Institut für medizinische & molekulare Diagnostik AG 14 · CH-8008 Zürich · Telefon 0041 44 497 Falkenstrasse 30 60 Bordetella pertussis Bordetella parapertussis Bordetella holmesii / Bordetella bronchiseptica 1. Bedeutung Bordetella pertussis wurde 1906 von Bordet und Gengou als Erreger des Keuchhustens identifiziert. Drei weitere humanpathogene Bordetella spezies wurden im Zusammenhang mit keuchhustenartigen Erkrankungen beschrieben: B. parapertussis, B. holmesii und B. bronchiseptica. Sie haben jedoch einen milderen Krankheitsverlauf. B. bronchiseptica ist ein Erreger von respiratorischen Krankheiten in Tieren und wurde nur selten bei allgemein geschwächten Patienten nachgewiesen [1]. B. holmesii wurde 1991 erstmals als Erreger einer keuchhustenartigen Erkrankung beim Menschen beschrieben, jedoch nie im Zusammenhang mit schweren Krankheitsverläufen oder als Auslöser einer Epidemie [2]. Der Keuchhusten ist eine hochkontagiöse Infektion der Atemwege. Die WHO schätzt die Zahl der Fälle pro Jahr auf etwa 16 Millionen, bei 200‘000 Patienten – meist ungeimpften Kleinkindern der Dritten Welt – verläuft die Erkrankung tödlich [3]. Mit der in den 50er Jahren in den Industrieländern eingeführten Pertussisimpfung im Säuglingsalter wurden die Inzidenz und vor allem die Zahl der schweren Verläufe drastisch gesenkt. Die Impfung schützt jedoch nur vorübergehend. Mit zunehmendem Alter nimmt ihre Wirksamkeit ab, d.h. es sind nicht mehr nur Kinder, sondern vermehrt auch Jugendliche und Erwachsene betroffen [4]. Geimpfte erkranken mit milderen bzw. untypischen Symptomen, wie sie für Infektionen mit Bordetella parapertussis beobachtet wurden [5,6] und die auch durch ganz andere Erreger respiratorischer Erkrankungen verursacht sein können. Eine rein klinische Diagnose Pertussis ist bei derart “unspezifischen Hustenerkrankungen” [7] nicht mehr möglich. Ohne adäquate Laboruntersuchung bleiben diese Patienten unerkannt und spielen eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der Infektion. Die Übertragung von Bordetella pertussis und der übrigen humanpathogenen Bordetellen erfolgt aerogen durch Tröpfchen. Der Mensch ist die einzige Infektionsquelle. Die Erkrankungen sind nicht an Jahreszeiten gebunden. Sie treten sporadisch oder epidemisch auf. Grössere Epidemien werden alle 3-4 Jahre beobachtet. 2. Nachweismethoden Die Kultur auf Spezialnährmedien ist zwar 100% spezifisch, aber wenig empfindlich (30-60%). Sie ist anspruchsvoll und benötigt mehrere Tage. Ausserdem ist der einwandfreie Transport der äusserst fragilen Erreger problematisch. Die Empfindlichkeit der Kultur nimmt mit zunehmender Krankheitsdauer ab. Bei geimpften Patienten mit atypischen Symptomen ist sie nicht zuverlässig [7]. Methoden des Antigennachweises mit Immunfluoreszenz und Enzymimmunoassay sind wenig sensitiv und wegen Kreuzreaktionen mit andern Bakterien auch nicht ausreichend spezifisch. Die Serologie ist gut etabliert, erlaubt allerdings selten die Diagnose in der Akutphase. Die PCR ermöglicht rasch den empfindlichen und spezifischen Erregernachweis und ist der Kultur in jeder Hinsicht überlegen. Die Real Time PCR Reaktion beruht auf dem Nachweis von Insertionssequenzen – transposablen DNA Elementen von ungefähr 1000 bp Länge. Die Insertionssequenzen liegen normalerweise in mehreren Kopien pro Genom vor, was die Sensitivität der Reaktion erhöht. Damit Bordetella pertussis von „nicht-pertussis“ Bordetellen unterschieden werden können, werden die Insertionssequenzen IS481, IS1001 und IS1002 in einer Multiplex Reaktion nachgewiesen [8,9]. Institut für medizinische & molekulare Diagnostik AG 14 · CH-8008 Zürich · Telefon 0041 44 497 Falkenstrasse 30 60 3. Therapie Infektionen mit Bordetella pertussis werden mit Azithromycin oder Clarithromycin behandelt [10]. 4. Untersuchungsmaterialien Folgende Materialien sind für eine Untersuchung auf Bordetella pertussis und Bordetella parapertussis geeignet: • Rachen-/Nasopharynxabstrich • Bronchial-/Trachealsekret/-aspirat • Bronchioalveoläre Lavage BAL Abstriche werden ins PCR-Standard-Transportmedium eingebracht und darin energetisch suspendiert. Alle übrigen Proben werden nativ in sterilem Behälter versandt. ______________________________________________________________________________________ Literatur: [1] Woolfrey BF, Moody JA. Human infections associated with Bordetella bronchiseptica. Clin Microbiol Rev. 1991;4(3):243-55. [2] Pittet LF, Emonet S, Schrenzel J, Siegrist CA, Posfay-Barbe KM. Bordetella holmesii: an under-recognised Bordetella species. Lancet Infect Dis. 2014;14(6):510-9. [3] http://www.who.int/immunization/topics/pertussis/en/ [4] Wright SW, Edwards KM, Decker MD, Zeldin MH. Pertussis infections in adults with persistent cough. JAMA 1995, 273:1044-1046. [5] Heininger U, Stehr K, Schmitt-Grohé S, Lorenz C, Rost R, Christenson PD, Überall M, Cherry JD. Clinical characteristics of illness caused by Bordetella parapertussis compared with illness caused by Bordetella pertussis. Pediatr. Infect. Dis. J. 1994, 13:306-309. [6] Schmidt-Schläpfer G. Polymerase chain reaction für Bordetella pertussis. Ein neues Instrument für das Keuchhustenmonitoring durch Sentinella in der Schweiz. Bulletin BAG 1998, Nr. 5:9-13. [7] Schmidt-Schläpfer G, Liese JG, Porter F, Stojanov S, Just M, Belohradsky BH. Polymerase chain reaction (PCR) compared with conventional identification in culture for detection of Bordetella pertussis in 7153 children. Clin Microbiol Infect. 1997;3(4):462-467. [8] Roorda L, Buitenwerf J, Ossewaarde JM, van der Zee A. A real-time PCR assay with improved specificity for detection and discrimination of all clinically relevant Bordetella species by the presence and distribution of three Insertion Sequence elements. BMC Res Notes 2011;21:4-11. [9] Loeffelholz M. Towards improved accuracy of Bordetella pertussis nucleic acid amplification tests. J Clin Microbiol. 2012;50(7):2186-90. [10] Posfay-Barbe KM und Heininger U. Empfehlungen zur Behandlung von Pertussis und Strategien zur Verhinderung von Ausbrüchen Paediatrica 2013;24(4):14-16.