Aufruf- Warum schweigen wir - Zentralrat Orientalischer Christen in

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Der arabische Buchstabe „N“, an die Häuser der Christen gemalt, um den Islamisten zu
zeigen, wo sie beim folgenden Pogrom zuschlagen sollen.
Bitte hört den Hilferuf der Christen im Nahen Osten.
Thomas Zmija v. Gojan
Wie schwer die Christen Syriens verfolgt sind und leiden, sagen die Zahlen. Jeder
neunte Syrer lebt derzeit als Flüchtling im Ausland, unter den Christen erleidet
dieses Schicksal aber jeder dritte. Diese Zahlen erinnern an die Entwicklung im
benachbarten Irak. Am Höhepunkt von Krieg und den folgenden inneren Unruhen
befand sich jeder sechste Iraker auf der Flucht, unter den Christen aber jeder
zweite. Die Christen haben in den Konflikten des Nahen Ostens einen deutlich
höheren Preis gezahlt als die anderen Bevölkerungsgruppen. Trotzdem kann man
in diesem Konflikt nicht sagen, dass sich der Krieg allein gegen die Christen
richten würde, denn im syrischen Bürgerkrieg leiden alle: Christen, Muslime,
Alewiten und Drusen.
Zwar präsentiert sich Westeuropa bisher noch weitgehend als aus christlichen
Wertvorstellungen hervorgegangene kulturelle Ideengemeinschaft, wenn es
darum geht, muslimische Migranten zur weitgehender Anpassung an die
hierzulande geltenden Kultur- und Moralvorstellungen aufzufordern oder die
muslimisch geprägte Türkei aus der EU fernzuhalten. Doch mit Blick auf
„christliche Gemeinschaften“, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden, ist von
einer „christlichen Wertegemeinschaft“ nicht viel zu spüren. In einer Welt, wo
besonders der Islam eine gesetzgebende Rolle in Gesellschaft und Politik spielt,
hat das langfristig fatale Folgen. Für offizielle Vertreter des schiitischen wie
sunnitischen Islams war der 11. September 2001 ein erster Höhepunkt der
Eroberung des christlichen Westens. Diese religiös motivierte, aber politisch und
militärisch gemeinte Kriegserklärung ignoriert der, inzwischen politisch nur noch
in säkularen Kategorien denkende Westen. Es passt nicht mehr in sein
gesellschaftspolitische Konzeption, als „christliche Gemeinschaft“ definiert zu
werden. Problematisch erweist sich bei den Christen des Orients das Phänomen
der Treue von Minderheiten zum jeweiligen Unterdrückerregime. Nur so können
sie jedoch ihr physisches Überleben sichern. Zum Verhängnis wurde ihnen dann
diese Nähe zu den autoritären und diktatorischen Regimen, sobald es, wie beim
„arabischen Frühling“, zum Umsturz kommt und die wehrlosen Minderheiten
plötzlich als Kollaborateure Saddam Husseins, Hosni Mubaraks oder Baschar alAssads dastehen.
In der biblischen Stadt Ninive, dem nordirakischen Mossul, leben heute
keine Christen mehr. Wo einst der Prophet Jona wirkte und seit 1600
Jahren christliche Gottesdienste gefeiert wurden, herrscht das
Terrorregime der Dschihadisten. Auf der Flucht vor islamistischen
Terroristen haben inzwischen sämtliche verbliebenen Gläubigen die Stadt
verlassen müssen. Die Terrormilizen haben die meisten Kirchen
angezündet, berichtete S.E. der chaldäisch- katholische Erzbischof Emil
Shimoun Nona nach Angaben mehrerer deutscher Hilfsorganisationen.
Das gleiche Bild bietet sich in der gesamten Ninive- Ebene. Die christlichen
Gemeinden wurden vertrieben, die Gotteshäuser und Klöster wurden
geplündert, geschändet und verbrannt. Auch das Grab des heiligen
Propheten Jona in Mossul wurde von den muslimischen Fanatikern
zerstört. Nach beinahe 2000 Jahren ist in diesem urchristlichen Gebiet, in
das die heiligen Apostel Thomas und Bartholomäus und die Apostel aus
dem Kreis der 70 Jünger Addai und Mari das Evangelium Christi trugen,
nun das Lob Gottes verstummt. Lebten im Jahr 2003 noch rund 50.000
Christen in der zweitgrößten irakischen Stadt, so dürfte es heute keiner
Gläubigen mehr dort geben. Denn die Isis hatte nach Eroberung der DreiMillionen- Metropole ein unmissverständliches Ultimatum gestellt: "Sagt
eurem Glauben ab und werdet Muslime oder verlasst ohne allen Besitz die
Stadt! Andernfalls bleibt euch nur der Tod durch das Schwert." Und bei all
dem ist das sich als christlich verstehende Europa und Amerika
weitgehend untätig. Offensichtlich lässt sich hier kein ausreichender Profit
mit der Übernahme von Ölquellen machen, wie es nach dem Irakkrieg bei
Basra im Süden des Landes geschah.
Was diese Christenverfolgung für den einzelnen betroffenen Gläubigen
bedeutet, konnten wir in einer der wenigen Filmreportagen, die in den
Nachrichtenmagazinen der deutschen Fernsehkanäle zu sehen waren, mit
Erschrecken lernen. Gezeigt wurde das Schicksal einer jungen irakischen
Christin. Irgendwer hatte nachts ein großes rotes „N“ auf die Wand ihres
Wohnhauses geschrieben. Der Buchstabe steht für „Nasrani“, Christ. Die
Schmiererei war durchaus als ernste Drohung gedacht. Eine latente
Aufforderung, die Christen in Mossul an ihrem Leib, ihrem Leben und in
ihrem Hab und Gut zu bedrohen und zu schädigen. Dann marschierten
frühmorgens die Terroristen des „Islamischen Staates“ (Isis) durch eine der
einst größten christlichen Gemeinden im Irak. Sie hissten ihre schwarzen
Flaggen auf den Kirchen und forderten die Einwohner über Lautsprecher
auf, zu konvertieren oder die Stadt zu verlassen. Da flüchtete auch die
junge Christin aus ihrer Heimat. Alle Habe hat sie dabei verloren, aber sie
konnte von Glück sagen, dass sie überlebt hat. Sie rettete sich gerade
noch aus den Fängen der Isis- Islamisten, die in Mossul nun ihr TerrorRegime entfalteten. Im August 2014 erzählte sie in einem Fernsehinterview
mit dem irakischen Sender Ischtar, wie die Terroristen der Isis ihr Haus
überfielen und ihre Familie vor die Wahl gestellten, entweder zu sterben,
zum Islam überzutreten, Kopfsteuer zu zahlen oder auszuwandern. Ohne
Hab und Gut ist sie dann geflohen, nicht einmal ihren Ausweis durfte sie
mitnehmen. Ihr Haus „gehört“ nun dem „Islamischen Staat“. Im Interview
warf sie den Gotteskriegern verbittert vor: "Sagt der Koran nicht, ihr sollt
kein Haus betreten, bevor ihr um Erlaubnis gebeten habt?" Jetzt ist das
vorübergehende Zuhause der 40- jährigen der Garten rund um die
chaldäisch- katholische Mazar- Eillia- Kirche in Ainkawa, dem christlichen
Viertel in Erbil in der autonomen Kurdenregion des Nordirak. Die Frau ist
eine von 300 Vertriebenen, die hier Unterschlupf gefunden haben. Ihr
zittern die Hände, wenn sie erzählt, wie sie vor den Dschihadisten geflohen
ist, wie sie alles zurücklassen mussten, wie ihre Gotteshäuser geplündert
und zerstört wurden, wie sie es trotz der 45 Grad Hitze zu Fuß bis hierher
geschafft haben zusammen mit Hunderten anderer Flüchtlinge. Manche
von ihnen barfuß. Andere hatten sich Tücher um die nackten Füße
gewickelt. Ihre Lippen waren aufgesprungen. Die Haare klebten vor Dreck
zusammen. Die Kinder weinen und schreien an der Hand ihrer Eltern. Sie
alle waren traumatisiert und erschöpft. Auf dem Kirchengelände, wo sie
nun Zuflucht gefunden haben, sitzen apathische Männer und Frauen.
Einige beten. Andere weinen. Wieder andere diskutieren lautstark. Wie
wird es weitergehen? Sie alle haben Geschichten des Verlustes hinter sich,
vielleicht auch noch vor sich. Keiner weiß, wie es von hier aus weitergehen
wird. Sie alle erzählen von entsetzlicher Gewalt, von brutalen Übergriffen
auf Frauen und Mädchen und schließlich von ihrer Flucht. Die gestrandeten
Christen konnten nur noch ihre Erinnerungen mit sich nehmen, alles
andere mussten sie zurücklassen. (Quelle: www.christundwelt.de) Es gibt
tausende Geschichten wie diese. Und in allen scheint sich der Genozid an
den Christen des Orients, wie er schon einmal in der Zeit des ersten
Weltkriegs ereignete, auf grausame, teuflische Weise zu wiederholen.
Mit beispielloser Gewalt gehen die Söldner des "Islamischen Staates"
gegen die religiösen und ethnischen Minderheiten im Irak, Syrien und der
gesamten Levante vor. Betroffen sind alle Gruppen, die nicht in ihre
islamistische Hassideologie passen. Dabei müssen die Christen, Schiiten
oder Turkmenen mit grausamen Menschenrechtsverletzungen rechnen
(Quelle: Rita Izsak, Uno-Sonderberichterstatterin für Minderheiten).
Die Isis ist in ihrem Hass auf alles und jeden, der nicht ihre eigene radikale
Interpretation des sunnitischen Islam teilt, noch extremer als das Al-Qaida.
Isis ist nicht nur im Irak aktiv, sondern hat inzwischen fast ungebremst
ihren weiteren Vormarsch in Syrien und Teilen des Libanon begonnen.
In Syrien bedienten sich die Dschihadisten an den Waffenlagern und
Munitionsdepots der Armee und verschiedener Rebellenbrigaden. Sie
sollen sich durch Spenden und Lösegelder finanzieren und offensichtlich
auch mit dem Wohlwollen eines erheblichen Teils der dortigen sunnitischen
Bevölkerung rechnen können. Die Eroberungswelle der Terroristen
erreichte den Irak Anfang Juni 2014. Sie überrannten weite Landesteile,
und ihr Anführer Abu Bakr al-Baghdadi rief einen „Gottesstaat“ aus, den er
als „Kalifat“ bezeichnete. Seitdem sind Hunderttausende auf der Flucht
auch im Norden des Landes, wo sich bisher die wichtigen Zentren der
christlichen
Gemeinden
im
Irak
befanden.
Bisher konnten die kurdischen Peschmerga-Kämpfer ihr Autonomiegebiet
in großen Teilen verteidigen, während es Isis jedoch gelang, Mossul und
die Ninive- Ebene, in der eine Vielzahl der christlichen Gemeinden im Irak
lagen, erobern konnte.
Ob die Kurden nicht doch eines Tages von den Islamisten überrollt werden,
ist heute nicht klar. Die Ausrüstung der Peschmerga ist veraltet. Die IS-
Kämpfer besitzen dagegen modernste, vor allem aus Saudi-Arabien
finanzierte Waffen.
Verteilung der Religionsgemeinschaften in Syrien.
Verteilung der Religionsgemeinschaften im christlichen Kerngebiet in Syrien.
Verteilung der christlichen Minderheiten in Syrien und dem Irak.
Verteilung der Religionsgemeinschaften im Libanon, dem Hauptfluchtziel der Christen
Syriens.
Nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) verlassen immer mehr
Christen Syrien. Die meisten von ihnen finden im benachbarten Libanon Zuflucht. Der
Libanon hat bei einer Bevölkerung von 4,5 Millionen ca. 40 Prozent Christen. Der Libanon
ist damit der einzige Staat im Nahen Osten, in dem es noch eine große christliche
Bevölkerung gibt. Jedoch werden die nichtchristlichen Glaubensgemeinschaften des
Libanon vor dem Hintergrund der langjährigen konfessionellen Konflikte und mit
Rücksicht auf das „religiöse Gleichgewicht“ im Libanon einem langen Aufenthalt
christlicher Flüchtlinge aus Syrien aller Voraussicht nach nicht zustimmen. Viele der
christlichen Flüchtlinge aus Syrien wurden im Libanon von den dortigen christlichen
Gemeinden aufgenommen. So wurden in den christlichen Gebieten des Nordlibanon 80
Prozent der Flüchtlinge bei Gastfamilien aufgenommen. Weitere zehn Prozent leben in
Sammelunterkünften und zehn Prozent zahlen Miete.
Ein anderes wichtiges Fluchtziel der Syrer ist Jordanien (fünf Prozent Christen bei einer
Gesamtbevölkerung von 6,3 Millionen). Jedoch gerät die Lage im gesamten Nahen Osten
immer mehr außer Kontrolle. Fast die gesamte Region ist von Kampfhandlungen
betroffen.
Neben Syrien und dem Irak haben die Islamisten auch begonnen, in den Libanon
vorzudringen, wo es in der Bekaa- Ebene zu heftigen Gefechten zwischen der
Libanesischen Armee und den Dschihadisten gekommen ist.
Verteilung der Sprachen /Ethnien in Syrien.
Auch in Syrien steht mittlerweile, nach fast 1 Jahr Bürgerkrieg und den
damit einhergehenden Übergriffen islamistischer Milizen - oft ausländischer
Provenienz, - die christliche Gemeinschaft kurz vor dem erlöschen. Gerade
die christliche Minderheit wurde durch gezielte Angriffe der Islamisten auf
ihre Dörfer und Wohnviertel in den Städten, durch Plünderungen der
Kirchen, Schulen und Klöster, durch Entführungen und gezielte Morde
immer wieder zu bevorzugten Opfern. Denn bei den Christen war
schließlich etwas zu holen. Als meist gutausgebildete Angehörige der
akademischen Mittelschicht, als erfolgreiche Kaufleute und Landwirte
galten sie als lohnende Ziele für Raub und Erpressung.
Die Rum- Orthodoxe Kirche von Antiochia und die von ihr getrennten
altorientalischen und katholischen Gemeinden blicken auf eine
ununterbrochene 2000- jährige Geschichte zurück. Mit Beginn des
syrischen Bürgerkrieges vergiftete sich das positive Verhältnis zwischen
den Religionsgemeinschaften in Syrien schnell durch Misstrauen und
fundamentalistisch geschürten Hass. Viele Bürgerkriegsmilizen der AssadGegner gerieten zunehmend in Abhängigkeit zu Al- Qaida und den
Salafisten. Gerade die radikal- salafistischen Wahabiten in Saudi- Arabien
und die übrigen rigiden Regime der arabischen Halbinsel beeinflussten
durch den steten Zustrom von Geldmitteln schnell auch die ideologischen
und militärischen Kräfteverhältnisse in der syrischen Opposition. Dadurch
gewannen radikal- islamische Tendenzen einen Akzeptanz, Duldungs- und
Handlungsspielraum unter den syrischen Muslimen, den sie - auch aus
meiner persönlichen langjährigen Erfahrung - vorher nicht gehabt hatten.
In Folge dieser Entwicklungen kam es zur absichtlichen Zerstörung vieler
Kirchen und der meisten christlichen Ortschaften, die mit den Massakern in
Maaloula und Saidnaya ihren traurigen Höhepunkt fanden. Auch häuften
sich bald beständig wiederholende Entführungen und Exekutionen von
Angehörigen der christlichen Minderheit. Dies hat bisher rund 400 000
syrische Christen dazu gezwungen, entweder ihre nähere Heimat oder gar
das Land gänzlich zu verlassen.
Als die syrische Armee die von Christen bewohnte Stadt Maaloula
zurückerobern konnte, fanden sie nach mehreren Monaten der
„islamischen Herrschaft“ über dieses christliche Zentrum in Nordwestsyrien
ein Bild des Grauens und der totalen Verwüstung vor.
Kurz nach der Rückeroberung des Ortes durch die syrische Armee
besuchten S. E. der katholisch- melkitische Patriarch Gregorios III. Laham
und Seine Heiligkeit der Orthodoxe Patriarch Johannes X. Yazigi in
Begleitung verschiedener Vertreter der anderen orientalischer Kirchen die
Stadt und sahen dabei persönlich die in Folge des islamistischen Terrors
verursachten Verwüstungen. Der katholische Patriarch sprach gegenüber
der Tageszeitung L’Orient le Jour von echten Kriegsverbrechen. Die
Islamisten haben die christliche Bevölkerung vertrieben, verschleppt oder
brutal massakriert. (Anmerkung der Redaktion: Das Internet bietet
bedauerlicherweise bei Eingabe der entsprechenden Suchbegriffe in
englischer Sprache vollkommen eindeutiges Bildmaterial. Ich habe in
einem Artikel für unsere Gemeinde- Internetseite bewusst von der
Wiedergabe solcher Bilder abgesehen, halte sie aber wegen der Fülle des
Material und der Seriosität der Quellen (z.B. Katholische Nachrichten und
Internet- Agenturen) für vollkommen glaubwürdig.))
S. E. der griechisch- katholische Patriarch Gregorios III. spricht deshalb
auch von einer kriminellen Gleichgültigkeit des Westens, der unter dem
falschen Vorwand, die Demokratie zu verteidigen, in Wirklichkeit dieses
Schauspiel der Zerstörung unterstütze.
Der Patriarch: „Uns hat sich ein apokalyptisches Bild geboten. Auch andere
Kirchen in Syrien sind zerstört worden, aber so etwas habe ich noch nie
gesehen“, so Gregorios III. „Maalula ist mit seinen Kirchen und Klöstern ein
wichtiger Wallfahrtsort für alle Christen des Nahen Ostens. Alle diese
Kirchen wurden Opfer der islamistischen Zerstörungswut. Von vielen
verschleppten Christen, besonders den Mädchen, fehlt noch immer jede
Spur.“
Die Dschihadisten der Al- Nusra- Brigade verschleppten auch 13 der 40
Schwestern des orthodoxen Klosters der heiligen Thekla aus Maaloula.
Diese waren nach einem ersten Angriff der Dschihadisten nicht geflohen,
da sie in ihrem Kloster Kriegswaisen und elternlose Kinder betreuten. Bis
zu Beginn dieses Jahres war das Schicksal der Schwestern unklar. Eine
Woche nach ihrer Verschleppung übermittelte Al- Nusra ein Video mit den
Schwestern. Seither gab es kein weiteres Lebenszeichen von ihnen. Erst
im März 2014 konnten die verschleppten Schwestern freigekauft werden.
Ein auffälliges Merkmal des islamischen Vandalismus in den orthodoxen
und katholischen Kirchen ist die Zerstörung der heiligen Ikonen, vor allem
der Gesichter Christi, der Gottesgebärerin und der Heiligen. Der
Ikonoklasmus, die Bild- und Gesichtslosigkeit der islamischen
Religionsvorstellungen, wird durch Herausschlagen und Zerkratzen der
Augen und Gesichter auf den Fresken und Malereien von den einzelnen
Muslimen ausgelebt. Es gibt zahlreiche, ähnliche Beispiele aus den
mittelalterlichen Kirchen auf dem Balkan, wo diese Zerstörungen im 15. bis
18. Jahrhundert durch die türkischen Osmanen, vor allem die Truppen der
Janitscharen verursacht wurden.
Zerstörte Ikonen in einer der vielen geschändeten Kirchen in Syrien.
Neben der Vernichtung der Ikonen benutzt Isis die wertvollen antiken
Ikonen und christlichen Handschriften und Buchmalereien um die
gestohlenen christlichen Antiken auf dem europäischen Kunstmarkt zu
Geld zu machen. Vor allem aus den Kirchen von Maaloula, aber auch aus
vielen anderen Kirchen und Klöstern werden die religiösen Kunstschätze
entwendet und zu Geld gemacht. Über Beirut, Dubai und die Türkei gelangt
das Erbe des christlichen Orients auf den europäischen Kunstmarkt. Wer
heute z. B. in München eine antike Ikone zweifelhafter Herkunft und mit
arabischer Beschriftung erwirbt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass
damit Blut an seinen Händen klebt, denn er finanziert damit den
Waffenkauf der Isis.
Ende Januar 2014 als in Genf die zweite Syrien- Konferenz stattfand,
griffen die Islamisten die christliche Stadt Saidnaya mit ihrem berühmten
Kloster an, wo eine wundertätige Ikone der allheiligen Gottesgebärerin
aufbewahrt wird. Die Bilder der angerichteten Verwüstungen und der
Gewaltexzesse gegen die christlichen Bewohner glichen denen in
Maaloula.
Riad Jarjour, ein presbyterianisch- protestantischer Geistlicher berichtet
aus Homs, dass dort 80 Christen als Geiseln genommen worden waren.
Auch in Homs zerstörten die Islamisten der Qaeda- nahen Jabhat al- Nusra
systematisch die alten Kirchen der Stadt und vertrieben die verbliebenen
christlichen Familien. Riad Jarjour sagte, dass wenn diese Entwicklung so
weitergehe, werde Homs in Kürze „christenfrei“ sein.
Dutzende von Christen sind in Homs unter äußerst brutalen Umständen
(Lynchjustiz) von den Islamisten exekutiert worden. In Homs, aber auch an
anderen Orten in Syrien und des Irak, kam es zu Kreuzigungen.
Wie vorher schon im Irak, werden auch in Syrien die Köpfe entführter
Kinder in Schachteln oder gekocht auf Reistellern an ihre Familien gesandt,
wenn sie das geforderte Lösegeldsummen nicht aufbringen können. (Wer
dies übrigens für anti- islamische Schauermärchen hält, findet im Internet
bedauerlicherweise die notwendigen Film- und Bildbelege aus seriös
überprüfbaren Quellen).
Derweil befassen sich die Scharia- Räte der islamistischen Organisationen
Isis und Al-Nusra mit der Frage, wie künftig mit den „Nazarenern“, den
Christen, umzugehen sei. Diskutiert wird der künftige Status der Christen in
einem islamischen Staat. Die zu entscheidende Frage lautet, können
Nichtmuslime in einem islamischen Staat überhaupt als Staatsbürger
betrachtet werden. Unterschiede in der derzeitigen Praxis zwischen ISIS
und Al- Nusra interpretieren Vertreter der christlichen Minderheit in Syrien
als reine Propaganda- Strategie für die Zeit der aktiven Kampfhandlungen.
Allerdings
soll
es
zwischen
den
beiden
Gruppen
Meinungsverschiedenheiten über die Frage nach dem Umgang mit den
verbliebenen Christen geben. Dabei orientiert sich Al- Nusra an
islamischen Gelehrten, die eine Anpassung der Scharia an moderne
Gegebenheiten befürworten. Werden die Verlautbarungen dieser
islamischen „Rechtsgelehrten“ jedoch genauer betrachtet, so wird schnell
deutlich, dass sie auf keinen Fall den Rechtstatus der Nicht- Muslime in
einem, von der Schara geprägten, islamischen Staat verändern wollen. Es
geht in keinem Fall um eine rechtliche Gleichbehandlung oder
Gleichberechtigung der Christen als Staatsbürger, sondern allenfalls um
anders vorgenommene rechtspraktische Gewichtungen. Deshalb kann es
auch unter keiner Form der Anwendung der Scharia eine Erleichterung der
Lebenssituation für die dort lebenden Christen geben.
Als ar- Raqqa, eine syrischen Stadt, von den Dschihadisten der Isis, die
sich inzwischen wegen ihres ungebremsten militärischen Erfolgs
„Islamischer Staat im Irak und der Levante“ nennt, eingenommen wurde,
organisierten diese dort sofort eine Bücherverbrennung. Vor der griechischkatholischen Kirche wurde von den Islamisten ein Feuer entfacht und darin
alle Bibeln verbrannt, die sie in der Stadt finden konnten. Ein Raub der
Flammen wurden dabei grundsätzlich alle christlichen Publikationen, auch
die liturgischen Bücher (Quelle: Nachrichtenagentur Asia News). Wie in
den meisten, durch die Islamisten eroberten Ortschaften gab es auch in
ar- Raqqa sofort viel Gewalt gegen die dort lebenden Christen. Zwei
Kirchen wurden geschändet und geplündert. Von einer wurde das Kreuz
heruntergerissen und an ihrer Stelle die schwarze Fahne des Dschihad
gehisst.
Spreche ich über diese und ähnliche Vorfälle in muslimisch geprägten
Ländern mit unseren muslimischen Mitbürgern, so bekomme ich meistens
von diesen zu hören, dass die Pogrome und christenfeindlichen Vorfälle
den Geboten Mohammeds wiedersprechen und vollkommen unislamisch
sein würden. Nun stehen für mich die Integrität und die persönliche
Glaubwürdigkeit meiner muslimischen Gesprächspartner einerseits infolge
jahrelanger Bekanntschaften zunächst einmal außer Frage, anderseits
scheint mir nach den vielfältigen Formen eines aggressiv auftretenden
Islam immer unglaubwürdiger. Zu nennen wären hier z. B. der von AlQaida zu verantwortenden islamistischen Terrorismus in aller Welt (hinter
dem finanziell und ideologisch das Religionssystem des wahabitischen
Islam in Saudi- Arabien steht), die bürgerkriegsartigen Übergriffe der Boko
Haram in Nigeria und in Kamerun, die permanent andauernden antikoptischen Ausschreitungen der Muslimbrüdern in Ägypten, der beständige
Terror der muslimischen Mehrheit in Pakistan gegenüber der kleinen,
christlichen Minderheit des Landes, die anhaltende rechtliche und
gesellschaftliche Benachteiligung der verbliebenen christlichen Gemeinden
in einer, sich offiziell als laizistisch gebärdenden Türkei, in der jedoch der
sunnitische Islam nicht erst seit Erdogan als eine türkisch- nationale
„Staatsreligion“ bevorteilt wird und eine türkische „Zivilgesellschaft“, in der
sich große Teile der Bevölkerung im Verein mit den Regierenden seit dem
Staatsgründer Atatürk in einer, zum Teil auch im westlichen Ausland
militant vorgetragenen Verweigerungshaltung vereint wissen, den
Völkermord an den kleinasiatischen Christen, vor allem dem an den
Armeniern, aber auch an den Aramäern und kleinasiatischen Griechen als
geschehenes Unrecht auf gar keinen Fall auch nur anzuerkennen zu
wollen.
Diese Liste ließe sich bedauerlicherweise noch weiter verlängern. Insofern
erschüttert es die persönliche Glaubwürdigkeit meiner muslimischen
Gesprächspartner und fördert nicht gerade meine Vertrauen, meine
Sympathie und Empathie für die in Deutschland lebenden Muslime, wenn
ich zu hören bekomme, dass solche Vorgänge nicht für den „wahren Islam“
stünden. Was aber ist dann der „wahre Islam“? Und wo steht die Umma
(Glaubensgemeinschaft) der Muslime angesichts der oben geschilderten
Vorgänge? Denn die Vorgänge in jüngerer Vergangenheit haben deutlich
gezeigt, dass die muslimische Gemeinde in Deutschland ihre Mitglieder in
großer Zahl zu aktivieren weiß, wenn es um einen zeichnerisch- papiernen
Angriff auf ihren Religionsgründer durch den Karikaturisten eine dänische
Zeitung geht. Die weltweiten, zum Teil gewalttätigen Proteste der
muslimischen Umma sind uns aus den Nachrichten noch gut im
Gedächtnis. Ich vermisse, und ich rede gar nicht von weltweiten Protesten,
sondern beziehe mich „nur“ auf meine muslimischen Mitbürger in
Deutschland, ein ähnlich ausgeprägtes Engagement gegen Mord,
Vergewaltigung, Raub, Diebstahl und andere Formen der Gewalt im Nahen
Osten.
Auch heute besteht die Isis aus höchstens 20.000 Kämpfern, die auf Syrien
und den Irak verteilt sind. In diesem Gebiet leben Millionen meist
sunnitischer Muslime. Ich frage meine muslimischen Mitbürger deutlich:
Warum fanden sich unter ihnen keine "wahren" Muslime, die ihren
christlichen Mitbürgern zu Hilfe eilten? Oder ist die Rede von einem "wahre
Islam“ am Ende doch nichts anderes als die Rede kommunistischer
Parteien vom „wahren Sozialismus“, der nur leider noch nirgendwo
verwirklicht worden sei. Einfach ein ideologisches, potemkinsches Dorf, ein
beschönigendes Deckmäntelchen, um die öffentliche Meinung in den
westlichen Gesellschaften zu täuschen, in denen muslimische
Minderheiten jeweils um einen ihnen gebührenden Platz und ihre
gesellschaftliche, und damit staatsrechtliche Akzeptant ringen?
Der eine oder andere von uns wird sich inzwischen immer öfter dabei
ertappen können, dass wenn er an ihrer Kleidung erkennbar religiös
lebende Muslime sieht, inzwischen immer öfter darüber nachzudenken
beginnt, ob ihre Söhne, Brüder oder Neffen nicht gerade irgendwo auf der
Welt an islamisch begründeten Mord, Diebstahl, Schändungen oder andere
Gewalttaten beteiligt sind.
Um es klipp und klar auszusprechen: Die aktuellen Geschehnisse in den
muslimisch geprägten Ländern des Nahen Ostens beschädigen genau die,
für die Teilhabe an unserem gesellschaftlichen Leben notwendige,
grundsätzliche Offenheit und das gegenseitiges Wohlwollen zwischen den
in unserem Lande lebenden Christen und Muslimen.
Und als überzeugter orthodoxer Christ weiß ich, dass Vorurteile und
Diskriminierung anderer Menschen, auch wenn ich ihre religiösen
Anschauungen (z.B. die des Islam) absolut nicht teile, vom Evangelium
Christi her ganz und gar nicht „gut so“ sind. Denn das Gebot Christi zur
Nächstenliebe gilt eindeutig auch solchen Menschen gegenüber, deren
Handeln zutiefst vom Bösen geprägt ist.
Aber „Nächstenliebe“ bedeutet eben nicht ein Gewähren lassen der Bösen
nach ihren diabolischen Gelüsten. Und dass die Islamisten zutiefst in
diabolischen Zusammenhängen gefangen sind, das zeigen uns die Bilder
des Grauens, die sich jeder, der es nur wissen will, mit einem Klick im
Internet ansehen kann.
Meinen muslimischen Mitbürgern sage ich deutlich: Für mich gibt es eine
ursächliche Verbindung zwischen dem Islam und den diabolischen
Ausschreitungen der Islamisten im Nahen Osten. Insofern halte ich auch
die Aussage zur Rolle der Gewalt im Islam, die der oströmische Kaiser
Manuel II. Palaiologos (1350 bis 1425) während der Unterhaltung mit
einem persischen Gelehrten machte, und die S.H. Papst Benedikt XVI. bei
seiner Rede in Regensburg zitierte, für absolut zutreffend: „…Zeig mir
doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes
und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben,
den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten…“
Dies sage ich nicht, um die mit uns in Deutschland lebenden Muslime
leichtfertig zu diffamieren, oder um sie aus unserer Zivilgesellschaft
auszugrenzen oder ihre religiösen Ansichten zu beleidigen. Aber wenn die
Mohammed- Karikaturen die muslimische Gemeinde in Deutschland zu
wütendem Protest bewegten, erwarte ich von den in Deutschland lebenden
Muslimen endlich einmal mehr als nur „interreligiöse Sonntagsreden“ ihrer
Funktionäre. Ich erwarte ein klares ehrliches Eintreten gegen den
islamistischen
Terror
im
Nahen
Osten
und
ein
ebenso
unmissverständliches Eintreten gegen islamistische Tendenzen in ihren
eigenen Gemeinden (vor allem in den Freitagspredigten in den Hinterhofund Fabrik- Moscheen). Und ich erwarte ein gemeinsames Engagement
mit uns lebenden Muslime mit allen gesellschaftlichen Gruppen in unsrem
Lande, damit die Anwerbungen perspektivloser, frustrierter junger Männer
als dschihadistische Kämpfer, die vor allem ihre eigenen
Minderwertigkeitsgefühle in Macht- und Gewaltexzessen an den Christen
des Orients ausleben wollen, ein Ende finden!
Erst dann bin ich bereit, mein islamkritisches Meinungsbild zu revidieren.
Dieses Bild basiert bei einem akademisch gebildeten Theologen, der sich
bei seiner Meinungsbildung der Reflektion von Sachverhalten verpflichtet
weiß, zunächst auf einer analytischen Betrachtung der islamischen Quellen
und daraus rational überprüften Rückschlüssen an der gelebten
Wirklichkeit in der muslimischen Glaubensgemeinschaft. Betrachtet man
die Texte von Koran und Sunna (Hadithe) genauer, so hat die Verfolgung
der Christen durch die Isis leider sehr viel mit dem „Islam an sich“ zu tun.
Die Texte des Korans, die Hadithe (Aussprüche) Mohammeds und die
Geschichte der islamischen Eroberungen liefern der Isis nämlich genau die
benötigten, ideologischen Argumente zur Verfolgung der orientalischen
Christen. So lesen wir in der Sure 59: 2, dass Mohammed die Juden, "die
ungläubig sind", aus ihren Wohnstätten (Oase von Yathrib (Medina))
vertrieben habe. Vor seinem Tod versprach er: Ich werde die Juden und
Christen von der arabischen Halbinsel vertreiben und niemanden außer
Muslimen dort leben lassen. Auch die Kopfsteuer, die die Isis von den
Christen in Syrien und den Irak kassiert, liegt in den koranischen
Textaussagen begründet. In der Sure 9:29 heißt es: "Kämpft gegen
diejenigen, die nicht an Allah und den Jüngsten Tag glauben (...), bis sie in
Demut Tribut entrichten."
Zwei Wörter aus diesem Vers sind bezeichnend: Demut und Tribut. Nur
wer sich demütig in die Position eines Menschen zweiter Klasse fügt und
die Kopfsteuer bezahlt, hat in der von der Isis angestrebten Gesellschaft
des Kalifats eine Chance, im Status eines Schutzbefohlenen, eines
dhimmi, zu überleben. Dieser mindere Status von Parias hat in
muslimischen Gesellschaften eine lange ideologische und gesellschaftliche
Tradition. Kurz nach dem Tode Mohammeds eroberten dessen Nachfolger
die Gebiete des heutigen Iraks, Syriens und Ägyptens, wo die Mehrheit der
Bevölkerung damals Christen waren. Doch anstatt die Millionen
„Ungläubigen“ zu vertreiben, machten die Eroberer die Kopfsteuer zur
Haupteinnahmequelle des entstehenden islamischen Staates. Die Steuer
wurde nicht nur bei Juden und Christen erhoben, sondern auch bei den
Parsen in Persien, die dazu extra zu Monotheisten erklärt werden mussten.
Grundlage der dhimmi- Gesetzgebung ist unter anderem ein Dokument,
das der zweite Kalif der Muslime, Omar ibn al- Chattab, verfasst hat.
Nachdem er im Jahre 638 die heilige Stadt Jerusalem erobert hatte,
schloss er einen Unterwerfungsvertrag mit den dort lebenden Christen. Die
Jerusalemer Christen durften ihren Glauben und ihre Kirchen behalten,
mussten sich aber demütig dem Schutz der Muslime unterstellen. Der
Unterwerfungsvertrag
verpflichtete die Christen zu wichtigen
Gegenleistungen: Sie mussten die dschisija, also die Kopfsteuer zahlen,
durften keine neuen Kirchen errichten und keine alten restaurieren, keine
Kreuze in der Öffentlichkeit zeigen, keine Pferde reiten, keine Waffen
tragen (in der damaligen Gesellschaft waren sie damit schutz- und wehrlos)
und keine Häuser erbauen, die höher waren als die Häuser der Muslime.
Christen mussten sich außerdem durch eine besondere Kleidung und
Haartracht zu erkennen geben.
Zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert kam es kurzfristig zu einer relativ
toleranten Form des christlich- muslimischen Zusammenlebens weil die
Scharia in den islamischen Staaten der damaligen Zeit kaum beachtet
wurde. Mit Beginn der Kreuzzüge im 12. und 13. Jahrhundert wurden die
antichristlichen Gesetzesvorschriften jedoch wieder genau beachtet und in
Teilen noch verschärft.
Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Regeln dieser islamisch
geprägten Apartheid- Gesellschaft im, damals den gesamten Nahen Osten
beherrschenden, osmanischen Reich schrittweise gelockert. Als zu Beginn
des zwanzigsten Jahrhunderts die arabisch- sprechenden Völker politisch
erwachten und nach nationaler Selbstbestimmung und Unabhängigkeit zu
streben begannen, waren die orientalische Christen unter ihren wichtige
Vordenker und Politiker der ersten Stunde. Sie halfen mit, in den Ländern
des Nahen Ostens erste moderne arabische Gesellschaftsordnungen zu
etablieren. In diesen wurden den dort lebenden Christen dann im Großen
und Ganzen paritätische Mitwirkungsrechte am gesellschaftlichen Leben
eröffneten.
Wenn Isis heute die Häuser der Christen kennzeichnet, so ist das keine
fundamentalistische Übertreibung unserer Tage, sondern ein bewusster
Rückgriff von Traditionalisten auf das muslimisch geprägte Mittelalter und
die osmanisch geprägte frühe Neuzeit.
Isis verlangt von den Christen in den von ihr kontrollierten Gebieten offiziell
erneut wieder Unterwerfung, Tribut und Demut. Die Höhe der Kopfsteuer
beläuft sich in den von der Isis kontrollierten Gebieten auf $125 bis $ 500
im Jahr. Die Höhe ist abhängig von den wirtschaftlichen Verhältnissen der
Opfer. Um die verzweifelte Lage der Christen zu verstehen, müssen die
heutigen Durchschnittseinkommen in Syrien zugrunde gelegt werden.
Verdienten die ärmeren Schichten zu Beginn des Bürgerkriegs zwischen
umgerechnet $ 212 und $ 255 und die Mittelschicht zwischen $ 670 und $
890 im Jahr, so war dieses Verhältnis im Jahre 2013 auf rund $ 150 bei
den ärmeren Schichten und zwischen $ 277 und $ 287 bei der ehemaligen
Mittelschicht abgesunken. (Quelle: http://english.al-akhbar.com) Heute
dürften die wirtschaftlichen Verhältnisse in der syrischen Bevölkerung noch
deutlich unter den Sätzen von 2013 liegen. Was in dieser Situation die
Entrichtung der Kopfsteuer für die christlichen Familien, die nicht fliehen
oder emigrieren können bedeutet, kann jeder deutlich erkennen.
In einem Interview mit Russia Today beschwerte sich S. E. Nikodemos
Dawuud Matta, der Bischof der syrischen altorientalischen Kirche in Mossul
im August 2014 über die Brutalität der Isis im Umgang mit Christen. Der
Bischof sprach eindeutig von Genozid und ethnischer Säuberung.
Er sagte, dass die Not der christlichen Flüchtlinge keine Grenzen kenne.
So hausen sie im nordirakischen Erbil in den Kirchen und auf Kirchhöfen, in
Schulen, Tiefgaragen und am Straßenrand und warten auf Hilfe. In der
Stadt Queragosh (Qaraqosh) zogen die Isis- Terroristen nach der
Eroberung der Stadt von einem Haus der Christen zum nächsten.
Sie suchten dort bewusst nach den Kindern. Diese wurden gefragt, ob sie
an Christus glauben würden. Wenn die Kinder sich zu unserem Herrn
Jesus Christus bekannten, wurden sie vor den Augen ihrer Eltern von den
muslimischen Terroristen geköpft. Ziel dieser Aktionen ist es, durch Terror
blanken Horror unter den Christen zu verbreiten und sie zur Flucht zu
bewegen.
So ist auch S. E. Bischof Nikodemos von Mossul vom Verhalten vieler
gemäßigter Muslime enttäuscht. Lebten Christen und Muslime jahrelang
freundlich Haus an Haus, so wurden in einer Nacht der arabische
Buchstabe „N“ für Nazarener (=Christen) an die Häuser der Christen
gepinselt. Noch bevor die christlichen Bewohner am nächsten Morgen zu
flüchten begannen, kamen ihre muslimischen Nachbarn und haben die
Wohnungen ausgeplündert.
Diese Enttäuschung bedeutet für viele Christen des Nahen Ostens auch
das Ende, oder zumindest eine deutliche Erosion, des alten
Brüderlichkeitsdiskurses, der seit dem 19. Jahrhundert in den arabischen
Nationalbewegungen das Denken beherrschte. Für viele orientalische
Christen ist der desillusionierende Abschied von der lange gehegten
Wunschvorstellung, zusammen mit den Muslimen Teil einer „arabischen
Nation“ zu sein, ähnlich traumatisch, wie er es für viele deutsche Juden in
den 1930- er Jahren gewesen ist, als eine vergleichbare Ausgrenzung und
Verfolgung ihren Abschied von der Idealvorstellung, ein Teil der deutschen
Nation sein zu können, erzwang.
Viele moderate Muslime verurteilen die Übergriffe der Isis auch hier in
Deutschland und erklären, dass der Schutz der dhimmis eine islamische
Pflicht sei. Doch bei dem Begriff beginnt schon das Problem. Denn dass
wir vermeintlich „liberalen“ Muslimen erst erklären müssen, dass Christen
keine Ungläubigen, kein dhimmi sind, zeigt deutlich: Isis ist nicht das
einzige akute Problem im heutigen Islam. Solange Europas muslimische
Gemeinden keinen den Standards der Humanität und Parität
angemessenen Umgang mit ihrem religiösen Recht (Scharia) zu finden
vermögen, ist das Problemfeld Isis - und nicht nur wegen einzelner, aus
Europa stammender „Kämpfer“ - auch weiterhin ein akut brennendes
europäisches Problem.
Welche Lösung gibt es überhaupt noch für syrische Christen - immerhin vor
dem Bürgerkrieg rund zehn Prozent der Bevölkerung von gut 20 Millionen?
Viele Christen in Syrien sehen heute, genau wie vor einigen Jahren im Irak,
ihre Zukunft nur noch in einer möglichst geordneten Auswanderung der
christlichen Minderheit.
Dort machten in den 1980-er Jahren die Christen der verschiedenen
Konfessionen noch etwa 15 Prozent der rund 30 Millionen Bevölkerung
aus. Gezielte und andauernde Aggressionen gegen sie infolge der
amerikanischen Invasion zwangen sie bis heute überwiegend zur Flucht
aus dem Lande. Allerdings gingen viele christliche Familienverbände etwa
aus Bagdad zuerst in die nordirakische Ninive- Ebene, wo die Christen
rund 40 Prozent der Bevölkerung ausmachten. Von dort flohen sie im
Sommer 2014 dann erneut vor den Terroristen der Isis.
Einen gewissen Unterschied in der Einschätzungen einer möglichen
Zukunft der Christen im Nahen Osten gibt es zwischen den Angehörigen
der einzelnen Konfessionen. Während christlich-orthodoxe Gruppierungen
an einer christlichen Präsenz vor Ort fest zu halten versuchen, neigen die
katholischen Gruppierungen stärker zur Auswanderung. Jedoch wenden
sich die Bischöfe aller Konfessionen dezidiert gegen eine endgültige
Abwanderung der Christen. Dies führt auch zu Spannungen innerhalb der
verschiedenen christlichen Gemeinschaften.
Auch S. H. Papst Benedikt XVI. rief während seiner Libanon- Reise im
Jahre 2012 die bedrängten Christen in der Region zum Bleiben auf. Ich
fragte vor einigen Tagen meinen aus Syrien stammenden rum- orthodoxen
Schwager Georges, ob er dessen Meinung teilen würde? Mein Schwager
sagte mir „Ich rate jedem Christen, dieses Land zu verlassen. Ich bin in
Syrien geboren und meine Familie lebte viele Jahrhunderte in diesem
Land. Syrien ist meine Heimat, aber der Hass gegen uns Christen, der
plötzlich wie aus den Abgründen der Hölle hervorbrach, ist einfach zu stark.
Ich bin froh, dass meine Kinder heute in Buenos Aires ohne Angst vor
muslimischer Repression aufwachsen können. Dafür werde ich unserer
neuen Heimat Argentinien immer dankbar sein… Am Ende aber werden wir
alle etwas Wichtiges verloren haben; wir Christen die Heimat, unsere
muslimischen Nachbarn den kulturellen Reichtum ihres Landes, einen
wichtigen Teil seiner menschlichen Ressourcen und die Zukunftsvision
eines von Toleranz und Mitmenschlichkeit geprägten Landes Syrien…“
Wie schwierig es ist, die christliche Präsenz in Syrien zu verteidigen
schilderte syrische altorientalische Erzbischof S. E. Dionysius Jean Kawak:
„…Ein Drittel der Christen (vor Ausbruch des Bürgerkrieges rund zwei
Millionen) hat das Land bisher verlassen. 65 Kirchen sind zerstört oder
schwer beschädigt. Unsere Kirchen tun das Möglichste, um den Christen
zu helfen, damit sie im Land bleiben. Wir können aber die Väter nicht
verurteilen, die sich zur Auswanderung entschließen, weil sie jeden Tag
ihre Familien, ihre Frauen und Kinder Gefahren ausgesetzt sehen, jeden
Tag Angst haben müssen, dass Familienangehörige entführt oder von
Bomben getötet werden…“
Und Ghassan Chahin, ein syrischer griechisch- katholischer Christ, der im
Caritasverband seiner Kirche im Komitee für Obdachlose und Flüchtlinge
arbeitet, warnt unmissverständlich die Christen der westlichen Hemisphäre:
„…Die Zukunft der Christen im Nahen Osten betrifft auch die Zukunft der
Christen im Westen. Wenn wir gezwungen werden, Syrien und andere
Länder zu verlassen, dann nimmt das nur vorweg, was den Christen in
Europa noch bevorsteht. Das Schicksal des Christentums in Europa wird
innerhalb von 30 Jahren das gleiche sein…“.
Erstes Fluchtziel der syrischen Christen sind die Länder Libanon und
Jordanien, daneben auch die Türkei. Doch auch diese Länder gelten in den
Augen der verängstigten Christen nicht als sicher. Wer kann, flieht bereits
weiter. Dabei wenden sich die altorientalischen Syrer vor allem nach
Deutschland und Schweden, die Rum- Orthodoxen versuchen vor allem
nach Nord- und Südamerika zu gelangen, wo es bereits große und
etablierte Gemeinden (z. B. in Argentinien die Gemeinde der SyroLebanese) gibt. Dort suchen sie möglichst schnell Anschluss an die
Gesellschaften ihrer Gastländer zu finden. Schließlich mussten viele junge
Christen im Nahen Osten durch den Bürgerkrieg und die Flucht teils über
Jahre hinweg ihre Schul- und Hochschulausbildung unterbrechen. Dabei
war gerade die christliche Mittelschicht in Syrien der Träger des gehobenen
Bildungssystems Syriens gewesen. Das christliche Schulwesen genoss
weit über die christliche Gemeinde hinaus einen hervorragenden Ruf. Die
im Westen schon etablierten Gemeinden bemühen sich derzeit bis an die
Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit um Hilfe und praktische Begleitung bei
der Eingliederung der christlichen Flüchtlinge.
Warum aber findet das Leid unserer christlichen Brüder und Schwestern im
Nahen Osten nur so geringen Wiederhall im Bewusstsein der europäischen
Christen? Wissen wir etwa zu wenig um ihre Verfolgungssituation? Meinen
wir doch nichts Substantielles ausrichten zu können? Fürchten wir uns
davor, dass es erhebliche Mühe kosten wird, dem einmal Erkannten, auch
Taten folgen zu lassen? Warum verhalten wir uns eher gleichgültig
gegenüber dem Leid der unserer christlichen Brüder und Schwestern im
Nahen Osten, wo es heute schlicht das Leben kosten kann, sich offen zu
seinem christlichen Glauben zu bekennen? Wo sind bei uns in Deutschland
die Lichterketten, die Demonstrationen, die in den Kirchen verlesenen
Proteste, die den Medien dann auch Nachrichten und Kommentare wert
sind und die unsere Politiker zum Handeln zwingen würden? Warum tun
wir so wenig, den nach den Pogromen während des ersten Weltkriegs nun
folgenden zweiten Genozid an den orientalischen Christen zu verhindern?
Auch der Vorsitzende der orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich
kritisiert das Desinteresse der westlichen Öffentlichkeit gegenüber der
Christenverfolgung in Syrien und den Irak. Zum Fest des Entschlafens der
allheiligen Gottesgebärerin sagte S. E. Metropolit Arsenios, der
Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich während der
Göttlichen Liturgie in der griechischen orthodoxen Dreifaltigkeitskirche in
Wien: „Die Gottesmutter ist unser Schutz und unsere Zuflucht, da Sie als
unsere Fürsprecherin bei Gott unablässig für uns betet. Sie ist nicht nur die
Mutter Gottes, sie ist auch unsere Mutter, weil wir alle „Brüder Christi“
sind“. Besonders in diesen unruhigen Zeiten bedürfen wir der
Gottesgebärerin als unserer Fürsprecherin, so S. E. Metropolit Arsenios,
als dass „sie all ihre Kinder schützen möge, besonders in den Kriegs- und
Krisengebieten im Nahen Osten. Wir beten, dass sie diejenigen behüte, die
von der fehlenden Weisheit der Stärkeren bedroht sind.“
S. E. Metropolit Arsenios äußerte sich kritisch zu der Tatenlosigkeit und
Gleichgültigkeit der westlichen Welt gegenüber den schrecklichen
Verfolgungen, denen die Christen weltweit ausgesetzt sind.
Wörtlich sagte S. E. Metropolit Arsenios: „Es schmerzt uns, dass die
„zivilisierte Welt“ und die internationale Gemeinschaft tatenlos zusehen,
wie Kinder leiden und sterben, sei es in Palästina, in der Ukraine, im Irak,
in Libyen, Syrien, Ägypten, oder in einem anderen Land der Welt. Eine
solche Zivilisation gibt uns keine Hoffnung und macht uns traurig.“
Gott ist unsere einzige Zuflucht und Hoffnung in diesen Tagen des
Schreckens betonte S. E. Metropolit Arsenios. Wörtlich saget er: „Unsere
einzige Hoffnung ist Gott der Herr, dessen oberstes Interesse immer das
Wohl des Menschen ist und zu dem wir inständig beten, dass er der Welt
Frieden und den Menschen Weisheit und Einsicht gebe, auf dass die
Menschen das Leid Ihres Nächsten sehen und sich nicht mehr von
machtpolitischen oder wirtschaftlichen Interessen leiten lassen.“
Es gehe bei der Konfliktlösung nicht um die Schuldzuweisung, sondern um
den Frieden für die Kinder dieser Welt, so S. E. Metropolit Arsenios.
Wörtlich hierzu: „Wir richten nicht und wir fragen auch nicht danach, wer in
den Konflikten unserer Zeit Recht und wer Unrecht hat. Die Kinder dieser
Welt, die jeden Tag getötet werden, sind gleich, egal welcher Nation,
welcher Religion oder welchem Volk sie angehören. Wo mein Recht mit
Gewalt durchgesetzt wird, wird es zum Unrecht am anderen, weil der
Andere nicht mehr frei ist.“
Abschließend äußerte S. E. Metropolit Arsenios die Hoffnung, dass Dialog
und Kompromissbereitschaft zu einem friedlichen harmonischen
Miteinander führen werden. Wörtlich sagte S. E. Metropolit Arsenios:
„Überall auf der Welt und besonders auch im Nahen Osten haben alle
Menschen das Recht, in Frieden zusammen zu leben. Das ist jedoch nur
möglich, wenn die Existenz des anderen und sein Recht, auf seine Weise
zu leben, anerkannt und respektiert wird.“ (Quelle: www.orthodoxekirche.at)
Warum finden die Worte von S. E. Metropolit Arsenios aber auch unter uns
Orthodoxen so wenige „tätige“ Hörer?
Mir scheint, dass heute viele unserer orthodoxen Gemeinden mit allen zur
Verfügung stehenden personellen und finanziellen Mitteln engagiert sind,
das Leid in unseren Herkunftsländern abzumildern: Die Griechen die
finanzielle Not, die sich bis zum blankem Hunger steigern kann, in einem
nicht unerheblichen Teil der heutigen griechischen Gesellschaft als Folge
der jüngsten Finanzkrise des Staates, die Russen die Not in den vom
Bürgerkrieg zerstörten und großflächig verwüsteten Gebieten der
Ostukraine, wo die Menschen oft nur das blanke Leben retten konnten und
nun vor Beginn des Winters schier vor dem blanken Nichts stehen, die
Serben, die Not der Menschen in den von der Flutkatastrophe
heimgesuchten Gebieten an Save und Donau, wo die Menschen oft das
Wenige, was sie seit dem Ende des Jugoslawienkrieges erworben hatten,
wieder verloren haben und die Rumänen, die wirtschaftliche und soziale
Not vieler Menschen in ihrem Lande, das bis heute in weiten Teilen von
bitterster Armut geprägt ist, die die Jungen und Arbeitsfähigen außer
Landes treibt, so dass die Alten und Kinder in oft beklemmenden
Verhältnissen zurück bleiben müssen. So werden in unseren orthodoxen
Gemeinden die zur Verfügung stehenden, begrenzten Ressourcen zur Hilfe
in der alten Heimat aufgebraucht. Denn vermögend ist unsere orthodoxe
Kirche in Deutschland nicht. Oft reichen ihre Mittel kaum oder gar nicht, die
Gehälter ihrer Priester aufzubringen.
Aber auch wir können uns als Bürger dieses Landes zumindest daran
beteiligen, dem Leid unserer christlichen Brüder und Schwestern im Nahen
Osten eine öffentlich hörbare Stimme geben. Und wir können durch unser
beständiges Nachfragen, zum schlechten Gewissen der in unserem Lande
politisch Verantwortlichen werden und uns nicht von den politischen, geostrategischen oder wirtschaftlichen Argumentationsstrategien vorschnell
wieder zum Schweigen bringen lassen.
Warum schweigen so viele Christen in den evangelischen und katholischen
Gemeinden in unserem Lande?
Die katholischen Bischöfe und die evangelischen Kirchenleitungen finden
durchaus klare Worte: So zeigt sich S. E. der Münchner Kardinal Reinhard
Marx äußerst bestürzt über die Christenverfolgung: "Hier muss eine
Erschütterung durch Europa, durch unser Land gehen, dass wir nicht nur
Mitleid haben, sondern auch Solidarität."
Auch die EKD reagiert mit großer Besorgnis auf die Nachrichten von ihren
ökumenischen Partnern im Nahen Osten: "Wir verurteilen alle Gewalt und
jegliche Einschüchterungsversuche, denen die christlichen Gemeinden im
Irak und in Syrien, ebenso wie Schiiten, moderate Sunniten, Kurden und
Yesiden ausgesetzt sind", sagte EKD- Auslandsbischöfin Petra BosseHuber gegenüber dem Hamburger Abendblatt. "Wir ermutigen die
Entscheidungsträger in Berlin und Brüssel, sich für den Schutz der
Zivilbevölkerung in den von ISIS mit Gewalt überzogenen Gebieten
einzusetzen."
Was können wir tun, wo sich die Lage für die religiösen Minderheiten im
Nahen Osten erneut von Tag zu Tag verschärft? Wir können uns zum
Beispiel bei dem Bundestagsabgeordneten, zu dessen Wahlkreis unser
Wohnort gehört, dafür einsetzen, dass Deutschland eine Priorität für die
Aufnahme von Flüchtlingen mit christlichem Glauben verabschiedet.
Alle Bürger der Bundesrepublik haben ein Petitions- und Eingaberecht bei
den Institutionen des Bundes- und der Länder. Des kostet eine Postkarte,
einen Brief und ein paar Zeilen. Wen n wir das als Christen „alle“ machen,
können wir durchaus etwas substantiell bewegen. Unsere Politiker besitzen
ein gutes Gespür dafür, was Wählergruppen wichtig ist. Und: auch Christen
sind Wähler.
Warum können wir die orientalischen Christen nicht in eigenen
Unterkünften unterbringen, anstatt sie hier immer wieder Angriffen und
Mobbing von muslimischen oder gar islamistisch agierenden
Asylbewerbern auszusetzen. Viele rum- orthodoxe Priester besuchen
deshalb die Asylbewerberheime nicht oder wenn nur inkognito, um ihre dort
untergebrachten Gläubigen nicht erneut muslimisch motivierter Gewalt
auszusetzen. Auch darüber in diesem Sinne können wir durch Petitionen
aktiv tätig werden.
Wir in Deutschland haben eine der vermögendsten Kirchenlandschaften
dieser Erde. Es gibt ca. 28 000 katholische Pfarreien und evangelische
Kirchengemeinden. Dazu kommen noch ca. 300 orthodoxe Pfarreien, die
in ihrer finanziellen Ausstattung jedoch meist nicht mit ihren katholischen
oder evangelischen Schwestergemeinden vergleichbar sind. Wenn also
jede dieser katholische Pfarreien und evangelische Kirchengemeinden,
sowie diejenigen orthodoxen Kirchengemeinden, die dies finanziell leisten
können, nur eine christlichen Flüchtlingsfamilie aus dem Nahen Osten mit
vier bis fünf Personen aufnehmen würde, würde dies bei der angespannten
Aufnahmesituation in den Erstaufnahmeeinrichtungen der Länder schon
sehr hilfreich sein. Wohlgemerkt: Es dreht es sich
nur um die
Unterbringung. Die Lebenshaltungskosten werden ja weiterhin von den
Bundesländern geleistet.
Darüber hinaus ist es notwendig, dass deutsche Politiker und Diplomaten
bei ihren politischen Kontakten und Besuchen in den Ländern des Nahen
Ostens deutlich machen, dass Deutschland erwartet, dass sich religiös wie
politisch Verantwortliche in den muslimischen Staaten von diesem
inakzeptablen Verhalten der Isis distanzieren. Auch hier währe der zu
wählende Weg das bereits erwähnte Petitions- und Eingaberecht.
Im Internet finden wir inzwischen besondere Formen des Protestes gegen
die Christenverfolgung durch die Dschihadisten. Die Kirche von England
zeigt als Twitter- Profil das arabische Zeichen für den Buchstaben N – und
damit das islamische Symbol für die Christen (Nazaräer). Auch viele
Christen benutzen nutzt es inzwischen für ihren Facebook-Account.
In Deutschland gibt es inzwischen ein Solidaritäts- T- Shirt. Es zeigt als
Aufdruck das „‫“ن‬, den arabischen Anfangs-Buchstaben für Nasrani (Christ)
in Gold auf schwarzem Grund. Es kann über die e- Mail [email protected]
bestellt werden.
Vor allem aber kann sich jeder Einzelne von uns in einer, immer stärker
und schneller säkular geprägten Gesellschaft offen und selbstbewusst zu
seinem christlichen orthodoxen Glauben bekennen. Ein orthodoxer Christ
zu sein heißt vor allem, sich durch eine bewusste Teilnahme am kirchlichen
(gottesdienstlichen) Leben und einer persönlich positiven Einstellung zu
den christlichen orthodoxen Werten zur Lebensform eines rechtgläubigen
Menschen zu bekennen.
Darüber hinaus können wir in der Kirche und unseren Familien täglich und
treu für die verfolgten Christen des Nahen Ostens beten; sie, wenn dies
möglich ist, in unsere Häuser und Familien einladen und ihnen mit unserer
Gastfreundschaft und der Bereitschaft, ihnen mit Empathie und
Verständnis zuzuhören, wenn sie von ihrem erlebten Leid berichten und
ihnen in ihrem Schmerz und in ihrer Verlusterfahrung wirklich ein Bruder
und eine Schwester in Christus sein. Unsere christlichen Brüder und
Schwestern im Libanon, die ihren verfolgten Glaubensbrüdern ihre Herzen
und Häuser geöffnet haben, sollten für uns dabei ein wegeweisendes
Vorbild sein. Und nicht zuletzt sollten wir auch für die von den
Einflüsterungen des Teufels Verblendeten beten, dass Gott zu ihren
verhärteten Herzen sprechen möge und sie umkehren lasse von ihren
bösen Wegen der Gewalt und des Mordens. Denn unser GOTT ist ein
liebender und barmherziger Gott. Er will nicht den Tod des Sünders,
sondern dass er sich bekehre und lebe! Denn der Teufel, der hinter den
Taten der Isis als letztlich treibende Kraft steht; der zutiefst böse Zerstörer
und Feind allen Lebens, er würde gewinnen, wenn auch wir Christen uns in
unseren Herzen dem Hass als dem Wesenskern unseres Handelns
zuwenden würden. Unser Herr und Erlöser Jesus Christus stellt uns im
Lukasevangelium (Lk. 16,19 - 31) zwei Figuren als Beispiele
gegensätzlicher, menschlicher Lebenshaltung gegenüber: Den armen
Lazarus und den namenlosen reichen Mann. Lazarus liegt vor der Tür des
Reichen, aber dieser zeigt kein Erbarmen. Die Folgen für den Reichen
kennen wir. Denn in Seiner Rede über das Weltgericht sagt der HERR:
„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das
habt ihr MIR getan.“ Unser HERR, ERLÖSER und GOTT JESUS
CHRISTUS hat in Seinem Leiden, in Seinem Tod und in Seiner glorreichen
Auferstehung Tod und Teufel und all seine Dämonen besiegt. Hören wir
also am Ende auf die uns vertrauten Worte aus der Osterpredigt des
heiligen Johannes Chrysostomus: „…Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo
ist dein Sieg? Denn auferstanden ist Christus und du bist gestürzt;
auferstanden ist Christus und gefallen sind die Dämonen; auferstanden ist
Christus und die Engel freuen sich… Denn auferstanden ist Christus von
den Toten; ER ist der Erstling der Entschlafenen geworden. IHM sei
Verherrlichung und Macht in alle Ewigkeit. Amin.“
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