LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 8. 1 Magnetisches Feld und Induktion 8.1. Magnetisches Feld Magnetisches Feld ist der Raum um Ströme elektrischer Ladungsträger und um Dauermagnete. Es wird qualitativ durch ein magnetisches Feldlinienbild beschrieben. Die quantitative Beschreibung r erfolgt u.a. durch die magnetische Flussdichte B . Magnetische Feldlinien Die Richtung der Feldlinien wird durch den Nordpol eines magnetischen Probekörpers angezeigt. Magnetische Feldlinien treten am magnetischen Nordpol aus, treten im magnetischen Südpol ein und setzten sich im felderzeugenden Körper fort d.h. die Feldlinien haben keinen Anfang und kein Ende, sie sind immer geschlossen. Magnetfeld der Erde ist ein inhomogenes magnetostatisches Feld. Der magnetische Südpol befindet sich in der Nähe des geographischen Nordpols. Der magnetische Nordpol befindet sich in der Nähe des geographischen Südpols. Dauermagnetismus hat elektrische Ursachen z.B. durch Ströme innerhalb der Atome und Moleküle. Magnetfeld um einen geraden stromdurchflossenen Leiter Zur symbolischen Darstellung von Stromrichtung und Feldlinienrichtung in der Zeichenebene wird folgendes festgelegt: Strom bzw. Feldlinien kommen aus der Ebene heraus Strom bzw. Feldlinien gehen in die Ebene hinein HANS CHRISTIAN OERSTED (1777 - 1851) entdeckte im Jahre 1820 die magnetische Wirkung elektrischer Ströme und damit den Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus. Rechte-Hand-Regel (auch UVW-Regel) ermöglicht den Zusammenhang zwischen der Bewegungsrichtung der Ladungsträger (Daumen), der Richtung des Magnetfeldes (Zeigefinger) und der Richtung der Kraft auf die Ladungsträger (Mittelfinger) zu erfassen. LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 8.2 Kraftwirkung auf einen stromdurchflossenen Leiter 8.2.1 Leiterschaukel - Grundversuch Ein stromdurchflossener Leiter erfährt in einem Magnetfeld eine Kraftwirkung. Die Richtung der Kraft ist erstens durch die Stromrichtung und zweitens durch die Richtung der Feldlinien gegeben. (vgl. Rechte-Hand-Regel) 8.2.2 Die magnetische Flussdichte – Messversuch mit der Stromwaage Versuchsanordnung: Index: L ... Leiterdaten; S ... Spulendaten Wegen der Verwechslung der Buchstaben von Strom und Leiterlänge (im Druck) wird der Strom wenn erforderlich mit J (JOT) geschrieben! 2 LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 3 Versuchsbeschreibung: zu untersuchende Formen der Leiterschleife Versuchsdurchführung und Messwerttabelle: F = f ( J L ; lL ; J S ; Vermutete Abhängigkeiten - Hypothese: NS ) lS Vers.-Nr. 1 2 3 4 5 6 7 lL in 10-2 m 2,0 4,0 8,0 8,0 8,0 8,0 8,0 JL in A 10 10 10 5,0 2,5 10 10 JS in A 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 2,5 5,0 NS in m-1 lS 400 400 400 400 400 400 200 F in mN 0,5 1,0 2,0 1,0 0,5 1,0 1,0 Auswertung: Spulendaten konstant: J S = 5,0 A ; NS = 400m −1 lS Leiterdaten variabel: 1. F = f ( J L ) ; l L = 8,0 ⋅10 −2 m = konstant Vers.-Nr JL in A F in mN F in mN·A-1 JL Folgerung: 3 10 2,0 4 5,0 1,0 5 2,5 0,5 LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 4 2. F = f ( lL ) ; J L = 10,0 A = konstant Vers.-Nr lL in 10-2 m F in mN 1 2,0 0,5 2 4,0 1,0 3 8,0 2,0 F in 10-1Nm-1 lL 0,25 0,25 0,25 Folgerung: Zusammenfassung: F ~ J L ∧ F ~ lL k= Definition: B= ⇒ F ~ J L ⋅ lL ⇒ F = k ⋅ J L ⋅ lL F = konstant J L ⋅ lL Diese Konstante ist durch das Magnetfeld bestimmt k = B F magnetische Flussdichte J L ⋅ lL [ B] = 1N = 1T 1A ⋅1m T ... Tesla1 Bedeutung der Flussdichte von 1 Tesla einer Spule: Eine Spule hat die magnetische Flussdichte von 1 Tesla, wenn ein Leiter mit der Länge von 1 Meter (senkrecht zu den Feldlinien) der von einem Strom von 1 Ampere durchflossen wird, eine Kraftwirkung von 1 Newton erfährt. 8.2.3 Vektordarstellung aus B = F umgestellt nach F ⇒ F = I · (l · B) bzw. I ⋅l ( v v v als Vektorprodukt F = I ⋅ l × B ) v v Die Vektoren l und B bilden ein Rechtssystem, d.h. sie stehen paarweise aufeinander senkrecht. vgl. Dreifingerregel: v F v B UVW-Regel v l 1 Tesla, Nikola – kroatisch-amerikanischer Elektroingenieur (1856-1943) – 1883 Wechselstrom-Induktionsmotor LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 5 8.3 Lorentzkraft 8.3.1 Definition aus ( ) v v v F = I ⋅ l ×B ⇒ mit r Q r l I= und v = t t r v Q r v l v F = ⋅ l × B = Q ⋅ × B t t ( ⇒ ) v v v F = Q ⋅ (v × B ) r r v⊥B ⇒ für den Sonderfall: F = Q⋅v⋅ B mögliche Bedeutung der Geschwindigkeit v - bewegte Ladung im Magnetfeld: 1. 2. 3. Ein Leiter bewegt sich mit seinen „gebundenen“ Elektronen mit der Leitergeschwindigkeit v im Magnetfeld. Die Elektronen sind zum Leiter relativ in Ruhe. Anwendung: Generator Ladungen bewegen sich in einem Leiter mit der Driftgeschwindigkeit v. Der Leiter befindet sich im Ruhezustand. Anwendung: Elektromotor, Hallgenerator Freie Ladungen (positiv bzw. negativ geladene) bewegen sich in einem Magnetfeld mit der konstanten Fluggeschwindigkeit v. Anwendung: Fadenstrahlrohr Überlagerung von elektrischem Feld und magnetischem Feld: v v Elektrisches Feld: Fe = Q ⋅ E Die elektrische Kraft wirkt auf ruhende und bewegte Ladungen. Beispiel: Millikan-Versuch, Oszilloskop (Braunsches Rohr) v v v Magnetisches Feld: Fm = Q ⋅ (v × B ) Die magnetische Kraft wirkt nur auf bewegte Ladungen. Beispiel: Fadenstrahlrohr Wirken beide Felder gleichzeitig, so kommt es zu einer Überlagerung der beiden Felder. ( ) ( r r r r r r r r r Fges = Fe + Fm = Q ⋅ E + Q ⋅ v × B = Q ⋅ E + v × B ( r r r r Fges = Q ⋅ E + v × B ) ) r r r d.h. die Richtungen von E und v × B sind entscheidend über die Kraftwirkung F auf eine Ladung Q LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 6 8.3.2 Hallgenerator - Halleffekt Versuchsanordnung v ... Driftgeschwindigkeit der Elektronen im Leiter - entspricht der physikalischen Stromrichtung! v B v -e v d V I S Betriebsspannung Versuchsbeschreibung und Aufbau: „Anlaufvorgang“: Gleichgewichtssituation - stationärer Zustand: v v v v Fe = Q ⋅ E mit Q = -e ⇒ Fe = −e ⋅ E , Kraftvektor entgegen dem Feldvektor ! Es baut sich ein elektrisches Feld auf, bis gilt: r r U U Fe = Fm ⇒ − e ⋅ E = −e ⋅ v ⋅ B ⇒ mit E = H ⇒ H = v ⋅ B ⇒ d d UH = d ⋅v ⋅ B ... Hallspannung 1 1 ungestellt nach der Flussdichte: B = ⋅U H mit = konstant d ⋅v d ⋅v ⇒ B ~ UH Ein Spannungsmesser kann in Tesla geeicht werden. ⇒ Messung von Magnetfeldern - Flussdichtemessgerät (Teslameter) UH LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 7 8.3.3 Spezifische Ladung eines Elektrons Versuchsanordnung und – beschreibung Elektronen werden mit der Geschwindigkeit v (Elektronenkanone) senkrecht in ein r r Magnetfeld eingeschossen. v ⊥ B Bedingung für Kreisbahn: 1. zeitlich konstantes und homogenes Magnetfeld r r 2. v ⊥ B ⇒ Bewegung in einer Ebene (keine Spirale) r r r r 3. F ⊥ v ⇒ v = konstant ⇒ F = konstant FL ist Zentralkraft ⇒ Kreisbahn Fz = Fm me ⋅ v 2 = e⋅v⋅ B r e ⋅r ⋅B v= me Herleitung: Quadrieren 2 v 2⋅ 2 e ⋅U A me e me e = ⋅ r 2 ⋅ B 2 me 2 e 2 2 = ⋅ r ⋅ B me 2 ⋅U = 2 A2 r ⋅B mit ve2 = 2 ⋅ e ⋅U A me Mit dem bekannten Wert der Elementarladung e ist die Masse des Elektrons me berechenbar. e me = e me = 9,1094 ⋅10 −31 kg me Aufgabe: FOS AP 2005/II 1.0... FOS AP 2000/II 1.0... FOS AP 2001/I 1.0... FOS AP 1998/II 2.0... FOS AP 2008/III 1.0... LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 8 8.3.4 Wienfilter hier als Beispiel die Ladung eines Elektrons + U v B v E e- d v v Fe = Fm Für die geradlinige Flugbahn des Elektrons gilt: e⋅ E = e⋅v⋅ B E B U v= d ⋅B v= Das Vorzeichen der Ladung und die Masse der Teilchen haben hier keine Bedeutung. Diese Anordnung ist für alle Ladungsarten geeignet. Nur Teilchen einer ganz bestimmten Geschwindigkeit können den Kondensator passieren (verlassen). Die anderen werden je nach Ladung und Geschwindigkeit auf die Kondensatorplatten aufprallen bzw. abgelenkt. Geschwindigkeitsfilter Die herausgefilterten Teilchen (alle gleiche Geschwindigkeit) werden danach senkrecht zu den Feldlinien eines Magnetfeldes weiterfliegen. Hier werden sie je nach ihrer spezifischen Ladung und Q auf verschiedene Kreisbahnen abgelenkt m treffen an verschiedenen Anzeigeschirms auf. - vereinfachter Massenspektrograph Stellen eines Wienfilter U Magnetfeld von Ionenquelle d Radius r Schlitzblenden Photoplatte Aufgabe: FOS AP 2004/III 2.0... Massenspektrograph r B LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 9 8.4 Magnetische Flussdichte einer langgestreckten Spule Der Innraum der Spule ist leer. Die Spulenlänge lS ist mindestens 10 mal größer als der Spulendurchmesser (⇒ langgestreckt). Die Windungen NS sind einlagig aufgebracht. Die Flussdichte B wird mit einer Hallsonde gemessen. Versuchsanordnung wie 8.2.2 Messwerttabelle Vers.-Nr. 1 2 3 4 5 6 7 lL in 10-2 m 2,0 4,0 8,0 8,0 8,0 8,0 8,0 JL in A 10 10 10 5,0 2,5 10 10 JS in A 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 2,5 5,0 NS in m-1 lS 400 400 400 400 400 400 200 F in mN 0,5 1,0 2,0 1,0 0,5 1,0 1,0 Auswertung: Untersucht wird die Abhängigkeit der Flussdichte B von den Kenngrößen der Spule (Windungszahl NS, Spulenlänge lS und Stromstärke JS). Da die Flussdichte B ~ F ist, wird anstelle der Flussdichte B die Kraft F betrachtet. Die Leiterdaten aus dem Versuch 8.2.2 bleiben konstant: J L = 10 A ; l L = 8,0 ⋅10 −2 m LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 1. F = f ( J S ) ; 10 NS = 400m −1 = konstant lS Vers.-Nr JS in A F in mN 3 5,0 2,0 6 2,5 1,0 F in mN·A-1 JS 0,4 0,4 Folgerung: 2. F = f ( NS ) ; lS = 5,0 A = konstant lS Vers.-Nr NS in m-1 lS F in mN F NS lS in 10-6Nm 8 7 400 200 2,0 1,0 5,0 5,0 Folgerung: Zusammenfassung: ⇒ F ∼ JS ∧ F ∼ ⇒ B ∼ JS ∧ ⇒ B = k ⋅ JS ⋅ B ∼ NS bei konstanten Leiterdaten J L und lL ist F ∼ B lS NS lS ⇒ B ∼ JS · NS lS ⇒ N B = µ0 ⋅ µr ⋅ J S ⋅ S lS µ0 = 12,566 ⋅10−7 Vs Am = 4 ⋅ π ⋅10 −7 Vs Am k= NS lS ⇒ B =µ N JS ⋅ S lS mit µ = µ0 ⋅ µ r µ 0: ... magnetische Feldkonstante µ r: ... Permeabilitätszahl (Stoffkonstante – Luft: µ r ≈ 1) Nm 1VAs Vs [ µ0 ] = 1 A1⋅1Tm−1 = 11TmA = 11Am ⋅ A = 1 Am⋅ A = 1 Am LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 8.5 Aufgaben zu den Kapiteln 8.1 - 8.4 e/m - Bestimmung AP 1981 IV 11 LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 12 Hinweis zu 6) Feldstärke im Mittelpunkt einer kreisförmigen Leiterschleife: H = I / (2·r) Empfehlung: Bearbeiten Sie auch aus dem Buch die entsprechenden Übungsaufgaben! LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 13 8.6 Induktion 8.6.1 Grundversuche und qualitative Aussagen Faraday’scher Grundversuch (Michael Faraday, 1791 - 1867) Im Magnetfeld eines Dauermagneten (Hufeisenmagnet) wird eine Leiterschleife bewegt. Folgerung: An den Enden der Leiterschleife wird eine Spannung (Polarität) gemessen. Diese Spannung wird induzierte Spannung oder Induktionsspannung bezeichnet. Verantwortlich für die Ladungsverschiebung ist die Lorentzkraft: v v v v Fm = FL = Q ⋅ (v xB) Qualitative Versuche Ein Leiter wird zu einer Spule gewickelt und im Magnetfeld eines Hufeisenmagneten bewegt. Es werden nun verschiedene Möglichkeiten der „Bewegung“ untersucht. Fall a) Magnet in Ruhe - Spule bewegt sich achsial über einen Schenkel des Magneten. Folge: Die Richtung der Spulenbewegung wird umgekehrt: Folge: Fall b) Spule in Ruhe - ein Schenkel des Magneten bewegt sich achsial in der Spule. Folge: Die Richtung der Magnetenbewegung wird umgekehrt: Folge: Fall c) gleiche Anordnung wie b) jedoch bewegt sich die Spule nicht gegenüber dem Magneten. Relativgeschindigkeit ist null. Beiden bewegen sich mit gleicher Geschwindigkeit. Folge: Fall d) Magnet in Ruhe - Spule bewegt sich achsial entlang der Feldlinien des Magneten Folge: Fall e) Magnet in Ruhe - die Spule liegt achsial entlang der Feldlinien des Magneten Die Spule wird senkrecht zu den Feldlinien aus dem Magnetfeld gezogen. Folge: LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 14 Die Versuche a) bis e) lassen sich in gleicher Weise durchführen und führen zu den gleichen Ergebnissen, wenn man den Dauermagneten durch einen Elektromagneten ersetzt. Dieser Elektromagnet besteht aus einer Feldspule (Erregerwicklung) und einem Weicheisenkern in Hufeisenform. Die Erregerwicklung wird mit Hilfe eines Schalters an eine Erregerspannung gelegt. Zusammenfassung: Eine Induktionsspannung entsteht dann, wenn sich ein elektrischer Leiter (Spule) und ein Magnetfeld relativ zueinander bewegen. Die Polarität dieser Spannung und als Folge die Richtung eines Stromes bei belasteter Spannungsquelle ist von der Bewegungsrichtung abhängig. GENERATORPRINZIP Die Induktionspule ist in Ruhe - über einen Schenkel des Weicheisenkerns geschoben: Induktion ohne „Bewegung“ Fall f) Die Erregerspannung wird mit dem Schalter angeschaltet bzw. abgeschalten. Ein magnetisches Feld wird aufgebaut bzw. „bricht“ zusammen. Folge: In beiden Fällen wird ....... Fall g) Die Erregerspannung wird über einen Schiebewiderstand mit dem Schalter angeschaltet. Ein magnetisches Feld wird aufgebaut. Die Änderung des Magnetfeldes wird durch Veränderung des Widerstandes (Strom ändert sich) bewirkt. Folge: Eine Induktionsspannung entsteht, wenn sich das magnetische Feld, das sich im Inneren der Induktionsspule befindet, ändert, also auch wenn keine Relativbewegung zwischen Spule und Elektromagnet stattfindet. TRANSFORMATORPRINZIP Untersuchung der Abhängigkeit der induzierten Spannung von der Windungszahl N i der Induktionsspule: Ein Stabmagnet wird aus einer bestimmten Höhe h in das Innere der Induktionsspule fallen gelassen. Dadurch ist gewährleistet, dass bei verschiedenen Versuchen immer die gleiche Geschwindigkeitsänderung stattfindet. Als Unterlage wird eine Styroporplatte verwendet. Stabmagnet V-Nr. Induktionsspule h V Ni Ui 1 250 Voltmeter Ui Folgerung: 2 500 Ui Ni 3 1000 LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 15 8.6.2 Bewegter Leiter in einem homogenen Magnetfeld 8.6.2.1 Vermutung - Hypothese der Abhängigkeiten Bisherige Kenntnisse: v v v Fm = ( J ⋅ l ) × B ⇒ v v v⊥B v v v v Fm = FL = Q ⋅ (v × B) ⇒ aus Qualitative Versuche 8.6.1: Hypothese Fm = J ⋅ l ⋅ B ; Fm = Q ⋅ v ⋅ B U i = f ( B ; l; v ) 8.6.2.2 Theoretische Herleitung Gedankenversuch: Auf zwei blanken (im Abstand l ) Metallschienen wird ein ebenfalls blankes Leiterstück (Länge l ) mit konstanter Geschwindigkeit v bewegt. Senkrecht zu dieser Anordnung wirkt ein homogenes magnetisches Feld der magnetischen Flussdichte B. v B C Ui V v Fm v Fe v v D v v v ⊥ B ; CD = l F = e⋅v⋅ B ; v = s t An C bildet sich ein Elektronenüberschuss (- Pol) An D bildet sich ein Elektronenmangel (+ Pol) Anlaufvorgang - bis stationärer Zustand erreicht ist (ähnlich wie bei Hallgenerator) v v v r Fm ⇒ Ladungsverschiebung v×B ⇒ ⇒ ein elektr. Feld mit E baut v v Fe wirkt auf Elektronen Fe ⇒ v wirkt solange auf die Elektronen, bis zwischen der magn. Kraft Fm und der elektr. Kraft v Fe Gleichgewicht herrscht. sich zwischen C und D auf Stationärer Zustand: ⇒ Fe = Fm e⋅ E = e⋅v⋅ B Ui = v⋅B l Ui = B ⋅l ⋅v ... die Hypothese hat sich bestätigt Der Vorteil, dass zuerst die theoretischen Methode (deduktive2 Methode) vor der experimentellen Methode (induktive3 Methode) durchgeführt wird, ist, dass man aus der Theorie für den Versuchsaufbau schon Hinweise auf die Gerätschaften hat. 2 3 Ableiten des Besonderen aus dem Allgemeinen Schlussfolgern vom Besonderen auf das Allgemeine LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 16 8.6.2.3 Messversuch Versuchsbeschreibung und –aufbau v ... Geschwindigkeit - „Seilwinde“ mit Motorantrieb und konstanter Drehzahl An der Motorwelle befinden sich Scheiben mit folgenden Durchmessern: 0,75cm; 1,5cm; 3,0cm. v ∼ r l ... Leiterlänge - Querstab veränderlicher Länge zur Bewegung - wird von Seilwinde gezogen B ... Flussdichte des homogenes Magnetfeldes - zwischen zwei Eisenplatten (leiten die magn. Feldlinien) werden an den Randbereichen kleine runde Stabmagnete gelegt Ui ... Induktionsspannung - Voltmeter Die Schlittenlänge beträgt s = 49cm. Die Zugzeit t für diese Länge s wird mit einer Stoppuhr gemessen. Daraus kann man die Geschwindigkeiten errechnen. Eisenplatten Motor Rundmagnete B Zugseil v v l Schlitten Messverstärker V Ui Voltmeter Rundmagnete Die magnetische Flussdichte B wird durch Veränderung der Anzahl der Rundmagnete verändert und mit der Hallsonde gemessen. Die wirksame Leiterlänge l wird durch die Veränderung des Querstückes geändert: 2cm, 3cm; 4cm Es ergeben sich drei Versuchsreihen: jeweils zwei der freien Variablen müssen konstant bleiben. LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 17 Messwerttabellen: konstant ... B = 58mT; l = 4,0cm 1. Versuch: t s v cm ⋅ s −1 Ui mV Ui v mV ⋅ cm −1 ⋅ s 17 9 5,5 2,9 5,8 11,5 0,07 0,13 0,24 0,02 0,02 0,02 Folgerung: konstant ... B = 58mT; v = 11,5cm ⋅ s −1 2. Versuch: l cm Ui mV Ui l mV ⋅ cm−1 4 3 2 0,24 0,17 0,12 0,06 0,056 0,06 Folgerung: konstant ... v = 11,5cm ⋅ s −1 ; l = 4,0cm 3. Versuch: B mT Ui mV Ui B V ⋅T −1 58 43 29 0,24 0,19 0,13 0,004 0,004 0,004 Folgerung: Zusammenfassung: Ui ∼ v ∧ Ui ∼ l U i = k·v·l·B [k ] = ⇒ V ⋅s = m ⋅ m ⋅T ∧ U i ∼ B ⇒ U i ∼ v·l·B k= ⇒ Ui v⋅l ⋅ B =1 ... überprüfen Sie! LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 18 Berechnen Sie aus einer Messung den absoluten Fehler ∆k = k soll − kist . Berechnen Sie den relativen Messfehler ∆k . k soll Induktionsspannung für eine Schleife (eine Windung): Ui = B ⋅l ⋅v Ui = Ni ⋅ B ⋅l ⋅ v für N-Windungen gilt: Diese Spannung ist bei konst. Geschwindigkeit konstant und damit eine Gleichspannung. 8.6.3 Magnetischer Fluss Φ Die Stärke des magnetischen Feldes in einem Raum kann man modellhaft durch die Anzahl der Feldlinien darstellen die durch ein kleines Flächenstück hindurchgehen. Feld 1 Feld 2 A1 A2 Feld 3 A3 A2 A2 Die Gesamtzahl der Feldlinien entspricht dem magnetischen Fluss Φ. Man umfasst einen magnetischen Fluss analog wie ein „Strohbündel“. Die Feldlinien liegen verschieden dicht. Mit der Größe der magnetischen Flussdichte B beschreiben wir diese Wirkung. Bei gleicher Fläche A = konstant gilt: Φ~B Bei gleicher Flussdichte B = konstant gilt: Φ ~ A Definition: Φ = B⋅A für r r B || A0 r r allgemein gilt: Φ = B ⋅ A0 = B ⋅ A ⋅ cos α r r α ist der Winkel zwischen B und A0 . r A0 : Normalvektor der Fläche A. [Φ] = 1T ⋅1m 2 = 1 Nmm J Ws VAs =1 =1 =1 = 1Vs = 1Wb Am A A A ...Weber (dt. Physiker, 1804 - 1891) Φ ~ B·A r A0 α r B LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 8.6.4 19 Das Induktionsgesetz in differentieller Form Betrachtet man die qualitativen Versuche von Kap. 8.6.1 mit der neu definierten Größe des magnetischen Flusses, so folgt: Ändert sich die durch den Querschnitt A der Leiterschleife (Induktionsspule) hindurchgehende „Anzahl der Feldlinien“ des magnetischen Flusses, so wird in der Leiterschleife eine Spannung induziert. Die Größe der induzierten Spannung hängt von der Änderungsgeschwindigkeit ∆Φ und ∆t von der Windungszahl ab. Es gibt zwei Möglichkeiten zur Änderung des magnetischen Flusses ∆Φ = ∆ ( B ⋅ A) ⇒ ∆Φ = ∆B ⋅ A ∨ ∆Φ = B ⋅ ∆A 1. Änderung der magnetischen Flussdichte B bei konstanter Fläche A - Transformator, Zündspule 2. Änderung der Fläche A bei konstanter magnetischer Flussdichte B - Generator für Wechselspannung Induktion durch Flächenänderung ∆A 8.6.4.1 Theoretische Herleitung bekannt: U i = B ⋅ l ⋅ v für v = konstant überstrichenen Fläche ∆A in der Zeit ∆t Leiterlänge l v B C + Ui v Fe v Fm V D – t0 = 0s (Startpunkt) ∆s v v v v v ⊥ B ; CD = l ; ∆A = l · ∆s F = e⋅v⋅ B ; v = ∆s ∆t An D bildet sich ein Elektronenüberschuss (- Pol). An C bildet sich ein Elektronenmangel (+ Pol). Das Leiterstück CD = l bildet mit den beiden Metallschienen eine „Leiterschleife“. Zum Zeitpunkt t0 = 0s (Startpunkt) ist die überstrichene Fläche Null. Zu einem beliebigen Zeitpunkt t1 wurde die Fläche ∆A in dem Zeitintervall ∆t = t1 - t0 überstrichen. Auf den Schienen wurde der Weg ∆s zurückgelegt. LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld Ui = B ⋅ l ⋅ v = B ⋅ l ⋅ ⇒ Ui = ∆Φ ∆t 20 ∆s l ⋅ ∆s ∆A = B⋅ = B⋅ mit B ⋅ ∆A = ∆Φ ∆t ∆t ∆t für v = konstant Φ Bis tFeldende erfolgt die Zunahme des Flusses „gleichmäßig“, da die Geschwindigkeit konstant ∆Φ ist. Ab tFeldende verlässt der Leiter das magne- ∆t tische Feld. Es erfolgt keine Änderung des t Feldende t Ui Flusses mehr, d.h. die induzierte Spannung ist danach Null. t Feldende t Ist die Änderungsgeschwindigkeit des Φ (t ) magnetischen Flusses v ≠ konstant, so ist auch die induzierte Spannung nicht konstant. Der magnetische Fluss Φ = Φ ( t ) ist zeitabhängig. Es gilt für ∆t → 0 ∆Φ dΦ(t ) & U i = lim = = Φ′(t ) = Φ ∆ t → 0 ∆t dt Für Ni Windungen gilt: ∆t U i = N i ⋅ Φ′(t ) Unter Beachtung der Vorzeichenregel gilt allgemein: ∆Φ & = − Ni ⋅ Φ ∆ t → 0 ∆t U i = − N i ⋅ lim Induktionsgesetz in differentieller Form FS.S. 57 Aufgaben: FOS AP 1998/III 2.0... FOS AP 1995/III 1.0... FOS AP 2001/III 1.0... t LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 21 8.6.4.2 Induktion durch Flussdichteänderung ∆B Zur Flussänderung gibt es außer der Möglichkeit der Flächenänderung noch die Möglichkeit der Flussdichteänderung ∆Φ = ∆ ( B ⋅ A) = ∆B ⋅ A ; A = konstant aus U i = − N i ⋅ ∆Φ ∆ ( B ⋅ A) ∆B = − Ni ⋅ = − Ni ⋅ ⋅ A folgt mit ∆t ∆t ∆t B = µ0 ⋅ µ r ⋅ J S ⋅ NS bzw. lS NS ⋅ ∆J S lS (Änderung der Flussdichte ∆B durch Änderung der Spulenstromstärke ∆ J S ) ∆B = µ 0 ⋅ µ r ⋅ U i = − N i ⋅ µ0 ⋅ µ r ⋅ A ⋅ ∆J N S ∆J S N ⋅ = −k ⋅ S mit k = N i ⋅ µ0 ⋅ µ r ⋅ A ⋅ S l S ∆t ∆t lS konstant Erfolgt die Änderung der Spulenstromstärke ∆J S nicht gleichmäßig (linear) dann gilt: U i = − Ni ⋅ µ0 ⋅ µr ⋅ A ⋅ NS ⋅ J S′ (t ) = − k ⋅ J S′ (t ) lS Messversuch - Versuchsaufbau und -beschreibung Induktionsspule Funktionsgenerator JS Messverstärker A MV Ui V Feldspule Die Induktionsspule ( N i ) liegt axial in der Feldspule ( N S , lS ). Der Erregerstrom der Feldspule J S wird über einen Funktionsgenerator geliefert. Einstellmöglichkeiten des Funktionsgenerators: JS Man kann die Höhe der maximalen Stromstärke und die Änderungszeiten für das Ansteigen und Abfallen der Stromstärke ∆J S einstellen. ∆t t LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 22 Messtabellen: 1. Versuch: konstant ... ∆J S = 2 , 2 A , N i ; Ui ... qualitativ in Skt (Skalenteilen) Ui ∆t s Ui Skt U i ⋅ ∆t Skt ⋅ s 15 9,0 5,1 2,5 4 6 12 24 60 59 61 60 Folgerung: 1 ∆t 2. Versuch: konstant ... ∆t = 4 , 6 s , N i ∆JS A Ui Skt Ui ∆J s Skt ⋅ A −1 Ui 2,2 1,4 0,8 11,5 7,4 4,2 5,23 5,29 5,25 Folgerung: ∆J S Zusammenfassung: 1 U i ∼ ∆t ⇒ ∧ U i ∼ ∆JS ⇒ U i ∼ Ui = k ⋅ ∆J ∆t ∆J S ∆t ⇒ Index für Spule S wird weggelassen für Ni Windungen gilt Es zeigt sich, dass das Vorzeichen und die Größe der U i = k ⋅ Ni ⋅ ∆J ∆t JS induzierten Spannung Ui von der Steigung der Stromstärkeänderung ∆J S abhängt. ∆t Φ Aufgaben: FOS AP 1997/III 2.0 … FOS AP 2001/III 2.0 … FOS AP 2002/II 2.0 … Ui t t LZ F12.5/B12.8 Elektrisches Feld 23 8.6.4.3 Lenz’sche Regel4 Der induzierte Strom ist stets so gerichtet, dass das von ihm erzeugte Magnetfeld der Ursache seiner Entstehung entgegenwirkt. (LENZ, 1834) I r B Wird ein Stabmagnet mit seinem Nordpol voran gegen einen Drahtring geführt, so wird in dem Drahtring ein Induktionsstrom erregt. Dieser Strom ruft ein Magnetfeld hervor, das dem Magnetfeld des Stabmagneten entgegengerichtet ist. Bei Annäherung an den Ring muss Arbeit gegen diese abstoßende Kraft verrichtet werden. Diese Arbeit liefert die Energie, die für die Ausbildung des Induktionsstromes notwendig ist Energieerhaltungssatz. Wird die Bewegungsrichtung umgedreht, so muss Arbeit gegen die anziehende Wirkung des Magnetfeldes des Drahtringes verrichtet werden. Ursache ist der Strom im Ring, dessen Richtung sich auch umgekehrt hat. Im Induktionsgesetz kommt die Energieerhaltung durch das Minuszeichen zum Ausdruck. 8.6.4.4 Wirbelströme Versuch: Lässt man eine Aluminiumplatte (keine Eisenplatte) im magnetischen Feld zwischen den Schenkeln eines Elektromagneten pendeln, so ist eine starke Abbremsung zu beobachten. Ersetzt man die Platte durch eine geschlitzte Platte, so ist dieser Effekt nicht mehr bemerkbar. 4 Lenz, Heinrich, dt. Physiker 1804 - 1865 LZ F12.5/B12.8 Magnetisches Feld und Induktion 24 Erklärung „Feldrand“ r r v v v v ⊥ B ; Fm1 = (−e) ⋅ (v xB ) ⇒ linker „Feldrand“ wird negativ, rechter „Feldrand“ wird positiv. Diese beiden „Pole“ - Spannungsquelle sind außerhalb des durch die v Feldbereiches v Platte leitend verbunden ⇒ es fließt ein Strom J ⇒ Fm 2 = ( J ⋅ l ) xB ⇒ diese Kraft Fm2 v wirkt entgegen der Bewegung v und hemmt die Bewegung. Ist die Platte geschlitzt (Schlitze liegen senkrecht zur Bewegungsrichtung) so wird nur noch ein kleiner Teil der induzierten Spannung (induzierter Strom) für die hemmende Kraft wirksam. Die Wirbelstromverluste (hemmende Kraftwirkung, Stromwärme) werden geringer. Nur noch in Lamelle 4 kann ein kleiner Strom fließen. Anwendung: Verringerung der Wirbelströme - Wirbelstromverluste Transformator: hier keine mechan. Bewegung sondern Wechselfeld - Stromwärmeverluste verringert durch lamellierten Eisenkern, dünne isolierte Eisenbleche (0,35, 0,5mm) Generator, Motor: Verluste durch mechan. Bremswirkung, Stromwärmeverluste - Abhilfe Kern aus dünnen Eisenblechen Erwünschte Wirbelströme Wirbelstrombremse Drehmomentmessung Elektrizitätszähler Dämpfung von Zeigerinstrumenten, Waage Induktionsschmelzofen, usw. LZ F12.5/B12.8 Magnetisches Feld und Induktion 25 8.6.5 Erzeugung sinusförmiger Wechselspannung 1. Modellgenerator: Spule rotiert langsam im Feld eines Dauermagneten - Zeigerinstrument schlägt nach beiden Richtungen aus ⇒ Wechselspannung 2. Große kreisförmige Spule rotiert im Magnetfeld der Erde. Die induzierte Spannung wird über einen U-t-Schreiber ω = konst ⇒ aufgezeichnet. Für Sinuskurve 3. Ebenfalls eine Sinuskurve erhält man, wenn die große Induktionsspule sich im homogenen Feld eines HelmholtzSpulenpaares dreht. Theoretische Herleitung der „Sinuskurve“ Die Feldlinien durchsetzen bei der Rotation eine veränderliche Fläche A(ϕ ) . Startbedingungen t = 0s: ϕ0 = 0 ; ϕ = ω ⋅t ; Φ = B⋅ A; A(ϕ ) = A ⋅ cos ϕ ; r r A⊥ B; A(ϕ ) ... wirksame Fläche; r A - rotierende Fläche r A = A ... maximale Fläche ⇒ A(t ) = A ⋅ cos(ω ⋅ t ) ... zeitliche Änderung der wirksamen Fläche ⇒ Φ(t ) = B ⋅ A ⋅ cos(ω ⋅ t ) ... zeitliche Änderung des magnetischen Flusses ˆ = Φm B⋅ A = Φ ... Maximal- oder Scheitelwert des Flusses ⇒ ˆ ⋅ cos(ω ⋅ t ) Φ(t ) = Φ ... magn. Fluss einer rotierenden Leiterschleife FS. S. 57 ⇒ ˆ ⋅ ω ⋅ sin(ωt ) Φ′(t ) = −Φ ... notwendig für das Induktionsgesetz U i = − N ⋅ Φ′(t ) LZ F12.5/B12.8 Magnetisches Feld und Induktion ⇒ ⇒ 26 ˆ ⋅ ω ⋅ sin(ωt ) Ui = N ⋅ Φ ˆ ⋅ ω = Uˆ = U m ... Maximal- oder Scheitelwert der Spannung N ⋅Φ U = Uˆ ⋅ sin(ωt ) ... induzierte Spannung einer Leiterschleife FS. S. 58 i Technische Anwendungen Wechselspannungsgenerator: Spannung wird über Schleifringe abgenommen Innenpol- oder Außenpolmaschine Gleichspannungsgenerator: Prinzip wie Wechselspannungsgenerator. Zusatzeinrichtung: Stromwender (Kommutator) jeweils nach einer halben Umdrehung wird die Spannung umgepolt - Schleifringe sind in der Mitte geteilt - pulsierende Gleichspannung. Transformator: Spannung wird durch Wechselfeld induziert - keine bewegten Maschinenteile Effektivwert Der Effektivwert eines Wechselstromes entspricht demjenigen Wert eines Gleichstromes, der die gleiche (thermische oder mechanische) Leistung hervorbringt. Wechselstromarbeit Wechselstromarbeit Gleichstromarbeit Gleichstromarbeit Die Fläche ist die Arbeit W, die ein Strom der Leistung P verrichten kann. W=P·t 1 1 1 PGleichstrom = Peff = U m ⋅ I m = Um ⋅ I m = U eff ⋅ I eff 2 2 2 I U I eff = m U eff = m ⇒ und FS. S. 58 2 2 2 ≈ 1.414 ; 1 ≈ 0,707 2 Messgeräte der Wechselstromtechnik zeigen die Effektivwerte an! Beispiel: Netzspannung U eff = 230V , U m = Uˆ = 325V W = U ⋅ I ⋅ t = R ⋅ I 2 ⋅ t ⇒ Es ist der zeitliche Mittelwert von I2 zu ermitteln ⇒ I eff2 = I 2 = T I2 T I2 I 1 2 I m sin 2 (ωt )dt = m ∫ sin 2 (ωt )dt = m ⇒ I eff = m ∫ T0 T 0 2 2 LZ F12.5/B12.8 Magnetisches Feld und Induktion 27 8.7 Selbstinduktion 8.7.1 Erscheinung der Selbstinduktion - Grundversuche Symbol für eine Spule mit Eisenkern: alt: Versuch 1: Ein- und Ausschaltvorgänge Lampe 1; 6V Widerstand R Spule L U = 6V Lampe 2; 6V S Der regelbare Widerstand R wird so eingestellt, dass er gleich dem Widerstand der Spule ist. Damit leuchten beide Lampen gleich hell. Einschaltvorgang: Beobachtung Lampe 1 leuchtet sofort voll auf Ausschaltworgang: beide Lampen leuchten noch kurze Zeit nach Lampe 2 leuchtet verzögert voll auf Erklärung Auf Grund einer Spannung, die in der Spule beim Feldaufbau induziert wird (Selbstinduktionsspannung), erreicht der Strom im Spulenzweig verzögert seinen Maximalwert. Lenz’sche Regel Das Feld in der Spule „bricht zusammen“ (Feldabbau). In diesem zusammenbrechenden Feld wird in der Spule wieder eine Spannung induziert, die einen Strom hervorruft, der die gleiche Richtung hat wie der ursprüngliche Strom. Lenz’sche Regel Verlauf von Spannung und Stromstärke bei Ein- und Ausschaltvorgängen: IR UR(t) ... UR (t) UL(t) ... IL UG(t) + UL(t) URSp(t) I URSp(t) ... UG(t) ... am ohmschen Widerstand messbare Spannung an der Spule messbare Spannung am Widerstand im Spulenkreis messbare Spannung angelegte Gleichspannung (Rechteckspannung) LZ F12.5/B12.8 Magnetisches Feld und Induktion Einschaltvorgang U 28 Ausschaltvorgang U UR URsp UL Ui UR t t Ui ⋅ ⋅ UL ⋅ ⋅ UG(t) = UR(t) = URSp(t) + UL(t) UL(t) = – Ui(t) I UG(t) = 0 UL(t) = – Ui(t) = UR(t) + URSp(t) I t Versuch 2: 1 2 t A C S R Spule mit Eisenkern A U = 6V B Schalter Stellung 1: Schalter Stellung 2: Schalter Stellung 2 öffnen: D Strom steigt rasch an Strom steigt verzögert an Kontaktblitz (Lichtbogen) Eine Glimmlampe wird zwischen die Klemmen A-B eingebaut. Beim Öffnen des Kontaktes Stellung 2 zündet diese Glimmlampe (notwendige Zündspannung ca. 200V). An den Schaltkontakten tritt ein Funke auf ⇒ Es wurde eine hohe Spannung in der Spule induziert. Zwischen die Klemmen C-D wird nun zusätzlich ein Kondensator (32µF) parallel zu dem Schalter und der Glimmlampe geschaltet. Nach dem Öffnen des Kontaktes bei Stellung 2 zündet die Glimmlampe nicht mehr. Auch ist kein Funke zu sehen. ⇒ Funkenlöschung LZ F12.5/B12.8 Magnetisches Feld und Induktion Amperemeter in Mittelstellung Versuch 3: 29 Joch - beweglich U = 3V U-förmiger Eisenkern Spule S Schalter - Joch angehoben - Schalter einschalten - Zeiger auf Mittelstellung einstellen. Joch auflegen ⇒ Zeiger geht zurück, weil B ↑ und Φ ↑ U i < 0 ; I = U +RUi ; I ↓ - Joch abheben ⇒ Zeiger geht nach rechts (steigt), weil B ↓ und Φ ↓ U i > 0 ; - - I = U +RUi ; I ↑ Nach der Bewegung des Joches geht der Zeiger nach kurzer Zeit wieder auf Mittelstellung! 8.7.2 Induktivität einer langgestreckten Spule / Selbstinduktionsspannung aus U i (t ) = − N i ⋅ dΦ(t ) N folgt mit B = µ0 ⋅ µ r ⋅ I S ⋅ S ; Φ = B ⋅ A und Ni = NS = N dt lS U i (t ) = − µ0 ⋅ µ r ⋅ N 2 ⋅ A dI (t ) ⋅ l dt konstant k= L = µ0 ⋅ µ r ⋅ N 2 ⋅ A l INDUKTIVITÄT Diese Konstante ist ausschließlich von den Daten der Spule abhängig. Einheit: [ L] = Bedeutung: Eine Spule, die bei einer Änderung der Stromstärke von 1 Ampere innerhalb einer Zeit von 1 Sekunde eine Selbstinduktionsspannung von 1 Volt erzeugt, hat die Induktivität von 1 Henry. 1Vs 1A = 1H ... 1 Henry5 damit gilt: Selbstinduktionsspannung Ui an den Enden einer Spule der Induktivität L U i (t ) = − L ⋅ 5 amerik. Physiker, 1797 - 1878 dI (t ) dt FS.S. 58 LZ F12.5/B12.8 Magnetisches Feld und Induktion 30 8.7.3 Schaltung von Spulen Parallelschaltung dJ 1 (t ) dt L1 1) dJ (t ) U (t ) =− i dt L dJ 2 (t ) dt L2 2) dJ (t ) dJ1 (t ) dJ 2 (t ) = + dt dt dt 3) U i (t ) = U i1 (t ) = U i 2 (t ) dJ (t ) dt U i (t ) aus 2) mit 1) und 3) folgt: − U i (t ) U (t ) U (t ) 1 1 1 = − i + − i ⇒ = + L L1 L2 L L1 L2 1 1 1 1 = + + ... + L L1 L2 Ln n ∈ IN Reihenschaltung L1 dJ ( t ) dt L2 U i1 U i2 U i (t ) = − L ⋅ 2) dJ (t ) dJ1 (t ) dJ 2 (t ) = = dt dt dt 3) U i (t ) = U i1 (t ) + U i 2 (t ) U i , ges aus 3) mit 1) und 2) folgt: − L⋅ dJ (t ) dt 1) dJ (t ) dJ (t ) dJ (t ) = − L ⋅ 1 + − L ⋅ 2 ⇒ L = L1 + L2 dt dt dt L = L1 + L2 + ... + Ln n ∈ IN 8.7.4 Energieinhalt einer stromdurchflossenen Spule Eine Spule ist in der Lage magnetische Energie Em zu speichern - Aufbau eine Magnetfeldes. Diese Energie wird z.B. beim Ausschalten der Spule frei und sorgt für den Antrieb des entstehenden Induktionsstromes. d I (t ) d Φ (t ) Es gilt: U i (t ) = − L ⋅ = −N ⋅ bzw. vereinfacht L ⋅ I = N ⋅ Φ dt dt und damit: I ~ Φ für L = konstant I Bedeutung der Fläche unterhalb des Graphen ? [I·N·Φ] = 1A·1Vs = 1VAs = 1Ws = 1J ⇒ Fläche bedeutet Energieinhalt der Spule Em = 1 L⋅I2 2 FS.S.59 N ⋅Φ t1 t1 t1 t1 W = ∫ U i ⋅ I dt = ∫ − L ⋅ 0 0 dI 1 1 ⋅ I dt = − L ⋅ ∫ I dI = − L ⋅ I 2 = L ⋅ I 2 dt 2 I0 2 t0 LZ F12.5/B12.8 Magnetisches Feld und Induktion 31 8.8 Widerstände im Wechselstromkreis 8.8.1 Messschaltungen Unter dem Widerstand eines elektrischen Bauelementes versteht man das Verhältnis von der angelegten Spannung und der Stromstärke U . I Messschaltung I: Messung von Spannung U und Stromstärke I bei veränderlicher Frequenz f U - ... Gleichspannung, stabilisiertes Netzgerät U ∼ ... Wechselspannung; Frequenzgenerator, sinusförmige Spannung mit veränderlicher Frequenz S ... zweipoliger Umschalter S A U- V Hz B A U~ Zwischen die Klemmen A-B wird das zu untersuchende Bauelement geklemmt und Spannung U und Stromstärke I gemessen. ohmscher Widerstand R Spule, Induktivität L Kondensator, Kapazität C Messschaltung II: Darstellung des Stromstärke- und Spannungsverlaufes am Oszilloskop Kanal 2 C U(t) D Kanal 1 U~ RI zum Zweikanaloszilloskop UR(t) Zur Untersuchung des Stromstärke- und Spannungsverlaufes wird das Bauelement (R, C, L) zwischen die Klemmen C-D angeschlossen. Kanal 1: Darstellung des Stromstärkeverlaufes ICD(t) des Bauelements Die Bauelemente sind zum Widerstand RI in Reihe geschalten. Somit gilt für die Stromstärke I = IR = ICD. Des weiteren gilt: UR(t) = RI · IR(t) bzw. UR(t) ~ IR(t). U ⇒ I CD = R ⇒ Kanal 1 zeigt den zeitlichen Verlauf von ICD an R I Kanal 2: Darstellung des Spannungsverlaufes UCD(t) des Bauelements Bei entsprechendem Widerstand RI (RI << RCD) gilt in guter Näherung: U(t) ≈ UCD(t) U(t) = UCD(t)+ UR(t) mit RI << RCD ist UR << UCD Übung: FOS AP 2005 / III LZ F12.5/B12.8 Magnetisches Feld und Induktion 32 8.8.2 Ohmscher Widerstand im Wechselstromkreis Messschaltung I: U 5V = = 1kΩ I 0,005 A R= = R~ U 5V Wechselspannung – f = 1kHz R~ = = = 1kΩ I 0,005 A Ergebnis: Der Widerstand ist bei Gleichspannung und bei Wechselspannung gleich groß. R= = Gleichspannung 8.8.3 Induktiver Widerstand (Spule im Wechselstromkreis) Messschaltung I: U 0,85V = = 0,85Ω J 1A Wechselspannung - f = 3kHz = konst ; Messung von Effektivwerten R= Gleichspannung Ueff in V Ieff in mA U eff in Ω I eff Ergebnis: 2,5 65 5,0 129 7,5 192 38 39 39 Eine Spule hat im Gleichstromkreis einen ohmschen Widerstand. Im Wechselstromkreis vergrößert sich der Widerstand einer Spule. Dieser zusätzliche Widerstand einer Spule heißt induktiver Widerstand XL. Bei Vernachlässigung des kleinen ohmschen Widerstandsanteils gilt: XL = U eff I eff = Uˆ U m = Im Iˆ Abhängigkeiten des induktiven Widerstandes Ueff = ≈ 39Ω = konst FS.S. 69 X L = f ( f ; L) V Versuchs-Nr. f in kHz L in mH Ieff in mA XL in Ω Folgerung: XL = 1 2 3 4 5 LZ F12.5/B12.8 Magnetisches Feld und Induktion 33 8.8.4 Kapazitiver Widerstand (Kondensator im Wechselstromkreis) Messschaltung I: U V = = J A kHz = konst ; Messung von Effektivwerten R= Gleichspannung Wechselspannung - f = Ueff in V Ieff in mA U eff in Ω I eff Ergebnis: Ein Kondensator hat im Gleichstromkreis einen unendlich großen Widerstand. Im Wechselstromkreis verkleinert sich der Widerstand eines Kondensators. Dieser Widerstand eines Kondensators heißt kapazitiver Widerstand XC. Es gilt: XC = U eff I eff = Uˆ U m = Im Iˆ Abhängigkeiten des kapazitiven Widerstandes Ueff = X C = f ( f ;C) V Versuchs-Nr. f in kHz C in FS.S. 70 F Ieff in mA XC in Ω Folgerung: XC = 1 2 3 4 5 LZ F12.5/B12.8 Magnetisches Feld und Induktion 34 8.8.5 Phasenverschiebung von ohmschen, induktiven und kapazitiven Widerständen 8.8.5.1 Ohmscher Widerstand Messschaltung II: Liniendiagramm Zeigerdiagramm ω Uˆ Iˆ Ergebnis: Strom und Spannung sind phasengleich, d.h. ∆ϕ = 0 Uˆ Uˆ U (t ) = Uˆ ⋅ sin(ωt ) mit R = ⇒ Iˆ = R Iˆ I (t ) = Iˆ ⋅ sin(ωt ) 8.8.5.2 Induktiver Widerstand Messschaltung II: Liniendiagramm Zeigerdiagramm ω Û ⋅ Ergebnis: An der Spule tritt die Phasendifferenz ∆ϕ = − π 2 Iˆ zwischen Spannung und Stromstärke auf. U L (t ) = Uˆ ⋅ sin(ωt ) ⇒ π I (t ) = Iˆ ⋅ sin(ωt − ) 2 LZ F12.5/B12.8 Magnetisches Feld und Induktion 35 8.8.5.3 Kapazitiver Widerstand Messschaltung II: Liniendiagramm Zeigerdiagramm ω Û Iˆ ⋅ Ergebnis: An der Spule tritt die Phasendifferenz ∆ϕ = + π 2 zwischen Spannung und Stromstärke auf. U C (t ) = Uˆ ⋅ sin(ωt ) ⇒ π I (t ) = Iˆ ⋅ sin(ωt + ) 2 8.8.6 Theoretische Herleitungen Induktiver Widerstand dI (t ) U L (t ) = Uˆ ⋅ sin(ωt ) mit U L (t ) = −U i (t ) = L ⋅ dt dI (t ) ˆ L⋅ = U ⋅ sin(ωt ) dt Uˆ dI (t ) = ⋅ sin(ωt ) dt d .h. Integration L Uˆ Uˆ I (t ) = − ⋅ cos(ωt ) mit X L = ωL ∧ Iˆ = XL ωL I (t ) = − Iˆ ⋅ cos(ωt ) π I (t ) = Iˆ ⋅ sin(ωt − ) 2 Kapazitiver Widerstand Q (t ) U C (t ) = Uˆ ⋅ sin(ωt ) mit U C (t ) = C Q (t ) ˆ = U ⋅ sin(ωt ) C dQ (t ) Q (t ) = C ⋅ Uˆ ⋅ sin(ωt ) dt mit I (t ) = dt 1 Uˆ I (t ) = ωC ⋅ Uˆ ⋅ cos(ωt ) mit X C = ∧ Iˆ = XC ωC ˆ I (t ) = I ⋅ cos(ωt ) π I (t ) = Iˆ ⋅ sin(ωt + ) 2 8.9 Abschlussprüfungsaufgaben 1991 - III; 90 Minuten, ca. 50 Punkte 1990 - II; 1994 - II; 54 Minuten, ca. 30 Punkte 1995 - III; 49 Minuten, ca. 27 Punkte 1997 - III; 45 Minuten, ca. 25 Punkte *************************************************************************** Ende - Magnetisches Feld *************************************************************************** 27.02.2009 LZ F12.5/B12.8 Magnetisches Feld und Induktion 36 Notizen/Ergänzungen/Zusammenfassung: ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________