Protokoll Basismodul Chemie I, Praktikum: Elektromotorische Kraft Funktionelle Gruppen, Nucleophile Substitution Veranstalter: Dr. Ulrich Neuert Jörg Mönnich ( Betreuer: Carolin, Christian Versuchstag: Donnerstag, 10.03.2005 Elektromotorische Kraft Elektromotorische Kraft Einleitung Metalle in einer Metallbi ndung geben ihre Außenelekt ronen ab und das Ionengitter befindet sich somit in einer Art See vo n Elektronen. Diese sind die Ladungsträger. Werden z.B. in einer galvanisc hen Zelle (s. Abb. 1) eine Zinkelek trode, die sich in ZnSO4-Lösung befindet und eine Kupferel ektrode, welche s ich in CuSO 4-Lösung befindet, mit einem Dr aht verbunden, flie ßen Elektronen von der Zink-Elektrode zur Kupfer-Elektrode. Ein elektrischer Strom is t ein also Fluss von elektrischer Ladung. Ermöglicht wird dies durch ein Redox-System. Das Zink-Metall an der Zink-Elektrode wird zu Zink-Ionen oxidiert. Diese verlasse n die Halbzelle über die Elektrode (daher Anode) und fließ en zur Kupfer-Elektrode, wo sie die in der CuSO 4-Lösung enthaltenen Kupfer-Ionen zu Kupfer reduzieren (Kathode) . Da nun im Bereich der Anode Z n2+-Ionen entstehen, müssen diese positiven Ladungen aus geglichen werden. Dies geschieht durch Wanderung von SO 4 2- -Anionen und Zn die Salzbrücke. Halbzelle Abb. 1: Die galvanische Zelle 1 Halbzelle 1 Quelle: http://www.chemievorlesung.ipn.uni-kiel.de/grund/15_redox.pdf, Seite 18 1 2+ -Ionen über Elektromotorische Kraft Das sog. Standardpotential (E 0) beschreibt die Neigung, Elektronen abzugeben. Der Bezugspunkt für diesen Wert ist die Standardwasserstoffkathode (SHE, H2 an Platin). Das elektrische Potential ei ner galvanischen Zelle wird al s elek tromotorische Kraft oder kurz: EMK bezeichnet. Sie wird in Volt angegeben. Das Standardpotential ist an der SHE: E 0 = 0V. Alle Substanzen, die leichter e - als H 2 abgeben, haben ein - negatives Standardpotential, alle Substanzen, die schwerer e als H2 abgeben, haben ein positiv es Standardpotential. Es g ilt, dass d as Kation mit dem höheren (positiveren) E 0 durch das Metall mit dem niedrigeren (negativeren) E Durch die Größe der EMK (also der Pot 0 reduziert. entialdifferenz) ist es möglich, die unbekannte Konzentration einer Lösung zu bes timmen, wenn die Ionenkonzentration in der z weiten Halbzelle bekannt ist. M öglich wird dies dur NERNST’schen Gleichung, welche vereinfacht lautet: ch Umstellu ng de r E = E0 + 0, 059 c(Ox) ⋅ log . n c( Red ) Durch unterschiedliche Konzentration bildet sich eine Potentialdifferenz, weshalb ∆E0 wegfällt. Daher lautet die Gleichung E= 0, 059 c ⋅ log II für c I > c n cI Einsatz, um die Löslic II zur Bestimmung von Konzentrationen: . In folgendem Vers uch kommt dies e Gleichung zum hkeitsprodukte von AgCl und AgI sowie die Stabilitätskonstanten des [Ag(NH 3) 2] + -Komplexes aus gemessenen Werten zu berechnen. Material, Methoden s. Skript Ergebnisse, Messwerte Es wurden in Teil 1 des Versuches folgende Werte gemessen: Konzentrationskette gemessener Wert I 0,01 m AgNO3 -- 0,1 m AgNO3 0,57 V II 0,001 m AgNO3 -- 0,1 m AgNO3 1,16 V III 0,001 m AgNO3 -- 0,01 m AgNO3 0,65 V 2 Elektromotorische Kraft In Teil 2 des Versuches wurden folgende Werte gemessen: Konzentrationskette gemessener Wert 0,01 m AgNO3 -- gesättigte AgCl-Lösung 1,78 V 0,01 m AgNO3 -- gesättigte AgI-Lösung 0,85 V Nach Zugabe von NH 3-Lösung in das Bec herglas mit der AgCl-Fällung er gibt sich eine Potentialdifferenz von 1,50 V. Auswertung, Diskussion: Setzt man die Konzentrationen des AgNO 3 der Konz entrationsketten in Teil 1 in die vereinfachte NERNST’sche Gleichung E = 0, 059 c ⋅ log II (cI > cII) ein, so müssten sich n cI folgende Ergebnisse zeigen: Konzentrationskette theoretischer Wert I 0,01 m AgNO3 -- 0,1 m AgNO3 - 0,59 V II 0,001 m AgNO3 -- 0,1 m AgNO3 - 1,18 V III 0,001 m AgNO3 -- 0,01 m AgNO3 - 0,59 V Tatsächlich also weichen die Mes sergebnisse kaum von den zu er wartenden Werten ab, wenn man das Vorzeichen außer Acht lässt. Anhand NERNST’sc hen Gleichung ließ en sich auch unbekannte Konzentratione n einer Lösung berechnen. Durch Umstellung erhält man cII = cI ⋅10 eine gemessene Spannung in die Gleichung E 0,059 . Setzt man nun ein, bekommt man bei bekannter Konzentration von cI die Konzentration der anderen Lösung heraus. Leider sind die gemessenen Werte des zwei ten Teils unbrauchbar . Setzt man dies e Werte ein, sind die sic h aus obiger Fo rmel ergebenden Werte vo llkommen unsinnig. Der Rechenweg dürfte jedoch klar sein. 3 Funktionelle Gruppen, Nucleophile Substitution Funktionelle Gruppen, Nucleophile Substitution Einleitung Verbindungen, die Kohlenstoff und zum gr ößten Teil auch Wasserstoff enthalten, werden organische Verbind ungen genannt. Man kann jedoch nicht von alle n Kohlenstoffverbindungen behaupt en, dass sie organisc h sind; CO, CO 2, Carbonate, Cyanide und einige andere sind anor ganische Verbindungen. Organische Verbindungen reichen von einfachen Molekülen wie Methan (CH 4) bis hin zu riesigen Proteinen, die aus tausenden Molekülen bestehen. Im Kohlenstoffskelett ohne funktionelle Gruppe (s. Allgemeinen h eißt ein unten) Alkyl oder Aryl (R). Ist eine funktionelle Gruppe (X) angefügt, erfolg t die Bene nnung des Moleküls anhand dieser. Eine Verbindung mit einwertiger funktioneller Gruppe k ann also als R-X zusammengefasst werden. Da Kohlenstoff insgesamt sechs Elektronen äußeren Schale liegen, neigt er ka hat und damit vier Elektrone n auf der um dazu Elektronen abzugeben oder aufzunehmen (Oktettregel). Viel mehr neigt Kohlenstoff dazu, sich Elektronen in kovalenten Bindungen mit ander en Atomen zu teilen. Dadurch ergibt sich auch der unpolare (und dadurch hydrophobe) Charakter der Alkylreste. Funktionelle Gruppen (Substituenten) sind am häufigsten an chemischen Reaktionen beteiligt. Sie verhalten sich in all en organischen Molekülen ähnlich und sind hydrophil. Die Zahl und Anordnung sorgt für die Eigenschaften des Moleküls und für die Vielfalt in der organischen Chemie. Erst durch die Einführung von Substituenten kann die Polarität eines Molek üls erhöht und somit seine chemische Eigenschaft (Reaktivität) beeinflus st werden. Insgesamt gilt, dass die Reaktiv ität sinkt, je mehr Alkylreste vorhanden sind, da die Stabilität zunimmt. Die im Folgenden behandelten Ve rsuche basieren hierauf und sollen dies es Wissen veranschaulichen und vertiefen. Material, Methoden s. Praktikumsskript -4- Funktionelle Gruppen, Nucleophile Substitution Ergebnisse, Messwerte I. Qualitative Bestimmung der Löslichkeiten polarer Verbindungen Es konnten folgende Beobachtungen gemacht werden: Wasser Cyclohexan Ethanol + - 1-Pentanol - + 1,2-Ethandiol + - 100%-ige Essigsäure + - Essigsäureethylester - + Aceton + + Pentanon-3 - + + homogene Lösung - Phasenbildung Die Strukturformeln sind: Ethanol 1-Pentanol 1,2-Ethandiol Essigsäure Essigsäureethylester Aceton Pentanon-3 II. Verteilungskoeffizient von Carbonsäuren zwischen 1-Octanol und Wasser Nach Titration ergaben sich folgende Verbrauchsmengen NaOH (0,1 m) in ml: -5- Funktionelle Gruppen, Nucleophile Substitution Essigsäure Propionsäure Ameisensäure I. Titration 19,95 19,85 19,45 II. Titration 19,85 19,90 19,30 III. Titration 19,95 19,85 19,60 Mittelwert (gerundet) 19,92 19,87 19,45 Säure + 1-Octanol 13,60 6,80 14,95 III. Unterscheidung zwischen primären, sekundären und tertiären Alkoholen Nach der Mischung der drei Alk ohole mit je 3 ml Luk as-Reagenz und Erwärmung im Wasserbad kann man beobachten, dass beim Ethanol keine Fällung auftritt. Beim 2Propanol ist erst nach kurzer Zeit eine Tr übung festzustellen. Beim tert.-Butanol ist sofort nach Zugabe des Lukas-Reagenz eine Fällung zu beobachten. IV. Reaktivität von Butylbromiden Gibt man zur 1-Brombutan-Lösung AgNO 3, Lösung bleibt klar. Nach Zugabe von AgNO ist keine Reaktion zu beob achten; die 3 zur 2-Brombutan-Lösung trübt sich diese nach etwa 40 sek. Tert.-Butylbromid reagiert sofort nach Zugabe von AgNO 3. Es ist deutlich ein gelblicher Niederschlag zu erkennen. In der Lös ung aus Natriumiodid, Aceton und 1-Brombutan tritt nach kurzer Zeit eine Trübung auf. Bei der Lösung mit 2-Brombutan is t sofort eine ge lbliche F ärbung z u erkennen, die allmählich intens iver wird. Jedoch ist keine Ausfällung zu sehen; die Lösung bleibt klar. Auswertung, Diskussion I. Wasser ist polar, Cyclohexan dagegen is t unpolar. Daher wer den sich hier polare Substanzen im Wasser lösen und unpolare im Cyclohexan. Substanzen, die sich in beiden Flüssigkeiten lösen, besitzen ein polares und ein unpolares Ende. Je länger dabei ihr unpolares, also hy drophobes Ende ist, desto schlec hter sind sie in Wasser löslich. Dementsprechend sind also Ethanol, 1,2-Ethandiol und 100%-ige Essigsäure polar, 1-Pentanol, Essigsäureethylester und Pentanon-3 unpolar. Da das Aceton sich -6- Funktionelle Gruppen, Nucleophile Substitution in Wasser und Cyclohexan löst, ist die Schl ussfolgerung, dass es ein polares und ein unpolares Ende besitzt. II. Aus den Verbrauchsmengen an NaOH K= VAnfang ⋅ c( NaOH ) − VEnde ⋅ c( NaOH ) VAnfang ⋅ c( NaOH ) lässt sich anhand der Formel der Verteilungskoeffizient errechnen. Da hier d ie Konzentration des NaOH jedoch immer gleich bleibt, lässt sich die Formel verkürzen: K= K= VAnfang − VEnde VAnfang . Somit ergibt sich am Beispiel der Es sigsäure folgender Wert: 19,92 − 13, 60 ≈ 0,3173 . Analog dazu sind die Werte bei Propionsäure (0,6578) 19,92 und Ameis ensäure ( 0,2314) zu ermitteln. Zu erkennen ist hier also, dass der Verteilungskoeffizient von Ameisen- über Essig- zu Propionsäure ansteigt. Dies sollte auch so sein, da die Säuren zunehmend längere hydrophobe Enden habe n und sich somit besser im Octanol als im Wasser lösen. Nucleophile Substitution Bei nucleophilen Substitutionsreaktionen wird die polare Bindung zwischen einem Kohlenstoffatom und einem elektronegat iverem Substituent en gelöst . Das Bindungselektronenpaar verbleibt bei dem als Anion austre tenden Substituenten. Mit dem Elektronenpaar des eint retenden nuc leophilen Substitu enten wird sodann ein e neue Bindung eingegangen. Es gibt zwei Arten von nucleo philer Substitution: S N1 (monomolekulare nucleophile Substitution), bei der die Reaktionsgeschwindigkeit nur von der Konzentration eines Eduktes abhä ngig ist, wobei der langsamste Teil der Reaktion die Geschwindigkeit bestimmt (das sog. „Bottleneck“). Als Zwischenprodukt entstehen hier Carbenium-Ionen. S N2 (bimolekulare nucleophile Substitution), bei der die Reaktionsgeschwindigkeit v on der K onzentration des Eduktes sowie des Nucleophils abhängt. S N2 ist eine Einstufenreaktion, bei der keine Carbenium-Ionen entstehen. Ein- und Austritt der Substit uenten erfolgen Zeit gleich. Bei tertiären Alkoholen t ritt nur die S N1 auf. Dies ist durch die Bin dung dreier Alkylreste an das Zentralatom begründet. Die Verbindung ist -7- dadurch stabiler (s. Einleitung). Bei Funktionelle Gruppen, Nucleophile Substitution sekundären Alk oholen können S N1 wie auch S N2 auftreten und bei primären Alkoholen kommt immer die SN2 zum Tragen. III. In den Reagenzgläsern wurden Reak tionen mit einem primären, einem sekundären und einem tertiären Alkohol durchgeführt. Bei diesen Reaktionen handelt es sich um Substitutionen, bei denen die OH-Gruppe des Alk ohols jeweils durch Chlor (aus dem Lukas-Reagenz) ersetzt wird. Je schlechter dabei die Wasserlöslichkeit des Stoffes ist, desto sc hneller fällt das durch die Substitution veränderte Molekül aus. IV. Durch die Mischung von Ethanol mi t 1-Brombutan, 2-Brombutan und tert.- Butylbromid entstehen primär e, sekundär e und tertiäre Alkohole. Da der primäre Alkohol nur nach S N2-Mechanismus reagieren kann, is t hier durch keine Reaktion erkennbar. Die nach erst kurzer Zeit auftretende Trübung is t ein Ind iz für das Ablaufen von S N1 und S N2 beim sekundären Alkohol. Die Reaktionsgesc hwindigkeit hängt hier zum Teil (bei dem Teil, der nach S N1 reagiert) vom oben genannten „Bottleneck“ ab, daher verläuft die Reaktion langsamer. Beim tertiären Alkohol findet SN1 statt, daher die schnelle Reaktion. Der zweite Teil des Versuches verläuft nach S N2. Der primäre Alkohol zeigt eine Reaktion (die Trübung), währ end der sek. Alkohol (2- Brombutan) nicht rea giert. Die gelblich-klare Färbung beim 2-Brombutan dürfte durch Iod zustande kommen. 1- Brombutan reagiert mit NaI zu Butyliodid und Natriumbromid. Letzteres fällt aus. NaI + 1-Brombutan Butyliodid + NaBr -8-