Rheumatoide Arthritis - Techniker Krankenkasse

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Rheumatoide Arthritis | Herausgeber: Techniker Krankenkasse, Hauptverwaltung: 22291 Hamburg, Fax 040 - 69 09-22 58,
Internet: www.tk.de. Fachbereich Versorgungsmanagement, Klaus Rupp (verantwortlich). Unter wissenschaftlicher Beratung
der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V. und basierend auf deren ärztlichen Leitlinien. Text und Illustration:
lege artis Gesellschaft für Publizistik, Kommunikation & Beratung mbH, Münster. Redaktion: Monica Burkhardt. Gestaltung: The Ad Store GmbH, Hamburg. Produktion: Yvette Lankau. Lithografie: Hirte GmbH & Co. KG, Hamburg. Bilder:
Corbis, Getty Images. Druck: Köllen Druck & Verlag GmbH, Bonn.
© Techniker Krankenkasse. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung. 2. Auflage 2014
2 | Rheumatoide Arthritis
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Das Krankheitsbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Rheuma ist nicht gleich Rheuma – ein Überblick . . . . . . . . . . . . 7
Schmerzen im Gelenk – die Rheumatoide Arthritis . . . . . . . . . . 9
Aus dem Gleichgewicht – die Rolle des Immunsystems . . . . . 12
Was passiert im Gelenk? – Ablauf der Entzündung . . . . . . . . . 17
Die Diagnose. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Der Entzündung auf der Spur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Die Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Medikamente bilden die Basis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
In Bewegung bleiben – aktiv gegen steife Gelenke . . . . . . . . 38
Operationen an den Gelenken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Antworten zum Lese-Echo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Rheumatoide Arthritis | 3
Vorwort
Wenn der Arzt bei Ihnen oder einem
Ihrer Angehörigen Rheumatoide Arthritis
diagnostiziert, verändert das Ihr Leben.
Die ersten Veränderungen haben die
Betroffenen längst bemerkt: Die Hände
schmerzen, die Gelenke sind steif und
geschwollen. Sie fühlen sich niedergeschlagen und haben kaum Appetit. Im
Verlauf der Erkrankung erleben die
meisten Patienten starke Bewegungseinschränkungen. Einige können ihren
Beruf nicht mehr ausüben. Einfache
Handgriffe wie Zähneputzen oder Schuhezubinden strengen die Betroffenen
sehr an.
Doch mit der Diagnose, die in einem
sehr frühen Stadium medizinisch schwer
festzustellen ist, beginnt für Sie die Phase, in der Ihre Krankheit effektiv behandelt werden kann. Die medizinische
Forschung hat in den vergangenen
20 Jahren große Fortschritte gemacht.
Hochwirksame Medikamente setzen
erfolgreich am Kern der Rheumatoiden
Arthritis an: Sie verlangsamen oder
stoppen sogar die dauerhafte Entzündung der Gelenke und verändern damit
den Krankheitsverlauf. Sie erhalten als
Patient ein erhebliches Stück Ihrer Lebensqualität zurück.
Je früher die Krankheit erkannt wird,
desto höher sind die Chancen einer
erfolgreichen Behandlung. Unabhängig
davon bleibt die Rheumatoide Arthritis
eine chronische Erkrankung, die sich
4 | Rheumatoide Arthritis
langsam, zum Teil schubweise, entwickelt und bisher nicht heilbar ist. Es gibt
heute keine gesicherten Erkenntnisse
darüber, was die Erkrankung auslöst.
Außerdem weiß man noch wenig darüber, welche Faktoren die Rheumatoide
Arthritis ungünstig beeinflussen. Das
macht es den Ärzten schwer, den Verlauf einer Rheumatoiden Arthritis vorauszusagen.
Die Therapie fordert von Ihnen Geduld
und Ausdauer. Denn Sie spüren in der
Regel nicht sofort einen Erfolg oder
erleben nach einer langen Ruhephase
einen Krankheitsschub. Besuchen Sie
darum regelmäßig Ihren Arzt, auch
wenn Sie sich wohl fühlen. Die Gelenkschmerzen können zwar über längere
Zeit verschwinden, doch die Rheumatoide Arthritis bleibt. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie empfiehlt,
den Krankheitsverlauf alle drei Monate
von einem Arzt dokumentieren zu lassen. Helfen Sie auf diese Weise mit,
die Krankheit erfolgreich zu behandeln.
Für Ihre Auseinandersetzung mit der
Krankheit und die Gespräche mit dem
Arzt ist es wichtig, selber gut informiert zu sein. Diese Broschüre bietet
Ihnen verständliche medizinische Informationen über das Krankheitsbild
der Rheumatoiden Arthritis und ihre
Behandlung. Die Inhalte orientieren
sich dabei an der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie
und beruhen auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die
Leitlinie wurde von Experten verfasst
und erläutert unter anderem die wichtigsten Diagnosemethoden und Therapien. Sie wird regelmäßig überarbeitet
und richtet sich im Original an Hausärzte,
Rheumatologen und Orthopäden sowie
sämtliche Therapeuten und Pflegekräfte,
die im Bereich der Rheumatologie tätig
sind. Die Leitlinie fasst für das Fachpublikum die besten Behandlungsmöglichkeiten der Rheumatoiden Arthritis zusammen. Sie verpflichtet die Ärzte allerdings
nicht dazu, sie anzuwenden.
Wir haben in dieser Broschüre die Empfehlungen der Leitlinie für Sie aus der
medizinischen Fachsprache übersetzt
und möchten Ihnen damit unabhängige
und fachlich geprüfte Informationen
über das Krankheitsbild der Rheumatoiden Arthritis vermitteln.
Ein Lese-Echo am Ende der Kapitel hilft
Ihnen, die gewonnenen Kenntnisse zu
überprüfen. Denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine solche Wiederholung hilft, das Gelesene leichter im
Gedächtnis zu behalten.
Unsere Broschüre kann das Gespräch
mit Ihrem Arzt natürlich nicht ersetzen.
Sprechen Sie mit ihm über alle Fragen
zur Erkrankung und zu den Therapieformen.
Ihre Techniker Krankenkasse
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6 | Rheumatoide Arthritis
Rheuma ist nicht gleich Rheuma – ein Überblick
Rheuma tritt in sehr unterschiedlichen
Formen auf. Bekannt sind inzwischen
über 400 Krankheitsbilder – manche
davon ähneln sich stark. Schon vor rund
2.500 Jahren beschrieb Hippokrates,
der berühmte Arzt der griechischen Antike, den Gelenkschmerz als typisches
Anzeichen von Rheuma.
Der Begriff Rheuma steht im weitesten
Sinne für Erkrankungen, die vorrangig
am Bewegungsapparat des Menschen
auftreten – an Gelenken, Sehnen und
Muskeln. Es können aber auch die inneren Organe, das Nervensystem sowie
Haut und Augen betroffen sein. Fast immer gehen rheumatische Erkrankungen
mit Schmerzen und Einschränkungen in
der Bewegung einher.
Entzündliche Veränderungen, aber auch
Verschleißerscheinungen oder Stoffwechselstörungen rufen rheumatische
Erkrankungen hervor. Viele Patienten
haben zusätzlich ein allgemeines Krankheitsgefühl und sind in ihrer Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt.
Rheuma betrifft oft mehrere Organsysteme gleichzeitig. Darum arbeiten bei der
Behandlung rheumatischer Erkrankungen
Ärzte verschiedener Fachrichtungen –
Rheumatologen, Internisten, Chirurgen
und Orthopäden – eng zusammen.
GUT ZU WISSEN!
Rheuma | Der Begriff stammt aus einer
Zeit, als die Ursachen für rheumatische
Erkrankungen noch unbekannt waren.
Abgeleitet von dem griechischen Wort
„rheumatismos“, bedeutet Rheuma
übersetzt „fließender, ziehender
Schmerz“. Heute ist Rheuma ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Erkrankungen, die nicht nur der Laie schwer
unterscheiden kann.
Rheumatoide Arthritis | 7
Einteilung der Krankheitsbilder
Rheumatologen ordnen die Mehrzahl
der Krankheitsbilder in vier Hauptgruppen ein:
Lese-Echo
Frage 1:
1. Die entzündlich-rheumatischen Erkrankungen | Sie beginnen meist in
den Gelenken, befallen aber auch gelenk-nahe Strukturen wie Bindegewebe
und Muskeln bis hin zu den inneren Organen. Daher handelt es sich hierbei um
sogenannte Systemerkrankungen. Die
häufigste und bekannteste entzündlichrheumatische Erkrankung ist die Rheumatoide Arthritis (RA). Sie ist Gegenstand dieser Broschüre.
2. Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen | Sie gehen auf
die Abnutzung, Überbelastung oder Fehlstellungen der Gelenke zurück. Diese
Form der Gelenkerkrankung heißt auch
Arthrose. Dabei kommt es zu Schäden
am Gelenkknorpel, beispielsweise in
Hüft- oder Kniegelenken.
3. Weichteilrheumatismus | Wie der
Name schon sagt, sind hier weiche
Strukturen wie das Binde- und Fettgewebe, Muskeln, Sehnen und Bänder
betroffen. Die Gewebestrukturen haben
funktionelle Defekte, werden jedoch
nicht zerstört. Auslöser sind zum Beispiel
überlastete Muskeln und überreizte Sehnen oder eine andauernde seelische Belastung.
4. Stoffwechselerkrankungen mit
rheumatischen Beschwerden | Auch
der Stoffwechsel kann rheumatische
Erkrankungen an den Bewegungsorganen hervorrufen. Darunter fallen beispielsweise Gicht und Knochenschwund
(Osteoporose).
8 | Rheumatoide Arthritis
Zu welcher Hauptgruppe gehört
die Rheumatoide Arthritis?
a) Weichteilrheumatismus
b) Degenerative Gelenkerkrankung
c) Entzündlich-rheumatische
Erkrankung
d) Stoffwechselerkrankung mit
rheumatischen Beschwerden
Die richtige Antwort finden Sie
auf Seite 46.
Schmerzen im Gelenk – die Rheumatoide Arthritis
Rheumatoide Arthritis ist die internationale Bezeichnung für die häufigste und
bekannteste entzündlich-rheumatische
Erkrankung. Allein in Deutschland leiden
rund 800.000 Menschen an Rheumatoider Arthritis. Dabei sind Frauen dreimal
so häufig betroffen wie Männer.
Diese rheumatische Erkrankung kann in
jedem Lebensalter auftreten, bei den
meisten Menschen jedoch macht sie
sich im Alter zwischen 30 und 50 Jahren
bemerkbar. Rund 5 von 100 Betroffenen
sind sogar jünger als 16 Jahre.
Ursachen der Erkrankung
Der Auslöser für Rheumatoide Arthritis
ist bis heute unbekannt. Ihn zu entdecken, ist eine der wichtigsten Fragen der
Rheumaforschung. Genetische Faktoren
stehen zwar im Verdacht, die chronische
Gelenkerkrankung zu verursachen, sind
aber keinesfalls allein verantwortlich. Infektionserreger wie Viren und Bakterien
spielen möglicherweise auch eine Rolle.
Der Entzündungsprozess im Gelenk ist
hingegen in den vergangenen Jahren
sehr gut erforscht worden. Dabei entdeckten Wissenschaftler den großen
Einfluss des Immunsystems auf die Erkrankung.
Fehlgeleitete Körperabwehr
Ein gesundes Immunsystem schützt den
Körper vor Krankheiten. Täglich wehrt es
Millionen Eindringlinge ab und wacht
darüber, dass körpereigene Zellen nicht
entarten. Doch bei der Rheumatoiden
Arthritis wird die Körperabwehr aus bisher unbekannten Gründen fehlgesteuert.
Das falsch geleitete Immunsystem
kämpft nicht mehr ausschließlich gegen
Eindringlinge von außen, sondern auch
gegen körpereigenes Gewebe. Das bedeutet, der Körper richtet sich in bestimmten Bereichen gegen sich selbst.
Mediziner nennen diesen Vorgang eine
autoimmune Reaktion des Körpers. Bei
der Rheumatoiden Arthritis ruft eine solche autoimmune Reaktion die chronische Entzündung der Gelenke hervor.
Was genau im Immunsystem der Patienten mit Rheumatoider Arthritis falsch
läuft und wie der Körper darauf reagiert,
erklären wir Ihnen im nächsten Kapitel
ab Seite 12. Zunächst beschreiben wir
Ihnen auf den folgenden Seiten, wie
sich die Erkrankung äußerlich zeigt und
wie sie sich bei den meisten Patienten
typischerweise entwickelt.
Rheumatoide Arthritis | 9
GUT ZU WISSEN!
Schleichender Beginn | Die Rheumatoide Arthritis beginnt langsam und schleichend. Eine frühe Diagnose und der
rasche Beginn einer Behandlung durch
Rheumatologen können den weiteren
Verlauf der Erkrankung entscheidend
beeinflussen.
Beginn und Verlauf der
Rheumatoiden Arthritis
Die Hände eines Rheumapatienten sagen viel über seinen Gesundheitszustand aus. Wenn die Krankheit bereits
weit fortgeschritten ist, sind die Finger
stark in Richtung des kleinen Fingers abgeknickt. Die Gelenke sind aufgetrieben
und einzelne Finger zeigen die sogenannte Schwanenhalsdeformität. Das
heißt, dass die Mittelgelenke überstreckt
und die Endgelenke gebeugt sind.
Befallsmuster der Hände
Häufig sind es die Hand- und Fingergelenke, die sich zuerst entzünden. Die
Entzündung lässt sich schon äußerlich
erkennen: Das Gelenk ist geschwollen
und gerötet. Die Haut darüber ist wärmer als normal. Gerade morgens sind
die betroffenen Gelenke steif und lassen
sich nur unter Schmerzen bewegen.
Wenn die Krankheit unbehandelt bleibt,
können im Laufe von Wochen und Monaten mehr und mehr Gelenke erkranken. Die Entzündung entwickelt sich
chronisch und erreicht dann die großen
Gelenke wie Schulter, Ellenbogen oder
Knie. Neben den Gelenken erkranken
oft Sehnenscheiden, Schleimbeutel sowie Teile der Wirbelsäule. Langfristig
zerstört die Entzündung die betroffenen
Gelenkstrukturen. Zuletzt können die
Gelenke vollständig versteifen.
In der Regel verläuft die Krankheit
schubweise, das heißt, eine Zeit lang
sind die Gelenkschmerzen besonders
stark und das Krankheitsgefühl ist ausgeprägt. Typisch ist auch der symmetrische Befall der Gelenke: Die entzündeten Gelenke sind gleichmäßig auf beide
Körperhälften verteilt.
10 | Rheumatoide Arthritis
Typisches Befallsmuster der Hand bei einer
Rheumatoiden Arthritis: Die roten Punkte
kennzeichnen die entzündeten Gelenke.
Die Fingerendgelenke erkranken in der
Regel nicht.
Der ganze Körper ist betroffen
Die entzündeten Gelenke fallen ins Auge,
doch Rheumatoide Arthritis ist eine Systemerkrankung. Das bedeutet, die Patienten haben nicht nur Gelenkschmerzen,
sondern der ganze Körper ist betroffen.
Sie sind müde, leistungsschwach, haben
Fieber und schwitzen im Schlaf. Viele Betroffene nehmen ab, weil sie unter Appetitlosigkeit leiden. Zusätzlich können
manchmal auch Blutgefäße, innere Organe wie Herz und Lunge, Nerven und Augen betroffen sein.
Kein Krankheitsverlauf gleicht dem anderen und auch die richtige Therapie ist von
Patient zu Patient verschieden. Es ist
daher wichtig, dass Sie Ihrem Arzt regelmäßig alle Begleiterscheinungen Ihrer
Krankheit berichten und ihn auch später
über die Veränderungen informieren.
Lese-Echo
Frage 2:
Was bedeutet der Begriff
Systemerkrankung?
a) Erkrankung des Immunsystems
b) Erkrankung, die den gesamten
Körper betrifft
c) Erkrankung des Herz-KreislaufSystems
Die richtige Antwort finden Sie
auf Seite 46.
Rheumatoide Arthritis | 11
Aus dem Gleichgewicht – die Rolle
des Immunsystems
Das menschliche Immunsystem ist ein
leistungsstarkes Abwehrsystem, das
den Körper vor schädlichen Eindringlingen schützt. Seine Fähigkeiten sind bemerkenswert, da der Körper ununterbrochen mit Millionen Bakterien, Viren und
anderen Mikroorganismen der Außenwelt in Berührung kommt. Innerhalb des
Körpers kontrolliert das Immunsystem,
ob eigene Zellen entarten, und zerstört
diese. Gelingt die Abwehr nicht, wird
der Mensch krank.
Angeborene Abwehr
Ein gesundes Immunsystem hat die
Fähigkeit, unter allen Substanzen im
Körper zwischen „Freund“ und „Feind“
zu unterscheiden. Auf diesem Grundsatz
beruht die Arbeit der Abwehrzellen – der
weißen Blutkörperchen. Bis ein eindringender Erreger Schaden anrichten kann,
muss er einige Hürden des Immunsystems überwinden.
Die Haut und die Schleimhäute bilden
das erste Hindernis für schädliche Mikroorganismen. Zudem ist unser Körper
dicht von unschädlichen Bakterien und
anderen Organismen besiedelt. Sie bilden gemeinsam einen äußeren Schutzwall, der in den allermeisten Fällen das
Eindringen von „Feinden“ verhindert.
GUT ZU WISSEN!
Weiße Blutkörperchen | Die weißen
Blutkörperchen bilden den Oberbegriff
für sämtliche Abwehrzellen des
Immunsystems. Sie werden auch
Leukozyten genannt. Unter dem
Mikroskop sind sie farblos beziehungsweise weiß – daher die Bezeichnung
weiße Blutkörperchen. Eine hohe
Anzahl weißer Blutkörperchen deutet
auf eine Entzündung hin.
12 | Rheumatoide Arthritis
Von Geburt an kann sich der Mensch
gegen Eindringlinge von außen wehren.
Auf diese Weise sind bereits Säuglinge
vor vielen Krankheitserregern sicher.
Und auch noch völlig unbekannte Erreger bringen den Menschen in den
meisten Fällen nicht in Gefahr, da die
angeborene Abwehr (unspezifische
Abwehr) dafür verschiedene Barrieren
bereithält.
Wenn Keime oder andere Organismen
doch in den Körper gelangen, bekämpfen im Inneren sogenannte Fresszellen
(Makrophagen) und Granulozyten den
Eindringling. Beide Zellarten gehören
zu den weißen Blutkörperchen. Sie umschließen die Bakterien, Viren oder andere fremde Teilchen und verdauen diese.
Das angeborene Abwehrsystem sorgt
damit schon für einen erheblichen
Schutz vor unverträglichen Eindringlingen. Doch das Immunsystem kann
noch mehr.
Erlernte Abwehr
Für besonders gefährliche Krankheitserreger gibt es eine maßgeschneiderte
Antwort – die erlernte Immunabwehr
(spezifische Abwehr). Dabei werden
besondere Abwehrzellen (B-Zellen und
T-Zellen) auf den Plan gerufen. Sie sind
in der Lage, jede fremde Substanz zu
erkennen und darauf zu reagieren.
Darüber hinaus besitzen sie eine Art
Gedächtnis. Wenn diese Abwehrzellen
erneut auf einen bestimmten Erreger
treffen, können sie wesentlich schneller
und besser darauf reagieren. Auf diese
Weise erwirbt der Körper auch Immunität gegen bestimmte Krankheiten, die
dann über Monate oder sogar ein Leben
lang anhält.
Gruppen von Abwehrzellen
Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) lassen sich in verschiedene
Untergruppen gliedern. Jede
Gruppe nimmt ihre Aufgaben zur
Körperabwehr auf unterschiedliche Weise wahr. Wir nennen
Ihnen hier die wichtigsten:
 Granulozyten (zahlenmäßig
stärkste Art) beseitigen im Rahmen der angeborenen Abwehr
Parasiten, Pilze und Bakterien.
Sie nehmen die Erreger in sich
auf und zerstören sie.
 Fresszellen (Makrophagen)
Gefährliche Anpassungsfähigkeit
Die Immunzellen sind in ihrer Abwehr
von Eindringlingen sehr flexibel. Wenn
die Zellen heranreifen, bildet jede von
ihnen eine besondere Oberfläche, die
auf einen Erreger passt – wie ein Schlüssel ins Schloss. Die hohe Anpassungsfähigkeit der Abwehrzellen führt dazu,
dass jeder Mensch für sehr viele denkbare Erreger oder andere schädliche
Stoffe einen passenden Schlüssel in sich
trägt. Das heißt: Für einen beliebigen
Fremdkörper gibt es fast immer eine
passende Abwehr des Körpers.
Ein Teil der Abwehrzellen bildet dafür
sogenannte Antikörper, um gefährliche
Krankheitserreger zu bekämpfen. Die
Antikörper binden die fremden Zellen
an sich und machen sie unschädlich.
Andere Abwehrzellen erkennen und
vernichten den Eindringling direkt.
gehören ebenfalls zu der angeborenen Abwehr und verdauen
wie die Granulozyten die feindlichen Erreger.
 B-Zellen (B-Lymphozyten) sind
Bestandteil der erlernten Abwehr und als einzige Abwehrzellen in der Lage, Antikörper zu
bilden.
 T-Zellen (T-Lymphozyten) steu-
ern unter anderem die angeborene und die erlernte Abwehr.
Zudem können sie entartete
Zellen zerstören.
 Natürliche Killerzellen gehören
zur angeborenen Abwehr. Sie
erkennen veränderte und infizierte Zellen und töten diese ab.
Rheumatoide Arthritis | 13
Vielfalt der Abwehrzellen
Die Abwehrzellen, hier als Dreiecke gekennzeichnet, haben bei naher Betrachtung unter schiedliche Oberflächen, die jeweils wie ein Schlüssel auf ein bestimmtes Schloss passen.
Die Fähigkeit der Abwehrzellen, nahezu
jeden Eindringling bekämpfen zu können,
birgt jedoch die Gefahr, dass körpereigene Strukturen angegriffen werden. Denn
sowohl die körpereigenen Strukturen als
auch zahlreiche Fremdstoffe enthalten
den gleichen Grundbaustein: Eiweiß.
Sie besitzen demnach – zumindest in
Teilen – verwandte Baupläne. Manche
schädlichen Eindringlinge sehen körpereigenen Strukturen also zum Verwechseln
ähnlich (siehe Abbildungen, Seite 15).
Und weil das Immunsystem fähig ist,
unzählige Zellstrukturen zu vernichten,
können auch die eigenen darunter sein.
GUT ZU WISSEN!
Bestimmte Abwehrzellen (B-Zellen)
bilden Antikörper, um Krankheitserreger zu bekämpfen. Jeder Antikörper
passt speziell auf einen bestimmten
Erreger. Bei einer Infektion produzieren
die Abwehrzellen in kurzer Zeit große
Mengen von Antikörpern. Die Antikörper spielen auch bei der Diagnose der
Rheumatoiden Arthritis eine Rolle.
14 | Rheumatoide Arthritis
Grundsätzlich besitzt darum jeder
Mensch die Veranlagung, dass sich
sein Immunsystem gegen körpereigene Strukturen richten kann. Eine autoimmune Reaktion ist allerdings die
Ausnahme und kommt selten vor.
Gesunde Abwehrreaktion
Die Abwehrzelle passt genau auf den Krankheitserreger und macht ihn unschädlich.
Abwehr gegen den eigenen Körper
Der Körper bildet täglich 15 Millionen
neue weiße Blutkörperchen. Nicht alle
Abwehrzellen kennen ihren Auftrag von
Anfang an. 20 bis 50 Prozent der neu
gebildeten Zellen sind unfähig, körpereigene Substanzen von fremden zu
unterscheiden. Deshalb kontrolliert
das Immunsystem alle neu gebildeten
Abwehrzellen streng und sortiert sie
gegebenenfalls aus. So gelangen nur
Abwehrzellen in den Organismus, die
körpereigene Strukturen erkennen und
dulden.
Autoimmune Abwehrreaktion
Manche Abwehrzellen passen auch auf körpereigene Strukturen. Wenn sie dann nicht zwischen „fremd“ und „selbst“ unterscheiden
können, bekämpfen sie die eigenen Zellen.
GUT ZU WISSEN!
Autoimmunerkrankungen | Diese
Erkrankungen können als Hormonstörungen, Nervenleiden, Organschäden oder
vieles mehr auftreten. Über 60 Krankheitsbilder sind heute bekannt. Dazu
gehören zum Beispiel:
 Multiple Sklerose
(Nervenerkrankung)
 Schuppenflechte
(Hauterkrankung)
 Diabetes Typ 1 (Zuckerkrankheit
bei Kindern und Jugendlichen)
 Morbus Crohn
Im Laufe des Lebens kann es dann
aber passieren, dass dieser Mechanismus fehlerhaft abläuft oder teilweise
(Magen-Darm-Erkrankung)
 Morbus Bechterew
(Wirbelsäulenerkrankung)
Rheumatoide Arthritis | 15
ausgeschaltet wird. Dann entgehen
Abwehrzellen, die von Natur aus
aufgrund ihrer ähnlichen Baupläne
auf körpereigene oder körperfremde
Zellstrukturen passen, der Kontrolle
und bewegen sich frei im Blut sowie
in den Lymphbahnen. Die Folge ist
eine autoimmune Reaktion, bei der
Abwehrzellen das körpereigene
Gewebe angreifen.
Lese-Echo
Frage 3:
Welche Gruppen der weißen Blutkörperchen nehmen Krankheitserreger in sich auf und verdauen
diese?
a) Fresszellen
b) B-Zellen
c) T-Zellen
d) Granulozyten
e) Natürliche Killerzellen
Die richtigen Antworten finden
Sie auf Seite 46.
16 | Rheumatoide Arthritis
Was passiert im Gelenk? – Ablauf der Entzündung
Das maßgebliche Anzeichen (Leitsymptom) der Rheumatoiden Arthritis ist der
Gelenkschmerz. Er wird durch eine
Entzündung der Gelenkinnenhaut, der
sogenannte Synovialis, hervorgerufen.
Die Gelenkinnenhaut sorgt als dünnes
Bindegewebe in einem gesunden Gelenk
für eine reibungslose Beweglichkeit und
produziert dafür eine Art Schmiermittel:
die Synovialflüssigkeit (kurz: Synovia).
Diese Flüssigkeit füllt den Spalt zwischen
den Gelenken aus und schützt die
Gelenkflächen so vor mechanischer
Abnutzung. Sie wirkt dabei – zusammen mit dem Gelenkknorpel – wie ein
Stoßdämpfer.
Gesundes Gelenk
Knochen
Knorpel
Gelenkflüssigkeit
Gelenkinnenhaut
Der Normalfall – die Entzündung als
Teil der Heilung
Eine Entzündung der Gelenkinnenhaut
(Synovitis) sieht äußerlich wie jede
Entzündung aus: Die Haut ist gerötet
und überwärmt. Typische Signale einer
erhöhten Durchblutung, die eine Entzündung regelmäßig begleiten. Dadurch erhalten die Abwehrzellen des
Immunsystems – die weißen Blutkörperchen – ideale Arbeitsbedingungen,
um Eindringlinge zu bekämpfen.
Eine Entzündung ist eine ganz normale
Reaktion des menschlichen Körpers.
Das Ziel der Abwehrreaktion ist es, den
Heilungsprozess anzustoßen und kontrolliert ablaufen zu lassen. Das Immunsystem erkennt den schädlichen Eindringling und schickt seine Abwehrzellen
los. In einem gesunden Immunsystem
halten sich dabei entzündungsfördernde
und entzündungshemmende Zellen die
Waage. Nachdem der fremde Erreger
erfolgreich bekämpft wurde, klingt die
Entzündung ab und das Gewebe heilt.
Wenn Sie sich zum Beispiel an einer
schmutzigen Glasscherbe schneiden,
passiert in der Regel Folgendes: Die
Schnittwunde ist zunächst erwärmt,
an den Rändern stark gerötet und
fängt eventuell an zu eitern. Denn Ihr
Immunsystem hat Abwehrzellen zum
Ort der Verletzung geschickt und eine
Entzündung organisiert.
Rheumatoide Arthritis | 17
Anfangs werden dann die entzündungsfördernden Abwehrzellen aktiv und zerstören die schädlichen Eindringlinge –
zum Beispiel Bakterien, die sich auf der
Glasscherbe befanden. Später setzt der
Heilungsprozess ein. Das Immunsystem
zieht die entzündungsfördernden Zellen
ab und aktiviert entzündungshemmende
Abwehrzellen, die die Heilung unterstützen. Auf der Wunde bildet sich nach kurzer Zeit Schorf und der Schnitt in der
Haut schließt sich. Die Entzündung klingt
ab und die Wunde heilt langsam aus.
Der Ausnahmezustand –
die chronische Entzündung
Entzündetes Gelenk
Knochen
Knorpel
Gelenkerguss
Gelenkinnenhaut
Bei einer Rheumatoiden Arthritis läuft
eine Gelenkentzündung allerdings ganz
anders ab. Zum einen bekämpfen die
Abwehrzellen nicht körperfremdes, sondern körpereigenes Gewebe. Zum anderen heilt die Entzündung nicht von alleine
ab. Sie dauert permanent an und zerstört
langfristig die Gelenke.
Die Entzündung der Gelenke beginnt
damit, dass einige Abwehrzellen aus
bisher unbekannten Gründen die Gelenkinnenhaut angreifen. Sie behandeln die
dünne Haut im Gelenk wie etwas Fremdes und beginnen, sie wie einen Krankheitserreger zu bekämpfen. Daraufhin
erweitern sich zunächst die Blutgefäße
der Gelenkinnenhaut und füllen sich mit
Blut. Sogenanntes Blutwasser dringt in
das umliegende Gewebe und gelangt in
den Spalt zwischen den Gelenken. Das
Gelenk schwillt an und es entsteht ein
Gelenkerguss, der als schmerzhafte
Bewegungseinschränkung spürbar wird.
18 | Rheumatoide Arthritis
Botenstoffe fördern den Entzündungsprozess | Der Gelenkerguss selbst ist
reich an weißen Blutkörperchen und
Botenstoffen (Zytokinen). Die Botenstoffe
rufen die Abwehrzellen herbei und erteilen ihnen Aufgaben, indem sie sich mit
ihnen verbinden. Auf diese Weise steuern
sie die Abwehrreaktion. Die Abwehrzellen
lagern sich im Gelenk ab und greifen die
Gelenkinnenhaut (Synovialis) fortwährend
an. Einige Abwehrzellen (T-Zellen) reagieren direkt mit der Gelenkinnenhaut, andere (B-Zellen) bilden Antikörper gegen sie.
Als Reaktion auf die Entzündung beginnt
die Gelenkinnenhaut, unkontrolliert zu
wachsen.
Die Botenstoffe alarmieren immer mehr
Abwehrzellen, die ihren vorbestimmten
Aufgaben nachgehen. Im Gelenk entsteht ein Entzündungskreislauf, der von
allein nicht mehr aufzuhalten ist. Das
sonst gesunde Gleichgewicht zwischen
entzündungshemmenden und entzündungsfördernden Stoffen ist außer Kraft
gesetzt (siehe Abbildungen, unten).
GUT ZU WISSEN!
Botenstoffe | Die Botenstoffe (Zytokine) übernehmen eine Schlüsselrolle
im Entzündungsprozess der Rheumatoiden Arthritis. Sie sorgen für die
Kommunikation unter den Abwehrzellen
und fördern die Entzündung, indem
sie immer mehr Abwehrzellen zum
Entzündungsherd locken. Die wichtigsten Botenstoffe bei der Rheumatoiden
Arthritis heißen:
 Tumornekrosefaktor-alpha
(TNF-alpha)
 Interleukin 1 (Il 1)
 Interleukin 6 (Il 6)
Abwehrzellen aus dem Gleichgewicht
Heilende Entzündung | Die entzündungshemmenden Abwehrzellen (blaue Dreiecke)
und die entzündungsfördernden Abwehrzellen (grüne Dreiecke) sind im Gleichgewicht. Die Entzündung klingt nach einiger
Zeit ab.
Chronische Entzündung | Bei der Rheumatoiden Arthritis sind die entzündungsfördernden Zellen (grüne Dreiecke) in der Überzahl.
Die Entzündung hält dauerhaft an und ist
ohne äußere Einflüsse nicht zu stoppen.
Rheumatoide Arthritis | 19
Wucherungen im Gelenk | Die Gelenkinnenhaut wächst aufgrund der Entzündung unkontrolliert weiter und kann
sogar wie ein Keil in das Gelenk hineinwuchern. Eine gesunde Gelenkinnenhaut ist eine dünne Membran und wiegt
um die fünf Gramm. Im Verlauf der Entzündung verdickt sich die Gelenkinnenhaut immer mehr. Zusätzlich produzieren
einige Zellen vermehrt Bindegewebe und
tragen zu dem schädlichen Wachstum
der Gelenkinnenhaut bei. Das aggressiv
wachsende Gewebe heißt Pannus. Es
überdeckt mit der Zeit den Knorpel und
frisst sich in den benachbarten Knochen
ein. Ein ausgewachsener Pannus kann
bis zu 100 Gramm wiegen – 20-mal so
viel wie eine gesunde Gelenkinnenhaut.
Die Folgen der Wucherung sind erheblich:
Knorpel und Knochen werden nach und
nach zerstört. Wenn die Gelenkentzündung nicht behandelt wird, führt sie
schließlich zu Verformungen und Fehlstellungen der Gelenke.
Phasen der Gelenkentzündung
Gelenkinnenhaut
Knochen
Knorpel
Pannus
Gelenkerguss
20 | Rheumatoide Arthritis
Zerstörte
Knorpel und
Knochen
Neue Therapieansätze
Abwehrzellen und Botenstoffe übernehmen in dem Entzündungsprozess eine
Schlüsselrolle. Dieses Wissen ermöglichte es Medizinern und Pharmazeuten,
in den vergangenen Jahren neue Therapieansätze für die Rheumatoide Arthritis
zu entwickeln.
Sie als Patient können die Veränderungen in Ihrem Körper und die Wirkungsweise der Medikamente umso besser
verstehen, je mehr Detailwissen Sie
haben. Daher sind wir auf den vorherigen Seiten so tief in den Entzündungsprozess eingestiegen.
Sie können sich vielleicht jetzt schon
vorstellen, was im Gelenk passiert, wenn
dort nur noch wenige Botenstoffe aktiv
sind oder die Abwehrzellen nicht mehr
zur Entzündung gelangen. Im Kapitel
über die verschiedenen Therapieformen
(ab Seite 30) erklären wir Ihnen, wie die
einzelnen Medikamente auf den Entzündungsprozess wirken und ihn dadurch
verändern.
Lese-Echo
Frage 4:
Wie entsteht die chronische Gelenkentzündung bei der Rheumatoiden Arthritis?
a) Durch zu viele entzündungsfördernde Abwehrzellen
b) Durch zu viele entzündungshemmende Abwehrzellen
c) Durch zu wenig entzündungsfördernde Abwehrzellen
Die richtige Antwort finden Sie
auf Seite 46.
Rheumatoide Arthritis | 21
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22 | Rheumatoide Arthritis
Der Entzündung auf der Spur
Wie bei anderen Rheumaerkrankungen
auch, stützt sich die Diagnose auf verschiedene Krankheitsmerkmale und
Untersuchungsergebnisse.
Dazu gehören:
 die Krankheitsgeschichte
 die körperliche Untersuchung
 Labortests
Mitglieder der Familie ähnliche Beschwerden? Diese und andere Fragen
wird Ihnen der Arzt stellen. Möglichst
präzise Antworten können den Mediziner
auf die richtige Spur führen. Ihm ist jedoch bewusst, dass es nicht leicht ist, bei
einem schleichenden Krankheitsverlauf
genau anzugeben, wann die Beschwerden zum ersten Mal aufgetreten sind.
Körperliche Untersuchung
 bildgebende Verfahren
Nur in ihrer Summe ermöglichen sie
den Ärzten die sichere Bestimmung
einer Rheumatoiden Arthritis.
Es kommt erschwerend hinzu, dass die
meisten Patienten zu Beginn der Erkrankung ein allgemeines Krankheitsgefühl
beschreiben – zum Beispiel Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, schnelles Ermüden, allgemeines Schwächegefühl
und leichtes Fieber. Das sind aber auch
Anzeichen für viele andere Krankheitsbilder. Darum ist es für die Ärzte schwierig,
die Diagnose in einem frühen Stadium
der Rheumatoiden Arthritis zu stellen.
Ihre Krankheitsgeschichte
In einem ersten Gespräch verschafft
sich der Arzt ein Bild über die persönliche Krankheitsgeschichte und den bisherigen Verlauf (Anamnese). Seit wann
bestehen die Gelenkschmerzen? Welche
Gelenke sind betroffen? Haben andere
Zuerst untersucht der Arzt intensiv Ihre
Gelenke. Die Hände stehen bei der körperlichen Untersuchung besonders im
Mittelpunkt. Denn hier beginnt die Rheumatoide Arthritis häufig. Der Arzt wird Sie
fragen, wie lange Ihre Gelenke morgens
steif sind und welche Gelenke schmerzen. Manche sind zusätzlich geschwollen
und tun besonders weh, wenn darauf
Druck ausgeübt wird. Das alles sind erste
Hinweise auf eine Gelenkerkrankung.
Aber auf welche genau?
Die Rheumatoide Arthritis kennzeichnet
sich dadurch, dass mehr als zwei Gelenke entzündet und beide Körperhälften gleichzeitig betroffen sind. Das
heißt, in der linken Hand sind die gleichen Gelenke befallen wie in der rechten (symmetrisches Befallsmuster).
Rheumatoide Arthritis | 23
Im weiteren Verlauf der Rheumatoiden
Arthritis sind die Gelenke unterschiedlich oft angegriffen. Folgende Zahlen
belegen, bei wie vielen Personen von
100 Patienten die Gelenke beidseitig
erkranken:
Patienten sogenannte Rheumaknoten.
Sie liegen unter der Haut und zeigen
sich bevorzugt an Stellen, die häufigem
Druck ausgesetzt sind – zum Beispiel
am Ellenbogen.
Blutuntersuchungen
Fingergelenke
Handgelenke
Zehengelenke
Schultergelenke
Kniegelenke
Sprunggelenke
Ellenbogengelenke
87 von 100
82 von 100
48 von 100
47 von 100
56 von 100
53 von 100
21 von 100
Quelle: Schweizerische Polyarthritiker-Vereinigung, 2009
Zudem bilden sich im fortgeschrittenen
Stadium bei ungefähr 10 bis 20 von 100
Lese-Echo
Frage 5:
Welche körperlichen Anzeichen
weisen auf eine Rheumatoide
Arthritis hin?
a) Mehr als zwei entzündete
Gelenke
b) Starker Hautausschlag
c) Symmetrischer Befall der
Gelenke
d) Rheumaknoten
Die richtigen Antworten finden
Sie auf Seite 46.
24 | Rheumatoide Arthritis
Für sich allein beweisen die Bluttests
keine Rheumatoide Arthritis. Doch sie
helfen, das Gesamtbild der Diagnose zu
vervollständigen. Und sie machen es
den Ärzten leichter, später den Krankheitsverlauf und den Therapieerfolg zu
bewerten.
A. Blutsenkungsgeschwindigkeit
(BSG) | Die Messung der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) ist ein einfaches,
aber sehr aussagekräftiges Verfahren,
um krankhafte Veränderungen im Körper
zu erkennen.
Die Untersuchung macht sich die Beschaffenheit des Blutes zunutze. Denn
Blut besteht aus festen (Blutkörperchen)
und flüssigen Bestandteilen (Plasma).
Lässt man eine Blutprobe, die durch die
Zugabe eines Stoffes an der Gerinnung
gehindert wird, eine Zeit lang ruhig stehen, sinken die festen Teile aufgrund der
Schwerkraft nach unten (siehe Abbildungen, Seite 25). Bei Infektionen oder entzündlichen Erkrankungen ist die Geschwindigkeit der Blutsenkung deutlich
erhöht.
Eine erhöhte Blutsenkung beweist nicht,
dass ein Patient an Rheumatoider Arthritis erkrankt ist. Sie kennzeichnet auch
andere Erkrankungen wie Blutarmut.
Wenn sich allerdings der Verdacht einer
rheumatischen Erkrankung erhärtet,
zeigt die Blutsenkung, ob eine entzündliche Erkrankung (Arthritis) oder eine
nichtentzündliche Erkrankung (zum Beispiel Arthrose) vorliegt. Außerdem ist
der Wert wichtig, um später den Krankheitsverlauf der Rheumatoiden Arthritis
zu kontrollieren.
GUT ZU WISSEN!
Normalwerte | Die Blutsenkung wird
in Millimetern gemessen. Gesunde
Frauen haben eine Absenkung um bis
zu 15 Millimetern in der ersten Stunde,
Männer um bis zu zehn Millimetern in
der ersten Stunde.
Blutsenkungsgeschwindigkeit
A
B
Für die Messung der Blutsenkungsgeschwindigkeit nimmt man den Patienten
etwas Blut ab, verhindert durch einen
Zusatzstoff die Blutgerinnung und beobachtet die Proben eine Zeit lang.
A
B
Nach einer Stunde haben sich die festen
Bestandteile des Blutes abgesenkt. Die
Probe A weist eine normale Blutsenkung
auf und stammt daher von einem gesunden Menschen. Bei der Probe B sind die
festen Stoffe schneller gesunken. Dieser
Patient hat eine Entzündung im Körper.
Rheumatoide Arthritis | 25
B. C-reaktives Protein (CRP) | Blut
enthält verschiedene Eiweiße, darunter
das C-reaktive Protein. Es weist bei
einer erhöhten Konzentration ebenfalls
auf eine Erkrankung im Körper hin. Das
Protein gehört zum Immunsystem des
Menschen und kann bei einer Entzündung innerhalb weniger Stunden stark
ansteigen. Die Blutsenkung verändert
sich hingegen wesentlich langsamer.
Daher wird die Blutsenkungsgeschwindigkeit heute oft durch die CRP-Messung ersetzt.
Der CRP-Wert gibt sehr konkret Auskunft darüber, ob und wie aktiv eine
entzündliche Krankheit ist. Auf diese
Weise erkennt der Arzt auch sogenannte Krankheitsschübe, die bei der
Rheumatoiden Arthritis sehr verbreitet
sind. Wie die Blutsenkungsgeschwindigkeit kann der CRP-Wert aber auch ein
Zeichen für andere Erkrankungen sein.
C. Blutbild | Die Untersuchung des Blutbilds gehört zu den häufigsten Laboruntersuchungen. Hierbei werden in einem
automatischen Verfahren die verschiedenen Zelltypen im Blut gezählt – zum
Beispiel die Anzahl der roten und weißen
Blutkörperchen. Wenn Erkrankungen
länger andauern, verändern sich die
Blutwerte deutlich im Vergleich zu den
Normalwerten. Bei chronischen Gelenkerkrankungen ist häufig ein Mangel an
roten Blutkörperchen nachweisbar.
26 | Rheumatoide Arthritis
Wenn die oben beschriebenen Blutuntersuchungen auffällig sind, lässt der
Arzt in der Regel noch weitere Laboruntersuchungen machen. Hierbei geht es
um den Nachweis bestimmter Antikörper im Blut.
D. Rheumafaktor | Einen Hinweis schicken Experten in Bezug auf den Rheumafaktor gerne voraus: Wenn ein Patient
einen positiven Rheumafaktor hat, ist das
kein eindeutiger Beleg dafür, dass er an
Rheuma erkrankt ist. Auch gesunde
Menschen können einen positiven Rheumafaktor haben. Umgekehrt haben aber
auch Patienten, die wirklich an einer der
zahlreichen Rheumaarten erkrankt sind,
einen negativen Rheumafaktor.
In der Mehrzahl der Fälle trifft die Bezeichnung allerdings zu. Zwischen 55
und 85 von 100 Patienten mit Rheumatoider Arthritis haben einen positiven
Rheumafaktor. Doch was verbirgt sich
dahinter? Ein positiver Rheumafaktor
bedeutet, dass bei einem Patienten
besondere Antikörper nachgewiesen
wurden. Wie beschrieben bildet eine
Gruppe von Abwehrzellen Antikörper,
wenn in den Organismus gefährliche
Krankheitserreger eindringen. Die Antikörper machen die Erreger unschädlich.
Die Antikörper, die bei einem positiven
Rheumafaktor vorliegen, weisen allerdings eine besondere Eigenschaft auf:
Sie bekämpfen keine Eindringlinge von
außen (wie zum Beispiel Grippeviren),
sondern richten sich gegen körpereigenes Gewebe. Das sind typische Kennzeichen einer autoimmunen Reaktion. Man
weiß heute sicher, dass sich solche Antikörper – auch Autoantikörper genannt –
vermehrt bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis im Blut befinden.
E. Antikörper gegen cyclische citrullinierte Peptide (CCP) | Ein spezieller
Antikörper, der mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Rheumatoide
Arthritis hinweist, ist der Antikörper
gegen cyclische citrullinierte Peptide,
kurz CCP-Antikörper.
Es handelt sich dabei um einen Antikörper, der sich gegen die körpereigene
Aminosäure Citrullin wendet. Vor rund
zehn Jahren wurde der Antikörper erstmals von Wissenschaftlern beschrieben. Seitdem hat er für die Diagnose
der Rheumatoiden Arthritis erheblich an
Bedeutung gewonnen.
Mit dem CCP-Antikörper-Test lässt sich
Rheumatoide Arthritis in einem sehr
frühen Stadium diagnostizieren. Denn
80 von 100 Patienten haben die CCPAntikörper schon mehrere Jahre im
Blut, bevor die ersten Symptome auftreten. Das Testergebnis stellt damit
eine wertvolle Ergänzung zur Feststellung des Rheumafaktors dar.
GUT ZU WISSEN!
Rheumafaktoren | Es gibt verschiedene
Autoantikörper, auf die Rheumapatienten
getestet werden. Man bezeichnet sie als
Rheumafaktoren. Ihr Nachweis liefert
einen wichtigen Anhaltspunkt, ob der
Patient an Rheuma erkrankt ist. In der
Kombination mit anderen Untersuchungsergebnissen stellt der Rheumafaktor ein
wichtiges Diagnoseverfahren dar.
Lese-Echo
Frage 6:
Welcher Labortest zeigt bereits
zu einem sehr frühen Zeitpunkt
an, ob eine Entzündung im Körper
vorgeht?
a) Blutsenkungsgeschwindigkeit
b) C-reaktives Protein
c) Rheumafaktor
Die richtige Antwort finden Sie
auf Seite 46.
Rheumatoide Arthritis | 27
Internationale Kriterien
für Rheumatoide Arthritis
Vor mehr als 20 Jahren hat das American College of Rheumathology (ACR)
Kriterien für die Klassifikation der Rheumatoiden Arthritis aufgestellt. Die ACRKriterien sind keine geprüften Diagnosekriterien und reichen insbesondere für
eine frühe Diagnosestellung nicht aus.
Sie bieten den Fachärzten jedoch eine
gute Orientierung, um Rheumatoide
Arthritis von anderen Rheumaerkrankungen abzugrenzen und die Diagnose
zu erhärten. Zudem ziehen Forscher die
Kriterien für klinische Studien heran. Auf
ihrer Grundlage sind die Patientendaten,
die in einer Studie erhoben werden, besser vergleichbar.
Laut ACR liegt eine Rheumatoide Arthritis sicher vor, wenn vier der sieben
Kriterien über einen Zeitraum von sechs
Wochen erfüllt sind:
 Morgensteifigkeit der Gelenke (über
eine Stunde lang)
 Mindestens drei betroffene Gelenk-
regionen
 Erkrankung der Hand- oder Fingerge-
lenke
 Symmetrischer Befall der Gelenke
 Sichtbare Rheumaknoten
 Positiver Rheumafaktor
 Erkennbare Veränderungen auf dem
Röntgenbild
Bildgebende Verfahren
Neben den Laboruntersuchungen gehören verschiedene bildgebende Verfahren zur Diagnostik der Rheumatoiden
28 | Rheumatoide Arthritis
Arthritis. Hände und Füße stehen im
Mittelpunkt der radiologischen Untersuchungen. In einer frühen Phase der
Rheumatoiden Arthritis haben sich die
Gelenke noch nicht erkennbar verändert. Selbst wenn die Krankheit aggressiv fortschreitet, sind in der Regel erst
nach sechs bis 24 Monaten Schädigungen an den Oberflächen der Gelenke
sichtbar. Ihr Arzt entscheidet, welche
radiologischen Untersuchungen in Ihrem Fall notwendig sind.
A. Röntgen | Röntgenaufnahmen der
Hände und Füße werden bei Verdacht
auf Rheumatoide Arthritis immer angefertigt. Der Arzt kann die Gelenke nur
im Seitenvergleich beurteilen. Darum
werden immer beide Hände, Füße oder
andere Gelenkpaare geröntgt. Rheumatologen empfehlen, einmal jährlich die
Aufnahmen zu erneuern, um den Krankheitsverlauf zu kontrollieren – auch wenn
der Patient dadurch immer einer geringen Strahlenbelastung ausgesetzt ist.
B. Ultraschall | Eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) ermöglicht dem Arzt,
die weichen Teile im Gelenk zu beurteilen – wie zum Beispiel die Gelenkkapsel
oder die Schleimbeutel. Die Schallwellen, die dazu in den Körper gesendet
werden und das Ultraschallbild erzeugen, sind unschädlich. Ultraschalluntersuchungen sind auch für andere Krankheitsbilder sehr verbreitet und lassen
sich in fast jeder Arztpraxis durchführen.
C. Szintigrafie | Die Szintigrafie zeigt,
wie die Gelenkentzündungen im Körper
verteilt sind, und auch, wie aktiv sie
sind. Hierbei werden dem Patienten radioaktiv markierte Stoffe in den Körper
injiziert. Diese Stoffe reichern sich in den
Regionen an, die stärker durchblutet
sind, und machen auf dem vom Computer erzeugten Bild (Szintigramm) die Entzündungen sichtbar.
Die abgegebenen Strahlen werden dafür mit einer speziellen Kamera aufgefangen, die in einem geringen Abstand
über den Körper des Patienten gefahren wird. Die Strahlenbelastung bei einer solchen Untersuchung ist ähnlich
wie bei einer Röntgenuntersuchung. Mit
der Szintigrafie lassen sich Veränderungen am Knochen sehr früh erkennen.
D. MRT | Bilder der Magnetresonanztomografie (MRT), oder auch Kernspintomografie genannt, zeigen sehr gut die
weichen Strukturen im Gelenk. MRTUntersuchungen verlaufen ohne Röntgenstrahlen und sind daher ohne Risiko
für den Patienten.
Lese-Echo
Frage 7:
Welche bildgebenden Verfahren
sind ohne jedes Risiko für die
Patienten, da sie keine Strahlenbelastung darstellen?
a) Röntgen
b) Ultraschall
c) Szintigrafie
d) MRT
Die richtigen Antworten finden
Sie auf Seite 46.
Die Bilder entstehen durch ein sich ständig änderndes Magnetfeld, über das Signale aus dem Körper empfangen werden
und computerunterstützt zu detaillierten
Schnittbildern umgewandelt werden.
Dafür wird der Patient auf einer Liege in
einen röhrenförmigen Kernspintomografen gefahren. Charakteristisch sind auch
die lauten Klopfgeräusche während der
Untersuchung, die durch das elektromagnetische Feld erzeugt werden. Die Untersuchung dauert meistens eine halbe
Stunde.
Besonders erkenntnisreich ist diese Methode, wenn noch keine eindeutigen
Gelenkveränderungen auf dem Röntgenbild darstellbar sind.
Rheumatoide Arthritis | 29
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30 | Rheumatoide Arthritis
Medikamente bilden die Basis
Mit der Behandlung der Rheumatoiden
Arthritis können zum einen die Symptome (Schmerzen, Gelenkschwellungen
und andere) gelindert und zum anderen
kann die zugrundeliegende Entzündung
gehemmt werden. Als Folge der Entzündungshemmung wird gleichzeitig
die Schädigung der Gelenke verlangsamt und bestenfalls sogar gestoppt.
Die Therapie der Rheumatoiden Arthritis
beinhaltet nicht nur die Einnahme von
Medikamenten. Die Therapie besteht
aus einem umfassenden Behandlungsplan, der zusätzlich Maßnahmen wie
zum Beispiel Physiotherapie oder Ergotherapie einschließt. An der Therapie
beteiligen sich somit nicht nur Ihr Rheumatologe und Ihr Hausarzt, sondern
auch Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sozialarbeiter, Pflegekräfte und
eventuell auch Psychologen.
Die Ziele jeder Behandlung sind:
Diese Medikamente lassen sich in vier
Gruppen gliedern:
 Basismedikamente
 Corticoide (Cortison, Steroide)
 Rheuma-Schmerzmittel
(nicht-steroidale Antirheumatika)
 Schmerzmittel
A. Basismedikamente
Die Therapie mit den Basismedikamenten hat zum Ziel, das Krankheitsgeschehen langfristig positiv zu beeinflussen.
Die Basismedikamente lindern dabei
nicht nur die Symptome, sondern verzögern durch die entzündungshemmende
Wirkung auch das Fortschreiten der Erkrankung. Im besten Fall wird die Krankheitsaktivität gestoppt und die Patienten
sind vollkommen beschwerdefrei. Ein
Zustand, der in der Fachsprache als
Remission bezeichnet wird.
 Ihre Schmerzen zu lindern und die
Gelenkschwellungen sowie die
Steifheit der Gelenke zu mildern,
GUT ZU WISSEN!
 eine Zerstörung Ihrer Gelenke zu
verzögern oder ganz zu verhindern,
 Ihre Lebensqualität zu erhalten.
Bei vielen Patienten werden die Therapieziele erreicht. Die Basis der Behandlung
bildet in der Regel die medikamentöse
Therapie, für die heute eine Reihe von
Medikamenten zur Verfügung steht.
Basismedikamente | Die Basismedikamente heißen auch DMARDs (Disease
Modifying Anti-Rheumatic Drugs). Ihre
positive Wirkung auf die Rheumatoide
Arthritis hält nur so lange an, wie sie
eingenommen werden. Klassische
Basismedikamente sind zum Beispiel
Methothrexat oder Antimalariamittel. Die
jüngste Generation der Basismedikamente sind die sogenannten Biologica.
Rheumatoide Arthritis | 31
Die Basismedikamente sind gewissermaßen die Grundlage jeder Behandlung.
Sobald die Diagnose feststeht, sollte mit
der Basistherapie begonnen werden. Ein
früher Behandlungsstart – spätestens
drei bis sechs Monate nach Diagnosestellung – verbessert die Chance,
Gelenkschäden aufzuhalten und Bewegungseinschränkungen zu vermeiden.
Auf diese Weise wird das Ungleichgewicht, das bei der Rheumatoiden Arthritis zwischen entzündungshemmenden
und entzündungsfördernden Abwehrzellen herrscht, wieder ausgeglichen
(siehe Abbildungen, Seite 33). Die Entzündungen der Gelenke gehen zurück
und das fehlgeleitete Immunsystem
kann keinen Schaden mehr anrichten.
In einem frühen Stadium der Erkrankung
sprechen die meisten Patienten besser
auf die Therapie an. Manchmal kombinieren die Ärzte verschiedene Medikamente miteinander. Denn verschiedene
Studien zeigen, dass sich bestimmte
Wirkstoffkombinationen bewährt haben.
Wenn Sie auf die Therapie ansprechen,
ist es wichtig, dass Sie weiterhin regelmäßig Ihren Arzt konsultieren. Eine
regelmäßige Erfassung der Krankheitsaktivität, der Beweglichkeit der Gelenke
sowie der Lebensqualität ist wichtig für
die langfristige Kontrolle der Erkrankung.
Die Wirkung der Basismedikamente tritt
nicht sofort ein, sondern erst nach zwei
bis 16 Wochen. Brechen Sie die Therapie daher nicht vorzeitig ab, sondern
haben Sie etwas Geduld. Häufig passt
der Rheumatologe die Therapie nach
Beginn auch noch einmal an, indem er
die Dosierung verändert oder zu einem
anderen Medikament wechselt. Grund
hierfür können eine unzureichende Wirkung oder starke Nebenwirkungen sein.
Solange eine Wirkung erkennbar ist, sollten die Patienten die Basistherapie weiterführen. Denn sobald die Medikamente
abgesetzt werden, geht die Rheumatoide Arthritis unverzögert weiter.
Klassische Basismedikamente | Wie
die klassischen Basismedikamente im
Einzelnen wirken, ist heute noch nicht
vollständig geklärt. Im Wesentlichen
haben sie jedoch eines gemeinsam:
Sie hemmen die Aktivität des Immunsystems, indem sie die Neubildung der
Abwehrzellen hemmen.
32 | Rheumatoide Arthritis
Nebenwirkungen | Die klassischen
Basismedikamente hemmen nicht nur
die Fehlsteuerung des Immunsystems
in den betroffenen Gelenken, sondern
wirken sich auch auf seine generelle
Tätigkeit aus. Das bedeutet, dass im gesamten Körper weniger Abwehrzellen zur
Verfügung stehen, um Krankheitserreger
zu bekämpfen. Damit sind Rheumapatienten oft einem erhöhten Infektionsrisiko
ausgesetzt.
Weitere Nebenwirkungen, die unter der
Basistherapie auftreten können, sind
zum Beispiel: Übelkeit, Erbrechen, Entzündungen im Mund- und Rachenraum,
Störung der Blutbildung, Anstieg der
Leberwerte, Hautausschlag, Hautrötung, Juckreiz und Kopfschmerzen.
GUT ZU WISSEN!
Häufige Nebenwirkungen | Die hier
genannten Nebenwirkungen, sind nur
die, die als „häufig“ aufgeführt werden.
Häufig heißt in diesem Fall, dass bei bis
zu 10 von 100 Anwendern diese Nebenwirkungen auftreten können. Die Auflistung der Nebenwirkungen ist somit
nicht komplett und kann sich bei den
einzelnen Medikamenten unterscheiden.
Wieder im Gleichgewicht – die Wirkung der Basismedikamente
Ohne Medikamente | Vor der Behandlung
mit Basismedikamenten sind die entzündungshemmenden (links) und entzündungsfördernden Abwehrzellen (rechts) aus dem
Gleichgewicht.
Behandlung mit Basismedikamenten |
Unter der Basistherapie erhalten die Abwehrzellen ihr Gleichgewicht zurück. Das
geschieht je nach Wirkstoff auf unterschiedliche Weise.
Rheumatoide Arthritis | 33
Biologica | Biologica sind eine recht
neue Gruppe von Wirkstoffen, die
biotechnologisch hergestellt werden.
Sie zählen ebenfalls zu den Basismedikamenten, werden allerdings erst
eingesetzt, wenn mit der klassischen
Basistherapie nur unzureichende Erfolge erzielt wurden – das heißt, wenn die
Entzündung unter der Therapie weiterhin deutlich aktiv bleibt.
Das Ergebnis ist stets das gleiche: Die
Biologica stellen letztendlich wie die
anderen Basismedikamente das Gleichgewicht des Immunsystems wieder her
und hemmen oder stoppen damit den
Entzündungsprozess und die Gelenkschädigung. Die Schäden, die bis dahin
am Gelenkknorpel oder am Knochen
entstanden sind, lassen sich allerdings
nicht mehr reparieren.
Im Gegensatz zu den klassischen
Basismedikamenten, die das Immunsystem im Ganzen hemmen, greifen
die moderneren Biologica ganz gezielt
in den Entzündungsprozess ein. Sie
interagieren direkt mit den Schlüsselfaktoren des Entzündungsprozesses.
Das Wirkprinzip ist bei allen Biologica
ähnlich: Sie binden sich spezifisch an
die Botenstoffe oder Abwehrzellen, die
eine wichtige Rolle im Entzündungsprozess spielen, und heben deren Wirkung
auf das Krankheitsgeschehen auf.
Nebenwirkungen | Auch bei Biologica
ist das Infektionsrisiko aufgrund des
Eingriffes in das Immunsystem erhöht.
Ein Virusinfekt kann daher unter der
Therapie schwerer ablaufen, als das
ohne die Einnahme der Biologica der
Fall wäre. So können auch vermehrt
Infektionen der Haut oder der Atemwege auftreten. Aus diesem Grund muss
vor einer Biologica-Therapie immer
eine „schlafende“ (unbemerkte) Tuberkulose ausgeschlossen werden. Wird
das Immunsystem durch die BiologicaTherapie geschwächt, könnte diese
ansonsten ausbrechen.
TNF-alpha-Blocker binden sich beispielsweise an den gleichnamigen
körpereigenen Botenstoff TNF-alpha
(Tumorne-krosefaktor-alpha) und blockieren somit dessen entzündungsfördernde und gelenkschädigende
Wirkung.
Interleukin-1-Rezeptorblocker verhindern
auf ähnliche Weise die Funktion des Interleukin 1. Der Botenstoff Interleukin 1
wird bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis vermehrt gebildet und findet sich
vor allem in den entzündeten Gelenken,
wo er unter anderem eine entscheidende Rolle bei der Gelenkschädigung
spielt. Andere, neuere Biologica binden
sich an spezifische Strukturen der B- und
T-Zellen (Abwehrzellen) und führen so zu
deren Zerstörung oder Funktionsverlust.
34 | Rheumatoide Arthritis
Weitere häufige Nebenwirkungen sind:
Fieber, Juckreiz, Hautrötung und Kopfschmerzen.
Da Biologica erst seit rund zehn Jahren
eingesetzt werden, fehlen bisher noch
Daten zu Nebenwirkungen, die nach
längerer Zeit auftreten könnten.
Manche Patienten reagieren sehr gut
auf Biologica, andere haben schwer
mit den Nebenwirkungen zu kämpfen
oder erleben keine Besserung ihres Gesundheitszustandes. Dann entscheidet
der Arzt – wie auch bei anderen Basismedikamenten – eventuell über einen
Abbruch der Therapie.
Lese-Echo
Frage 8:
Wie lange kann es dauern, bis die
Basismedikamente ihre Wirkung
entfalten?
a) Die Wirkung tritt sofort ein.
b) Es dauert maximal ein
bis zwei Wochen.
c) Der Zeitraum umfasst zwei
bis 16 Wochen, bis eine Wirkung eintritt.
d) Erst nach einem halben Jahr
ist mit einer Wirkung zu
rechnen.
Die richtige Antwort finden Sie
auf Seite 47.
B. Corticoide (Cortison)
Corticoide werden häufig auch als Corticosteroide, Glucocorticoide oder – nach
ihrem bekanntesten Vertreter – als Cortison bezeichnet. Corticoide sind eine
Gruppe von Medikamenten, deren Wirkstoffe sich von dem körpereigenen und
lebenswichtigen Hormon Cortisol ableiten, das täglich in der Nebenniere gebildet wird.
Corticoide wirken entzündungshemmend und lindern Schmerzen und
Schwellungen. Sie unterdrücken die
unkontrollierte Tätigkeit des Immunsystems und bekämpfen auf diese Weise,
wie die Basismedikamente, nicht nur
die Symptome, sondern hemmen die
Gelenkzerstörung beziehungsweise
beeinflussen den Krankheitsprozess
positiv. Im Gegensatz zu den Basismedikamenten tritt die Wirkung jedoch
rasch, nämlich innerhalb von Stunden
bis Tagen ein, und die meisten Patienten
sprechen gut auf eine Corticoid-Therapie
an. Eine niedrig dosierte Corticoid-Therapie zusätzlich zur Basistherapie ist daher
besonders geeignet, um den Zeitraum
zu überbrücken, bis die Basistherapie
ihre Wirkung entfaltet.
Neben der antientzündlichen Wirkung
haben Corticoide jedoch noch weitere
Wirkungen im Körper, die viele der typischen Nebenwirkungen verursachen.
Nebenwirkungen | Eine langfristige
Einnahme von Cortison ist aufgrund der
hohen Nebenwirkungsrate nur in Ausnahmefällen ratsam. Die Nebenwirkungen sind gerade bei hohen Dosierungen
und langer Einnahme erheblich. Corticoide verringern häufig die Knochendichte,
verursachen dünne Haut und Gewichtszunahme. Sie können den Zuckerstoffwechsel stören und verursachen die
Einlagerung von Wasser im körpereigenen Gewebe („Vollmondgesicht“).
Durch bestimmte Maßnahmen lassen
sich einige Nebenwirkungen teilweise
abwenden. Beispielsweise beugt eine
zusätzliche Einnahme von Vitamin D
und Calcium einem möglichen Knochenschwund vor. Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt bei einer langfristigen
Cortison-Therapie nach weiteren therapiebegleitenden Maßnahmen.
In einigen Fällen lohnt sich auch eine
lokale Therapie mit Cortison-Spritzen.
Sie wirken nur an Ort und Stelle und
verschonen daher den Rest des Körpers
vor Nebenwirkungen.
Rheumatoide Arthritis | 35
Eine weitere Form der Lokaltherapie ist
die sogenannte Radiosynoviorthese. Hierbei wird ein radioaktives Medikament in
das Gelenk gespritzt und dieses anschließend bestrahlt. Die entzündete Gelenkinnenhaut wird auf diese Weise zerstört,
das tiefer liegende Gewebe bleibt jedoch
verschont.
GUT ZU WISSEN!
Eine Corticoid-Therapie darf nie abrupt
von einem Tag auf den anderen
abgesetzt werden. Denn während die
Patienten Cortison einnehmen, fährt der
Körper die eigene Produktion zurück. Die
Dosierung muss schrittweise verringert
werden, damit der Körper sich umstellen
kann. Mediziner sprechen dann von einer
ausschleichenden Therapie.
C. Rheuma-Schmerzmittel
Die Ärzte wählen in der Regel die niedrigste noch wirksame Dosis. Sobald der
Patient auf die Basistherapie anspricht,
sollten die Rheuma-Schmerzmittel verringert oder ganz abgesetzt werden.
Nebenwirkungen | Die Nebenwirkungen der Rheuma-Schmerzmittel sind
zum Teil erheblich. Häufig führen sie zu
Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit bis
hin zu Magengeschwüren oder Magenblutungen – je nachdem, wie lange das
Medikament eingenommen wird. Auch
Nierenschäden können unter der Therapie auftreten.
D. Schmerzmittel
Neben den Rheuma-Schmerzmitteln gibt
es noch die reinen Schmerzmittel, die
nur gezielt gegen den Schmerz wirken,
aber nicht gegen die Entzündung.In der
Gruppe der reinen Schmerzmittel unterscheidet man die leichten von den starken Schmerzmitteln.
Zu den Rheuma-Schmerzmitteln gehören
Wirkstoffe wie zum Beispiel Ibuprofen,
Diclofenac oder Naproxen.
Zu den leichten Schmerzmitteln zählt zum
Beispiel Paracetamol, ein Wirkstoff, den
Sie eventuell schon aus der Therapie von
Kopfschmerzen oder grippalen Infekten
kennen. Paracetamol wird allgemein gut
vertragen. Wenn die Wirkung von Paracetamol ausreicht, um Ihre Schmerzen zu
lindern, stellt Paracetamol daher eine gute
Alternative zu den zuvor beschriebenen
Rheuma-Schmerzmitteln dar.
Ihre schmerzlindernde Wirkung setzt
schnell ein und hält je nach Arzneimittel
von einigen Stunden bis zu über einen
Tag lang an. Das bedeutet für viele Patienten eine bessere Lebensqualität und
einen erholsamen Schlaf.
Zu den starken Schmerzmitteln zählen
Opioide wie zum Beispiel Morphin. Opioide gehören jedoch nicht zur Routinebehandlung der Rheumatoiden Arthritis,
sondern werden nur bei sehr starken
Schmerzen verschrieben.
Rheuma-Schmerzmittel oder nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wirken entzündungshemmend, schmerzlindernd
und verbessern so die Beweglichkeit.
Sie können aber nicht die fortschreitende Zerstörung der Gelenke aufhalten.
36 | Rheumatoide Arthritis
Nebenwirkungen | Auch wenn Paracetamol allgemein gut vertragen wird, ist
es jedoch wichtig, dass man sich an die
angegebenen Höchstdosierungen hält.
Ansonsten kann es zum Beispiel zu
Leberschäden kommen.
Schmerzmittel bergen in sich die Gefahr,
abhängig zu machen, insbesondere starke Schmerzmittel wie Morphin. Solche
Medikamente sollten daher, wenn möglich, nur so lange eingenommen werden,
bis eine wirkungsvolle Basistherapie
gefunden wurde.
Weitere Nebenwirkungen, die bei den
starken Schmerzmitteln häufig auftreten, sind: Verstopfung, Benommenheit,
Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und
Mundtrockenheit.
Umgang mit Schmerzen
aus Ärzten, Bewegungstherapeuten,
Psychologen und Ernährungsberatern
unterstützt werden. Die Entscheidung,
die Rheumatoide Arthritis über einen
kurzen Zeitraum stationär behandeln
zu lassen, hängt von der individuellen
Situation des Patienten und den regionalen Versorgungsmöglichkeiten ab.
Lese-Echo
Frage 9:
Die Basismedikamente entfalten
ihre Wirkung erst verzögert, daher
empfehlen die Ärzte:
a) Die Schmerzen auszuhalten
und abzuwarten
Schmerzen sind gerade zu Beginn einer
Rheumatoiden Arthritis ein ständiger
Begleiter. Doch jede Medikamententherapie zielt darauf ab, die Schmerzen zu
lindern.
b) Die Einnahme von Schmerzmitteln oder Cortison-Medikamenten
Sie müssen als Rheumapatient die
Schmerzen nicht als einen unbeeinflussbaren Teil hinnehmen. Wenn Sie trotz
Therapie weiterhin unter Beschwerden
leiden, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem
Rheumatologen darüber.
d) Eine höhere Dosis der Basismedikamente
c) Viel Bewegung, um sich vom
Schmerz abzulenken
Die richtige Antwort finden Sie
auf Seite 47.
Stationäre Behandlung
Für einige Patienten ist es sinnvoll, sich
über einen kurzen Zeitraum stationär
im Krankenhaus behandeln zu lassen.
Dort können die Betroffenen dann
intensiv betreut und von einem Team
Rheumatoide Arthritis | 37
In Bewegung bleiben – aktiv gegen steife Gelenke
Neben der kontrollierten Medikamenteneinnahme sind Physio- und Ergotherapie
für eine erfolgreiche Behandlung der
Rheumatoiden Arthritis wichtig. Auf diese
Weise können Sie selbst aktiv den Krankheitsverlauf beeinflussen. Und: Sie lernen gelenkschonende Bewegungen, die
Ihnen alltägliche Handgriffe erleichtern.
Physiotherapie
Unter der Physiotherapie fassen Therapeuten alle Behandlungsmethoden
zusammen, bei denen sich der Patient
aktiv mit dem eigenen Körper auseinandersetzt und physikalische Mittel eingesetzt werden – zum Beispiel Wärme,
Kälte, Licht und Wasser.
Jede Therapie wird individuell auf Sie
abgestimmt und orientiert sich an Ihren
Beschwerden. Ihre Schmerzgrenze
wird dabei unbedingt beachtet. Die Aufgaben der Physiotherapie sind:
 Ihre Schmerzen zu lindern,
 Entzündungen zu dämpfen,
 Beweglichkeit und Kraft der
Gelenke zu fördern,
 Fehlstellungen vorzubeugen
oder sie zu korrigieren,
 die Medikamente gegen den
Gelenkschmerz zu reduzieren.
richtet sich nach dem aktuellen Gesundheitszustand des Patienten. Das gilt insbesondere für die Schmerzen und den
aktuellen Entzündungsgrad der Gelenke.
Mit der Zeit werden die steifen Gelenke
dann wieder beweglicher.
Alle krankengymnastischen Übungen
müssen regelmäßig und unter professioneller Begleitung eines Physiotherapeuten angewendet werden. Nur so sind
eine richtige Anwendung und die besten
Ergebnisse gewährleistet.
Formen der Physiotherapie
Die Physiotherapie ist eine
eigenständige Behandlungsform,
die häufig auch als physikalische
Therapie bezeichnet wird. Es gibt
eine Vielzahl physiotherapeutischer
Anwendungen, die bei Rheumapatienten eingesetzt werden:
 Krankengymnastik
 Massage
 Wärmetherapie
 Kältetherapie
 Elektrotherapie
 Hydrotherapie
(Wassertherapie)
Im Rahmen der Krankengymnastik
führen die Patienten bestimmte Bewegungsübungen aus, die ihre Muskulatur
kräftigen und entspannen. Jede Übung
38 | Rheumatoide Arthritis
 Ultraschalltherapie
 Lichttherapie
Bei einer bestehenden Entzündung zielt
die physikalische Therapie vor allem
darauf ab, Schmerzen zu lindern und
die Entzündung zu dämpfen. Dafür
setzen Therapeuten häufig Kälte- oder
Wärmebehandlungen ein und lassen
die Patienten bestimmte Bewegungsübungen mit geringer Belastung vollziehen. Insbesondere die Kältetherapie
wirkt entzündungshemmend. Wärme
hingegen kann bei einer großflächigen
Anwendung eine Entzündung im Einzelfall noch verschlimmern.
Der Behandlungserfolg der physiotherapeutischen Anwendungen ist von
Patient zu Patient sehr unterschiedlich.
Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an, welche Formen der Physiotherapie für Sie
infrage kommen.
Ergotherapie
Die Ergotherapie hilft Patienten dabei,
ihre beeinträchtigten körperlichen und
geistigen Funktionen wiederherzustellen
oder durch neue Bewegungsabläufe
auszugleichen. Ziel der Ergotherapie ist
es, im Beruf, in der Familie, aber auch in
der Freizeit selbstständig und unabhängig zu bleiben.
In der Ergotherapie lernen Sie:
 Ihre Gelenke zu schützen, indem Sie
schonende Bewegungen trainieren,
 Hilfsmittel zu benutzen, die Ihnen
manche Bewegungsabläufe erleichtern,
Die Beweglichkeit, die Sie in der Physiotherapie zurückerlangt haben, wird
dann zum Beispiel durch ergotherapeutische Maßnahmen in den Alltag
oder in Ihr Berufsleben eingebunden.
Von der Körperhaltung beim Sitzen oder
Stehen über die Beschaffenheit von
Arbeitsmitteln (Dicke von Griffen und
Stiften) bis hin zur Belastung der Gelenke werden Ihre alltäglichen Abläufe
und Handgriffe auf Gelenkschonung
eingestellt. Nach einer gewissen Trainingsphase steigert die Ergotherapie
Ihre Lebensqualität und unterstützt Sie
dabei, Ihre Beweglichkeit zu erhalten.
Sport in Maßen
Ausreichend Bewegung ist für den
Rheumapatienten ebenso wichtig wie
für gesunde Menschen. Denn sportliche
Aktivitäten wirken sich positiv auf den gesamten Organismus aus. Regelmäßiger
Sport stärkt die Muskeln und stützt damit
auch Gelenke, Bänder und Sehnen. Das
Herz-Kreislauf-System ist belastbarer und
das Abwehrsystem wird gestärkt.
Aber an Rheumatoider Arthritis erkrankte Menschen können nicht jeden Sport
ausüben. In einem Krankheitsschub
sollten Sie sogar ganz auf Sport verzichten. Entsprechend Ihrer persönlichen
Belastbarkeit bieten sich verschiedene
gelenkschonende Sportarten an, zum
Beispiel Schwimmen, Gehen beziehungsweise Walking auf weichem Boden, Radfahren, Wassergymnastik oder
Skilanglauf.
 sich auch in Gedanken mit der Krank-
heit auseinanderzusetzen und neue
Energie zu schöpfen.
Rheumatoide Arthritis | 39
Als nicht empfehlenswert benennen
Mediziner unter anderem Kampfsportarten (Judo, Karate, Boxen), Krafttraining
mit hoher Belastung und alle Sportarten,
die die Gelenke einseitig beanspruchen
(Tennis, Fußball, Volleyball) oder eine extreme Dauerbelastung bedeuten (Langstreckenlaufen).
Lassen Sie sich in schlechteren Phasen
Ihrer Erkrankung nicht entmutigen und
bleiben Sie in Bewegung. Eine erfolgreiche Behandlung der Rheumatoiden Arthritis erfordert Ihre Mitarbeit. Je weniger
Sie sich bewegen, desto eher verlieren
die Gelenke ihre Funktion.
Bewusste Ernährung
Eine falsche Ernährung löst keine Rheumatoide Arthritis aus. Das bedeutet umgekehrt, dass eine „richtige“ Ernährung
die vom Arzt verordnete Therapie nicht
ersetzen kann und allein durch Umstellung der Ernährung die Erkrankung auch
nicht geheilt werden kann. Es gibt keine
wissenschaftliche Studie, die belegt,
dass eine bestimmte Diät zur Behandlung von Rheumatoider Arthritis eingesetzt werden könnte.
Unabhängig von den strengen wissenschaftlichen Maßstäben machen viele
Rheumapatienten gute Erfahrungen mit
einer ausgewogenen Ernährung. Für Ihren Lebensmitteleinkauf bedeutet das:
 Viele Getreideprodukte (Brot, Reis,
Nudeln) – am besten aus Vollkorn –
und Kartoffeln
40 | Rheumatoide Arthritis
 Täglich frisches oder kurz gegartes
Gemüse und Obst
 Täglich Milch und Milchprodukte wie
Joghurt und Käse – am besten fettreduziert
 Wenig Fett und fettreiche
Lebensmittel
 Viel Flüssigkeit – bevorzugt Wasser
und kalorienarme Getränke
Obst und Gemüse enthalten viele Vitamine und Spurenelemente (Antioxidanzien), die für den Schutz der körpereigenen Zellen wichtig sind. Roh oder
schonend gegart entfalten Gemüse und
Obst ihre schützende Wirkung am besten. Ernährungsberater empfehlen zwei
bis fünf Portionen täglich. Insgesamt
sind das rund 350 Gramm Gemüse und
300 Gramm Obst am Tag.
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, insbesondere Omega-3-Fettsäuren, führen
dazu, dass die Gelenke abschwellen und
beweglicher werden. Dieser Effekt ist
sogar nachweisbar. Für Ihre Ernährung
bedeutet das: Essen Sie im Idealfall
zweimal pro Woche Fisch und benutzen
Sie beim Kochen pflanzliche Öle wie
Leinöl und Rapsöl.
Es gibt jedoch auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren (Omega-6-Fettsäuren),
die der Körper zwar braucht, die aber in
großen Mengen den Entzündungsprozess fördern. Rotes Fleisch, Innereien,
Eier und andere tierische Fette sollten
daher nur in Maßen gegessen werden.
Verwenden Sie außerdem wenig Sonnenblumenöl, Distelöl oder Maiskeimöl.
Da Übergewicht die entzündeten Gelenke stark belastet, ist es unbedingt ratsam, das „Zuviel“ an Pfunden langsam
abzunehmen. Eine Diätberatung kann
bei diesem Vorhaben unterstützen. Nicht
jeder Körper reagiert gleich auf Nährstoffe und Vitamine. Achten Sie daher
bewusst darauf, was Sie essen und welche Mengen Sie zu sich nehmen. Wenn
Sie dann eine Mahlzeit nicht gut vertragen oder sich Ihr Gesundheitszustand
verändert, können Sie die Abweichung
leichter mit einem bestimmten Lebensmittel in Verbindung bringen.
Gesundes Schuhwerk
Eine umfassende Behandlung der Rheumatoiden Arthritis schließt auch eine
orthopädische Schuhversorgung ein.
Speziell angepasste Schuhe gleichen
nämlich die für die Krankheit typischen
Fehlstellungen der Füße aus.
Orthopädische Schuhe besitzen ein geringes Gewicht, eine spezielle Fütterung
und eine Abrollhilfe. Diese „Sonderausstattung“ erhöht Ihren Laufkomfort,
senkt die Schmerzen und gibt mehr Halt
beim Gehen. Ähnliche Effekte erzielen
auch besondere Schuheinlagen.
GUT ZU WISSEN!
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren |
Diese Fettsäuren sind lebensnotwendig
und können vom Körper nicht selbst
hergestellt werden. Sie gliedern sich in
zwei Gruppen:
1. Omega-3-Fettsäuren
2. Omega-6-Fettsäuren
Bei den meisten Menschen herrscht ein
Mangel an Omega-3-Fettsäuren und ein
Überschuss an Omega-6-Fettsäuren.
Das ideale Verhältnis von Omega 3 zu
Omega 6 beträgt 1 : 5. In der deutschen
Bevölkerung liegen die Werte weit
darüber, häufig bis zu einem Verhältnis
von 1 : 20.
Für eine ausgewogene Ernährung sollten
Sie daher auf Omega-6-Fettsäuren verzichten und mehr Lebensmittel verzehren, die Omega-3-Fettsäuren enthalten.
Lese-Echo
Frage 10:
Welche Therapie kann eine
Entzündung im Einzelfall auch
verschlimmern?
a) Krankengymnastik
b) Kältetherapie
c) Wärmetherapie
d) Ergotherapie
Die richtige Antwort finden Sie
auf Seite 47.
Rheumatoide Arthritis | 41
Operationen an den Gelenken
Aus medizinischer Sicht sind Operationen an den Gelenken erst dann notwendig, wenn sich die Situation des
Patienten trotz Medikamenten und
Physiotherapie nicht angemessen verbessert. Die persönliche Einschätzung
der Patienten über den Verlauf ihrer
Erkrankung hat wesentlichen Einfluss
auf die Entscheidung des Arztes. Wie
stark sind die Schmerzen? Wie massiv
die Bewegungseinschränkungen? Wie
lange dauert der Entzündungsprozess
bereits an?
Einige operative Eingriffe können als
vorbeugend angesehen werden, um
größere Schäden am Gelenk zu verhindern. Andere Operationen zielen darauf
ab, bereits verursachte Schäden zu reparieren und die Funktion der Gelenke
wiederherzustellen.
Jede Operation birgt natürlich allgemeine Risiken. Unter einer Vollnarkose kann
das Herz-Kreislauf-System gestört werden oder es können Beatmungsprobleme auftreten. Außerdem besteht immer
die Gefahr einer Infektion.
Eine lokale Betäubung ist weniger
riskant, eignet sich aber nicht für alle
Operationen. Manche Rheumapatienten leiden zudem häufig an einer verzögerten Wundheilung – bedingt durch
die eingenommenen Medikamente.
Entfernung der entzündeten
Gelenkinnenhaut
Eine vorbeugende Operationsmethode
ist die Synovektomie. Wie der Begriff
42 | Rheumatoide Arthritis
bereits erahnen lässt, geht es hierbei
um einen Eingriff an der Gelenkinnenhaut (Synovialis). Die Chirurgen entfernen dabei die entzündete Gelenkinnenhaut (Pannus), die krankhaft im Gelenk
wuchert. Nach dem Eingriff können die
Patienten das operierte Gelenk oft besser bewegen, die Schmerzen nehmen
ab und der Zerstörungsprozess ist gestoppt. Grundsätzlich ist eine Synovektomie an allen Gelenken möglich. Besonders häufig werden Hand-, Finger-, Ellenbogen- und Sprunggelenke operiert. Der
Eingriff zeigt in einem frühen Stadium
der Erkrankung bessere Ergebnisse als
in einem späten Stadium, wenn Knorpel
oder Knochen bereits beschädigt sind.
Versteifung der Gelenke
Eine weitere Möglichkeit ist eine ganze
oder teilweise Versteifung des Gelenks.
Das hört sich für die meisten Patienten
zunächst schrecklich an. Darum ist die
Angst vor einer Arthrodese, so der medizinische Fachbegriff, auch groß.
Doch die Versteifung der Gelenke ermöglicht es den Patienten, die betroffenen
Finger und Zehen wieder schmerzfrei
belasten zu können. Und auch wenn es
widersprüchlich erscheint: Die Versteifung eines Fingergelenks kann die Beweglichkeit der ganzen Hand erhöhen.
Die extreme Fehlstellung eines Fingers
behindert zum Beispiel die Beweglichkeit der anderen Finger. Im Rahmen
der Arthrodese wird der Finger wieder
in eine normale Position gebracht und
stabilisiert. Ohne Schmerzen und die
Behinderung der anderen Finger kann
der Patient daraufhin seine Hand wieder
besser bewegen. Es bleibt natürlich der
Nachteil, dass der operierte Finger seine
Funktion weitgehend verloren hat. Auch
an den Füßen erreichen Orthopäden
durch die Versteifung einzelner Zehengelenke, dass der Patient wieder schmerzfrei und sicher laufen kann.
Gelenkersatz
Teile des Gelenks oder auch gesamte Gelenke können bereits seit vielen Jahren
durch künstliche Gelenke (Prothesen) ersetzt werden. Damit erreichen zerstörte
Gelenke wieder ihre Beweglichkeit und
können schmerzfrei belastet werden. In
Fingern, Schultern, Hüften und im Knie
ersetzen Orthopäden heute die zerstörten Gelenke durch künstliche Gelenke –
und das mit großem Erfolg.
Lese-Echo
Frage 11:
Was passiert bei einer
Synovektomie?
a) Der Gelenkerguss wird
abgesaugt.
b) Das Gelenk wird teilweise
versteift.
c) Die entzündete Gelenkinnenhaut wird entfernt.
d) Ein Teil des Gelenks wird
ersetzt.
Die richtige Antwort finden Sie
auf Seite 47.
Es besteht allerdings die Gefahr, dass
sich die künstlichen Gelenke im Lauf der
Jahre lockern. Laut Studien tritt allerdings
eine Lockerung in den ersten zehn Jahren nur maximal in 1 von 100 Fällen auf.
Trotz der guten Ergebnisse operativer
Eingriffe entscheidet allein der Patient,
der seinen Wunsch nach einer verbesserten Lebensqualität äußert, darüber,
ob die Operation durchgeführt wird.
Orthopäden und Rheumatologen stehen
ihm dabei beratend zur Seite.
Rheumatoide Arthritis | 43
Glossar
Analgetika | Gruppe von Medikamenten, die Schmerzen allgemein lindern
(nicht speziell entzündliche Schmerzen).
Antirheumatika | Arzneimittel, die zur
Behandlung rheumatischer Erkrankungen
eingesetzt werden. Die Wirkstoffe der
Medikamente lassen sich in steroide und
nichtsteroide Antirheumatika (NSAR) unterteilen. Letztere enthalten kein Cortison.
Arthritis | Eine Arthritis ist eine entzündliche Gelenkerkrankung. Im Gegensatz
zur Arthrose kann diese Erkrankung in
jedem Lebensalter auftreten.
Arthrose | Arthrose ist eine nichtentzündliche, degenerative rheumatische
Erkrankung. Sie entsteht meist als Folge von Abnutzung, Überbelastung oder
Fehlbelastung.
Autoimmunerkrankungen | Diese Erkrankungen werden durch ein fehlgesteuertes Immunsystem ausgelöst. Der
Körper bildet bei diesem Krankheitsbild
Abwehrstoffe (Antikörper) gegen eigenes Gewebe.
B-Zellen | B-Zellen werden auch B-Lymphozyten genannt und gehören zu den
weißen Blutkörperchen (Leukozyten).
B-Zellen bilden zum Beispiel Antikörper
gegen fremde Erreger.
44 | Rheumatoide Arthritis
Basistherapie | Langwirksame, antirheumatische Therapie mit Basismedikamenten, die das Fortschreiten der
Krankheit verzögert und im besten Fall
stoppt.
Biologica | Biotechnologisch hergestellte Arzneimittel, die zur Basistherapie
der Rheumatoiden Arthritis gehören.
Sie greifen direkt in den Entzündungsprozess ein.
C-reaktives Protein | Eiweiß, welches
in der Leber gebildet wird. Bei einer
Entzündung im Körper kann dieses Protein in hoher Konzentration im Blut
nachgewiesen werden.
CCP-Antikörper | Antikörper, die sich
gegen körpereigene Eiweiße wenden.
Ein Test auf Antikörper gegen cyclische
citrullinierte Peptide (CCP) kann schon in
einem frühen Krankheitsstadium mit
hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Rheumatoide Arthritis hinweisen.
Cortison | Künstliche Nachbildung des
körpereigenen Hormons Cortisol
Interleukin 1 und 6 | Entzündungsfördernde Botenstoffe, die bei der Rheumatoiden Arthritis eine wichtige Rolle
spielen. Sie aktivieren bestimmte Abwehrzellen und bewirken, dass knorpelzerstörende Enzyme freigesetzt werden.
Biologica unterdrücken ihre Bildung mit
sogenannten Il-1-Blockern beziehungsweise Il-6-Blockern.
Makrophagen | Makrophagen gehören
zur Gruppe der weißen Blutkörperchen.
Sie sind in der Lage, fremde Substanzen zu verdauen, und heißen daher auch
Fresszellen.
Pannus | Wucherung im Gelenk, die mit
der Zeit Knochen und Knorpel zerstört.
Remission | Zeitlich begrenztes oder
dauerhaftes Nachlassen von Krankheitssymptomen, allerdings ohne dass der
Patient vollständig geheilt ist.
Synovia | Hellgelbe, klare Flüssigkeit in
der Gelenkhöhle. Sie wirkt wie ein Stoßdämpfer und schützt die Knochenoberfläche vor Abnutzung.
Synovialis | Fachausdruck für die Gelenkinnenhaut, mit deren Entzündung eine
Rheumatoide Arthritis beginnt.
Synovitis (Synovialitis) | Medizinischer
Fachbegriff für die Entzündung der Gelenkinnenhaut
T-Zellen | T-Zellen werden auch T-Lymphozyten genannt und gehören zu den
weißen Blutkörperchen (Leukozyten).
T-Zellen greifen fremde Erreger direkt
an, sie können selbst keine Antikörper
bilden.
TNF-alpha-Hemmer | Arzneimittel, die
zu den Biologica gehören und damit
Basismedikamente sind. Diese biotechnologisch hergestellten Medikamente
blockieren die Wirkung von TNF-alpha
und hemmen so die Entstehung von
Entzündungen und deren Folgen.
Tumornekrosefaktor-alpha | Botenstoff,
der an der systemischen Entzündung der
Rheumatoiden Arthritis beteiligt ist. Er
wird von den Makrophagen gebildet und
regelt die Aktivität unterschiedlicher Immunzellen. Da er bei der Rheumatoiden
Arthritis eine entscheidende Rolle spielt,
setzen hier unter anderem die Biologica
der medikamentösen Behandlung an, die
sogenannten TNF-alpha-Hemmer.
Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) |
Weiße Blutkörperchen sind Teil des Immunsystems und bekämpfen aktiv in
den Körper eingedrungene Krankheitserreger und körperfremde Strukturen.
Bei einer autoimmunen Krankheit richten sie sich auch gegen körpereigene
Strukturen. Verschiedene Typen von
weißen Blutkörperchen sind zum Beispiel B-Zellen, T-Zellen und Fresszellen
(Makrophagen).
Zytokine | Vom Körper produzierte Eiweiße, die als Botenstoffe die Immunantwort steuern. Sie werden unter
anderem von den weißen Blutkörperchen gebildet. Bei der Rheumatoiden
Arthritis spielen Interleukin 1 und der
Tumornekrosefaktor-alpha eine bedeutende Rolle.
Rheumatoide Arthritis | 45
cho
E
e
s
e
L
m
u
z
Antworten
Frage 1 | Antwort c ist richtig.
Die Rheumatoide Arthritis gehört zu der
Gruppe der entzündlich-rheumatischen
Erkrankungen.
Frage 2 | Antwort b ist richtig.
Eine Systemerkrankung betrifft den
ganzen Körper – im Gegensatz zu einer
lokalen Erkrankung, die nur einen Teil
des Körpers oder ein Organ betrifft.
Frage 5 | Antworten a, c und d sind
richtig.
Das American College of Rheumatology
hat insgesamt sieben Kriterien benannt,
die auf eine Rheumatoide Arthritis hinweisen. Darunter der symmetrische Befall, mindestens drei betroffene Gelenke
und Rheumaknoten.
Frage 6 | Antwort b ist richtig.
Fresszellen (Makrophagen) und Granulozyten sind in der Lage, die schädlichen
Erreger in sich aufzunehmen und zu verdauen. Diesen Vorgang nennt man auch
Phagozystose.
Das Protein beziehungsweise Eiweiß
befindet sich bei einer Entzündung in
hoher Konzentration im Blut. Im Gegensatz zur Blutsenkungsgeschwindigkeit
(BSG), die sich oft erst eine Woche nach
Krankheitsausbruch verändert, kann der
CRP-Wert im Blut innerhalb weniger
Stunden stark ansteigen.
Frage 4 | Antwort a ist richtig.
Frage 7 | Antworten b und d sind richtig.
Bei der Rheumatoiden Arthritis gibt es
zu viele entzündungsfördernde Abwehrzellen. Sie verhindern, dass die
Entzündung abheilt. In einem intakten
Immunsystem halten sich entzündungshemmende und entzündungsfördernde
Abwehrzellen die Waage.
Wie der Name schon sagt, werden für
eine Ultraschalluntersuchung Schallwellen eingesetzt. Sie sind völlig ungefährlich und werden zum Beispiel zur
Schwangerschaftsvorsorge genutzt.
Das zweite bildgebende Verfahren ohne
Strahlenbelastung ist das MRT. Die Magnetresonanztomografie oder auch
Kernspintomografie arbeitet mit einem
starken Magnetfeld.
Frage 3 | Antworten a und d sind richtig.
46 | Rheumatoide Arthritis
Frage 8 | Antwort c ist richtig.
Frage 11 | Antwort c ist richtig.
Die bei der Rheumatoiden Arthritis eingesetzten Basismedikamente wirken
entzündungshemmend und beeinflussen den Krankheitsverlauf. Ihre Wirkung
tritt allerdings stark zeitversetzt ein.
Die Synovektomie ist ein operativer
Eingriff, der vorbeugend durchgeführt
wird. Dabei entfernen die Ärzte die entzündete und wuchernde Gelenkinnenhaut, bevor die Gelenke zerstört werden. Mit unterschiedlichen Erfolgsaussichten ist die Synovektomie an fast allen Gelenken möglich.
Frage 9 | Antwort b ist richtig.
Schmerzmittel oder Cortison-Medikamente können den Zeitraum überbrücken, den die Basismedikamente bis
zum Eintritt ihrer Wirkung brauchen. Zu
beachten sind allerdings die teilweise
zahlreichen und starken Nebenwirkungen, die diese Medikamente haben
können.
Frage 10 | Antwort c ist richtig.
Bei einer Wärmetherapie ist darauf zu
achten, dass sie nicht bei akuten Rheumaschüben eingesetzt wird, denn Wärme kann die Entzündung verschlimmern.
In den Ruhephasen der Krankheit regt
Wärme den Stoffwechsel an, fördert die
Durchblutung, entspannt die Muskulatur
und beeinflusst Organfunktionen positiv.
Rheumatoide Arthritis | 47
Wir sind für Sie da
Sie haben Fragen rund um Gesundheit und Krankenversicherung?
Das TK-ServiceTeam ist 24 Stunden
täglich an 365 Tagen im Jahr für Sie
erreichbar: Tel. 0800 - 285 85 85
(gebührenfrei innerhalb Deutschlands)
Selbstverständlich können Sie sich
auch per E-Mail an uns wenden:
[email protected]
TK-ÄrzteZentrum
Im TK-ÄrzteZentrum sind rund 100
Fachärzte für Fragen zur Gesundheit
am Telefon: Tel. 040 - 85 50 60 60 60
(365 Tage im Jahr, 24 Stunden täglich)
Internet
Ausführliche Informationen rund um
Krankenversicherung und Gesundheit
finden Sie auf: www.tk.de
10.4/038
11/2014
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