Organisch-chemisches Fortgeschrittenenpraktikum Universität Leipzig Institut für organische Chemie WS 2009/2010 Assistent: M. Sc. Stephan Rigol Datum der Versuchsdurchführung: 19.10.-3.12.2009 Datum der Protokollabgabe: 17.12.09 Kapitel: 1 1 A09-5 tert -Butyl-(trans-4-aminocyclohexyl)methylcarbamat 1.1 Einleitung Bei der Herstellung der Produktes wird von einem Aminocyclohexanol ausgegangen. Das Amin wird zunächst alkyliert, anschließend als 𝑡 Bu-Carbamat (Boc) geschützt. Mit der nun folgenden Mitsunobu-Reaktion und anschließenden Esterverseifung wird eine Inversion der Konfiguration des Kohlenstoffes mit der Hydroxylgruppe erreicht. Zur Durchführung einer nukleophilen Substitution der Hydroxylgruppe wird diese zunächst mit Methylsulfonylchlorid umgesetzt, um eine gute Abgangsgruppe zu schaffen und das Sulfonat in einer S𝑁 2-Reaktion mit Natriumazid in N,N -Dimethylformamid (DMF) in das Azid umzuwandeln. Im letzten Schritt wird nun das Azid katalytisch an Palladium auf Aktivkohle (Pd/C) hydriert und so das primäre Amin gebildet. Im Überblick wurde also das Amin alkyliert und geschützt, der Alkohol wurde unter Retention der Konfiguration in das primäre Amin überführt. 1.2 Reaktionsmechanismen Gemäß Abb. 1 erfolgt zunächst ein nukleophiler Angriff des Amins an den elektrophilen Kohlenstoff des tert-Butyldicarbonates. Die aus der nukleophilen Addition resultierende Tetraeder-Zwischenstufe wird durch eine folgende Decarboxylierung und Abspaltung eines Butanolat-Anions stabilisiert. Das Butanolat-Anion deprotoniert als Base das verbleibende Ammonium-Ion. Bei der Reaktion mit Lithiumaluminiumhydrid (LAH) werden zunächst alle aziden Protonen, also die der Hydroxylgruppe sowie die der Aminofunktion unter Bildung von Wasserstoff abgespalten. Natürlich hat das sich anlagernde Aluminiumhydrid drei weitere Äquivalente hydridischen Wasserstoffes, die entweder basisch oder nukleophil reagieren können. Jedoch wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit davon abgesehen diese Reaktionen auszuformulieren, stattdessen wurde der Reaktionsmechanismus jeweils mit einem weiteren Äquivalent LAH formuliert. Ein weiterer hydridischer Wasserstoff fungiert also als Nukleophil und greift an das elektrophile Zentrum der Verbindung, den CarbamatKohlenstoff, an. Die Stabilisierung der resultierenden Tetraeder-Zwischenstufe wird nun durch Eliminierung einer tert-Butoxy-Aluminat-Spezies realisiert. Der so gebildete reaktivere Aldehyd wird wiederum nukleophil von einem hydridischen Wasserstoff angegriffen. Durch den stabilisierenden Effekt des Stickstoffes kann das Hydroxy-Aluminat abgespalten werden, die verbleibende Spezies bildet unter nukleophiler Addition eines hy- 2 1.2 Kapitel: 1 Reaktionsmechanismen dridischen Wasserstoffes ein Ammonium-Aluminat, welches letztendlich nach wässriger Aufarbeitung das methylierte Amin darstellt. Die Carbamatbildung des sekundären Amins (Abb. 2) verläuft analog zu der des primären Amins. Die Boc-Gruppe dient als Schutzgruppe der Aminofunktion, sodass diese nicht mehr als Nukleophil in folgenden Reaktionsschritten reagieren kann. Um eine Inversion am Kohlenstoff mit Hydroxylfunktion zu erreichen wurde eine Mitsunobu-Reaktion mit anschließender Verseifung gewählt. Der zugrundeliegende Reaktionsmechanismus ist in Abb. 3 verdeutlicht und soll im Folgenden erläutert werden. Zunächst erfolgt eine nukleophile Addition von Triphenylphosphin an Diethylazodicarbonat (DEAD) unter Bildung des entsprechenden Triphenylphosphoniumsalzes. Die Addition von tert-Butyl-(trans-4-hyroxycyclohexyl)methylcarbamat und anschließende Eliminierung des Hydrazinderivates liefert das Phosphanoxonium-Kation. Dieses wird wiederum durch das in situ gebildete Carboxylat-Anion in einer konzertierten nukleophilen Substitution nach einem S𝑁 2-Machanismus umgesetzt. Der dabei entstehende Benzoesäureester wird in einer Folgereaktion mit Natriummethanolat in Methanol verseift, um die Hydroxylgruppe wieder herzustellen. Hierbei müssen nur katalytische Mengen Natriummethanolat eingesetzt werden, da das gebildete Alkoholat-Anion das Lösungsmittel Methanol im Gleichgewicht deprotoniert und die reaktive MethanolatSpezies somit wieder gebildet wird. Insgesamt wurde in dieser Stufe also eine Inversion am Kohlenstoff mit Hydroxylgruppe durchgeführt. Im Folgenden soll eine erneute Inversion am Kohlenstoff mit Hydroxylgruppe erreicht werden, jedoch unter Substitution der Hydroxylgruppe. Dazu wird der Alkohol vorerst mit Methylsulfonylchlorid umgesetzt um das entsprechende Sulfonat zu bilden. Die dabei freiwerdende Chlorwasserstoffsäure wird durch die stöchiometrisch zugesetzte Base Triethylamin abgefangen. Die somit geschaffene gute Abgangsgruppe wird im Folgenden im dipolar-aprotischen Lösungsmittel DMF mit Natriumazid umgesetzt. Diese Reaktion funktioniert besonders gut, da das Azid-Anion als stark polarisierbare, schwach basische Spezies ein sehr gutes Nukleophil darstellt und das Lösungsmittel DMF den trigonal-bipyramidalen Übergangszustand der S𝑁 2-Reaktion besonders gut stabilisiert. Das Reaktionsprodukt ist also das tert-Butyl-(trans-4-azidcyclohexyl)methylcarbamat. Der Reaktionsmechanismus ist in Abb. 4 verdeutlicht. In Abb. 5 ist die Hydrierung des Azides am Palladiumkatalysator dargestellt. In einem ersten Schritt muss Wasserstoff (H2 ) an die Oberfläche das Palladiumkatalysators herandiffundieren. H2 kann an der Oberfläche des Palladiums dissoziieren und die reaktive Spezies des naszierenden Wasserstoffes bilden. In einem radikalartigen Mechanismus wird nun aus dem Azid unter Abspaltung von Stickstoff (N2 ) und Rückbildung der freien 3 1.2 Kapitel: 1 Reaktionsmechanismen HO NH2 = R NH2 1 O + O O 2 O O O O O H 2N R O O - CO2 3 Li - tBu-OH H2 R N H +O O AlH3 H R N O O - H2 O 4 5 Li AlH3 R N + 6 Li 2 Li AlH3 H AlH3 R N O O - H3AlOtBu O O 7 AlH3 8 Li Li Li AlH3 R N H AlH3 H O 2 Li AlH3 H R N H - Li2OAlH3 AlH3 R N H H O 9 10 AlH3 H AlH3 11 Li AlH3 R N H3Al CH3 + OH / H2O H N HO R NH = - 2 Li2OAlH3 12 13 Abbildung 1: Reaktionsmechanismus der Alkylierung des Amins durch Carbamatbildung und anschließender Reduktion mit LAH. 4 1.3 Kapitel: 1 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse O H N HO + O O 13 O O HN O 2 H N HO O O HO +O O 15 O - CO2 14 - tBu-OH O O N OH O O 16 5 Abbildung 2: Reaktionsmechanismus der Carbamatbildung. Katalysatoroberfläche das primäre Amin gebildet. 1.3 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse Es wurden im Verlauf dieser Synthese durchweg hohe Ausbeuten erzielt, was auf eine angemessene Versuchsvorschrift schließen lässt. Eine Ausbeute von 60% in den ersten drei Schritten entspricht einer durchschnittlichen Ausbeute von 86% pro Stufe. Dieser Wert stellt ein zufriedenstellendes Ergebnis dar. Die aufgetretenen Verluste sind durch unvollständigen Umsatz sowie Nebenreaktionen, wie z.B. eine Carbonatbildung anstelle der Carbamatbildung, zu erklären. An der Versuchsvorschrift sollte die Zeit für die Esterverseifung geändert werden, da ein entsprechender Umsatz bereits nach deutlich weniger als 20 h erfolgen sollte. An dieser Stelle sollte also eine Überprüfung der Notwendigkeit dieser Zeit durchgeführt werden. Das Augenmerk dieses Praktikums liegt jedoch nicht auf der Optimierung von Reaktionen, deshalb wurden dahingehende Versuche und Studien nicht durchgeführt. Oftmals problematisch war die Tatsache, dass die isolierten Zwischenprodukte keine kristalline Form annahmen, sondern eher eine sirupartige Konsistenz innehatten. Dadurch wird angenommen, dass diese oftmals nicht Lösungsmittelfrei waren, was die Bestimmung der relativen und absoluten Ausbeute stets erschwerte und deren Zahlenwert somit möglicherweise fehlerbehaftet wird. Durch die häufige säulenchromatografische Reinigung wurde jedoch die Reinheit des Substrates bezüglich anderer Substanzen stets 5 1.3 Kapitel: 1 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse HO O H PPh3 + EtO2C 17 N N Ph O CO2Et O - 18 Ph O N PPh3 CO2Et N N EtO2C H 19 O = HO-R O O H O H Ph3P R CO2Et N N EtO2C H 20 O Ph O - Ph O O Ph O H N EtO2C N H CO2Et N O O Ph3P 21 O O - O=PPh3 O O O N = Ph Ph O OMe O R Ph 22 O O OMe R 23 O - Ph OMe OH R H O OMe R N OH = - OMe 24 O O 25 Abbildung 3: Reaktionsmechanismus der Mitsunobu-Reaktion und anschließender Verseifung des resultierenden Benzoesäureesters. O S OH O N O O O S O Na Cl N O Cl NEt3 O 26 - HNEt3 25 O N3 - NaMeSO3 N3 N O O 27 Abbildung 4: Reaktionsmechanismus der Sulfonierung des Alkoholes und anschließender S𝑁 2 mit Natriumazid. 6 1.3 Kapitel: 1 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse H2, Pd/C N3 N = N N N O O 27 N H H H N H N R H Pd Pd Pd Pd Pd Pd Pd Pd Pd Pd N N N R R H2N H - N2 - Pd/C Pd Pd Pd Pd Pd 28 R = H2N N O O 29 Abbildung 5: Reaktionsmechanismus der Hydrierung am Pd/C-Katalysator HO 1. Boc2O 2. LAH 3. NaOH, H2O NH2 1 1. PPh3, DEAD, Ph 63% 83% Boc2O HO 13 O OH N 25 H 2N N 29 N 16 1. MeSO2Cl, NEt3 N3 2. NaN3, DMF OH 2. NaOMe, MeOH, 70% H2, Pd/C H N HO O O N O 73% O 27 O O O O Abbildung 6: Übersicht der Synthesestufen von tert-Butyl-(trans-4-aminocyclohexyl)methylcarbamat ausgehend von trans-1,4-Aminocyclohexanol 7 1.4 Kapitel: 1 Experimenteller Teil gewährleistet, was natürlich mögliche Nebenreaktionen in aufeinanderfolgenden Synthesestufen minimiert. 1.4 Experimenteller Teil 1.4.1 trans-4-(Methylamino)cyclohexanol H N HO 13 1.80 g (15.7 mmol, 1.0 Äq.) trans-4-Aminocyclohexanol und 3.79 (15.7 mmol, 1.0 Äq.) Di-tert-butyldicarbonat wurden in 150 ml Tetrahydrofuran (THF) zusammen gegeben. Die entstandene Suspension wurde dann für 1.25 h im Ultraschallbad behandelt. Das Lösungsmittel der klaren Reaktionsmischung wurde am Rotationsverdampfer entfernt. Der gelbliche Feststoff wurde in wenig abs. THF aufgenommen, auf 0°C gekühlt und 2.38 g (62.64 mmol, 4.0 Äq.) LAH zugegeben. Anschließend wurde für 5 h zum Rückfluss erhitzt. Nachdem die Reaktionsmischung auf 0°C abgekühlt wurde, wurden langsam 2.4 ml Wasser, 2.4 ml 15%-ige NaOH-Lösung und nochmal 7.2 ml Wasser zugegeben. Anschließend wurde für 1 h bei Raumtemperatur (RT) gerührt. Die Lösung wurde dann filtriert, der Filterrückstand zwei mal mit Dichlormethan (CH2 Cl2 ) gewaschen. Die vereinigten organischen Phasen wurden über Magnesiumsulfat (MgSO4 ) getrocknet und das Lösungsmittel (LM) am Rotationsverdampfer entfernt. 1.4.2 tert-Butyl-(trans-4-hydroxycyclohexyl)methylcarbamat HO N 16 O O 2.02 g (15.7 mml, 1.0 Äq.) trans-4(Methylamino)cyclohexanol und 3.41 g (15.7 mmol, 1.0 Äq.) Di-tert-Butyldicarbonat wurden in 150 ml THF zusammengegeben und für 3 h im Ultraschallbad behandelt. Nach Entfernen des Lösungsmittels wurde das Rohprodukt für die nächste Stufe eingesetzt. Rf =0.26 (n-Hexan:EE 1:1) 8 1.4 Kapitel: 1 Experimenteller Teil 1.4.3 tert-Butyl-(cis-4-hydroxycyclohexyl)methylcarbamat OH N 25 O O Zu einer -30°C kalten Lösung von 5,00 g (19.1 mmol, 1.2 Äq.) Triphenylphosphan und 2.30 g (19.1 mmol, 1.2 Äq.) Benzoesäure in 30 ml Toluol wurde erst eine Lösung von 3.59 g (15.7 mmol, 1.0 Äq.) tert-Butyl-(cis-4-hydroxycyclohexyl)methylcarbamat in 11 ml Toluol zugegeben und anschließend eine Lösung von 3.20 g (19.1 mmol, 1.2 Äq.) DEAD in 22 ml Toluol über 15 min langsam zugetropft. Die Reaktion wurde 2 h bei 0°C gerührt und anschließend 12 h bei RT. Die Reaktionsmischung wurde mit 67 ml gesättigter Natriumhydrogencarbonatlösung gequencht und drei mal mit je 90 ml Essigester (EE) extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen wurden über MgSO4 getrocknet, das LM wurde unter vermindertem Druck entfernt. Das erhaltene Rohprodukt wurde säulenchromatografisch aufgereingt (n-Hexan/EE 20:1 → 15:1, v/v). Ausbeute: 3.30 g (9.90 mmol, 63%, Die Prozentzahl bezieht sich auf alle vorangegangen Stufen, da bisher keine Bestimmung der Ausbeute erfolgte.) Rf =0.82 (n-Hexan:EE 1:1) Spektroskopische Daten: 1 H-NMR (300 MHz, CDCl3 ): 𝛿 = 1.47 (s, 9 H, C(CH3 )3 ), 1.23 - 1.27, 1.39 - 1.42, 1.57 - 1.84, 2.10 - 2.16 (m, 8 H, (CH2 )4 ), 2.78 (s, 3 H, N-CH3 ), 4.1 (br, 1 H, O(CO)N-CH), 5.24 (m, 1 H, (C-OH)-H), 7.45 (m, 2 H, (m-Ph-H)2 ), 7.54 (m, 1 H, p-Ph-H), 8.05 (m, 2 H, (o-Ph-H)2 ). Zu einer Lösung von 3.30 g (9.90 mmol, 1.0 Äq.) 4-cis-(tert-Butoxycarbonyl(methyl)amino)cyclohexylbenzoat in 50 ml THF wurde eine 1 M Lösung von 3.24 g (35.0 mmol, 10 Äq.) Natriummethanolat in 60 ml Methanol gegeben und 72 h bei RT gerührt. Der Reaktionsmischung wurden dann 100 ml H2 O und 200 ml Diethylether (Et2 O) hinzugefügt, die Phasen getrennt und die wässrige Phase drei mal mit je 100 ml EE extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen wurden über MgSO4 getrocknet und das LM unter vermindertem Druck entfernt. Das erhaltene Rohprodukt wurde säulenchromatografisch aufgereinigt (n-Hexan:EE 3:1 → 1:1, v/v). Ausbeute: 1.60 g (7,00 mmol, 70%.) Rf =0.28 (n-Hexan:EE 1:1) 9 1.4 Kapitel: 1 Experimenteller Teil Spektroskopische Daten: 1 H-NMR (300 MHz, CDCl3 ): 𝛿 = 1.46 (s, 9 H, C(CH3 )3 ), 1.26, 1.43 - 1.45, 1.48 - 1.60, 1.8 - 2.17 (m, 8 H, CH2 ), 2.75 (s, 3 H, N-CH3 ), 4.02 - 4.15 (m, 1 H, br, 1 H, (CH)2 ) 13 C-NMR (100 MHz, CDCl3 ): 𝛿 = 23.8 und 28.5 ((CH2 )4 ), 28.7 (C(CH3 )3 ), 32.3 (N-CH3 ), 53.7 (O(CO)N-CH), 65.0 (C-OH), 79.4 (C(CH3 )3 ), 155.8 (C=O). 1.4.4 tert-Butyl-(trans-4-azidcyclohexyl)methylcarbamat N3 N 27 O O Zu einer Lösung von 1.60 g (7.00 mmol, 1.0 Äq.) tert-Butyl-(cis-4-hydroxycyclohexyl)methylcarbamat in 68 ml CH2 Cl2 wurden 1.15 ml (8.30 mmol, 1.2 Äq.) Triethylamin gegeben und anschließend auf 0°C gekühlt. Zur gekühlten Reaktionsmischung wurden dann langsam 0.65 ml (8.4 mmol, 1.2 Äq.) Methansulfonylchlorid zugetropft und 15 min bei 0°C gerührt. Nach 3 h rühren bei RT wurde die Reaktionsmischung mit 60 ml gesättigter Ammoniumchloridlösung gequencht, die Phasen getrennt und die wässrige Phase drei mal mit je 70 ml CH2 Cl2 extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen wurden mit gesättigter Natriumhydrogencarbonatlösung gewaschen, über MgSO4 getrocknet und das LM unter vermindertem Druck entfernt. Das Rohprodukt wurde zusammen mit 0.55 g (8.5 mmol, 1.2 Äq.) Natriumazid in 70 ml DMF gelöst und 12 h bei 80°C gerührt. Der Reaktionsmischung wurden dann 85 ml H2 O hinzugefügt, die Phasen getrennt und die wässrige Phase drei mal mit je 170 ml CH2 Cl2 extrahiert. Die vereinigten organischen Phasen wurden über MgSO4 getrocknet und das LM unter vermindertem Druck entfernt. Das so erhaltene Rohprodukt wurde säulenchromatografisch aufgereingt (n-Hexan:EE 50:1 → 30:1 → 10:1, v/v). Ausbeute: 1.3 g (5.1 mmol, 73%.) Rf =0.83 (n-Hexan:EE 1:1) Spektroskopische Daten: 1 H-NMR (300 MHz, CDCl3 ): 𝛿 = 1.47 (s, 9 H, C(CH3 )3 ), 1.37 - 1.44, 1.47 - 1.53, 1.74 - 1.78, 2.03 - 2.07 (m, 8 H, (CH2 )4 ), 2.70 (s, 3 H, N-CH3 ), 3.2 (m, 1 H, ((CH)-N3 ), 3.88 (br, 1 H, O(CO)N-CH) 13 C-NMR (100 MHz, CDCl3 ): 𝛿 = 28.5 und 31.09 ((CH2 )4 ), 28.6 (C(CH3 )3 ), 31.16 10 1.4 Kapitel: 1 Experimenteller Teil (N-CH3 ), 53.4 (O(CO)N-CH), 59.4 ((CH)-N3 ), 79.4 (C(CH3 )3 ), 155.7 (C=O). 1.4.5 tert-Butyl(trans-4-aminocyclohexyl)methylcarbamat H2N N 29 O O 1.30 g (5.11 mmol, 1.0 Äq.) tert-Butyl(trans-4-azidcyclohexyl)methylcarbamat wurden in 35 ml absolutem Methanol gelöst. Zu dieser Lösung wurden 130 mg (10 Gew.% des Eduktes) Palladium auf Aktivkohle (10% Pd) gegeben und die Reaktionsmischung unter H2 -Atmosphäre für 4 h bei RT gerührt. Die Suspension wurde dann über Celite filtriert und das LM unter vermindertem Druck entfernt. Ausbeute: 0.97 g (4.3 mmol, 83%.) Rf =0.15 (CH2 Cl2 :Methanol:NEt3 100:10:1) 11 Kapitel: 2 2 C09-5 tert -Butyl-(trans-4-(3-pyridin-4-yl)benzylamino)cyclohexyl)methylcarbamat 2.1 Einleitung 2.2 Reaktionsmechanismen In Abb. 6 ist eine typische Suzuki-Reaktion dargestellt. Von dem hier eingesetzten Palladium0 Katalysator Pd(PPh3 )4 ) müssen zunächst 2 Liganden abdiffundieren, um die katalytisch aktive Spezies Pd(PPh3 )2 zu bilden. Das Palladium inseriert anschließend in die Aryl-Br Bindung. Da Palladium von der Oxidationszahl 0 auf +II übergeht, wird dieser Schritt als oxidative Addition bezeichnet. In einer Ligandenaustauschreaktion wird Bromid durch Hydroxid ersetzt. Dieser Schritt ist notwendig, da der nun folgende Schritt, ebenfalls eine Ligandenaustauschreaktion, vermutlich nicht oder nur sehr langsam stattfinden würde. Unter Bildung von NaB(OH)4 bindet der aromatische Kohlenstoff, der zuvor die Borsäurefunktion trug, an das Palladium. Diese Reaktion findet in basischem Milieu statt, damit zum einen der Ligandenaustausch von Bromid zu Hydroxid stattfinden kann, desweiteren damit aus der Borsäure das reaktivere Trihydroxyborat wird. Im letzten Schritt dieses Zyklus wird das Reaktionsprodukt durch reduktive Eliminierung des Palladium dargestellt, die katalytisch aktive Spezies wird wieder gebildet. Abb. 7 zeigt eine Iminbildung und eine anschließende Reduktion des Imins durch NaBH4 zum sekundären Amin. Hierbei greift zunächst das nukleophile primäre Amin am elektrophilen Aldehyd-Kohlenstoff an, die Tetraeder-Zwischenstufe wird durch Abspaltung von Wasser und Bildung des Imins stabilisiert. Das hierbei frei werdende Wasser wird durch Magnesiumsulfat gebunden und so der Reaktion entzogen. Natriumborhydrid kann nun als Hydridüberträger hydridischen Wasserstoff zur Verfügung stellen. Dieser greift nukleophil am elektrophilen Kohlenstoff des Imins an, das Aminboran wird gebildet. Durch wässrige Aufarbeitung wird das sekundäre Amin erzeugt. 2.3 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse Eine Abänderung der Versuchsvorschrift von Stufe 2 könnte dahingehend erfolgen, dass an Stelle einer Zwischenreinigung und dem anschließenden Zusatz von NaBH4 gleich zu Aldehyd und Amin das Reduktionsmittel Natriumcyanoborhydrid NaCNBH3 zugegeben wird. Diese Art der Reaktionsführung ist möglich, da NaCNBH3 ein schwächeres Reduktionsmittel (RM) als NaBH4 darstellt und den Aldehyd nicht reduziert, wohl aber das 12 2.3 Kapitel: 2 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse O H Pd(PPh3)4 Br - 2 PPh3 N PPh3 Pd PPh3 N Pd(PPh3)2 38 N 30 31 H 37 O cis/transIsomerisierung PPh3 Pd PPh3 36 N H Na2CO3 + H2O N O OH B OH H OH OH B OH + Na2CO3 + H2O - NaHCO3 34 H 32 O NaB(OH)4 O Br Pd PPh3 PPh3 N 33 OH Pd PPh3 PPh3 NaBr + NaHCO3 Na 35 Abbildung 7: Reaktionsmechanismus der Suzuki-Reaktion. gebildete Imin. Desweiteren fällt die sehr geringe Ausbeute und die ungewöhnlich Reaktionsführung in mehreren kleinen Druckgläsern auf. Möglicherweise könnte die Ausbeute durch Einsatz von NaCNBH3 gesteigert werden und die Reaktion in einem Behälter durchgeführt werden. Zum Anderen rührt die geringe Ausbeute von der säulenchromatografischen Reinigung. Hierbei haben der nach der Reaktion gebildete 3-(Pyridin-4-yl)benzylalkohol und das Reaktionsprodukt sehr ähnliche Rf -Werte (Rf =0.75 zu 0.6 bei CH2 Cl2 :MeOH 5:1). Aus diesem Grund ist vermutlich ein Großteil des Produktes in der verunreinigten Fraktion und benötigt eine weitere Aufreinigung. Bei einer derart schlechten Trennung sollte deshalb das LM-Verhältnis überdacht werden oder eine größere chromatografische Säule eingesetzt werden. Die berechnete Ausbeute von Stufe 1 von 106% ist durch LM-Rückstände zu erklären. 13 2.3 Kapitel: 2 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse O H O = R H2 N + N = O H O R' NH2 R O N 38 29 R' N OH ~H R H H NH 40 R R' N BH3 Na + NaHCO3 / H2O - NaOBH3, - CO2 H OH H R 41 R' H H R' MgSO4 H H R' NH = 39 H H B H H R' N R MgSO4 H2O Na 42 H N N R H NH2 N O O 43 44 Abbildung 8: Reaktionsmechanismus der Iminbildung und anschließender Reduktion durch NaBH4 . O Br OH B OH H O H 1. H2N MgSO4 Pd(PPh3)4, Na2CO3 N N 31 38 H N N 44 N N O O 2. NaBH4, NaHCO3 ~ 45% O O Abbildung 9: Übersicht der Synthesestufen von tert-Butyl-(trans-4-(3-pyridin-4-yl)benzylamino)cyclohexyl)methylcarbamat ausgehend von 4-Brompyridin 14 2.4 Kapitel: 2 Experimenteller Teil 2.4 Experimenteller Teil 2.4.1 3-(Pyridin-4-yl)benzaldehyd O H N 38 Zu einer Mischung aus 20 ml Wasser und 28 ml Toluol wurden 2.50 g (12.8 mmol, 1.0 Äq.) 4-Brompyridin Hydrochlorid gegeben. Nachdem die Reaktionslösung auf 0°C gekühlt wurde, wurde zur Mischung eine frisch zubereitete Lösung von 3.12 g (29.6 mmol, 2.3 Äq.) Natriumcarbonat in 32 ml Wasser hinzugegeben und auf RT erwärmt. Anschließend wurden der Reaktionslösung 2.02 g (13.4 mmol, 1.05 Äq.) 3-Formylphenylboronsäure und 740 mg (0.640 mmol, 0.05 Äq.) Pd(PPh3 )4 hinzugefügt und für 18 h auf 85°C erwärmt. Anschließend wurden zur Reaktionslösung 50 ml CH2 Cl2 hinzugefügt und die Phasen getrennt. Die wässrige Phase wurde anschließend noch zwei mal mit CH2 Cl2 extrahiert. Nachdem die vereinigten organischen Phasen über MgSO4 getrocknet und das LM unter vermindertem Druck entfernt wurde, erfolgte eine säulenchromatografische Aufreinigung an Kieselgel (n-Hexan:EE 1:1 → 1:4, v/v). Ausbeute: 2.5 g (enthält LM-Rückstande, berechnet: 13.6 mmol, 106%.) Rf =0.23 (n-Hexan:EE 1:1) Spektroskopische Daten: 1 H-NMR (300 MHz, CDCl3 ): 𝛿 = 7.46 (m, 1 H, Ph-H-5), 7.57 - 7.58, 7.64 - 7.71 (m, 4 H, Ar-H), 7.90 - 7.92 (m, 1 H, 3 𝐽𝐻𝐻 = 6𝐻𝑧, Ph-H-4), 7.95 - 7.98 (m, 1 H, 3𝐽 4 𝐻𝐻 = 5.7𝐻𝑧, Ph-H-6), 8.16 (dd, 1 H, 𝐽𝐻𝐻 = 1.2𝐻𝑧, Ph-H-2), 8.72 (d, 2 H, 3𝐽 𝐻𝐻 = 4.2𝐻𝑧, Pyridinyl H-2, H-2’), 10.11 (s, 1 H, CHO) 2.4.2 tert-Butyl-(trans-4-(3-pyridin-4-yl)benzylamino)cyclohexyl)methylcarbamat H N N 44 15 N O O 2.4 Kapitel: 2 Experimenteller Teil 150 mg (0.819 mmol, 1.0 Äq.) 3-(Pyridin-4-yl)benzaldehyd, 187 mg (0.819 mmol, 1.0 Äq.) tert-Butyl(trans-4-aminocyclohexyl)methylcarbamat und 119 mg (0.989 mmol, 1.2 Äq.) wasserfreies Magnesiumsulfat wurden zusammen mit 7 ml Ethanol jeweils in fünf Druckgläser gegeben und fest verschlossen für 8.5 h auf 80°C erhitzt. Anschließend wurde abgekühlt, die Reaktionslösungen filtriert und vereinigt. Der Lösung wurden dann 0.95 g (25.1 mmol, 6.13 Äq.) Natriumborhydrid zugesetzt. Nachdem für 14 h bei RT gerührt wurde, wurden 60 ml NaHCO3 -Lösung hinzugefügt und die Reaktionslösung filtriert. Das Filtrat wurde daraufhin drei mal mit je 95 ml CHCl3 extrahiert, die vereingten organischen Phasen über MgSO4 getrocknet und das LM unter vermindertem Druck entfernt. Das Rohprodukt wurde dann säulenchromatografisch an Kieselgel aufgereinigt. (CH2 Cl2 :CH3 OH 15:1 → 10:1, v/v). Ausbeute: Reinfraktion: 0.33 g (0.67 mmol, 16.3%.) Mischfraktion: 0.80 g (1.62 mmol, 40%, vermuteter hoher Produktanteil.) Spektroskopische Daten: 1 H-NMR (300 MHz, CDCl3 ): 𝛿 = 1.45 (s, 9 H, C(CH3 )3 ), 1.25 - 1.39, 1.48 - 1.74, 2.16 - 2.17 (m, 8 H, (CH2 )4 ), 2.12 (br, 1H, NH), 2.70 (s, 3 H, N-CH3 ), 3.48 (s, 1 H, CH-NH), 3.92 (s, 1 H, O(CO)N-CH), 7.43 - 7.46, 7.52 - 7.56, 7.69 (m, 6 H, Ar-H), 8.64 - 8.66 (d, 2 H, 3 𝐽𝐻𝐻 = 6𝐻𝑧, Pyridinyl H-2, H-2’) 13 C-NMR (100 MHz, CDCl3 ): 𝛿 = 28.5 und 30.6 ((CH2 )4 ), 28.6 (C(CH3 )3 ), 32.0 (N-CH3 ), 50.8 (Ph-CH2 ), 53.1 (O(CO)N-CH), 55.8 (CH-NH), 79.5 (C(CH3 )3 ), 121.9 - 129.4 (C𝐴𝑟 -H), 138.5 (Phenyl C-3), 148.3 (Pyridinyl C-4), 150.3 ((N-C𝐴𝑟 H)2 ), 155.7 (C=O). 16