LGÖ Ks Ph 13 4-stündig 09.04.2012 Zusammenfassung: Quantenphysik Fotoeffekt und Planck’sches Wirkungsquantum Kurzwelliges Licht löst Elektronen aus einem Metall heraus, langwelliges Licht nicht: Das nennt man den Fotoeffekt (genauer: den äußeren fotoelektrischen Effekt). Experimentell kann man dies zeigen, indem man eine negativ geladene Metallplatte mit einem Elektroskop verbindet und mit Licht (bzw. UV-Strahlung) verschiedener Wellenlänge beleuchtet. Bei Beleuchtung mit genügend kurzwelligem Licht geht der Elektroskopausschlag zurück, bei Beleuchtung mit längerwelligem Licht bleibt der Elektroskopausschlag. negativ geladene Metallplatte Licht Elektroskop Für Experten: Beleuchtet man eine elektrisch neutrale Metallplatte mit kurzwelligem Licht, dann werden einige Elektronen ausgelöst und die Metallplatte dadurch positiv geladen. Diese Aufladung ist aber so schwach, dass sie mit einem Elektroskop nicht nachweisbar ist. Um ein Elektron aus einem Metall herauszulösen, braucht man eine (vom Material abhängige) Ablöseenergie WA . Da Licht (wie jede elektromagnetische Welle) Energie transportiert, ist es einleuchtend, dass Licht Elektronen aus einem Metall auslösen kann. Die klassische Physik kann aber nicht erklären, warum der Fotoeffekt bei langwelligem Licht nicht eintritt, und zwar auch nicht bei beliebig langer Beleuchtung mit beliebig hoher Lichtintensität. Einstein fand 1905 die quantenphysikalische Erklärung, wofür er 1921 den Nobelpreis erhielt: Licht enthält (wie jede elektromagnetische Welle) Energie in unteilbaren „Energieportionen“, den Photonen (Lichtquanten). Die Energie Wph eines Photons hängt (nur) von der Frequenz f des Lichts ab; es gilt Wph = h ⋅ f mit einer Naturkonstanten h, dem Planck’schen Wirkungsquantum. Da immer nur ein Photon seine Energie an ein Elektron abgeben kann, tritt der Fotoeffekt nur ein, wenn die Energie eines Photons mindestens so groß ist wie die Ablöseenergie WA eines Elektrons, wenn also gilt: Wph ≥ WA , also wenn hf ≥ WA f ≥ WA h die Frequenz f mindestens so groß ist wie die Grenzfrequenz f g = f = c λ WA bzw. wenn ( c = λ f , also h ) WA λ h ch λ≤ WA c ≥ die Wellenlänge λ höchstens so groß ist wie die Grenzwellenlänge λg = 16b_zus_quantenphysik 1/10 ch . WA LGÖ Ks Ph 13 4-stündig Eine Fotozelle besteht aus einem evakuierten Glaskolben, in dem sich eine Kathode K (beispielsweise aus Kalium oder Cäsium) und eine ringförmigen Anode A (beispielsweise aus Platin) befinden. Fällt Licht mit einer Frequenz f, die größer als die Licht Grenzfrequenz f g des Kathodenmaterials ist, auf die Kathode, dann werden aus der Kathode Elektronen herausgelöst. Diese sog. FotoBlende elektronen haben höchstens die Energie Wel = Wph − WA = hf − WA . 09.04.2012 K A („höchstens“ deshalb, weil die Elektronen eventuell einen Teil ihrer Energie innerhalb der Kathode wieder abgeben, was zu einer leichten Erwärmung der Kathode führt.) Ein Teil dieser Elektronen gelangt auf die Anode. Es gibt verschiedene Schaltungen einer Fotozelle: 1. Lässt man die Anschlüsse offen (so dass kein Strom fließt) oder schaltet man ein hochohmiges Spannungsmessgerät (so dass nur ein vernachlässigbarer Strom fließt) zwischen Anode und Kathode, dann lädt sich die Anode negativ und die Kathode U positiv auf, und zwischen Anode und Kathode entsteht ein elektrisches Feld und eine Spannung. Es gelangen so lange Elektronen von der Kathode zur Anode, bis die Elektronen nicht mehr gegen das elektrische Feld bzw. die Spannung anlaufen können. Dann gilt für die Energie Wel der W schnellsten Elektronen und für die Spannung U ( U = , also W = qU ): q Wel = eU . Die (Foto-)Spannung U Wph − WA hf − WA h W W • U = el = = = ⋅ f − A hängt linear von der Frequenz f des Lichts e e e e e ab; • ist unabhängig von der Intensität des Lichts. 2. Schaltet man ein Strommessgerät zwischen Anode und Kathode (so dass ungehindert Strom fließen kann), dann fließen die Elektronen von der Anode zurück zur Kathode. Der (Foto-)Strom I ist umso größer, je größer die Intensität des Lichts ist. Er ist aber nicht proportional zur Lichtintensität, weil nicht alle aus der Kathode ausgelösten Elektronen zur Anode gelangen. 16b_zus_quantenphysik 2/10 I LGÖ Ks Ph 13 4-stündig 09.04.2012 3. Schaltet man eine (genügend große) „Saugspannung“ zwischen Anode und Kathode, dann gelangen alle aus der Kathode ausgelösten Elektronen zur Anode und fließen durch den Stromkreis wieder zurück zur Kathode. Der (Foto-)Strom I ist proportional zur Intensität des Lichts. Anwendung: Helligkeitsmessung U 4. Schaltet man eine variable Gegenspannung U G zwischen Anode und Kathode und vergrößert sie von Null an, dann sinkt die Stromstärke I. Sie wird Null, wenn die Gegenspannung einen Wert U G, max erreicht, bei dem die Energie Wel der schnellsten I I Elektronen nicht mehr genügt, um gegen diese Spannung anlaufen zu können; dann gilt analog zu 1.: Wel = e ⋅ U G, max . UG Beachte: Man hat bei 4. wie bei 1. eine Spannung und ein elektrisches Feld zwischen der Anode und der Kathode, gegen das die Elektronen anlaufen müssen. Der Unterschied ist: Bei 4. wird die Spannung von der variablen Spannungsquelle erzeugt, während bei 1. die Elektronen, die auf die Anode gelangen und dort bleiben, das Feld bzw. die Spannung erzeugen. Trifft Licht der Frequenz f > f g auf ein Metall mit der Ablöseenergie WA , dann haben die schnellsten herausgelösten Elektronen die Energie Wel = Wph − WA = hf − WA . Wel Diese Abhängigkeit der Energie Wel von der Frequenz f heißt die Einstein-Gleichung, und das Wel ( f ) -Schaubild Steigung h heißt die Einstein-Gerade. Sie hat die Steigung h und den y-Achsenabschnitt −WA . Aus der Umformung Wel = hf − WA = hf − hf g = h ( f − f g ) sieht man, dass die Schnittstelle der Geraden mit der x-Achse die Grenzfrequenz f g ist. −WA fg f Bestimmung des Planck’schen Wirkungsquantums h: 1. Beleuchte eine Fotozelle nacheinander mit Licht verschiedener Frequenzen f ( f > f g ), beispielsweise mit einer Quecksilberdampflampe und Farbfiltern. 2. Miss mit Schaltung 1 bzw. Schaltung 4 für jede Frequenz f die Spannung U bzw. U G, max mit einem hochohmigen Voltmeter (mit Messverstärker) und berechne die Energie Wel der schnellsten Fotoelektronen: Wel = eU bzw. Wel = eU G, max . 3. Berechne h. einfachste Möglichkeit: Wenn man zwei Wertepaare f1 Wel, 1 und f 2 Wel, 2 hat: ( Wel, 1 = hf1 − WA I Wel, 2 = hf 2 − WA II 16b_zus_quantenphysik ) ( 3/10 ) LGÖ Ks Ph 13 4-stündig 09.04.2012 II − I : Wel, 2 − Wel, 1 = hf 2 − WA − ( hf1 − WA ) = hf 2 − WA − hf1 + WA = h ( f 2 − f1 ) h= Wel, 2 − Wel, 1 f 2 − f1 = ∆Wel ∆f besser: Wenn man mehrere Wertepaare hat: Trage die Wertepaare in ein Schaubild (Rechtsachse: f; Hochachse: Wel ) ein und bestimme die Regressionsgerade durch die Punkte; ihre Steigung ist h. Ergebnis: Das Planck’sche Wirkungsquantum ist h = 6, 63 ⋅ 10−34 Js . Achtung: 1. Die Ablöseenergie WA des Kathodenmaterials der Fotozelle darf nicht als bekannt angenommen werden darf! 2. Man kann h nicht mit einem Wertepaar ( f Wel ) bestimmen! W W = folgt q e Wel [in eV ] = h [in eVs ] ⋅ f − WA [in eV ] . Für Experten: Aus Wel = h ⋅ f − WA und U = Trägt man auf der Hochachse Wel in eV auf (was dasselbe wie die Spannung U bzw. U G, max in V ist), dann ist die Steigung der Regressionsgeraden das Planck’sche Wirkungsquantum in eVs. Ergebnis: h = 4,14 ⋅ 10−15 eVs Grenzwellenlänge der Röntgenbremsstrahlung: Die Erzeugung von Röntgenstrahlung in einer Röntgenröhre ist gewissermaßen die Umkehrung des Fotoeffekts: In einer Röntgenröhre treffen Elektronen auf ein Beim Fotoeffekt treffen Photonen auf ein Metall und erzeugen Röntgenstrahlung bzw. Metall und lösen Elektronen aus: Photonen: Werden Elektronen mit vernachlässigbarer Anfangsgeschwindigkeit in einer Röntgenröhre mit der Spannung U beschleunigt, dann treffen sie mit der Energie W = eU auf die Anode. Da immer nur ein Elektron seine Energie bzw. einen Teil seiner Energie an ein Photon abgeben kann, ist diese Energie die maximale Energie Wph eines emittierten Photons. Also hat die Röntgenstrahlung die maximale Frequenz f max mit hf max = eU bzw. die minimale Wellenlänge (Grenzwellenlänge) λmin = c f max . Quantenobjekte Quantenobjekte (Mikroobjekte) sind Objekte, die sich nicht mit der klassischen Physik beschreiben lassen, sondern zu deren Beschreibung man das Planck’sche Wirkungsquantum braucht. Quantenobjekte sind • Elektronen, Protonen und Neutronen; • Atome bzw. Ionen und Moleküle; • Photonen 16b_zus_quantenphysik 4/10 LGÖ Ks Ph 13 4-stündig 09.04.2012 in mikroskopischen Anordnungen, wo sie Beugung und Interferenz zeigen. Dagegen lassen sich diese Objekte in makroskopischen Anordnungen, beispielsweise Elektronen in einer Braun’schen Röhre, mit der klassischen Physik beschreiben. Merke: Quantenobjekte zeigen Teilcheneigenschaften und Welleneigenschaften. 1. De-Broglie-Wellenlänge Haben Quantenobjekte die Masse m und die Geschwindigkeit v, also den Impuls p = mv , dann kann man ihnen die De-Broglie-Wellenlänge h λ= p (h: Planck’sches Wirkungsquantum) zuordnen. Experimentell kann man dies mit einer Elektronenbeugungsröhre zeigen, in der Elektronen aus einer Glühkathode austreten, von einer Spannung beschleunigt werden und auf eine Folie aus polykristallinem Graphit treffen. Auf einem Leuchtschirm sieht man den Debye-Scherrer-Ring 1. Ordnung. Die Elektronen werden also an den Netzebenen der Kriställchen reflektiert, wenn die Bragg’sche Reflexionsbedingung erfüllt ist, ganz analog zum Debye-Scherrer-Verfahren bei Röntgenstrahlung. Bei diesem Experiment verhalten sich die Elektronen • bei der Reflexion an den Kriställchen wie Wellen, weil sie nur unter solchen Winkeln reflektiert werden, die der Bragg’schen Reflexionsbedingung genügen; • beim Beschleunigen und beim Auftreffen auf den Leuchtschirm wie Teilchen. Für Experten: Tatsächlich sieht man zwei Debye-Scherrer-Ringe, weil Graphit zwei Scharen von Netzebenen mit unterschiedlichem Netzebenenabstand hat. 2. Quantenobjekte am Doppelspalt a) Treten klassische Teilchen (beispielsweise Kugeln) durch einen Einzelspalt, dann fliegen sie (abgesehen von Stößen an den Rändern und von gegenseitigen Stößen) geradlinig durch die Öffnung, und man erhält nebenstehende Trefferverteilung. Treten Teilchen durch einen Doppelspalt, dann addieren sich die Treffer der Durchgänge durch die Einzelspalte, und man erhält nebenstehende Trefferverteilung. b ) Tritt eine Welle (beispielsweise Licht) durch einen Doppelspalt, dann interferieren die von den Spalten ausgehenden Elementarwellen, und man erhält den aus der Optik bekannten Intensitätsverlauf. Nimmt man idealisierend an, dass die Einzelspalte unendlich schmal sind, dann erhält man nebenstehende Intensitätsverteilung. 16b_zus_quantenphysik 5/10 Trefferanzahl Trefferanzahl Intensität LGÖ Ks Ph 13 4-stündig 09.04.2012 c) Tritt ein einzelnes Quantenobjekt (beispielsweise ein Elektron oder ein Photon) durch einen Doppelspalt, dann trifft es an einer Stelle auf (und ist nicht etwa über einen größeren Bereich verschmiert); dies zeigt den Teilchencharakter des Quantenobjekts. Der Auftreffort des Quantenobjekts lässt sich nicht vorhersagen. Wiederholt man den Vorgang, dann trifft das Quantenobjekt im Allgemeinen an einem anderen Ort auf. Man kann die Wahrscheinlichkeit für das Auftreffen an einem Ort vorhersagen: Die WahrscheinlichkeitsWahrscheinverteilung entspricht der aus der Optik bekannten lichkeit Intensitätsverteilung beim Doppelspalt. Nimmt man idealisierend an, dass die Einzelspalte unendlich schmal sind, dann erhält man nebenstehende Wahrscheinlichkeitsverteilung. Dazu sagt man ironisch: „Das Quantenobjekt interferiert mit sich selbst.“ d) Treten viele gleichartige Quantenobjekte durch einen TrefferDoppelspalt, dann entspricht die Trefferverteilung der anzahl aus der Optik bekannten Intensitätsverteilung beim Doppelspalt. Nimmt man idealisierend an, dass die Einzelspalte unendlich schmal sind, dann erhält man nebenstehende Trefferverteilung. Es spielt keine Rolle, ob die Quantenobjekte gleichzeitig oder nacheinander den Doppelspalt durchqueren. Durchqueren die Quantenobjekte nacheinander den Doppelspalt, dann baut sich das Interferenzmuster aus den einzelnen Treffern auf. Bei vielen Quantenobjekten ist das Ergebnis also (bis auf stochastische Schwankungen) vorhersagbar. Wiederholt man den Vorgang, dann erhält man (bis auf stochastische Schwankungen) dasselbe Ergebnis. e) Quantenobjekte, falls man entscheiden kann, welchen WahrscheinSpalt sie passieren: lichkeit Die Interferenz wird zerstört. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung für den Auftreffort entspricht dann wie bei klassischen Teilchen der Addition der Wahrscheinlichkeitsverteilungen der beiden Einzelspalte, und man erhält nebenstehende Wahrscheinlichkeitsverteilung. Merke: Weginformation und Interferenz schließen sich aus. Dabei kommt es nicht darauf an, ob man tatsächlich misst, welchen der Spalte die Quantenobjekte passieren; für die Zerstörung der Interferenz genügt es, dass man dies messen kann. Experimentell kann man dies zeigen, indem man Photonen durch einen Doppelspalt treten lässt, bei dem sich vor beiden Spalten drehbare Polarisatoren befinden. • Sind deren Polarisationsrichtungen parallel zueinander, dann kann man nicht entscheiden, durch welchen Spalt ein Photon gelangt ist. Also tritt Interferenz auf, d. h. die Wahrscheinlichkeitsverteilung für den Auftreffort entspricht der aus der Optik bekannten Intensitätsverteilung beim Doppelspalt. • Sind die Polarisationsrichtungen orthogonal zueinander, dann kann man (mit einem Polarisator hinter den Spalten) entscheiden, durch welchen Spalt ein Photon gelangt ist. Also wird die Interferenz zerstört, d. h. die Wahrscheinlichkeitsverteilung für den Auftreffort entspricht der Addition der Wahrscheinlichkeitsverteilungen der beiden Einzelspalte. 16b_zus_quantenphysik 6/10 LGÖ Ks Ph 13 4-stündig • 09.04.2012 Sind die Polarisationsrichtungen orthogonal zueinander und bringt man einen Polarisator zwischen den Doppelspalt und den Schirm, dessen Polarisationsrichtung symmetrisch zu den Polarisationsrichtungen der beiden Polarisatoren vor den Spalten ist, dann kann man nicht mehr entscheiden, durch welchen Spalt ein Photon gelangt ist. Also tritt Interferenz auf, d. h. die Wahrscheinlichkeitsverteilung für den Auftreffort entspricht der aus der Optik bekannten Intensitätsverteilung beim Doppelspalt. f) Bei Versuchen mit materiellen Quantenobjekten (also mit allen Quantenobjekten mit Ausnahme von Photonen) ist die De-Broglie-Wellenlänge λ bei sinnvollen Geschwindigkeiten immer kleiner als der Spaltabstand g. Damit der Winkel α1 mit sin α1 = λ g zu den beiden Maxima 1. Ordnung hinreichend groß ist, muss • der Spaltabstand g hinreichend klein sein; h h • die De-Broglie-Wellenlänge λ = = hinreichend groß sein. Also muss die p mv Geschwindigkeit hinreichend klein sein. Damit das Interferenzmuster scharf ausgeprägt ist, müssen die Quantenobjekte alle die gleiche De-Broglie-Wellenlänge, also die gleiche Geschwindigkeit haben. Alle Überlegungen zum Durchgang von Quantenobjekten durch einen Doppelspalt gelten sinngemäß auch für den Durchgang durch einen Mehrfachspalt bzw. ein Gitter bzw. einen Einzelspalt. Beim Durchgang von Quantenobjekten durch einen Doppelspalt bzw. einen Mehrfachspalt bzw. ein Gitter muss der Einfluss der endlichen Spaltbreite der Einzelspalte berücksichtigt werden. Bei makroskopischen Körpern ist die De-Broglie-Wellenlänge bei sinnvollen Geschwindigkeiten so klein, dass Beugungseffekte vernachlässigbar sind. 3. Beschreibung von Quantenobjekten Ein Quantenobjekt beschreibt man mit einer Wellenfunktion (oder Zustandsfunktion oder Wahrscheinlichkeitswelle), die im Allgemeinen vom Ort und der Zeit abhängt. Die Wellenlänge ist die dem Quantenobjekt zugeordnete De-Broglie-Wellenlänge. Den Wert der Funktion (an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit) stellt man sich als einen (zweidimensionalen) Zeiger vor. Für Experten: Der Wert der Funktion ist eine komplexe Zahl, und eine komplexe Zahl kann man sich als einen (zweidimensionalen) Zeiger vorstellen. Die Funktion selbst (anschaulich: der Zeiger selbst) hat keine anschauliche Bedeutung. Das Quadrat der Amplitude der Funktion (anschaulich: das Quadrat der Länge des Zeigers) ist ein Maß für die Antreffwahrscheinlichkeit für das Quantenobjekt, d. h. für die Wahrscheinlichkeit, das Quantenobjekt an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit anzutreffen. Für Experten: Man kann nicht die Antreffwahrscheinlichkeit für einen einzelnen Ort, sondern nur für einen bestimmten Raumbereich angeben. Zu jeder im klassischen Sinn denkbaren Möglichkeit, die ein Quantenobjekt hat, gehört eine Wellenfunktion. Solange man nicht entscheiden kann, welche Möglichkeit das Quantenobjekt realisiert, beschreibt man das Quantenobjekt durch die Überlagerung (anschaulich: durch die vektorielle Addition der Zeiger) der zu den verschiedenen Möglichkeiten gehörenden Wellenfunktionen. Dann ist es objektiv unbestimmt, welche Möglichkeit das Quantenobjekt realisiert. 16b_zus_quantenphysik 7/10 LGÖ Ks Ph 13 4-stündig 09.04.2012 Wenn man (durch eine Messung) entscheiden kann, welche Möglichkeit das Quantenobjekt realisiert, dann wird das Quantenobjekt ab diesem Moment nur durch die Wellenfunktion beschrieben, die dieser Möglichkeit entspricht. Die Messung legt das Quantenobjekt auf diese Möglichkeit fest. Misst man anschließend erneut, welche Möglichkeit das Quantenobjekt realisiert, dann erhält man dasselbe Ergebnis. Die Wellenfunktionen mehrerer Quantenobjekte können sich überlagern. Beispiel: Bewegen sich gleichartige Quantenobjekte mit gleicher Geschwindigkeit gegeneinander, dann ergibt die Überlagerung der Wellenfunktionen eine stehende Welle (eigentlich: eine Funktion, die eine stehende Welle beschreibt). Die Knoten dieser stehenden Welle sind Orte, an denen die Wellenfunktion den Wert Null hat, d. h. an diesen Orten befinden sich die Quantenobjekte nie. Die Bäuche dieser stehenden Welle sind Orte, an denen das Quadrat der Wellenfunktion maximal ist, d. h. an diesen Orten ist die Antreffwahrscheinlichkeit für die Quantenobjekte am größten. Heisenberg’sche Unbestimmtheitsrelation Qualitativ besagt die Heisenberg’sche Unbestimmtheitsrelation (UBR): Bei Quantenobjekten gibt es Paare von Größen, die nicht gleichzeitig genau bestimmt werden können, beispielsweise Ort und Impuls (genauer: eine Ortskomponente und die zugehörige Impulskomponente). Beispiel: Durchquert ein Quantenobjekt einen Einzelspalt, dann kann man nicht gleichzeitig den Ort (genauer: die Ortskomponente in der Spaltebene senkrecht zur Spaltrichtung) und den Impuls (genauer: die Impulskomponente in derselben Richtung) beliebig gut bestimmen, weil eine bessere Bestimmung des Orts, d. h. eine Verkleinerung des Spalts, aufgrund der Beugung eine schlechtere Bestimmung des Impulses bewirkt. In der klassischen Physik kann man von der Bahn eines Körpers reden, beispielsweise beim waagrechten Wurf. Das bedeutet, dass man für jeden Zeitpunkt den Ort des Körpers angeben kann. Dann kann man für jeden Zeitpunkt die Geschwindigkeit und den Impuls des Körpers berechnen. Beispiel: Kennt man bei einer eindimensionalen Bewegung eines Körpers die Bahn, dann kennt man • das Weg-Zeit-Gesetz s ( t ) . Dann kann man das Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz v ( t ) = s ( t ) und das • Impuls-Zeit-Gesetz p ( t ) = m ⋅ v ( t ) = m ⋅ s ( t ) berechnen. Aufgrund der Heisenberg’schen Unbestimmtheitsrelation ist dies bei Quantenobjekten nicht möglich; also kann man bei Quantenobjekten nicht von einer Bahn reden. Quantitativ besagt die Heisenberg’sche Unbestimmtheitsrelation (am Beispiel der Größen Ort und Impuls): Für die Ortsunschärfe ∆x und die Impulsunschärfe ∆px eines Quantenobjekts gilt ∆x ⋅ ∆px ≈ h ; (h: Planck’sches Wirkungsquantum); genauer gilt h ∆x ⋅ ∆px ≥ . 4π Bei makroskopischen Körpern ist die Heisenberg’sche Unbestimmtheitsrelation bedeutungslos. 16b_zus_quantenphysik 8/10 LGÖ Ks Ph 13 4-stündig 09.04.2012 Für Experten: Die Heisenberg’sche Unbestimmtheitsrelation gilt auch für andere Paare von Größen, beispielsweise für die Energie und die Zeit: h ∆W ⋅ ∆t ≥ . 4π Für Experten Knallertest: Ein Fabrikant für Scherzartikel füllte Glaskugeln mit einem Gas, das schon von einem Photon zur Explosion gebracht werden kann. Leider vermischte er diese sensiblen Knaller mit leeren Kugeln. Mit Hilfe der Quantenphysik kann er einen Teil der Knaller erkennen, ohne sie dabei zu zerstören: Eine Quelle sendet einzelne Photonen in eine Detektor Anordnung analog zum Michelson-Interferometer; anstelle des Schirms befindet sich ein Detektor für Photonen. Die Photonen treffen auf die Teilerplatte, die mit einer Quelle schwach reflektierenden Silberschicht so Spiegel ? belegt ist, dass dem Photon beide Pfade mit Teiler 50 % Wahrscheinlichkeit offen stehen. Die 1 λ . 2 2 In Pfad 2 wird eine leere Kugel gebracht. In Pfad 1 wird eine Kugel gebracht, von der man nicht weiß, ob sie leer oder ein Knaller ist. Spiegel Nun gibt es zwei Möglichkeiten: 1) Ist die Kugel leer, dann sind beide Pfade gleichberechtigt, und es tritt Interferenz auf. Wegen des Pfade haben einen Wegunterschied von Wegunterschieds λ besteht destruktive Interferenz für den Weg zum Detektor; dort kommt nie 2 ein Photon an (jedes kehrt am Teiler nach links zur Quelle zurück). 2) Ist die Kugel ein Knaller, dann sind die Pfade für das Photon unterscheidbar. Zerstört es den Knaller (und sich selbst), so hat es Pfad 1 „gewählt“ (50 % aller Fälle). Bleibt der Knaller heil, so hat es Pfad 2 „gewählt“ (auch 50 %). Das Photon gelangt nun in 25 % aller Fälle vom Teiler nach oben zum Detektor und in 25 % der Fälle zurück zur Quelle. Wenn der Detektor anspricht, dann handelt es sich bei der Kugel im Pfad 1 um einen Knaller (denn bei einer leeren Kugel in Pfad 1 gelangt ja nie ein Photon in den Detektor). Der Fabrikant kann also 25 % seiner Knaller erkennen. Der Knallertest ist ein Beispiel dafür, dass die Quantenphysik eine nichtlokale Theorie ist, denn man bestimmt mithilfe eines Photons die Eigenschaft „Knaller“, ohne dass das Photon mit dem Knaller in Berührung kommt. Man spricht von „berührungsfreier Quantenmessung“. Exakte Formulierung der Heisenberg’schen Unbestimmtheitsrelation: Ein Ensemble von Objekten ist eine Menge gleichartiger Objekte. Beispielsweise ist ein Lichtstrahl ein Ensemble von Photonen. Präparation einer bestimmten Größe an einem Ensemble von Objekten bedeutet, diese Größe festzulegen. Bei einer Messung dieser Größe an den Objekten ergibt sich also immer derselbe Wert (im Rahmen der Messgenauigkeit). Beispiel: Nach dem Durchqueren einer Polarisationsfolie ist Licht linear polarisiert. Anders gesagt: Die Photonen sind auf die Größe „Polarisationsrichtung“ präpariert. Misst man anschließend die Polarisationsrichtung der Photonen, dann ergibt sich immer dieselbe Richtung. 16b_zus_quantenphysik 9/10 LGÖ Ks Ph 13 4-stündig 09.04.2012 Die Güte der Präparation einer Eigenschaft kann man anhand der Streuung der Messwerte bei einer Testmessung beurteilen. Je kleiner die Standardabweichung der Messwerte ist, umso besser ist die Eigenschaft präpariert. In der klassischen Physik kann man an einem Ensemble von Objekten zwei Größen (jedenfalls im Prinzip) gleichzeitig beliebig gut präparieren. Beispiel: Mit einer Abschussvorrichtung kann man Kugeln an einem genau definierten Ort mit einem genau definierten Impuls abschießen. Quantitativ besagt die Heisenberg’sche Unbestimmtheitsrelation (am Beispiel der Größen Ort und Impuls): Misst man bei einem Ensemble identisch präparierter Quantenobjekte bei einem Teil den Ort und gleichzeitig bei einem anderen Teil den Impuls, dann gilt für die Standardabweichung ∆x der Ortswerte und die Standardabweichung ∆px der Impulswerte (h: Planck’sches Wirkungsquantum): h ∆x ⋅ ∆px ≥ . 4π 16b_zus_quantenphysik 10/10