange psychische Problematik zugrunde
liegen kann, wie man sie auch bei sonstigen chronischen
Krankheiten oft in einer Persönlichkeitsentwicklung erlebt,
die einhergeht mit einer sozial positiv belegten Ent­
wicklung zu einem hilfreichen, nützlichen und tüchtigen
Menschen.
Beim so genannten dekompensierten (nicht erträglichen)
Tinnitus verbinden sich psychische Beeinträchtigungen mit
dem Geräusch zu einem scheinbar unlösbaren Komplex
(komplexer Tinnitus). Es können sich daraus Depressi­
onen, Antriebsschwäche, Schlafprobleme, Ängste, soziale
Isolation und vieles andere mehr entwickeln. Aus diesem
Grund ist es aus therapeutischer Sicht wichtig, dass jeder
Betroffene sich vertrauensvoll mit seinem Arzt oder Psy­
chotherapeuten zusammenschließt, um ein individuelles
Therapiekonzept aufzustellen.
Von ärztlicher Seite werden Durchblutungsstörungen als
Hauptursache genannt und der Behandlung zugrunde
gelegt. Als mögliche weitere Ursache gelten Hörsturz, die
Menière’sche Erkrankung, die Lärmschwerhörigkeit, aber
auch die Altersschwerhörigkeit sowie weitere vererbbare
Arten von Schwerhörigkeit.
Häufige Ursache von Ohrgeräuschen ist eine Schädigung
der feinen Haarzellen im Innenohr durch Lärm oder Knall
(ca. 30 %). In diesem Zusammenhang ist eine gesundheit­
liche Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit ganz wichtig.
Ohrgeräusche entstehen nach einer Hypothese der
Experten, wenn die außerordentlich feinen Sinneszellen
im Innenohr aufgrund einer Schädigung oder aus einem
sonstigen Grunde von sich aus aktiv werden, so als wenn
in einem andächtig lauschenden Konzertsaal plötzlich
ein Zuhörer scheinbar völlig unmotiviert aufsteht und zu
schreien anfängt.
Tinnitus ist oft ein psychosomatisches Geschehen. Man­
che Leute vermuten, Tinnitus sei wegen der engen Ver­
bindung zwischen dem Hören und der Seele ein Aufschrei
der Seele, andere sagen, er sei auf unbewältigten Stress
zurückzuführen.
Diese Aktivität teilt sich über den Hörnerv dem Gehirn
mit, das nun die Aufgabe hat, im Sinnlosen einen Sinn zu
erkennen. Für den modernen, auf Wechselwirkung und
Rückkopplung mit der Umwelt eingerichteten Menschen
muss das aus dem Nichts entstehende Geräusch unheim­
lich wirken. In der Antike war das anders: Da waren auch
die Götter ein Teil der Realität. So nahm man an, Tinnitus­
betroffene könnten die Stimmen der Götter hören und
daraus auch weissagen. Dementsprechend war damals
auch ihr Ansehen. Auch heute noch macht es einen Sinn,
den Tinnitus als eine Botschaft, als wichtigen Mahner für
das zukünftige Leben zu sehen, und sei es zunächst auch
nur für das, was er rein medizinisch gesehen ist: als ein
Krankheitssymptom.
Meist wird von organischen Ursachen ausgegangen.
Möglicherweise spielen alle drei genannten Faktoren bei
der Tinnitusentstehung eine Rolle und bei jedem Tinnitus­
betroffenen in einer ganz persönlichen Zusammenset­
zung. Immer sind Psyche (Seele) und Soma (Körper) an
diesem psychosomatischen Geschehen beteiligt.
Neben den Schädelhirntraumen gibt es Tumore des Hör­
nerven, die Tinnitus auslösen können. Auch Vergiftungen
mit Arzneimitteln wie Chinin, Acetylsalicylsäure etc.
können Ohrgeräusche auslösen. Neben der chronischen
Mittelohrentzündung sind aber auch ohrferne Erkran­
kungen in der Lage, Ohrgeräusche zu verursachen (Herz-
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Kreislauferkrankungen, Stoffwechselkrankheiten, Diabetes
mellitus, Nierenkrankheiten, Erkrankungen des zentralen
Nervensystems sowie degenerative Veränderungen und
funktionelle Blockierungen der Halswirbelsäule).
genen Gehörschutz am Arbeitsplatz, durch Schießen
(Sportschütze, Jäger) oder durch Knalltraumen an Silvester
und Fasching sollten zwingend vermieden werden.
Therapierbare Ursachen findet man auch im Zahn-Kiefer­
bereich.
Prävention und unterstützende Maß­
nahmen im Projekt „Schnecke – Bildung
braucht Gesundheit“
Die Forschung nach der Ursache sollte frühzeitig begin­
nen und gehört in die Hände eines HNO-Arztes. In Zu­
sammenarbeit mit dem Hausarzt oder Kinder/Jugendarzt
bedarf es deshalb fallweise des Internisten, des Orthopä­
den, des Zahnarztes bzw. Kieferspezialisten, des Augen­
arztes, des Neurologen, evtl. auch des Nervenarztes oder
Psychiaters.
 die individuellen Daten werden im Hessischen
Wahrnehmungspass vermerkt
 die Weiterbildung von so genannten Lärmscouts wird
angeboten
Es ist somit notwendig, dass zur effektiven Diagnose und
Therapie eine schon während der Akutphase beginnende
intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschie­
denen Fachleute zu fordern ist. Das „erste Jahr“ des
Tinnitus sollte optimal genutzt werden.
 Elternabende und Öffentlichkeitsveranstaltungen
werden durchgeführt
 erste pädagogische Maßnahmen (Einsatz von Hör­
ampeln, Hör-Koffern, Ausstattung der Klassenzimmer,
Einsatz des Hörclowns) werden in Angriff genommen
Tinnitus ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern
primär ein Symptom (Krankheitszeichen), kann sich aber
im Laufe der Jahre verselbständigen.
 interdisziplinäre „Schnecke“ – Fachtagungen zum
Themengebiet werden durchgeführt (Schülergesund­
heit – Lehrergesundheit
Von den Betroffenen wird oft gefragt, ob Ohrgeräusche
gefährlich sind.
Es gibt nur sehr wenige gefährliche Ursachen, die unbe­
dingt vom Arzt auszuschließen sind, wie z.B. eine Ge­
schwulst am Hörnerv (Akustikusneurinom). Aus diesem
Grund sollte auf jeden Fall am Anfang eine exakte Dia­
gnostik stehen, die die Grundlage für das weitere thera­
peutische Vorgehen bildet, dessen Schwerpunkt auch der
Aufklärung des Patienten über die Natur seines Leidens
dienen sollte.
Pädagogische Maßnahmen im Unterricht
Einsatz von Hörampeln
Hörampeldienst
 Die Hörampel steht oder hängt gut sichtbar in der
Klasse.
So lassen sich Ängste vor zerebralen Prozessen (Erkran­
kungen des Gehirns) oder einem Schlaganfall abbauen
und die Voraussetzungen für eine wirksame Therapie
schaffen.
 Um das Ein- und Ausschalten der Hörampel in die
Hände der Schüler zu geben, wurde ein „Hörampel­
dienst“ eingeführt, der wöchentlich wechselt. Hat der
Dienst den Eindruck in der Klasse sei es zu laut, so
schaltet dieser stillschweigend die Ampel ein.
Ohrgeräusche sind also in der Regel weder von ihren
Ursachen noch von ihren Auswirkungen her gefährlich.
Tinnitus führt weder zur Taubheit noch besteht die Gefahr
verrückt zu werden. Auch eine Verschlechterung der
Ohrgeräusche ist nicht generell zu erwarten. Dem kann
weitgehend durch Lärmvermeidung und entsprechende
Lebensführung vorgebeugt werden. Lärmeinwirkungen
durch Walkman, Diskothek, Rockkonzerte, nicht getra­
 Die Schüler weisen sich dann selbst gegenseitig darauf
hin, dass die Ampel leuchtet und versuchen im grünen
Lichtampelbereich zu bleiben.
11
Hörkoffer
Spiel zum Richtungshören
Die Schüler stehen im Kreis. Ein Schüler steht in der
Mitte und hat die Augen verbunden. Die Lehrkraft steht
hinter dem Schülerin und zeigt auf einzelne Schüler im
Kreis. Diese erzeugen ein vorher vereinbartes Geräusch.
Der ratende Schüler zeigt in die Richtung aus der das
Geräusch wahrgenommen wurde.
Hörclown
 Der Hörclown schafft es, Schüler in seinen Bann zu
ziehen. Auf altersgerechte Weise gibt er Erklärungen
zu den Sinnes­organen und ihrer Funktion beim Lernen
ab.
Seven Up – Spiel der Stille und Wahrnehmung
 Konzentriert hören die Schüler zu und bringen ihre
eigenen Erfahrungen über Hören – Sehen und Gleich­
gewicht aktiv mit ein.
Alle Schüler sitzen auf ihren Plätzen. Sieben Schüler gehen
zur Tafel. Die restlichen legen ihre Köpfe auf ihre Tische
und schließen die Augen. Die Hand, zur Faust geballt,
liegt auf dem Tisch, die Daumen gestreckt nach oben.
Lernspiele zum Sehen und Hören
Die sieben Schüler, die vorne stehen, schleichen nun durch
die Klasse, berühren jeweils den ausgestreckten Daumen
eines Mitschülers, und gehen wieder nach vorne. Diese
Berührten knicken ihren Daumen ein. Sind alle sieben
Schüler wieder vorn, wird „Seven Up“ gesagt.
Das Ein-Minuten-Spiel
Material: Große Wanduhr mit Sekundenzeiger oder eine
Sanduhr mit 1 bis 2 Minuten
Alle, deren Daumen berührt wurde, stehen auf.
Auftrag: Wie lange ist für dich eine Minute? Was kannst
du in dieser Zeit alles hören?
Sie versuchen zu erraten, wer ihre Daumen berührt hat.
Die Schüler stehen an ihrem Tisch, der Stuhl steht hinter
ihnen. Der Lehrer hält gut sichtbar eine Wand- oder Sand­
uhr zu den Schülern. Auf ein gemeinsames Kommando
(z. B. Augen schließen) schließen alle Schüler ihre Augen.
Wenn sie der Meinung sind, die Minute ist vorbei, setzen
sie sich leise hin. Während dieser Minute lauschen sie auf
alle Geräusche im Raum Anschließend wird der Auftrag
besprochen.
Bewegungsangebote im Unterricht zur
Unterstützung des Gleichgewichts 1
Rechenjogging:
Material: Klangschale oder anderes länger klingendes
Instrument
Eine Zahl zwischen 2 und 19 wird ausgemacht und an die
Tafel geschrieben. Alle Schüler joggen auf der Stelle. Der
Spielleiter ruft eine Zahl. Ist diese Zahl durch die vorher
abgemachte Zahl teilbar (2, 3, 4, … 19), drehen sich die
Schüler sofort auf der Stelle. Ist die Zahl nicht teilbar, wird
weiter auf der Stelle gejoggt
Auftrag: Wie lange hörst du den Klang? Verändert sich
der Klang mit der Zeit?
Fotoapparat:
Dem Klang lauschen
Die Schüler sitzen auf ihren Plätzen. Die Stirn ruht auf
ihren Handrücken auf dem Tisch. Der Lehrer/Ein Schüler
schlägt die Klangschale an. Wenn der Klang nicht mehr zu
hören ist, richten sich die Schüler stillschweigend auf.
Ein Schüler wird mit geschlossenen Augen von einem
Partner langsam durch den Raum geführt; dabei hat der
führende Partner seine Hände auf den Schultern des
1
Anschließend wird der Auftrag besprochen.
12
Die Spiele sind dem Buch „Beweg dich, Schule!“ Verlag modernes lernen,
Dortmund entnommen.
„Blinden“, geht also hinter ihm. Er gibt ihm durch das
Umfassen der Schultern Sicherheit.
Ergebnisse der Screenings 2007
Vor einem Gegenstand im Klassenraum bleiben sie
stehen. Der Führende drückt beidseitig leicht in die
Schulter des Schülers und sagt: „Knips“
Hören:
9 % der Schüler im Alter von 5 – 18 Jahren wiesen einen
Hörverlust von mehr als 15dB HL bei mindestens einer
Frequenz auf.
Auf dieses Zeichen öffnet der „Fotoapparat“ kurz die
Augen und „fotografiert“ den Gegenstand.
9,7 % der Grundschüler haben einen Hörverlust von 20 dB
HL oder mehr auf mindestens einem Ohr
Nach drei verschiedenen Fotoaufnahmen gehen die
Partner zurück zu ihrem Ausgangspunkt. Dort macht der
Führende kreisende Bewegungen auf dem Rücken des
Schülers und sagt dazu die Worte: “Entwickeln, entwi­
ckeln …“
Schüler haben zu 9,3 % einen Hörverlust, Schülerinnen
10,0 %
37 % der Grundschüler und 59 % der 5. – 10. Klasse gaben
an, schon einmal Ohrgeräusche erlebt zu haben.
Der „Fotoapparat“ öffnet die Augen und sagt, was er
gesehen hat.
17 % gaben an, dass laute Geräusche wie Türen knallen
unangenehm sei.
Fehlerstopp
Ergebnis:
Ein bekanntes Märchen, eine Geschichte oder sachkund­
liche Inhalte werden vom Spielleiter vorgelesen oder
erzählt.
Auch Schüler die nur einen geringen Hörverlust auf­
weisen, haben schon schlechtere Noten in Mathematik
und Deutsch
Die Schüler gehen während des Vorlesens oder Erzählens
schweigend in eigener Geschwindigkeit durch den Raum.
Sobald ein Fehler im Text vorkommt, bleiben alle sofort
auf der Stelle stehen. Das Spiel kann auch in zwei Mann­
schaften gespielt werden.
Interdisziplinäre Fachtagungen zum Projekt
Die 3. Fachtagung zum Projekt „Schnecke“ – Bildung
braucht Gesundheit findet am 18. 10. 2008 in Wiesbaden,
in Kooperation mit dem Hessischen Kultusministeriums,
Arbeitsgebiet Schule & Gesundheit, dem Hessischen
Umweltministeriums für Umwelt, ländlichen Raum und
Verbraucherschutz und der Unfallkasse Hessen (UKH)
sowie dem Pädagogischen Zentrum der Bistümer im Land
Hessen (Pädagogisches Zentrum Wiesbaden-Naurod)
statt.
0,2 Notenstufen
schlechter
Deutsch
(N = 967, D: 2,7 Stdabw. 1,00)
0,2 Notenstufen
schlechter
Sport
(N = 967, D: 2,1 Stdabw. 0,73)
0,1 Notenstufe
schlechter
Zusammenhang zwischen dem Sozialstatus und der
Häufigkeit von Hörschäden:
Kinder, die ein Instrument spielen (Hinweis auf einen
höheren Sozialstatus der Eltern) haben nur halb so häufig
einen Hörschaden im Vergleich zur nicht musizierenden
Vergleichsgruppe. Die 29 % musizierenden Grundschüler
weisen mit 6,3 % hochsignifikant weniger Hörschäden auf
als nicht musizierende Grundschüler (11,4 %)
Informationen zu Fachtagungen finden sie unter:
Mathematik
(N = 968, D: 2,6 Stdabw. 1,00)
www.schuleundgesundheit.hessen.de
13
Sehen:
Ergebnis:
8 % der Schüler wurde ein Augenarztbesuch empfohlen
Schüler mit auffälligen bis stark auffälligen Befunden in
Ergebnis:
den Gleichgewichtstests haben signifikant schlechtere
Schulnoten.
Schüler die schlecht sehen, haben in allen drei Schul­
fächern im Durchschnitt schlechtere Noten.
0,2 Notenstufen
schlechter
Deutsch
(N = 936, D: 2,7 Stdabw. 1,00)
0,3 Notenstufen
schlechter
Sport
(N = 935, D: 2,1 Stdabw. 0,73)
0,3 Notenstufen
schlechter
Durchschnittsnote im Fach Deutsch
6
5
Durchschnittsnote
Mathematik
(N = 937, D: 2,6 Stdabw. 1,00)
Beispiel Gleichgewicht – Durchschnittsnote:
Gleichgewicht
4
3,3
3
2,8
2,5
2
38 % der Schüler galten bei der Gleichgewichtstestung als
unauffällig.
1
unauffällig
(282)
58 % wiesen leichte, 4 % der Schüler auffällige oder stark
auffällige Gleichgewichtbefunde auf.
leicht auffällig
(598)
auffällig bis
stark auffällig (39)
Mathematik (N = 922)
0,6 Notenstufen schlechter
Ergebnis:
Deutsch (N = 921
0,7 Notenstufen schlechter
Je schlechter das Ergebnis der Gleichgewichtstests,
desto schlechter die durchschnittliche Deutschnote.
Sport (N = 922)
0,6 Notenstufen schlechter
14
Ergebnisse zum Screening der Lehrerinnen
und Lehrer (26 männliche, 88 weibliche
Personen)
 „Bildung braucht Gesundheit“ ist mehr als ein gut
klingendes Motto.
 Das interdisziplinäre Projekt „Schnecke- Bildung
Hören: 24 Personen mit HV > 15dB
90 Personen ohne Hörverlust
(Alter wurde berücksichtigt)
braucht Gesundheit“ konnte nachweisen, dass der
Mangel an Gesundheit zu schlechteren Bildungs­
chancen führt.
Sehen: 14 Personen klagten über Probleme
mit den Augen,
6 Personen hatten deutliche
Beeinträchtigung beim Binokularsehen,
22 Personen waren Brillenträgen,
1 Person Visus > 0,8
 Es ist daher dringend notwendig, Störungen der
Sinnesorgane aufzudecken und pädagogische, thera­
peutische oder medizinische Maßnahmen einzuleiten.
 Eine gute Zusammenarbeit von Kindergarten, Schule,
Lehrern, Eltern, Therapeuten und Medizinern ermög­
licht, Kindern unabhängig von ihrem sozialen Hinter­
grund gute Grundvoraussetzungen für das Lernen zu
bieten.
Gleichgewicht: von den 33 Personen, die an diesem Test
teilnahmen, zeigte sich bei 18 Personen
das Ergebnis „leicht auffällig“ im Bereich
des Einbeinstandes
 Im Rahmen ihrer Berufsausübung sollen Lehrerinnen
und Lehrer auch selbst geschützt werden, Lärm in
der Schule als Gesundheitsbelastung zu ertragen
(Ohr, Kehlkopf, Stimme) und dadurch ein „burn-outSyndrom zu vermeiden.
Zusammenfassung der Schülerinnen/
Schüler-Ergebnisse:
Folgerungen:
 Es zeigen sich deutliche Zusammenhänge zwischen
den Schulleistungen und Beeinträchtigungen der
Sinnesorgane
 Bildungschancen wahren heißt Schäden erkennen und
vermeiden
 Schon kleine Beeinträchtigungen führen zu signifikant
 Die Erkennung von Beeinträchtigungen des senso­
schlechteren Schulnoten
rischen Systems ist notwendig, um Kindern die Chance
zu geben, den Lernstoff ohne Schnittstellenverluste
aufzunehmen.
 Es zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen
sozialen Faktoren und den erreichten Schulnoten:
Musizierende Kinder haben deutlich bessere Noten.
 Geeignete Maßnahmen helfen, die Folgen einer
Schädigung zu mindern
 Der Effekt von Hörverlusten auf die Schulleistungen
lässt sich jedoch unabhängig von der sozialen Grup­
penzugehörigkeit nachweisen.
 Wichtig sind eine frühzeitige Diagnose von Beein­
trächtigungen und eine breit angelegte Prävention
vermeidbarer Schäden.
 Bildung braucht Gesundheit – die Ergebnisse unter­
stützen diese These eindrucksvoll
 Notwendig ist die Gestaltung einer sinnesfreundlichen
Lernumgebung in den Schulen
 Screeninguntersuchungen zur Erkennung von betrof­
fenen Schülern sind notwendig, ebenso wirkungsvolle
Maßnahmen zur Prävention und therapeutische Ange­
bote
 Benachteiligte Kinder sollten beim Screening und der
Prävention besonders ins Blickfeld rücken, da diese oft
an mehreren Fronten benachteiligt sind.
15
Die aktuellen Studienergebnisse des Projekts
„Schnecke – Bildung braucht Gesundheit“ legen nahe,
dass für die Mehrheit der Kinder zunächst eine Wahrnehmungsförderung mit besonderem Schwerpunkt
auf der Förderung des Gleichgewichts im Vordergrund
stehen muss.
 Schülerinnen und Schüler der G8, die zur Zeit die
Dies erweist sich nach der Studie als notwendige Grund­
lage für optimale Aufnahme und Verarbeitung des Lern­
stoffs
Die Fragestellung erweitert sich aber auch auf das Wohl­
befinden und die Gesundheit der Lehrerinnen und Lehrer
Gesamtbelastung durch eine geballte Wissensver­
mittlung verarbeiten
 Deutliche Hinweise auf PISA und die damit auf­
gekommenen Fragen
 Reaktionen der Lehrerinnen und Lehrer auf die
Positive Auswirkungen auf Leistungen und Lernmotivation
aller Schüler sind zu erwarten.
Schulung ihres eigenen Gleichgewichts
 Verminderung von Stress durch Verhaltensverände­
Hierbei sind besonders zu erwähnen:
rungen der Schülerinnen und Schüler
 Die ständig wachsende Zahl der Kinder mit Lern­
störungen und Konzentrationsproblemen
16
Voraussetzungen zur Teilnahme am Projekt
„Schnecke – Bildung braucht Gesundheit“
Das geplante Projekt „Schnecke – Bildung braucht
Gesundheit“ II (Maßnahmen) verspricht wertvolle Hin­
weise auf sinnvolle und umsetzbare Fördermaßnahmen zu
geben, die flächendeckend eingesetzt werden können.
Die Voraussetzungen an dem Projekt teilzunehmen,
stehen in engem Zusammenhang mit dem Erwerb des
Zertifikats „Gesundheitsfördernde Schule“
Hypothese:
Eine gezielte Förderung des Gleichgewichts und der
Wahrnehmungsfähigkeit verbessert die Lernfähigkeit von
Kindern und wirkt sich positiv auf Schulleistungen und
spätere Berufschancen aus.
www.schuleundgesundheit.hessen.de
So soll die Gesundheitsförderung bei Beantragung zur
Teilnahme bereits im schulischen Konzept verankert sein
oder nachweislich angestrebt werden.
Die Hypothese soll mittels einer gut designten prospek­
tiven Studie überprüft werden, um eine solide Entschei­
dungsgrundlage zu gewinnen, ob eine breit angelegte
pädagogische Förderung in dieser Weise angezeigt ist.
Die Ausschreibung selbst erfolgt im Amtsblatt des
Hessischen Kultusministeriums.
Therapeutische, medizinische und pädagogische Erfah­
rungen weisen darauf hin, dass dieser Ansatzpunkt ein
großes und bislang meist ungenutztes Potenzial birgt.
Kontakt:
Prof. Dr. med. Eckhard Hoffmann, Evaluation
Hochschule Aalen
Studiengang Augenoptik und Hörakustik
[email protected]
Zusammenfassung:
Zwischen Beeinträchtigungen des Gleichgewichts und
den Schulleistungen in Mathematik, Deutsch und Sport
besteht nach den Ergebnissen des Projekts „Schnecke –
Bildung braucht Gesundheit“ ein enger Zusammenhang.
Prof. Dr. med. Annette Limberger
Hochschule Aalen
Studiengang Augenoptik und Hörakustik
[email protected]
Mit einer prospektiven Studie zur neuro-sensoriellen
Bildungsförderung soll geklärt werden, ob durch ein
gezieltes Training des Gleichgewichts und der Wahr­
nehmungsfähigkeit auch eine Verbesserung von Lern­
leistungen erzielt werden kann.
Dr. med. Jörg Silberzahn, Initiator des Projekts,
HNO-Arzt in Aßlar (Hessen), Wittmund (Niedersachsen)
[email protected]
Dieser Ansatz ermöglicht neue Perspektiven in der
Förderung von Schülerinnen und Schülern. Kinder fit
machen für die Aufnahme von Wissen – dieses Potenzial
sollte untersucht und genutzt werden. Eine zukunftsträch­
tige Antwort auf PISA ist die Unterstützung der Kinder
beim Lernprozess durch Ausnutzung neurophysiologischer
Erkenntnisse und die aktuellen Studienergebnisse des
Projektes Schnecke.
Dr. phil. Christina Reichenbach, Pädagogische
Konzepte, Leibniz Universität Hannover,
Schloßwender Str. 1, 30159 Hannover
[email protected]
Dr. phil. Christina Reichenbach,
Husenerstr. 43, 44319 Dortmund
[email protected]
Dorothea Beigel, Projektleitung
Projektbüro Schule & Gesundheit des Staatlichen
Schulamtes für den Lahn-Dill-Kreis und den Landkreis
Limburg-Weilburg, Turmstraße 20, 35578 Wetzlar
[email protected]
17
Auswertungen der Untersuchungen im Rahmen des Projekts
„Schnecke – Bildung braucht Gesundheit“
Nachhallzeiten in Schulräumen
33 Klassenzimmer, 7 Sporthallen, 2 Bewegungsräumen,
1 Sprachheilraum, 2 PC Räumen, 2 Fluren, 1 Mensa, 1
Küche, 1Pavillon, 1 Musikraum
vergeht, bis die Schallenergie in dem Raum auf den milli­
onsten Teil der Anfangsenergie abgesunken ist. Bewertet
wurden die Messergebnisse gemäß DIN 18041 „Hörsam­
keit in kleinen und mittelgroßen Räumen“. Danach soll die
Nachhallzeit in einem besetzten mittelgroßen Schulraum
0,5 – 0,6 Sekunden betragen. Die für den jeweiligen Raum
optimale Nachhallzeit wurde immer in Abhängigkeit von
der Raumgröße berechnet, d. h. eine große Turnhalle
darf eine erheblich höhere Nachhallzeit aufweisen, als ein
mittelgroßer Klassenraum.
Teilweise waren die Schulräume mit Akustikdecken ausge­
stattet, teilweise gab es keine Maßnahmen zur Verbesse­
rung der Akustik.
Da eine zu lange Nachhallzeit die Sprachverständlichkeit
verschlechtert, wurden die gemessenen Räume gemäß
ihrer Nachhallzeit kategorisiert.
In Schulräumen sollte – möglichst unabhängig von seiner
Sitzposition – der Schüler einen Lehrer gut verstehen
können und ebenfalls der Lehrer die Wortmeldung des
Schülers. Einen wichtigen Einfluss auf die Sprachver­
ständlichkeit in Räumen hat die Nachhallzeit. Während
der Direktschall und frühe Reflexionen des Schalls die
erwünschten Sprachinformationen an den Hörer (sowohl
Schüler als auch Lehrer) übertragen, stören die späten
Reflexionen, die später als 50 ms nach dem Direktschall
beim Hörer ankommen, die Übertragung von Sprache und
verschlechtern die Sprachverständlichkeit.
Gut 50 % der Räume konnten als sehr gut bewertet
werden, darunter eine Mensa, ein Bewegungsraum, eine
Turnhalle und ein Musikraum. In diesen Räumen liegt die
gemessene Nachhallzeit innerhalb der Zielvorgabe gemäß
DIN 18041.
Im Rahmen des Projekts „Schnecke – Bildung braucht
Gesundheit“ untersuchte das Hessische Landesamt für
Umwelt und Geologie 51 Räume in 11 hessischen Schulen
in Bezug auf ihre Nachhallzeiten:
27 % der Klassenräume (13 Räume) konnten als gut bis
befriedigend bewertet werden, d. h. die anzustrebende
Nachhallzeit wurde maximal bis zu 0,2 Sekunden über­
schritten. Bei 12 % der Klassenräume ist die Nachhallzeit
zwischen 0,2 und 0,5 Sekunden zu lang, so dass akus­
tische Maßnahmen anzustreben sind.
Gemessen wurden die Nachhallzeiten in Abhängigkeit von
der Frequenz. Die gemessene Nachhallzeit ist die Zeit,
die nach dem Ausschalten einer stationären Schallquelle
10 % der Klassenräume (3 Räume) fielen durch besonders
lange Nachhallzeiten auf und sollten vordringlich unter
Schalldruck
Direktschall
Erste Reflektionen
Nachhall
Zeit
Nützlich sind der Direktschall und die ersten Reflektionen, störend der Nachhall
18
Schalldruck
Schalldruck
1. Silbe
1. Silbe
2. Silbe
2. Silbe
Nachhall der
1. Silbe
Nachhall der
1. Silbe
Zeit
Zeit
Kurze Nachhallzeit
Lange Nachhallzeit
Nachhallzeit und Silbenerkennung: Eine lange Nachhallzeit kann nachfolgende Silben verdecken.
Nutzung des Know How des Hessischen Landesamtes
für Umwelt und Geologie durch den Einbau von Akustik­
decken akustisch verbessert werden.
war, ist die Interpretation der Messdaten schwierig. Zum
Teil wurden jedoch auch in den Klassenräumen Pegel bis
87 dB (A) gemessen.
Laut der Bewertung fallen große Räume, wie Turnhallen
(ca. 71 %), Flure (100 %) und Gymnastikräume (50 %) unter
die schlechtesten Bewertungsstufen. Dies deckt sich mit
der täglichen Erfahrung, dass es in den Fluren in den Pau­
sen besonders laut ist und auch in den Unterrichtsräumen
Lärm, der vom Flur ausgeht, schnell als störend empfun­
den wird.
Typische Pegelwerte:
 Die Hörschwelle liegt im Bereich von 1 kHz bei 0 dB
SPL.
 In einem ruhigen Zimmer (ohne Störlärm oder Ge­
spräche) werden Werte von rund 30 dB(A) gemessen.
 Die normale Gesprächslautstärke beträgt um die
Messung des Schallpegels
65 dB(A) im Abstand von 1 m.
 Am Arbeitsplatz ist ab einem mittleren Pegel von
85 dB(A) Gehörschutz zu tragen, um Hörschäden zu
vermeiden.
Die Messung von Schallpegeln erfolgte mit einfachen
Schalldruckpegelmessgeräten, die über eine Maximal­
wertspeicherung verfügten.
 In einer Discothek können oft Schallpegel von 100 dB
(A) gemessen werden.
Es wurden 26 Räume angegeben:
 Der Spitzenpegel einer in Ohrnähe abgefeuerten
18 Klassenzimmer, 2 Turnhallen, 1 Musikraum, 1 Pausen­
halle, 1 Kombiraum, 1 Bushaltestellenbereich, 1 Werk­
raum, 1 Schwimmhalle.
Spielzeugpistole kann bis zu 185 dB betragen und
schon bei einem einmaligen Knall bleibende Schäden
verursachen
Es zeigte sich, dass in großen Räumen (Turnhalle, Pausen­
räume) der Geräuschpegel so hoch ist, dass bei normaler
Sprachlautstärke so gut wie nichts zu verstehen ist. Da
die Unterrichtssituation, in denen der Schallpegel in den
Klassenräumen gemessen wurde nicht standardisiert
Quellenangabe zu den Bildern
Ulich J., Hoffmann E. (2007):
Hörakustik – Theorie und Praxis
19
Literatur
 Beigel, Dorothea: „Beweg dich Schule!“
 BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung).
Lärm und Gesundheit,
Materialien für die Grundschule (1. – 4. Klasse)
Eine tägliche Prise Bewegung im Unterricht
verlag modernes lernen, Dortmund, 2005
ISBN 978-3-938187-15-9)
 Jens Ulrich und Eckhard Hoffmann:
Hörakustik – Theorie und Praxis,
DOZ-Verlag, 2007, ISBN 978-3922269809
 „Fit in allen Sinne“
Unabhängig vom Projekt „Schnecke – Bildung
braucht Gesundheit“, aber inhaltlich sehr verbun­
den, ist im Schulamtsbezirk Hersfeld-Rotenburg ein
Angebot zur Sinnesförderung in Lernhilfeschulen
entstanden.
20
Hessisches Kultusministerium
Luisenplatz 10
65185 Wiesbaden
www.kultusministerium.hessen.de
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