MASTERARBEIT Die Rolle der Trompete in den Werken von Joseph Haydn Ljubomir Glibota Die Rolle der Trompete in den Werken von Joseph Haydn Masterarbeit Institut 4, Blas- und Schlaginstrumente Studienrichtung: Masterstudium; Orchesterinstrumente / TrompeteKlassik Vorgelegt von: Ljubomir Glibota, BA Matrikelnummer: 1073052 Studienkennzahl: V 066 729 Telefon: 00385 98 130 1730 E-Mail: [email protected] Betreuer: Ao. Univ. Prof. Mag. phil. Dr. phil. Harald Haslmayr 1 Inhaltsverzeichnis Abstract............................................................................................................. 4 Vorwort.............................................................................................................. 5 1. Lebenslauf - Franz Joseph Haydn.............................................................. 8 2. Entwicklung von Haydns Orchesterwerke und die Rolle der Trompete.11 2.1. Orchesterwerke........................................................................................11 2.2. Die Vokalmusik........................................................................................18 3. Historische Entwicklung der Trompete.....................................................25 3.1. Die Geschichte der Trompete..................................................................25 3.2. Beide........................................................................................................32 3.3. Die Naturtrompete...................................................................................33 3.3.1. Symbolik der Naturtrompete.............................................................34 3.3.2. Bauweisen der Langtrompete...........................................................34 3.3.3. Mundstücke ......................................................................................41 3.3.4. Musikalische Entwicklung der Nturtrompete im Generalbasszeitalter..........................................................................42 3.3.5. Die Naturtonreihe...............................................................................48 3.3.6. Prinzipal.............................................................................................49 3.3.7. Clarin..................................................................................................49 3.3.8. Intonationskunde................................................................................51 3.3.9. Modulation.........................................................................................51 3.3.10. Zwei Systeme..................................................................................52 3.4. Die Klappentrompete...............................................................................53 2 3.5. Die Ventiltrompete...................................................................................60 4. Anton Weidinger..........................................................................................62 5. Konzert Es-Dur von Joseph Haydn............................................................69 5.1. Aufbau der einzelen Sätze.......................................................................74 6. Zusammenfassung......................................................................................80 7. Anhang / Literaturliste / Quellen.................................................................81 3 Abstract Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung der Trompete zur Zeit Joseph Haydns und davor. Zu Beginn der Arbeit wird Haydns Opus analysiert, sein Orchester- und Vokalwerk, und danach wird schrittweise die Rolle der Trompete in diesem aufgezeigt. Um die Entstehung und Verwendung dieses Instruments bestmöglich verständlich zu machen, wird dessen gesamte geschichtliche Entwicklung beschrieben. Ebenso wird ein Vergleich angestellt mit anderen Komponisten jener Zeit und deren Werken, die sie für dieses edle Instrument geschrieben haben. Der Fokus der Arbeit liegt in der musikalischen Weiterentwicklung der Trompete als Soloinstrument, was Haydn in seinem Konzert für Orchester und Trompete in Es-Dur mit dem Erstinterpreten Anton Weidinger gelungen ist. Struktur und Melodie dieses Werkes beschreiben in bester Weise Haydns umfassendes Wissen in Bezug auf das Instrument Trompete und zeugen einmal mehr von seiner musikalischen Größe. 4 Vorwort In der heutigen Zeit über Franz Joseph Haydn oder einem anderen der wenig wirklich großen Künstler zu schreiben, kann einem sowohl leicht, als auch schwer erscheinen. Schwer, weil über diese Größe in der Musik schon alles geschrieben wurde, was es zu schreiben gab. Leicht, weil man über ihn einfach und verständlich sprechen sollte, ohne Umschweife und nur in Verwendung der Tatsachen. Meine vorliegende kleine Untersuchung stützt sich vor allem auf archivisches Wissen, aus welchem sich die geschichtlichen Umstände ablesen lassen, unter denen Haydn die Trompete in sein Werk einbringt. Die Bekanntschaft mit den ersten geschriebenen Noten dieses großen Meisters machte ich, als ich noch als Anfänger mit dem Trompetenspiel begann. Zu dieser Zeit war ich ausschließlich darauf konzentriert, meiner Trompete Töne zu entlocken und die ersten Stücke zu spielen, ohne auch nur darüber nachzudenken, wie diese Noten entstanden waren, die ich so lange einüben musste. Mit der Zeit erhöhte und erweiterte sich die Zahl der gelesenen Werke und langsam erkannte ich die Unterschiede von einem Komponisten zum anderen. Jeder von ihnen hat auf seine Weise meinen musikalischen Ausdruck zu einer bestimmten Zeit meines Lernens geprägt. Die Krone meiner musikalischen Entwicklung im Trompetenspiel stellt jedoch das „Trompetenkonzert“ des großen Joseph Haydn dar. Die Tatsache, dass eben genau dieses Werk den Abschluss meines Musikstudiums bilden soll, hat mich dazu angeregt, etwas mehr über die Rolle der Trompete in den Werken Joseph Haydns zu erfahren. Im Zuge der Literaturrecherche zu dieser Thematik konnte ich viel über Haydn selbst und über ihn als Komponisten in Erfahrung bringen und ich habe viel über die Trompete aus dieser Zeit lernen können. Auch wenn die Literatur dazu vom Umfang her sehr gering ist, konnte ich doch alle, mir wesentlich erscheinenden Informationen finden, um beschreiben zu können, wie Haydn die Trompete in seinem Werk begriff und welche Rolle er ihr zukommen ließ. Schon der Titel dieser Arbeit verweist auf nur einen Aspekt in Haydns Werk und dennoch ist es unmöglich, dabei nicht auch mit zumindest einigen wesentlichen 5 Stationen seines Lebens in Berührung zu kommen, was ich im biografischen Teil anzusprechen versuchte. Einige Schriften geben Aufschluss über sein persönliches, privates Leben, andere wiederum beschreiben sein musikalisches Wirken, sein Werk. Ich habe mich bemüht, alle Informationen zu systematisieren und auf die chronologische Abfolge zu achten. Keinesfalls wollte ich eine trockene Aufzählung von Daten, um seine Kunst nicht zu verletzen. Um die Angaben und Daten zum Einsatz der Trompete in der Orchester- und Vokalmusik so präzise wie möglich aufzuzeigen, musste ich in der Thematik etwas weiter ausholen. Mein persönlicher Wunsch und Hauptgedanke war es, die Trompete als Instrument in den Mittelpunkt dieser Arbeit zu stellen. Aus diesem Grund hat es sich als notwendig erwiesen, das Instrument von der Entstehung, über die weitere Entwicklung und Perfektionierung in modernen Zeiten hin ausführlich zu begleiten und zu erklären. In der Sololiteratur für Trompete sind nur vier Komponisten herausragend, Haydn ist einer von ihnen, was auf seine Größe hinweist. Beim Schreiben meiner Arbeit, als ich die Rolle der Trompete in Haydns Opus untersuchte, musste ich an die Trompetenspieler denken, die mit ihm zusammengearbeitet haben; was musste das für eine wundervolle Erfahrung und Ehre für sie bedeutet haben! Es ist schwer, sich in der heutigen modernen Welt die Zeit Joseph Haydns vorzustellen, sich in diese zu versetzen. Es gibt Überlegungen, dass es zu jener Zeit viel leichter war, zu musizieren und zu komponieren, denn die Zeit verlief langsamer und es gab keine Versuchungen, mit Hilfe technologischer Möglichkeiten leichtere Lösungen zu erzielen. Ohne auf solche und ähnliche Diskussionen eingehen zu wollen, bin ich der Ansicht, dass Musik keine Zeit kennt. Je mehr Zeit vergeht, so überzeugter bin ich, dass es einem gelingen wird, in der Jetzt-Zeit die musikalischen Möglichkeiten dieses großen Meisters schwer zu erreichen. Das musikalische Werk dieses Menschen vervollständigt die gesamte Geschichte. Haydn hatte mit Unterbrechungen und Schwierigkeiten im Leben zu tun und 6 dennoch bewies er Unermüdlichkeit und außergewöhnlichen Fleiß und das hat ihn in der Vergangenheit nicht aufgeben lassen. Auf diese Weise hat er uns den Weg gezeigt, den wir gehen sollten. Er wurde selbst Teil der Musikgeschichte und zu einem Symbol, das uns darauf verweist, dass die Musik die wichtigen Momente im Leben prägt und über Jahrunderte uns alle verbindet, die wir mit seinem Werk in Berührung gekommen sind. 7 1. Lebenslauf - Franz Joseph Haydn Franz Joseph Haydn, einer der bedeutendsten Komponisten im Europa der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, wurde am 31. März 1732 als Sohn eines Wagnermeisters im niederösterreichischen geboren. sich Rohrau Schon früh machte seine musikalische Begabung bemerkbar. 1 Sein Vater, kein Musiker, der Musik wohl aber sehr zugetan, war sicher stolz auf seinen Sohn, als dieser bereits mit acht Jahren als Chorknabe im Wiener Stephansdom zum Chorgesang aufgenommen wurde. Da die Familie arm war, konnte außer in der Domkapelle an keinen geregelten Musikunterricht gedacht werden. Haydn lernte dennoch viel, auch im Selbstunterricht und wo immer er Anteil am Musikleben hatte. In seiner Zeit als Begleiter und Kammerdiener des italienischen Komponisten Nicola Porpora ging er verschiedenen Tätigkeiten nach, die ein Diener ausführen musste, versuchte jedoch auch, die Lücken seiner musikalischen Ausbildung zu schließen. Es folgten schwierige Jahre, in denen er zeitweise sein Brot als Geigenspieler verdiente, aber auch als Musiklehrer und Komponist von Kammermusik. Die ersten Kompositionen hatte er schon in jungen Jahren geschrieben und nun gewannen seine Werke immer mehr an Ansehen. In diese Zeit fällt seine Hochzeit mit Maria Anna Theresia Keller.2 Die Ehe stellte sich bald als unglücklich heraus und währte die nächsten 40 Jahre kinderlos 1 2 Plavša,Dušan. Muzika, Pošlost,sadašnjost,ličnosti,oblici. "Nota", Knjaževac, 1981. S. 104 Andreis,Josip. Vječni Orfej, školska knjiga, Zagreb, 1968. S. 90 8 und ohne Verständnis für seine Musik. Haydn trat 1761 in den Dienst der Familie Esterhazy ein, einer der wohlhabendsten und wichtigsten Fürstenfamilie zu jener Zeit. 1766 wird er fürstlicher Kapellmeister. Fortan leitet er das Orchester der Fürstenfamilie, das sich unter ihm zu einem guten Musikensemble entwickelt. Als dieses 1790 aufgelöst wird, darf sich Haydn zwar weiterhin fürstlicher Kapellmeister nennen, wird jedoch in Pension geschickt. Erst viel später, als die Liebe zur Musik durch neue Familienmitglieder im Hause Esterhazy wieder einkehrte, sollte Haydn seine Arbeit für die fürstliche Familie erneut aufnehmen und für diese neue Kompositionen schreiben. In den zehn Jahren, die dazwischen liegen, nutzte er die Zeit für sich und begab sich auf Reisen nach London (1791-92, 1794-95), wo er mehrfach große musikalische Erfolge feierte. Haydns zweite Schaffensperiode im Hause Esterhazy ist gekennzeichnet durch außergewöhnliche Schaffenskraft und späte Blüte seines großen kompositorischen Talents. Zu dieser Zeit entstehen seine wichtigsten Messen und Oratorien, wie etwa Die Schöpfung und Die vier Jahreszeiten. Nach der Blüte des Barocks wird Haydn als "Vater der klassischen Sinfonie und des Streichquartetts" richtungsweisend, bezeichnet insbesondere und in betrachtet. innovativer vorherrschenden Einfluss in der Entwicklung der Als soclher Weise durch ist er seinen Sonatenform. Kaum ein anderer Komponist ist ihm an Schaffensreichtum, Kreativität, Qualität und geschichtlicher Bedeutung in diesem Genre ebenbürtig.3 Im 20. Jahrhundert wurde Haydn vor allem als "absoluter" Musiker betrachtet und verstanden (als einer, der die Originalität der Musikform aufzeigt, überreich ist an Motiven und die "modernistischen" Tendenzen aufweist, Musik lieber zu problematisieren, als sie zu komponieren, für den jedoch Wahrhaftigkeit, Gefühlstiefe und referente Tendenzen von gleicher Bedeutung und Gewichtung für seine Kunst sind). 3 Plavša,Dušan. Muzika, Pošlost,sadašnjost,ličnosti,oblici. "Nota", Knjaževac, 1981. S. 105 9 Krankheit und Alter, die ihn ab 1802 mehr und mehr seiner Schaffenskraft beraubten, müssen ihn schwer getroffen haben. Kurz nach dem Kanonenangriff Napoleons, stibt Haydn 1809. Auf seiner Totenfeier wurde das Requiem seines Freundes Mozart gespielt.4 4 Plavša,Dušan. Muzika, Pošlost,sadašnjost,ličnosti,oblici. "Nota", Knjaževac, 1981. S. 105 10 2. Entwicklung von Haydns Orchesterwerke und die Rolle der Trompete 2.1. Orchesterwerke Obwohl Haydns Beiname "Vater der Symphonie" nicht wörtlich wahr ist, in einem tieferen Sinne ist es apt: Es gibt kein anderes Genre und westliche Musik ist, für die die Ausgabe eines einzelnen Komponisten auf einmal ist in Umfang sind enorm (106 Werke: HL:1-104, 107-8), sind historisch wichtig und von so hoher künstlerischer Qualität.5 Seine vorge Esterházy Sinfonien (Brücke zusammengesetzt für den Grafen Morzine) umfasste Nr. 1, 37 und 18 (die früheste); 2, 4-5, 10-11, 17, 19-20, 25, 27, 32, 107; und möglicherweise 3 und dem 15. Alle für zwei Oboen erzielt werden, zwei Hörner und Streicher mit Ausnahme von Nr. 32 (mit Trompeten) und vielleicht Sinfonien Nr. 27 und 37 (in dem die Teile für Hörner und Oboen jeweils nicht original sein); Die meisten sind in drei Sätzen, schnell-langsam-schnell. Die Unterscheidung zwischen einer relativ gewichtigen ersten Satz und einem schnelleren Finale ist bereits vorhanden; Die innere Bewegung für Streicher allein ist nur mäßig langsam (Andante) und "Licht" in der Art. Nur Sinfonien Nr. 3 und 20 zeigen die später Standard-Vier-Bewegungsmuster; und Sinfonien Nr. 32 und 37 das Menuett geht dem langsamen Satz (fand auch in Sinfonien Nr. 108, 44, 68). Und Sinfonien Nr. 5 und A und 11 und E♭ (die einzigen, die in diesem fernen Schlüssel von C), kommt der langsame Satz zuerst und ist ein gewichtiges Adagio, produziert die Folge von langsam-schnell-Menuett-schnell mit allen vier Bewegungen und die Tonic (auch in Sinfonien Nr. 21-2, 34, 49 gefunden).6 Diese frühen Sinfonien verbinden italienische und österreichische, leichte und schwere, traditionelle Funktionen. Ungeachtet ihres geringen äußeren Abmessungen sind sie meisterhaft; Viele zeigen erhebliche thematische Integration (Nr. 15) oder zu manipulieren allgemeine Normen zu künstlerischen Effekt (die Öffnungsbewegungen von Sinfonien Nr. 15 und 25 sind ungewöhnlich in der Form, in einer Weise, die den Charakter und die 5 Abraham,Gerald, The Concise Oxford History Of Music,Oxford University Press, New York,1979. S. 492 6 Plavša,Dušan. Muzika, Pošlost,sadašnjost,ličnosti,oblici. "Nota", Knjaževac, 1981. S. 107 11 Reihenfolge der nachfolgenden Bewegungen beziehen); und Nr. 3 das Finale kombiniert Fuge und Sonatenform. Haydns Esterhazy Jahre als Vizekapellmeister (1761-5) waren seine produktivste als Sinfonie Komponist, mit etwa 25 Werken (Sinfonie Nr. 6-9, 1216, 21-4, 28-31, 33-4, 36, 39-40, 72, 108 (B)); Sinfonie Nr. 35, 38 und 58-9 von etwa 1766-7 sind ähnlich. Sie zeigen eine große Vielfalt an Stil, Thematik und Orchesterbehandlung, obwohl die gemeinsame Vorstellung, dass sie eine deutlich "experimentellen" Phase gebildet unhaltbar ist. Ihre stilistische élan und virtuose Brillanz sind auf die Pracht des Hofes und den Profi-Spieler jetzt bei Haydns Verfügung. Man findet Arbeiten für Kenner (Sinfonien Nr. 6-8, 13, 21-2, 31), andere, die zu unterhalten (Sinfonien Nr. 9, 16, 33, 36, 72, 108) zu suchen, und wieder andere, die beide Stoffe kombinieren (Sinfonien Nr. 34, 39-40). Einige stellen eine Apotheose der Kammersymphonie: entspannt und doch elegant und tiefe (Sinfonien Nr. 28-9, 35.). Außermusikalischen Aspekte vorhanden sind nicht nur in der Matin-Midi-Soir Trilogie, sondern auch Sinfonien Nr. 30 ( "Halleluja"), 31 ( "Hornsignal") und vielleicht 22 ( "Der Philosoph" ) und 59 ( "Fire", ein modernes Spitznamen aus seiner vermeintlichen Ursprung als Begleitmusik ableiten). Obwohl einige Sinfonien noch in drei Sätzen (Nr. 9, 12, 16, 30) sind, ist vier jetzt die Norm. Concert Scoring ist prominent nicht nur in, sondern Sinfonien Nr. 6-8 und nos.9, 13, 14, 16, 31, 36, 72 und 108; ein Spezialeffekt in dieser Zeit fand allein ist die Verwendung von vier Hörner statt der üblichen zwei (Sinfonien Nr. 13, 31, 39, 72).7 Haydns Sinfonien von den Jahren um 1770 (Nr. 26, 41-9, 52, 65) als beispielhaft seinen Sturm und Drang-Stil vielfach beschrieben; die von 1773-4 (Sinfonien Nr. 50, 51, 54-7, 60, 64),8 während weniger extrem, haben viele Berührungspunkte mit ihm. Die am häufigsten genannten Merkmal ist die Moll von Haydns Sinfonien und Ton der Moll, sechs fallen zwischen 1765 und 1772 7 Abraham,Gerald, The Concise Oxford History Of Music,Oxford University Press, New York,1979. S. 493 8 Hindley,Geoffrey, Larrouse Encyclopedia of Music, The Hamlyn Publishing Group Limited, London, 1971. S. 240 12 obwohl die meisten Arbeiten in der Haupt bleiben, und die meisten der neuen stilistischen Merkmale sind unabhängig von Art und Weise. Dazu gehören Fernschlüssel (Nr. 45, "Farewell" und F♯ kleinen und großen und Nr. 46 in BDur), rhythmische und harmonische Komplexitäten, die Erweiterung der äußeren Dimensionen und harmonischen Bereich, rhythmische Instabilität, extreme Dynamik und registrieren , größere technische Schwierigkeiten, die Verwendung von Kontrapunkt erhöht (zB in der kanonische Menuett von Nr. 44 "Trauer"), musikalischen Ideen, die dynamisch Potential scheinen eher als ein in sich geschlossenes und Kontrast innerhalb Themen statt nur zwischen ihnen. Die langsamen Bewegungen und finales geworden fast vergleichbar mit den ersten Bewegungen und die Größe und das Gewicht; und der ehemalige die Violinen con sordino spielen und das Tempo ist in der Regel zu Adagio verlangsamt. Nr. 26 ( "Lamentation") hat religiöse Vereinigungen und Nr. 49 ( "La Passione") als auch. Die programmatische Sinfonien Nr. 45-6 (sie scheinen ein Paar zu sein) integriert sind, und einem durchkomponierten, Ende orientiert erst wieder Beethovens Fünfte Sinfonie gesehen. Ab 1775 etwa (in mancher Hinsicht im Jahre 1773) bis 1781 Haydn wieder verändert seine Ausrichtung. Sinfonien Nr. 53, 61-3, 66-71 und 73-5 in erster Linie im Licht sind, auch populäre Art (nur Nr. 70 ist eine Ausnahme), vielleicht seine Wiederaufnahme der Opern Komposition im Jahr 1773 widerspiegelt; in der Tat Sinfonien Nr. 53, 62, 63 und 73 sind Anpassungen der Bühnenmusik und hatte Sinfonien Nr. 50 (1773) und 60 (1774) vor ihnen.9 Diese stilistische Wende wurde als eine Art der Entspannung, oder sogar als ein völliges Ausverkauf interpretiert, aber es ist besser als die die eigene künstlerische Haltung der Unterhaltung verstanden. Sie sind einfach (wie Haydn von Sinfonien Nr. 76-8 zu sagen war), aber hervorragend gestaltete und reich an markanten und schönen Passagen, nicht witzig und exzentrisch zu nennen: Werke von Comic-Genie, der die buffa Bühne nähern. Die langsamen 9 Abraham,Gerald, The Concise Oxford History Of Music,Oxford University Press, New York,1979. S. 494 13 Bewegungen zeigen neue formale und stilistische Optionen (die hymnischen Nr. 61, das exquisit "populären" Thema und Nr. 53, das Spiel von komischen und ernsten und Nr. 68, die ätherische Traum und Nr. 62), während die finales adumbrate rondo und Mischformen. Langsam Einführungen wichtig geworden, über 1779 und beginnen spürbare Verbindungen zu den Allegros (Sinfonien Nr. 53, 71 und 73) zu schaffen. Während der 1780er Jahre wieder Haydns Stil geändert, als er begann, seine Sinfonien im Ausland zu verkaufen, und "Opus" Format. Obwohl in vielerlei Hinsicht Sinfonien Nr. 76-81 (1782-4) noch "leicht" sind, sind sie hervorragende Bewegungen wie die Eröffnung Vivace von Nr. 81 und den Finali von Sinfonien Nr. 77 (mit seiner kontrapunktische Entwicklung) und 80 (mit dessen Quer Rhythmus Thema). Und Sinfonien Nr. 78 und 80 Haydn kehrt in die kleinere, wenn auch von Nr. 80 auf er in der Regel solche Bewegungen in der Haupt endet, und legt das gesamte Finale und die großen als auch. Die Pariser Sinfonien (Nr. 82-7) sind die großartigste hatte er noch zusammen. Sinfonien Nr. 87, 83 und 85 (1785) haben bereits einen neuen Esprit, eine Kombination aus gelernt und populäre Art, die Konsistenz der musikalischen Auseinandersetzung und Tiefe des Gefühls; siehe die langsamen Bewegungen von Sinfonien Nr. 83 und 87 und den Ecksätzen von Nr. 85 (die Öffnung Vivace ist besonders elegant und harmonisch gebaut).10 Und Sinfonien Nr. 82 und 86 (1786), verleihen den Trompeten und Trommeln hinzugefügt Brillanz und die äußeren Bewegungen sind in noch größerem Maßstab; Das Capriccio von Nr. 86 ist eine von Haydns Original langsamen Bewegungen. Alle diese Eigenschaften charakterisieren Sinfonien Nr. 88 und 90-92 sowie (Nr. 89 fällt etwas). Sinfonien Nr. 88 und 92 sind die bekanntesten: die ehemaligen prahlt konzentriert und Teil kontrapunktisch, Ecksätze, während die herrlichen Largo Thema wird durch die Einträge der Trompeten und Trommeln (vorenthalten aus dem ersten Satz für diesen Zweck) gesetzt haben; Letztere verfügt über eine ungewöhnlich enge Integration der langsamen Einleitung und 10 Abraham,Gerald, The Concise Oxford History Of Music,Oxford University Press, New York,1979. S. 495 14 Allegro, ein schönes Adagio, rhythmisch komplizierten Trio und Haydns sprightliest und witzigste Finale auf dem Laufenden. Haydns Londoner Sinfonien (Nr. 93-104) krönen seine Karriere als Sinfoniker. Nicht nur sie die Pariser Sinfonien stilistisch übertrumpfen, aber er produziert sie persönlich für entzückten Publikum; Diese Interaktion regte ihn zu immer kühneren und ursprünglichen Vorstellungen. Sinfonien Nr. 95-6 (1791) am ehesten die vorangegangenen Sinfonien ähneln, obwohl Nr. 95 in c-Moll eine Greiföffnungsbewegung durch ein markantes unisono Motto, eine ominöse terse Menuett und eine brillante Sonate-fugierten Finale in C-Dur (möglicherweise dominiert durch das Finale von Mozarts "Jupiter") beeinflusst. Diejenigen, im Jahre 1792 gegeben (Sinfonien Nr. 93-4, 97-8) als Reaktion auf Haydns Öffentlichkeit: Nr. 94 und dem berühmten Ausbruch im Andante ist eigentlich die am wenigsten bemerkenswerte "Überraschung"; Die Eröffnung Vivace erreicht neue Höhen von Witz und expansive Klangbrillanz und die abschließende Sonate-rondo ist die erste, die Mischung aus rhythmischen Vitalität, spielerisch überrascht, in größerem Maßstab und die zugrunde liegenden Stichhaltigkeit des Arguments zu zeigen, dass Haydns London finales unterscheiden. Diese letzten Merkmale sind in Sinfonien Nr. 97-8 gefunden als auch, zusammen mit einer neuen Romantik und der Öffnungsbewegung der Nr. 97 (der atemberaubenden verminderte 7. Akkord und mindestens 2, die an mehreren Schlüsselpunkten zurückgibt, und die Remote-Flat-Seite Modulationen in der Reprise); und Nr. 98 Haydn komponierte ein erweitertes Klavier obligaten für sich selbst und die Coda des Finales.11 Die letzten sechs Sinfonien sind noch brillantere (Klarinetten hinzugefügt werden, außer in Nr.102); Haydns Bestimmung Neuland zu erobern, mit jedem Werk ist spürbar. Nr.99 in E♭ ist seine aufwendigsten symphonischen Essay und Fern tonale Beziehungen; Es verfügt auch über eine besonders warme langsame Bewegung (in G-Dur), mit umfangreichen Wind schriftlich (viel zu der Zeit kommentiert). Nr.101 ( "Die Uhr") hat mit Abstand die längste Menuett und Trio Haydn je komponiert, und eine besonders brillante Rondo-Finale.12 Nr.100 ( " Militär ") wurde schnell zu seiner populärsten, der langsamen Bewegung 11 12 Plavša,Dušan. Muzika, Pošlost,sadašnjost,ličnosti,oblici. "Nota", Knjaževac, 1981. S. 108 Plavša,Dušan. Muzika, Pošlost,sadašnjost,ličnosti,oblici. "Nota", Knjaževac, 1981. S. 109 15 aufgrund basiert auf einem Roman (von der Leier Konzert HVIIh: 3), überlagert von einem massiven Schlag Ausbrüche, dass das Publikum köstlich erschreckend gefunden. Nr.102 ist die am wenigsten "Merkmal" dieser sechs, noch einer der größten; seine bemerkenswerteste Bewegung ist das Adagio (identisch in der musikalischen Substanz zu dem in der F♯ Moll Klaviertrio HXV: 26), in dem die Ausstellung, um wiederholt, um die Instrumentierung zu variieren, mit gedämpften Trompeten und Schlagzeug. Nr. 103 ("Paukenwirbel") bietet Haydns schlagendste Aufruf des Erhabenen und Instrumentalmusik, durch eine erstaunliche Doppel annunciation: zuerst die "Intrada" Fortissimo Trommelwirbel, dann die geheimnisvolle Bassthema (ähnlich dem " Dies irae") , die dominiert das Allegro als auch und noch mehr erstaunlich, unterbricht die Reprise am Ende. Nr. 104 beginnt mit einem massiven punktierten Motiv auf dem fünften D-A, das einige Kommentatoren beschreiben, wie die gesamte Sinfonie dominiert; Der erste Satz ist eine von Haydns freieste und das Finale hat eine größere relative Gewicht als in jedem anderen der Londoner Sinfonien. Neben den Sinfonien umfasst Haydns Orchestermusik die sechs frühen scherzando (HII: 33-8), ein paar verschiedene sinfonischen Bewegungen, Ouvertüren und Instrumentalnummern aus Opern und Oratorien, Bühnenmusik, mehr als 100 Menuette (viele verloren), von denen die meisten wichtig sind die prächtigen Menuette und deutsche Tänze Hix: 11-12 (1792), und vier späten Märsche.13 Er komponierte auch zahlreiche Konzerte, sowohl für Melodieinstrumente (viele von ihnen verloren) und für Tastatur. Von den ersteren sind die wichtigsten zwei virtuosen frühen Esterházy arbeitet: das Violinkonzert in C (HXVII: 1) und die massive Cellokonzert in C (HVIIb: 1), und zwei späte Werke: die concert (HL: 105, 1792 ) und das Trompetenkonzert (1796), komponiert für Anton Weidinger der "verkeilt" Trompete (ein Vorläufer der Ventiltrompete). Die sechs Konzerte für zwei Lira Orga (HVIIh: 1-5, der 13 Abraham,Gerald, The Concise Oxford History Of Music,Oxford University Press, New York,1979. S. 496 16 sechste ist verloren), durch den König von Neapel im Jahr 1786 in Auftrag gegeben, stellen einen Sonderfall; beschränkt auf die Tasten C, G und F und von den technischen Grenzen der Instrumente, sie sind Haydn kürzeste und bescheiden Konzerte, obwohl reiz in jeder Hinsicht. Haydns drei frühesten Klavierkonzerte (1756 bis c1761) wurden wahrscheinlich für Orgel komponiert, obwohl sie nicht weithin als Cembalowerke verbreitet wurden; HXVIII: (1756) 1 und C ist seine frühesten erhaltenen Großinstrumentalkomposition, während Nr. 3 in F ein ungewöhnliches Doppelkonzert für Orgel oder Cembalo und Violine ist. Später kam Sinfonien Nr. 4 in F (wahrscheinlich c1770) und 5 in G (wahrscheinlich Anfang der 1770er Jahre), die beide für Cembalo und Nr.11, das Klavierkonzert in D (c1783-4), Haydns nur in diesem Genre bekannt Arbeit. Eine deutliche Subgenre umfasst die frühe Concertinos (HXIV: 11-13, XVIII: F2), nicht leicht zu unterscheiden von einer Gruppe ähnlicher, wahrscheinlich solistische Divertimentos (HXIV: 3, 4, 710); alle sind kleine Werke für Cembalo, Violine und Bass, vor allem in C. Obwohl fein gearbeitete, seine Klavierkonzerte weniger originell und weniger populär als seine Sinfonien, vielleicht zum Teil, weil er die Mittellage begünstigt (außer in Nr. 11), meidet sowohl offen als auch technische Anzeige und cantabile Schreiben (außer in langsamen Bewegungen) und viele aufeinanderfolgende Passagen enthält. (Diese Eigenschaften spiegeln eine besondere stilistische Orientierung, keine Beschränkungen auf Haydns Phantasie oder seine Fähigkeiten als Performer. Die alte canard, dass er ein mittelmäßiger Keyboarder war schon lange zur Ruhe gelegt worden, seine Aussage zu Griesinger, dass "ich war keine leichte Keyboarder und Sänger "war eindeutig eine Untertreibung, denn er fuhr fort: "ich könnte auch ein Konzert auf der Geige durchführen". )14 14 Plavša,Dušan. Muzika, Pošlost,sadašnjost,ličnosti,oblici. "Nota", Knjaževac, 1981. S. 110 17 2.2. Die Vokalmusik Die Vokalmusik umfasst die Hälfte des gesamten Opus von Josef Haydn. Die sakrale Musik kultivierte er durch seine gesamte Schaffensperiode, außer in den späten 1780-er Jahren, als die Reformen Josephs II. den Ausbau und die Verbreitung der Kirchenmusik untersagten, wie auch in der ersten Hälfte der 1790-er Jahre in London. Die Missa brevis in F(HXXII:1) ist offenbar Haydns älteste Komposition, die erhalten blieb; in dieser entdeckt er sich im Alter, indem er die „Melodie und eine gewisse jugendliche Glut“ (Dies) ins Spiel führt, die verbessert wird und überreich ist an Kontrasten zwischen zwei Sopransoli und dem Chor. Die übrigen Messen werden in zwei Gruppen geteilt, wobei jede sechs davon beinhaltet: Nr. 2, 4-8 (1766-1782; Nr. 3 ist wahrscheinlich nicht so authentisch) und Nr. 9-14 (1796-1802); außer dass angeführt wird, dass sie von mittlerer zeitlicher Dauer sind (30-40 Min.).15 Die frühen Messen sind besonders heterogen. Die überaus große und großartige, beeindruckende Missa Cellensis in C (Anfang 1766) gehört dem Solemne-Typus an (häufig als "Cantata Messe" bezeichnet); jede der fünf Grundsektionen ist in überwiegend vollständige und unabhängige Sätze geteilt. Das beinhaltet die Elemente der feierlichen und unheilahnenden Refrains, den Ausbau von aria, arios, dem Ensemble und der vier Messen, inklusive der Fuge. Das Kyrie und einige Arien sind im traditionellen Stil geschrieben, während der Rest modern ist; die Fugen sind stark expressiv trotz ihres kontrapunktischen Feuerwerks. Von besonderer Bedeutung ist "Et vitam venturi", das nicht nur als abschließender Höhepunkt fungiert, sondern als vorkomponiertes Ziel des gesamten Credo. Die Messe "Sunt bona mixta malis" (1768) hat lediglich in autografischen Fragmenten überlebt und der eingebaute „Mix aus Gutem und Schlechtem“ (als klassisches Sprichwort) bleibt unklar.16 Das Werk ist für Chor und Orgel continuo in stile antico konzipiert; eine streng fugale Exposition 15 Hindley,Geoffrey, Larrouse Encyclopedia of Music, The Hamlyn Publishing Group Limited, London, 1971. S. 242 16 Abraham,Gerald, The Concise Oxford History Of Music,Oxford University Press, New York,1979. S. 498 18 alternierend mit freiem Kontrapunkt und zeitweisen homophonischen Passagen. Die berühmte Orgelsolomesse in Es-dur (c1768-1769) ist in einem besonderen „Ton“ geschrieben: der dunkle Kontrast der Englischhörner mit dem üppigen Sopran obbligato und den Orgelpassagen im Kyrie, Benedictus und Dona nobis pacem. Die Messe Sancti Nicolai (1772) wird für gewöhnlich als „pastoral“ beschrieben, und zwar dank ihrer G-Dur-Tonalität sowie dem Rhythmus 6/4 im Kyrie (das wiederkehrt zum Dona nobis pacem), wenngleich der große Ernst und die wahre Bedeutung dem Crucifixus and Agnus Dei zukommt. In der Mitte der 1770-er Jahre wird die "Kleine Orgel Missa" in B -Dur gefolgt von der leisen, nahezu schlichten Missa brevis. Die "Mariazellermesse" in C (1782) erinnert in der Tonalität an die Missa Cellensis, in Komposition und Zweck, auch wenn sie kompakter ist und dem Sonatenstil enger verhaftet. Die sechs späten Messen Haydns sind, ungeachtet der Tatsache, dass sie in halb-privater Funktion für die Familie Esterhazy geschrieben wurden, zweifellos Meisterwerke, ohne jeglicher Spur von Provinziellem oder sonstig unüblicher Elemente. Haydn nützt in ihnen die Komplementärfunktion von Solisten und Chor mit unerschöpflicher Freiheit; dank seiner Erfahrung aus seiner Londoner Zeit, spielt das Orchester eine neue und besonders akzentuierte Rolle. Vier sind in B-Dur geschrieben, wahrscheinlich deshalb, weil Haydns das b ″ meist als höchsten Tonhöhe für die Soprane des Chors verwendete (er verwendete dieselbe Tonalität für die Schlusspassagen 2-3 in der "Schöpfung" und für den ersten Teil in den "Jahreszeiten" ).17 Die übrigen zwei Werke sind die einzigen, für die er die beschriebenden Titel adaptierte: Missa in tempore belli ( "Messe in Zeiten des Krieges ’, 1796 ) in CDur. In dieser ist der helle, durchdringende Klang der Trompete von besonderer Bedeutung und Dominanz, ganz typisch für Messen in dieser Tonalität. Die Missa in angustiis (Messe in der Bedrängnis; später als Nelson-Messe,1798, Hob. XXII: 11, bezeichnet) in d-Moll und D-Dur ist für den dunkleren Orchesterton komponiert, welcher nur die Trompete und die Timpani unterstützt sowie die Streicher und die Orgel.18 Beide beschwören Szenen aus den 17 Plavša,Dušan. Muzika, Pošlost,sadašnjost,ličnosti,oblici. "Nota", Knjaževac, 1981. S. 112 Abraham,Gerald, The Concise Oxford History Of Music,Oxford University Press, New York,1979. S. 499 18 19 Napoleonischen Kriegen. Im Agnus Dei schließen sich Fanfarenklänge den bedrohlichen Motiven der Timpani und den durchdringenden Trompeten an, während das Benedictus später in einer weiteren durchdringenden Fanfarenpassage ("außer Kontext")19 zum Höhepunkt führt; beide Werke haben das Agnus Dei in Beethovens "Missa Solemnis" beeinflusst. Andererseits sind beide auch sehr optimistisch, bis auf die schwermütigen Teile in der "NelsonMesse", dem Kyrie und Benedictus; der spätere Schluss ist voller Selbstvertrauen. Auch wenn sich in Haydns späten Messen unbestritten der Erfolg der Londoner Sinfonien spiegelt, ist deren sinfonischer Charakter übertrieben. Sogar im Kyrie, das für gewöhnlich aus einem langsamen Einführungsteil und schnellen Hauptsatz besteht, kombiniert er frei ein Fugato und einen Sonata-Stil in einer ausgesprochen "asinfonischen" Weise. Das Gloria und das Credo sind in einige Sätze gegliedert; schnell – langsam – schnell mit einem langsamen Mittelteil in verschiedenen Tonalitäten unter Einführung der Solisten ("Qui tollis" Missa in tempore belli, bass aria mit Violoncello-Solo in A-Dur; oder "Et incarnatus"- die Heiligmesse, basierend auf Haydns Kanon Gott im Herzen); üblicherweise beinhalten diese eine Fuge als Hauptteil, die oftmals ein Attacca einleitet und immer zum homophobischen Coda führt. Im Sanctus gelangt man "erhebend" in Verbindung mit mysteriösen Passagen, direkt geführt zum kurzen "Pleni sunt coeli – Osanna", das nach dem Benedictus wiederkehrt, oder auch nicht. Dann ein langsamer Satz, der anschließt, auf der Höhe der Emotionen; dieser Teil wird meist von den Solisten bestritten und gründet sich als solcher auf der Sonatenform. Das Agnus Dei eröffnet mit anfänglich langsamen Sequenzen, sei es in Moll oder aber sicher ruhig in entfernter Dur-Tonart. Auf diese Weise führt es zu einer Halbkadenz, als Einleitung zum schnelleren "Dona nobis pacem", üblicherweise als freie Kombination von Fugato und Homophonie, (wieder) zu einem homophonen Klang führend.20 Die weiteren liturgischen Werke stammen überwiegend aus der ersten Hälfte von Haydns Schaffensperiode; der ursprüngliche Zweck, 19 Plavša, Dušan.Muzika, Pošlost,sadašnjost,ličnosti,oblici. "Nota", Knjaževac, 1981. S. 112 Abraham,Gerald, The Concise Oxford History Of Music,Oxford University Press, New York,1979. S. 500 20 20 wofür sie geschrieben wurden, ist völlig unbekannt. Den liturgischen Funktionen zufolge bestehen sie aus dem offertorium (HXXIIIa), dem Marianischen Antiphon (HXXIIIb), der Hymne (HXXIIIc) und dem Pastorel (HXXIIId; Haydn nannte sie "Cantilena’). Diese Werke variieren in Stil und Tonart, mit dem dunklen, traditionellen Stabat mater (HXXbis, 1767), zum frommen Lauda Sion hinführend und weiter zum Komplex der Hymne; aus der feierlichen Freude des Korals Te Deum, Trompeten und Pauken in C-Dur in der Hauptbesetzung, bis zur stilisierten Volkspastorale für Solostimmen und Streicher geschrieben. Der Kontrast wird sogar in einigen Untergattungen sichtbar: die Hymnen Lauda Sion aus den 1750-er Jahren HXXIIIc:5) sind alle in C-Dur, Vivace 3/4, da sie aus den später 1760-er Jahren stammen (HXXIIIc:4), interessant aufgesetzt in vier verschiedenen Tonarten, mit dem alternativen Andante 3/4 mit Largo alla breve. Ähnlich geschrieben das Salve Regina in E-Dur (HXXIIIb:1, 1756), dessen Merkmale die Ausschmückung im italienischen Stil für Solosopran ist, während die Tonart G-Moll (HXXIIIb:2, 1771), wie man sagen würde, ohne eine Spur von Schmuck in den Vokalteilen konzipiert ist. Von den drei späten Werken, ist das Offertorium Non nobis, Domine in D-Moll (HXXIIIa:1, ?1780) a cappella und erinnert an die Messe "Sunt bona mixta malis", da Haydn der einzige Protestant der Kirchenmusik ist, (sechs "Englische Psalmen" 1794 (HXXIII, Nachtrag) und als solcher die Erhebung beschreibt und dennoch einen einfachen Stil bemüht ("Die Himmel sprechen"21 in Die Schöpfung). Das letzte Te Deum " für eine Kaiserin" (HXXIIIc:2, ?1800), komponiert für Chor und sehr großes Orchester, von der Form her als ABA konstruiert, mit großer Stärke und Prägnanz, variiert durch großen Text in einer Dauer von etwas weniger als acht Minuten, wobei dennoch Zeit für eine Doppelfuge bleibt mit großem Höhepunkt zum Abschluss. Haydns Oratorien umfassen Il ritorno di Tobia, seine Revision des Friebert-Arrangements Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze, Die Schöpfung , Die Jahreszeiten. Das Libretto für Tobia (der Brüder Boccherini) erzählt die Geschichte des blinden Tobut aus den 21 Plavša,Dušan. Muzika, Pošlost,sadašnjost,ličnosti,oblici. "Nota", Knjaževac, 1981. S. 113 21 Apokryphen. Haydn formt ein großartiges Beispiel der späten österreichisch-italienischen Vokalmusik, das hauptsächlich aus drei langen Bravura-Arien besteht mit drei Refrains; die Mehrzahl der Rezitative sind accompagnait, basierend auf emotionaler Intensität. Haydn belebte das Oratorium 1784 durch Kürzung der Mehrheit der Arien und Hinzufügen zweier großartiger Refrains, ergänzt durch Instrumentarien. Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze, Haydns Erfolg zu Lebzeiten und darüber hinaus, verdankt seinen Erfolg teilweise dem Adagio, das acht Mal aufeinander folgt und pradoxerweise eine größere Monotonie erzeugt, als in der Orchesterversion. Der auffallendste Satz ist eine düstere, neu komponierte Einleitung in den zweiten Teil, nur für Bläser in a-Moll geschrieben, eine Tonart, auf die Haydn selten zurückgriff. Die Schöpfung ist Haydns beliebtestes Werk heute, wie dazumal. Der erste Teil umfasst "Vom ersten bis zum vierten Tag"22 (die Erschaffung des Lichts, der Erde und Meere, der Pflanzen und lebenden Geschöpfe ), der zweite Teil,"der fünfte und sechste" (die Tiere, Vögel, Fische, Mann und Frau); jeder Tag rezitiert seine Geschichte über die Entstehung, die Kommentare sind als Arien oder als Ensemble gesetzt, dem ein weiteres Rezitativ und der Refrain der Lobeshymne folgen. Der "Dritte Tag" verlässt die Bibel und führt zum Kantat, gewidmet Adam und Eva und allem Himmelruhm. Der optimistische Klang verstärkt sich mit der Steigerung von Brillanz und Einheit der Chöre, wie es das Werk verlangt; hier wiederspiegln sich Haydns Erfahrungen mit den Werken Händels in England in zahlreichen szenischen Bildern wie etwa dem Bild der Ozeane und Gebirge ("Rollend in schäumenden Wellen"),23 dem Untergang der Sonne und des Aufgangs des Mondes, die Vögel "Auf starken Fittigen", dem thematisch niedrigen Register der Streicher in "Seid fruchtbar alle"; auch wenn diese Begriffe in humoristischer Weise aufgegriffen wurden, sind sie doch wesentlich im Sinne der Arbeit des aufklärerischen Optimismus. 22 Hindley,Geoffrey, Larrouse Encyclopedia of Music, The Hamlyn Publishing Group Limited, London, 1971. S. 244 23 Hindley,Geoffrey, Larrouse Encyclopedia of Music, The Hamlyn Publishing Group Limited, London, 1971. S. 244 22 Die berühmte "Vorstellung des Chaos" (oder "Chaos-Idee") 24 ist nicht chaotisch im wahrsten Sinne, jedoch paradoxal: mit dem Beginn als Mysterium in c-Moll wird bereits ein größerer Prozess in Bewegung gesetzt, der sich selbst übertrifft und an Bedeutung gewinnt , wenn der Chor den Höhepunkt anpeilt im "Und es ward Licht!" in C-Dur. Der übrige erste Teil kommt zu dem Ort, wo er bereits war, nämlich zum Widerhall dieses Geschehens; der feierliche Schluss des Chores "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes" steht wieder in C-Dur. Im Gegensatz dazu bewegen sich die finalen Sektionen in Richtung B-Dur und deren Subdominante Es-Dur. Der Dritte Teil beginnt in der glänzenden, verwirrend nahen E-Dur für den "Garten Eden", leitet jedoch bald in F-Dur über und danach in C-Dur, mit dem majestätitischen "Lobgesang" und über Es-Dur für "Adam und Eva" im "Singspiel"-Stil zur B-Dur für den abschließenden Kreis der Fuge. "Die Jahreszeiten" stellen im Libretto Szenen aus der Natur und des Landlebens dar; die Funktion des Erzählers personifiziert als moralischer Bauer Simon, Jane und Lucas. Die pittoresken Aspekte stimulieren Haydn: der Sturm im Spätwinter, die Aussaat durch den Bauern zum Klang des Andante in der "Überraschungssinfonie", der Sonnenaufgang der jenen in "Die Schöpfung" übertrifft, das dichte c-Moll beschreibt den Nebel im frühen Winter sowie die Darstellung der Sommerhitze in mehreren Sätzen, zuerst schwach, dann stärker und zuletzt explodierend in Haydns größtem Sturm.25 Die Szenen des Genres für den Refrain sind konkurrenzlos konzipiert, besonders "Der Herbst" in seinem Schlussteil: zuerst die Jagd, vom Beobachten, Auflauern bis zum Jagen und Erlegen der Beute und schließlich zum Fest (das Horn imitiert das Jagdsignal, dem sich die Posaunen und Streicher anschließen sowie die Doppel-Koloraturen für das Bellen der Hunde), und die Besetzung in die progressive Tonalität von D-Dur zum Es-Dur; dann der "trunkene" Refrain in CDur mit steigernder rarer Harmonisierung mit ausgeprägt hohen Noten (also ob man ein Glas erheben wolle), dann der Tanz im 6/8-Takt, der zur "trunkenen" 24 Hindley,Geoffrey, Larrouse Encyclopedia of Music, The Hamlyn Publishing Group Limited, London, 1971. S. 245 25 Plavša,Dušan. Muzika, Pošlost,sadašnjost,ličnosti,oblici. "Nota", Knjaževac, 1981. S. 115 23 26 Fuge führt und dies ohne Windhauch, was wahrscheinlich durch Verdis "Falstaff" inspiriert wurde. Die nächsten wichtigen Refrains sind pastorale ("Komm, holder Lenz") und religiöse: "Ewiger, Mächtiger, gütiger Gott" am Ende "Der Frühling", Haydns massivster Refrain (ergibt sich selbstständig aus dem vorangehenden Trio, zwei Sätze als Einheit in "progressiver Tonalität") und das finale "Dann bricht der grosse Morgen an", in welchem der Himmel als Flamme des Ruhms in C-Dur erlebt wird und das c-Moll auflöst, das zu Beginn bestimmend war in "Der Winter". Das Werk "Die Jahreszeiten" ist letztlich als Komposition gesehen virtuoser als "Die Schöpfung", wenn auch das Thema weniger erhebend ist, und auf diese Weise bietet es größere Tonvariationen. In Haydns Vokalmusik ist die Grundästhetik des Vor-Komponierens nicht nur wichtige zyklische Integration, sondern vielmehr Wissenschaft und Gottestfurcht. Die meisten dieser Werke sind in Kreisen konzipiert und organisiert, die die Erlösung als Bild darstellen – die des einzelnen und aller – die am Ende oder nahe dem Ende erreicht wird: die musikalische Realisierung des Wunsches im Zustand der Gnade. Besonders klar wird das in dem relativ kurzen Werk "Salve Regina" in g-Moll, wo der erschreckende Vokaleinsatz im erweiterten Sextakkord bis zum Ende selbst nicht aufgelöst wird, dann, wenn Haydn die Bitte der Anrufungen "hört" und von Moll auf Dur übergeht. Insbesondere in seiner späten Vokalmusik sind solche Begriffe auf dem Weg zur Erhabenheit zu finden: nicht nur in "Die Erschaffung des Lichts", in welchem ausgedrückt wird, was eigentlich unbegreiflich ist – die Entstehung des Weltalls und der Geschichte – aber auch in den Refrains in den Werken "Die Schöpfung" , "Der Frühling" und "Der Winter" in "Die Jahreszeiten" und in vielen weiteren Sätzen seiner späten Messen. 26 Plavša,Dušan. Muzika, Pošlost,sadašnjost,ličnosti,oblici. "Nota", Knjaževac, 1981. S. 115 24 3. Historische Entwicklung der Trompete 3.1. Die Geschichte der Trompete Die Trompete ist eines der ältesten Instrumente und kommt praktisch in allen Kulturen dieser Welt vor. Die frühesten Trompeten waren Megaphone, die bei religiösen und magischen Riten in den Frühkulturen von Neuguinea, Brasilien und Australien der Verstärkung und Verzerrung der Stimme dienten. Eine solche Urform der Trompete wurde Heultuba genannt. Mit ihr verwandt sind die, aus Antilopenhörnern oder Elefantenzähnen bestehenden afrikanischen Quertrompeten und die Schneckentrompeten Ozeaniens. Das Didgeridoo (Didjeridu) ist eine noch heute von den Ureinwohnern Australiens, den Aborigines, benutze Megaphontrompete, ein langes, hohles Rohr aus Holz, in welches hineingesungen oder -gesprochen, aber in jüngster Zeit auch wie eine Trompete angeblasen wird. Als Mundstück dient ein runder Wulst aus Bienenwachs. Die auf dem Musikalienmarkt angeboten Didgeridoos kommen entweder aus Australien, bestehen aus Bambus oder Eukalyptusholz und sind oft von der Aborigines handbemalt, oder aus England, wo sie aus Esche oder Eiche gefertigt werden. Durch angewandte Zirkuläratmung entsteht ein geheimnisvoller Dauerton, der vielfach variiert werden kann. Die Stimmung steht zumeist in D (während heutige „Standard-Trompeten“ in b gestimmt sind).27 In Südamerika wurden Trompeten aus dem, bis zu 50 cm langen, verknöcherten Schwanz des Gürteltiers gefertigt, die Tucuna-Indianer in den Urwäldern am Amazonas bauten eine vier bis sechs Meter lange Trompete, buburé genannt, aus spiralig gewickelten Rindenstreifen, die nur rituellen Zwecken diente und die keine Frau je zu Gesicht bekommen durfte. In Südafrika stellte man Tontrompeten mit einem konischen Schalltrichter her, ebenfalls aus gebranntem Ton waren links-einwindige Trompeten in Alt-Peru, Cqueppa genannt.28 Die ägyptischen Trompeten aus Bronze oder Silber hatten 27 Selak, Stanislav Prof.: Metodika nastave limenih puhačkih instrumenata, Zagreb,2011. S. 117 28 Selak, Stanislav Prof.: Metodika nastave limenih puhačkih instrumenata, Zagreb,2011. S.118 25 bereits einen weiten Schalltrichter, als Mundstück aber lediglich eine Abrundung des Rohrendes. Im Grab des ermordeten ägyptischen Königs Tutanchamun (1356-1339 v. Christus) fand man 1922 zwei gestreckte Trompeten - eine aus Silber, die andere aus Bronze - mit je einem passenden hölzernen „Stopper“, der wie eine Lotusblüte am langen geraden Stengel gestaltet ist. Diese Trompeten wurden um 1260 vor Christus hergestellt und gelten somit als die ältesten noch Spielbaren der Welt. Man konnte damit jedoch nur den Grundton sowie ein zusätzlicher Überblaston erzielen, weil ein dazu geeignetes Mundstück fehlte. Auf der 49,4 cm langen Bronzetrompete waren dies c und es, auf der 58,2 cm langen Silbertrompete b und c (in der Oktave). Bei den Israeliten hatten die Priester den höchsten sozialen Rang, nur sie durften Trompete, Chazozra genannt, blasen. Auch die Griechen kannten das Trompetenblasen, es war sogar eine Disziplin bei den Olympischen Spielen. Ihre Trompeten, Salpinx genannt, waren aus Bronze und Elfenbein. Bei den Etruskern war die Trompete ein reines Militärinstrument, aus Bronze gefertigt und mit abnehmbarem Mundstück. Die Römer übernahmen von den Etruskern die Tuba, ein bronzenes Rohr mit Schallbecher und Mundstück, und den Lituus mit einem aufgesteckten Tierhorn als Schallstück. Bei Beiden war der Klang rauh, roh „schrecken- und entsetzenerregend“.29 Aus der Bronzezeit der Urgermanen (1500 bis 400 vor Christus) stammen die Luren. Diese haben die Form eines S. wobei die zweite Kurve in einer anderen Ebene liegt als die erste. Das Rohr endet in einem flachen Teller, der mit verschiedenen halbkugeligen Verzierungen versehen ist. Auch die Kelten hatten ein trompetenartiges Militärinstrument, die Karnyx. Ähnlich wie beim römischen Lituus sass auf dem bronzenen Rohr ein Schallbecher in der Form eines Drachenkopfes. Neben der indischen und chinesischen Schneckentrompete, die von Schiffern und buddhistischen Priestern geblasen wurde, gab es in China eine sehr lange Metalltrompete, deren Rohr in den Zylinder hineingeschoben werden konnte.30 La-ba heisst eine 1,5m lange, zweiteilige, 29 Selak, Stanislav Prof.: Metodika nastave limenih puhačkih instrumenata, Zagreb,2011. S.118 30 Kovačević,Krešimir: Muzička Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1971. S. 151. 26 ineinanderschiebbare chinesische Trompete aus Messing mit drei Knäufen, Trageband und einem tellerförmigen angelöteten Mundstück, früher als Militär-, heute noch als Hochzeitsinstrument verwendet. Um 1100 wurde im Rolandslied ein am Hals getragenes Horn, Olifant genannt, aus Elfenbein erwähnt. Diesem, vielfach mit Gold und anderen edlen Metallen verzierten Instrument, konnte man bereits zwei bis drei Töne entlocken. Um die gleiche Zeit wurde ein langgestrecktes, schmetternd dünnwandiges klang und Busine Trompeteninstrument, das hell genannt den Sarazenen wurde, von und übernommen. Im Abendland bekam die Busine ihr hohes Ansehen als Kennzeichen höfischer Kreise. Mit der Busine begann die eigentliche Entwicklung der Trompete in Europa, basierend auf der wiederentdeckten Kunst, dünnwandige Blechrohre herzustellen. Das Biegen dieser Rohre zum Erreichen einer handlichen Form bereitete allerdings noch Jahrhunderte hindurch unüberwindliche Schwierigkeiten. Auf der Busine konnte man durch „Überblasen“ schon eine ganze Reihe von Obertönen hervorgebracht kesselförmiges Mundstück werden.31 sowie Die einen Busine besass Schallbecher. Im bereits ein Laufe der Jahrhunderte erfuhr die lange, unhandliche Busine unzählige Abwandlungen. Die gewundene sogenannte Bügelform mit ihrer zweimaligen Wendung des Rohres um 180° kennt man seit dem 16. bzw. 17. Jahr hundert. Eine „musikalische“ Verwendung im Sinne des abendländischen Musikbegriffs kann man bei all diesen Instrumenten definitiv ausschliessen, man blies sie nur bei Kulthandlungen und im Krieg. So taucht auch der Name Trumpa zum erstenmal während des dritten Kreuzzuges (1189 bis 1192) auf. Die modernen Bezeichnungen für Trompete in den wichtigsten europäischen Sprachen haben sich aus Verkleinerungsformen von Trumpa gebildet, so Trumb-Trummet-Trompete (deutsch), trompe-trompette (französisch) und trump-trumpet (englisch).32 31 32 Kovačević,Krešimir: Muzička Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1971. S. 152. Andreis,Josip:Povijest Glazbe, Zagreb, Mladost, 1974. S. 98. 27 Im Mittelalter begann die Trompete ihren Weg in die Oberschicht zu finden, zuerst aber wurde sie weiter vorallem beim Militär als Signalgeber und zunehmend sogar in grossen Orchestern eingesetzt um den Feind zu erschrecken. Mit aufkommen des höfischen Lebens erhielten die Trompeter, als die wohl ersten fest eingestellten Musiker am Hofe, eine höhere Stellung. Von nun an mussten sie ihre Herren bei gesellschaftlichen Anlässen begleiten und immer zu einem Tusch aufspielen wenn diese den Platz des Geschehens betraten oder verliessen. Die Trompeter wurden zu diesen Anlässen mit kostbaren Uniformen ausstaffiert und mussten auch ihre Trompeten mit dem Wappen ihres Fürsten schmücken. Erstmals erhielten die Trompeter auch ein Amt im öffentlichen Dienst nämlich als Wächter auf den Toren der Stadt. Im ausgehenden Mittelalter bildeten sich dann die ersten Trompetenorchester, welche aber nach wie vor nicht mit heutigen Trompeten-Ensembles zu vergleichen sind. Spielten die damaligen Trompeter doch in einer sehr tiefen Lage, das heisst mit aufgeblasenen Backen und lockeren Lippen. Mehr war ihnen auch nicht möglich da sie auf Trompeten spielten die viel länger waren als die heutigen und ihnen auch immer noch die entsprechenden Mundstücke fehlten, was ebenfalls dazu beiträgt einen vielfältigeren und reineren Ton zu formen. Die Renaissance (15./16. Jhd.) Mit dem Aufleben der Kunst und der Technik in der Renaissance veränderte sich auch das Bild der Trompete.33 Bisher waren alle Trompeten des Mittelalters, egal ob kurz oder lang, gerade oder nur sehr schwach gebogen. Die Trompete bestand damals aus gegossener Bronze und war relativ einfach herzustellen. Nun entdeckten die Instrumentenmacher aber eine neue Technik: das Biegen der Rohre. Sie merkten das verschiedene Metalle auch verschiedene Schmelzpunkte haben. Messing zum Beispiel hat einen Schmelzpunkt von ca. 900 °C, Blei schmilzt ab er bereits bei 327 °C. 34 Wenn nun ein gerades Messingrohrstück mit flüssigem Blei gefüllt und stehengelassen wird, bis das Blei abkühlte und sich verfestigte, konnte man das 33 34 Andreis,Josip:Povijest Glazbe, Zagreb, Mladost, 1974. S. 98. Kovačević,Krešimir: Muzička Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1971. S. 153. 28 Rohr biegen. Dabei musste man allerdings darauf achten, dass das Rohr an der Innenseite nicht zu viele Falten bildet und an der Aussenseite nicht riss. Jetzt konnte die Länge der Trompete die manchmal bis zu zwei Meter betragen hatte um etwa ein Drittel gekürzt werden. Die gängigsten der neuen Formen waren damals die Bügel und die S-Form. Die Bügeltrompete setzte sich aber durch und wurde die üblich Form der Barocktrompete, und behielt diese Form bis ins 19. Jh. bei. In der gleichen Zeit kam auch eine ganz andere Form auf; die Zugtrompete. Dabei darf man sich aber nicht eine Art Posaunenzug vorstellen, vielmehr konnte man das ganze Mundstück aus der Trompete ziehen.35 Das heisst die Trompete wurde vor und zurückbewegt während das Mundstück mit der Hand festgehalten werden musste, damit konnte erstmals der Ton rein mechanisch verändert werden. Trotzdem musste die Tonart des Liedes das gespielt wurde immer noch mit der Grundstimmung der Trompete übereinstimmen. Die Trompeter am Hof gewannen deshalb noch mehr Einfluss, weil ihr Spiel jetzt noch imposanter als vorher war und wurden unter den Schutz des Kaisers gestellt. Allerdings mussten sich die Trompeter auch vermehrt ausbilden lassen, es wurde eine richtige Trompeterlehre, welche etwa 5 Jahre dauerte, eingeführt. Das war aber auch nötig denn in diesen Jahren lernte man in immer höheren und deshalb immer schwierigeren Tonlagen zu spielen, in der sogenannten Clarinlage (Abgeleitet von den Clarin-Trompeten).36 Sehr geübte Trompeter verstanden es damals sogar bis in den 24. Naturton zu blasen was heute kaum mehr möglich ist. Mit diesen Fähigkeiten wurden die Trompeter endgültig von ihrem einstigen Status als einfache, fahrende Troubadoure erlöst und das kirchliche Sakrament wurden ihnen auch nicht mehr länger verweigert. Mit dieser Anerkennung stieg aber auch die Angst, dass es jetzt immer mehr Trompeter geben könnte. Deshalb wurden auch die ersten Trompeterzünfte gebildet. Diese Zünfte 35 36 Selak, Stanislav Prof.: Metodika nastave limenih puhačkih instrumenata, Zagreb,2011. S. 119. Andreis,Josip:Povijest Glazbe, Zagreb, Mladost, 1974. S. 99 29 verjagten alle fahrenden Trompeter aus ihren Städten und schlugen den denjenigen, welche sich nicht an die Regeln hielten, die Zähne ein, so das sie nie mehr spielen konnten. Im Mittelalter begann die Trompete ihren Weg in die Oberschicht zu finden, zuerst aber wurde sie weiter vorallem beim Militär als Signalgeber und zunehmend sogar in grossen Orchestern eingesetzt um den Feind zu erschrecken. Mit aufkommen des höfischen Lebens erhielten die Trompeter, als die wohl ersten fest eingestellten Musiker am Hofe, eine höhere Stellung. Von nun an mussten sie ihre Herren bei gesellschaftlichen Anlässen begleiten und immer zu einem Tusch aufspielen wenn diese den Platz des Geschehens betraten oder verliessen. Die Trompeter wurden zu diesen Anlässen mit kostbaren Uniformen ausstaffiert und mussten auch ihre Trompeten mit dem Wappen ihres Fürsten schmücken. Erstmals erhielten die Trompeter auch ein Amt im öffentlichen Dienst nämlich als Wächter auf den Toren der Stadt. Im ausgehenden Mittelalter bildeten sich dann die ersten Trompetenorchester, welche aber nach wie vor nicht mit heutigen Trompeten-Ensembles zu vergleichen sind. Spielten die damaligen Trompeter doch in einer sehr tiefen Lage, das heisst mit aufgeblasenen Backen und lockeren Lippen.37 Mehr war ihnen auch nicht möglich da sie auf Trompeten spielten die viel länger waren als die heutigen und ihnen auch immer noch die entsprechenden Mundstücke fehlten, was ebenfalls dazu beiträgt einen vielfältigeren und reineren Ton zu formen. Mit dem Aufleben der Kunst und der Technik in der Renaissance veränderte sich auch das Bild der Trompete. Bisher waren alle Trompeten des Mittelalters, egal ob kurz oder lang, gerade oder nur sehr schwach gebogen. Die Trompete bestand damals aus gegossener Bronze und war relativ einfach herzustellen. Nun entdeckten die Instrumentenmacher aber eine neue Technik: das Biegen der Rohre. 37 Selak, Stanislav Prof.: Metodika nastave limenih puhačkih instrumenata, Zagreb,2011. S. 120. 30 Sie merkten das verschiedene Metalle auch verschiedene Schmelzpunkte haben. Messing zum Beispiel hat einen Schmelzpunkt von ca. 900 °C, Blei schmilzt aber bereits bei 327 °C. 38 Wenn nun ein gerades Messingrohrstück mit flüssigem Blei gefüllt und stehengelassen wird, bis das Blei abkühlte und sich verfestigte, konnte man das Rohr biegen. Dabei musste man allerdings darauf achten, dass das Rohr an der Innenseite nicht zu viele Falten bildet und an der Aussenseite nicht riss. Jetzt konnte die Länge der Trompete die manchmal bis zu zwei Meter betragen hatte um etwa ein Drittel gekürzt werden. Die gängigsten der neuen Formen waren damals die Bügel und die S-Form. Die Bügeltrompete setzte sich aber durch und wurde die üblich Form der Barocktrompete, und behielt diese Form bis ins 19. Jh. bei. In der gleichen Zeit kam auch eine ganz andere Form auf; die Zugtrompete. Dabei darf man sich aber nicht eine Art Posaunenzug vorstellen, vielmehr konnte man das ganze Mundstück aus der Trompete ziehen. Das heisst die Trompete wurde vor und zurückbewegt während das Mundstück mit der Hand festgehalten werden musste, damit konnte erstmals der Ton rein mechanisch verändert werden. Trotzdem musste die Tonart des Liedes das gespielt wurde immer noch mit der Grundstimmung der Trompete übereinstimmen. Die Trompeter am Hof gewannen deshalb noch mehr Einfluss, weil ihr Spiel jetzt noch imposanter als vorher war und wurden unter den Schutz des Kaisers gestellt. Allerdings mussten sich die Trompeter auch vermehrt ausbilden lassen, es wurde eine richtige Trompeterlehre, welche etwa 5 Jahre dauerte, eingeführt. Das war aber auch nötig denn in diesen Jahren lernte man in immer höheren und deshalb immer schwierigeren Tonlagen zu spielen, in der sogenannten Clarinlage (Abgeleitet von den Clarin-Trompeten).39 Sehr geübte Trompeter verstanden es damals sogar bis in den 24. Naturton zu blasen was heute kaum mehr möglich ist. Mit diesen Fähigkeiten wurden die Trompeter endgültig von ihrem einstigen Status als einfache, fahrende Troubadoure erlöst und das kirchliche Sakrament wurden ihnen auch nicht mehr länger verweigert. Mit dieser Anerkennung stieg 38 39 Andreis,Josip:Povijest Glazbe, Zagreb, Mladost, 1974. S. 100. Kovačević,Krešimir: Muzička Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1971. S. 154. 31 aber auch die Angst, dass es jetzt immer mehr Trompeter geben könnte. Deshalb wurden auch die ersten Trompeterzünfte gebildet. Diese Zünfte verjagten alle fahrenden Trompeter aus ihren Städten und schlugen den denjenigen, welche sich nicht an die Regeln hielten, die Zähne ein, so das sie nie mehr spielen konnten. 3.2. Beide Eine Familie, die sich in Leipzig und Wien mit der Erzeugung von Blasinstrumenten einen Namen machte. Johann Gottlob (geboren 1762, gestorben 1814 in Leipzig, Saxony), Sohn des Landwirtes Christoph Beide, heiratete 1785 in Leipzig, wo er in der Quergasse Holz-Blechblasinstrumente herstellte.40 Sein Sohn, August Johann Friedrich (geboren in Leipzig am 22. Feb.. 1789, gestorben in Wien am 3. Oktober 1869), heiratete 1812 in Ofen (Budapest) und ließ sich 1818 in Wien, Neu-Lerchenfeld, nieder. Im Laufe seiner frühen Jahre in Wien stellte Beide eine Ventiltrompete und ein Ventilhorn her, basierend auf den Vorstellungen von Anton Weidinger. Der Preis dieser Instrumente betrug im Jahre 1823 zwischen 25 und 90 Florint. 41 Beides Antrag zur gewerbsmäßigen Instrumentenerzeugung wurde 1826 abgelehnt, einem zweiten Antrag jedoch 1827 stattgegeben. Im Juni 1832 erhielt er von der Regierung Niederösterreichs die Genehmigung, seine Schüler in der Übung zu unterweisen und zu unterrichten. Zu dieser Zeit war er auch Besitzer eines Hauses in der Kaiserstraße 209, Schottenfeld. Mit seiner Frau Theresia, geborene Kerml, hatte er zwei Söhne: Joseph Ferdinand (geboren in Wien am 3. Feb. 1818) und Friedrich August, der Jüngere (geboren in Wien am 2. März 1820), die sich beide gleichfalls mit der Erzeugung von Blasinstrumenten befassten. Joseph Ferdinand wurde 1843 40 Šentija,Josip:Opća Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1979. S. 223. 41 Šentija,Josip:Opća Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1979. S. 223. 32 zum Bürger der Stadt, dessen Bruder 1844. Von 1846 bis 1853 arbeiteten sie gemeinsam in Schottenfeld als Gebrüder Beide.42 Die frühe Vierklappentrompete von Beide, dem Jüngeren, befindet sich heute in der Privatsammlung der Familie Burri in Bern; eine zweite mit sechs Klappen ist in Rom, im Museo Nazionale degli Strumenti Musicali, zu finden. Die übrigen Instrumente aus der Werkstatt Beide befinden sich im Metropolitan Museum of Art, New York, im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg und im Grassi Museum in Leipzig. 3.3. Die Naturtrompete Naturtrompete, hergestellt von Michael Leichamschneider, 1741 42 Šentija,Josip:Opća Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1979. S. 224. 33 3.3.1. Symbolik der Naturtrompete Naturtrompete ist eine Trompete, die nicht mit Ventilen, Klappen oder Intonationsausgleichslöchern zur Tonhöhenveränderung ausgestattet ist und daher nur die Töne der Naturtonreihe hervorbringen kann.43 Die Klangfarbe der Naturtrompete verhiess dem Menschen des 17. und 18. Jahrhunderts, welcher dieses Instrument von Kindesbeinen an kannte, immer etwas besonderes. Er verband damit hohe Feste, Lobpreisung Gottes, Stimme Gottes, Gericht, Gottes Macht, irdische Macht, Krieg, Sieg, Frieden, das jüngste Gericht und die Auferstehung.44 Die Naturtonreihe betrachtete er als gottgegebenes Gesetz. Komponisten wie Bach, Händel und Telemann, setzten diese Attribute bewusst in ihren Werken um. 3.3.2. Bauweisen der Langtrompete Jacob Steiger 1578 (Basel) 43 44 https://de.wikipedia.org/wiki/Naturtrompete Selak, Stanislav Prof.: Metodika nastave limenih puhačkih instrumenata, Zagreb,2011. S. 122. 34 Jacob Steiger 1578 (Basel) Die frühesten bekannten bügelförmigen Trompeten in dieser Bauart sind die „von Jacob Steiger“ aus dem Jahr 1578, sie befinden sich im Instrumentenmuseum der Stadt Basel. Haas-Silbertrompete 35 Kranz der Haas-Silbertrompete zwei Haas Naturtrompeten in hoher Stimmung (wahrscheinlich Kammerton F) 36 Stark-Naturtrompeten-17. Jahrhundert Kerner-Naturtrompeten 2 (von 6) Leichnamschneider-Naturtrompeten 37 Originalmundstück auf einer Leichnamschneider-Natrutrompete Leichnamschneider Becherverzierung 3 Ehe-Trompeten in Nürnberg In diesen zwei Jahrhunderten entwickelte sich das frühbarocke, wenig ausladende Schallstück (Bsp. Michael Nagel) zum ausladenden hochbarocken Schallstück (bsp. Haas). Ein grosser Teil der erhaltenen Instrumente des 17. und 18. Jahrhunderts entsprechen einer Bauweise welche vor allem in deutschsprachigen Raum genutzt wurde: 38 Zwei identische zylindrische Rohre welche durch zwei zylindrische (180 Grad) Bögen mit dem Schallstück verbunden werden.45 Diese Verbindungen wurden damals gesteckt, nicht gelötet. Der eine der Bögen wird mit einem Draht durch ein kleines Loch im Schallstück verbunden. Schallstück und Mundrohr werden durch einen Holzklotz mit einer Kordel zusammengehalten. Am Schallstück befindet sich ein Knauf. Teilweise wurden die Instrumente auch reich verziert und graviert. Später entstanden in Nürnberg, welches zu dieser Zeit in Metallverarbeitung europaweit eine Führungsposition eingenommen hatte, die berühmten Trompeten-Manufakturen wie Hainlein, Ehe und Haas. Durch sie wurden europaweit die höfischen Trompeterkorps beliefert. Naturtrompete von William Bull 45 Selak, Stanislav Prof.: Metodika nastave limenih puhačkih instrumenata, Zagreb,2011. S. 122. 39 Repousser verzierung auf der Bull Trompete Oben im Bild: englische Naturtrompeten von Hofmaster und Winkings In England entstand eine ganz eigene Form der Naturtrompete. Die Rohre werden durch einen vergrösserten, fest mit dem Schallstück verlötetem Knauf zusammengehalten. Bei den Verzierungen fallen hier besonders die wunderschönen “Repouse” Arbeiten auf (Bild: Trompete von William Bull). Als Beispiele englischer Instrumentenbauer kann man Bull, John Harris, Winkings, und Hofmaster nennen. Die typischen Stimmungen der Naturtrompeten waren zur 46 Barockzeit vor allem C und D.46 Kovačević,Krešimir: Muzička Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1971. S. 156 40 Alle Naturtrompeten wurden zu dieser Zeit noch mit Setzstücken (kleine Aufsetzrohre welche das Instrument verlängern) und Krummbögen gestimmt, der Stimmzug kam erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Mode. 3.3.3. Mundstücke Leider ist ein Grossteil der in den Museen gezeigten Instrumente nicht mit originalen Mundstücken versehen. Typische Regeln für die erhaltenen Exemplare könnte man wie folgt zusammenfassen: Der Übergang von Kessel zur Rückbohrung ist stets eine scharfe Kante. Auch sind die Barockmundstücke im Vergleich mit dem Mundstück der modernen Ventiltrompete bedeutend grösser, was Kesselrand und Innendurchmesser anbelangt.47 Altenburg über Mundstücke Altenburg 1795 Mundstücke 47 Altenburg, Johann Ernst: Versuch einer Anleitung zur heroisch-musikalischen Trompeter- und PaukerKunst, Leipzig 1972,S. 82 41 Der Rand ist abgeflacht, soll jedoch gut an den Spieler angepasst sein „Auch ist zu beobachten, dass man bey dessen Verfertigung den äussern Rand gut abdrehen lasse, damit er nicht zu scharf sey, weil er sonst den Mund vielleicht ermüden und wol gar verwunden würde.“ 48 Einen sehr interessanten Beitrag zu diesem Thema leistet Eric Halfpenny in seinem Artikel Early British Trumpetmouthpieces. Sehr gut ersichtlich ist darin auch die Entwicklung von der kurzen Backbore frühbarocker Mundstücke zur langen Backbore des Hochbarocks, es wird dadurch offensichtlich wie stark Schallstückform und Backbore voneinander abhängen. 3.3.4. Musikalische Entwicklung der Nturtrompete im Generalbasszeitalter Bis zu dieser Zeit dienten Naturtrompeten hauptsächlich als Signalinstrumente im militärischen Einsatz. Mit dem Generalbasszeitalter begann ein Prozess der zu ihrer Integration in der Kunstmusik führte. Ein wichtiger Faktor in dieser Übergangsphase waren sehr wahrscheinlich die Trompetencorps welche in dieser Zeit an vielen europäischen Höfen entstanden . Ihre Musik war zu Beginn Aufzugsmusik, kurze Stücke welche nur von Trompeten und Pauken gespielt werden. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts (Bendinelli, Thompsen) wurden diese noch improvisiert. Später wurden die Stücke komplett notiert, zum beispiel bei der Charamela Real. 48 Altenburg, Johann Ernst: Versuch einer Anleitung zur heroisch-musikalischen Trompeter- und PaukerKunst, Leipzig 1972,S. 83 42 Monteverdi Orfeo Toccata Haussmann Portrait von Gottfried Reiche1726 Bach Magnificat Manuskript 43 Tromba da caccia von Haas Kranz der Haas Tromba da Caccia Als eines der ersten belegten Beispiele für den Einsatz von Trompeten in musikalischem Zusammenhang kann die Eingangstoccata von Monteverdis Orfeo gelten, jedoch werden in diesem Werk Trompeten immer noch im Konsort gespielt und sind noch nicht wirklich Teil der musikalischen Handlung. Frühe Beispiele für konzertante Musik, also Stücke für Trompeten mit andern Instrumenten, findet sich in Italien. Der aus Spoleto stammende Girolamo 44 Fantini (1600-1675) schrieb verschiedene Baletti, Brandi, Saltarelli, Capricci und Sonaten welche er mit einem einfachen Generalbass unterlegte.49 Eine wahre Flut an Werken entstand in Bologna, wo sie in St. Petronio aufgeführt wurden, einer Kirche welche ursprünglich grösser werden sollte als der Petersdom in Rom. Komponisten wie Maurizio Cazzati (ca. 1620-1677), Andrea Grossi (um 1660- nach 1696) und Giuseppe Torelli (1658-1709) liebten die Besetzung von Streichersatz und Naturtrompete. Von Arcangelo Corelli (1653-1713) ist nur ein Werk für Trompete bekannt, eine Sonate für Trompete, 2 Geigen und Continuo. Im italienisch geprägten Österreich verwendete im 17. Jahrhundert Heinrich Ignaz Biber (1644- 1705) für Werke wie die Missa Salisburgensis oder Plaudite Tympana sogar 10 Trompeten. Diese wurden in 2 Trompetenchöre mit 4 Trompeten und Pauken und 2 konzertante Clarini aufgeteilt.50 Im deutschen Raum schreibt der Leipziger Stattpfeiffer Johann Christoph Pezel (1639-1694) im Jahr 1675 seine Bicinia Variorum Instrumentorum. Diese enthalten bereits Clarinpassagen welche von ihrer schwierigkeit her mit denen Bachs vergleichbar sind. Der Stadtpfeiffer Gottfried Reiche (1667-1734), J.S. Bachs (1685-1750) Lieblingstrompeter war also ein Spross dieser Tradition. Aufgrund ihrer enormen Herausforderungen und des teilweise unorthodoxen Einsatzes der Bläser hat Bachs Musik bis heute eine Sonderstellung im Repertoire der Naturtrompete. Grossteile seiner Kantaten und seiner grossen Werke wie die H-Moll Messe oder das Magnificat sind nur für einen über Jahre trainierten Clarinisten spielbar. Gewisse Werke jedoch besitzen Töne und harmonische Situationen welche nicht ins typische Bild der Naturtrompete fallen. Diese erfordern daher ein Instrument wie beispielsweise eine Zugtrompete oder Tromba da Tirarsi. Dieses Instrument ist auch bei bachschen Chorälen im Gebrauch. 49 50 Kovačević,Krešimir: Muzička Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1971. S. 157 Kovačević,Krešimir: Muzička Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1971. S. 157 45 Telemann-Concerto-a-4 Handel-Atalanta-Ouverture Eines der bekanntesten Konzerte für Clarino schrieb Georg Philipp Telemann (1681-1767) , dieses Konzert stellt jedoch nur die Spitze eines Eisbergs von zahlreichen Werken welche Trompeten verlangen dar.51 Auch Georg Friedrich Händel (1685-1759) hatte in England mit Valentine Snow einen sehr populären Trompeter zur Verfügung. Die Ouvertüre zu Atalanta (HWV 35),52 quasi ein Trompetenkonzert welchem eine Oper folgt, schrieb Händel ausdrücklich für Snow. Schon lange vor Händel hatte England die Trompete in die Kunstmusik integriert. Es sollte an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass Komponisten 51 Hindley,Geoffrey:Larrouse Encyclopedia of Music, The Hamlyn Publishing Group Limited, London, 1971. S. 212. 52 Hindley,Geoffrey:Larrouse Encyclopedia of Music, The Hamlyn Publishing Group Limited, London, 1971. S. 212 46 des öftern von Trompetern verlangten Töne ausserhalb der Naturtonreihe zu ertreiben. In der letzten Kadenz der Cäcilienode von Henry Purcell (1659? 1695) muss die 1. Trompete beispielsweise den 10. Naturton zu Mollterz erniedrigen. Das Clarinspiel erlebte seine letzte Blüte in Wien wo der notierte Tonraum bis zu 24. Naturton erweitert wurde (Trompetenkonzert in D von Michael Haydn (1737-1806), 1. Trompetenkonzert in C Karl Georg von Reuter (1708-1772) 7. Bachs Ambitus der Trompete endet vergleichsweise meist beim 18. Naturton, eine Ausnahme bildet die Kantate BWV 31 welche im Schlusschoral bis hinauf zum 20. Naturton auf der C Trompete steigt.53 Gegen Ende des 18. Jahrhunderts beginnt ein Wandel in der Trompetentechnik. Es wird vermehrt nach einer Möglichkeit zur Modulation gesucht, auch möchte man das tiefe Register der Trompete melodisch erschliessen. Dieser Wandel führt über Versuche mit Stopfen oder Klappensystemen schlussendlich zum Ventil (ca. 1815). Die durch das Kornett demonstrierte Beweglichkeit führte dazu, dass auch Trompeten kürzer gebaut wurden. Dennoch wurden bis weit ins 19. Jahrhundert Naturtrompeten in der Orchesterliteratur eingesetzt. An der Schola Cantorum Basiliensis in Basel lehrt seit 2001 Jean-François Madeuf wieder das Clarinspiel auf authentischer Langtrompete. 53 Andreis,Josip:Povijest Glazbe, Zagreb, Mladost, 1974. S. 103. 47 3.3.5. Die Naturtonreihe Altenburg 1795 Notenbezeichnungen Die Naturtonreihe ist eine Abfolge von Tönen welche im physikalischen verhältniss 1:2:3:4:5…. zueinander stehen und auf der Naturtrompete erzeugt werden können. Dies ergibt die Folge C,c,g,c1,e1,g1,b1 (tief),c2,d2,e2,f2 oder fis2(11. Naturton, schwebt zwischen f und fis),g2,a2(tief),b2(tief),h2,c3 usw.54 Die Tonerzeugung auf Naturinstrumenten entsteht durch Lippenvibration. Es ist die einzige Instrumentenfamilie welche mit einer Hand gespielt werden kann. Der interne körperliche Vorgang hat seinen nächsten Verwandten im Gesang. 54 Selak, Stanislav Prof.: Metodika nastave limenih puhačkih instrumenata, Zagreb,2011. S. 123. 48 3.3.6. Prinzipal In der Barockzeit unterschied man in der Trompetentechnik generell zwei Blastechniken, welche gleichzeitig das Instrument in zwei Register einteilen: Prinzipal und Clarinblasen. Prinzipalblasen beinhaltet das tiefe Register und entwickelte sich aus dem Feldstück (Signalblasen).”Der Principal oder das Principalblasen, wird nie allein geblasen, sondern ist eigentlich die tieffste Stimme bey vierstimmigen Stücken, die man gewöhnlich Aufzüge nennt, daher muss der Principal bald den Bass, bald auch eine Mittelstimme vorstellen. Principal heisst er wol deswegen, weil er mit den Principal oder Haupttönen das ganze Trompeter Chor führt”55 3.3.7. Clarin Das Clarinblasen beginnt ab dem 8. Naturton. “Wir verstehen unter Clarin oder unter einer Clarinstimme ungefähr das, was under den Singstimmen der Discant ist, nemlich eine gewisse Melodie, welche grösstenteils in der zweygestrichenen Oktave, mithin hoch und hell geblasen wird.”56 Verbesserung der unreinen Klänge 55 Altenburg, Johann Ernst: Versuch einer Anleitung zur heroisch-musikalischen Trompeter- und Pauker-Kunst, Leipzig 1972.,S.92 56 Altenburg, Johann Ernst: Versuch einer Anleitung zur heroisch-musikalischen Trompeter- und PaukerKunst, Leipzig 1972.,S.95 49 Fantini-Artikulationssylben Eine grosse Herausforderung an einen Clarinbläser stellen der 7., 11., 13. und 14. Naturton. Diese müssen im musikalischen Zusammenhang vom Clarinisten in die richtige Richtung getrieben werden. Auch kommen in der Literatur oft der um einen Halbton nach unten getriebene 8. Naturton vor, dieser fungiert dann als Leitton. Einen wichtigen Aspekt der Ausbildung von Clarinisten war die Artikulationslehre. Ein frühes Beispiel dafür findet sich in Fantinis Modo per imperare a sonare la Tromba (1638). Die Töne werden in Blasinstrumentenschulen mit Artikulationssylben versehen, als Beispiele dafür kann man auch Quantz und Hoteterre nennen.“Manche Passagen müssen gestossen, andere hingegen gezogen oder geschleift werden. Es ist zwar nicht möglich, alle Fälle zu bestimmen, wo das Abstossen oder Ziehen erfordert wird- denn die gehörige Anwendung dieser verschiedenen Arten des Vortrages muss man guten Spielern und Sängern gleichsam abzulernen suchen”.57 57 Altenburg, Johann Ernst: Versuch einer Anleitung zur heroisch-musikalischen Trompeter- und PaukerKunst, Leipzig 1972, S.97 50 3.3.8. Intonationskunde Zwei Naturtrompeten erzeugen wenn sie sauber gestimmt sind, sogenannte Differenztöne. Werden beispielsweise der 6. und 8. Naturton (reine Quarte, g1 nach c2) zusammen angespielt, entsteht als Differenzton (8 – 6 = 2) der 2. Naturton (c). Dieser ist 2 reine Oktaven tiefer als der 8. Naturton. Wenn jetzt noch eine 3. Trompete den 5. Naturton spielt, erscheint noch der 1. Naturton(C) nochmals eine Oktave tiefer. Dies ist der reine Dreiklang der Tonika. Die Dominante kann aus dem 15., 12., und 9. Naturton (h2,g2 und d2) gesetzt werden, welche den 3. Naturton (g) erzeugen.58 Wahrscheinlich erkennen Sänger, welche viel a Capella singen diesen physikalischen Effekt, Musik wird plötzlich nicht mehr nur durch das Ohr, sondern über den ganzen Körper wahrgenommen. In der Clarinlage erzeugen besonders der 11. (als runtergetriebenes f) und 13. Naturton eine etwas enge Terz, welche als Signatur oder Charakteristik der Naturinstrumente bezeichnet werden kann. 3.3.9. Modulation Modulationen werden durch Kreuz und b angezeigt, ein Kreuz bezeichnet generell ein Terzfunktion und ein b eine Quintfunktion. 3 Instrumentenfamilien haben mit diesem musikalischen Vorgang Probleme. Naturinstrumente Ein Naturinstrument ist durch seine festgesetzte Länge an eine Tonart gebunden. Generell bewegen sich Naturinstrumente in der Tonika oder der Dominante. Der 11. Naturton der zwischen F oder Fis liegt wird hochoder runtergetrieben und entscheidet somit die Funktion. Tasteninstrumente Haben ein mathematisches Problem mit Modulationen. Wird ein Temperament gelegt, ist es starr und unverrückbar. Wie auf den Trompeten 58 Selak, Stanislav Prof.: Metodika nastave limenih puhačkih instrumenata, Zagreb,2011. S. 125. 51 wäre es möglich, einen reinen Akkord auszustimmen. Sobald man jedoch zu modulieren beginnt, kommen sich reine Quint und reine Terz in die Quere. Es ist nötig, eine oder beide Funktionen zu stören um auch entfernte Modulationen zu erreichen, das Temperament ist geboren. In der Barockzeit waren sich Cembalisten und Organisten dessen bewusst und haben ihr Temperament, respektive ihre Stimmführung auf die zu spielende Musik und Instrumentation angepasst. Als dritte Gruppe wäre die Familie der Instrumente mit Bünden zu nennen. Zitat Quantz S.217 Paragraph 11 Alle restlichen Instrumente wie Streicher und Holzbläser können frei Modulieren.59 3.3.10. Zwei Systeme Diese Situation der Unvereinbarkeit zweier Systeme, reiner Intonation und temperiertem System ruft heute Probleme in der Aufführungspraxis hervor. Dies hat jedoch nichts mit ihrer Unvereinbarkeit zu tun, es ist möglich, das zwei Systeme zur gleichen Zeit ablaufen. Das wichtigste Element in dieser Gleichung ist die menschliche Intuition, jeder Spieler muss wahrnehmen, ob er Grundton Terz oder die Quintfunktion in einem Akkord ist. Die Continuostreicher und bläser bilden die Brücke zum Cembalo oder zur Orgel. Dies schreibt Georg Philipp Telemann in seinem Text neues musikalisches System: „Mein System hat keine Claviermassige Temperatur zum Grunde, 59 Andreis,Josip:Vječni Orfej, školska knjiga, Zagreb, 1968. S. 112. 52 sondern zeiget die Klänge, so, wie sie auf uneingeschränkten Instrumenten, als Violoncell, Violine u. wo nicht völlig doch bey nahe, rein genommen werden können, welches denn die tägliche Erfahrung lehret.“ 60 3.4. Die Klappentrompete Die Klappentrompete ist ein Übergangsinstrument von der Naturtrompete bzw. Inventionstrompete zur modernen Trompete mit Ventil-System. Erste Versuche sind in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zu datieren. Nachdem bereits der Petersburger Hornist Ferdinand Kölbel ein Horn mit (zwei) Klappen ausstattete, berichtet Christian Friedrich Daniel Schubart von einer Trompete, die in Dresden mit Klappen gebaut worden ist. Dieses Projekt wurde allerdings wieder verworfen, da der charakteristische Trompetenklang gänzlich verändert wurde und laut Schubart zwischen Trompete und Oboe lag. In der Folgezeit sind noch weitere Versuche dieser Trompetenbauart von dem Weimarer Hoftrompeter J. H. Schwanitz, Ernst Kellner in Holland (1780–1785) und Neßmann (1793) bekannt. Joseph Haydn komponierte sein berühmtes Trompetenkonzert 1796 für eine Trompete mit Klappen. Eine Akademie im Burgtheater Wien mit der Uraufführung des Trompetenkonzerts von Joseph Haydn durch den Hoftrompeter Anton Weidinger, umrahmt von mehreren Sinfonien des Meisters und weiteren Novitäten für Trompete.Heute ist Haydns Konzert das wichtigste Werk des Trompetenrepertoires und auch vice versa gilt der Superlativ, dass Das Trompetenkonzert heute Haydns meist(ein)gespieltes Werk ist. Verwendet werden meist Ventiltrompeten in Es oder B. Anton Weidinger spielte hingegen ein längeres Instrument mit Klappen61 (Es ist nicht erhalten. Ungeklärt ist, wie viele Klappen das Instrument aufwies, wie diese angeordnet waren, und ob es sich um eine einwindige Trompete handelte, wie sie am Hof und im Orchester 60 61 Kovačević,Krešimir: Muzička Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1971. S. 221. Andreis,Josip:Povijest Glazbe, Zagreb, Mladost, 1974. S. 233. 53 üblich war oder um eine zweimal gewundene Kurztrompete, wie sie bei einigen Truppengattungen der Armee verwendet wurde und wie später Klappentrompeten gebaut wurden). Eine Handvoll Solisten befasst sich heute wieder mit dieser Klappentrompete. David Hickman 1972 und Åke Öst 1973 haben als Erste das Haydnkonzert wieder mit Klappentrompete aufgeführt. So ist die Geschichte allgemein bekannt, dass Anton Weidinger laut eigenen Angaben nach seiner Rückkehr aus Kriegsdiensten 1793 mit Versuchen begonnen hatte, den Tonvorrat der Trompete zu erweitern, indem er analog zu den Holzblasinstrumenten Löcher anbrachte, die er mit Klappen öffnen konnte. Mit nur drei Löchern kann das Haydn-Konzert und beinahe die ganze chromatische Leiter gespielt werden (es fehlen e, f, fis und h in der kleinen Oktave).62 Schon vor Weidinger hatten verschiedene Bläser versucht, mittels Löchern den Tonvorrat von Horn und Trompete zu erweitern. Er aber verfügte am Wiener Hof über besondere Beziehungen: Nach Haydn schrieben für ihn auch 1798 der Kammerkapellmeister und Hofcompositeur Leopold Koželuch, 1799 der erste Theaterkapellmeister und spätere Vicehofkapellmeister Joseph Weigl, 1800 dessen Adjunkt Franz Xaver Süssmayer und 1802 Haydns Nachfolger Johann Nepomuk Hummel Werke für die Klappentrompete, ein bedeutender Teil der Musikerelite Wiens.63 Im 19. Jahrhundert spielte die Trompete in der Kunstmusik dann eine eher untergeordnete Soloinstrumente Rolle. im Ihr 20. Aufschwung Jahrhundert zu ging einem Hand der in beliebtesten Hand mit der Wiederentdeckung der Konzerte von Haydn 1907 und Hummel 1958. Und so wird die Klappentrompete heute oft als wichtigste Form des Instruments in dieser Übergangszeit zwischen der Clarinblaskunst und den Ventilinstrumenten bezeichnet. 62 63 Selak, Stanislav Prof.: Metodika nastave limenih puhačkih instrumenata, Zagreb,2011. S. 128. Šentija,Josip:Opća Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1979. S. 261. 54 Bei näherem Hinsehen erweist sich dieses Bild als Fata Morgana, als Rückprojektion der heutigen Verhältnisse. Das begann schon bei der Uraufführung, von der nur ein einziger Bericht erhalten ist und die offenbar keineswegs ein Ereignis war. Der Musikliebhaber, Haydnfan und Tagebuchschreiber Joseph Carl Rosenbaum notierte zum 28. März 1800: "Therese (die Sängerin, Rosenbaums Frau) sang trotz allem, war aber sehr heiser, – es war leer." 64 Weitere Aufführungen des Haydn-Konzerts durch Weidinger können vermutet werden, etwa auf dessen Konzertreise nach Leipzig und London 1802/03. Belegt ist jedoch einzig, dass er im Januar 1813 an einer Tafelmusik am Hof einen Satz daraus gespielt hat. Danach ging das Werk vergessen. Noch schlechter erging es dem Konzert von Hummel, das nach der Uraufführung an Neujahr 1804 im Rahmen eines sicherlich prunkvollen Tafelkonzerts am Hof Esterházy unter der Leitung des Komponisten vermutlich nicht mehr gespielt wurde. Dies hat seinen Grund auch bei Weidinger selbst, der die Kompositionen nicht weitergab und der sich angeblich sehr geheimnistuerisch verhielt. Sein Instrument zeigte er niemandem, und als Schüler ist nur sein Sohn bekannt. Am Wiener Hof stellte er später regelmässig Anträge, um an Feierlichkeiten mit Klappentrompete auftreten zu dürfen, was jedoch meist abgelehnt wurde, da die Kaiserin die Klarinette der Trompete vorzog. 1815 spielte er noch bei einem viel beachteten Konzert im Rahmen des Wiener Kongresses die für ihn geschriebenen Zwischenspiele in Sigismund Neukomms Requiem, doch in dieser Zeit wurde an der Klappentrompete auch Kritik geübt: Sie klinge unausgeglichen und die Intonationsschwierigkeiten seien ungelöst. Weidingers Karriere war diejenige eines Hoftrompeters, die in der Ernennung zum Oberhoftrompeter 1819 gipfelte. 64 Kovačević,Krešimir: Muzička Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1971. S. 237. 55 Seine Experimente und die damit verbundenen Kompositionen waren damals wohl nicht mehr als eine der vielen musikalischen Modeerscheinungen und hinterliessen keinen nachhaltigen Eindruck , wie anders sieht das heute aus. Klappentrompete mit neun Klappen von Carl Gottlob Schuster (um 1840), Museum Burri, Zimmerwald (oben). Prototyp einer Klappentrompete in E (Mitte) und einer Inventionstrompete in D (unten) nach Carl Gottlob Schuster, Blaswerkstatt Konrad Burri, Zimmerwald65 65 http://markuswuersch.ch/wp-content/uploads/video/Klappentrompete 56 Wer sich mit der Geschichte der Klappentrompete und ihrem Repertoire befasst, tut dies meist mit dem Fokus auf Haydn, Hummel und Weidinger und die Zeit um 1800. Die acht Schulen und die gegen 200 erhaltenen Instrumente stammen aus der Zeit von 1815 bis ca. 1850. Sie wurden vorab für Laien und für die Militärmusik gebaut, auf ihnen wurde nie Musik von Haydn gespielt. Diese Zeit ist geprägt durch ein Nebeneinander unzähliger unterschiedlicher Blechblasinstrumente. Mit dem Ziel, die Trompete als Melodie- Instrument in der Mittellage einsetzen zu können, waren verschiedene Techniken erfolgreich angewandt worden: Mittels Stopfen konnten die Trompeter nicht nur unreine Töne korrigieren, sondern weitere Töne hervorbringen. Um den Becher mit der Hand erreichen zu können, wurden gekrümmte und kürzere, zweimal gewundene Inventionstrompeten gebaut. Um 1800 wurden in England Zugtrompeten beliebt, später auch in Frankreich. Analog zur Posaune wurde ein beweglicher Zug eingebaut, zunächst um die Naturtöne korrigieren zu können, dann aber auch zur Erweiterung des Tonvorrats. Ebenfalls in England wurde ab 1810 das Klappenflügelhorn gebaut, ein Signalinstrument, das die Länge der heutigen Trompete besitzt. Es wurde mit fünf bis zwölf gross mensurierten Klappen ausgerüstet und konnte so ganz chromatisch und sehr virtuos gespielt werden (ein Teil der Klappen wurde angebracht, um Triller schneller ausführen zu können). Mit den englischen Truppen kam das Klappenflügelhorn nach Paris, wo es gleich wie die Klappentrompete "Trompette à clefs" genannt wurde, was zu Verwechslungen führte.66 Einige Stellen in Pariser Opern dieser Zeit sind für Klappenflügelhorn geschrieben. Das Klappenflügelhorn spielt bei der Entstehung der Brass- Bands in England und in der Blasmusik in den USA eine zentrale Rolle.Experimente mit Ventilen zur Erweiterung des Tonvorrats der Blechblasinstrumente reichen weit ins 18. Jahrhundert zurück. 1814 ist dann der erste Auftritt eines Ventilinstruments verbürgt: Heinrich Stölzel spielt in Berlin auf einem Ventilhorn. Es entstehen in der Folge viele unterschiedliche Ventiltypen. 66 Selak, Stanislav Prof.: Metodika nastave limenih puhačkih instrumenata, Zagreb,2011. S.129 57 Neben diesen chromatisierten Formen wurden in Orchestern und Militärkappellen weiterhin Naturtrompeten verwendet. Bei Aufführungen mit historischen Instrumenten etwa von Werken von Berlioz und Rossini wird der Reiz dieses Nebeneinanders von Naturinstrumenten und chromatisierten Versionen wieder hörbar. Professionelle Bläser haben sich vermutlich mit mehreren dieser Formen auseinandergesetzt, wie es die Trompetenschulen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dokumentieren. Die Hefte enthalten meist sowohl einen Teil für Naturtrompete, die als Basisinstrument verstanden wird, wie auch Teile für unterschiedlich chromatisierte Instrumente. Schön ersichtlich wird dies zum Beispiel im Metodo von Giuseppe Araldi, dem langjährigen ersten Trompeter der Mailänder Scala. Nebst sorgfältigen Instruktionen zu Ansatz, Ton, Zunge, hoher Lage und Ansprache enthält das Heft drei Seiten für Naturtrompete, vier Seiten für Klappentrompete und neun Seiten für Ventiltrompete, die auch Arien der neusten italienischen Opern enthalten. Dieses Nebeneinander wird auch in Instrumentensammlungen und auf Bildern gut ersichtlich. Etwa auf dem kolorierten Stich von Pellerin, Epinal, der die Besetzung einer Infanteriemusik darstellt. Die drei Spieler mit Klappentrompeten (Schlüsselhörner- "trompettes à clef") links in der zweiten Reihe: Diese halten ihre Instrumente vertikal und bedienen die Klappen mit rechts (Bisher haben wir angenommen, dass diese Instrumente waagrecht gehalten und links gegriffen wurden. Auch wenn die Stiche von Pellerin in den Details oft nicht präzis sind, halte ich es für undenkbar, dass diese Instrumentenhaltung frei erfunden ist. Offenbar gab es zwei Möglichkeiten, so gebaute Klappentrompeten zu halten). Wenn wir nun die Bedeutung der Chromatisierungsformen der Trompete bewerten wollen, erhält die Klappentrompete wenig Gewicht: Von allen Formen hatte sie die kürzeste Blütezeit, war am wenigsten ausgereift, erhielt die wenigsten Schulen, und von ihr sind am wenigsten Instrumente erhalten. Es wäre eine kleine Episode der Instrumentengeschichte, wenn sie nicht in Anton Weidinger einen Mann gehabt hätte, der es verstand, die Komponisten von sich 58 und seinem Instrument zu überzeugen, und dem wir es verdanken, dass Haydn und Hummel Trompetenkonzerte geschrieben haben. Stich von Pellerin, Epinal: Musique d’infanterie française. Mitte 19. Jahrhundert. Verschiedene Chromatisierungsformen in einer Besetzung. Die Blechblasinstrumente erfahren im 19. Jahrhundert eine rasante und sehr vielfältige Entwicklung. Zahlreiche Instrumente und Dokumente sind erhalten, die Romantik ist aber im Vergleich zu anderen Epochen weniger erforscht. Die nun begonnene Reihe Historic Brass–Series der Hochschule der Künste Bern beim Schweizer Verlag Editions Bim will zum einen mit Faksimiles von Kompositionen und historischen Schulen sowie modernen Ausgaben die Musik dieser Zeit greifbar machen und zum andern mit modernen Schulen für 59 Klappentrompete und Ophikleide den Zugang zu diesen Instrumenten erleichtern. Band 1 (soeben erschienen): C. Eugène Roy: Méthode de Trompette sans clef et avecclefs (1824).67 Dies ist die wichtigste Schule für Klappentrompete bzw. Klappenflügelhorn. Sie enthält die virtuosesten Stücke, die je für Klappentrompete publiziert wurden und die nun mit den historischen Instrumenten wie auch mit moderner Trompete wieder gespielt werden können. Die Ausgabe dokumentiert mit vielen Reproduktionen die grosse Verbreitung der Schule und rekonstruiert die bis anhin unbekannte Biografie des Autors. 3.3.5. Die Ventiltrompete Auf der Ventiltrompete konnten nun sämtliche bahnbrechende gehalten. War die mit Zwei Ventilarten 1832 erfundene 1839 sind schon heute Drehventil erfundene sich auch bei der Stimmung hat in F und Klang, werden. sich bis Diese heute G, so findet man um 1828. gebräuchlich: sowie das heute das von beliebte und nach ihm benannte Jazztrompete findet. Bei diesem Ventilzüge rechtwinklig und die Luftwege 67 strahlenden Töne gespielt im Trompetenbau damalige heutige B-Trompete Périnet chromatischen Erfindung die einem ausgeglichenen Joseph Riedl von Francois Pumpventil, das stehen die verlaufen optimal. Selak, Stanislav Prof.: Metodika nastave limenih puhačkih instrumenata, Zagreb,2011. S.139. 60 In der DDR wurde 1977 eine Briefmarkenserie ausgegeben – Instrumente aus dem Vogtland”68 – Auf einer eine dem abgebildet. Trompete besitzt drei aus Drehventile J.Dürrschmidt, Markneukirchen. heute ein sei noch in Jahr 1860 und stammt Der der aus Briefmarken Das der vogtländische die Einsteckhülse englische Zugtrompete, wegen am ihres Rohr die edlen Klanges konnten können, deshalb nimmt man solchen Zugtrompete Zugtrompete 68 Instrument Werkstatt Musikwinkel Halb- bis Ende beliebt und des war. von ist bis war jedoch gespielt recht an, 19. Mit Ganztöne werden. Händels Stücke hätten auf der Naturtrompete einer ist Zentrum der Herstellung von Blechblasinstrumenten. Erwähnt England werden „Alte einer gespielt nicht gespielt dass 1790/91 diese wurden. Das Jhd. Spiel auf mit der beschwerlich. Kovačević,Krešimir: Muzička Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1971. S.265. 61 4. Anton Weidinger ( 1767-1852 ) Die Klappentrompete erforderte einen sehr geschickten und dem Spiel ganz ergebenen Ausführenden, der mit dem Instrument jeden Erfolg anstrebte. Dieser Musiker war ein wirklicher Virtuose, sein Name - Anton Weidinger. Für ihn und seine Klappentrompete wurden eigens zwei Werke geschrieben – ein Konzert von Joseph Haydn und ein Konzert von Johann Nepomuk Hummel. Binnen kurzer Zeit gelang es ihm, die Trompete in den Status eines Soloinstruments zu erheben und damit einen Schritt zu setzen, der über viele Jahrzehnte hinaus etwas ganz Besonderes darstellte. Die Entwicklung der Klappentrompete geht zum überwiegenden Teil mit Weidingers persönlicher Entwicklung als Musiker konform, der seinen Höhepunkt 1803 mit dem Konzert für Orchester und Trompete in E von Hummel erreichte. Anton Weidinger wurde 1767 in Wien geboren, wo er gemeinsam mit dem Oberhoftrompeter Trompete studierte.69 Später sollte er selbst diese Funktion ausüben. Weidinger beendete sein Studium 1785, früher als es die dafür vorgeschriebene Zeit von zwei Jahren vorsah; ein seltenes und beeindruckendes Unterfangen, was ihm entgegenkam um „grundlegende militärische Signale und Zeichen seiner Fertigkeit im hohen oder clarinoRegister auszuführen“.70 Daraus können folgende Schlussfolgerungen gezogen werden: erstens, dass es sich bei ihm um einen Musiker mit seltenem Talent handelte und zweitens, dass er die beiden grundlegenden Spielarten zur Gänze beherrschte und auch den clarino-Stil. So wie sich Weidinger in seinem Spiel weiterentwickelte, scheint es, erkannte er immer bewusster die Grenzen der Naturtrompete und der für dieses Instrument geschriebenen Werke, die er im Laufe seiner Militärzeit und im Anschluss an seine musikalische Ausbildung spielte. Offenbar war er mit seinen Anschaungen in Bezug auf die Musik nicht allein: wie es scheint, nahm die Apathie gegenüber den Werken, die für Trompete 69 Dahlqvist, The Keyed Trumpet, S.10 70 Tarr, Edward, “Haydn’s Trumpet Concerto (1796–1996) and its Origins,” ITG Journal 21 (September 1996): S.30 62 geschrieben wurden, sowohl in der militärischen, als auch in der zivilen Welt ab. 1792 nahm er Abschied vom Militär und eine Stelle am Theater Marinelli in Wien an. Die Ernennung zum Oberhoftrompeter erfolgte 1799. Irgendwann zwischen1792 und 1796, wahrscheinlich 1793 oder 1974 begann Weidinger mit der Klappentrompete zu experimentieren. 1785 wurde Weidinger in dem Entlassungsschreiben, seine musikalische Ausbildung betreffend, für seinen „Fleiß“ gelobt.71 Tatsächlich stellt neben seinem Talent sein „Fleiß“ ein wesentliches Kriterium für seine Qualität dar, die Weidinger im Laufe seiner gesamten Karriere von anderen unterschied. Zwischen 1792 und 1796 war Weidingers Fertigkeit im Spiel der Klappentrompete so weit gediehen, um Haydn überzeugen zu können, ein Konzert für Trompete zu komponieren. Weidinger musste viele Übungsstunden und Anstrengungen einsetzen, um seine Technik am Instrument zu verfeinern und zu perfektionieren und den Komponisten von diesem Instrument zu überzeugen, insbesondere dessen Haltung dem Instrument gegenüber. Bis zu dieser Zeit hatte das Instrument ja nur eine Nebenrolle im klassischen Idiom eingenommen, nun sollte es auch als Soloinstrument wahrgenommen werden. Haydns Trompetenkonzert war ein revolutionäres, ein erstes großes Werk, das für die chromatische Trompete geschrieben wurde. Mit Recht wird dies als Meisterwerk angesehen. Auch wenn eine Detailanalyse des Konzertes hier viel zu umfangreich wäre, so sind doch zwei wesentliche Merkmale anzuführen: die chromatischen Passagen im mittleren und niederen Trompetenregister sind in jedem Satz präsent; das Andante, der zweite Satz ist von den modulativen Passagen in As-Dur und CesDur geprägt, in welchem die Trompete immer anwesend ist.72 Haydns Konzert inkludiert also Trompetenpassagen, die nur auf der chromatischen Trompete gespielt werden können. Es gibt jedoch Hinweise, dass Haydn einige „Reservemöglichkeiten“ für die neuen Fähigkeiten dieses Instrumentes vorgesehen hat, während er zeitweise die Soloteile mit Vorsicht behandelte. Außer einer Passage in der Mitte des zweiten Satzes dieses Konzertes, nimmt die Trompete an der Modulation nicht in großem Maße teil. Des weiteren 71 72 Dahlqvist, The Keyed Trumpet, S.10 Thomas Roeder, Michael, A History of the Concerto (Portland, Oregon: Amadeus Press, 1994), S.175-6 63 schiebt Haydn den technisch schwierigen Passagen kurze voran, indem er sie vom übrigen Teil trennt, womit er Weidinger Zeit gibt, sein Instrument zu resetieren und sich auf die folgende Passage vorzubereiten. Es gab die Behauptung, der Zweck dieser Pausen im Trompetenteil wäre „ein Atemholen für die Lippen des Trompetenspielers“ gewesen. Das Konzert ist nicht übermäßig lang und der Trompetenteil nicht übermäßig hoch, es erfordert dennoch eine ernstzunehmende Herausforderung für jeden guten Ausdauer und stellt eine große und geübten Trompetenspieler dar, insbesondere für Weidinger, der im clarino-Stil ausgebildet war. Die schwierigen Passagen, die Haydn einbaute, erschienen wie ein wirkungsvolles Resultat für die frühe chromatische Trompete als Soloinstrument – was gerechtfertigt war, da Weidinger ein Werk fand, das ausreichend herausfordernd war, um es nicht sofort aus- und aufführen zu können. Außer diesem Werk spielte er auch andere, weniger anspruchsvolle und für die chromatische Trompete weniger bedeutende, bis er „genügend Selbstvertrauen bekam, um zu anspruchsvolleren Werken übergehen zu können“.73 Mit dem ihm eigenen charakteristischen Fleiß setzte er weiterhin viel daran, seine Technik zu verbessern, bis er sich im Jahre 1800 schließlich bereit fühlte, das Konzert zu spielen – vier Jahre nachdem es komponiert worden war. Während Haydns Konzert heute als „klassisch“ gilt, so zeichnet doch die Vorsicht, mit der Haydn an das Schreiben der Solopassage heranging verantwortlich dafür, dass nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, die die Klappentrompete als Soloinstrument bieten kann. Ein weiteres Konzert eines anderen Komponisten war nötig, um Weidingers ganzes Können und das volle Potential seines Instruments zur Geltung zu bringen. Die technischen Verbesserungen an der Klappentrompete und Weidingers unermüdliches Üben zeigten Wirkung im Konzert für Trompete und Orchester in E, das Hummel für Weidinger im Jahre 1803 schrieb. Ein Vergleich der Kompositionsstile in der Rondo-Form, dritter Satz des Konzertes von Hummel und jenes von Haydn, macht klar, Hummel verwendet die Klappentechnik 73 Tarr, Edward, “Haydn’s Trumpet Concerto (1796–1996) and its Origins,” ITG Journal 21 (September 1996): S.33 64 (Ventile oder Klappen) für die Solotrompete im allgemeinen freier als Haydn. Haydns vermeidet in vielen Passagen die Tonhöhe, wo man Klappen verwenden würde, inklusive der umfangreichen Passagen, wo die Tonhöhe überwiegend als natürliche Tonhöhe eingesetzt wird.74 Während Haydn für gewöhnlich zu Beginn und Ende der Phrasen keine Klappen-Noten setzt und diese selten aufeinander folgen lässt, macht Hummel da offensichtlich keinen Unterschied zwischen den Noten, die Klappen erfordern oder auch nicht. Häufig gibt es Sprünge von Klappennoten auf Klappennoten. Passagen mit großen chromatischen Bewegungen in den Solotrompetenteilen (Beispiel 1) beinhalten in Haydns Sätzen hauptsächlich Noten längerer Dauer in Bezug auf das übrige Material, was suggeriert, dass Haydn mit technischen Ansprüchen vorsichtig umging, die für das Spielen solch schneller chromatischer Tonhöhe notwendig waren. Im Gegensatz dazu verzeichnet der Solotrompetenteil im Hummel-Konzert einen schnellen chromatischen Aufstieg in Sechzehntelnoten – eine anspruchsvoll-herausfordernde Figur, die Doppelzunge und große Fertigkeit der Hand erfordert, selbst beim Spiel auf der modernen Ventiltrompete (Beispiel 2). Das Konzert Hummels weist auch erweiterte Passagen in der parallelen Moll-Tonalität (e-Moll) auf – eine Modulation, die auf der Naturtrompete nicht ausführbar war. Auch wenn der dritte Satz im Haydnkonzert einige umfangreiche Modulationspassagen beinhaltet, spielt die Trompete eine geringe Rolle in solchen Passagen, außer um eine neue Tonart mit Fanfaren-Figuren anzukünden, nachdem diese von den Streichern festgelegt wird. Die Solotrompete hat Anteil an der Modulation von A-Dur bis C-Dur im zweiten Satz des Haydnkonzerts; wie auch immer, dieser Anteil besteht nur im langsamen Satz und ist viel weniger umfangreich, als im dritten Satz des Hummelkonzerts. Die Unterschiede zwischen den letzten Sätzen dieser beiden Konzerte spiegeln sich wahrscheinlich in der verbesserten Technik Weidingers und dessen Instruments in den Jahren 1796 und 1803 wider. 74 McCready, Matthew, “An Idiomatic View of the Keyed TrumpetThrough Two Concerti,” ITG Journal 9 (September 1984), S.50 65 Beispiel 1- Haydn, Das Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur, Trompetensolo, Dritter Satz (86-98) Beispiel 2 - Hummel, Das Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur, Trompetensolo, Dritter Satz (53-4) Der Materialvergleich aus zwei Sätzen lässt den Schluss zu, dass Hummel von Haydns Konzert wusste und ihn absichtlich zu übertrumpfen suchte – in den technischen Anforderungen und in der Virtuosität sowie im Experimentieren mit den chromatischen Fähigkeiten der Trompete. Am ersichtlichsten ist das in den Takten 194-232, am Satzende. Die Passagen der Takte 86-93 des Haydnkonzerts sind entlehnt und werden bei Hummel in den Takten 194-202 ausgeweitet.75 Hummel versucht, in virtuosen Passagen das Haydnkonzert zu übertrumpfen, das einen brillianteren und virtuoseren Ton erfordert, als ihn Weidinger darstellte. Die Takte 194-216 im Hummelkonzert können als Parallele der Takte 86-98 im 75 Phillips, Edward, “The Keyed Trumpet and the Concerti of Haydn and Hummel: Products of the Enlightenment,” ITG Journal 32 (June 2008): S.25 66 Haydnkonzert angesehen werden, während Takt 222-232 im Hummelkonzert Haydnskonzert, Takt 249-256, ablichtet (Beispiele 3 und 4). Die verzierte arpeggio-Passage bei Haydn, Takt 86-92, geht der absteigend chromatischen Linie der Takte 93-98 voraus – diese Idee adaptiert Hummel in seinem Konzert, Takt 210-216 (Beispiel 3). Schließlich verfolgt Hummel diese Idee mit einer anderen; in Haydns Konzert, Takt 249-255, spielt die Trompete eine Reihe von absteigenden Trillern, all in diatonischer Tonhöhe (Beispiel 4a). Hummel kehrt in den Takten 222-232 Haydns Material um und fügt eine chromatische Tonhöhe als Übergang hinzu (Beispiel 4b). Der Trillereinsatz, der die Chromatik einschließt, lässt Hummels Version dieser Idee virtuoser und technisch anspruchsvoller erscheinen, da er dem Solisten mehr Gelegenheit einräumt, seine chromatische Fertigkeit auf dem Instrument zu zeigen. Durch Entlehnung und Ausbau des Materials aus Haydns Trompetenkonzert – das einzige Grundmodell einer Solokomposition für die chromatische Trompete, das zu jener Zeit bestand – berief sich Hummel auf den direkten Vergleich zwischen den beiden Werken. Eine solche besondere Beziehung gab Weidinger die Möglichkeit und Gelegenheit, sein gesamtes Können zu zeigen, was zu jener Zeit sehr reizvoll war – und das ist es auch noch heute. Beispiel 3a - Haydn, Das Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur, Trompetensolo, Dritter Satz (86-98) 67 Beispiel 3b - Hummel, Das Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur, Trompetensolo, Dritter Satz (194-216) Beispiel 4a - Haydn, Das Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur, trompetensolo, Dritter Satz (248-256) . Beispiel 4b - Hummel, Das Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur, Trompetensolo, Dritter Satz (222–232) 68 5. Konzert Es-Dur von Joseph Haydn Es war 1795 als Joseph Haydn nach seinem erfolgreichen London Aufenthalt wieder nach Wien kriegerische Bedrohungen in zurückkehrte. Die Situation war durch Wien nicht einfach. Da trat mitten in der Arbeit der Hoftrompeter Anton Weidinger mit einer bahnbrechenden Erfindung an Haydn heran. Die beiden Männer waren einander wohl bekannt, denn immerhin war Haydn Trauzeuge bei der Hochzeit von Weidingers Tochter am 6. Februar 1797. Bei der Erfindung handelte es sich um eine Klappentrompete, welche die bis dahin überall verwendete Naturtrompete ablösen konnte. In der Tat war die Erfindung genial, denn mit dem bisherigen Naturinstrument konnte eben nur die Naturtonreihe geblasen werden. Bedenkt man noch die Unstimmigkeiten innerhalb der Naturtonreihe selbst, so war dies ein ziemlich eingeschränktes Spektrum, das den Komponisten zur Verfügung stand. Dessen ungeachtet vermochten Haydn und die übrigen Meister die klanglichen Vorzüge der Naturtrompete – und vor allem ihre Wirkung – gekonnt in ihren Werken einzusetzen. Es würde hier zu weit gehen, wollte man alleine Haydns Kompositionen aufzählen, wo dies der Fall ist. Dennoch lag es in der Natur der Sache, dass (anders als bei den Naturhörnern, die man „stopfen“ konnte) nichts darüber hinweg half, dass die spielbaren Töne der Trompete eben ziemlich begrenzt waren. An einen modulierenden Einsatz konnte man bisher nur im Wege des Umbaus des Instrumentes mit anderen Bögen oder durch Verwendung mehrerer Instrumente denken, was natürlich unpraktisch war und vor allem Zeit kostete. Melodien oder gar Chromatik konnten mit der Trompete so gut wie gar nicht vorgetragen werden. Höchst unerfreulich also, aber eine Tatsache mit der man sich abgefunden hatte (was nicht heißt, dass nicht auch wirkungsvolle Trompetenkonzerte geschrieben wurden. Man denke an die Konzerte von Leopold Mozart oder Joseph Haydns Bruder Michael). Nun also, mit Weidingers Erfindung, war es erstmals möglich das alles zu spielen. Haydn war vermutlich einer der ersten, der diese Erfindung zu sehen bekam und jedenfalls der erste, der dafür eine Komposition schrieb. 69 Noch dazu ein gewaltiges Werk, denn Haydns Trompetenkonzert gilt nicht nur als das erste für die moderne Trompete, sondern bis heute auch als das beste Werk dieser Art. Daran vermag auch das einige Jahre darauf komponierte Trompetenkonzert seines Schülers Johann Nepomuk Hummel, ebenfalls eine sehr wirkungsvolle Komposition, nichts zu ändern. Erst am 28.3.1800 wurde Haydns Trompetenkonzert öffentlich aufgeführt. Weidinger, Erfinder des Instruments und „Anstifter“ der Komposition war der Solist. Das Konzert, von dem es erfreulicher Weise auch das Autograph gibt, war ein großer Erfolg. Allerdings ging die Eroberung der Melodie und der Chromatik für dieses Instrument durch eine Anordnung mehrerer Klappensysteme zu lasten des Klanges. Ein guter Solist vermag das zwar zu kaschieren, gänzlich vermeiden lässt sich das aber kaum. Haydns kompositorischer Erfahrung und seinem Weitblick ist es zu verdanken, dass er sich von diesen klanglichen Trübungen nicht beeindrucken ließ und dennoch ein wunderbares Werk schrieb, das eigentlich erst aufgrund der in den folgenden Jahren weiteren Entwicklung der Trompete zur heutigen Ventiltrompete, die Haydn nicht mehr erlebte, sich aber vermutlich vorstellen konnte, in seiner wahren Pracht erklingen kann. Es mag nun die technisch noch nicht überwundene klangliche Problematik gewesen sein, oder auch der ziemlich hohe Schwierigkeitsgrad für Trompeter die den Umgang mit dem neuen System ja erst noch lernen und perfektionieren mussten die dazu führten, dass Haydns Trompetenkonzert erst 1929 gedruckt wurde. Eigentlich eine Merkwürdigkeit für ein (aus damaliger Sicht) nicht nur bemerkenswertes sondern vor allem bahnbrechendes Werk. Immerhin gilt es in unseren Tagen nicht nur als hellster Stern unter den Trompetenkonzerten, es zählt auch zu den populärsten Werken Haydns überhaupt und ist sicher das ausgereifteste Instrumentalkonzert, das der Meister komponierte. Abgesehen davon, dass Haydn auch die tiefe Besorgnis um seine Heimat zum Ausdruck bringt, die von Napoleons Truppen bedroht war. Die „Paukenmesse“ („missa in tempore belli“) mit dem nahenden Kanonendonner, die zur selben Zeit geschrieben wurde, ist Beleg für Haydns Abscheu vor dem Krieg. 70 Haydn lebte in kriegerischen Zeiten, bereits sein erster Fürst Paul Anton hatte sich auf den Schlachtfeldern für das Kaiserhaus verdient gemacht. Haydn wird nicht nur auf seinen Reisen die Opfer der diversen kriegerischen Auseinandersetzungen wie auch der französischen Revolution gesehen haben. Als er in England das „God save the King“ hörte, erkannte er die einigende und stärkende Wirkung, die von einer Volkshymne für eine bedrängte Nation ausgeht. Er komponierte im Jänner das Kaiserlied als „Volkslied“, das bereits am 12. Februar 1797 aufgeführt wurde. Hier, im zweiten Satz des zu dieser Zeit komponierten Trompetenkonzertes, klingt diese Melodie wenn auch verwandelt durch. Das Plakat der Uraufführung des Trompetenkonzerts von Haydn. Theaterzettel des Hofoperntheaters Als sollte das militärischste aller Instrumente, die Trompete, durch die weiche Melodie dem Frieden zugewendet werden. Jeder der drei Sätze ist ein Meisterwerk und künstlerisch eine Herausforderung. Bewundernswert ist 71 Haydns Fähigkeit, die Grenzen eines Instrumentes und einer neuen Technik auszuloten, die weder er noch jemand anderer vor ihm erforschen konnte. Die Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit mit der das geschieht lassen den erfahrenen Komponisten erkennen, der sein Instrumentarium – namentlich die Hörner – schon zuvor in vielen Symphonien nicht nur bis an die physikalischen Grenzen getrieben hat, sondern gelegentlich darüber hinaus. Dreiklangszerlegungen, die dem Instrument davor in den gut klingenden mittleren Lagen in die Wiege gelegt waren, treten in den Hintergrund. Tonleitern waren (mit den Einschränkungen der in sich unstimmigen Naturtonreihe) nur in den hohen Lagen möglich, nun konnte Haydn diese Möglichkeit erstmals auch in den tiefen Regionen einsetzen. Natürlich musste auch die Chromatik erprobt werden und wirkungsvoll für ein Instrument komponiert werden, dem solche Möglichkeiten bislang fremd war. Leise, fast etwas geheimnisvoll und einschmeichelnd eröffnet das Orchester den ersten Satz des Werkes, das auch mit zwei Tutti – Trompeten ausgestattet ist. Gegenüber den letzten Symphonien fehlen nur Klarinetten. Im vollen prächtigen Orchesterklang endet die wirkungsvolle Einleitung. Nun präsentiert der Solist gleich mit seinem zweiten Ton und einer Tonleiter in der tieferen Lage die neue Möglichkeit des Instruments. Ein Staunen muss durch die Reihen der Zuhörer gegangen sein, denn so etwas konnte man davor von einer Trompete noch nie gehört haben. Ein Staunen, dass sich immer mehr verdichtet haben muss, denn das ist ja erst der Anfang. Eine kleine Wendung am Ende des ersten Teiles des Themas wird zuerst gestoßen, dann lyrisch mit einer Bindung versehen. Es folgt eine Tonleiter aus 1/16 Noten bis zum hohen g, hernach eine Dreiklangszerlegung die zum klingenden as hinunter führt, neuerlich einem davor unspielbaren Ton. Nun wird darauf sogar ein Triller gelegt um die Freude über die neuen Möglichkeiten zu zeigen. Als nächstes hören wir eine chromatische Tonleiter nach unten – noch dazu mit einem Bindebogen. Beides kurz zuvor völlig unmöglich; während die trompetenden Kollegen im Orchester sowohl in der Einleitung als auch im restlichen Satz weiterhin rein in der Naturtonreihe spielen müssen / dürfen. Es gab ja weder ausreichende Instrumente noch genügend Spieler für die neue Erfindung. Das alles – und auch die kommenden Passagen – werden so natürlich und 72 musikalisch komponiert, als hätte Haydn durch Jahrzehnte schon hunderte solcher Konzerte geschrieben. Nirgendwo bemerkt man (heute), dass nicht nur herrliche Musik erklingt, sondern eine völlig neue Technik erprobt wird. Genussvoll hebt Haydn die Mittel hervor, die sich ihm nun bieten. Leittöne, Halbtonschritte, Chromatik, alles steht ihm jetzt zur Verfügung und nichts davon wird ausgelassen. Selbst in die allertiefsten Regionen des Instruments (und wieder chromatisch) wagt Haydn sich vor. Wäre es nicht vollendete Musik, es würde die allerbeste „Studie“ für eine neue Erfindung sein, was sich hinter dem Meisterwerk verbirgt. In einer nie da gewesenen Weise beginnt die Trompete zu singen als wäre sie ein Streichinstrument – und bewahrt zugleich den Schwung eines „Allegro Satzes“. Auch das ist eine Meisterleistung. Aber eigentlich entzieht sich der Satz jeglicher Beschreibung durch Worte. Ebenso der zweite Satz. Es ist die eindringliche Bitte des Komponisten der „Messe in Zeiten des Krieges“ um Einigkeit und Friede. Ein musikalisches Gebet, das hier vorgetragen wird - das selbst Ruhe und Frieden ausstrahlt, in einer von Kanonen und Tod bedrohten Zeit. Mit nicht für möglich gehaltener Melodik erklingt die Trompete und öffnet dem Solisten das Tor in eine neue Welt, während Haydns Kompositionskunst nicht mehr von dieser Welt ist. Ein einziger Bogen spannt sich vom ersten bis zum letzten Takt des Satzes, der so natürlich endet, als würde es keine andere Möglichkeit geben, wie diese Musik verlaufen könnte. Wie aus einem Traum werden wir vom lebhaften dritten Satz geweckt. Eine gewaltige Lebensfreude wohnt in dieser Musik, die angesichts der gegen Wien anrückenden französischen Truppen nur auf Haydns grenzenloses Gottvertrauen zurückzuführen ist. Beachtlich der Schwung und die Energie, die der 64 jährige Haydn sprühen lässt. Der Satz ist fast nicht mehr von Haydns großen Symphonien zu unterscheiden, wenn nicht doch noch die Trompete die Oberhand hätte. Mit Bewunderung ist, wie schon in dem gesamten Konzert, besonders im Finale die Gleichberechtigung des Orchesters hervorzuheben, das dem Solisten 73 dennoch viel Raum für seine Präsentation lässt In keinem Konzert Beethovens oder der Romantik ist eine solche Ausgewogenheit bei gleichzeitiger Weglassung von allem Überflüssigen wiederzufinden wie bei Haydns letztem Instrumentalkonzert. So ist es kein Wunder, dass dieses Konzert mit jedem seiner Sätze bis heute zu den unerreichten Sternen der Tonkunst zählt. 5.1. Aufbau der einzelnen Sätze Im Trompetenkonzert 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 (Naturtrompeten) Im 1. setzt Haydn neben den Streichern Hörner und 2 2 Flöten, Trompeten in Es ein, Klarinetten fehlen. Satz, Allegro, angelehnt Hauptthema zunächst von den an die Sonatenform, Streichern wird das leise vorgestellt. Mit vollem Orchesterklang endet die wirkungsvolle Einleitung. Für die Zuhörer von 1800 der Solotrompete wurden waren. Eine Tonfolgen, Tonleiter erfolgte nun Töne gespielt, die in tiefen sowie – in Zeit damaligen Überraschung. Von bisher Lage, dann bis zum tiefen as hinab, weiter Tonfolgen und Trillern der der eine nicht möglich gefolgt von mit 16tel chromatischen geschicktem Wechsel der Klangregister eine unglaubliche Darbietung auf der Trompete. 74 Haydn nützte die Klappentrompete neuen technischen Möglichkeiten und ihren Klangcharakter voll aus. ‐Trompeter mussten sich allerdings an die Naturtonreihe Hauptthema tritt Male auf. In Nebenthema in T60 Solotrompete beginnt Abwärtsbewegung der Klappentrompete Solokadenz ein schließt der erste Der 2. Satz, Andante, man in Haydns ganzen sanfter Tutti-- halten. Das in T93 sowie T125 weitere vom Hauptthema steht in in T54 bester Satz in und abgeleitetes Weise. T73 Mit Weise Satz und gibt der die ab. der Vokalwerken. Ein zeigt einer virtuosen Subdominate ist ein lyrisches Siciliano im 6/8tel Takt. Entsprechende den Die auf der Dominante. Die chromatische Meriten der der großer Trompete Bogen die As-‐Dur und Sätze findet spannt sich über Möglichkeit auch in sich zu präsentieren. 75 Das Thema tritt im Wechsel von Tutti und Solo auf. dreigliedrig A Solo Beim – A – B’ 8T 2T eingepackt in Durchführung den T tutti Sinfonien und mit einem Tutti wird – – B B’’ 8T ist – – B 8T tutti – Abschluss A 4T . handelt es sich um ein virtuoses Rondo, 180 Exposition T 1 – und Reprise T 181 – 295. 124, Wie in oder seinen Streichquartetten zeigt Haydn hier seine mit guten im Maß ersten einer an Vielfalt von überraschenden Ideen spitzbübischem Teil das Material in der Grundtonart vorgestellt. angelegt. Solo 4T Solo Sonatensatz: 125 – Kombinationsfähigkeit Im Solo 3. Satz, Allegro, seinen Satz angelegt. 8T tutti 8T Der Humor. thematische und motivische Das Hauptthema ist mehrteilig Das Motiv im 3.Takt wird zwei Mal wiederholt, einmal in Sechzehntel-‐Bewegung. Dieses Vl. II Motiv tritt in einzelnen Stimmen T16, Vl. I T59, Fl. T127, Fag. immer T144, Vc wieder T161, auf: z.B. VI T170. 76 Hauptthema A Ein solches Thema oder die diesem Satz, wären auf der Das Thema zweite gestaltet. Finden ist sich Naturtrompete wie im Triolenketten üblich ersten und Oktavsprünge in nicht spielbar gewesen. als Gegensatz Thema aufsteigende zum ersten Bewegungen, so ist die Bewegung im zweiten abwärts gerichtet. 2. Thema Dieses dann B (motivisch) Thema aber Übergang im mit Sechzehntel) Hauptthema ist piano dem bis zu zwei Mal auf, quasi rhythmisch zum verstärken. mit einer um Betonung den verkürzten Einsatz Die der versehen, folgenden Motiv B lebendigen (Achtel, zwei Solotrompete mit Sechzehntel-‐Bewegung tritt dem im T7 77 des Themas findet sich in Dieses Motiv verändert allem und C im auch in den 3. Thema In wird einem Laufe zu des weiteren Satzes Kettenbildungen T142 – T180 Motiv in T68 sequenziert, verwendet. wieder. harmonisch Es tritt vor auf. (motivisch) der Reprise erklingen nochmals alle drei Themen. Satzes: Exposition T1 |:A (Solo):| — T68 (tutti) (Solo) — C T142 A T181 A (tutti) — der Themen — T282 (tutti):| — — (Solo) T192 A T80 T28 B(Solo) Modulation C (tutti) — B (tutti) — Durchführung nach T200 Aufbau As-‐Dur T45 des |:A T125 A Reprise B (Solo) Verarbeitung (Solo). 78 79 6. Zusammenfassung Als ich diese Arbeit schrieb, habe ich mich bemüht, Subjektivität außer Acht zu lassen und nur jene Fakten anzuführen, die andere überprüft und aufgeschrieben haben. Dennoch können wir alle, die wir Musik lieben, Emotionen nie ganz ausschalten und so habe auch ich mich bei diesem Anlass diesem glänzenden Komponisten noch weiter angenähert. Ich spiele sein Konzert und gleichzeitig schreibe ich über ihn. Ich muss gestehen, dass ich an seine Musik nun völlig anders herangehe und diese anders erlebe. Wenn ich seine Musik spiele, frage ich mich, ob ich wenigstens zum Teil in der Ausführung erreichen kann, was der Komponist erdachte. Dennoch, wenn ich die Gedanken vieler erfahrener Musiker verfolge, kann ich feststellen, wie doch jeder Musiker eine Welt für sich ist; jeder wird Haydn auf seine ganz eigene Weise spielen. Aus dieser Zeit der Recherche, die ich nun in Bezug auf das Leben Haydns verbracht habe, kann ich den Schluss ziehen, noch dankbarer zu sein für die wunderbaren Werke, die er uns hinterlassen hat. Gleichzeitig bin ich mir der Verantwortung bewusster, denn auch ich bin aufgerufen, das Wissen über sein Werk zukünftigen Generationen weiterzugeben. Ich muss gestehen, dass mich dank dieser Arbeit einmal mehr Zufriedenheit, Stolz und Ehre erfüllt haben, an dieser authentischen Musikwelt teilhaben zu dürfen. 80 7. Anhang / Literaturliste / Quellen Plavša, Dušan: Muzika, Pošlost,sadašnjost,ličnosti,oblici. "Nota", Knjaževac, 1981. Hindley, Geoffrey: Larrouse Encyclopedia of Music, The Hamlyn Publishing Group Limited, London, 1971. Abraham, Gerald: The Concise Oxford History Of Music,Oxford University Press, New York,1979. Andreis, Josip: Vječni Orfej, školska knjiga, Zagreb, 1968. Selak, Stanislav Prof.: Metodika nastave limenih puhačkih instrumenata, Zagreb,2011. Kovačević, Krešimir: Muzička Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1971. Šentija, Josip: Opća Enciklopedija, Zagreb, JLZ, 1979. Andreis, Josip: Povijest Glazbe, Zagreb, Mladost, 1974. Altenburg, Johann Ernst: Versuch einer Anleitung zur heroisch-musikalischen Trompeter- und Pauker-Kunst, Leipzig 1972 Dahlqvist, The Keyed Trumpet Tarr, Edward, “Haydn’s Trumpet Concerto (1796–1996) and its Origins,” ITG Journal 21 (September 1996) Thomas Roeder, Michael, A History of the Concerto (Portland, Oregon: Amadeus Press, 1994) McCready, Matthew, “An Idiomatic View of the Keyed TrumpetThrough Two Concerti,” ITG Journal 9 (September 1984) Phillips. Edward, “The Keyed Trumpet and the Concerti of Haydn and Hummel: Products of the Enlightenment,” ITG Journal 32 (June 2008) Internetquellen https://en.wikipedia.org/wiki/Trumpet_Concerto_(Haydn) https://de.wikipedia.org/wiki/Naturtrompete https://hr.wikipedia.org/wiki/Joseph_Haydn http://markuswuersch.ch/wp-content/uploads/video/Klappentrompete 81 (Name in Blockbuchstaben) (Matrikelnummer) Erklärung Hiermit bestätige ich, dass mir der Leitfaden für schriftliche Arbeiten an der KUG bekannt ist und ich diese Richtlinien eingehalten habe. Graz, den ………………………………………. ………………………………………… Unterschrift der Verfasserin / des Verfassers Leitfaden für schriftliche Arbeiten an der KUG (laut Beschluss des Senats vom 18. Juni 2013) 82