Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie Inhalt Kapitel Vorwort Seite 3 1. Von der Entstehung des Lichtes 1.1 Die Quantelung der Energie 1.2 Das Bohr- Sommerfeldsche Atommodell 1.3 Absorption, spontane und induzierte Emission 1.4 Diskrete und metastabile Zustände 1.5 Zusammenfassung 5 5 7 10 11 12 2. Der Laser 2.1 Einführung 2.2 Die Eigenschaften des Laserlichtes 2.3 Das Prinzip des Lasers 2.3.1 Das Bändermodell für Festkörper 2.3.2 Dotierung und Besetzungsinversion 2.3.3 Stehende Welle und Polarisierung 2.3.4 Prinzipieller Aufbau des Lasers 2.4 Zusammenfassung 13 13 14 15 15 17 18 19 20 3. Der Halbleiterlaser 3.1 Einführung 3.2 Der Halbleiter 3.3 Elektronen und Löcher 3.4 Donator und Akzeptor 3.5 Der pn- Übergang 3.6 Die Fermi- Dirac- Verteilung 3.7 Das elektrische Confinement 3.8 Das Prinzip des Halbleiterlasers 3.9 Der Aufbau des Halbleiterlasers 3.10 Zusammenfassung 21 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 4. Die Nanotechnologie 4.1 „There’s plenty of room at the bottom“ 4.2 Die Nanotechnologie 4.3 Nanostrukturen 4.4 Epitaxie und Selbstorganisation 4.5 Quantenpunkte 4.6 Zusammenfassung 31 31 32 33 34 37 39 5. Der Nanolaser 5.1 Einführung 5.2 Das Prinzip des Nanolasers: Heterostruktur und Quantenpunkte 5.3 Der Aufbau des Nanolasers 5.4 Zusammenfassung 40 40 41 43 44 6. Quellenangabe 45 1 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser 2 Charlotte Thie Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie Vorwort Die vorliegende Arbeit „Von der Miniaturisierung des Lasers – Der Nanolaser (Anwendung der NanoPhotonik)“ entstand im Zuge der Studienfahrt „Nanotechnologie“ vom 11. – 14. September 2006 unter der Leitung von Frau Uta Thie. Meine Anregung zu diesem Thema erfuhr ich während unseres Besuches an der TU Berlin am zweiten Tag unserer Reise. Dort bekamen wir einen wunderbaren Einblick in den Sektor der NanoPhotonik, speziell in die NanoOptoelektronik, unter der Führung von Herrn Doktor Matthias Kuntz. Neben interessanten Vorträgen und Gesprächen zur Nanotechnologie, besichtigten wir unter anderem verschiedene Labore zur Erforschung, Entwicklung und Herstellung nanotechnologischer, optoelektronischer Bauelemente – insbesondere des Nanolasers. Dieser ist Thema meiner Kolloquiumsarbeit. Hierbei geht es mir vor allem um seine theoretische Funktionsweise, also die Physik hinter der Technologie. Dazu führe ich in drei Themenkapiteln anhand des Festkörper- und Halbleiterlasers, die zum Verständnis des Nanolasers – und des Lasers allgemein – wichtigen Begrifflichkeiten und physikalischen Vorgänge ein. Das vierte Themenkapitel wird einen Überblick über die Nanotechnologie und letzte, wichtige Grundinformationen geben, womit im fünften das Prinzip des Nanolasers mit dem erarbeiteten Vorwissen erklärt werden kann. Nach jedem Themenkapitel gibt es eine Zusammenfassung, die Ihnen helfen soll, den Überblick zu behalten. An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich bei Herrn Dr. Matthias Kuntz für seine Unterstützung bedanken! Unsere nachträglichen Gespräche haben mir sehr zum Verständnis dieses Themas geholfen und motivierten mich, diese Arbeit, neben hohem Interesse, mit besonderer Freude an der Physik zu schreiben. Vielen Dank! Ich danke auch meinem Vater, der mir immer bei schwierigen Fragen mit geduldigen Erklärungen zur Seite stand! Schließlich grüße ich noch meine Studiengruppe und unsere Leiterin Frau Thie: Die Studienreise hat mir sehr viel Spaß gemacht, und ich freue mich, dabei gewesen zu sein! Charlotte Thie Foto der Studiengruppe in Berlin; vorne links: Dr. M. Kuntz (FOTO: U.Thie) 3 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser 4 Charlotte Thie Der Nanolaser Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Charlotte Thie 1. Von der Entstehung des Lichtes 1.1 Die Quantelung der Energie Im Jahre 1888 entdeckte Wilhelm Hallwachs (1859-1922), dass bei der Bestrahlung mit Licht aus der Oberfläche von Festkörpern Elektronen austreten können. Diese Erscheinung wird auch der äußere lichtelektrische oder Hallwachs- Effekt genannt. Dabei stellte er fest, dass es Licht mit einer sehr hohen Frequenz (z.B. Ultraviolettes Licht) sein musste, um die Elektronen aus der Oberfläche einer Zinkplatte lösen zu können; sichtbares Licht mit einer niedrigeren Frequenz hingegen hatte fast keine Wirkung, unabhängig von seiner Lichtintensität. Dieses Verhalten war mit dem geltenden Wellenmodell des Lichtes zu dieser Zeit nicht zu erklären und glich eher der Wirkung eines Teilchens („Teilchen- WelleDualismus“*). Der lichtelektrische Effekt (Quelle 1) Zwölf Jahre später, am 18. Dezember 1900, begründete der deutsche Physiker und Nobelpreisträger Max Planck (1858-1947) auf einer Sitzung der Physikalischen Gesellschaft Berlin aufgrund der exakten Messungen des Strahlungsverhältnisses an verschiedenen Strahlern der Physiker Pringsheim (1859-1917) und Lummer (1860-1925) theoretisch seine Strahlungsformel und führte dabei die fundamentale Naturkonstante h, das Plancksche Wirkungsquantum, in die Physik ein. Er äußerte den Gedanken, dass die Strahlungsenergie im Gegensatz zu allen bisherigen Vorstellungen in einzelnen kleinen, unteilbaren Einheiten, sogenannten Energiequanten, ausgetauscht wird. Noch einmal fünf Jahre später, im Jahr 1905, veröffentlichte Albert Einstein (1879-1955) seine drei berühmten Aufsätze; einer von ihnen behandelte den äußeren lichtelektrischen Effekt. Auf Plancks Annahme des portionsweisen Austausches des Lichtes aufbauend, kam er außerdem zu dem Schluss, dass es auch in Portionen „unterwegs“ ist, die wir als Lichtquanten oder Photonen bezeichnen. Damit erfolgte also eine Quantelung des Lichtes in Photonen nach Einstein, sowie deren Absorption und Emission von Stoffen nach Planck. Und da Licht nichts anderes ist als elektromagnetische Energie mit den Eigenschaften einer Welle, spricht man auch von der Quantelung der Energie des elektromagnetischen Feldes**. Das erklärte unter anderem, warum beim Hallwachs- Effekt Elektronen nur unter Einfluss eines 5 Der Nanolaser Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Charlotte Thie Lichts mit bestimmter Frequenz, also einer bestimmten Energieportion, aus der Atomstruktur austreten können (entspricht beim äußeren lichtelektrischen Effekt der Ionisierungsenergie). Diesen Zusammenhang von Energie und Frequenz des Lichtes formulierte schon Planck wie folgt: E=h⋅f E - Energie h - plancksches Wirkungsquantum f – Frequenz Max Planck (Q 1) Albert Einstein (Q 1) * Der „Teilchen- Welle- Dualismus“ bezeichnet die Teilchen- und/ oder Welleneigenschaften (z.B. Hallwachseffekt, Beugung von Licht, etc.) in ihren physikalischen Zustandsgrößen unabhängig von ihrem Modell (Welle oder Teilchen). Das gilt für Photonen, aber auch Elektronen. Jedoch sind hier die Modelle einer Welle oder eines Teilchens als der „Zustand Welle“ oder als der „Zustand Teilchen“ zu verstehen, und nicht als eine Beschreibung des Objektes „Photon“ oder „Elektron“. Beides sind weder Welle noch Teilchen! ** Der Feldbegriff beschreibt den besonderen Zustand eines Raumes, bei dem jedem Raumpunkt eine physikalische Größe zugeordnet werden kann 6 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 1.2 Das Bohr- Sommerfeldsche Atommodell Zur Zeit der Überlegung Plancks und Einsteins wusste man noch nichts von der Entstehung des Lichtes; man beschäftigte sich hauptsächlich mit dessen Eigenschaften und seiner Natur. Deshalb reisen wir jetzt noch weiter in der Geschichte in das Jahr 1911. Gerade gelang dem britischen Physiker Ernest Rutherford (1871-1937) und seinen Kollegen ein entscheidender Schritt zur Entschlüsselung der Geheimnisse der Atome. Durch Streuversuche mit α- Teilchen an Goldfolie entdeckten Rutherford und Phillip E. A. Lenard (1862-1947), dass Atome – bisher nur bekannt als „kleinste Bausteine der Materie“ von den Philosophen der Antike – aus einem kompakten, elektrisch positiv geladenen Atomkern (aus Protonen und Neutronen) und einer durchlässigen, elektrisch negativ geladenen Atomhülle aus Elektronen bestehen (allgemein: Rutherfordsches Atommodell), die um den Kern wie Planeten kreisen. Goldfolienexperiment (Q 1) Rutherfordsches Atommodell (Q 1) Das war ein wichtiger Fortschritt für das moderne Verständnis von Atomen, doch ließen sich mit diesem Atommodell viele Phänomene nicht erklären. Ausschlaggebend für den dänischen Physiker Niels Bohr (1885- 1962) im Jahr 1913 ein genaueres Atommodell zu beschreiben, war vor allem das optische Phänomen der Linienspektren bei der Anregung von Atomen. Bei diesem Experiment führt man einem Gas in einem Gasentladungsrohr durch Anlegen einer elektrischen Spannung Energie zu, und das Gas beginnt zu leuchten. Beim Betrachten des ausgesandten Lichtes durch ein Spektroskop stellt man fest, dass in dem Licht nicht alle Wellenlängenbereiche des sichtbaren Lichtes vorhanden sind. In Abhängigkeit vom Gas wird eine unterschiedliche Anzahl farbiger Linien, ein Linienspektrum, beobachtet. Diese Spektren werden auch als Atomspektren bezeichnet. Niels Bohr beschrieb nun ein Atommodell, mit dem zunächst das Linienspektrum des Wasserstoffs befriedigend erklärt werden konnte. Er nahm an, dass sich das Elektron in der Atomhülle auf unterschiedlichen Kreisbahnen mit festgesetzten Entfernungen zum Kern ohne Energieverlust bewegen kann. Jede dieser erlaubten Bahnen entspricht jeweils einer bestimmten Energie des Elektrons; es gibt keine Zustände dazwischen. Auf der Bahn mit dem kleinsten Radius zum Kern besitzt das Elektron die kleinstmögliche Energie; je größer der Radius wird, desto größer wird auch die Energie des Elektrons. Sie wird durch die sogenannte Quantenzahl n charakterisiert, die nur positive, ganzzahlige Werte annehmen kann (n = 1,2,3,...). Führt man nun dem Atom Energie zu, wird das Elektron angeregt und „springt“ auf eine energetisch höhere Bahn. Dabei nimmt es nur eine bestimmte Energieportion („Energiequant“) auf, die der Differenz der Energieniveaus der entsprechenden Bahnen entspricht. Auf den energetisch höheren Bahnen bleibt das Elektron aber nur kurz und „springt“ wieder auf die Bahn niedrigerer Energie unter Abgabe eines entsprechenden 7 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie Energiequants zurück. Das freigesetzte Energiequant, nämlich ein Photon, nehmen wir als Licht wahr. Und je größer der „Elektronensprung“ ausfällt, desto mehr Energie wird frei, das heißt Licht mit höherer Frequenz entsteht. Mit seinem Atommodell erweiterte Bohr also die Vorstellungen von Rutherford, indem er sie mit den Atomspektren des Wasserstoffs und mit der Quantelung der Energie nach Max Planck und Einstein verband (allgemein: Bohrsches Atommodell) . Bohrsches Atommodell (nach Q 1) Energieaufnahme Energieabgabe Um auch die Spektrallinien von Atomen mit mehr als einem Elektron erklären zu können, ergänzte der deutsche Physiker Arnold Sommerfeld (1868-1951) das Bohrsche Atommodell mit der Nebenquantenzahl l (sie charakterisiert die Form der Elektronenbahn, z.B. eine Ellipsenbahn), der magnetischen Quantenzahl m (sie beschreibt die Orientierung einer Elektronenbahn im magnetischen Feld) und der Spinzahl s (Jedes Elektron besitzt eine Eigenrotation, die in gleicher oder entgegengesetzter Richtung zur Bahnbewegung erfolgen kann, auch Elektronenspin genannt). Alle vier Quantenzahlen n, l, m und s beschreiben genau und vollständig die Energiezustände der Elektronen im Bohr- Sommerfeldschen Atommodell. Sie finden sich auch in dem heutigen Orbitalmodell (auch wellenmechanisches Atommodell genannt) wieder. Mit der Feststellung des „Teilchen- Welle- Dualismus“ für Elementarteilchen, ist es folglich auch unmöglich, gleichzeitig Ort und Geschwindigkeit eines Elektrons festzustellen (Unschärferelation von 1925 nach Werner Heisenberg). Doch in den Jahren 1924 bis 1927 konnte der österreichische Physiker Erwin Schrödinger (1887 bis 1961) zeigen, dass die mathematische Beschreibung von Elementarteilchen als Welle offensichtlich geeignet ist, ihr Verhalten richtig wiederzugeben. Er fand die sogenannte Schrödinger- Gleichung. Es zeigte sich, dass Lösungen für die Schrödinger- Gleichung nur für bestimmte kleine Zahlen gefunden werden konnten, die den Quantenzahlen von Bohr und Sommerfeld entsprachen. Als Lösungen der Schrödinger- Gleichung erhält man einzelne Wellenfunktionen, mit deren Quadrat die Aufenthaltswahrscheinlichkeit einzelner Elektronen berechnet werden kann. Die 90%ige Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Elektrons bildet im Atom einen bestimmten räumlichen Bereich, der als Atomorbital bezeichnet wird und je nach Energie des Elektrons unterschiedliche Formen annehmen kann (beschrieben durch die Nebenquantenzahlen l und m). Die Besetzung dieser Orbitale unterliegt außerdem dem sogenannten "Pauli-Prinzip" nach Wolfgang Pauli (1900 – 1958) und der nach Friedrich Hund (1896-1997) benannten "Hundschen Regel". Sie besagen, dass keine zwei Elektronen mit der selben Energie ein Orbital besetzen dürfen – sie müssen sich also in einer Quantenzahl (nämlich der Spinzahl durch entgegengesetzte Eigenrotation) unterscheiden. Und die Besetzung von Orbitalen mit gleicher Energie erfolgt immer zunächst einfach (also ohne 8 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie Spinpaarung). Das Orbitalmodell bezeichnet also den Aufenthaltsraum der Elektronen, in der sie sich mit 90%iger Wahrscheinlichkeit aufhalten und spielt vor allem in den Bindungsstrukturen der Materie für die Chemie eine große Rolle. Verschiedene Formen des Orbitalmodells (Q 1) Doch um die Quantensprünge der Elektronen und die Entstehung des Lichtes im Prinzip für einen Laser zu erklären, reicht für uns, wie schon oben beschrieben, das BohrSommerfeldsche Atommodell. Ernest Rutherford (Q 1) Niels Bohr (Q 1) 9 Der Nanolaser Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Charlotte Thie 1.3 Absorption, spontane und induzierte Emission Bei der Strahlungswechselwirkung mit atomaren und molekularen Systemen können drei Elementarvorgänge der Elektronen zwischen ihren Energieniveaus auftreten: die Absorption (Aufnahme), die spontane Emission (spontane Abgabe) und die induzierte Emission (angeregte Abgabe) von Energie. Wie in 1.1 festgestellt, erfolgen diese Vorgänge gequantelt, also portionsweise, und hängen direkt mit dem Bau der Elektronenhülle der Atome zusammen, wie in 1.2 deutlich wird. Darauf gehe ich jetzt noch mal genauer ein. Die Energie des oberen Niveaus eines Elektrons x benenne ich mit E₂, die des unteren Niveaus mit E₁. Für alle Vorgänge gilt: E₂ – E₁ = hּ f Die Absorption eines Photons der Energie E = hּf durch ein Atom kann nur in einem Strahlungsfeld erfolgen, das Lichtquanten der Frequenz f enthält. Sie verläuft daher stets induziert, weshalb man nicht zwischen spontaner oder induzierter Absorption unterscheidet. Die Wahrscheinlichkeit der Absorption ist abhängig von der Zahl der vorhandenen Lichtquanten (ausgedrückt als Energiedichte im Wellenmodell des Lichtes: Energie pro Volumen- und Frequenzeinheit), und der Einsteinschen Übergangswahrscheinlichkeit (eine charakteristische atomare Konstante für den speziellen Übergang). Wird nun dem Atom Energie zugeführt, so wird ein Lichtquant hּf vernichtet und gleichzeitig das Elektron x in einen um hּf höheren Energiezustand „gehoben“; man spricht von einem Quantensprung des Elektrons von E₁ nach E₂. Doch dieser angeregte Zustand ist nicht stabil. Unbeeinflusst durch das äußere Strahlungsfeld kehrt das Elektron x nach ca. 10⁻⁸s in den Zustand des Energieminimums E₁ zurück. Dabei emittiert es genau wieder ein Lichtquant der Energie E = hּf. Hier sprechen wir von einer spontanen Emission. In einer Glühbirne springen so viele Elektronen zu unterschiedlichen Zeiten. Damit sind die ausgesandten Photonen inkohärent (ohne jede Phasenbeziehung) und besitzen unterschiedliche Frequenzen und Emissionsrichtungen. (Q 1) Trifft nun auf das angeregte Atom ein zufällig spontan emittiertes Photon der Frequenz f, das von einem gleichartig angeregten Atom stammt, so „springt“ das Elektron x unter Abgabe eines zweiten Photons in den Grundzustand zurück. Dabei stellt das induzierende Photon, das mit seiner Energie hּf der Energie des Niveaus E₂ entspricht, die Erregerfrequenz für diesen Zustand dar und erzeugt so eine Resonanzreaktion, indem es das Elektron x zum Quantensprung bringt. Anders könnte man auch meinen, dass es für die Absorption der 10 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie Energie des Erregerphotons kein höheres, erlaubtes Energieniveau für das Elektron gibt und es also statt dessen emittiert. Nach dieser so genannten induzierten Emission bewegen sich nun zwei Photonen mit gleicher Wellenlänge und Frequenz, sowie einfacher Phasenbeziehung (d.h. monochromatisch und kohärent) und gleicher Ausbreitungsrichtung, weiter. (Q 1) 1.4 Diskrete und metastabile Zustände Angeregte Atome emittieren mit unterschiedlichen, aber sehr scharf festliegenden Wellenlängen und Frequenzen, da der Quantensprung je nach äußerem Strahlungsfeld im allgemeinen auch über mehrere Energieniveaus hinweg geschieht. Diese diskreten Energiewerte der entstehenden Photonen sind als Differenzen der diskreten Energieniveaus E₁, E₂, E₃ usw. des strahlenden System aufzufassen, und bilden z.B. das entsprechende, typische Linienspektrum. Entgegen der diskreten Energieniveaus gibt es aber auch atomare Zustände mit einer sehr großen Verweilzeit bis zu über 10⁻²s. Die Entdeckung dieser metastabilen Zustände geht auf die Wahrscheinlichkeitsberechnungen Einsteins für die Elektronenübergänge zurück, hat ihren Ursprung also in der reinen Mathematik. Dabei stellte er fest, dass es neben den erlaubten Zuständen A und B auch einen theoretisch möglichen Zustand AB geben muss, selbst wenn er nur einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit unterliegt. In solchen metastabilen Zuständen kann das Elektron sehr lange verbleiben. Wird das Atom also durch ein äußeres Strahlungsfeld angeregt, „springt“ das Elektron x in den diskreten Zustand E₂ und „fällt“ unter strahlungsfreier Energieabgabe in den metastabilen Zustand Eь „hinunter“, wo es gezielt zu einer induzierten Emission angeregt werden kann, ohne vorher spontan zu emittieren. Diese Eigenschaft wird im Laser genutzt. Dort spricht man von lasernden Energieniveaus, die sowohl diskrete als auch metastabile Niveaus sein können (je nach Lasertyp). 11 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 1.5 Zusammenfassung Licht besteht aus Photonen. Die Energie eines Photons ist von seiner Wellenlänge (Frequenz) abhängig. Die Absorption und die Emission von Photonen geschieht gequantelt. Sie entstehen durch Quantensprünge von Elektronen zwischen diskreten und/ oder metastabilen Niveaus in der Elektronenhülle nach dem Bohr- Sommerfeldschen Atommodell. Durch die Absorption von Energie springt ein Elektron in den angeregten Energiezustand, wo es nur kurz verbleibt und unter Abgabe eines Photons derselben Energie in den Grundzustand zurückkehrt. Dies geschieht entweder spontan (ohne äußeren Einfluss) oder induziert unter Wechselwirkung mit einem Erregerphoton (eine Resonanzreaktion). Bei der spontanen Emission werden Photonen unterschiedlicher Frequenz, Ausbreitungsrichtung und Phasenbeziehung emittiert; Photonen einer induzierten Emission hingegen sind kohärent, monochromatisch und bewegen sich in dieselbe Richtung. Elektronen können diskrete und metastabile Energieniveaus besetzen. Während sie das angeregte, diskrete Niveau schnell wieder unter Energieabgabe verlassen, besitzen sie auf einem metastabilen Niveau längere Aufenthaltszeiten. Nur unter strahlungsfreier Energieabgabe können sie im angeregten Zustand metastabile Zustände einnehmen. 12 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 2. Der LASER 2.1 Einführung Das Wort „LASER“ ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung „Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation“ und bedeutet auf Deutsch: „Lichtverstärkung durch induzierte Emission von Strahlung“. Die Entwicklung solcher Systeme zur Verstärkung des Lichtes gelang erstmals 1960 dem englischen Physiker Theodore Maiman (*11.7.1927) im Zusammenhang mit der Entwicklung des MASERs (engl.: Microwave Amplification by Stimulated Emission of Radiation) von 1954. Dabei wurde von einer Verstärkung des Lichtes durch die, von Einstein vorrausgesagte induzierte Emission ausgegangen: Nachträglich zu Plancks Vermutung des quantisierten Photonenaustausches, beschrieb Einstein in den dreißiger Jahren die stimulierte Emission als Umkehrung der Absorption. Lange wurde gerätselt, ob dieser Zusammenhang zur Verstärkung eines Lichtfeldes benutzt werden konnte, was schließlich 1960 durch Maiman erstmals in einem Rubinlaser (Festkörperlaser) realisiert werden konnte. Neben ihm waren auch die Amerikaner Charles T. Townes (geb. 1915), Nikolai G. Bassow (1922-2001) und Alexander M. Prochorow (1916-2002) maßgeblich an der Entwicklung des Lasers beteiligt; sie erhielten dafür 1964 den Nobelpreis der Physik. Der Laser als solches ist, entgegen allen anderen Errungenschaften der Menschheit, ein rein künstliches, aus mathematischen Berechnungen Einsteins resultiertes Phänomen und besitzt nichts Vergleichbares in der Natur. Was zu damaliger Zeit als bahnbrechende Erfindung galt, findet sich heute in jedem Haushalt wieder, sei es im Computer, im Laserdrucker oder in der Stereoanlage. Laserdrucker Laserpointer 13 Lasershow Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 2.2 Die Eigenschaften des Laserlichtes Der Laser als Lichtquelle beruht auf der in 1.3 beschriebenen induzierten Emission. Er ist eine Lichtquelle, die sich in verschiedener Hinsicht von den thermischen und anderen auf spontaner Emission beruhenden Lichtquellen unterscheidet: Wie schon in den Ausführungen von 1.3 angedeutet, besteht zwischen den, bei spontaner Emission erzeugten Photonen keinerlei Beziehung. Das abgestrahlte Licht ist inkohärent (ohne jede Phasenbeziehung), die Emissionsrichtung der Photonen völlig regellos. Bei induzierter Emission dagegen sind die Ausbreitungsrichtungen von induzierendem und erzeugtem Photon identisch, und zwischen beiden besteht eine feste Phasenbeziehung. Diese Tatsache ist von großer Wichtigkeit für den Betrieb eines Lasers und den Eigenschaften des Laserlichtes. Diese sind: 1. Hohe zeitliche Kohärenz; Es lassen sich zum Beispiel Kohärenzlängen von 15 km und wesentlich darüber erzeugen; 2. Hohe räumliche Kohärenz; D.h. auch sehr geringe Divergenzen der Laserbündel (z.B. Verbreiterung der Laserstrahlung auf 1,5 m in 10 km Entfernung) sind möglich; 3. Große Intensität, besonders aber eine große spektrale Energiedichte von z.B. 10¹⁵W/cm², und bei Fokussierung der Laserbündel bis zu 10¹⁶W/cm²; 4. Hohe Frequenzstabilität – die relative Frequenzänderung beträgt bei stabilisierten Lasern höchstens ∆v/v ≈ 10¯⁹, womit z.B. die Lichtgeschwindigkeit viel genauer zu messen ist, als mit herkömmlichen Methoden. Außerdem kann das monochromatische, kohärente Licht des Lasers nachträglich polarisiert werden. Die Polarisationsrichtung, also die Ausrichtung des Lichts als Elektromagnetische Welle im elektromagnetischen Feld, wird durch spezielle Spiegel oder das Lasermedium selbst bestimmt. Laserstrahlung kann also vollständig linear polarisiert werden; es ist nahezu paralleles Licht und besitzt zudem eine hohe Kohärenz. Es kann eine Leistungsdichte von bis zu einigen Megawatt je cm² erreichen. Laserlicht ist monochromatisch, hat also eine ganz bestimmt Frequenz, die vom Abstand des lasernden Niveaus zum Grundniveau abhängig ist. Natürlich gibt es Lasermedien, die in vielen verschiedenen Frequenzen Licht aussenden können, aber bevorzugt in einer bestimmten Wellenlänge strahlen. Doch an dieser Stelle möchte zum Prinzip des Lasers übergehen. Laserlicht (Q 1) 14 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 2.3 Das Prinzip des Lasers Das Laserlicht wird in einem sogenannten aktiven Lasermedium erzeugt, nach dem die verschiedenen Klassen des Lasers eingeteilt werden. So gibt es den Festkörperlaser (bestes Beispiel ist der Rubinlaser), den Gaslaser (Helium-Neon-Laser mit HeNe- Gemisch), den Halbleiterlaser (z.B. Gallium-Arsenid-Laser), oder den Flüssigkeitslaser (Farbstofflaser). Das Prinzip des Lasers, die Erzeugung intensiver, monochromatischer und kohärenter Lichtstrahlen, beruht im wesentlichen auf drei Faktoren: 1. Das Vorhandensein eines lasernden Niveaus – bestimmt durch das verwendete Lasermedium; 2. Die Besetzungsinversion des lasernden Niveaus gegenüber dem Grundzustand (bei metastabilen Zuständen durch Verschiebung der Übergangs- und Besetzungswahrscheinlichkeiten gegenüber den diskreten Niveaus) und 3. Das Vorhandensein eines Strahlungsfeldes mit der Erregerfrequenz des entsprechenden Zustands für die induzierte Emission. Alle drei Vorraussetzungen erfahren in den verschiedenen Lasertypen unterschiedliche Realisierungen. Deshalb werde ich für die folgenden Erklärungen das Prinzip des Lasers am Festkörperlaser darstellen. Er wurde als erstes entwickelt und zeigt am einfachsten Funktionsweise und Aufbau! 2.3.1 Das Bändermodell für Festkörper Bei der Betrachtung von Elektronensprüngen in Lasermedien können wir nicht mehr auf das einfache Energieniveaumodell des Bohr- Sommerfeldschen Atommodells zurückgreifen, da es sich nun um Atomverbände in Festkörpern mit z.T. kristallinen Strukturen handelt. Jeder Versuch, die Elektronenbewegungen aus der atomaren Struktur der Festkörper abzuleiten und zu beschreiben, muss mit einer Theorie ihrer Energiezustände in Festkörpern beginnen. Es müssen also ihre Energiezustände und Bewegungen als die von Festkörperelektronen beschrieben werden. Auszugehen ist dabei von der Quantentheorie der Elektronen in Atomhüllen und Molekülen sowie von der Gitterstruktur der Festkörper. Aus der Vereinigung beider Konzepte ergeben sich die Energiezustände der Elektronen, die sich nicht nur im Potential einzelner oder weniger Kerne aufhalten, sondern im räumlich periodischen Gitterpotential des Festkörpers bewegen. Dieses Problem ist über komplexe mathematische Gleichungen zu lösen (der Schlüssel ist hier wieder die Schrödinger- Gleichung); die wesentlichen Ergebnisse dieser Theorie werden aber unter der einfachen Bezeichnung des Bändermodells zusammengefasst. Darin bilden, grob gesagt, die vielen Niveaus der unterschiedlichen Atome eines Gitters resultierende Energiebereiche aus, Bänder genannt. Sie sind häufig durch dazwischenliegende verbotene Zonen ( „Energie- Gap“) getrennt; es kann jedoch auch eine Überlappung von Bändern verschiedener Zustände auftreten. Die Deutung der Bänder als „kontinuierliche Zonen erlaubter Energiezustände“ ist insofern berechtigt, als dass die Abstände zwischen den diskreten Energieniveaus innerhalb der Bänder so klein sind, dass die Elektronen im Rahmen der Wärmebewegung praktisch ungehindert von einem Zustand in einen anderen desselben Bandes übergehen können. Aber auch hier gilt, wegen der endlichen Anzahl diskreter Energieniveaus, das Pauli-Prinzip zur Besetzung der Bänder mit einer begrenzten Anzahl von Elektronen. 15 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie Für unsere Betrachtungen der Quantensprünge im Lasermedium sind vor allem das Valenzband und das Leitungsband von Bedeutung. Im Valenzband befinden sich die Valenzelektronen (äußere Bindungselektronen), die nicht an einzelne Gitterbausteine, sondern an den Kristall als Ganzes gebunden sind. Unter Zufuhr von Energie können diese Elektronen in das energetisch höher liegende Leitungsband ins Kontinuum, d.h. ohne Beschränkung nach oben hin, springen. Dabei verlassen sie ihre Bindungen. Nur die Elektronen in dem Leitungsband können sich frei durch das Medium bewegen und so den elektrischen Strom leiten. Die Emission von Photonen durch Elektronensprünge geschieht insbesondere zwischen diesen beiden Energiebändern. Bei einem Festkörperlaser arbeitet man aber nicht mit elektrisch leitfähigen Lasermedien, weshalb die Begriffsverwendung von Valenz- und Leitungsband mit diesem bindungsmechanischen Hintergrund schwierig ist. Man stelle es sich also für die folgenden Erklärungen so vor: Das Valenzband stellt die energetischen Grundniveaus der Elektronen dar. Das Leitungsband ist hier der Zustand der energetischen Anregung mit begrenzter Verweildauer. Das bedeutet aber nicht die freie Beweglichkeit der Elektronen im gesamten Kristallgitter, sondern nur die Anregung innerhalb ihrer Elektronenpaarbindungen. Band-Gap 1 2 © C. Thie L - Leitungsband V - Valenzband freie Bewegung des Elektrons 1 Energieabsorption 2 Energieemission 16 Der Nanolaser Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Charlotte Thie 2.3.2 Dotierung und Besetzungsinversion Wie schon in 2.3 beschrieben, ist das Vorhandensein eines lasernden Niveaus die Grundlage für die Erzeugung von Laserlicht. In Festkörperlasern erreicht man die, für die induzierte Emission notwendige Besetzungsinversion durch die Besetzung von metastabilen Zuständen. Solche metastabilen Zustände kann man durch die dreidimensionale Dotierung (kontrollierter Einbau) von Fremdatomen in das Lasermedium erzeugen, deren diskrete Energieniveaus zwischen dem Valenz- und dem Leitungsband des Kristallgefüges liegen und durch die energetischen Wechselwirkungen wie metastabile Energieniveaus wirken. Wird nun dem dotierten Lasermedium eines Festkörperlasers genügend Energie zugeführt (allgemein als „Pumpvorgang“ bezeichnet), springen die Elektronen aus dem Valenzband in das energetisch höher liegende Leitungsband. Normalerweise würden sie entsprechend der relativ kurzen Verweildauer unter spontaner Emission in das Valenzband zurück fallen, doch durch natürliche Schwingungen im Kristallgitter geben sie strahlungsfrei Energie an ihre Umgebung ab (Stoßenergie) und fallen so in den, durch die Fremdatome bereitgestellten metastabilen Zustand hinunter. Aufgrund der relativ langen Verweildauer in diesem Zustand und der fortwährenden Energiezufuhr, erhöht sich die Besetzungswahrscheinlichkeit des metastabilen Niveaus: Die Elektronen des Valenzbandes springen kontinuierlich in das Leitungsband, währenddessen sich bald mehr Elektronen im metastabilen Niveau, als im energetisch niedrigeren Valenzband befinden. Diesen Zustand nennt man Besetzungsinversion (Elektronenüberschuss im angeregten Niveau). Es genügen bereits einige, durch spontane Emission stets vorhandene Photonen, um den Quantensprung der Elektronen im metastabilen Zustand und die induzierte Emission einzuleiten. Dabei kann anfangs, je nach induzierendem Photon, die Aussendungsrichtung des monochromatischen, kohärenten Lichtes in alle Richtungen des Raumes erfolgen. 2 3 1 4 metastabiles Niveau 5 © C. Thie 1 2 3 4 5 Pumpvorgang Strahlungsfreier Übergang Besetzungsinversion Spontane Emission Induzierte Emission 17 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 2.3.3 Stehende Welle und Polarisierung Um eine genau Richtungsbündelung der zunächst konfus ausgesendeten Strahlung zu erreichen, setzt man das Lasermedium zwischen zwei parallele Planspiegel, dem sogenannten Resonator. Entspricht ihre Entfernung zueinander einem ganzzahligen Vielfachen der halben Wellenlänge des bestimmten Laserlichtes, so bildet sich eine stehende Welle der hin und her laufenden Laserstrahlung aus, die senkrecht zu dem Resonator verläuft. Diese stehende Welle regt bei jedem Durchlauf im Medium die induzierte Emission als Strahlungsfeld mit der Erregerfrequenz an und verstärkt sich selbst, gleich einer Lawine. So erreicht man nach einer gewissen Anzahl von Durchläufen die Dominanz einer Ausbreitungsrichtung der Strahlung (das Laserlicht ist parallel geworden – die räumliche Kohärenz ist erreicht) und den zeitgleichen Quantensprung aller Elektronen. Nun senden sie also alle Photonen mit selber Frequenz und Wellenlänge „im Takt“ aus. Die Polarisierung des Lichtes erfolgt ebenfalls durch den Resonator. Dafür muss einer der Planspiegeln, aus dem die Laserstrahlung austreten soll, halbdurchlässig sein: Da Licht als elektromagnetische Transversalwelle beschrieben wird, in der sich als „Schwingung“ die Stärke des elektrischen und magnetischen Feldes periodisch ändern (Folgerungen des Faraday- Effekts nach Michael Faraday 1791- 1867), kann es durch den halbdurchlässigen Spiegel linear polarisiert werden, d.h. mit einer bestimmten Polarisationsrichtung (nicht möglich bei einer Longitudinalwelle). Nun kommt es aber bei ebenen Planspiegeln in der Regel zu relativ großen Beugungsverlusten, womit Laserstrahlung aus dem weiteren Verstärkungsprozess ausscheidet. Aus diesem Grunde wurden Konkavspiegel entwickelt, deren Brennpunkte zusammenfallen. Dieses System nennt man den konfokalen Resonator, der um mehrere Größenordnungen geringere Beugungsverluste aufweist. Vielfach werden bei einem Festkörperlaser die Resonatorspiegel auf den gut polierten Endflächen des laseraktiven Kristalls aufgebracht. Oder der Kristall agiert, mittels eines speziellen Kristallschnitts und – Schliffs und eines genügend hohen Brechungsindexes zwischen Lasermedium und Luft, als sein eigener Resonator. Die schließlich austretende Laserstrahlung macht nur einen vergleichsweise geringen Anteil des erzeugten Laserlichtes aus (etwa 30%). sich selbst verstärkende, induzierte Emission (Q 2) stehende Welle im Resonator (Q 18 4) Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 2.3.4 Prinzipieller Aufbau des Lasers Nach den folgenden Erkenntnissen muss der prinzipielle Aufbau des Lasers also wie folgt aussehen: 1. Eine Energiequelle für die Zufuhr von Energie Zu Anregung des Lasermediums; z.B. eine Lichtquelle (Blitzlichtlampe) für das optische Pumpen oder durch Anlegen einer elektrischen Spannung (kinetische Energie der bewegten Elektronen wird durch Stöße übertragen) 2. Ein aktives Lasermedium, in dem das Laserlicht durch Besetzungsinversion und induzierte Emission entsteht (In Festkörperlasern ein Kristall, z.B. Rubin) und 3. Ein Resonator, bestehend aus zwei gegenüberliegenden Spiegeln (einer davon halbdurchlässig) für die Ausbildung einer stehenden Welle, der Parallelisierung und der Polarisierung des Laserlichtes. Dabei gibt es Laser, die im Impulsbetrieb arbeiten und welche, die kontinuierlichen Betrieb ermöglichen. Es ist verständlich, dass bei Impulslasern die Erzeugung hoher Intensitäten gegenüber der Erzeugung von zeitlich kohärenten Wellen im Vordergrund stehen. Doch das bleibe hier nur erwähnt. (Q 1) 19 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 2.4 Zusammenfassung Das Laserlicht zeichnet sich durch hohe zeitliche und räumliche Kohärenz, große Intensität und Frequenzstabilität aus. Es ist außerdem polarisiert, parallel und monochromatisch. Die Frequenz des Laserlichtes, also auch die Farbe, ist vom Abstand des lasernden Niveaus zum Grundniveau abhängig. Die Erzeugung von Laserlicht beruht auf das Vorhandensein eines lasernden Niveaus, auf die Besetzungsinversion dieses Niveaus und das Vorhandensein eines entsprechenden Strahlungsfeldes für die induzierte Emission. Im einem Festkörperlaser betrachtet man die physikalischen Vorgänge im energetischen Bändermodell: Elektronen aus dem Valenzband springen unter Energieaufnahme in das Leitungsband. Von dotierten Fremdatomen bereit gestellt, fallen die angeregten Elektronen unter strahlungsfreier Energieabgabe (z.B. durch Stöße im Kristallgitter) in den metastabilen Zustand unterhalb des Leitungsbandes hinunter. Dort sammeln sie sich, bis eine Besetzungsinversion erreicht ist. Durch spontane Emission von Photonen wird der Sprung aller Elektronen in das Valenzband angetrieben. Innerhalb des Resonators laufen die emittierten Photonen hin und her und verstärken lawinenartig als stehende Welle die induzierte Emission. Nur ca. 30% der Strahlung verlassen die Resonatorordnung durch einen halbdurchlässigen Spiegel als Laserstrahl. Der prinzipielle Aufbau eines Lasers besteht aus der Energiequelle für den Pumpvorgang (energetische Anregung der Elektronen), dem aktiven Lasermedium und dem Resonator. 20 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 3. Der Halbleiterlaser 3.1 Einführung Die Entwicklung des Halbleiterlasers wurde erst nach dem Gaslaser in den späten 80ern durch die fortschreitende Halbleitertechnologie ermöglicht. Sie gestattete immer langlebigere, hocheffektive Halbleiter- Laserdioden, die schon mit kleiner Leistung in CD- und DVDLaufwerken, oder in Glasfaser- Datennetzen eingesetzt werden. Anders als Festkörper- oder Gaslaser, basieren sie nicht auf den Quantensprung von metastabilen Zuständen in ein Grundniveau, sondern auf die Rekombination von Elektronen und Löchern. Dieser Vorgang unterscheidet sich grundlegend von dem anderer Laser, spielt aber für die prinzipielle Funktionsweise des Nanolasers eine bedeutende Rolle. Aus diesem Grunde werde ich mich in den folgenden Kapiteln der Funktionsweise des Halbleiterlasers widmen. 21 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 3.2 Der Halbleiter Wie in 2.3.1 beschrieben, sind in Atomgefügen die erlaubten Energiezustände der Elektronen in Bänder gegliedert. Jetzt stehen das Valenz- und das Leitungsband in ihrer ursprünglichen Definition und Bedeutung im Mittelpunkt unserer Betrachtungen: Je nach Lage und Besetzung des energiereicheren Leitungsbandes, unterscheidet man nach Leiter, Halbleiter oder Isolator. Leiter (Metalle, Elektrolyte, Gase) besitzen eine große Anzahl beweglicher Ladungsträger (Elektronen, Ionen). In Festkörpern (Metallen) überlappen sich dabei Valenz- und Leitungsband, sodass Elektronen ungehindert in das LB gelangen und den elektrischen Strom leiten können. Isolatoren (Nichtleiter) liegen vor, wenn die Energiedifferenz des Leitungsbandes zum Valenzband ∆E > 3eV beträgt, also ein Quantensprung der Elektronen nicht möglich ist. Sie besitzen nur wenige oder keine Ladungsträger. Eine Definition der Halbleiter besagt: „Halbleiter sind Festkörper, die bei tiefer Temperatur isolieren und bei höheren Temperaturen jedoch eine messbare Leitfähigkeit besitzen.“ (Zitat nach: Bergmann Schaeffer „Festkörper“, 2005) Allgemein gesagt, wird die elektronische Leitfähigkeit der Halbleiter durch die Bindungen zwischen den Kristallbausteinen und im Rahmen des Bändermodells durch die Größe des Abstandes von Leitungs- und Valenzband bestimmt (∆E < 3eV). Damit ist die elektronische Leitfähigkeit exponentiell temperaturabhängig, womit, je nach Halbleitermaterial, eine Leitfähigkeit oft schon bei Raumtemperatur erreicht ist. Das hängt damit zusammen, dass der absolute Nullpunkt bei T = 0K = - 273,15°C liegt. Aber statt durch thermische Anregung (über Wärmeaustausch) kann die Energie zur Anregung der Ladungsträger (Elektronen, Defektelektronen) natürlich auch durch Strahlung (Licht) entsprechender Energie zugeführt werden. (Q 1) Die Beweglichkeit der Ladungsträger in Halbleitern ist größer als in Metallen, ihre Ladungsträgerdichte aber wesentlich kleiner, da weniger Ladungsträger vorhanden sind. In einem Halbleiter liegen Atombindungen vor – also die Bindung der Atome durch Elektronenpaare. Bei sehr tiefen Temperaturen – also geringer Energie – sind alle Elektronen gebunden; bei Zimmertemperatur können einzelne die Bindungen verlassen und stehen als Ladungsträger zur Verfügung. Zur Gruppe der Halbleiter gehören sowohl Elemente als auch Verbindungen. Technisch wichtige Halbleiter sind die Elemente Silizium, Germanium, Selen und Tellur sowie die Verbindungen Galliumarsenid GaAs und Indiumphosphat InP. 22 Der Nanolaser Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Charlotte Thie 3.3 Elektronen und Löcher Verlässt ein Elektron unter Energieabsorption seinen Platz in der Bindung, bleibt ein Loch zurück, dass als Defektelektronen bezeichnet wird. Diese Entstehung eines beweglichen Elektrons und eines Loches nennt man Paarbildungen (1), ihre Verbindung Rekombination (2). 1 2 Elektron Loch © C. Thie Die Leitung in einem reinen Halbleiter (Eigenleitung genannt) erfolgt durch eben diese Elektronen und Löcher: In der Betrachtung des Bändermodells gelangt unter Energiezufuhr ein Elektron in das LB, während im VB ein Loch entsteht. Legt man ein elektrisches Feld an, bewegt sich das Elektron gerichtet. Das Loch hingegen wird von anderen Elektronen des Valenzbandes besetzt und „wandert“ so in entgegengesetzter Richtung zum Elektron des Leitungsbandes. So wird das Loch ebenfalls zu einem, wenn auch positiven Ladungsträger (Defektelektron). Das Elektron bleibt nur eine begrenzte Zeit im Leitungsband und rekombiniert unter Energieabgabe mit dem Loch im Valenzband. Dabei löschen sich Elektron und Loch vollständig aus und Energie in Form von Licht wird frei. Dieser Vorgang unterscheidet sich wesentlich zu dem Quantensprung der Elektronen in Festkörperlasern, die innerhalb der Bindungsumgebung emittieren, ohne das Gleichgewicht des Systems so maßgeblich zu verändern. räumliche Bewegung der Ladungsträger (Q 1) 23 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 3.4 Donator und Akzeptor Wegen der geringen Ladungsträgerdichte und des folglich geringen Rekombinationspotenzials, eignen sich reine Halbleiter nicht für einen Laser, der sich gerade durch eine hohe Rekombinationsrate und Energiedichte des Laserlichtes auszeichnet. So wurden Halbleiter für die technische Nutzung praktisch erst bedeutsam, als es durch Dotierung von Fremdatomen gelang, die Besetzung von Valenz- und Leitungsband mit Elektronen und Löchern maßgeblich zu beeinflussen. Dafür wird der Halbleiterkristall mit Fremdatomen dotiert, deren Anzahl an Bindungselektronen um ein Außenelektron geringer oder größer ist, als die der Atome im Halbleiter. Man spricht von Donatoren und Akzeptoren. Donator heißen Fremdatome mit mehr Bindungselektronen, da sie das nichtgebundene Außenelektron als ein freies Leitungselektron zur Verfügung stellen können (lat. donare „schenken“). Liegen ihre Energieniveaus in der Bandlücke nahe des Leitungsbandes, so können sie das Elektron leicht an das LB des Halbleiters abgeben. Der Donator ist also ein Fremdatom, welches Elektronen ab gibt und als Störstelle positiv oder neutral vorkommt. Andersherum liegen die Energieniveaus von Akzeptoren in der Nähe des Valenzbandes. Wegen ihres fehlenden Außenelektrons nehmen sie Elektronen aus dem VB auf (lat. accipere „annehmen“) und hinterlassen dort ein Loch. Anders ausgedrückt: Der Akzeptor ist ein Fremdatom, welches ein Loch an das Valenzband abgibt und als Störstelle negativ oder neutral vorkommt. Durch die Dotierung mit Donatoren bekommt man einen n- Halbleiter, da freie negative Ladungsträger (Elektronen) vorhanden sind. Dotierte Halbleiter mit Akzeptoren nennt man p-Halbleiter wegen ihrer positiven Ladungsträger (Defektelektronen/ Löcher). Nach der Art der dominierenden Leitung unterscheidet man zwischen n-Leitung (Elektronenleitung) und p-Leitung (Löcherleitung). (Q 1) (Q 1) 24 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 3.5 Der pn - Übergang Zwischen einem p-Leiter und einem n-Leiter entsteht eine Grenzschicht, die man den pnÜbergang nennt. Um die physikalischen Vorgänge in diesem Übergangsgebiet zu verstehen, stelle man sich zwei getrennte Leiter, einen p-Leiter und einen n-Leiter, vor. Jeder dieser Leiter ist elektrisch neutral: Im p-Leiter sind eben so viele positive Löcher, wie negative Ionen (Akzeptoren) vorhanden. Im n-Leiter gibt es genauso viele Elektronen, wie positive Ionen (Donatoren). Fügt man nun den p- und den n-Leiter zusammen, ist das Gleichgewicht aufgrund des Konzentrationsgefälles für Elektronen und Löcher gestört. Durch Diffusion dringen Löcher in den n-Leiter und Elektronen in den p-Leiter ein. Dieser Vorgang ist mit der Rekombination der Ladungsträger verbunden, womit folglich bald keine Elektronen und Löcher mehr vorhanden wären. Doch ein bestimmter Prozess bringt die Diffusion zum Stillstand: Durch die Rekombination der beweglichen Ladungsträger im Übergangsgebiet werden die ionisierten Fremdatome nicht mehr neutralisiert. So baut sich ein elektrisches Feld („Diffusionsfeld“) auf, dass die Wanderung von Löchern in das n-Material und von Elektronen in das p-Material verhindert. Im pn- Übergang sind aber nach wie vor keine Elektronen oder Löcher vorhanden. Durch das Anlegen einer Spannung, kann man die breite des pn- Übergangs beeinflussen: Liegt am p- Leiter der Pluspol an und ist die Spannung stark genug, wird der pnÜbergang von Ladungsträgern überschwemmt und ein Strom fließt (Elektronen bewegen sich zum Pluspol). Diese Diode* ist in Durchlassrichtung geschalten. Legt man am p- Leiter den Minuspol an, so wirken das Diffusionsfeld und das äußere Feld (erzeugt durch Anlegen der Spannung) in die selbe Richtung; der pn- Übergang verarmt und verbreitert sich zu einer Grenzschicht. Die Diode ist in Sperrrichtung geschalten. räumliche Verteilung der Ladungsträger und energetisches Gleichgewicht im dotierten Halbleiter (Q 1) * Dioden sind Halbleiterbauelemente, die aus p- und n-leitenden Halbleitern mit einem dazwischen liegenden pn- Übergang bestehen. 25 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 3.6 Die Fermi- Dirac- Verteilung Die Erzeugung von Licht in Halbleiterlasern beruht, wie in 3.2 angedeutet, auf die Rekombination von Elektronen und Löchern im pn- Übergang. Dabei muss auch hier wieder erst die Besetzungsinversion des lasernden Niveaus erreicht werden. Das geschieht aber nicht durch die Besetzung von metastabilen Niveaus, sondern innerhalb des Leitungsbandes durch Anlegen einer Spannung. Nun würden folglich die Elektronen aus dem Kontinuum des Leitungsbandes in jeden Bereich des Valenzbandes rekombinieren, womit Photonen unterschiedlichster Wellenlänge – also Farbe – freigesetzt würden. Um die Monochromie des Laserlichtes zu erreichen, bedarf es demnach einer „räumlichen“ Einschränkung (engl.: confinement) der Besetzung von Elektronen im Leitungsband (z.B. in Bandkantennähe) und der Löcher im Valenzband. Das geschieht durch die Fermi- Energie. Fermionen (benannt nach Enrico Fermi) sind Elementarteilchen, die einen halbzahligen Spin besitzen. Zu ihnen gehören u. a. Elektronen. Fermionen unterliegen dem Pauliprinzip, aus dem sich die Fermi- Dirac- Statistik (Besetzungs- Statistik für Fermionen) ergibt. Sie besagt unter anderem, dass die mittlere Besetzungszahl eines Niveaus im thermodynamischen Gleichgewicht für Fermionen – also auch Elektronen – nur zwischen null und eins liegen kann. Die Fermi- Energie hängt mit der Verteilung von Fermionen beim absoluten Nullpunkt zusammen, hier am Beispiel der Elektronen: Bei der Temperatur T = 0K würden alle Elektronen auf den Atomkern stürzen, da sie keine Energie besäßen. Doch statt dessen Verteilen sie sich neu zu teilweise abstrakten Formationen um den Kern herum – dieser Verteilungszustand wird als Fermi- Fläche bezeichnet. Dabei werden, entsprechend der Elektronenanzahl, alle Niveaus um den Kern voll besetzt und es bildet sich eine scharfe Kante – die Fermi- Kante – aus. Da an dieser Kante die Elektronen des höchst besetzten Niveaus wegen ihrer Entfernung zum Kern eine bestimmte Energie besitzen müssen, spricht man auch von der Fermi- Energie oder Nullpunktenergie. Im Grundzustand (T = 0K) sind also alle unter der Fermi- Energie liegenden Niveaus besetzt, alle darüber liegenden unbesetzt. Diese Fermi- Dirac- Verteilung kann durch die so genannte Fermi- Dirac- Funktion beschrieben werden. Bei steigender Temperatur (T ≠ 0K) verändert sich der Funktionsverlauf, geht aber temperaturenabhängig durch den Punkt 0,5. Und da es sich bei der Fermi- Dirac- Statistik im Grunde um Verteilungswahrscheinlichkeiten für Fermionen mit einer bestimmten Energie handelt, entspricht die Fermi- Energie der höchsten Aufenthaltswahrscheinlichkeit für Fermionen einer Energie x – also auch für Elektronen im Festkörper. Sie ist folglich von der Anzahl der Fermionen im System und ihrer Energie abhängig. In den folgenden energetischen Bertachtungen des Bändermodells entspricht die Fermi- Energie immer der Aufenthaltswahrscheinlichkeit 0,5 für Elektronen. Funktionsverlauf der Fermie- Energie für T = 0K und T ≠ 0K 26 © C. THIE Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 3.7 Das elektrische Confinement Viele Festkörper, besonders auch Metalle, erreichen ihre Fermi- Fläche schon in Bereichen bei Zimmertemperatur und höher. In Metallen liegt die Fermi- Energie im Leitungsband, weshalb auch im Grundzustand Elektronen im LB vorhanden sind. In Halbleitern und Isolatoren liegt die Fermi- Energie als Symmetriepunkt zwischen Leitungs- und Valenzband, da ein quasifreies Elektron im LB genau ein Loch im VB bedingt. Um eine relevante Verschiebung der Fermi- Energie zum Valenz- oder Leitungsband in Halbleitern für das Confinement zu erreichen, braucht man Temperaturen von T ≥ 500K, viel zu hoch als Betriebstemperatur! Also verändert man, anstatt der Temperatur, die Anzahl an Elektronen und Löcher durch Dotierung. Eine n-Dotierung verschiebt die Fermi- Energie „nach oben“ zwischen das Leitungsband und dem Niveau des Donators, da Elektronen hinzugeführt werden; eine p-Dotierung verschiebt sie „nach unten“ zwischen das Valenzband und dem Niveau des Akzeptors, da Elektronen abgegeben werden. Durch anlegen einer Spannung in Durchlassrichtung des dotierten Halbleiters, wird der gesamte Grundzustand noch einmal angehoben (n-Leiter) oder abgesenkt (p-Leiter). Je nach Wahl der Spannung (sie muss größer als die Bandlücke sein) liegt nun die Fermi- Energie innerhalb des Leitungsbandes im nLeiter und innerhalb des Valenzbandes im p-Leiter. Dabei sammeln sich die Elektronen im LB mit einer Wahrscheinlichkeit von > 0,5 unter der Fermi- Kante, und die Löcher im VB mit der selben Wahrscheinlichkeit oberhalb. Diese Verschiebung der Besetzungswahrscheinlichkeiten und die gleichzeitige Einschränkung des Quantensprunges durch die Fermi- Energie wird als elektrisches Confinement bezeichnet. Die Wirkungsweise des elektrischen Confinements: undotiert p- Halbleiter n-Halbleiter © C. Thie 27 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 3.8 Das Prinzip des Halbleiterlasers Die laseraktive Zone eines einfachen Halbleiterlasers befindet sich im pn- Übergang. Dort verbinden sich die Bänder des n- und p- Leiters in einem schmalen Bereich und bilden natürliche, energetische Barrieren aus. So können keine Elektronen vom n- Leiter in das Leitungsband des p-Leiters fließen, und keine Löcher vom p-Leiter in das Valenzband des nLeiters gelangen. Wird nun eine Spannung in Größenordnung des Energie-Gap in Durchlassrichtung angelegt, so fließen Elektronen und Löcher in den pn- Übergang, ohne die energetischen Barrieren überschreiten zu können. Wegen des elektrischen Confinements entsteht schnell die Besetzungsinversion der Ladungsträger in dieser schmalen Zone. dotiert und in Durchlassrichtung gepolt (NACH Q 10) Durch die zufällige Rekombination von Elektronen und Löchern und der Freisetzung von Photonen, wird die Rekombination aller Ladungsträger und damit die induzierte Emission bewirkt, ähnlich zum Festkörperlaser. Jedoch gibt es einen bedeutenden Unterschied: Während im Festkörperlaser das metastabile Niveau den Quantensprung und die Wellenlänge der emittierten Photonen genau und für alle Elektronen festlegt, wird in dem Halbleiterlaser nur eine Einschränkung des Sprungbereiches durch das elektrische Confinement erreicht. Damit verfügt man zwar u.U. über eine einheitliche Farbe, z.B. Rot, Blau, Grün (abhängig vom Abstand VB – LB des verwendeten Materials), aber trotzdem sind zwangsläufig Photonen unterschiedlicher Wellenlängen innerhalb des Farbbereiches vorhanden. Es können auch Elektronen von oberhalb der Fermi- Energie rekombinieren und mehrfarbiges Licht erzeugen, doch deren Aufenthaltswahrscheinlichkeit dort ist sehr gering. Es sei also hier festgehalten, dass der Halbleiterlaser zwar ebenso gut Kohärenz und Lichtintensität erreicht wie sein älterer Verwandter der Festkörperlaser, aber keine totale Monochromie des Laserlichtes. Dass der Halbleiterlaser mit fortschreitender Rekombination nicht die nötigen Ladungsträger aufgrund gegenseitiger Auslöschung einbüßt, hängt mit der Energiequelle zusammen: Durch das Anlegen der Spannung bewegen sich nicht nur die Ladungsträger des Halbleitermaterials, sondern es fließen auch neue Elektronen aus der entsprechenden Energiequelle (Steckdose, Batterie, etc.) in das System. Mit einer Unterbrechung des Stromflusses wird die Ladungsträgerbewegung in den pn- Übergang unterbrochen und das Diffusionsfeld tritt wieder in Kraft. 28 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 3.9 Der Aufbau des Halbleiterlasers Der prinzipielle Aufbau eines Halbleiterlasers unterscheidet sich nicht sehr von dem eines Festkörperlasers: 1. Die Energiequelle stellt der elektrische Strom durch Anlegen einer Spannung dar. Dazu werden zwei Kontakte auf Metallplättchen an n- und p-Leiter in Durchlassrichtung angebracht (Bild: top contact und back contact) 2. Das Lasermedium beschreibt den gesamten Halbleiterkristall, während die aktivlasernde Zone im pn- Übergang realisiert wird (active layer). 3. Und aufgrund des zum Teil hohen Brechungsindex von Halbleitermaterial zu Luft, sind die polierten Endflächen (cleaved facet) des Halbleiterkristalls der eigene Resonator, sofern ihre Entfernung einem Vielfachen der halben Wellenlänge des Laserlichtes entspricht! Sie können auch noch durch nachträgliche Behandlung verspiegelt werden. (Q 18) ^ Die wichtigsten Bauformen von Halbleiterlasern unterscheiden sich in den Resonatorstrukturen, die horizontal oder vertikal angeordnet sein können. Je nachdem, stellt sich die Orientierung des Lichtfeldes horizontal oder vertikal ein. Man spricht von „horizontal cavity“ Lasern (in-plane) und „vertical cavity“ Lasern (VC). (Q 10) Der Vorteil von Halbleiterlasern gegenüber Festkörperlasern liegt in ihren geringen Größen sowie dem kostengünstigen Produktionsmaterial. Sie finden sich in allen elektronischen Geräten zur Datenspeicherung, Datenverarbeitung, Datenabrufung und anderem wieder (Computer, CD-Laufwerk, CD- und DVD- Player, Laserpointer etc.). 29 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 3.10 Zusammenfassung Halbleiter isolieren bei tiefen Temperaturen und besitzen bei höheren Temperaturen eine messbare Leitfähigkeit. Bei tiefer Temperatur ist das Valenzband voll besetzt, das Leitungsband leer. Die Energiedifferenz zwischen Valenz- und Leitungsband ist kleiner als 3eV. Nur die Elektronen im LB können den elektrischen Strom leiten. Dazu müssen sie – strukturräumlich gesehen – ihre äußeren Atombindungen verlassen. Durch Zufuhr von Energie können Elektronen aus dem VB in das LB springen, wobei sie im VB – also in den Atombindungen – eine Fehlstelle (Defektelektron oder Loch genannt) hinterlassen. Dieser Vorgang wird Paarbildung, die Umkehrung Rekombination genannt. Wenn ein Elektron und ein Loch rekombinieren, löschen sie sich aus und Energie in Form von Licht wird frei. Beide Ladungsträger können den elektrischen Strom leiten. Mittels Dotierung von Donatoren oder Akzeptoren in den Halbleiter kann die Besetzung durch Elektronen von VB und LB beeinflusst werden: Donatoren geben Elektronen an das LB ab und erzeugen einen nHalbleiter; Akzeptoren geben Löcher an das VB ab und erzeugen einen p- Halbleiter. An der Grenze von p- und n- Leiter bildet sich der pn- Übergang aus. Dort wirkt das Diffusionsfeld gegen das Eindringen von Elektronen in den p- Leiter und von Löchern in den n- Leiter, sodass eine ladungsträgerfreie Grenzschicht entsteht. Im Bändermodell haben sich energetische Barrieren für Elektronen im LB und für Löcher im VB gebildet. Durch Anlegen einer Spannung in Durchlassrichtung wird der pn- Übergang mit Ladungsträgern überschwemmt. Wegen des elektrischen Confinements sammeln sich Elektronen und Löcher zwischen den Bandkanten und den Fermi- Energien, ohne die Barrieren zu überschreiten. Somit ist sehr schnell die Besetzungsinversion erreicht. Durch spontane Rekombination wird die induzierte Emission angeregt und Laserlicht entsteht. Die Farbe des Lichtes ist vom Abstand des Valenz- und des Leitungsbandes des verwendeten Halbleitermaterials abhängig. Der Aufbau des Halbleiterlasers besteht auch hier wieder aus einer Energiequelle (dem elektrischen Strom), dem Halbleiter als Lasermedium (aktiv- lasernde Zone ist der pnÜbergang) und einem Resonator (polierte Endflächen des Kristalls). Die Vorteile des Halbleiterlasers liegen in seiner geringen Größe, dem kostengünstigen Produktionsmaterial, seiner Langlebigkeit und seiner Resistenz gegenüber Temperaturen. Sein Nachteil ist, dass er nicht rein monochromatisches Laserlicht erzeugen kann, was aber in der praktischen Anwendung (Computer, CD- Player, etc.) keine bedeutende Rolle spielt. Damit sind wir schon am Ende des Halbleiterlasers angekommen und können endlich, die beschriebenen Vorgänge im Hinterkopf, zur Nanotechnologie und einem ihrer Vertreter der NanoPhotonik – nämlich dem Nanolaser – übergehen. Laserdiode im Vergleich zur 1-Cent Münze 30 Der Nanolaser Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Charlotte Thie 4. Die Nanotechnologie 4.1 „There’s plenty of room at the bottom“ 29. Dezember 1959 Der amerikanische Physiker und Wissenschaftler Richard Feynman (11. 5. 1918 - 15. 2. 1988) hält an dem „California Institute of Technology“ (kurz: Caltech) in Pasadena, Kalifornien, seine berühmte Rede „There’s plenty of room at the bottom“ (dt.: „Es ist viel Platz da unten“). Darin sagt er vor der Amerikanischen Physikalischen Gesellschaft die vielen Facetten der Nanotechnologie voraus. Zitat nach R. Feynman von 1959: „Ich sehe keine Prinzipien der Physik, die der Möglichkeit entgegengehen, etwas Atom für Atom zu verändern.“ Den Begriff der Nanotechnologie prägte erstmals der Japaner Norio Taniguchi im Jahre 1974 für Herstellungsmethoden mit Abweichungen kleiner als ein Mikrometer. Der entscheidende Durchbruch zur Nanotechnologie geschah dann in den 80-er Jahren mit der Entwicklöung des Rastertunnelmikroskops, für welches die Physiker Binning und Rohr 1986 den Nobelpreis erhielten. Damit gelang es erstmals atomare Strukturen sichtbar zu machen. Vier Jahre später, 1990, erreichten es zwei Physiker, einzelne Atome zu bewegen. Sie „schrieben“ das IBMLogo mit 35 Xenonatomen auf einen Nickelkristall. Zur Jahrtausendwende 2000 gelang der Forschergruppe um Roland Wiesendanger an der Universität Hamburg die erste magnetische Abbildung atomarer Spinstrukturen, während noch im selben Jahr die Physiker Manoharan, Lutz und Eigler das Spiegelbild eines einzelnen Atoms erzeugten. Mittlerweile ist das, was 1959 noch Inhalt einer visionären Rede Feynmans war, zu einem ausgedehnten Wissenschafts- und Forschungsgebiet geworden: Die Nanotechnologie hat längst Einzug in unsere Zukunft gehalten und wird bald auch Bestandteil unserer Gegenwart werden. Schon jetzt gibt es nano- beschichtetes Glas gegen Reflexionsverluste bei Solarzellen oder Lacke mit dem sogenannten „Lotuseffekt“ gegen Schmutzhaftung. Sogar in der Sonnencreme befinden sich nanometerkleine Partikel gegen UV-Strahlung und es wird bereits mit Erfolg an Nano- Lasern für Metropolen- Kommunikationsnetzwerke per Glasfaserkabel geforscht und gearbeitet. Doch was heißt überhaupt „nano“? Nano- beschichtetes Glas Lotuseffekt 31 Wandfarbe mit Lotuseffekt Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 4.2 Die Nanotechnologie Das Wort „nano“ kommt aus dem Griechischen (griech.: νάννος [nános]) und bedeutet eigentlich „Zwerg“. Die Längeneinheit 1 Nanometer [nm] beträgt ein Milliardstel Meter (10-9 m = 0,000000001 m) und entspricht der ungefähren Länge von 4 aneinander gereihten Kupferatomen. Dabei verhält sich ein Nanometer zu einem Meter wie ein Meter zum Sonnendruchmesser (~ 1,4 Mio. km). Oder in Zeiteinheiten: Eine Nanosekunde verhält sich zu einer Sekunde, wie eine Sekunde zu 32 Jahren. Das sind Dimensionen, die für uns nur sehr schwer vorzustellen sind. Um sie darzustellen, gibt es aber mittlerweile verschiedene Methoden der Nano- Analytik. Sie befasst sich rund um mit der Messung, Darstellung und Analyse von Nanostrukturen. Wichtige Messinstrumente sind z.B. das Rasterkraftmikroskop, das Rastertunnelmikroskop und das Rasterelektronenmikroskop. Ihre Messverfahren beruhen dabei auf die mechanische Oberflächenabtastung der Probe, der indirekten Abtastung durch lokale Messungen von quantenphysikalischen Phänomenen („Tunneleffekt“) und auf die elektronenoptische Abbildung von Strukturen analog zur Auflichtmikroskopie. Diese Vorgehensweisen der Nano- Analytik begründen sich in der „Unsichtbarkeit“ der Nanowelt für jegliche Art von Lichtmikroskopie: Die Wellenlängen des sichtbaren Lichtes betragen mehrere Hundert Nanometer und gehen somit an Strukturen von wenigen bis hundert Nanometern wie eine Ozeanwelle an der Muschel vorbei. Die Nanotechnologie selbst ist der Oberbegriff für den Wissenschafts- und Technologiezweig, der sich der Erforschung, Bearbeitung und Produktion von Gegenständen und Strukturen widmet, die kleiner als 100 Nanometer sind. Sie bezeichnet populärwissenschaftlich die Forschung in der Clusterphysik (engl.: cluster – Klumpen, Haufen) rund um Fullerene und der Oberflächenphysik (Teilgebiet der Festkörperphysik), der Halbleiterphysik, in Gebieten der Chemie und bisher noch begrenzten Teilbereichen des Maschinenbaus. Es verbinden sich in der Nanotechnologie die Chemie und Biologie aus Bereichen von nano- und piko- (10ֿ¹²m) Größenordnungen mit der Festkörperphysik und Optik aus mikro- und makro- Bereichen. Ihre Einsatzgebiete sind u.a.: 1. NanoBio (Sensorik, Bio- Katalysatoren) 2. NanoChemie (Herstellung von Nanopartikeln, Verbundwerkstoffe, funktionelle Oberflächen) 3. NanoElektronik 4. NanoAnalytik (Messverfahren zur NanoTechnik, Werkzeuge für NanoArchitektur) 5. NanoMedizin (Tumorbekämpfung, usw.) 6. NanoOptik, NanoPhotonik (optische Datenübertagung, usw.) Die NanoPhotonik, genauer noch die NanoOptoelektronik ist der Teil der angewandten Optik, der sich mit optoelektronischen Technologien auf nanotechnologischer Basis befasst. Zu den Forschungsschwerpunkten gehört die Steuerung der Lichtausbreitung durch nichtlineare Wechselwirkung mit komplexen Nanostrukturen. Hier steht besonders der Nanolaser im Vordergrund moderner Entwicklungen, der seine Anwendung vor allem in der Kommunikationstechnologie findet. 32 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie Schon heute spielen Nanomaterialien eine wichtige Rolle, die zumeist auf chemischem Wege oder durch mechanische Methoden hergestellt werden. Einige sind, wie oben erwähnt, schon kommerziell verfügbar und werden in handelsüblichen Produkten, wie Sonnencreme, Deospray oder Solarzellen, eingesetzt. Andere sind noch wichtige Modellsysteme für chemisch- physikalische und materialwissenschaftliche Forschung, wie zum Beispiel die sogenannten Nanotubes (Kohlenstoff- Nanoröhrchen). 4.3 Nanostrukturen Schon heute sind im Zusammenhang mit der Miniaturisierung und Integration von elektronischen und optoelektronischen Halbleiterbauelementen räumliche Abmessungen bis hin zu einzelnen Atomen und Atomschichten möglich, d. h. im Nanometerbereich. So entdeckte man neue Strukturen, deren physikalische Eigenschaften sich von denen größerer, so genannter Volumenkristalle deutlich unterscheiden. Gerade die Größenordnung des Nanometers bezeichnet einen Grenzbereich, in dem die Oberflächeneigenschaften gegenüber den Volumeneigenschaften der Materialien eine immer größere Rolle spielen und vor allem auch zunehmend quantenphysikalische Effekte berücksichtigt werden müssen. Bedeutende Erkenntnisse zu Nanostrukturen stellen z.B. der Quantenfilm, das Quantendraht und der Quantenpunkt dar. Ihre Besonderheit liegt in ihren quantenphysikalischen Eigenschaften: Durch die geringe Größe von Kristallstrukturen im Nanometerbereich (ob einzelne Atomlagen oder Nanokristalle), kommt es zu einer nichttrivialen Bewegungseinschränkung der Elektronen innerhalb von Atomverbänden. Man unterscheidet dies wie folgt: • • • Quantenfilme (engl.: quantum film) sind Nanoschichten mit einer eindimensionalen Bewegungseinschränkung für Elektronen. Sie können sich also nur innerhalb dieser Lage bewegen; man spricht auch zweidimensionalen Halbleitern (sie werden meist aus Halbleitermaterialien hergestellt). Wird diese Schicht zu einem Streifen verengt, also die Elektronenbewegung um eine weitere Dimension eingeschränkt, hat man einen eindimensionalen Halbleiter oder Quantendraht (engl.: quantum wire), in dem sich die Elektronen nur noch in eine Richtung bewegen können. Bei einer dritten Einschränkung der letzten Dimension erhält man schließlich nulldimensionale Halbleiter oder Quantenpunkte ( engl.: quantum dot). Sie bestehen meist in Nanometergroßen Halbleiterinseln aus wenigen tausend Atomen. Das Elektron ist nun vollständig in seiner Bewegung eingeschränkt und sogar, ähnlich wie bei einzelnen Atomen, in diskreten Energieniveaus gebunden. Quantenpunkte wirken also wie „Ladungsträger- Fallen“, und ziehen genauso Löcher an. (nach Q 18) 33 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie Ein ganz anderer Vertreter für Nanostrukturen sind z.B. die Kohlenstoff- Nanoröhrchen, die in jüngerer Zeit an Aufmerksamkeit und Interesse erlangt. 1991 entdeckte der Japaner Sunio Lijima diese „Nanotubes“, die aus einem Gitter von sechseckigen Kohlenstoffringen, zu einer Röhre aufgerollt, bestehen. Die Hülle eines dieser Röhrchen kann einen Durchmesser von einigen Nanometern und eine Länge von bis zu 10 µm haben. Sie entstehen beim Verdampfen von Graphit im Lichtbogen, durch Laser oder bei der katalytischen Zersetzung von Kohlenwasserstoffen. Diese Röhrchen können, je nachdem, wie sie gewickelt sind, die elektronischen Eigenschaften von leitenden oder halbleitenden Materialien besitzen, wodurch bald fast alle elektronischen Bauelemente durch Nanotubes ersetzt werden könnten. Außerdem haben sie wegen ihrer Festigkeit, welche die des Stahls um ein vielfaches übertrifft, einen großen Nutzen für kohlenstoffverstärkte Kompositwerkstoffe. Natürlich gibt es noch viel mehr zum Thema Nanostrukturen, doch es soll lediglich einen kleinen Einblick in die besondere Welt des Nanokosmos und seiner Strukturen schaffen. 4.4 Epitaxie und Selbstorganisation Durch die gezielte Herstellung von Nanostrukturen, lassen sich heutzutage für verschiedene Anwendungszwecke maßgeschneiderte physikalische Eigenschaften auf Halbleiteroberflächen erzeugen. Nanostrukturen lassen sich z.B. bei schichtweisem Wachstum durch Epitaxie und lithographisch definiertem Ätzen der Oberfläche, oder durch gezieltes Abtragen von Oberflächenmaterial mit Ionenstrahlen oder Lasern herstellen. Anders entstehen Nanostrukturen auch durch Selbstorganisation. Die Epitaxie ist ein Verfahren zur Herstellung dünner, einkristalliner Schichten. Für die Herstellung von Halbleiter-Schichten leitet man in der Regel gasförmige Metallverbindungen über eine flüssige, zweite Komponente (je nach gewünschtem Halbleitermaterial) in einem Ofen bei höheren Temperaturen. Das Element fällt aus dem Gas aus und verbindet sich mit der flüssigen Komponente. Die überschüssigen Gase, die bei der Reaktion entstehen, werden abgeführt, sodass die Einkristallschichten bei mehreren hundert Grad Celsius auf einem sogenannten Wafer* wachsen können. Epitaxie- Anlage an der TU Berlin (FOTO 34 C. THIE) Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie Zur Herstellung von Heterostrukturen, bei denen verschiedene dünne Einkristallschichten periodisch aufeinander wachsen, ist die Molekularstrahlepitaxie (MBE für Molecular Beam Epitaxy) besonders genau. Im Grunde bedeutet das die dosierte, präzise Zuführung von Einzelatomen mittels nacheinander laufenden Molekularstrahlen im Vakuum. Doch einfacher ist der Transport der Komponenten in Gasform durch metallorganische Verbindungen (MOCVD: Metal- organic- chemical- vapor- deposition). Man führt metallorganische Gase in einen Ofen ein, in dem bei Temperaturen unter 900°C die entsprechenden Reaktionen stattfinden und zum Wachsen der Einkristalle auf dem Wafer führen. Dann werden andere Gase – je nach der gewünschten Heterostruktur – zugeführt, sodass verschiedene Schichten aufeinander wachsen. Die Nutzung von Heterostrukturen findet man in normalen Halbleiterlasern sowie Nanolasern. Die Selbstorganisation spielt für die Erzeugung von Quantenpunkten eine besondere Rolle. Diese Methode basiert auf dem, aus energetischen Gründen selbstorganisierten Wachstum von Halbleiterinseln auf einem Wafer: Aus einer metallorganischen Verbindung werden wieder unter entsprechenden Temperatur- und Druckverhältnissen die gewünschten Komponenten auf einen Wafer abgeschieden. Unter starken elastischen Spannungen entstehen die ersten Monolagen. Bei weiterem Wachstum bilden sich dann energetisch günstigere Halbleiter- Inseln von 4 bis 20 nm Größe auf dem Wafer. Ihre Größe hängt von den Wachstumsbedingungen ab, schwankt aber innerhalb eines Herstellungsverfahrens nur gering. Und aufgrund ihrer geringen Größe, nehmen diese pyramidenförmigen Inseln die quantenphysikalischen Eigenschaften von Quantenpunkten an. Herstellungsmethode „Selbstorganisation“ (Q 29) 35 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie Die entstandene Quantenpunktschicht kann man natürlich auch mit einer anderen Monolage mittels Epitaxie überdecken und durch mehrfaches Wiederholen des gesamten Vorganges z.B. ein dreidimensionales Gitter von Quantenpunkten in einem Halbleiterkristall herstellen. InAs- Quantenpunkte im Vakuum und bedeckt (NACH Q 18) verschiedene QP- Kristalle (NACH Q 18) Siliziumkristall und verschiedene Wafer (Q 18) * Wafer sind Trägermedien, meist dünne, einkristalline Halbleiterscheiben von einigen Zentimetern Durchmesser, die durch spezielle Behandlung bis in den atomaren Bereich keine Unebenheit aufweisen. 36 Der Nanolaser Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Charlotte Thie 4.5 Quantenpunkte Für den Nanolaser, über den ich zum Thema Nanotechnologie schreibe, spielen vor allem die Quantenpunkte eine bedeutende Rolle. Sie werden auch nulldimensionale (0D) Halbleiter genannt, da sie die üblicherweise dreidimensionale Bewegungsfreiheit der Ladungsträger auf wenige Nanometer wie auf einen Punkt künstlich einschränken und u.a. das elektrische Confinement unterstützen. Eine möglichst geometrische Form der Quantenpunkte ist dabei die Pyramide, die eine Größe von 4 bis 20 nm erreicht. Ihr großer Bruder, die ChefrenPyramide, hat im Vergleich eine 10¹ºmal größere Basislänge und ein 10³ºmal größeres Volumen! Sehr klein und unbedeutend scheinen da die Quantenpunkte – doch gerade wegen ihrer geringen Größe treten interessante Quantisierungseffekte ein, die wahrlich Großes bewirken: Trotz dem ein Quantenpunkt aus einigen tausend Atomen besteht, besitzt er keine ausgeprägten Energiebänder, sondern diskrete Energieniveaus. Er wirkt energetisch wie ein einzelnes Atom, in dem die Elektronen bestimmte energetische Zustände einnehmen können. Aus diesem Grunde nennt man sie auch Quasiatome. In diesen Quasiatomen findet die Rekombination im Nanolaser statt (siehe Kapitel 5.2). Wegen der diskreten Energieniveaus, auf denen sich die Ladungsträger – die Elektronen und die Löcher – aufhalten, ist ihre Energiedifferenz genau definiert, womit ein festgelegter Quantensprung stattfindet. Je Quantenpunkt rekombiniert dabei genau ein Elektron- Loch- Paar (siehe Bild). Bei der Rekombination in Milliarden von Quantenpunkten, wie in einem Nanolaser, © C.Thie kann somit monochromatisches Licht erzeugt werden, was vorher bei normalen Halbleiterlasern nicht möglich war. Die Farbe des Lichtes ist dabei nicht länger vom Abstand des Valenz- und Leitungsbandes des verwendeten Halbleitermaterials abhängig, sondern von den diskreten, direkt größenabhängigen Energieniveaus der Quantenpunkte. Dazu heißt es in Marius Grundmanns Buch „The Physics of Semiconductors“: „Der Confinement- Effekt führt zu einer steigenden Rekombinationsenergie mit verminderter Quantenpunktgröße.“ Das heißt, je kleiner die Quantenpunkte werden, desto größer wird die Energie der emittierten Photonen durch Rekombination. Eine nähere Erklärung ist in Kapitel 5.2 zum Prinzip des tric me m l y Nanolasers zu lesen. ria , as ets ic ts e ets etr ate ed l h t m shee she D m en oup s s ym trix p Q lignme or c nGaA led s aAs upled aAs a ma )I up InG eco r InG w g II a gl ap g D so Co s or Lo type Sin eded h InA InA (se or Hig 1.0 PL-Intensity (arb.u.) 0.8 0.6 0.4 Lichtausbeute 0.2 300 K 2 5 W/cm 0.0 1500 1400 1300 1200 1100 (Q) 29) Wavelength Wellenlänge [nm](nm 37 1000 900 800 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie Aber auch die optischen Eigenschaften dieser Quantenpunkte sind für verschiedene optische Bauelemente, wie Dioden oder Laser interessant: Galliumarsenidkristalle zum Beispiel, können im µm- Bereich derart strukturiert werden, dass kleine optische Resonatoren entstehen. Das eröffnet Möglichkeiten für hocheffiziente Lichtquellen, optische Wellenleiter (siehe 5.2) und andere Anwendungen. Photonen durchlaufen Quantenpunkte (Q 29) 38 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 4.6 Zusammenfassung Nanotechnologie: Die Nanotechnologie befasst sich mit der Erforschung, Entwicklung und Produktion von Nanostrukturen bis 100 nm und darauf basierender Technik in der Physik, der Biologie, der Chemie und der Werkstoffindustrie. Es werden sowohl die Oberflächeneigenschaften, wie auch die quantenphysikalischen Eigenschaften nanoskopischer Strukturen (z.B. Quantenpunkt – Halbleiterinseln) gezielt erforscht und eingesetzt. Herstellungsmethoden von Nanostrukturen sind zum Beispiel die Epitaxie und die Selbstorganisation. Quantenpunkte: Nulldimensionale Quantenpunkte sind Halbleiter- Inseln, in denen Ladungsträger (Elektronen und Löcher) wie in Fallen totale Bewegungseinschränkung erfahren. Sie können sich auf diskreten Energieniveaus aufhalten, deren Energie von der Größe des Quantenpunkts abhängig ist. Unter Abgabe von Licht oder Wärme rekombiniert in einem QP ein ElektronLoch- Paar. Bei einer besonderen Strukturierung können Quantenpunkte auch als eigene Resonatoren fungieren. Quantenpunkte – Aufnahme eines Rasterelektronenmikroskop (Q 29) 39 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 5. Der Nanolaser 5.1 Einführung Die Nanolaser gehören zur Klasse der Halbleiterlaser und basieren damit auf die ElektronLoch- Rekombination. In der modernen Technik werden sie vor allem für die optische Datenübertagung durch Glasfaserkabel bei Metropolenkommunikationsnetzwerken, wie es eines in Berlin gibt, entwickelt und produziert. Obwohl es schon rot- und grünemittierende Nanolaser gibt, und man bereits fieberhaft an blauemittierenden Lasern arbeitet, stehen emittierende Laser im Infrarotbereich für die praktische Anwendung im Vordergrund. Sie haben einen relativ geringen Energieverbrauch, sind temperaturbeständig und sehr klein im Bau. Ihre Herstellung ist zwar sehr kompliziert und aufwendig, doch mit steigender Produktionszahl und aufgrund ihrer vielen Vorteile gegenüber herkömmlichen Lasern, stellen sie bereits jetzt eine echte Alternative dar. Man arbeitet sogar Glasfasernetzwerk in Berlin (Q 29) schon an der Entwicklung von Eigenheimkommunikationsnetzwerken per Glasfaserkabel, womit sich durch Verwendung verschiedenfarbener Laser im eigenen Zuhause Übertragungsraten ab 10 Gb/s bis zu 10 Terabit/s (Inhalt von 100 Festplatten pro Sekunde!) erreichen lassen. Damit sind Nanolaser besonders für die Computertechnik interessant. Lasermodul am Glasfaserkabel (Q 29) Doch jetzt komme ich endlich zu meinem eigentlichen Thema. Und Dank der Vorarbeit in den vorherigen Kapiteln, können wir ohne weitere Begriffsklärung zum Prinzip des Nanolasers übergehen! 40 Der Nanolaser Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Charlotte Thie 5.2 Das Prinzip des Nanolasers : Heterostruktur und Quantenpunkte In der Herstellung des Lasermedium eines Nanolasers wird das Wachstum einer Heterostruktur mit dem von Quantenpunkten verbunden: Auf einem Halbleiter- Wafer durch Epitaxie aufgetragen, liegt zwischen einem n- und einem p- dotierten Halbleiter des Materials A ein zweiter undotierter Halbleiter des Materials B. Leitungs- und Valenzband dieses Halbleiters B liegen in der energetischen Bandlücke des n- und p- Halbleiters A. Während des Herstellungsprozesses ist innerhalb des Materials B noch eine Monolage Quantenpunkte durch Selbstorganisation zwischengefügt und wieder mit einer darüber aufgetragenen Schicht B rundum eingebettet worden. Diese Heterostruktur (n-A, B, QP, B, p-A) hat einen besonderen energetischen Effekt auf das System: Innerhalb des pn- Übergangs haben sich wegen der Wechselwirkung mit den Energiebändern des Materials B eine „Elektronen-Falle“ unterhalb des Leitungsbandes und eine „LochFalle“ oberhalb des Valenzbandes gebildet, zusätzlich zu den natürlichen Barrieren am pnÜbergang. Mit der Dotierung des Materials A liegen diese „Fallen“ zwischen den FermiEnergien des n- und p- Leiters, womit sich ihre Besetzungswahrscheinlichkeit durch Elektronen und Löcher erhöht (> 0,5). Innerhalb dieser „Fallen“ – also innerhalb des Materials B – können sich die Elektronen und Löcher noch frei bewegen, aber aufgrund der energetischen Barrieren an den Übergängen n-A/B und B/p-A nicht in andere Bereiche des Halbleiterkristalls eindringen. Dieser Zustand wird das „optische Confinement“ (die Bewegungseinschränkung der Elektronen im Raum durch Heterostruktur) genannt. Man spricht auch von einem sogenannten „optischen Wellenleiter“. Das optische Confinement: A B n- A B A p- A Dotiert und in Durchlassrichtung gepolt 41 (NACH Q 10) Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie Die totale Bewegungseinschränkung der Elektronen geschieht erst durch die Wechselwirkung der Quantenpunkte mit dem System: Ähnlich zu dotierten Fremdatomen in Festkörperlasern, funktionieren ihre diskreten Energieniveaus zwischen den „Fallen“ wie metastabile Niveaus. Die Größe der Quantenpunkte bestimmt dabei die Breite der verbleibenden Bandlücke: Je größer sie sind, desto geringer ist die Bandlücke und damit die Energie der emittierten Photonen. Je kleiner die Quantenpunkte ausfallen, desto größer ist die Bandlücke und damit die Energie der emittierten Photonen. Die Erklärung dieses Verhaltens ist nicht trivial und sprengt den Rahmen dieser Arbeit. Die Energieniveaus liegen nun noch weiter von den Fermi- Energie entfernt, womit ihre Besetzungswahrscheinlichkeit sehr groß geworden ist. Durch Anlegen einer elektrischen Spannung in Durchlassrichtung (Niveaukanten QP < Spannung V < Fermi- Energie) fließen Elektronen und Löcher in den pn- Übergang. Durch das elektrische Confinement rutschen die Elektronen unter strahlungsfreier Energieabgabe zuerst in die energetische „Falle“ des Leitungsbandes, dann in das metastabile Niveau der Quantenpunkte hinunter; die Löcher währenddessen rutschen zuerst in die „Falle“ und dann in das Niveau der Quantenpunkte hoch. Damit ist die Besetzungsinversion erreicht. p- A n- A B QP QP Das Prinzip des Nanolasers © C. THIE Durch zufällige Rekombination wird nun die induzierte Emission aller Ladungsträger angeregt, wobei in jedem Quantenpunkt ein Elektronen- Loch- Paar rekombiniert. Deshalb wird nur die Quantenpunkt- Schicht als aktiv- lasernde Zone bezeichnet. Neben der Optimierung der Besetzungsinversion bewirken die Quantenpunkte aber mehr: Dank ihrer diskreten Niveaus – wie in 4.5 beschrieben – ist das Laserlicht des Nanolasers (zur Gruppe der Halbleiterlaser zugehörig) wieder kohärent und monochromatisch. Außerdem können sie aufgrund ihrer optischen Eigenschaften (siehe Kapitel 4.5) als eigene Resonatoren agieren, womit z.B. schon bei einmaligem Durchlauf der Photonen durch die laseraktive Zone ein genügend intensiver Laserstrahl erzeugt wäre. 42 Der Nanolaser Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Charlotte Thie 5.3 Der Aufbau des Nanolasers Auch der Nanolaser als Halbleiterlaser besteht aus folgenden drei Komponenten: 1. Durch Anlegen einer Spannung fließt der elektrische Strom, die Energiequelle des Nanolasers. Es werden auch hier wieder zwei Kontakte auf Metallplättchen, der Pluspol am p- Leiter und der Minuspol am n- Leiter, angebracht. 2. Das Lasermedium besteht aus dem gesamten Halbleiterkristall, während die Quantenpunkt- Schicht die aktiv- lasernde Zone darstellt. 3. Der Resonator wird entweder durch den hohen Brechungsindex von Halbleitermaterial zu Luft an den polierten Endflächen des Lasermediums realisiert (durch nachträgliche Bespiegelung regulierbar), oder durch die pyramidenförmigen Halbleiter- Quantenpunkte innerhalb der lasernden Zone bei bereits einmaligem Durchlauf der Photonen durch das Medium. Doch das erfordert einen sehr komplizierten Herstellungsprozess. Schematischer Bau: n- Leiter (Material A) hintere Resonatorfläche Material B Quantenpunktschicht (aktiv- lasernde Zone) p- Leiter (Material A) Laserlicht vordere Resonatorfläche Wafer © C. Thie Entgegen den normalen Halbleiter- und Festkörperlasern, glänzt der Nanolaser durch seine Lichtintensität, Kohärenz und Monochromie bei geringem Stromverbrauch dank seiner minimalen Größe (wenige Millimeter): Die Wafer- Scheiben, auf denen durch Epitaxie und Selbstorganisation die Heterostrukturen für Nanolaser wachsen, haben vor der Weiterverarbeitung einen Durchmesser von einigen Zentimetern, auf denen unendlich viele Quantenpunkte wachsen können. Da die Anzahl emittierter Photonen direkt von der Anzahl der vorhandenen Quantenpunkte abhängig ist, reichen so schon millimeter- bis mikrometerkleine Stücke, um ein geeignetes Lasermedium herzustellen. Folglich bekommt man aus einem Wafer viele Hundert bis Tausend Nanolaser heraus, was eine Massenproduktion überaus günstig macht. Die Farbe des Laserlichtes selbst kann über die Größe der Quantenpunkte reguliert werden, da sie nicht länger vom Abstand des Valenz- und Leitungsbandes des Halbleitermaterials abhängig ist. Dieser besondere Vorteil macht erstmalig die Herstellung verschiedenfarbiger Laser aus exakt den selben Materialien möglich. Natürlich befindet sich der Nanolaser noch in seiner Forschungs- und Entwicklungsphase, aber schon jetzt nimmt er seinen besonderen Platz in der Kommunikations- und Datenverarbeitungstechnik ein. 43 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 5.4 Zusammenfassung Der Nanolaser verbindet die energetischen Wechselwirkungen von Heterostrukturen mit denen der Quantenpunkte im pn- Übergang eines teil- dotierten Halbleiterlasermediums für das elektrische und optische Confinement: Durch Anlegen einer Spannung in Durchlassrichtung des Halbleiters wird der pn- Übergang mit den Ladungsträgern überschwemmt. Im energetischen Bändermodell fallen Elektronen und Löcher in die entstandenen Fallen zwischen Valenz- und Leitungsband und erzeugen so die Besetzungsinversion, während sie sich, räumlich gesehen, in den Quantenpunkten sammeln. Unter Einfluss spontan emittierter Photonen, wird die induzierte Emission angeregt und die Ladungsträger rekombinieren. Auch hier besteht die Energiequelle im elektrischen Strom; das Lasermedium und den Resonator stellt der Halbleiterkristall selbst dar (aktiv- lasernde Zone im pn- Übergang; hoher Brechungsindex der polierten Endflächen des Kristalls, nachregulierbar). Durch die besonderen Eigenschaften der Quantenpunkte entsteht kohärentes und monochromatisches Licht, was bei normalen Halbleiterlasern nicht möglich war. Außerdem ermöglicht die Größenabhängigkeit ihrer Energieniveaus erstmals die Herstellung verschiedenfarbener Laser aus den selben Materialien. Entgegen normalen Lasern sind Nanolaser sehr klein und kompakt, und erreichen mit geringem Stromverbrauch dieselben Anforderungen (sehr gute Kohärenz, Monochromie, Frequenzstabilität, etc.). Deshalb spielen sie auch schon jetzt eine bedeutende Rolle für die zukünftige Datenübertragungs- und Datenverarbeitungstechnik. Ein aktuelles Beispiel ist das laserbetriebene GlasfaserkabelKommunikationsnetzwerk in Berlin. Im Kontext der Arbeit gesehen, stellt der Nanolaser eine Verbindung von Halbleiterlasern und Festkörperlasern auf nanotechnologischer Basis dar: Er ist die Symbiose von Rekombination in Halbleitern und dem festgelegten Quantensprung durch diskrete Niveaus von dotierten Fremd- Quasiatomen, den Quantenpunkten. Vergleich Ameise und nano- optoelektronisches Bauelement – Aufnahme vom Rasterelektronenmikroskop (Q 29) 44 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie 6. Quellenangabe 1. Duden/ Paetec Schulbuchverlag: Physik, Gymnasiale Oberstufe 2. Metzler: Physik (Hrsg.: J. Grehn, J. Krause) 3. Cornelsen/ Volk und Wissen: Chemie im Kontext, Sekundarstufe 2 4. Volk und Wissen: Physik, Gymnasium Sek 2 5. Studienbücherei/ H. Hänsel, W. Neumann: Physik 5 6. Grimsehl: Lehrbuch der Physik 7. H. Linder: Das Bild der modernen Physik 8. H. Linder: Grundriss der Atom- und Kernphysik 9. Kleine Enzyklopädie: ATOM, Struktur der Materie 10. Bergmann/ Schaefer: Experimentalphysik Band 6, Festkörperphysik 11. N. I. Kaganow: Was sind Quasiteilchen? 12. Glaser: Photonik für Ingenieure 13. Ch. Kittel: Einführung in die Festkörperphysik, 14. Auflage 14. Kompetenzzentrum HanseNanoTec: Ausstellungsführer „Nanotechnologie – Aufbruch in neue Welten“ 15. Life + science/ Aug. 2006- Okt. 2006: Klein, kleiner, nano (Wissenszeitschrift) 16. Hrsg.: Kompetenznetze.de/ Networks of Competence in Germany: Nanotechnology 17. Nanotechnologie und Schule E.V./ THINK ING.: Faszination Nanowelten 18. Marius Grundmann: The Physics of Semiconductors (An Introduction Including Devices and Nanophysics) 19. www.wikipedia.de 20. www.iaf.fraunhofer.de 21. www.mobil-laser.de 22. www.msw.ch 23. spot.fho-emden.de 24. www.vitavonni.de 25. www.weltderphysik.de 26. www.ileo.de 27. www.pci.uni-heidelberg.de 28. http://nano-products.info/ 29. Powerpoint- Presentation “Faszination Nanotechnologie“ (M. Kuntz) 45 Kolloquiumsarbeit 2006/2007 Der Nanolaser Charlotte Thie Hiermit bestätige ich, diese Arbeit selbstständig und nur unter Verwendung der angegebenen Quellen verfasst zu haben. Charlotte Thie 46