Infektionsschutz - Medizinische Mikrobiologie

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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
11.12.2015
Zentrum für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene
Krankenhaushygiene
Infektionsschutz
Grundlagen
Maßnahmen
Vorlesung 5. Fachsemester Humanmedizin
Herbstsemester 2015/16
Jena, 11. Dezember 2015
Dr. Helke Dobermann
Infektionsschutz
 Übertragung/Verbreitung eines Infektionserregers verhindern
oder
 Übertragungswahrscheinlichkeit reduzieren
oder
 Schwere und Häufigkeit des Ausbruchs von
Infektionserkrankungen reduzieren
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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Infektionsschutzmaßnahmen –
epidemischer Grundvorgang
Infektionsquelle
Voraussetzungen für
übertragbare KH
empfänglicher
Organismus
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Übertragungsweg
VL Hygiene - Infektionsschutz
Infektionsschutzmaßnahmen
 alle Maßnahmen zur Verhütung und Bekämpfung
von Infektionserkrankungen zielen auf die
Beseitigung mindestens eines der Grundbedingungen zum Entstehen einer
übertragbaren Krankheit ab
 bei jeder Infektionserkrankung ist zu prüfen,
welches Glied des epidemischen Grundvorgangs
am leichtesten als Teil der Infektionskette
auszuschalten ist
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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„Jede Kette ist so stark wie ihr schwächstes
Glied“
Ausschaltung eines Kettengliedes
bedeutet Verhinderung der Ausbreitung von
Infektionskrankheiten
je geringer die Abwehrkraft des Menschen
ist, desto niedrigere Pathogenität/Virulenz
der Mikroorganismen ist erforderlich
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Infektionserkrankungsrisiko
Immunität
Abwehrkraft
Virulenz der Erreger
Stärke der krankmachenden
Eigenschaften
Immunkompetenz
obligat pathogene Erreger
Salmonellen, Meningokokken,
Masernvirus, Noroviren
Immunsuppression/
Immundefizienz
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fakultativ pathogene Erreger
Bakterien und Pilze auf der Haut
und Schleimhaut
VL Hygiene - Infektionsschutz
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Infektionsquellen
Mensch (Anthroponose)
Erkrankter
Inkubierter
(physiologisch) Besiedelter
 exogene Infektion
 endogene Infektion
Tiere (Zoonose)
unbelebte Erregerreservoire
Wasser
Boden
Umgebungskontamination
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VL Hygiene - Infektionsschutz
endogene Infektion
Autoinfektion des Menschen von einer anderen Körperstelle aus
 primär endogene Infektion
körpereigene Erreger gelangen ohne externe
Manipulation in primär sterile Körperregionen
 sekundär endogene Infektion
körpereigene Erreger gelangen durch
Manipulationen/„Devices“/Instrumente
in primär sterile Körperhöhlen
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exogene Infektion
Kreuzinfektion durch Keime von anderen Menschen oder aus
der Umgebung
Medizinische Mikrobiologie Infektiologie Urban&Fischer 2006
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VL Hygiene - Infektionsschutz

Transmission exogener Infektion
 durch Kontakt
 über die Luft
 über gemeinsame Vehikel wie z.B. Nahrung,
Wasser, Blut und Blutprodukte
 über tierische Vektoren
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Übertragung typischer Erkältungen
durch Anhusten, weshalb Hand vor den Mund
gehalten werden soll ?
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VL Hygiene - Infektionsschutz
„respiratorische
Tröpfchen“
Nachdruck aus F.R.Moutton, Aerobiology 1942
in Medizinische Mikrobiologie/ Infektiologie,
Urban & Fischer 2006
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VL Hygiene - Infektionsschutz
große Tröpfchen
Speicheltröpfchen mit
Durchmesser 100 µm – 2 mm
 wegen Größe und damit
Gewicht sedimentieren
sie schnell in kurzem
Abstand vom Ort der
Freisetzung (1-1,5 m) auf
die nächst erreichbare
horizontale Oberfläche
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hygienisch in die
Ellenbeuge husten
und vom Gegenüber
abwenden
häufiges Waschen der Hände,
insbesondere beim nach Hause
kommen
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Infektionsübertragung
durch große Tröpfchen
(> 100 µm)
Kontaktinfektion
Infektionsübertragung
durch Tröpfchenkerne
(Aerosol) (< 10 µm)
aerogene Infektion
Kappstein, 2009, Krankenhaushygiene up2date
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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aerogen übertragbare Infektionserreger
Übertragung durch Tröpfchenkerne von Mensch zu Mensch
offene Tuberkulose der Atemwege
Varizellen und Masern bei bronchopulmonaler Beteiligung
Übertragung durch Tröpfchenkerne aus Wasserreservoir
Legionellose ausgehend von Klimaanlagen oder Kühltürmen
Übertragung durch natürlicherweise in der Luft vorkommende
Mikroorganismen (Bioaerosole): Aspergillose, Nokardiose
ggf. Übertragung durch bakterientragende Hautschuppen
postoperative Infektionen im OP-Gebiet mit Staphylokokken
hypothetisch: Übertragung durch mikrobiell kontaminierten Staub
Staphylococcus aureus, A-Streptokokken, Clostridium difficile
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Stärkung des empfänglichen
Organismus


Dispositionsprophylaxe
Verringerung des Erkrankungsrisikos durch Erhöhung von Resistenz und Immunität
 Abhärtung und körperliches Training
 gesunde Ernährung
 geregelte Lebensführung
 Vermeidung von Genuss- und Arzneimittelmissbrauch
 Teilnahme an Schutzimpfungen
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Impfungen = Trümpfe der Infektionsmedizin
verändern das Kräfteverhältnis zwischen Mensch und
Mikrobe nachhaltig:
 Eradikation der Pocken 1980
(letzter Fall 1978)
 Polio nur noch in Indien, Pakistan, Afghanistan,
Nigeria
 Masern (zweimalige Impfung von 83-94% der Bevölkerung erforderlich, damit Virus nicht mehr
genügend Ungeschützte findet - Herdimmunität)
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Impfprophylaxe
aktive Immunisierung (Schutzimpfung, Vakzination)
Verabfolgung von Antigen zur Erzeugung einer Immunität
passive Immunisierung
Verabfolgung von spezifischen Antikörpern als Hyperimmunserum
 Tetanusprophylaxe
(im Verletzungsfall, Simultanimpfung)
 Diphtherieverdacht
 Hepatitis-B-Prophylaxe
(bei Neugeborenen, Non-Responder)
 Varizellen (Prophylaxe schwerer Varizellen beim Neugeborenen)
 Masern (bei Immunsupprimierten nach Exposition)
 Röteln (bei Schwangeren nach Exposition)
 anti-D-Prophylaxe
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Impfkalender der Ständigen Impfkommission STIKO
http://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Aktuelles/Impfkalender.html
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Impfempfehlungen
med. Personal
Tetanus, Diphtherie aller 10 Jahre
Keuchhusten (sofern keine Impfung in letzten 10 Jahren)
Windpocken, Masern, Mumps, Röteln
Poliomyelitis (sofern keine Impfung in letzten 10 Jahren)
Meningokokken (insbesondere gefährdetes Laborpersonal)
Hepatitis-A, Hepatitis-B
Grippeschutzimpfung für aktuelle Saison
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Influenza-Schutzimpfung
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VL Hygiene - Infektionsschutz
aktuelle Influenza-Impfempfehlung
für Kinder von 2-6 Jahren bevorzugt lebendattenuierter Influenza-Impfstoff, für Kinder von
0,5-2 Jahren und Erwachsene, einschließlich
Schwangere, Totimpfstoff
trivalent:
A/H1N1 (Pandemie 2009/10)
A/H3N2
B/Phuket
quadrivalent: + B/Prisbane
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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„Impfmuffel am UKJ“
UKAJOTT kompakt Ausgabe 14, Nov. 2015
2009: 1800 Grippeschutzimpfungen
ab 2010: ca. 800 pro Saison
Saison 2014/15:
Impfrate Ärzte: 17,6%
Impfrate Pflegende und Arzthelfer: 5,2%
Impfrate Studenten: 4,4%
Personal Technik, Verwaltung: 16,9%
höchstes Infektionsrisiko für med. Personal
– jeder 4. ungeimpfte Mitarbeiter im
Gesundheitswesen infiziert sich
Impfrate 75% für Herdenimmunität erforderlich
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Infektionsschutz
 Grundlagen
 Maßnahmen
 reaktiv (Surveillance)
 proaktiv (betrieblich-organisatorische
und bauliche-funktionelle Präventionsmaßnahmen)
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Inhaltsübersicht IfSG
§1-3
§4-5
§6-15
§16-23
§24-32
§33-36
§37-41
§42-43
§44-53
§54-77
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Allgemeine Vorschriften
Koordinierung und Früherkennung
Meldewesen
Verhütung übertragbarer Krankheiten
Bekämpfung übertragbarer Krankheiten
zusätzliche Vorschriften für Schulen und
sonstige Gemeinschaftseinrichtungen
Wasser
Gesundheitliche Anforderungen an das Personal
beim Umgang mit Lebensmitteln
Tätigkeiten mit Krankheitserregern
administrative Festlegungen
VL Hygiene - Infektionsschutz
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§6-15 IfSG: Meldepflicht und Meldewesen
WHO
RKI
TLV Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz
(örtliches) Gesundheitsamt
Arzt, Leiter der Labore, pathologisch-anatomischer Einrichtungen, Tierärzte,
Angehöriger anderer Heil- und Pflegeberufe, Leiter von Pflegeeinrichtungen,
Justizvollzugsanstalten, Heimen, Heilpraktiker, Piloten, Kapitäne…
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Meldepflichtige Krankheiten nach §6, Abs. 1 IfSG (1/4)
namentlich Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod:
Botulismus
Cholera
Diphtherie
humane spongioforme Encephalopathie, außer familiär-heriditäre
Formen
akute Virushepatitis
enteropathisch hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS)
virusbedingte hämorrhagische Fieber
Masern
Meningokokken-Meningitis oder -Sepsis
Milzbrand
Mumps
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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Meldepflichtige Krankheiten nach §6, Abs. 1 IfSG (2/4)
namentlich Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod:
Pertussis
Pest
Poliomyelitis (als Verdacht gilt jede akute schlaffe Lähmung,
außer wenn traumatisch bedingt)
Röteln, einschließlich Rötelnembryopathie
Tollwut
Typhus abdominalis / Paratyphus
Varizellen
namentlich Erkrankung und Tod:
behandlungsbedürftige Tuberkulose
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Meldepflichtige Krankheiten nach §6, Abs. 1 IfSG (3/4)
namentlich Verdacht und Erkrankung
mikrobiell bedingte Lebensmittelvergiftung
akute infektiöse Gastroenteritis
bei
Person, die Tätigkeit im Sinne §42 Abs. 1 ausübt
bei 2 oder mehr gleichartigen Erkrankungen mit
epidemiologischem Zusammenhang
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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Meldepflichtige Krankheiten nach §6, Abs. 1 IfSG (4/4)
namentlich
Verdacht einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion
hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung
Auftreten einer bedrohlichen Krankheit (soweit nicht nach
Nr. 1-4 meldepflichtig)
Auftreten von 2 oder mehr gleichartigen Erkrankungen, bei denen
ein epidemiologische Zusammenhang wahrscheinlich ist oder
vermutet wird, wenn dies auf eine schwerwiegende Gefahr für die
Allgemeinheit hinweist und Krankheitserreger als Ursache in
Betracht kommen, die nicht in §7 genannt sind
schwer verlaufende CDAD Clostridium difficile-assoziierte Durchfallerkrankung
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VL Hygiene - Infektionsschutz
VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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VL Hygiene ‐ Infektionsschutz VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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Zentrum für Infektionsmedizin und
Krankenhaushygiene
198 Norovirus-Gastroenteritis
12 Rotavirus Gastroenteritis
34 Campylobacter Enteritis
6 Influenza
47 Scharlach
2 Adeno-Keratokonjunktivitis
3 Borreliose
11 Keuchhusten
17 Windpocken
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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Stadtkreis Jena
48. KW 2015
 3 Campylobacter
 1 Giardiasis
 1 Kryptosporidiose
 2 Norovirus
 2 Keuchhusten
 4 Scharlach
 3 Windpocken
 0 MRSA
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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epidemiologische
Bedeutung
Nosokomiale
Infektionen
Tuberkulose
HIV-Infektionen
Epidemiologischer Bericht des ECDC 2007
European Center for Disease Control and Prevention
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Erreger nosokomialer Infektionen
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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nosokomiale Infektionen im IfSG (1/2)
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VL Hygiene - Infektionsschutz
MRE Erreger-Surveillance UKJ 2014
MRSA
344
7
0,4
VRE
341
7
0,4
3MRGN
595
11
0,8
4MRGN
52
1
0,1
Cl. difficile
367
7
0,5
gesamt
1699
33
2,2
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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Einteilung der MRGN nach KRINKO
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VL Hygiene - Infektionsschutz
MRE-Fälle am UKJ 2014
4MRGN
3%
C.diff.
22%
3MRGN
35%
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MRSA
20%
VRE
20%
VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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MRE-Fälle am UKJ
2014
01-11/2015
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Fälle 2014
Fälle 2015
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Pat. 2014
Pat.2015
VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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MRGN am UKJ 2015
Erreger
Anzahl
E. coli
5
Klebsiella
pneumoniae
8
2
Klebsiella
oxytoca
6
6
Enterobacter
cloacae
4
2
Citrobacter
freundii
2
2
Acinetobacter
baumannii
5
Pseudomonas
aeruginosa
32
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Oxa 23
Oxa 48
Oxa 58
Oxa 58 /
VIM
VIM
NDM
KPC
1
2
keine
4
1
1
3
1
2
2
1
32
VL Hygiene - Infektionsschutz
Häufigkeiten der Spezies unter den 4MRGN in ITS
Quelle: F. Mäechler, KISS-Erfahrungsaustausch 09/2015
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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4MRGN am UKJ und in Deutschland
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VL Hygiene - Infektionsschutz
nosokomiale Infektionen im IfSG (2/2)
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Stand der Wissenschaft ?
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Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949
(zuletzt geändert durch Gesetz vom 29.07. 2009)
Artikel 2 (allgemeines Persönlichkeitsrecht)
(2)Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche
Unversehrtheit.
Strafgesetzbuch (StGB) vom 15. Mai 1871, RGBl.I S.127, in der
Fassung der Bekanntmachung vom 10. März 1987 (BGBl.1, S.945)
§ 226a Einwilligung der Verletzten
Wer eine Körperverletzung mit Einwilligung des
Verletzten vornimmt, handelt nur dann rechtswidrig,
wenn die Tat trotz der Einwilligung gegen die guten
Sitten verstößt.
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Gute Sitten = Stand der Wissenschaften
§23, Abs. 3 IfSG
Die Leiter folgender Einrichtungen haben sicherzustellen, dass die nach dem Stand der medizinischen
Wissenschaft erforderlichen Maßnahmen getroffen
werden, um nosokomiale Infektionen zu verhüten und
die Weiterverbreitung von Krankheitserregern, insbesondere solcher mit Resistenzen, zu vermeiden:
Krankenhäuser
Einrichtungen für ambulantes Operieren …
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
11.12.2015
Gute Sitten = Stand der Wissenschaften
§ 23 IfSG, Absatz 3
Die Einhaltung des Standes der medizinischen Wissenschaft auf diesem Gebiet wird vermutet, wenn jeweils die
veröffentlichten Empfehlungen der Kommission für
Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim
Robert Koch-Institut und der Kommission Anti-infektiva,
Resistenz und Therapie beim Robert Koch-Institut
beachtet worden sind.
berücksichtigen, anwenden und nur in
begründeten Fällen davon abweichen
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·
VL Hygiene - Infektionsschutz
www.rki.de
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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Differenzierung der Empfehlungen in Abhängigkeit von der
wissenschaftlichen Beweiskraft der vorhandenen Studien
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Compliance und Infektionsschutz
 Vielfalt der vorhandenen Einzelempfehlungen zur Infektionsprophylaxe (unterschiedlicher Evidenz) erschwert die
Compliance der Mitarbeiter
 spezifische strukturelle und organisatorische Gegebenheiten
 unterschiedliche Disposition der Patienten
 Missverhältnis zwischen dem Bedürfnis des Patienten, keinem
Infektionsrisiko ausgesetzt zu sein und Kostenzwängen
 Risikoanalyse
 Bundle-Strategie
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Risiko = Wahrscheinlichkeit und Schwere der
Folgen einer Übertragung
Erreger
 Virulenz
 Häufigkeit Vorkommen
(Kolonisationsdruck)
 Reservoir und
Übertragungsweg
 Reproduktionsrate
 Manifestationsrate
 Mortalität
11.12.2015
Patient / Wirt
 Exposition
(Erregerfreisetzung von Kontaktpersonen, Häufigkeit und Intensität
von Kontakten,Versorgung nicht
kooperationsfähiger /-williger
Personen)
 Disposition für Kolonisation
und Infektion
(Barrierestörung, Immunsuppression)
VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
11.12.2015
Prävention
Gruppe von Maßnahmen, die
- wenn sie zusammen und zuverlässig durchgeführt werden –
das Outcome des Patienten verbessern können
Institute for Healthcare Improvement
Zusammenfassung von Schlüsselstrategien zur
Infektionsprävention
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Basishygiene
KRINKO Empfehlung „MRSA“ 2014
 Bündel aus persönlichen,
technischen und organisatorischen
Maßnahmen, die im Umgang mit allen
Patienten und pflegebedürftigen Personen zu
beachten und anzuwenden sind
(Standardhygiene)
 dient der Prävention von Infektionen, der
Vermeidung der Übertragung von Krankheitserregern und dem Schutz des Personals
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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Basishygiene
Händehygiene (Händedesinfektion und Hautschutz)
situationsbedingter Einsatz spezieller Barrieremaßnahmen, insbesondere persönlicher Schutzausrüstung, bei wahrscheinlichem Kontakt zu Blut,
Körperflüssigkeiten, Sekreten, Ausscheidungen und
nicht intakter Haut
Umgebungsdekontamination
patientenbezogene Anwendung und sachgerechte
Aufbereitung von Medizinprodukten
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VL Hygiene - Infektionsschutz
Händehygiene ist die wirksamste Einzelmaßnahme zur
Unterbrechung von Infektionsketten
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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Wir wissen es seit 1847…
20
15
10
5
18
48
18
47
18
46
18
45
Jahr
11.12.2015
Waschung der
Hände mit 4%
Chlorkalkwasser
nach Verlassen
des Sektionssaales
0
18
44
Sterblichkeit Kindbettfieber in %
Sterblichkeit an Kindbettfieber in der
Wiener Gebärklinik
Geburtshilfliche Abteilung 2:
Ausbildung von Hebammen
Geburtshilfliche Abteilung 1:
Ausbildung der Ärzte
VL Hygiene - Infektionsschutz
Händehygiene
zum richtigen Zeitpunkt
Anwendung der korrekten Technik
11.12.2015
VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
11.12.2015
„Arbeits-, Berufs-, Bereichs-, Dienst-, Poolkleidung“
muss, auch im Rahmen der
Basishygiene,
bei einer konkreten Gefahr
der direkten Kontamination
 invasive Maßnahmen
 längerfristiger intensiver
Patientenkontakt (direkter
Kontakt, bei dem die Intimsphäre
des Patienten nicht mehr gewahrt
wird wie z.B. körperliche Unter-
suchung, Verbandwechsel, Umlagern,
Füttern von Säuglingen)
durch eine (Zusatz-)Schutzkleidung
bedeckt werden
11.12.2015
VL Hygiene - Infektionsschutz
Präventionsbündel Verbandwechsel
 erster Verbandwechsel einer primär verschlossenen
Inzision frühestens nach 24-28 h
 sofortiger Wechsel durchbluteter, durchfeuchteter,
verschmutzter oder verschobener Wundabdeckungen
 aseptische Arbeitstechniken
 direkter Wundkontakt nur mit
sterilen Materialien
 aseptische Behandlung auch
bei infizierten Wunden
11.12.2015
VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
11.12.2015
Stufenkonzept zur Prävention MRE-Ausbreitung
zusätzliche Maßnahmen in Abhängigkeit vom
Übertragungsweg
und Gefährdungspotenzial
1:1 Pflege
Einzelzimmerisolierung
Barrierepflege
Basishygiene
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11.12.2015
VL Hygiene - Infektionsschutz
VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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„Kitteltaschenkarte“ MRGN
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
11.12.2015
Basishygiene
Barrierepflege
Händehygiene (Händedesinfektion + Händeschutz)
situationsbezogener Einsatz von persönlicher
Schutzausrüstung bei
wahrscheinlichem
möglichem
Kontakt zu Blut, Sekreten, Exkreten, kontaminierten
Oberflächen
Umgebungsdekontamination
sachgerechte Aufbereitung von Medizinprodukten
einschließlich streng patientenbezogenem Einsatz
11.12.2015
VL Hygiene - Infektionsschutz
Sicherung des Informationsflusses
! Durchführung einer Quellenisolierung verlangt
Abweichen von der Alltagsroutine, die gewährleistet
werden muss:



vom mit dem Patienten im Kontakt stehenden Personal
(stationsintern und -extern)
von Besuchern
z. T. vom Patienten selbst
Information über Zweck der Maßnahmen
und notwendige Verhaltensmaßnahmen
11.12.2015
VL Hygiene - Infektionsschutz
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VL WS 2015/16 Infektionsprävwention
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Informationsfluss und -dokumentation
 Kennzeichnung des Zimmers mit Nennung der
erforderlichen Maßnahmen
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VL Hygiene - Infektionsschutz
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Informationsfluss und -dokumentation
 Kennzeichnung des Zimmers mit Nennung der
erforderlichen Maßnahmen
 ausführliche Isolierungshinweise im Intranet
 Informationsblätter für die Angehörigen
 Information der mitbehandelnden internen Einrichtung/
des Patiententransportdienstes möglichst automatisch
über das elektronische Patientendokumentationssystem
 Information der aufnehmenden Einrichtung und des
niedergelassenen Arztes über patientenspezifische
Befunde und Maßnahmen zur Infektionsvermeidung
entsprechend §13 ThürmedHygVO
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