Stetige Zufallsvariablen b P X a, b P a X b f x dx a Beispiel 11.2 f(x) 0.50 P(X<1) 0.25 P(X>3) 0.00 0 1 2 3 Werte der Dichtefunktion 0.6 4 xmod N(0, 1) N(0, 2) N(0, 0.5) 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 -4 -3 -2 -1 -0 1 2 3 4 x 1 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen Charakterisierung t-Verteilung Gleichverteilung 2-Verteilung NormalVerteilung F-Verteilung Weitere stetige Verteilungen 2 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen Charakterisierung Zufallsvariablen Dichte Bei stetigen Zufallsvariablen wird zur Beschreibung der Wahrscheinlichkeitsverteilung die Dichte f(x) einer Zufallsvariablen X herangezogen.. 1 f x 0 für alle x IR 2 f x dx , 1 . 3 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 1 Stetige Zufallsvariablen Charakterisierung Beispiel 0.5 0 x 1 f x 0.25 1 x 3 0 sonst e sp e 0.50 f(x) P [1,2] 0.25 0.00 0 1 2 3 x Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 4 Stetige Zufallsvariablen Charakterisierung 0.5 0 x 1 f x 0.25 1 x 3 0 sonst Beispiel x IR : f x 0 3 1 3 0 0 1 f x dx f x dx 0.5dx 0.25dx 0.5 x10 0.25 x13 0.5 0 0.75 0.25 0 .5 0 .5 1 . Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 5 Stetige Zufallsvariablen Charakterisierung Beispiel 1 für 0 x 2 4 x 1 f x 1 x für 2 x 4 4 sonst . 0 x IR : f x 0 Beispiel 11.2 f(x) 0.50 P(X<1) 0.25 0.00 0 P(X>3) 1 2 3 4 xmod Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 6 2 Stetige Zufallsvariablen Charakterisierung Beispiel 1 für 0 x 2 4 x 1 f x 1 x für 2 x 4 4 sonst . 0 f xdx 4 f xdx 0 2 x IR : f x 0 2 4 1 1 0 4 xdx 21 4 xdx 4 1 1 4 16 4 x2 1x x2 0 4 2 8 0 8 2 8 8 8 4 4 1 . 8 8 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 7 Stetige Zufallsvariablen Charakterisierung: Wahrscheinlichkeitsverteilung Wahrscheinlichkeit für ein Intervall P X a, b Pa X b b f x dx a Wahrscheinlichkeit für einseitige Fragestellungen: P X a, P X a P X , b P X b f x dx und a b f x dx . Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 8 Stetige Zufallsvariablen Charakterisierung: Wahrscheinlichkeitsverteilung Es gilt: P X a, b P X a, b P X a, b P X a, b und auch: P X a P X a P X b P X b Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 9 3 Stetige Zufallsvariablen Beispiel Möchte man für die Zufallsvariable aus Beispiel 1 die Wahrscheinlichkeit bestimmen, dass sie im Intervall [1, 2] liegt, so ergibt sich 2 P1 X 2 0.25dx 0.25 x 12 0.5 0.25 0.25 1 e sp e 0.50 f(x) P [1,2] 0.25 0.00 0 1 2 3 x 10 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen Beispiel Interessiert man sich in Beispiel 2 für die Wahrscheinlichkeit kleiner als 1 oder aber größer als 3 zu sein, so ergibt sich 1 11 1 1 1 xdx x 2 0 0.125 4 8 8 8 0 0 P X 1 P X 1 4 Beispiel 11.2 0.50 f(x) 4 1 1 P X 3 P X 3 1 xdx 1x x2 4 8 3 3 16 9 16 15 1 4 3 0.125 . 8 8 8 8 8 P(X<1) 0.25 0.00 0 P(X>3) 1 2 3 4 x mod Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 11 Stetige Zufallsvariablen Verteilungsfunktion Die Verteilungsfunktion beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass die Zufallsvariable X einen Wert kleiner oder gleich x annimmt: F x P X x 0 F x 1 P X a, b Pa X b x f y dy b f x dx F b F a a P X a, Pa X 1 P X a 1 f x dx 1 F a a Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 12 4 Stetige Zufallsvariablen Verteilungsfunktion Beispiel Für die Zufallsvariable aus Beispiel 1 berechnet sich die Verteilungsfunktion folgendermaßen. Sei x [0,1], dann ist F x x x 0 f y dy 0.5dy 0.5 y 0 x 0.5 x p 0.50 f(x) P [1,2] Sei x [1,2], dann ist 0.25 0.00 0 1 2 3 x x 1 x 0 1 F x f y dy 0.5dy 0.25dy 0.5 0.25 y 1x 0.5 0.25 x 0.25 0.25 x 0.25 . 13 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen Verteilungsfunktion Beispiel Insgesamt erhält man x0 0 0.5 x 0 x 1 0.25 x 0.25 1 x 3 1 3 x F x Verteilungsfunktion F(x) 1 .0 0 .9 0 .8 0 .7 0 .6 0 .5 0 .4 0 .3 ~ 0 .2 0 .1 0 .0 -1 0 1 2 3 4 5 Z u f a lls v a r ia b le X Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 14 Stetige Zufallsvariablen Modus (Modalwert) Der Modalwert einer stetigen Zufallsvariablen X ist derjenige Wert, an dem die Dichte f ihren maximalen Wert annimmt: f x mod max f x xIR Auch im stetigen Fall muss der Modalwert nicht immer eindeutig bestimmt sein. Ist die Dichtefunktion jedoch eingipflig (eindeutiges Maximum), so ist der Modalwert eindeutig. Eine solche Dichte bezeichnen wir als unimodal. Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 15 5 Stetige Zufallsvariablen Modus (Modalwert) Beispiel Für die Verteilung aus Beispiel 2 ergibt sich ein eindeutiger Modalwert, da f x mod f 2 1 f x mit x IR \ 2 2 Beispiel 11.2 f(x) 0.50 P(X<1) 0.25 0.00 0 P(X>3) 1 2 3 4 xmod Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 16 Stetige Zufallsvariablen Median Median ~ 0.5 P X ~0.5 F ~0.5 0.5 und P X ~0.5 0.5 Der Median muss nicht eindeutig sein aber bei den gängigen theoretischen stetigen Verteilungen ist er es. Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 17 Stetige Zufallsvariablen Median Beispiel Für die Verteilung aus Beispiel 1 ist der Median eindeutig. F x 0.5 für x 1 F x 0.5 für x 1 Verteilungsfunktion F(x) 1.0 0.9 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 ~ 0.2 0.1 0.0 -1 0 1 2 3 4 5 Zufallsvariable X Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 18 6 Stetige Zufallsvariablen Erwartungswert zukünftiges (zu erwartendes) „mittleres Ereignis“ Erwartungswert EX x f x dx Analogie zum arithmetischen Mittel x 19 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen Varianz Varianz: x E X Var X 2 f x dx Alternative Berechnungsmethode: Var X E X 2 E X , 2 EX 2 x 2 f x dx 20 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen Varianz Beispiel Für die Zufallsvariable aus Beispiel 1 ergeben sich damit: EX 1 3 x f x dx 0.5 xdx 0.25 xdx 0 1 21 2 3 0.25 x 0 0.125 x 1 0.25 0 1.125 0.125 e sp e , 0.50 P [1,2] f(x) 1.25 5 4 0.25 0.00 0 1 2 3 x Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 21 7 Stetige Zufallsvariablen Varianz Beispiel 1 3 1 x2 0 3 1 0 E X 2 x 2 f x dx 0.5 x 2 dx 0.25 x 2 dx 1 2 3 x2 dx 4 1 dx x3 x3 1 27 1 0 6 12 12 6 12 0 1 2 26 28 7 12 12 12 3 p 0.50 Var X E X 2 E X 2 f(x) P [1,2] 2 7 5 112 75 37 0.77 3 4 48 48 48 0.25 . 0.00 0 1 2 3 x Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 22 Stetige Zufallsvariablen Unabhängigkeit von Zufallsvariablen F x1 , x n P X 1 x1 , X 2 x 2 , , X n x n P X 1 x1 P X 2 x 2 P X n x n F x1 F x 2 F x n . Ist der Wert der gemeinsamen Verteilungsfunktion gleich dem Produkt der einzelnen Verteilungsfunktionswerte, so sind die beteiligten Zufallsvariablen unabhängig. Für den Fall n = 2 muss also überprüft werden, ob die Wahrscheinlichkeit, dass X1 kleiner oder gleich ist als x1 und gleichzeitig X2 kleiner oder gleich ist als x2, gleich dem Produkt der Wahrscheinlichkeit von X1 kleiner oder gleich x1 und von X2 kleiner oder gleich x2 ist. Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 23 Stetige Zufallsvariablen Gleichverteilung Die Gleichverteilung (Sie wird auch Uniform-Verteilung genannt.) ist auf einem Intervall der reellen Zahlen definiert. Eine Gleichverteilung auf einem Intervall [a, b] besitzt die folgende Dichte f(x): 1 f x b a 0 für a x b, a b sonst EX Var X a b , 2 2 b a . 12 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 24 8 Stetige Zufallsvariablen Gleichverteilung Werte der Dichtefunktion 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 -1 0 1 2 3 4 5 x Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 25 Stetige Zufallsvariablen Normalverteilung Carl Friedrich Gauß (* 30.04.1777, † 23.02.1855) gehört mit Archimedes und Newton zu den größten Mathematikern aller Epochen. Er war seit 1807 Direktor der Sternwarte in Göttingen, Professor und Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften. Er gilt als einer der Begründer der Methode der kleinsten Quadrate, die er im Rahmen seiner Studien zur Astronomie entwickelte. Rund 25 Jahre lang vermaß er das Königreich Hannover und soll dabei schon in der Norddeutschen Tiefebene versucht haben, nachzuweisen, dass dort in einem Dreieck auf Grund der Erdkrümmung die Winkelsumme nicht 180º beträgt. Bis vor der Einführung des Euros war er (und die Dichte einer Normalverteilung) auf den 10-DM-Scheinen der Deutschen Bundesbank abgebildet. Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 26 Stetige Zufallsvariablen Normalverteilung Eine Normalverteilung besitzt zwei Parameter, die die Verteilung charakterisieren, nämlich und 2. Deshalb spricht man auch von einer N(, 2)-Verteilung. Eine Normalverteilung mit den Parametern und 2 besitzt die Dichte 2 f x 1 2 EX Var X 2 1 x e 2 , . Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 27 9 Stetige Zufallsvariablen Normalverteilung Werte der Dichtefunktion 0.6 N(0, 1) N(0, 2) N(0, 0.5) 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 -4 -3 -2 -1 -0 1 2 3 4 x 28 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen Normalverteilung Werte der Dichtefunktion 0.4 N(0, 1) N(3, 1) 0.3 0.2 0.1 0.0 -4 -3 -2 -1 -0 1 2 3 4 5 6 7 x Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 29 Stetige Zufallsvariablen Standardisierung Ist eine Zufallsvariable normalverteilt mit den Parametern * und 2 , X X* so kann sie durch die lineare Transformation X X* X X* * in eine (stetige) Zufallsvariable X überführt werden, die normalverteilt ist mit den Parametern 0 und 1. Diesen Vorgang nennt man Standardisierung. Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 30 10 Stetige Zufallsvariablen Standardisierung Genügt X einer Standardnormalverteilung, kurz: N(0,1)-Verteilung nach einer Standardisierung, dann besitzt eine N(0,1)-Verteilung die Dichte f x 1 2 e x2 2 31 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen Normalverteilung Allgemein gilt für lineare Transformationen normalverteilter Zufallsvari-ablen, dass auch die resultierende Zufallsvariable wieder normalverteilt ist. Sei X1 normalverteilt mit Erwartungswert und Varianz 2. Transformiert man X1 zu X2 a X b , wobei a, b reelle Zahlen mit a 0 sind, so gilt: X 2 ~ N a b, a 2 2 . Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 32 Stetige Zufallsvariablen Normalverteilung Die Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung wird allgemein mit x (sprich: Phi) bezeichnet. P X x x 1 x 1 P X x Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 33 11 Stetige Zufallsvariablen 1-2-3--Regel Sei X normalverteilt mit Erwartungswert und Varianz 2, dann ist P X k , k F k F k k k k k 2 k 1 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann . 34 Stetige Zufallsvariablen 1-2-3--Regel Sei X normalverteilt mit Erwartungswert und Varianz 2, dann ist für k = 1,2,3 P X 1 , 1 2 1 1 2 0.8413 1 0.6826 , P X 2 , 2 2 2 1 2 0.9772 1 0.9544 , P X 3 , 3 2 3 1 2 0.9987 1 0.9974 . Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 35 Stetige Zufallsvariablen -Quantil u Wir bezeichnen u mit das -Quantil der Standardnormalverteilung, also den Wert einer Standardnormalverteilung, bei dem -Prozent aller möglichen Ausprägungen der Standardnormalverteilung kleiner und (1- )-Prozent größer als dieser Wert u sind. u u1 u 0.900 1.28 u 0.950 1.65 u 0.975 1.96 u 0.990 2.33 u 0.999 3.08 Bitte versuchen Sie diese Werte in den ausgeteilten Tabellen zu finden! Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 36 12 Stetige Zufallsvariablen Normalverteilung Beispiel In einem verträumten Städtchen am Rande des Siegerlandes wird in einem kleinen aber modernen kirchlichen Kindergarten untersucht, wie lange sich die Kinder beim Malen konzentrieren können. Laut Unterrichtsmaterial angehender Erzieherinnen und Erzieher soll sich die Konzentrationsdauer gut durch eine Normalverteilung mit = 500 Sekunden und 2 = 16 Quadratsekunden beschreiben lassen. 1. Wieviel Prozent aller Kinder können sich zwischen 490 und 510 Sekunden konzentrieren? 2. In welchem Schwankungsbereich liegen die mittleren 90% der Konzentrationsdauer? Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 37 Stetige Zufallsvariablen Normalverteilung Beispiel Zu 1. Die Zufallsvariable Y beschreibe die Konzentrationsdauer. Es gilt Y ~ N 500, 16 Standardisiert man die obige N(500, 16)-Verteilung, so erhält man für die beiden Größen 490 und 510 die folgenden standardisierten Werte: 490 500 510 500 2.5 und 2 .5 4 4 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 38 Stetige Zufallsvariablen Normalverteilung Beispiel Zu 1. Die Zufallsvariable Y beschreibe die Konzentrationsdauer. Es gilt nach der Standardisierung 2.5 P X 2.5 0.9938 2.5 P X 2.5 1 P X 2.5 1 2.5 1 0.9938 0.0062 P 2.5 X 2.5 0.9938 0.0062 0.9876 Es können sich 98,76 Prozent aller Kinder zwischen 490 und 510 Sekunden konzentrieren. Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 39 13 Stetige Zufallsvariablen Normalverteilung Beispiel Um die mittleren 90% der Verteilung zu erhalten, ist es notwendig, das 0.05- und das 0.95-Quantil der Standardnormalverteilung zu transformieren. Es werden sowohl am linken Ende der Verteilung als auch am rechten Ende jeweils 5% der Wahrscheinlichkeitsmasse vernachlässigt, so dass in dem Intervall genau 90% der Wahrscheinlichkeitsmasse liegen. u 0.05 ; u 0.95 u 0.95 1.65 u0.05 u0.95 1.65 40 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen Normalverteilung Beispiel Standardisierung: X X* X* X * X X* 1.65 4 500 506.6 X* X* , 1.65 4 500 493.4 . 41 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen Summe und Differenz zweier Normalverteilungen X 1 ~ N 1 , 12 X 2 ~ N 2 , 22 EY E X 1 X 2 1 2 E Z E X 1 X 2 1 2 VarY Var X 1 X 2 12 22 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann , , . 42 14 Stetige Zufallsvariablen Summe und Differenz zweier Normalverteilungen X 1 ~ N 1 , 12 X 2 ~ N 2 , 22 Var Z Var X 1 X 2 12 22 Y X 1 X 2 ~ N 1 2 , 12 22 Z X 1 X 2 ~ N 1 2 , 12 22 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 43 Stetige Zufallsvariablen Konfidenzintervall bei Normalverteilung Die aus Stichproben geschätzten Parameter für eine Grundgesamtheit stimmen zwangsläufig meist nicht mit den wahren Parametern überein. Genauer: Exakt den »richtigen« Wert zu erhalten, ist ein recht unwahrscheinliches Ereignis; doch kann man zeigen, dass jedenfalls bei hinreichend großen Stichproben die meisten Stichprobenwerte nicht allzu weit vom wahren Wert abweichen. Im Rahmen der Inferenzstatistik wird gezeigt, dass man aus der Stichprobe Intervalle schätzen kann, die den wahren Parameter mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit (der Überdeckungswahrscheinlichkeit) enthalten. Diese Intervalle werden als Konfidenzintervalle oder auch Vertrauensbereich oder Vertrauensintervalle bezeichnet ILMES - Internet-Lexikon der Methoden der empirischen Sozialforschung Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 44 Stetige Zufallsvariablen Konfidenzintervall bei Normalverteilung Die Größe des Konfidenzintervalls hängt – bei vorgegebener Irrtumswahrscheinlichkeit – vor allem von zwei Faktoren ab: der Stichprobengröße und der Variabilität der Grundgesamtheit. Je größer – ceteris paribus – die Stichprobe, desto kleiner wird das Konfidenzintervall; ebenso wird das Konfidenzintervall kleiner bei kleinerer Variabilität der Grundgesamtheit. ILMES - Internet-Lexikon der Methoden der empirischen Sozialforschung Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 45 15 Stetige Zufallsvariablen Konfidenzintervall bei Normalverteilung Definition Konfidenzintervall Bei einer Überdeckungswahrscheinlichkeit von (1-α)% (z.B. 95%) werden die untere und die obere Grenze gesucht, so dass das Intervall mit dieser Wahrscheinlichkeit den gesuchten Parameter μ überdeckt: P(UG ≤ μ ≤ OG) = 1-α Für den Erwartungswert μ wird der arithmetische Mittelwert geschätzt und bei bekannter Standardabweichung σ ergibt sich: σ σ ̅ ; ̅ Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 46 Stetige Zufallsvariablen Normalverteilung Beispiel In einem verträumten Städtchen am Rande des Siegerlandes wird in einem kleinen aber modernen kirchlichen Kindergarten untersucht, wie lange sich die Kinder beim Malen konzentrieren können. Laut Unterrichtsmaterial angehender Erzieherinnen und Erzieher soll sich die Konzentrationsdauer gut durch eine Normalverteilung mit = 500 Sekunden und 2 = 16 Quadratsekunden beschreiben lassen. 1. In welchem Schwankungsbereich liegt das 95%-Konfidenzintervall der Konzentrationsdauer, wenn = 500 Sekunden ist in einer Stichprobe vom Umfang n = 100 ? Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 47 Stetige Zufallsvariablen Normalverteilung 95%-KI, = 500, σ = 4, n = 100 Beispiel: ̅ 500 . ; ̅ ; 500 = 500 1.96 1.96 ∙ 0,4; 500 1.96 ∙ 0,4 = 0,784; 500 0,784 = ; 1.96 . 500 500 , ; 500 = = , Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 48 16 Stetige Zufallsvariablen t-Verteilung Die (zentrale) t-Verteilung (oftmals auch Student-Verteilung genannt) geht auf William Sealy Gosset zurück. William Sealy Gosset (* 13.06.1876, † 16.10.1937) war bei der Guiness Brauerei angestellt, die ihm Veröffentlichungen unter seinem Namen untersagte. Deshalb verwandte er das Pseudonym „Student“. Im Jahre 1908 entwickelte er in seiner Arbeit „The probable error of a mean“ einen Kleinstichprobentest für normalverteilte Daten mit unbekannter Varianz. 49 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen t-Verteilung Seien X0, X1, ... ,Xn unabhängige standardnormalverteilte Zufallsvariablen, so ist X0 T 1 n 2 Xi n i 1 t-verteilt mit n Freiheitsgraden. Die Anzahl der Freiheitsgrade charakterisiert eine t-Verteilung. Anzahl der Freiheitsgrade = „frei“ verfügbaren Beobachtungen, (Stichprobenumfang n minus der Anzahl k der aus der Stichprobe geschätzten Parameter) Mit wachsenden Freiheitsgraden nähert sich die t-Verteilung immer mehr der N(0,1)-Verteilung, und ab ungefähr 30 Freiheitsgraden sind die beiden Verteilungen nahezu identisch. 50 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen t-Verteilung Von oben nach unten: N(0,1)-Verteilung t25-Verteilung t4-Verteilung t2-Verteilung Werte der Dichtefunktion 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 -4 -3 -2 -1 -0 1 2 3 4 x Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 51 17 Stetige Zufallsvariablen t-Verteilung Die t-Verteilung mit n Freiheitsgraden ist symmetrisch t n; t n;1 0 EX Var X falls n 1 , n n2 falls n 2 . 52 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen Konfidenzintervall bei t-Verteilung Definition Konfidenzintervall Bei einer Überdeckungswahrscheinlichkeit von (1-α)% (z.B. 95%) werden die untere und die obere Grenze gesucht, so dass das Intervall mit dieser Wahrscheinlichkeit den gesuchten Parameter μ überdeckt: P(UG ≤ μ ≤ OG) = 1-α Für den Erwartungswert μ wird der arithmetische Mittelwert und die Standardabweichung σ wird durch s geschätzt: ̅ ; ; ̅ ; 53 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen t-Verteilung Beispiel Nach einiger Zeit erhalten die Erzieherinnen des Kindergartens die Information, dass die Konzentrationsfähigkeit von Kindern beim Malen zwar einer Normalverteilung gehorcht, jedoch sei die Varianz unbekannt. Daraufhin ermittelt die Erzieherin Michaela S. auf Grund einer Stichprobe von n = 25 Kindern eine empirische Standardabweichung von s = 6 Sekunden bei einem Mittelwert von 510 Sekunden. Wie groß ist nun das 90%-Konfidenzintervall für die erwartete Konzentrationsdauer? t 24;0.95 1.711 510 510 1.711 6 25 1.711 6 25 510 2.0532 512.0532 , 510 2.0532 507.9468 . Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 54 18 Stetige Zufallsvariablen 2-Verteilung Seien X1, X2, ... , Xn unabhängige standardnormalverteilte Zufallsvariablen, so ist n X X i2 i 1 2-verteilt mit n Freiheitsgraden: X ~ n2 Bei einer 2-Verteilung mit n Freiheitsgraden gilt: EX n Var X 2n , . Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 55 Stetige Zufallsvariablen 2-Verteilung Werte der Dichtefunktion 0.3 1 FG 4 FG 10 FG 20 FG 0.2 0.1 0.0 0 4 8 12 16 20 24 x Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 56 Stetige Zufallsvariablen F-Verteilung Die F-Verteilung wurde nach Sir Ronald Aylmer Fisher (* 17.02.1890, † 29.07.1962) benannt. Er war von 1933-1945 Professor für Eugenik in London und in dem Zeitraum 1943-1957 Professor für Genetik in Cambridge. 1952 wurde er geadelt. Er gilt als einer der Begründer der mathematischen Statistik und der Biometrie. In der Biometrie liegen seine Verdienste insbesondere im Bereich der Versuchsplanung. Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 57 19 Stetige Zufallsvariablen F-Verteilung Sei X eine n2 -Verteilung und 2 -Verteilung, so ist Y eine davon unabhängige m 1 X m X Z n 1 n Y Y m F-verteilt mit n und m Freiheitsgraden Z ~ Fn,m 58 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen F-Verteilung 1.4 F40,40 Werte der Dichtefunktion 1.2 1.0 0.8 F2,10 F40,4 0.6 0.4 F10,2 0.2 0.0 1 2 3 4 5 6 x 59 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Stetige Zufallsvariablen F-Verteilung EX Var X m m2 2m 2 n m 2 n m 2 2 m 4 Fn,m;1 falls m 2 , falls m 4 . 1 Fm,n; Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 60 20 Stetige Zufallsvariablen Weitere stetige Verteilungen gestutzte Normalverteilung log-Normalverteilung Exponentialverteilung zweidimensionale (bivariate) Normalverteilung n-dimensionale Normalverteilung zwei- oder mehrdimensionale Gleichverteilungen. Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 61 21