Guten Morgen zusammen! Vitamin B1 - Thiamin Geschichte • Thiamin, Aneurin, Anti-Beriberi-Vitamin • In Ostasien aß man den Reis ungeschält (Grundnahrungsmittel) • Ende des 19. Jahrh. wurde Reis poliert → Reisschälmaschinen aus Europa → Beriberi Krankheit • 1897 Christian Eijkmann, Versuch mit Vögeln → Verfütterung mit poliertem Reis → Symptome der Beriberi Krankheit → Anti-Beriberi-Vitamin (Bezeichung) • Isolierung des Beriberi-Schutzstoffes aus Reisschalen und die Benennung des Vitamins als Aneurin im Jahre 1926 durch Jansen und Donath • Erfolgt im Jahr 1936 durch Williams und Windaus → Strukturaufklärung und Synthese von Vitamin B1 Chemie des Vitamin B1 • Besteht aus zwei heterocyclischen Ringsystemen • Farblose, nicht fluoreszierende und wasserlösliche Kristalle (Pulver) • Molare Masse: 337,27 g*mol-1 • Aggregatzustand: fest • Schmelzpunkt: 248°C (Zersetzung) Pyrimidinring Thiazolring Summenformel: C12H17N4OS Labilität, Stabilität ggü. äußeren Einflüssen + maximale Verluste • • • • • Größten Thiaminverluste entstehen durch Wasser. Außerdem durch trockene Hitze, Sauerstoff, UV-Strahlen und Alkali In rohem Fleisch wird Thiamin durch das Enzym Thiaminase zerstört. Trockenes Vitamin B1 ist bei 100 °C stabil. Wässrige Vitamin B1-Lösungen sind bei einem pH-Wert < 5,5 am Stabilsten, jedoch nicht in neutralem oder alkalischem Milieu. • Als Mittelwert bei schonender Zubereitung gelten Verluste von ca. 30%. • Alkohol und übermäßiger Teegenuss → Auszehrung des Vitamins im Körper • Thiaminverluste: Garen von Fleisch 30 bis 40% Backprozess 15 bis 25% Toasten von Brot 40 bis 50% Garen von Gemüse 20 bis 30% Stoffwechsel von Vitamin B1 • Resorption: • • • • wird indirekt aktiv mit Natrium resorbiert (hauptsächlich im Jejunum) Vit. C und MuFS fördern wahrscheinlich Aufnahme In größeren Mengen (> 2 µmol/l) kann Vitamin B1 mithilfe der passiven erleichterten Diffusion resorbiert werden. Speicherung: • • • • Nur 20-30 mg in Herz, Niere, Leber und Gehirn Überschüssiges Vit. B1 wird normalerweise über den Harn ausgeschieden. Bei zu großen Dosen über die Galle in den Fäzes. Halbwertszeit: 10-20 Tage → regelmäßige Zufuhr! Aufgabe/Funktionen • Coenzyme (Glykolysestoffwechsel) beteiligen sich am Kohlenhydratstoffwechsel. • Coenzym für die Pyruvat-Dehydrogenase (Multienzymkomplex) → Pyruvat zu Acetyl-CoA umgestetzt • Thiamindiphosphat (TDP) (=Coenzym von Decarboxylasen und Transketolase) → Abbau von Kohlenhydraten im Gehirn und Muskeln • Umwandlung von Kohlenhydraten → Fette • Kondition und Gedächtnis hängen von diesem Vitamin ab. • Produktion von Magensäure notwendig • Beeinflusst Neurotransmitter Vorkommen in Lebensmitteln • • • • • • • Getreide (in Vollkorngetreide und -produkte: in der Kleie und im Keimling) Obst (Orange, Zitrone, Pfirsich…) Gemüse (Fenchel, Karotten, Kartoffeln, Salat, Spinat, Tomaten…) Hülsenfrüchte (Kichererbsen, Mungbohnen, Sojabohnen, Erbsen…) Tierische Produkte ( Schweinefleisch, Leber, Niere, Seefische, Eigelb…) Kerne (Sonnenblumenkerne, Pistazien, Paranüsse…) Bierhefe Ganzes Korn: 0,48 mg Vit. B1 Weizenmehl Type 405: 0,06 mg Vit. B1. Um Weizenmehl Type 405 herzustellen nimmt man 88% Vitamin B1-Verlust in Kauf! Bedarf Tagesbedarf Erwachsener Männlich: 1,3 mg Weiblich: 1,0 mg Tagesbedarf Kinder (1 – 15 Jahre) Männlich: 0,6 – 1,4 mg Weiblich: 0,6 – 1,1 mg Tagesbedarf Schwangere 1,2 mg Tagesbedarf stillende 1,4 mg Hyper- und Hypovitaminose • Normalwerte im Serum: 40-100ng/ml • Normalwerte im Gesamtblut: 5-12µg/dl • Indikator für einen Vitaminmangel: Die Aktivierung der erythrozytären Transketolase: 16-24% = mittleres Risiko für Thiaminmangel >25% = hohes Risiko für Thiaminmangel Außerdem kann der Mangel durch erhöhte Werte von Pyruvat und Lactat im Blut oder die Thiaminausscheidung im Harn nachgewiesen werden. • Hypervitaminose: hat keine Folgen, da das überschüssige Vitamin B1 über den Harn ausgeschieden wird. Außer bei parenteralen Therapien können bei Einzelfällen starke Nebenwirkungen entstehen. Trotzdem gibt das Bundesinstitut für Risikobewertung die Empfehlung max. das Dreifache der DGEBedarfswerte zuzuführen. • Hypovitaminose: Allgemeine Symptome: - Reizbarkeit steigt, Konzentrationsschwäche, Schlaflosigkeit, Depressionen, Herz-Rhythmusstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Infektanfälligkeit steigt, Appetitmangel, usw. … . BeriBeri: Beri-Beri = Schaf (aufgrund des steifen Ganges und der schlotternden Knie der Erkrankten). Die Krankheit kommt heute noch in Südostasien vor und ist auf einen starken Vitamin B1-Mangel zurückzuführen. Atrophische/polyneuritische Form (trocken): Ursache: Gewichtsreduktionsdiäten oder chronische Diarrhoe → Störungen des Nervensystems (degenerative, symmetrische Polyneuropathien der Extremitäten, Parästhesien, Reflexstörungen, Krämpfe, Lähmungen) Exsudative/kardiovaskuläre Form (feucht): Ursache: Proteinmangel, zu viele Mono- und Disaccharide → Störungen des Herz-KreislaufSystems (Herzarrhythmien, Sinustachykardie, Herzvergrößerung, Lungen- und periphere Ödeme, Aszites, Dyspnoe) Wernicke-Korsakoff-Syndrom: Ursache: zu hoher Alkoholkonsum → Störungen des Nervensystems und Psychischen Erkrankungen (Nystagmus, Ophthalmoplegie, zerebelläre Ataxie, Polyneuropathien, Amnesien, Psychosen, Halluzinationen) Infantile Beriberi (2.-6.Lebensmonat): Ursache: stillende Mutter hat Thiaminmangel → Störungen des Herz-Kreislauf-Systems (Tachykardie, Herzinsuffizienz, Übelkeit, Krämpfe, Erbrechen, Dyspnoe, Koliken) Stoffwechselstörungen, die mit dem Vitamin B1 zusammenhängen: Leuzinose/Ahornsirupkrankheit: Ursache: Defekt des Dehydrogenasekomplexes der verzweigtkettigen Aminosäuren (Leucin, Isoleucin und Valin) → Akkumulation dieser Aminosäuren, Urin hat typischen Ahornsirupgeruch (Trinkschwäche, Erbrechen, Lethargie, Koma, Ketoazidose) Leigh-Syndrom: Ursache: evtl. gestörte TTP-Bildung von gestörter TTP-transferase → neurologischen Erkrankungen (Nystagmus, Krämpfe, Ataxien, Verwirrtheitszustände) Kongenitale Laktazidose: Ursache: Defekt der Pyruvatdehydrogenase → selten heilbar, Symptome wie bei Leigh-Syndrom Thiaminresponsive megaloblastische Anämie: Ursache: evtl. Störung des Thiamin-Transport-Gewebe → Kombination aus Anämie, insulinabhängigem Diabetes mellitus und Innenohrtaubheit Wechselwirkungen mit Medikamenten • Medikament: Diuretika Wirkung: Harntreibende Mittel Beispiele: Furosemid, Etacrynsäure, Thiazide • Magensäurehemmer, Alkohol und schwarzer Tee vermindern die Aufnahme von Vitamin B1 . • Vitamin B1 kann bei gleichzeitigem Genuss sulfithaltiger Getränke, wie z. B. Wein, abgebaut und damit unwirksam werden. • Bei Langzeitbehandlung mit dem Entwässerungsmittel Furosemid kann ein Vitamin-B1-Mangel entstehen, weil vermehrt Vitamin B1 mit dem Urin ausgeschieden wird. • Vitamin B1 wird durch das Zytostatikum 5-Fluorouracil (Krebsmittel) unwirksam gemacht. • Anti-Baby-Pille hemmt die Aufnahme von Vitamin B1 Beispiele für Vitaminpräparate Vom Öko-Test gut bewertet: - Abtei Langzeit-Vitamin B Komplex, Kapseln (Abtei) (3,99€/30 Stück) - Salus Vital Vitamin B Komplex, Kapseln (Salus) (8,59€/60 Stück) Als ungenügend bewertet: - Altapharma Vitamin B Komplex Depot, Tabletten (Rossmann) (2,79€/60 Stück) - Das Gesunde Plus Vitamin B Komplex, Depot Kapseln (dm) (2,85€/60 Stück) Bei Mangel kann Benfotiamin oder Fursultiamin verabreicht werden. Es sind lipidlösliche Thiaminverbindungen, die synthetisch gewonnen werden. Die Bioverfügbarkeit der Verbindungen ist fünfmal höher, als die des nativen Vitamin B1´s. Quellen Dr. Bruckner, Helmut; Eppelsheim, Chrisitan; Dr. Hartung, Günther; Neukirchinger, Peter; Sadri, Fian; Stader, Carin; Weyh, Thomas.: Bertelsmann Lexikon. Chemie. Gütersloh, Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH, 19951. S. 366-371. Voigt-Gempp, Gabriele.: Bewusst essen - besser leben. Lahr, Ernst Kaufmann Verlag, 20061. S. 64, 257. Jopp, Andreas.: Risikofaktor Vitaminmangel. Stuttgart, Karl F. Haug Verlag, 20083. S. 77-79, 92,97,109-110.129,137,159. Öko-Test(Hrsg.).: Kompakt. Ernährung und Genuss. Vitamine und Mineralstoffe. Frankfurt am Main, Öko-Test Verlag GmbH. Nr. K 0901. S.19, 65, 84-85, 104-107, 129. F.A. Brockhaus (Hrsg.).: Der BROCKHAUS. Ernährung. Gütersloh, Mohn media Mohndruck GmbH, 20114. S. 416-417. Höfler, Elisabeth; Sprengart, Petra.: Praktische Diätetik. Grundlagen, Ziele und Umsetzung der Ernährungstherapie. Stuttgart, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 20121. Schlieper, Cornelia A.: Grundfragen der Ernährung. Hamburg, Verlag Dr. Felix Büchner-Verlag Handwerk und Technik GmbH, 201020. S. 196-198, 209, 252-253. Biesalski, Hans Konrad; Köhrle, Josef; Schümann, Klaus(Hrsg.).: Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Stuttgart, Georg Thieme Verlag, 20021. S. 85-94. Unterlagen „Vitamine“ von Herrn Wils http://images.medpex.de/medias/ZW4FeXyzhYo47DeVnFIVka-30.jpg https://media.meindm.at/asset/dmshop/product_seo_big/ffffff/das-gesunde-plus-vitamin-b-komplex-depot-kapseln-10013265_B_P.jpg http://flexikon.doccheck.com/de/Benfotiamin?utm_source=www.doccheck.flexikon&utm_medium=web&utm_campaign=DC %2BSearch http://flexikon.doccheck.com/de/Ahornsirupkrankheit http://tierfotograf.com/media/600-600-57970-0-0/oh79-441_schaf.jpg https://www.voedingonline.nl/uploaded/IMAGES/voedingsstoffen/vitamines/thiamine/dry_beriberi.jpg http://www.homebaking.at/wp-content/uploads/2014/06/ba-getreide-01-titel.jpg https://www.mycare.de/medias/P054506324Wx324H?context=bWFzdGVyfGltYWdlc3wyODExOXxpbWFnZS9qcGVnfGltYWdlcy9oYzAvaDI3Lzg4ODM4NDg1MTE1MTgua nBnfDMyODk3ZjM0NzM1NjFmN2VlMGY0ZGMwYzFhNTUwZTJmZDllOTVhMzg1ZmY2YWM2MjRkMjIzMjJmYTM4MTE3NDU http://de.wikipedia.org/wiki/Thiamin http://wernerhahn.de/wp-content/uploads/2014/08/Fragezichn_23521174_XS.jpg http://www.fitforfun.de/files/images/200902/0/kater,22769_3x2_n.jpg Stand: 23.01.2016 Dankeschön fürs Zuhören! Habt ihr noch Fragen???